Ein Traktor fährt an Kühen vorbei durch die Moorlandschaft des Oberen Rhinluchs

Ihre Meinung zu Kritik an Moorschutzstrategie der Bundesregierung

Aus trockengelegten Mooren entweichen große Mengen an Treibhausgasen. Forscher fordern die Bundesregierung auf, schneller für die Voraussetzungen zu sorgen, dass Landwirte ihre Böden wieder vernässen. Von Oda Lambrecht.

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171 Kommentare

Kommentare

silgrueblerxyz

Vielleicht könnte man die Förderung der Wiedervernässung gezielter gestalten

Zitat://"Mir ist wichtiger, jetzt loszulegen, als noch Jahre über Ziele zu diskutieren und die dann nicht einzuhalten." Sie stelle für das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" vier Milliarden Euro zur Verfügung, so Lemke.//

Wenn das knappe Geld für die Wiedervernässung dort eingesetzt wird, wo es auch einen Nutzen für den Grundwasserstand hat, sofern es Gebiete gibt, wo die Wassermangelprobleme durch eine wiedervernässtes Moor verringert werden können. Dann hätte man mit der Wiedervernässung mehrere Probleme gleichzeitig verringert und das ja jetzt knappe Steuergeld noch sinnvoller eingesetzt.

Ob es Landschaften mit solchen Zustandskombinationen gibt, kann ich selbst nicht ermitteln.

Carpe noctem

So sehr ich den Vorschlag begrüße, Moore aus Gründen des Klimaschutzes wieder zu vernässen - so läuft dieser Vorschlag doch letzten Endes darauf hinaus, dass Landwirte zumindest Teile ihrer Bewirtschaftungsfläche aus der Produktion nehmen und auf Einkommen verzichten müssten. Freiwillig werden das nur sehr wenige tun, zumal die finanzielle Lage vieler Landwirte prekär ist. Konkrete Lösungen für das Dilemma finde ich in dem Artikel nur wenige, der Verweis auf ein "Pilotprojekt" spricht Bände. 

Eine mögliche Lösung wäre, den Landwirt dafür zu bezahlen, dass er die Wiedervernässung zulässt bzw. dafür, auf der Fläche nichts (!) mehr zu produzieren. Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es klingt: Vergleichbare Lösungen gibt es im sog. Vertragsnaturschutz, in dem sich ein Landwirt verpflichtet, auf seinem Land bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, die dem Naturschutz dienen. Das müsste dann aber von der öffentlichen Hand, also von "uns", bezahlt werden. Sind wir dazu bereit?

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draufguckerin

"Eine mögliche Lösung wäre, den Landwirt dafür zu bezahlen, dass er die Wiedervernässung zulässt bzw. dafür, auf der Fläche nichts (!) mehr zu produzieren. Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es klingt: Vergleichbare Lösungen gibt es im sog. Vertragsnaturschutz, in dem sich ein Landwirt verpflichtet, auf seinem Land bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, die dem Naturschutz dienen. Das müsste dann aber von der öffentlichen Hand, also von "uns", bezahlt werden. Sind wir dazu bereit?" 

Möglich wäre das und es geschieht ja auch in ähnlicher Weise, z.B. durch Brache, d.h. dass eine Fläche temporär aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wird.  Sie kann sich selbst überlassen werden (Selbstbegrünung) oder durch gezielte Begrünung (Einsaatbrache) angelegt werden. Oder durch Blühstreifen, die an den Rändern der Äcker angelegt werden, um das Leben und die Vielfalt von Insekten zu fördern. Für den fehlenden Ertrag bekommen die Bauern eine Entschädigung.
 

NieWiederAfd

Über den Schutz der Moore und auch über Renaturierung kann und muss man streiten. 

Aber geht das vielleicht auch ohne Bauern-Bashing? Mehr als 317.000 (!) Landwirte haben in Deutschland ihren landwirtschaftlichen Betrieb aufgegeben in den letzten 20 Jahren. Zunehmender Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel, sinkende Preise, höhere Ausgaben für Einkäufe und Energie und fehlender Nachwuchs sind die Gründe. 

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ich1961

Wissen Sie, als ich Kind war haben die Bauern schon gejammert, das sie nicht genug Geld verdienen - so habe ich sehr viel Zeit gehabt mich daran zu gewöhnen.

Und über das folgende sollte man vielleicht auch mal nachdenken:

****....   In Deutschland machen trockengelegte Moore weniger als 10 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Laut Zahlen aus dem Jahr 2020 verursachen sie aber 37 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Bodennutzung.   ....****

https://www.boell.de/de/2023/01/10/trockengelegte-moore-so-viele-emissi…

 

NieWiederAfd

Zitat: als ich Kind war haben die Bauern schon gejammert, das sie nicht genug Geld verdienen...

Ehrlich gesagt bin ich von Ihnen bessere Kommentare gewohnt.

Wissen Sie, ich bin auf einem Familienbetrieb groß geworden, und in der Tat gab es schon in den 70er Jahren die Sorge, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen den Hof aufgeben müssen. Für Familienbetriebe besteht eine (von vielen...) Crux darin, dass man als Hof mit mehreren Standbeinen die Arbeit oft nicht mehr leisten kann, und als Hof, der sich auf ein oder zwei Bereiche konzentriert, in Abhängigkeiten gerät, die dem Betrieb den Garaus machen können. Das Höfesterben ist real.

draufguckerin

"Über den Schutz der Moore und auch über Renaturierung kann und muss man streiten. 

Aber geht das vielleicht auch ohne Bauern-Bashing?"  

Richtig. Letztlich sorgen die Bauern für unser täglich Brot. Landwirtschaftliche Erzeugnisse sind Rohstoffe, die zur Nahrungsmittelerzeugung gebraucht werden. Und was es bedeutet, zu wenig Rohstoffe zu haben und von ausländischen Rohstoffen (u.a. Gas) abhängig zu sein, haben wir gerade schmerzhaft erfahren. Der Niedergang der Landwirtschaft würde eine Abhängigkeit mehr bedeuten.

Account gelöscht

Wenn hier einzelne Kommentatoren die Landwirtschaft für alles verantwortlich machen wollen, sage ich dazu:

Würde nicht die Nachfrage nach z. B. Fleisch oder Milch so immens in Deutschland sein, würde statt dessen die Nachfrage nach veganer Ernährung viel, viel höher sein, gäbe es viele umweltschädliche Phänomene in der Landwirtschaft nicht.

Die viel zu große Tierhaltung belastet unsere Umwelt enorm.

Die Entsorgung der Gülle, der übermäßig hohe Verbrauch von Wasser (15000 Liter für 1 kg Rindfleisch), der übermäßige Anbau von Masttierfutter anstatt von pflanzlichen Lebensmitteln für den Menschen und hier die Trockenlegung von Mooren für den Zweck der Weidelandgewinnung für Kühe …

Das alles sind Faktoren, die für die Umwelt eine Katastrophe sind.
 

Die Landwirtschaft muss durch eine geänderte Nachfrage zu einer Änderung gebracht werden. Man sollte die Tierhaltung drastisch zurückfahren zugunsten der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln.

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NieWiederAfd

Sagen Sie das mal Aiwanger, Söder und Co, die mit aggressivster Wortwahl a la "sollen die Grünen selber fressen" Stimmung machen.

Bender Rodriguez

Immer wieder die Idee, mehr Pflanzen, zuessen.

Die schmecken halt nicht jedem.

Und der Nährwert fehlt in diesen Vergleichen auch immer.

Ein Mensch kann mit einer 10ha grossen Wiese nichts anfangen.

Ausser man stellt eine Kuh drsuf, oder baut weizen an. Dann gibt es halt keine Wiese mit bienen und insekten mehr.

Das fehlt auch immee in den vergleichen.

Nachfragerin

Weidehaltung bindet CO2...

"Das entspricht etwa sieben Prozent der Gesamtemissionen - und ist beispielsweise sogar deutlich mehr, als der gesamte innerdeutsche Flugverkehr verursacht."

Dann sollte man den innerdeutschen Flugverkehr schnell verbieten, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, dass ein wiedervernässtes Moor den Flugverkehr rechtfertigen könnte.

Davon abgesehen habe ich an anderer Stelle gelesen, dass die Weidehaltung CO2 bindet.

Bender Rodriguez

Milch ist komplett überberbewertet. Es gibt eh zu viel davon.

Dafür muss man keine Natur zerstören.

Also Moore renaturiern.

Da haben alle etwas davon.

Kaneel

Im gestrigen Update Wirtschaft wurde auf die Klimaschädlichkeit des Holzschutzgas Sulfurylfluorid hingewiesen. Es wird zur Behandlung von Baumstämmen, die in den Export, vor allem nach China gehen, eingesetzt und hilft u.a. gegen den Borkenkäfer. 

In der Regel beträgt der Anteil des Ausstoßes zwar nur 0,1 bis 0,2 Prozent, aber aufgrund der Dürrezeiten ab 2018 und dem damit verbundenen Waldsterben wurde 2020 40 Prozent mehr Holz geschlagen. 

In den Jahren 2020 bis 2022 wurde im Hamburger Hafen Sulfurylfluorid vergleichbar mit der CO2-Menge des gesamten innerdeutschen Flugverkehrs eines Jahres in die Atmosphäre ausgestoßen. Bisher gibt es in der EU kein alternativ zugelassenes Mittel, wie es z.b. in Neuseeland bereits eingesetzt wird. 

https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesschau24/boerselive/vi…

(hoffe mir schlägt kein allzu heftiger whataboutism-Vorwurf entgegen - die Thematisierung ist als Ergänzung, nicht als entweder oder gemeint)

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Mass Effect

Danke, ich persönlich empfand den Link als  interresante Ergänzung zu diesem Thema.

gelassenbleiben

(hoffe mir schlägt kein allzu heftiger whataboutism-Vorwurf entgegen - die Thematisierung ist als Ergänzung, nicht als entweder oder gemeint)

nein kein Vorwurf, im Gegenteil, danke für den Hinweis!

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Charles v. Rinnbach

Hier im Forum werden die Auswirkungen veganer Ernährung als Benefit für den CO2 -Ausstoss vermutlich überschätzt: eine kleine Rechnung Ertrag Mais/ Weizen  mit 86 TS(Trockensubstanz) 99,8 dt Futterverwertung Masthähnchen 1/1,625 sind ergeben 70,77dt Hähnchen mit einem Wassergehalt von 60% als 28,31 TSdt pro ha. Salate mit Ø 90dt pro ha haben einen Wassergehalt von 95 % das ergibt 4,5dt TS /ha 

Wenn Sie sich von Tierfutter ernähren mögen, haben sie tatsächlich einen geringeren Res-Verbrauch. Ansonsten müssen Sie jede Kultur einzeln betrachten. Das zum Verzicht von Fleisch auch andere, mutmasslich auch gewichtigere Gründe, angeführt werden können ist selbstredend. Aber in diesem Zusammenhang geht es schließlich um die Wiedervernässung von Mooren.

Und nicht wenige zagen bei dem Gedanken die Produktion von Lebensmittel immer mehr ins Ausland zu verlagern. Und haben dabei berechtigte Zweifel daran, dass sich dadurch eine Veringerung der klimawirksamen Emissionen einstellen lässt.

Apollo1995

Der Teufelskreis der Einsichten

Wenn die Bundesregierung den dringenden Forderungen der Forscher nachgibt, die trockengelegten Moore wieder zu bewässern, oder zumindest zu befeuchten, werden sie auf einen erheblichen Widerstand des Bauernverbandes treffen. Die strapazierten Agrarerträge einiger Bauern lassen es nicht zu, noch mehr Agrarland zu verlieren. Aber dies betrifft nicht alle Bauern. Im Grunde will jeder Bauer die dickste Kartoffel! Und da spielen nicht nur die ökonomischen Interessen der Bauern eine Rolle, sondern die der chemischen Industrie in einem noch größeren Maße ebenso. Viele Bauern wissen um den ökologischen Zustand ihrer Böden und Ackerflächen. Der Klimawandel lässt merklich die letzten Jahre ihre Erträge schmälern, durch Unwetterschäden und Trockenheit durch fehlenden Regen! Da kommt dann so eine verpflichtendes Dekret die ehem. trockengelegten Moore zu bewässern gerade schlecht! Aber wenn sie nicht nachgeben wird es in Zukunft noch düsterer als jetzt ist!

SaBotAge

"Die Bundesumweltministerin entgegnet: "Mir ist wichtiger, jetzt loszulegen, als noch Jahre über Ziele zu diskutieren und die dann nicht einzuhalten.""

Auf diesen Satz kommt es wohl an, die Klimaziele werden nicht eingehalten werden.

Sich mit dem Bauernverband anlegen viel spaß dabei, sieht mir nach einer Nebelkerze aus.

DeHahn

Was ist der Kern des Problems? Na, dass die Bauern ZU WENIG für ihre Produkte erhalten, während die Lebensmittelkonzerne dicke Profite erwirtschaften. - In der Politik der "Konservativen" wird immer das rührende Bild des LANDWIRTS bemüht, während Agrarkonzerne mit Riesenflächen und Glyphosateinsatz die Preise drücken. Die betreiben Ställe mit 20.000 Schweinen, welche das Grundwasser der Heimatgemeinde versauen, aber für die Kommune "gute" Einnahmen generieren, so dass man sie gewähren lässt. - Und so weiter, und so weiter ...

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