
Ihre Meinung zu Rückkehr in ein Kriegsland
69 Menschen wurden vergangene Woche nach Afghanistan abgeschoben. Einer von ihnen ist mittlerweile tot. Die Abgeschobenen werden vor Ort betreut - unter schwierigen Bedingungen. Von Silke Diettrich.
69 Menschen wurden vergangene Woche nach Afghanistan abgeschoben. Einer von ihnen ist mittlerweile tot. Die Abgeschobenen werden vor Ort betreut - unter schwierigen Bedingungen. Von Silke Diettrich.
Ein Afghane wird aus Deutschland abgeschoben und nimmt sich daraufhin das Leben. Nun werden Forderungen nach einem Rücktritt von Bundesinnenminister Horst Seehofer laut - er geriet mit einer Äußerung massiv in die Kritik.
Die Sicherheitslage in Afghanistan habe sich seit 2015 deutlich verschlechtert, so Mirco Günther von der Friedrich-Ebert-Stiftung im tagesschau.de-Interview. Selbst Gebiete, die heute noch als vermeintlich sicher gelten, könnten morgen schon unsicher sein.
Die afghanische Polizei sei von Extremisten und Kriminellen infiltriert, es gebe mangelndes Vertrauen in die Politik: Das sind aus Sicht von ARD-Korrespondent Jürgen Webermann zwei wesentliche Probleme, die die Sicherheitslage in dem Land verschärfen, sagte er NDR Info.
Laut der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung hat sich die Lage in Afghanistan seit dem Beginn der Sammelabschiebungen aus Deutschland dorthin nicht verändert. Sie fordert einen sofortigen Stopp dieser Praxis - und steht damit nicht alleine.
"Jeden Morgen, wenn wir das Haus verlassen, wissen wir nicht, ob wir abends zurückkehren": So schildern Einwohner Kabuls ARD-Korrespondentin Petersmann ihren Alltag - einen Alltag, der nicht zum Bild der Bundesregierung von einem zumindest teilweise sicheren Afghanistan passt.
Die Stimmung war gedrückt bei den afghanischen Asylbewerbern, die am Morgen wieder in ihrer Heimat gelandet sind. Viele wissen nicht, wie es weitergeht. Sie wollen nicht in unsichere Provinzen zurückkehren. Einige überlegen, erneut zu fliehen.
Einer der 50 Afghanen, die am Abend abgeschoben werden sollten, darf vorerst in Deutschland bleiben. Das Bundesverfassungsgericht hat die Abschiebung gestoppt. Am Frankfurter Flughafen protestierten Hunderte Demonstranten für ein Bleiberecht.
Während Deutschland und andere EU-Länder bis zu 80.000 geflohene Afghanen in ihr Heimatland zurückzuschicken wollen, überlegen junge Menschen in Afghanistan, ob sie ausreisen sollen. Sandra Petersmann hat mit Studentinnen gesprochen.
Die Sammelabschiebungen von abgelehnten afghanischen Asylbewerbern starten: Nach ARD-Informationen sollen heute die ersten 50 Personen von Frankfurt nach Kabul geflogen werden. Dort erwartet sie eine ungewisse Zukunft.