Studierende in einem Hörsaal

Ihre Meinung zu Armut bei Studierenden: Wenn das BAföG nicht zum Leben reicht

Ein Drittel der Studierenden in Deutschland lebt in Armut: BAföG-Sätze sind zu niedrig, Unterkünfte zu teuer. Die psychische Belastung wächst. Eine Herausforderung für das künftige Bundesbildungsministerium. Von S. Delonge.

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88 Kommentare

Kommentare

Nettie

“Wenn das BAföG nicht zum Leben reicht“

Wächst nicht nur die psychische Belastung der Betroffenen (und dauert ihr Studium in der Regel länger), sondern muss auch die gesamte Gesellschaft (länger) verzichten:

"Der einzige wirkliche Rohstoff, den wir haben, ist die Qualifikation unserer Menschen. Das sind die vielen guten und hochqualifizierten Fachkräfte. Und deswegen ist es wichtig, dass man in Bildung, in Ausbildung, in Hochschulen investiert. Denn die Studierenden von heute sind die Ärztinnen, die Lehrkräfte, die IT-Experten, die Ingenieure von morgen. Und auf die können wir nicht verzichten."

Bahnfahrerin

„Doch das Bundesverfassungsgericht erteilte ihr eine Absage. Es bestehe kein verfassungsrechtlicher Anspruch auf die staatliche Finanzierung eines Studiums.“

Das kann ich ehrlich gesagt nach wie vor nicht verstehen. Das Bürgergeld sollte doch gerade Aus- und Weiterbildung fördern? Warum wird es dann nicht auch Studierenden zugestanden, die genau das tun? Und dann zum Großteil recht absehbar wieder aus dem Leistungsbezug draußen wären? Im Gegensatz zu vielen anderen „Dauer-Beziehern“?

Ein weiteres Unding ist, dass für Bafög immer noch das Elterneinkommen entscheidend ist - unabhängig davon, ob der/die Studierende davon auch was sieht. 

Zielgerichtete Förderung und wirkungsvolle Maßnahmen sehen anders aus. 

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AbseitsDesMainstreams

"Ein weiteres Unding ist, dass für Bafög immer noch das Elterneinkommen entscheidend ist - unabhängig davon, ob der/die Studierende davon auch was sieht."

Das ist wohl der springende Punkt. Es sollte elternunabhängig BAföG auf voller Kreditbasis geben. Derzeit wird sehr viel getrickst und Ersparnisse/Besitz verschoben, um das BAföG, das zum Teil geschenkt wird, zu ergattern. Bis zum 30. Lebensjahr dürfen die Ersparnisse und der Besitz (inkl. Pkw) nicht über 15.000 Euro Schonvermögen liegen. Wer also für die Nachkommen etwas vorsorgt ist beim BAföG raus.

Das ist ungerecht, dass Familien, die Eigenvorsorge betreiben, so mit Füßen getreten werden. Menschen, die sich auf den Staat und das Geld anderer verlassen werden dagegen in diesem Staat mit BAföG belohnt. Ist das richtig?

Bahnfahrerin

Richtig. Und wenn die Eltern zwar aus Sicht der Regelung ausreichend verdienen, das Geld aber aus welchem Grund auch immer (zB aufgrund von Schulden) hinten und vorne nicht reicht, schaut der Studierende in die Röhre. 

Nettie

„Es sollte elternunabhängig BAföG auf voller Kreditbasis geben“

Das würde nichts an der unverhältnismäßigen (und damit vom humanitären Grundprinzip  der Chancengleichheit her prinzipiell ungerechtfertigten) Belastung derjenigen ändern, die nicht auf die Unterstützung ‚reicher‘ Eltern zählen können.

werner1955

Wenn das BAföG nicht zum Leben reicht?

Sollte man mit mehr Verzicht  und mehr persönlicher Leistung und arbeit daruf reagieren. 

Was nicht hilft immer mehr von anderen zu fordern. 

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wie-

>> Sollte man mit mehr Verzicht  und mehr persönlicher Leistung und arbeit daruf reagieren. 

Offenbar haben Sie von einem Studium im Jahr 2025 keine Ahnung.

>> Was nicht hilft immer mehr von anderen zu fordern. 

Spannend, dass sich das "von anderen fordern" immer durch Ihre Beiträge hier zieht.

werner1955

keine Ahnung.? Doch.In meiner Familie habenn mehrere  auch Studiert.

Ohne Bafög und Eltern. Fernstudium und Dual. Alles sehr schwer für Sie aber Erfolgreich geschaft.

werner1955

Für die vielen die gerne und viel fordern bin ich nicht verantwortlich.

Ich fordere ja nur eigenverantwortung.aber

FantasyFactory

Sie sind ja nicht betroffen. Da kann man gut reden.

Wir brauchen aber gut Ausgebildete Menschen in allen Bereichen.

Was wir weniger brachen sind Menschen die Vorurteilen, Stigmatisieren und Ihr eigenes Lebensmodel als das Ideale ansehen und über alles andere sich negativ äußern und rumnörgeln.

CS

Der Forist hat aber vollkommen Recht. Ich habe im Studium auch gearbeitet und müsste daher auf wenig verzichten.

werner1955

Sie sind ja nicht betroffen?

Doch. Ich zahle als Rentern durch Steuern, abgabrn und Gebühren überall fürcBafög, Unis usw. mit

 

asimo

Und die gut und schnell ausgebildeten Ex-Studis zahlen Ihre Rente. Es ist ein Geben und Nehmen. Homo economicus könnte auch sagen eine Investition. Ich bin eher für geben und nehmen. Ich habe schon mal was bekommen und ich gebe auch gern. So funktioniert eine Solidargemeinschaft.

werner1955

Sehe ich auch so. 

Habe 50 Jahre viele gegeben und zahle selbst als Rentern noch.n

Nettie

„Wir brauchen aber gut Ausgebildete Menschen in allen Bereichen.“

Exakt. Mit Betonung auf allen.

Bahnfahrerin

Und was sagen Sie den 88%, die gar kein Bafög bekommen? 

werner1955

Die brauchen keins. Gut so.

Bahnfahrerin

Träumen Sie weiter. Denn das ist schlicht falsch. Sicherlich sind darunter x% die wirklich die besagten reichen Eltern haben. Aber alle garantiert nicht - war damals selbst davon betroffen und weiß daher wovon ich rede. 

Anna-Elisabeth

"Sollte man mit mehr Verzicht  und mehr persönlicher Leistung und arbeit daruf reagieren."

Da ist nichts mehr übrig, auf das man verzichten könnte. Viele arbeiten ja nebenher weil es ohne zusätzliches Geld vorn und hinten nicht reicht. Früher waren die Mieten auch nicht so ein Riesenproblem.

"Was nicht hilft immer mehr von anderen zu fordern."

In anderen Bereichen würde ich Ihnen da zustimmen. Hier nicht. 

CS

Vollkommen richtig, die Mieten sind ehr das Problem. WG in München Innenstadt 1000 Euro kein Problem, im Umland nicht viel günstiger. Da müssen andere Lösungen her. Hab aber auch nicht wirklich eine Idee leider. 

RoyalTramp

Die meisten Studierenden verzichten bereits und bleiben bis z.T. Mitte 30 bei den Eltern wohnen, weil sie sich die exorbitanten Mieten in den Unistädten nicht mehr leisten können, selbst wenn sie zwei 510 € Jobs haben und mittlerweile mehr Zeit auf der Arbeit als in den Vorlesungssälen und der Unibibliothek verbringen. Mit allen negativen Folgen für das Lernen aber auch für die soziale Anbindung und - das finde ich besonders wichtig - ohne Möglichkeit, an der Universität zu studieren, die für ihr jeweiliges Fachgebiet am besten geeignet ist. Denn die gibt es nur sehr selten bei Mama & Papa um die Ecke. Aber weil man sich kein eigenes kleines Zimmer in Tübingen oder andern Ortens leisten kann, nimmt man dann mit der Uni in Gießen vorlieb, die zwar schlecht im jeweilige Fachgebiet ist, aber eben in der Nähe der Eltern. Das wiederum kann ein enormes Problem bei zukünftigen Jobbewerbungen darstellen. 

Die Uniwelt von Heute ist in nichts mit der Uniwelt von damals zu vergleichen!

Adeo60

Es ist ein Armutszeugnis, dass unser Staat nicht in der Lage ist, Fördermittel für  Bedürftige Studierende  bereitzustellen. BaföG  wird als Darlehen gewährt. Auch  ich habe diese Leistungen während meines Jurastudiums in Anspruch genommen und das Darlehen gleich zu Beginn meines Arbeitslebens  an den Staat zurückgezahlt. Heute sind die Lebenshaltungskosten für Studenten sehr viel höher, allein die Miete überfordert die meisten, dazu noch die Kosten für Lernmittel und Verpflegung. Und ein Studium garantiert noch keinen Arbeitsplatz, geschweige denn ein später überdurchschnittliches Einkommen. Studienjahre bringen auch keine Rentenpunkte. Wir sollten deshalb dankbar sein, dass junge Menschen sich bewusst für ein Studium entscheiden und dieses konsequent zu Ende führen. Statt die abschlagsfreie  Rente für  besonders langjährig  Versicherte   Manager, sollte man mehr Geld  in die  Jugend investieren. 

asimo

Der Verzicht und die Arbeit haben Grenzen. In meinem Erststudium gab es Zeiten mit >90h Arbeit pro Woche (Mikroorganismen ist die Uhrzeit oder ein WE egal). Heute kommt mit dem deutlich stärker verschulten Bachelor-/Master hinzu, dass es noch viel unflexibler geworden ist. Ich hatte in meinem ersten Studium das Glück einem relativ gut bezahlten und flexiblen Job nachzugehen. Dieses Glück haben nicht alle.

Mein zweites Studium habe ich aus familiären Rücklagen finanziert, das war knapp aber machbar. Aber auch nur, weil ich im zweiten Studium eben kein Abiturient war, sondern dieses mit 42 Jahren angefangen habe.

Häufig ist Arbeit ein Weg zur Finanzierung des Studiums und da bricht sich auch niemand einen Zacken aus der Krone, habe aber auch nie jemand getroffen der das groß anders sah, und zwar weder vor 30 noch vor 5 Jahren. In gar nicht so wenigen Fällen/Situationen geht es aber schlichtweg nicht. Da wäre mehr staatliche Unterstützung sehr hilfreich.

albexpress

Dass das Bafög erhöht werden sollte ist bestimmt richtig und dass auch mehr Studentenwohnungen bezahlbar sein müssten stimme.Aber genauso sollte eine Regelstudienzeit eingeführt werden und Unterstützung nur für ein Studienfach gewährt werden. Selbstfindungtrips bitte nicht auf Kosten der Allgemeinheit.Und auch eine mindestqualifikaton in Form eines Abi Durchschnitts von Note 2 gemessen an Bayerischen Normen. 

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Anderes1961

Das wäre ja dann eine deutliche Verschlechterung. Denn was den Schwierigkeitsgrad der Abiturprüfungen angeht, ist Bayern nur unter ferner liefen. Auf den ersten 5 Plätzen sind in dieser Hinsicht:

1. Schleswig-Holstein (2,42 Durchschnitt)

2. Rheinland-Pfalz (2,38 Durchschnitt)

3. Niedersachsen (2,38 Durchschnitt)

4. Nordrhein-Westfalen (2,36 Durchschnitt)

5. Bremen (2,32 Durchschnitt)

 

Die Bundesländer mit dem vermeintlich leichtesten Abitur sind:

1. Thüringen (2,04 Durchschnitt)

2. Sachsen (2,11 Durchschnitt)

3. Brandenburg (2,15 Durchschnitt)

4. Bayern (2,20 Durchschnitt)

5. Mecklenburg-Vorpommern (2,21 Durchschnitt)

Gefühlte Fakten sind halt was anderes als tatsächliche Fakten. Könnte das am bayrischen Abitur liegen? 

Ritchi

Nicht allein der Notendurchschnitt ist entscheidend, sondern auch wie viel Prozent eines Jahrgangs das Abitur macht und wie qualitativ hochwertig das Schulsystem ist. Sicherlich ist Ihnen nicht entgangen, dass Bremer Abiturienten durchschnittlich als am geringsten qualifiziert bezeichnet werden gegenüber den Abiturienten aus anderen Bundesländern.

Bahnfahrerin

Hm, der Durchschnitt sagt für mich nicht zwingend was über den Schwierigkeitsgrad aus … denn es hängt auch immer von den Schülern und deren Lernwille ab sowie davon, wie gut die Vorarbeit in der Grundschule und der Unterricht auf dem Gymnasium war. Insofern ist diese Frage in meinen Augen schwer zu beantworten. 
Fakten würde ich das basierend auf Ihren Informationen daher noch nicht nennen. Abgesehen davon: aus welchem Jahr sind die Zahlen und gibt es dafür auch eine Quelle? 

CS

Merken Sie was? Vielleicht kommen Sie ja selbst drauf, was das bay. Abi betrifft. Unser aus NRW war jedenfalls am der TU München nicht so hoch angesehen. 

Einen Tip geben ich Ihnen noch: Inflation....

EWG2

Den Schwierigkeitsgrad anhand der Notendurchschnitte festzumachen, setzt voraus, dass in allen Bundesländern die Abiturienten gleich gut auf die Prüfungen vorbereitet werden. Ohne diesen Beleg fällt der Vergleich im Faktencheck durch.

schabernack

➢  Aber genauso sollte eine Regelstudienzeit eingeführt werden und Unterstützung nur für ein Studienfach gewährt werden.

Das ist alles längst so.

Auf begründeten Antrag kann Bafög für einen zweiten Studiengang gewährt werden, «… wenn die besonderen persönlichen Lebensumstände es unmöglich machen, den ersten zu beenden».

Bspw. wenn ein Sportstudent durch einen Unfall eine Querschnittslähmung erleidet,
wenn eine Musikstudentin ertaubt, oder bei anderen in den Auswirkungen vergleichbaren Fällen.

Kaneel

"und Unterstützung nur für ein Studienfach gewährt werden."

Und wie setzen Sie das um bei den Zwei-Fach-Bachelor-Studiengängen?

Kaneel

Es heißt auch Zwei-Fächer-Bachelor.

krautbauer

Neben dem Thema "Wohnen" ist die durch den Bologna-Prozess der 2000er vorgenommene Verschulung und Straffung (ergo Ökonomisierung) der Studiengänge ein gewichtiger Aspekt. Es bleibt unmittelbar viel weniger Zeit für Nebenjobs. 

Der Bologna-Prozess sollte übrigens eine höhere Durchlässigkeit und Wechsel von Hochschulen samt internationalem Austausch über das Creditsystem ermöglichen. Ist alles nicht wirklich brauchbar umgesetzt worden. Wir haben damals in STuRa, AStA und Senat dagegen protestiert.  

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Vaddern

Die Verschulung und Straffung der Studiengänge, die Umstellung auf international gängige Bachelor- und Masterabschlüsse, hat m.E. die Ausbildung verwässert. Die Industrie hat es damals so gewollt, weil die Studierenden dann schneller in die Betriebe kommen (schneller fertig sind), dann hat sie festgestellt, dass man mit Bachelorabsolventen nichts anfangen kann. 

JM

Finde ich nicht.

Ein Lehrling muß selber sehen wie er zurechtkommt und hat sein Lebenlang Nachteile.

Ein Student der erst 15 - 20 Jahre in die Sozialkasse einbezahlt soll noch mehr gefördert werden.

Seht euch doch einmal um. 20 Jahre studiert, Abschluss so la la und dann Taxifahrer in Teilzeit.

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FantasyFactory

Der Lehrlinge hat sein Leben lang Nachteile ?? Ich war auch mal Lehrling, Tischler, Geselle, Meister........

Hatte keine Nachteile. Wie kommen Sie darauf das "der Lehrling" Nachteile hat ??

Meine Kinder haben studiert, keine 20 Jahre und Taxi halbtags sind sie auch nicht. gefahren.

Informieren Sie doch vorher mal besser bevor Sie plumpe Vorurteile von sich geben.

JM

Wie kommen Sie darauf das "der Lehrling" Nachteile hat ??

 

Meister dann ist Schluss

Bahnfahrerin

Ein Lehrling muß selber sehen wie er zurechtkommt und hat sein Lebenlang Nachteile.


Das stimmt so nicht. Der Lehrling bekommt ein Ausbildungsgehalt. Und im Vergleich zu vor 20-30 Jahren ist das in vielen Fällen deutlich höher als damals. 
Und je nach Beruf muss es auch nicht unbedingt nachteilig sein. 

Nachfragerin

Ich habe mich gerade umgesehen. Hier sind weder Langzeitstudenten noch Taxifahrer.

Es ist auch kein Nachteil, wenn man direkt nach seinem Schulabschluss bereits eigenes Geld verdient. Natürlich braucht es dafür auch einen Beruf mit Perspektive.

CS

Grün Politiker? Erinner mich an so manch einem 

RoyalTramp

Das ist faktisch falsch. In den meisten Ausbildungsberufen gibt es mittlerweile Azubigehälter von 800 bis 1200 €. Damit kann so einer sofort von zu Hause ausziehen. Studenten bekommen allenfalls irgendwo einen 510 € Job und können sich damit nichts leisten. Dann kostet so ein Studium wahnsinnig viel Geld. Die Semesterbeiträge summieren sich mit der Zeit auf 5000 bis 9000 €. Die Unibiliothek hat außerdem Bücher leider auch nicht mal eben für 200 oder 300 Studenten vorrätig, also muss man sich die selbst kaufen. Zusätzliche Materialien und Bücher schlagen dabei mit 1500 bis 2000 € im Laufe eines Studiums zu Buche. Insbesondere Fachliteratur ist irre teuer! Und da sind noch nicht einmal sonstige Kosten, die in Verbindung mit einem Unibesuch bestehen, enthalten (z.B. die 3,50 € für die tägliche Mensa). Der Lehrling verdient dagegen ausgelernt in der Zwischenzeit bereits 2500 bis 3200 €! Und hat bereits seit 3 Jahren einen Rentenplan der Banken am Laufen inkl. Bausparen. Und so weiter...

fa66

Nunja. Wenn die Selektion nach der vierten Klasse nicht ausreicht, Ungewünschte von weitergehender Bildung fernzuhalten, muss halt noch eine monetäre Selektion vorm Studium hinzukommen. 
Irgendwie muss doch dem Magel an Handwerkern durch Vorenthalten der akademischen Schiene beizukommen sein.

Ach? Bei vielen heutigen Tätigkeiten bedarf es akademischer Vorbildung? Oder sie ist hilfreich dafür?

Lucinda_in_tenebris

Durch den Einfluss des Bolognia-Prozeß hat sich das Studium sehr verändert, hin zu einer reinen Ausbildung. Davor war das Studium nicht nur Zugang zur Bildung, sondern auch Phase der Entwicklung und Selbstfindung. Es stimmt, dass sich manche Studierende dabei verloren und das Ziel ausser Augen verloren, aber meiner Ansicht nach haben wir eher kollektiv verloren.  

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fa66

»hat sich das Studium sehr verändert, hin zu einer reinen Ausbildung.«

… was es aber schon vom Namen der Ausbildungsstätte her gar nicht soll(te). Die universitas ist der Universität abhandengekommen – aus rein politischen Gründen. 

AbseitsDesMainstreams

Stichwort Eigenverantwortung: Viele Studenten bekommen kein BAföG, weil die Eltern und Großeltern für ihre Nachkommen etwas Geld gespart haben. Auch der Besitz eines Autos verhindert bereits das BAföG.

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Vaddern

Es geht ja gerade um diejenigen, für die nichts angespart werden konnte. Wenn wir solche Menschen nicht fördern können oder wollen, verschwenden wir Ressourcen im Übermaß. Oder glauben wir, dass Nobelpreisträger stets aus reichem Hause kommen müssen? 

werner1955

Also ich kenne keinen aus reichem Elternhaus.

Kaneel

Schuldenfalle – Studienkredit bei der KfW

Ich finde es ein Unding, dass Studierende aktuell keinen ihren finanziellen Verhältnissen angepassten Studienkredit durch die KfW mehr erhalten. Die Zinsen des KfW-Studienkredits sind variabel und werden alle sechs Monate angepasst. D.h. bei Abschluss des Kredits können sich Studierende nicht auf einen fixen Prozentsatz verlassen. 

Zwischenzeitlich verdreifachten sich die Zinsen auf neun Prozent. Die Steigerung führte zu Studienabbrüchen und Privatinsolvenzen bei Studierenden. Mittlerweile sind die Zinsen auf knapp sieben Prozent gefallen – das Doppelte eines Immobilienkredits. 

Die KfW betont sie verfolge keine Gewinnabsicht, sondern allein die Abdeckung der Risikokosten.  

Geht das nicht trotzdem bezahlbarer?

https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1419028.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/studienkredit-zinsen-kfw-100.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/kfw-zinsen-studierendenwe…

Nachfragerin

So wird Armut vererbt

Ich meine mich an eine Studie zu erinnern, dass Armut in Deutschland überproportional häufig vererbt wird. Wer keine Eltern hat, die einem das Studium finanzieren können, oder gar den Eltern aushelfen muss, der muss arbeiten gehen.

Dadurch können auch völlig ungeeignete Kinder von Akademiker ein Studium beginnen, während motivierte Abiturienten aus armen Haushalten systematisch ausgebremst werden.

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Ritchi

 Handwerker haben nicht selten höhere Einkünfte als ein durchschnittlicher Akademiker.

Sparer

Meine Gattin kam aus einer 5-köpfingen Familie mit allein und eher gering verdienendem Vater, Mietwohnung, keine staatliche Unterstützung, Alle drei Mädchen haben erfolgreich Studien abgeschlossen. Zuhause gewohnt, täglich nach München zu den  Vorlesungen mit dem Zug 100km (einfach) gefahren. Zur Finanzierung nebenher fleißig gearbeitet. Es geht also, wenn man will, auch ohne gepampert zu werden.

werner1955

Danke.

Eine der wenigen guten Beeispiele hier. Genau so war es auch bei unseren Familien.

schabernack

➢  Eine der wenigen guten Beeispiele hier. Genau so war es auch bei unseren Familien.

Bafög ist kein «gepampertes» Geschenk,
sondern ein Kredit, den die Studierenden zurückzahlen müssen.

Bahnfahrerin

Ich denke dass es geht will keiner bestreiten. Habe es damals auch irgendwie geschafft. 

Die Voraussetzungen sind aber ungleich widriger. Und es geht wohl auch eher noch, wenn es irgendwie möglich ist noch bei den Eltern zu wohnen. 

Immerhin sind die Arbeitgeber vielleicht nicht mehr so wählerisch wie vor 20 Jahren (weil es schlicht auch nicht mehr so viel „Auswahl“ gibt), sodass auch jemand, der wegen Nebenjobs etwas länger gebraucht hat oder nicht noch wunder wo ehrenamtlich aktiv war eher eine Chance bekommt. 

Eine deutlich erhöhte Belastung ist es trotzdem und man wird dann trotzdem mit den Gepamperten gemessen. 

Vaddern

Ja, das ist von CDU über FDP bis nach ganz rechts genau so gewollt. Und von den FDP-Granden muss man sich dann auch noch anhören, dass die „ungeeigneten Kinder“ die Leistungsträger seien. Eine Freundin hat mir von ihrer Nichte erzählt, die Zahnmedizin studiert. Die wiederum meinte, dass ihr das Grauen kam, weil viele Studierende ihres Studienganges dies nur studierten, weil die reichen Eltern dies so wollten. Da kam dann bei mir das Grauen. 

Anna-Elisabeth

"So wird Armut vererbt

Ich meine mich an eine Studie zu erinnern, dass Armut in Deutschland überproportional häufig vererbt wird. Wer keine Eltern hat, die einem das Studium finanzieren können, oder gar den Eltern aushelfen muss, der muss arbeiten gehen.

Dadurch können auch völlig ungeeignete Kinder von Akademiker ein Studium beginnen, während motivierte Abiturienten aus armen Haushalten systematisch ausgebremst werden."

Das sehe ich genauso.

Elliot Swan

Prinzipiell sollten Universitäten gut ausgestattet sein und Studenten ihr Auskommen haben. Aber die im Artikel geäußerten Forderungen wie 100-prozentiger Vollzuschuss sind echt frech.

Wem das staatliche Geld nicht reicht muss arbeiten gehen. Wie jeder andere Bürger auch. Etwas Leistungsbereitschaft kann man von den zukünftigen Führungskräften doch wohl erwarten.

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fa66

»Wem das staatliche Geld nicht reicht muss arbeiten gehen. Wie jeder andere Bürger auch. Etwas Leistungsbereitschaft kann man von den zukünftigen Führungskräften doch wohl erwarten.«

Und bei alledem wissen wir doch gar nicht, wieviele Einsteine, Meitners und Schrödingers der Zukunftsgesellschaft dadurch verlorengehen, dass sie auf halben Wege auf Bus- und Straßenbahnfahrer oder Essensauslieferer umschulen mussten und dabei geblieben sind. 
Und nichts gegen Triebfahrzeugführer, das ist ein Mangelberuf. Aber wenn durch den Abbruch des Studiums die Weltformel wieder einmal nicht gefunden wird, macht sich diese Gesellschaft selbst kleiner, als sie sein müsste.

Ritchi

„Selbst diejenigen, die den BAföG-Höchstsatz von 992 Euro erhalten, liegen unter der Armutsgrenze, moniert auch Joachim Rock vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband.“

2021 lag die Armutsgrenze in Deutschland bei 834 €. Es ist nicht anzunehmen, dass sie drei Jahre später so viel höher liegt.

Das Problem beim BaföG ist, dass es hier nur einen Wohnzuschuss gibt und nicht der Wohnraum, wie beispielsweise beim Bürgergeld, voll übernommen wird. Dadurch, dass in Deutschland die Bevölkerung seit Jahren am steigen ist, das Bauen hingegen nicht nur teuer, sondern auch bürokratischer geworden ist, wird Wohnraum auch für Studenten nach und nach unerschwinglich. Ein politisches Versagen seit mehr als zehn Jahren.

Anna-Elisabeth

Es ist nun schon ein Weilchen her, aber dennoch erinnere mich an eine Situation in unserer Krankenhauskantine. Zwei Studentinnen standen neben mir vor den sogenannten Schautellern, auf denen die Gerichte, die an diesem Tag zur Wahl standen, zu begutachten waren und daneben die zugehörigen Preise. Die eine zeigte auf einen Teller und fragte die andere: "Wie wär's damit?" Diese flüsterte: "Das kann ich mir nicht leisten." Ich war fast versucht, ihr anzubieten, die Kosten zu übernehmen, hatte aber Angst, dass sie das in zu große Verlegenheit bringen könnte.

So viel zu gesunder Ernährung. Nun könnten Klugsch... wieder vorrechnen, wie man sich kostengünstig gesund ernähren kann. Nur kann man nicht zwischen zwei Vorlesungen mal eben kochen. Und wer neben dem Studium noch einen Job hat, hat auch nicht die Zeit, entsprechend einzukaufen und dann auch noch zu kochen. 

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schabernack

➢  Zwei Studentinnen standen neben mir vor den sogenannten Schautellern, auf denen die Gerichte, die an diesem Tag zur Wahl standen, zu begutachten waren und daneben die zugehörigen Preise …Diese flüsterte: "Das kann ich mir nicht leisten." … die Kosten zu übernehmen, hatte aber Angst, dass sie das in zu große Verlegenheit bringen könnte.

Hätten Sie tun sollen mit humorvollen Worten, die ermuntern.
Die Wahrscheinlichkeit von Verlegenheit bei der Beschenkten wäre gering gewesen.

Et Kölsche Motto: «Drink doch eene mit, kümmer dich nit dröm.»

Nicht um die finanziellen Sorgen im Moment.

Anna-Elisabeth

"Hätten Sie tun sollen mit humorvollen Worten, die ermuntern.
Die Wahrscheinlichkeit von Verlegenheit bei der Beschenkten wäre gering gewesen."

Ja, ich habe mich hinterher auch über mich selbst geärgert. Kommt leider öfters vor.

Sparer

Wie bitte ? Man kann nicht studieren, nebenher arbeiten, und selber einkaufen und selber kochen ? Das hat meine Gattin während ihres gesamten, erfolgreich abgeschlossenem Studium zwangsgedrungen gemacht. Ohne hinterher je drüber gejammert zu haben,

Anna-Elisabeth

"Wie bitte ? Man kann nicht studieren, nebenher arbeiten, und selber einkaufen und selber kochen ?"

Die brauchen das Essen (wie alle Mitarbeiter) in der Pause und nicht erst um Mitternacht. Gelegenheit zum Kochen gibt es da nicht.

SirTaki

Gestiegene Kosten überall, selbst Studienbeiträge, um lokale Verwaltung zu finanzieren.

Studium blockiert Bewerber und wird nur noch was für Eliten.

Bei Grundkosten für Wohnraum und Nebenkosten sowie Internet, GKV usw fallen rund 1100 € an. Lebensmittel, Bücher etc kommen dazu. Das können nur gut verdienende Eltern zahlen. Steuermäßig kann man 12000 € anrechnen lassen. Und liegt mit dem Realsatz beim Doppelten im Jahr an Ausgaben. Doch wer hat das Einkommen?

Da kommen schnell Fixkosten von 1300 bis 1900 € zusammen. Bei 980 € Bafög muss man jobben 

Unterm Strich sind Studenten schlechter gestellt als in den 80rr und danach.

Und da soll wissenschaftlicher und gut gebildeter Nachwuchs kommen?

Studenten und Auszubildende sind benachteiligt. In jeder Beziehung bei der Inflation und Rezession.

Ganz klar.

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Klaartext

Nur noch für Eliten ? Es gibt in Deutschland 2,9 Mio Studenten (generatives Maskulinum)

mispel

Bei Grundkosten für Wohnraum und Nebenkosten sowie Internet, GKV usw fallen rund 1100 € an.

Können Sie diese Rechnung mal detailiert aufschlüsseln? Das kommt mir doch arg hoch vor.

SirTaki

https://www.studis-online.de/studienkosten/

In meiner Verwandtschaft ist ein Student 28 und zahlt allein 267 € Krankenversicherung im Monat, 600 € für eine kleine Wohnung ( zu klein, um noch eine WG zu haben). 

 

Elliot Swan

„Studium blockiert Bewerber und wird nur noch was für Eliten.“

Tatsächlich?

Derzeit studieren knapp unter 3 Millionen Menschen in Deutschland. An der Bevölkerung im typischen Alter für ein Studium gemessen sind das etwa 50%.

Unter "Elite" stelle ich mir etwas anderes vor.

Nachfragerin

Politisches Desinteresse

"Emmi Kraft erwartet, dass die Politik endlich versteht, dass die Studierenden jemanden brauchen, der sich für sie einsetzt."

Von den großen Parteien scheinen mir nur die Grünen weiter als bis zur nächsten Wahl zu denken. Und selbst die setzen falsche Prioritäten.

Wir bräuchten eine gerechte und vor allem konsequente Besteuerung, damit das soziale Gefälle wieder geringer wird. Denn nur wenn Haushalte mit niedrigem Einkommen entlastet werden, können deren Kinder studieren.

Aber das politische Interesse am Bildungssystem war ja noch nie allzu groß...

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Sparer

Das Bildungssystem in D. halte ich grundsätzlich für gut, durchlässig und alle Chancen bietend für die, die entsprechend ehrgeizig sind. Studiengebühren im Vergleich eher niedrig. Einzig der in letzter Zeit aufgekommene Lehrermangel erfordert  Maßnahmen.

mispel

Wer sich kein Studium leisten könne, müsse arbeiten gehen oder eine Ausbildung machen. Doch den Verlust dieser künftigen Fachkräfte könne sich Deutschland nicht leisten.

Schweißer oder Mechatroniker sind doch genauso zukünftige Fachkräfte. Und wir suchen bei uns händeringend Elektriker. Der Markt gibt aber kaum was her.

Nur zwölf Prozent der Studierenden bekommen überhaupt BAföG, also staatliche Unterstützung - im Durchschnitt 475 Euro plus 380 Euro Wohnkostenpauschale, zusammen 855 Euro. Selbst diejenigen, die den BAföG-Höchstsatz von 992 Euro erhalten

Ein Azubi bekommt auch nicht mehr und muss sehen, wie er klarkommt. Und man kann auch durch die Wahl des Studienplatzes sparen.

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Tinkotis

Azubis sind tatsächlich wohl noch schlechter dran als Studierende. Könnte man auch mal verbessern, z.B. indem sie nicht vom Mindestlohn ausgenommen werden. Meinetwegen nur für die Zeit, die sich nicht in der Berufsschule sind. Wäre immer noch deutlich besser als das, was derzeit gilt.