Ihre Meinung zu Kriminalitätsentwicklung mit vielen Fragezeichen
Über Kriminalität in Deutschland wird derzeit viel gesprochen. Politiker fordern schärfere Kontrollen und Gesetze, innere Sicherheit wird zum Wahlkampfthema. Doch Experten bemängeln die Datengrundlage - und warnen vor Alarmismus. Von P. Siggelkow.
Ein sehr kluger, differenzierter Artikel.
Meine persönliche Wahrnehmung ist, daß das Leben in Deutschland in meiner fast siebzigjährigen Lebenszeit nicht unsicherer geworden ist. Schon als Kind habe ich aber von vielen Erwachsenen gehört, daß das Leben früher viel sicherer gewesen sei. Zur Einordnung: diese Erwachsenen waren Anfang des 20. Jahrhunderts geboren und hatten die Weimarer Zeit und die Hitlerei erlebt. Seitdem weiß ich, was von solchen Behauptungen zu halten ist.
Und ja, ich bin tagaus, tagein in ganz Deutschland unterwegs, auch nachts auf Großstadtbahnhöfen. Da sehe ich viele im Leben gestrandete Menschen, die oft furchteinflößend wirken können, aber getan hat mir von denen noch niemand etwas.
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Ich fühle mich auch eher von den Rechten/Rechtsradikalen bedroht.
"Ausländer" kenne ich einige und von denen würde keiner auf die Idee kommen, andere Menschen anzugreifen.
Was ich mittlerweile viel öfter als früher sehe, ist breitbeiniges, blökendes Jungmänner-Dumpfmackertum. Da unterscheidet sich Neukölln nicht wesentlich vom Vogtland. Ich erkenne darin eine Krise der Männlichkeit und erkläre mir so zumindest teilweise die AfD-Wahlergebnisse im „deutschen“ Segment dieser Gruppe. Meist tun die nix, nerven aber gewaltig. Vor allem unter Alk.
Kurzer Blick auf eine interessante Entwicklung:
Ohne Menschen mit Migrationsbiografie würde das Oktoberfest... ausfallen: Alle Kräfte, die in der Security arbeiten, sind Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte.
Ich möchte nicht wissen, wie viele der gröhlenden afd-Jugendorganisation unter dem Schild "Millionenfach abschieben, die Chrupalla mit den unsäglich verharmlosenden Worten "unsere Jugendlichen wollen sich genau wie andere auch mal austoben" kommentierte, durch diese Security müssen - checken werden sie ihre Schizo-Haltung genauso wenig wie der Brandenburgische Spitzerkandidat, der fordert, Menschen mit Migrationshintergrund von öffentlichen Veranstaltungen auszuschließen:
Wiesn? Over! Nix mir san mir.
Genau und Silvester Köln waren verkleidete Glatzen
Ich find die Hintergrundinfos auch gut.
Die Interpretation ist, da weniger Fälle zu Urteilen werden, zeige die PKS eine zu hohe Kriminalitätsrate.
Zumindest theoretisch könnte man aber auch argumentieren, dass viele Fälle in der Ausgagsstatistik der PKS nicht mehr zu Verfahren führen, weil die Ermittlungsarbeit nicht erfolgreich zum Abschkuss geführt werden kann.
Dann wäre die Folge genau ungekehrt.
"Meine persönliche Wahrnehmung ist, daß das Leben in Deutschland in meiner fast siebzigjährigen Lebenszeit nicht unsicherer geworden ist."
Wie oft haben Sie in Ihrer Jugend oder bis zu Ihrem 50sten von einer Messerattake gehoert?
Ich kann mich nicht an eine einzige erinnern. Und Sie?
Als ich zur Schule ging, waren Messer Statussymbole, vor allem die mit der feststehenden Klinge, die damals schon verboten waren. Dazu zählten auch Taschenmesser, die einrasteten. Später, als ich dann vorwiegend nachts unterwegs war, waren Messer immer ein Thema. Ich habe auch einige Attacken selbst miterlebt. In die Presse schafften die es selten, und auch in der Polizeistatistik wurden die nicht gesondert aufgeführt, da das Thema nicht ideologisch aufgeladen war und Messer, genau wie heute, bei Gewaltdelikten eine eher untergeordnete Rolle spielten. Aber glauben Sie mir, im Rotlicht- und Kleinkriminellenmilieu trug man immer schon Messer, das kenne ich nicht anders.
An eine Messerstecherei kann ich mich noch genau erinnern. In Zürich, in der Niederdorfstraße, in den 80ern. Die Straße war voller Blut. In die Zeitung schaffte es dieser Vorfall aber nicht, dazu war er zu gewöhnlich.
"Als ich zur Schule ging, waren Messer Statussymbole"
DIe wurden aber nicht 9000 mal im Jahr benutzt um Leute anzugreifen.
... sagt der nach eigenem Bekunden Anhänger einer Partei, die an Wahlkampfständen Stichwaffen verteilt.
In dem Zusammenhang interessant: https://taz.de/Wahlen-in-Brandenburg/!6035436/
".. sagt der nach eigenem Bekunden Anhänger einer Partei,"
Wer hat was, wo bekundet?
Beitraege einer Zeitung, die ich persoenlich als staatsfeindlich, linksextrem einstufe, sind fuer mich unerheblich.
>> Wie oft haben Sie in Ihrer Jugend [...] von einer Messerattake gehoert?
Also, ich wurde als 16jähriger von einer Gruppe Neonazis niedergestochen.
War aber 1991. -.-
"Also, ich wurde als 16jähriger von einer Gruppe Neonazis niedergestochen."
In welchem Milieu verkehren Sie denn?
Zumindest doch die auf Oskar Lafontaine
Mit Messern hat es der User nicht. Die werden ÜBERLESEN !
Pax Domino
Sehe ich anders. Die Statistik auch.
Einige Sachen gehen zurück, ander kommen dazu. Früher wurden viele vom Auto umgefahren, dafür brauchte man sich nicht um Messermassaker kümmern.
Als 1,9m großer Mann muss ich mich am Bahnhof vor garnichts fürchten. Das kann kein Kriterium sein.
Als fast siebzigjähriger 1,94 Meter großer Mann?
"... das Leben in Deutschland [ist] ... nicht unsicherer geworden "
Das sehe ich genau so.
Nur allzu gerne wird von den Rechtsradikalen jede Straftat, die von Ausländern oder Migranten begangen wird, für das Untergangsszenario der deutschen Ordnung benutzt.
Und die feine Frau Weidel tönt dann wieder ihre Kakofonie ins Mikro und der Saal tobt und die von Weidels Hetze Verblendeten trällern dann wieder "abschieben millionenfach" und "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus".
Die AfD bedient nichts weiter als ihre selbsterschaffene Fatamorgana einer Zuspitzung, ohne jegliches Maßhalten, bis zur Zirkusreife.
"Nur allzu gerne wird von den Rechtsradikalen jede Straftat, die von Ausländern oder Migranten begangen wird, für das Untergangsszenario der deutschen Ordnung benutzt."
Ist man in Ihren Augen automatisch "rechtsradikal", wenn man darauf hinweisst, dass es in D letztes Jahr ueber 9000 Messerattacken gab?
st man in Ihren Augen automatisch "rechtsradikal", wenn man darauf hinweisst, dass es in D letztes Jahr ueber 9000 Messerattacken gab?
Wie viele gab es denn vor zwanzig Jahren? Oder vor dreißig? Oder vor zehn Jahren?
Nein, rechtsradikal sind nur gewisse simplen Schlüsse, die aus einem komplexen Sachverhalt gezogen werden.
"Nein, rechtsradikal sind nur gewisse simplen Schlüsse, die aus einem komplexen Sachverhalt gezogen werden."
Welche Schluesse ziehen Sie denn aus 9000 Messerattacken, die es vorher nicht gab?
Eine übertreibende Weidel wird erkannt?
Eine wegschauende Regierung nicht?
Alles wird zu Einzelfällen.
Das finde ich deutlich gefährlicher.
"Seitdem weiß ich, was von solchen Behauptungen zu halten ist." Und seitdem sollte man wissen, was diese braunblauen Menschenfroinde anrichten werden, wenn sie erst am Ruder sind. Und das in Rekordzeit.
Ich kann nur den Herrn G. zitieren: „Das wird immer einer der besten Witze der Demokratie bleiben, daß sie ihren Todfeinden die Mittel selber stellte, durch die sie vernichtet wurde.“
"Da sehe ich viele im Leben gestrandete Menschen, die oft furchteinflößend wirken können, aber getan hat mir von denen noch niemand etwas."
Ja, ich erinnere mich auch an verschiedene Situationen, in denen ich Herzklopfen bekam, weil ich aus reinem Vorurteil Ärger auf mich zukommen sah. Und dann hat sich der Ärger in ein paar freundliche Worte der "Bedrohlichen" aufgelöst und in ein Lachen.
Sicherheitsgefühl ist sehr subjektiv, man sollte es nicht mit der Realität verwechseln.
Sicherheitsgefühl ist sehr subjektiv, man sollte es nicht mit der Realität verwechseln.
Wahre Worte.
Na ja und wenn man Idiologie rausnimmt ,wie sieht es dann aus ?
Und das sagt ein Bürger der Hauptstadt der nahe an einem Brennpunkt wohnt. Finde ich für sehr aufschlussreich.
Nie wieder Pax Domino
Normalerweise hatte ich mir vorgenommen, ihnen nicht mehr zu antworten. Gründe sind unwichtigJeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung und andere Erfahrungen. Pauschale Urteile gibt es nicht.
Bitte bedenken sie, dass Täter - die oft/meist in größerer Zahl sich meistens nur an Personen vergreifen/angreifen, die sie als Opfer wahrnehmen. Es gibt Menschen, die mehrfach angeg iffen wurde- andere noch nie.
Sie hatten Glück bzw. sie sehen wahrscheinlich nicht wie ein Opfer aus.