Ihre Meinung zu Neuwahl stellt kleine Parteien vor große Herausforderungen
Die vorgezogene Bundestagswahl stellt Kleinparteien vor besondere Probleme. Ohne großen Parteiapparat im Hintergrund müssen Ehrenamtliche in kurzer Zeit Unterschriften sammeln und einen Wahlkampf auf die Beine stellen. Von David Zajonz.
Ich finde, dass der Wahltermin zu früh ist und dass es eigentlich inkzeptabel ist, dass kleine Parteien dadurch benachteiligt werden. Es gab eine populistische Hysterie nach raschen Neuwahlen, dabei wäre es viel besser gewesen, einfach mal sehr 'cool' und entspannt zu bleiben und den Dingen ihre natürliche Zeit zu geben.
Viele müssen sich Meinungen bilden, auch Wähler. Im Idealfall machen die das so, dass sie ihre Wahl gut informiert abwägen. Insofern ist das Wahlgehetze vollkommen daneben.
Kann sich jemand vorstellen, dass so einige Leute in der Politik tatsächlich einfach nur korrekt und angemessen vorgehen möchten, ungeachtet parteitaktischer Sichtweisen? Und dass Zeit geben auch mal was Gutes ist?
Ich habe keine Lust, an meinem Glauben an die Demokratie bei jeder beliebigen Gelegenheit aus beliebigen Gründen zweifeln zu müssen. Wahlen müssen 1000% korrekt und in maximalem gegenseitigen Respekt ablaufen. Ich vermisse diese Idee in dem, was grad geschieht.
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Aus wenigen, aber für mich persönlich wichtigen Gründen, hätte ich einen späten Wahltermin eigentlich gutheißen können.
Aber ein Kanzler, der außer bei der Taurus-Frage das Land vollständig seinen Ministern überlassen hat, sich selbst seiner Regierungsmehrheit beraubt hat, dann entgegen aller Umfrsgen glaubt, sowieso wiedergewählt zu werden, und deshalb nach Gutsherrenmanier meint, den Termin der Vettrsuensfrage auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben zu können, gehört sowas von subito zu schnellen Neuwahlen gezwungen...
Ja, das ist sozusagen der Gegenpunkt zu meiner Darstellung. Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen und wenn Olaf's Taktik tatsächlich so abläuft, dann finde ich das auch ziemlich daneben. Trotzdem glaube ich in dem Fall an Prinzipien und Regeln. Ich denke, es macht es einfacher, dass wir uns alle auf etwas einigen können.
@Deca 20:45
| "1) das Land vollständig seinen Ministern überlassen hat, 2) nach Gutsherrenmanier meint, den Termin der Vettrsuensfrage auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben zu können" |
1) Hat er das? Und wenn, was ist das Problem, dass die Minister und Ministerinnen weiterhin ihren Ressorts vorstehen und ihre dortigen Aufgaben wahrnehmen, damit es keinen Stillstand gibt, soweit möglich?
2) Also der Sankt-Nimmerleins-Tag fällt auf den 15.01.2025. Danke für die Information. Meine Information für Sie: Ob und wann der Kanzler die Vertrauensfrage stellt, ist im GG festgelegt - und das ist nicht das GutsherrenGesetz.
Aber ein Kanzler, der außer bei der Taurus-Frage das Land vollständig seinen Ministern überlassen hat, sich selbst seiner Regierungsmehrheit beraubt hat
Er hat mit übermenschlicher Anstrengung die FDP irgendwie bei der Stange gehalten. Bis es nicht mehr ging.
Leider geht hier keiner darauf ein, was ich geschrieben habe sondern bestätigt lieber, dass das Aufeinanderherumgehacke offensichtlich wichtiger und befriedigender ist als ein wichtiger Konsens.
Wahlen sollten in Demokratien etwas 'heiliges' sein und wenn der Konsens darüber verloren geht, ist es vorbei. Trump hat vorgemacht, was das bedeutet und die USA sind im entsprechenden Sinkflug.
Könnte man hier sachlich und im 'heiligsten' Sinne der Demokratie über die Mechanik der Neuwahlen diskutieren?
Ja. Und die Anführungszeichen würde ich bei heiligsten sogar weglassen.
Das GG geht von einer Regierung mit parlamentarischer Mehrheit aus, damit sie arbeitsfähig ist, aufgrund schlechter Erfahrungen aus den 20ern, in denen Regierungen mit damals möglichen Notverordnungen regieren konnten, die es heute aus gutem Grund nicht mehr gibt.
Verliert die Regierung die Mehrheit, gibt es 2 Möglichkeiten: Misstrauensvotum, in dem der Bundestag einfach einen neuen Kanzler wählt. Fällt flach, weil sich niemand mit AfD-Stimmen zum Kanzler wählen lassen möchte. Oder Vertrauensfrage, nach deren Scheitern neu gewählt werden kann. Und genau nur dann. Um Wahlorgien wie in den 20ern zu verhindern.
Wenn ein Kanzler jetzt sagt: "Kein Bock auf schnelle Vertrauensfrage, Misstrauensvotum gibt's ja eh keins", ist das ein Problem für die parlamentarische Demokratie. Denn Lähmungen wie in den 20ern brauchen wir nicht.
Im heilgsten Sinn geantwortet
>> Ich finde, dass der Wahltermin zu früh ist
Ähh, hätten die einen irgendwie späteren Wahltermin gewählt, hätten sie auch gleich den Originaltermin lassen können, oder? -.-
Dann hätten wir halt ein 3/4Jahr eine rotgrüne Minderheitsregierung, who cares? oO
Dann hätten wir halt ein 3/4Jahr eine rotgrüne Minderheitsregierung
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eine möglicherweise handlungsunfähige Regierung ohne Macht was zu beschließen
"Es gab eine populistische Hysterie nach raschen Neuwahlen..."
Das hat Scholz recht zügig abgebügelt. Da tröteten nämlich plötzlich ganz viele ins populistische Horn.
"Viele müssen sich Meinungen bilden, auch Wähler. Im Idealfall machen die das so, dass sie ihre Wahl gut informiert abwägen."
Das nicht optimale bei der vorgezogenen Wahl sehe ich in den im Artikel beschriebenen Problemen und Hürden der Kleinstparteien sowie in der allgemeinen Wahlorganisation.
M.E. ist für uns Wähler/-innen ausreichend Zeit uns in den kommenden drei Monaten mit den Anliegen und Programmen der Parteien auseinanderzusetzen. Die letzte Meinungsbildung ist aufgrund der EU-Wahl für viele abgesehen von den Neuwähler/-innen auch noch nicht allzu lange her.
Außerdem kann man über das Archiv der bpb jeden Wahl-O-Mat der vergangenen Jahre nachspielen um sich bereits jetzt einen Eindruck über verschiedene potentiell in Frage kommende Parteien zu machen. Komplett neue Parteien werden aufgrund der dargestellten Schwierigkeiten eher nicht dazu kommen.
"Wahlen müssen 1000% korrekt und in maximalem gegenseitigen Respekt ablaufen. Ich vermisse diese Idee in dem, was grad geschieht."
Einen korrekten Wahlablauf finde ich äußerst wichtig. Deswegen hätte der Termin auch nicht früher sein dürfen. Für sehr viele Menschen wäre ein späterer Termin aber leider schwer vermittelbar gewesen. Die organisatorischen Herausforderungen, die mit einer vorgezogenen Neuwahl einhergehen, dem Teil der Bevölkerung zu erklären, der sich darüber nicht bewusst ist oder sein will, hätte die an die Vernunft der Menschen appellierende und Demokratie stabilisierende Rolle der CDU/CSU sein können, die diese offensichtlich aus nicht einnehmen wollte. Die lauten Forderungen die Vertrauensfrage früher zu stellen, wären vermutlich auch denjenigen auf die Füße gefallen, die die Wahl bereits im Januar abhalten wollten.