
Ihre Meinung zu Wie Gedenken an die NS-Zeit in Zukunft funktionieren kann
Mit einem Festakt ist an den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald 1945 erinnert worden. Das Gedenken an die Zeit des Nationalsozialismus steht vor einem Wandel. Wie kann es weitergehen? Von Dagmar Weitbrecht.
Technisch -
Auch vor dem Hintergrund, dass die Zeitzeugen immer älter und weniger werden, sehe ich eine Chance bei den technischen Möglichkeiten.
Denn Gedenken allein reicht nicht aus. Die Geschichte muss nachvollziehbar, spürbar sein, damit Aufklärung wirkt.
Und gerade daran könnten junge Menschen interessiert werden, wenn z.B. per VR-Brille eine Zeitreise in diese dunkle Zeit möglich ist.
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"Denn Gedenken allein reicht nicht aus. Die Geschichte muss nachvollziehbar, spürbar sein, damit Aufklärung wirkt."
Ich halte die Rede von Jenninger noch immer für eine der gelungensten Gedenkreden. Er hatte es damals gewagt den Nationalsozialismus nicht als das Böse weit weg zu schieben, denn damit kann sich niemand identifizieren, niemand will böse sein oder hält sich dafür. Er hatte den Weg dahin beschrieben und die gefährliche Attraktivität, der einfache Leute in der Wirtschaftskrise damals nicht widerstehen konnten, und das Hitler mindestens teilweise Antworten auf diese Probleme hatte. Nur so begreift man, das die Wiederholung jederzeit möglich ist.
Und sie standen bis zum Ende zu Hitler. Das ist das Schlimmste daran.
"Und sie standen bis zum Ende zu Hitler. Das ist das Schlimmste daran."
Eine Abkehr/Umkehr erfordert es, sich selbst zu revidieren und je mehr unter NS Herrschaft geschehen ist kommt das einem Schuldeingeständnis gegenüber sich selbst gleich. Einige NS-Reden sind rhetorisch so geschickt perfide, das sie es dauf anlegen die Angesprochenen zu Mittätern zu machen.
Hitler hatte keine Antworten auf die Probleme, aber er behauptete, er hätte sie, und viele Menschen glaubten ihm.
Die Parallelen zur heutigen Zeit sind in höchstem Maße besorgniserregend.
Hören oder lesen sie nochmal Jenninger. Er hatte durch den wortwörtlich "National-Sozialismus" die schlimmsten wirtschaftlichen Nöte beseitigt. Mit Kraft durch Freude konnten sogar Millionen erstmals Urlaube machen.
Die Rechten als Versager abzuschreiben ist zu einfach, vor allem wenn man es selbst nicht besser macht.
@Oliv 18:13
| "Ich halte die Rede von Jenninger noch immer für eine der gelungensten Gedenkreden. Er hatte es damals gewagt den Nationalsozialismus nicht als das Böse weit weg zu schieben, denn damit kann sich niemand identifizieren, niemand will böse sein oder hält sich dafür." |
Zu der Rede habe ich folgendes gefunden: "Intellektuell und akademisch war wenig zu beanstanden an dem Text, den Jenninger vortrug. Mit dem Vortrag des komplizierten Manuskripts, das ein Mitarbeiter, gestützt auf die Ergebnisse historischer Forschung, in langer Mühe ausgearbeitet hatte, war der Politiker überfordert." Qhttps://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/171555/ungluecklicher-staat…
Heutzutage wird ja immer davon gesprochen, dass die Menschen mitgenommen werden müssen.
Das geschieht auch, indem sie nicht überfordert werden. Denn leider sind es die Vereinfachungen der Rechtsextremen, die die Menschen in die Falle locken.
Die zukünftigen Generationen entscheiden selbst wie sie damit ungehen werden.
@rolat 18:18
| "Die zukünftigen Generationen entscheiden selbst wie sie damit ungehen werden." |
Und es liegt an den Älteren und aktuellen Generationen, dafür zu sorgen, dass die zukünftigen Generationen überhaupt wissen, dass es etwas gibt, womit sie werden umgehen müssen.
Genau so ist es. Und bei anderen Themen würde der User Ihnen vermutlich recht geben.
Natürlich. Wer denn sonst?
Natürlich. Wer denn sonst?
Logisch. Es geht darum wie sie entscheiden, und die kann eine andere sein als man erwartet.
"Nie wieder ist jetzt" heißt, daß genau jetzt gegen den aufgekommen Faschismus gekämpft werden muß.
Viele Familien haben noch Leichen im Keller und man sollte seinen Kindern davon erzählen. Es waren fast nie nur die Anderen.
Leider funktioniert das so nicht.
Diese "dunkle Zeit" war ja für viele, gerade junge Menschen eine Zeit des Aufbruchs, Fortschritts und Optimismus. Der Gemeinsinn und die Kameradschaft in der HJ wäre wohl auch für viele heutige Jugendliche geradezu "unheimlich" attraktiv ... :-(
Die Opfer, die Juden, die hat man ja zuerst mal garnicht gesehen ... die schlimmsten Verbrechen an ihnen geschahen oft im Verborgenen und hunderte Kilometer entfernt ausserhalb der Reichsgrenzen... obwohl man, wenn man es denn hätte sehen WOLLEN (angesichts 20.000 über Deutschland verteilter KZ- Neben- und Aussenstellen) man durchaus die Unmenschlichkeit des Umgangs hätte sehen KÖNNEN mit den jüdischen Menschen, die man noch kurz vorher auf der Strasse gegrüsst hatte, bei denen man eingekauft hatte oder sich in ärztliche Behandlung begeben hatte ..
Da hilft leider keine VR Brille ... :-(
Die Opfer, die Juden, die hat man ja zuerst mal garnicht gesehen
Ach Mann. Natürlich hat man mitbekommen, daß die Juden immer weniger wurden, und nach der Reichspogromnacht, die natürlich jeder, wirklich jeder mitbekam, hätte es auch dem Letzten dämmern müssen, was da passierte. Wer erzählt, er hätte nichts gewusst, der lügt.
Natuerlich hat das jeder sehen koennen. Das hat Margot Friedlaender gestern deutlich gemscht: Jeder konnte auf den Strassen sehen, wie sich der Hass auf den Strassen ab 1932 deutlich sichtbarer genacht hat
"die schlimmsten Verbrechen an ihnen geschahen oft im Verborgenen und hunderte Kilometer entfernt ausserhalb der Reichsgrenzen" - Dass die Juden auf einen Judenstern tragen musten, auf der Straße verprügelt wurden, ihre Geschäfte zertrümmerte wurden, sie aus ihren Wohnungen prügelte wurden und Synagogen niederbrannte wurden, hat NATÜRLICH NIEMAND BEMERKT! - Merkwürdig: in Hamburg sah ich in Baggerschuten mit Gut aus den Alsterkanälen massenhaft Nazimedaillen. Diese hatten die Bürger Hamburgs nach der Eroberung durch die Briten vorsorglich tonnenweise von den Alsterbrücken ins Wasser geworfen, denn sie hatten ja NIE WAS MIT DEN NAZIS ZU TUN GEHABT! So geht REINWASCHEN.
Natürlich hat man die gesehen. Das die Fenster der Juden eingeworfen wurden und Feuer gelegt wurde war nicht zu übersehen. Sinagogen wurden angezündet und enteigent. Viele haben gejubelt.
Ich hatte das Glück, dass mich meine Eltern über die Sünden von ihren Eltern und auch von ihnen erzählt haben.
Man hat mir gezeigt, wo in unserer Kleistadt Juden gewohnt haben. Das war jedes dritte Haus. Die sind durch den Ort getrieben worden.
Das schlimmste für mich war, als meine Tante sagte, dass war ihre schönste Zeit.
Da wird man sprachlos
Bitte schieben Sie es nicht mir zu, dass Ihnen die Phantasie fehlt, was mittels einer VR-Brille nahezu unmittelbar erlebbar gemacht werden könnte.
Allein als "abweichender" Mensch die Situation erleben zu müssen, dass nur der Inhalt eines Koffers für das zukünftige Leben mitgenommen werden darf, die eigene Wohnung mit allem Eigentum drin verlassen werden muss, wird eine Wirkung erzeugen. Das unmittelbare Vorgehen der Kräfte, die dies durchsetzen, wird spürbar.
Da ist das Erleben im KZ noch nicht mal angedeutet.