Fans des DFB-Teams jubeln beim EM-Spiel gegen Portugal in einem Münchner Biergarten

Ihre Meinung zu Nach dem Corona-Lockdown: Wenn Normalität Angst macht

Biergarten, Kino, Schwimmbad - der Sommer ist da mit vielen zurückgewonnenen Freiheiten. Bei manchen Menschen sorgt aber genau das für Beklemmung und Angstzustände. Das ist aber kein Massenphänomen. Von Kim Ruoff.

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Kommentare

Haki1906

Bei jüngeren Menschen beobachte ich in den letzten Jahren irgendwie gefühlt generell eine Abnahme der sozialen Kompetenzen, mMn unter anderem durch die ganze Digitalisierung....es wird immer weniger "von Angesicht zu Angesicht" miteinander kommuniziert, sondern mehr "digital"...dadurch fallen Dinge wie Gestik, Mimik etc oftmals weg, und viele fühlen sich in Foren etc. auch "anonym".

Mag nur ein subjektives Empfinden sein, aber dadurch scheinen nromale soziale selbstverständliche Umgangsformen leider immer mehr zu verrohen.

Kann mir gut vorstellen, dass es soziale Ängste/Phobien dann auch leichter haben, zu entstehen, wenn es dann darum geht, sich außerhalb der eigenen "Höhle" zu bewegen, wenn nun seit 1,5 Jahren NOCH mehr der täglichen Kommunikation notgedrungen digital abläuft.

Nelke785
Werner1955

Ich würde das nicht als Todesängsten bezeichne sondern als Ausdruck von Empathie und Mitleid mit den Opfern, besonders wenn es auch Familienangehörige getroffen hat.
—————————-
Das ist eine andere Baustelle. Es ging um Kinder deren Todesängste auch mit aus den Medien verursacht wurden.

berelsbub
@ Jautaealis

„denn die gesellschaftlichen Zustände vor Corona waren am Ende doch annähernd unerträglich und im übrigen auch der entscheidende Faktor dafür, dass eine derartige Pandemie überhaupt ausbrechen konnte: mit anderen Worten ein wohltuend reinigendes Gewitter.......“

Ihre Glücksgefühle in Ehren, aber die Einschränkungen waren der Hochphase der Pandemie geschuldet.
Das aus ihrer Sicht reinigende Gewitter ist aber bald vorbei und jeder wird wieder nach seinen Vorstellungen raus in die Sonne gehen.
Und Angebot und Nachfrage zeigen, viele freuen sich auf ihr altes Leben vor Corona.

berelsbub
@ 11:39

„Ich sage es einmal ehrlich und rundheraus: Ich leide selbst an diesem Cave-Syndrom. Ich fahre nach Möglichkeit nicht mit Bussen und Bahnen, weil ich nicht in einer Menschenmenge sein möchte. Ich buche mir einen Leihwagen oder fahre Fahrrad. Wenn irgendwo eine Menschenmenge jubelt oder johlt, gehe ich in die andere Richtung. Ich gehe nicht in volle Klamottenläden oder volle Fußgängerzonen. Ein Konzert werde ich so bald nicht besuchen und Urlaub mache ich höchstens weit ab vom Massentourismus.“

Respekt vor so viel Ehrlichkeit. Schränkt Sie diese Angst denn nicht so weit ein, dass sie das Gefühl haben, dagegen was machen zu müssen. Oder können Sie damit glücklich leben, ohne das Gefühl, das ein oder andere doch mal gerne machen zu wollen?

bolligru
"Cave-Syndrom"

Das "Cave-Syndrom" ist eine, aber leider nur eine Folge von vielen der verordneten Maßnahmen. Von vornherein fehlte eine Abschätzung dieser Folgen und zwar nicht nur der wirtschaftlichen Folgen. Es war ein Fehler, dies unberücksichtigt zu lassen obwohl viele, und zwar auch namhafte Wissenschaftler warnten, man müsse das Gesamtbild betrachten und nicht einseitig auf die Infektionseindämmung fixiert sein und das bedeutete laut Aussagen aller politisch Verantwortlichen vor einem Jahr noch: "Schutz der Vulnerablen und dadurch Verhinderung einer Überlastung der Krankenhäuser" Es ging um die Katastrophe und Bilder wie in Bergamo waren allgegenwärtig. Es war die Rede von einer Sterblichkeit von 4% bei einer Infektion, obwohl schon damals klar war, das dies übertrieben ist.
Heute geht es um den "geordneten Rückzug". Die Menschen seien wohlmöglich überfordert, wenn man ihnen alle Freiheitsrechte unverzüglich zurückgäbe. Sie könnten zurückblickend fragen, welche Maßnahmen welchen Effekt hatten.

nie wieder spd
@ um 11:39 von Forengedöns

Ihr Verhalten ist aber eher Vernunft als Angst.
So, wie man sich auch im Straßenverkehr an die Regeln hält und eben nicht mit 100 durch eine geschlossene Ortschaft fährt. Darauf verzichte ich persönlich nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus der Vernunft und dem Wissen heraus, dass meine Unvernunft Todesopfer zur Folge haben könnte.
Und unabhängig von Angst oder Vernunft möchte ich dafür nicht verantwortlich sein.

leider geil
@ franky10

So kommen wir nie in die alte neue Realität.

In die alte Realität will ich auch gar nicht zurück.

frosthorn
@Rudolf238, 12:13

Sollen doch die Alten daheim bleiben, können die Jungen feiern, ist m.M.

Jaja, diesen "Vorschlag" habe ich schon oft gehört. Er ist einfach Rücksichtnahme pur, deshab so einleuchtend.
Sollen doch die Angsthasen daheim bleiben, dann können die Mutigen auf der Autobahn in der falschen Richtung fahren.

Donousa
Jeder hat anders Angst

Der eine vor einer Krankheit.
Der andere vor der Einsamkeit.
Der dritte vor unsinnigen Einschränkungen.
Der nächste vor Menschenmengen.

Hier im Forum sind alle vertreten. Da gibts kein richtig oder falsch.
Es wäre hilfreich, wenn jeder die Ängste der anderen zumindest toleriert. Und seine eigenen Befindlichkeiten nicht in absolute Handlungsanweisungen und Verunglimpfungen verpackt.

Es gibt Partygänger.
Es gibt Cave-Syndrom-Belastete.
Dazwischen eine Menge Menschen, die einfach normal leben wollen.
Und es gibt ein Virus, was wir nicht mehr loswerden. Wir müssen damit leben. Jeder auf seine Weise.

melancholeriker
um 11:27 von jautaealis

Danke für dieses deutliche und heimleuchtend klare Destillat. Pathologisieren oder Verteufeln von Maß, Vernunft oder Einkehr ist, wie es 'teachers voice' in einem Beitrag in diesem Thread bereits angedeutet hat, möglicherweise (oder für mich ganz sicher) das Signum einer Projektion eigener aggressiver Ängste vor Verlusten an Weltbild/ einem Selbstkonzept, in dem der Selbstwert nur noch am wirtschaftlichen Erfolgsnachweis festhängt wie eine Wespe im Gelee. Wenn ich lese, daß ich als
,,Verbraucher" neuerdings in aller Deutlichkeit einer Pflicht nachkommen muß, über den Bedarf hinaus zu konsumieren, damit diese träge Maschine bloß nicht zusammenbricht, ist mein Ehrgefühl mindestens so angerührt wie die Würde der Menschen in Kummer und Armut, die sich diesen stolzen Wahnsinn aus der Ferne oder direkt ansehen müssen. Daß an diesem die rasch explodierende Klimakatastrophe sehr einprägsam gekoppelt ist, wissen allein die, die der berechtigten Angst vor einer Irreparabilität nüchtern folgen.

Zuckerzucht
Was für „Cave Syndrom“?

Ich kam gestern Abend am Hamburger Hauptbahnhof von 5 ruhigen Tagen an der Ostsee zurück. Der Unterschied war brutal.
Am hbf war es erwartungsgemäß laut. Alkohol floss in Mengen und in den 15 Minuten in denen ich da war, gab es zwei Schlägereien. Als ich dann in Eimsbüttel ankam war es fast identisch. Überall Menschen, alle gehetzt und gestresst und im schlimmsten Fall betrunken und vielleicht sogar aggressiv. Ich bin Mitte zwanzig und ich war sechs Jahre lang intensiv feiern. Aber ich merke wie die Ruheoasen immer kleiner werden.
Ich merke wie mich Menschenmassen unruhig werden lassen und ich merke dass ich sehr sehr wenig echte Zeit für mich finde.
Zeit in der ich allein mit mir bin, ohne etwas zu müssen oder zu sollen.
Also: nur weil man sich dem Mainstream nicht anschließen möchte und blind und feierwütig seine kostbare Energie verbrauchen möchte, hat man noch lange kein weirdes Syndrom.
Ich bin sehr glücklich darüber dass ich noch diese Verbindung zu Geist und Seele habe.