Eine Frau putzt sich die Nase

Ihre Meinung zu Debatte über Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag entbrannt

In Deutschland beziehen krankgeschriebene Arbeitnehmer schon ab dem ersten Tag weiter ihr Gehalt. Wegen des hohen Krankheitsstands fordert Allianz-Chef Bäte nun einen Karenztag - und löst damit eine Debatte aus.

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179 Kommentare

Kommentare

HSchmidt

Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem.  Mit seinem Vorschlag könnten pro Jahr 40 Milliarden Euro eingespart werden.

Der Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Bernd Raffelhüschen fordert sogar, dass Arbeitnehmer drei Krankheitstage lang keinen Lohn beziehen sollen.

Das Primat der Wirtschaft - wenn Menschen nur noch Kostenfaktoren sind. Ekelhaft.

Aber Herr Raffelhüschen hat ja 2023 auch gefordert, dass gesetzlich Krankenversicherte jährlich bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen sollten.

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TeddyWestside

"Aber Herr Raffelhüschen hat ja 2023 auch gefordert, dass gesetzlich Krankenversicherte jährlich bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen sollten."

Man sieht klar wohin das geht, und das ist keine gute Richtung. Sowas regt mich so auf. Einerseits beschweren, dass unser System Fehler hat, aber statt die Richtung zu ändern einfach aufs Gas drücken. So kommen wir halt in 10 Jahren dorthin wo die USA jetzt sind, dann geht die Lebenserwartung halt in die andere Richtung....

 

HSchmidt

Der Mensch als Verschleißteil - was nicht mehr funktioniert, kommt auf den Müll.

Kritikunerwünscht

Nicht umsonst wird das Wort "Mensch" von vielen Unternehmern bereits durch "Humankapital" ersetzt. Menschlichkeit wurde durch Humankapitalismus? ersetzt, wobei das Wort human nicht in seiner sprichwörtlichen Bedeutung genutzt werden sollte.

Bananenmann

Auch wenn der Krankenstand hoch ist und ich die Punkte einiger Befürworter verstehen kann, so mache ich mir doch Sorgen, wenn Schritte in Richtung Abbau des Sozialstaates angedacht werden. Was wir hier definitiv NICHT brauchen, sind Ansätze aus dem angelsächsischem Raum

zöpfchen

Es gibt keinen vernünftigen Grund warum die Krankheitstage hierzulande höher sind, als anderswo. Denn die Arbeitsbedingungen in Deutschland dürften im Durchschnitt besser sein als in vergleichbaren Ländern. 
Jede Maßnahme, die uns wieder auf ein international vernünftiges Maß zurück bringt, ist willkommen..

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TeddyWestside

Aber warum sind sie bei einer KK 15, bei ner anderen 17 und bei der dritten 20? 

CommanderData

Die Löhne in Nachbarländern Niederlande, Dänemark, Schweiz, Österreich etc. sind höher. Die Renten auch. Deutschland hat den größten Niedriglohnsektor, Fachkräftemangel und Überbelastung. 

Interessant ist, wie sich Unternehmen immer nur einen Punkt herauspicken, der ihnen in den Kram passt, diesen aufbauschen und den Bezugsrahmen völlig außer acht lassen. Beschämend. 

harry_up

Wohl wahr.

Bislang lese ich wenig über diesen Tatbestand. Sind deutsche AN gebrechlicher als ihre europäischen Nachbarn?

 

saschamaus75

>> Jede Maßnahme, die uns wieder auf ein international vernünftiges Maß zurück bringt, ist willkommen.

 

Falls Sie es nicht mitbekommen haben, ABER Dtl. ist die drittgrößte(!!!) Volkswirtschaft der Welt. 

Welches "international vernünftige Maß" meinen Sie da jetzt genau, wenn Sie von "wieder zurückbringen" reden? oO

 

Klärungsbedarf

Wenn es zutrifft, dass in Deutschland die durchschnittliche Zahl der Kankheitstage bei 20 liegt, während der europäische Durchschnitt bei 8 liegt (darin wohl die 20 schon enthalten), dann kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. ich war in meinem Arbeisleben keinen einzigen Tag krank und habe demnnach wohl 1 Jahr mehr gearbeitet als der durchschnittliche Arbeitnehmer.

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vaihingerxx

dann sollen sie glücklich sein, dass sie so gesund sind.

Wird wohl die allgemeine Meinung hier sein !

Leistung lohnt sich in unserer aktuellen Gesellschaft nicht

so meine Erfahrung, wenn ich so rumschaue

De Paelzer

je nachdem wer gefragt wird liegt es statistisch zwisch 15 oder 20 Tagen. In Kitas ist der Krankenstand sehr hoch in Chefetagen eher niedrig

CommanderData

Nun hat jeder Mensch eine eigene Konstitution. Freuen Sie sich über so eine starke Gesundheit. Aber diese Konstitution bekommt nicht jeder mit.  

Diskussionsrundengucker

Man bekommt wirklich den Eindruck, dass nur noch die die arbeiten oder gearbeitet haben sanktioniert werden. Das Versprechen der Politik, dass sich Leistung wieder lohnen muss, kann ich nicht mehr hören!

Leistung wird in diesem Land mit hohen Abgaben, Leistungsdruck (der zum Teil krank macht) und einer Rente abgespeist, die  nicht der erbrachten Leistung entspricht! Ist die Rente etwas üppiger, wird sie durch Steuern geschmälert! 

Es gäbe so viel Einsparungspotential in Deutschland, deshalb sollte man nicht ausgerechnet bei der arbeitenden Bevölkerung und den Rentnern nach neuen Einnahmequellen suchen. 

 

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CommanderData

Mit dieser Taktik (auf die Schwächsten Druck ausüben) lenken Unternehmen, Reiche und Superreiche davon ab, dass es bei ihnen viel mehr zu holen gäbe. 

draufguckerin

Schwierige Sache. Einerseits ist es auffällig, dass unser Krankenstand doppelt so hoch ist wie im übrigen Europa - das spricht für Faulfieber. Außerdem zahlen alle Beitragszahler dafür, dass wir die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall haben. Ausnutzen zum Blaumachen, das ist unfair. 

 Andererseits soll auch niemand krank zur Arbeit gehen müssen, weil sonst das Geld fehlt.

Ich fände es sinnvoll, wenn die Krankenkassen sich mehr um ihre Mitglieder/Beitragszahler kümmern würden. Sie könnten z.B. jemanden, der oft krank ist, anrufen und mit ihm besprechen, wo  sein Problem sein könnte. Zuviel Alk am Wochenende, Stress in der Familie, Depri, Menstruationsschmerzen, Überlastung, Migräne ... ?   In solchen Fällen wäre vielleicht die Teilnahme an einer angeleiteten Selbsthilfegruppe sinnvoll. Bei nachgewiesenem Schwänzen würde natürlich auch die Lohnkürzung helfen.

 

De Paelzer

Ich kenne das noch aus meiner Anfangszeit. Arbeiter bekamen für die ersten 3 Tage kein Geld. Angestellte bekamen ab dem erst Tag Lohnfortzahlung. Ich fand dies damals ungerecht und jetzt erst recht.

Es gibt so viele bei denen das Geld sowieso nicht bis zum Monatsende reicht. Die können es sich gar nicht leisten drei Tage keinen Lohn zu bekommen.

Was sollen die machen? Von dem Geld das sie nicht bekommen noch Medikamente kaufen? Da wird die Zuzahlung auch immer größer.

Auch in Deutschland trifft es arme Menschen.

Der kleine Puti Nist

Von mir aus kann man die Lohnfortzahlung am 1. Krankheitstag auch streichen. Und in den ersten 14 Tagen 80% Lohn wie in Schweden fände ich auch ok. 

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Kritikunerwünscht

Beamter oder Pensionär?

Nebenbei - die Rentner zahlen in Deutschland ihre Krankenkassenbeiträge zum vollen Satz - also mit Krankengeld, obwohl sie kein Krankengeld als Rentner beziehen können. Melken, um andere zu versorgen.

De Paelzer

Länger kann einer im Niedriglohnsektor auch nicht zu hause bleiben, sonst kann er die Miete und Heizkosten nicht bezahlen.

CommanderData

Das kann man machen, wenn wir auch das übrige Gesellschaftssystem der Schweden übernehmen: z.B. in Sachen Löhne, Renten, Urlaub, Familienförderung, etc...  
Her damit ... 
 

Ein Mitbürger

Die Einführung eines Karenztages für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall wäre ein richtiger und wichtiger Schritt, auch in Deutschland wieder einmal klarzustellen, dass Arbeitsentgelt grundsätzlich nur für erbrachte Arbeitsleistung gezahlt werden. Alles andere, insbesondere die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaub etc. , sind Leistungen, die aus sozialen Gründen eingeführt worden und in Ordnung sind. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es auch bei der Erwerbsarbeit um Leistung und Gegenleistung geht. 

Karenztage für die Engteltfortzahlung gabe es übrigens bis in die 70er Jahre auch in Deutschland und gibt es noch heute in vielen anderen auch europäischen Ländern.

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De Paelzer

Da bekamen die Arbeiter noch ihren Lohn in Tüten, jede Woche.

Das Leben war auch nicht so teuer. Urlaub konnte sich keiner leisten und ein Auto schon gar nicht.

CommanderData

Andere europäische Länder haben bessere Löhne, bessere Renten, bessere Familienförderung, bessere Bildung ... ansonsten ist das Rosinenpicken oder Äpfel mit Birnen vergleichen. 

Juwa

„wieder einmal klarzustellen, dass Arbeitsentgelt grundsätzlich nur für erbrachte Arbeitsleistung gezahlt werden“

Die Frage ist zu welchem Preis. Wenn man krank ist, dann möchte man lieber schnell wieder gesund werden ohne den Druck zu verspüren, wenn man krank ist dann nutzlos ist. Das ist vor allem bei psychischen Problemen, im Besonderen bei Depressionen der Fall. Stattdessen sollte man lieber ein besseres Arbeitsumfeld schaffen und bei Problemen, die schnell zu Krankheitstagen führen, konstruktiv intervenieren. Hingegen für schwarze Schafe, die das System der Lohnfortzahlung ausnutzen, soll man mit einer ganz anderen Gangart begegnen, in etwa wie Sie beschrieben haben.

 

teachers voice

Die Einführung eines Karenztages für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall wäre ein richtiger und wichtiger Schritt, auch in Deutschland wieder einmal klarzustellen, dass Arbeitsentgelt grundsätzlich nur für erbrachte Arbeitsleistung gezahlt werden. 

Auch meine Wahrnehmung ist, dass diese Selbstverständlichkeit aktuell tatsächlich unbekannt in einem Maße ist, der zum gesellschaftlichen Handeln geradezu auffordert. 

Und dabei denke ich weniger an das „Blaumachen“, das hat es immer gegeben und wird es immer geben. Ich denke vor allem daran, was man unter „krank“ versteht. Schwer zu definieren und oft auch subjektiv, aber „nicht wohlfühlen“ gehört objektiv nicht dazu. 

Das fängt übrigens bei den „Entschuldigungen“ von Eltern in der Schule und beim Umgang der Schule hiermit an. Ein spannendes Thema!

Der kleine Puti Nist

Ich finde, dass sich die Deutschen viel zu schnell krank schreiben lassen. Daher sollte man diese Diskussion offen führen.

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harry_up

Nach Lektüre des Artikels hatte und habe ich den gleichen Eindruck. 

CommanderData

Genauso offen sollte man die Diskussion darüber führen, warum das so ist. 

Gründe: zu hohe Arbeitsbelastung, Niedriglohnsektor, Fachkräftemangel, trotz Leistung mickrige Rente und eine enthemmte Gewinnmaximierung der Unternehmen, die schon an Obszönität grenzt. 

91541matthias

Besser krank melden als mit infektiösen Vorgängen zum Dienst kommen und Kollegen anstecken. 

Hat sich in unserer Klinik weitestgehend durchgesetzt. 

Aber so etwas versteht ein CEO offensichtlich nicht und unterstellen den Mitarbeitern Faulenzerei. 

Der kleine Puti Nist

Wenn der Staat immer mehr zum Kümmererstaat wird und wir das Soziale übertreiben, nutzt das nur dem rechten Rand. 

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vaihingerxx

die Frage

auf jeden Fall wird der Frust bei denen größer, die immer mehr Steuern und Abgaben zahlen müssen, dass es auch für weniger motivierte reicht

CommanderData

Es nutzt dem rechten Rand vor allem, wenn man den Sozialstaat weiter plattmacht. Und genau deshalb fordern sie das auch. 

Adeo60

Eigentlich sollte es kein Problem sein, wenn ein Arbeitnehmer, der sich einmal nicht wohl fühlt, bei seinem Arbeitgeber anruft und einen Tag zuhause bleibt oder in Home-Office arbeitet. Er sollte sich aber persönlich ab- und nicht einfach nur krankmelden. Wer der Arbeit fern bleibt, obwohl er nicht erkrankt ist, riskiert eine ordentliche, in besonders schweren Fällen sogar eine fristlose Kündigung. Dies insbesondere dann, wenn er dem Arbeitgeber eine erschlichene AU-Bescheinigung vorlegt, also betrügerisch handelt.

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vaihingerxx

eine fristlose Kündigung wegen Krankfeiern, bei unseren Arbeitsgerichten ?

erzählen sie mehr davon !

 

rjbhome

Wenn dies ein Mittel gegen ungerechtfertigte Krankschreibung sein soll, dann ist es doch ein grosses Fragezeichen an der Qualität der Ärzte, denn die schreiben doch krank, wenn jemand krank ist. Da wäre doch der Ansatzpunkt. Darüber hinaus gibt es viele Firmen, die ihren Mitarbeitern vertrauen und 1 oder 2 Tage ohne Krankschreibung in Ordnung finden.

Letztendlich erscheint mir diese Diskussion eher im generellen Tenor zu sein, bei den Arbeitnehmern noch irgendwie Optionen zur Lohnkürzung zu finden. 

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harry_up

Wenn Ihr Arzt Sie aufgrund Ihrer telefonischen Krankmeldung krank schreibt, ist er drum kein schlechterer Arzt als wenn er das nach Ihrem Besuch in der Praxis macht.

Advocatus Diaboli 0815

Wieder einmal versuchen die Arbeitgeber die Probleme von heute und morgen mit den Methoden von gestern und vorgestern zu lösen.
Abgesehen davon dass von seiten vieler Arbeitgeber weiterhin ausgeblendet wird, dass die neuen Daten mit den bisherigen nicht vergleichbar sind, zeigt die Debatte vor allem eines: Der Mangel an Wertschätzung der Arbeitgeber gegenüber den Mitarbeitern die lediglich als Kostenfaktor gesehen werden und nicht als Mitmenschen. Aus den Berichten der Krankenkassen sehen wir nämlich eine eklatante Zunahme von psychischen Krankheiten (Burnout, Druck durch Leistungsverdichtung, mangelnde Mitsprache, Mobbing). Diese Ursachen sind vom Arbeitgeber zu verantworten und passen ja ganz gut ins Bild der mangelnden Wertschätzung. Stattdessen sollten die Arbeitgeber ihr Tun (oder Nichtstun) kritisch hinterfragen. Warum haben wir Fachkräftemangel und Berufsflucht (z.B. gerade in der Pflege?) 
Es muss ein Ruck durch die Arbeitswelt gehen - aber auf Seiten der Manager

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CommanderData

Sie sagen es. Danke für diesen sehr guten Kommentar. 

harry_up

"...Wieder einmal versuchen die Arbeitgeber die Probleme von heute und morgen mit den Methoden von gestern und vorgestern zu lösen."

Haben Sie gelesen von wem die Idee des Karenztages aktuell rührt?

DeHahn

Na klar, alles Soziale muss weg: Bürgergeld, Krankengeld, Aktien statt Rente, nur so kann man bei schwachem Wachstum die Renditen, Boni etc. weiter lustig wachsen lassen. - Bekommt jemand ein paar Milliönchen dann hat er die auch "verdient", während man unten das "Schmarotzertum" einschränken muss, logisch!

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CommanderData

Volle Zustimmung. Da ist des Pudels wahrer Kern. 

vaihingerxx

Also ich habe in den letzten Jahren meinem Berufsleben immer meine Gleitzeit dazu benutzt

ich habe das gemacht,  wenn das einer anders sieht .....

schön, soll er, das ist ja keine Forderung anderen gegenüber, das nachzumachen!

Dass so eine großzügige Regelung evt, ausgenutzt bzw. überstrapaziert wird, auch klar.

Wenn es um die Diskussion Lohnnebenkosten und so was geht.

Das mit dem sich veränderten Arbeitsethos in unserer Gesellschaft, ist ohnehin ein anderes Thema

Anna-Elisabeth

Die Diskussion um Karenztage ist nicht neu, die kenne ich noch als Mitglied der ÖTV und des Personalrats. Vermutlich ist es heute nicht anders als damals, als ich für meine Ansicht, einen Karenztag einzuführen, für zumutbar halte, verbal fast geköpft wurde.

Ich selbst hätte es auch nicht schlimm gefunden, wenn ein solcher Tag auf den Urlaub angerechnet würde. 

Vor allem, wenn man sich ansieht, dass wir im Vergleich mit anderen Ländern, immer noch recht gut mit Urlaub ausgestattet sind.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/197069/umfrage/urlaubsta…

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Schiebaer

Die Diskussion um Karenztage ist nicht neu, die kenne ich noch als Mitglied der ÖTV und des Personalrats. Vermutlich ist es heute nicht anders als damals, als ich für meine Ansicht, einen Karenztag einzuführen, für zumutbar halte, verbal fast geköpft wurde.

Oh wie bekannt mir das vorkommt.Als ehemaliger IG Metaller Vertrauens Mann hatte ich seinerzeit auch diese Diskussion in der Firma wurde aber überstimmt.

DieterG

Dieser Artikel zeigt mir, auf mit welch negativer Grundeinstellung bzgl. der Arbeitnehmer hier dieses Thema betrachtet wird. Wir hatten im Betrieb die Regelung, dass nur ganze Tage als Krankheitstage gelten können. Mir ist folgendes passiert. Ich hatte in der Kantine verdorbenes Mittagessen gegessen. Mit einer Magenverstimmung musste ich am Nachmittag die Arbeit abbrechen.  Was sind meine Optionen? Wissen sie was ich gemacht habe? Ich habe den kompletten Tag als Krankheitstag rapportiert und damit basta. Ich frage mich also, was diese Schreibtischtäter hier jetzt erreichen wollen. Die Krankenkasse die sich eh schon fürstlich bedient noch mit Einsparungen vollstopfen, so dass sie den Bossen noch mehr Bonus ausszahlen kann? Nicht mir mir!

Bernd Kevesligeti

Karenztage aus der Mottenkiste. Das nennt man mal nach unten treten. 

Während der DGB vor zunehmendem Präsentismus warnt, also dem krank zur Arbeit gehen. DGB-Vorstandsmitglied Piel sagte: Niemand braucht aktuell Vorschläge, die noch mehr Beschäftigte dazu bringen, krank zu arbeiten. 

Der Union-Fraktionsvize Sepp Müller zeigte sich offen für diese Idee und bemühte die "Sozialkosten". 

Belegschaften und Gewerkschaften geben hoffentlich passende Antworten darauf. 

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CommanderData

Man bekommt den Eindruck, dass es zur Zeit nur noch darum geht soviel Brandmauern wie möglich einzureißen. Das Momentum scheint für alle möglichen und unmöglichen Forderungen wie gemacht. Im Stakkato kommen Vorschläge wie man den Sozialstaat noch schneller klein- und kahlschlagen kann, um die eigenen Gewinne noch weiter zu obszönieren. Beschämend. 

vaihingerxx

Arbeitnehmer seien hierzulande im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege.

 

auch das wäre jetzt eine Sache, die hinterfragt werden sollte

aber das ist wohl wie mit den Fahrraddiebstählen, kaum waren die über die Hausratsversicherung nicht mehr abgedeckt, gingen die um mehr als 50 % zurück :-)

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Mauersegler

Fahrraddiebstähle sind über die Hausratversicherung abgedeckt. Wahlweise über eine Fahrradversicherung. 

In keinem Jahr gingen die Diebstähle um die Hälfte zurück. 

M.Pathie

Es gehen jetzt schon (zu) viele Menschen krank in die Arbeit. Diese Zahl wird mit der Einführung des sog. "Karenztages" steigen. Das wird kontraproduktiv sein, denn wer sich krank in die Arbeit schleppt, wird auf Dauer kränker.

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harry_up

Da mögen Sie Recht haben. 

Welche Erklärung haben Sie denn dafür dass deutsche AN doppelt so viele Fehltage haben wie die in Nachbarländern?

CommanderData

Ein Versicherungs-Chef fordert das, in der Hoffnung, dass sich Menschen dann eine "Zusatzkrankenversicherung" kaufen werden. Er selbst wird, wie alle CEOs, nicht davon betroffen sein, da die Firma ab einer bestimmten Stellung dafür aufkommen wird. 

Advocatus Diaboli 0815

Ich bezweifle dass die Einführung von Karenztagen überhaupt Kosten einspart. Bestenfalls schleppen sich kranke Mitarbeiter aus finanziellen Gründen an den Arbeitsplatz, liefern schlechte Arbeit (hatte ich bei mir auch schon öfters) und stecken andere Mitarbeiter an (hatte ein ehemaliger Chef von mir auch schon praktiziert der mit seinem Infekt die halbe Abteilung infiziert hatte).
Da der Arbeitgeber arbeitsrechtlich auch ein Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter hat, ist die Frage ob er in solchen Fällen eigentlich nicht in Haftung genommen werden könnte wenn er gestattet das kranke Mitarbeiter zur Arbeit erscheinen. Rechtlich müssten diese vom Arbeitgeber nach Hause geschickt werden-jedoch dann unter Fortzahlung des Lohns!
Statt mit dieser vorsintflutlichen Methode der Karenztage hausieren zu gehen, sollten die Firmen besser mal ein Mitarbeiterfreundliches Management etablieren. Das wäre auch die beste Methode gegen den zunehmenden Fachkräftemangel.

Vector-cal.45

Ich bin ja der Erste der gegen die zunehmende Verweichlichung und Mangel an Disziplin wettert, aber das ist ja mal völlig daneben, wenn jemand krank ist, denjenigen ist dafür auch noch finanziell zu belasten. Würde vielleicht eher dazu führen, dass manche sich aus Trotz länger krank melden;

Ich selber hatte ´23 und ´24 null Krankheitstage, ´22 war ich mal verletzt. Anfang ´23 habe ich mir beim Klettern die Schulter gebrochen, habe dann eben eine Zeitlang ausschließlich im Büro gearbeitet.

Meiner Meinung nach schreiben viele Ärzte wegen absoluten Lappalien gleich zu lange krank, evtl. um sich Folgetermine zu sparen. Und die Allerwenigsten kommen freiwillig früher wieder (was übrigens rechtlich zulässig ist), obwohl sie längst wieder gesund sind.

Das muss man schon sagen: 17-20 Fehltage durchschnittlich ist schon viel.

Letzteres ist quasi ein ganzer Monat krank geschrieben. Viele leben einfach viel zu ungesund und /oder haben scheinbar wenig Abwehrkräfte.

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vaihingerxx

Viele leben einfach viel zu ungesund und /oder haben scheinbar wenig Abwehrkräfte.

 

..... oder eben Null Bock !

 

harry_up

Ich begrüße Ihren Kommentar ausdrücklich. 

CommanderData

Ein Gesundheitssystem wie in den USA? Nur für Besserverdienende?

Man erinnere sich bitte an den kürzlichen Fall in den USA, wo ein CEO einer US-Gesundheitsversicherung erschossen wurde. 

CommanderData

Ein Schelm wer Böses bei dieser Allianz-Forderung denkt. Die großen Versicherungen wittern Gewinne durch Zusatz-Versicherungen. 

gelassenbleiben

Passt doch in das von Musk und anderen Neoliberalen eingeleiteten Zeitalter von oben gegen unten und arm gegen ärmer

Parsec

Mh, so manchem Blaumacher, der gerne mal montags krank ist, gönne ich eine solche Regelung.

Einerseits finde ich es den "Redlichen" gegenüber unfair, die durchaus auf keine Krankheitswoche pro Jahr oder weniger kommen, andererseits sind 40 Mrd € / Jahr drin. Und: der "Karenztag, der hierzulande in den 1970er-Jahren abgeschafft worden war", wird halt wieder eingeführt.

Also nichts Neues.

Und man könnte ja noch ganz anders argumentieren: man stelle die Krankheitstage des EU-Schnitts von gerade mal 8 Tagen den 15-20 Tagen in Deutschland gegenüber. In D ist man also mehr als doppelt solange krank geschrieben, als EU-weit. Da könnte man auch auf die Idee kommen, dass die Hälfte der Tage, die oberhalb des EU-Schnitts liegen, auf die Karenzzeit angerechnet werden.

Also mit einem popeligen Karenztag wären wir hier in D gut bedient, würde ich sagen.

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Advocatus Diaboli 0815

Wennschon Vergleich  mit aNieren ländern gezogen werden, sollte man auch mal die produktivität vergleichen. Das ganze hat auch mit leistungsverdichtung zu tun.ein zu viel macht auch krank

De Paelzer

Ich glaube, in Deutschland ist mehr Stress auf der Arbeit, als in Ländern wie Spanien, Italien, Griechenland. Da werden auch größere Pausen bei der Arbeit gemacht. Dafür ist der Arbeitstag länger.

Es ist halt ein Durchschnittswert. Es gibt Beschäftigungen wo man häufiger Krank ist und welche wo es weniger Krankheitstage sind. 

De Paelzer

Wenn es zurück in die 60er Jahre geht, bedeutet es, Arbeiter bekommen die ersten 3 Tage keinen Lohn, Angestellte ab dem ersten Krankheitstag.

So war da nämlich, sind nicht alle gleich gewesen, auch damals waren einige gleicher.

saegezauberer

"...Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern...". Da würden unsere Beamten und Politiker ganz sicher nicht mit dabei sein.
Jetzt zum eigentlichen Thema: Es stellt sich die Frage, warum die Arbeitnehmer so oft krank sind. Antwort: Druck und Stress bis zum Burnout, Überlastung aufgrund Arbeitskräftemangel, Zukunfts- und Existenzängste bis hin zur Depression, da die Politik (vor allem Kohl und Merkel) jahrzehntelang keinerlei ausreichenden Reformen eingeleitet haben.
Das können sich Politiker und irgendwelche Vorstands-Millionäre aber nicht vorstellen, da es nichts mit ihrer Realität zu tun hat und sie bis zum Tod gut versorgt sind. Aber schön dem wirklich und hart arbeitenden Volk unterstellen blau zu machen. Unverschämtheit.
Wie wär es es denn, wenn man den Politikern konsequent ihre Diäten (was für ein unpassendes Wort) streicht, wenn Sie ihre Sitzungen schwänzen und ohne Pension rauswirft, wenn das öfter vorkommt. In der freien Arbeitswelt kann ich auch nicht einfach der Arbeit fernbleiben.

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vaihingerxx

In der freien Arbeitswelt kann ich auch nicht einfach der Arbeit fernbleiben.

 

Nein ??

jeder der in einem Betrieb arbeitet, kennt Beispiele

 

Kaneel

Politiker/-innen der Linken fordern Kürzungen der Diäten.

CommanderData

Lieber Herr Bäte, 

die GEN-Z hört Ihnen genau zu. 

Wie war das nochmal mit "die Gen-Zler sind wenige und können sich die Arbeitgeber aussuchen, die ihnen das beste Angebot machen". 

Die Allianz hat sich als Arbeitgeber gerade höchst unattraktiv gemacht. 

JM

Wie immer bei den arbeitenden Sparen damit die Managergehälter erhöht werden können. ( ich weiß, steht in keinem Verhältnis ).

Der kleine Puti Nist

In Deutschland ist der Krankenstand fast doppelt so hoch wie in der Schweiz. Das finde ich besorgniserregend und bin daher für straffere Regelungen. 

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Advocatus Diaboli 0815

In der schweiz muss man einen hohen finanziellen eigenanteil leisten wenn man zum arzt geht.

TeddyWestside

Bei manchen Meldungen frag ich mich wirklich, wie die zustande kommen. Ist das Zufall, dass der Allianz-chef jetzt mit so einem Vorschlag kommt? Ist das Hubris? Macht er das für seinen Nervenkitzel? 

Ich finde den Vorschlag an sich nicht so schlimm, aber ich sehe überall soziale und politische Spannungen, viele Leute die einerseits mit höheren Ausgaben klar kommen müssen und gleichzeitig auf immer mehr Vorzüge verzichten sollen. Wie wärs wenn der Chef mal zuerst mit gutem Beispiel voran ginge, und z.B Spitzengehälter oder Boni kürzt? 

Es ist kein Rieseneinschnitt, aber es gießt weiter Öl ins soziopolitische Feuer.

 

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Mendeleev

Chefs sind Chefs weil sie raffiniert und gierig sind … wo leben Sie ? 

Der kleine Puti Nist

Einen Tag blau machen würde dann eben auf eigene Rechnung gehen.