
Ihre Meinung zu Warum das griechische Parlament so spät abstimmt
Abstimmung im Bundestag kurz vor Mitternacht? Eher nicht. Was in Berlin höchst ungewöhnlich wäre, ist im griechischen Parlament in Athen die Regel. Doch warum ist das eigentlich so?
Abstimmung im Bundestag kurz vor Mitternacht? Eher nicht. Was in Berlin höchst ungewöhnlich wäre, ist im griechischen Parlament in Athen die Regel. Doch warum ist das eigentlich so?
Die Einigung im Schuldenstreit sorgt für Erleichterung, Griechenland bleibt damit in der Eurozone. Der Preis dafür ist vor allem für die Tsipras-Regierung hoch: Denn die unterwirft sich nun Auflagen, die das Land per Referendum gerade noch abgelehnt hatte. Von Kai Küstner.
Die Euroländer haben sich einstimmig auf ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland geeinigt. Im Gegenzug stimmte die Tsipras-Regierung einem Spar-und Reformpaket zu. Bis Mittwoch soll Athen nun neue Gesetze verabschieden - unter anderem zur Rentenreform.
Seit gestern wird auf dem Euro-Gipfel um eine Einigung mit Griechenland gerungen. Doch auch nach den Gesprächen in der Nacht und vielen Unterbrechungen gibt es bisher keinen Kompromiss. Offenbar sperrt sich Ministerpräsident Tsipras noch gegen einen Punkt.
Die Euroländer erhöhen den Druck auf Athen. Reformen sollen unverzüglich umgesetzt werden, auch mit dem Euro-Aus wird gedroht. Kanzlerin Merkel, Frankreichs Präsident Hollande und EU-Ratschef Tusk berieten zwischenzeitlich allein mit Ministerpräsident Tsipras.
Mit sorgenvollen Blicken schauen die Griechen auf die Verhandlungen in Brüssel. In den Medien und auf der Straße gibt es kaum ein anderes Thema. Viele Menschen sind desillusioniert, viele sorgen sich vor der Zukunft. Von der "Stunde null" ist die Rede.
Für Spanien wurde einst ein schmerzhaftes Hilfsprogramm aufgelegt. Vom zarten Aufschwung ist auf dem Land jedoch wenig zu spüren. ARD-Korrespondent Stefan Schaaf berichtet aus Briviesca - einst eine florierende Kleinstadt, heute ein Ort mit wenig Hoffnung.
Innovative Unternehmen gibt es durchaus in Griechenland. Aber viele hat die Krise bereits die Existenz gekostet. Niemand weiß, wie lange es noch Ware gibt - und niemand weiß, wie lange noch bezahlt werden kann. Und die Situation verschärft sich täglich.
Jetzt müssen die Staats- und Regierungschefs versuchen, woran die Euro-Finanzminister gescheitert sind: Eine gemeinsame Linie im Umgang mit dem überschuldeten Griechenland finden. "Harte Gespräche" erwartet Kanzlerin Merkel. EU-Kommissionschef Juncker kommt mit "gehobenem Kampfesmut".
Solange es keine Einigung über weitere Finanzhilfen für Griechenland gibt, ist auch ein EU-Gipfel sinnlos. Das Treffen der 28 am Abend ist daher abgesagt. Das gibt der Eurozone mehr Zeit, eine Einigung zu finden. Davon sind sie noch "meilenweit entfernt", so ARD-Korrespondent Krause.