Eine Hand hält Handschellen vor einen Streifenwagen der Polizei.

Ihre Meinung zu Kriminalitätsentwicklung mit vielen Fragezeichen

Über Kriminalität in Deutschland wird derzeit viel gesprochen. Politiker fordern schärfere Kontrollen und Gesetze, innere Sicherheit wird zum Wahlkampfthema. Doch Experten bemängeln die Datengrundlage - und warnen vor Alarmismus. Von P. Siggelkow.

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23 Kommentare

Kommentare

fathaland slim

Ein sehr kluger, differenzierter Artikel.

Meine persönliche Wahrnehmung ist, daß das Leben in Deutschland in meiner fast siebzigjährigen Lebenszeit nicht unsicherer geworden ist. Schon als Kind habe ich aber von vielen Erwachsenen gehört, daß das Leben früher viel sicherer gewesen sei. Zur Einordnung: diese Erwachsenen waren Anfang des 20. Jahrhunderts geboren und hatten die Weimarer Zeit und die Hitlerei erlebt. Seitdem weiß ich, was von solchen Behauptungen zu halten ist.

Und ja, ich bin tagaus, tagein in ganz Deutschland unterwegs, auch nachts auf Großstadtbahnhöfen. Da sehe ich viele im Leben gestrandete Menschen, die oft furchteinflößend wirken können, aber getan hat mir von denen noch niemand etwas.

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ich1961

Ich fühle mich auch eher von den Rechten/Rechtsradikalen bedroht.

"Ausländer" kenne ich einige und von denen würde keiner auf die Idee kommen, andere Menschen anzugreifen.

 

püppie

Ich find die Hintergrundinfos auch gut.

Die Interpretation ist, da weniger Fälle zu Urteilen werden, zeige die PKS eine zu hohe Kriminalitätsrate.

Zumindest theoretisch könnte man aber auch argumentieren, dass viele Fälle in der Ausgagsstatistik der PKS nicht mehr zu Verfahren führen, weil die Ermittlungsarbeit nicht erfolgreich zum Abschkuss geführt werden kann.

Dann wäre die Folge genau ungekehrt.

Bauer Tom

"Meine persönliche Wahrnehmung ist, daß das Leben in Deutschland in meiner fast siebzigjährigen Lebenszeit nicht unsicherer geworden ist."

 

Wie oft haben Sie in Ihrer Jugend oder bis zu Ihrem 50sten von einer Messerattake gehoert?

Ich kann mich nicht an eine einzige erinnern. Und Sie?

ich1961

Und diese ???  werden von manchem einfach zu Tatsachen erklärt - und von zu vielen einfach geglaubt und nachgeplappert.

Es wird von manchen Parteien (AfD, BSW, Union) gelogen, das sich die Balken biegen - und die Wähler wollen genau das hören und glauben diesen Quatsch.

Für mich sind das Frendenfeinde/Ausländerfeinde, die sich bisher nicht getraut haben, diese Feindlichkeit zu äußern und dazu zu stehen. Nun haben Sie - sehr laute - Sprachrohre gefunden.

Gleichzeitig werden die, die das nicht so sehen diskreditiert, beschimpft, tätlich angegriffen usw. (siehe z.B: die Grünen)!

Für mich ist das nur noch zum fremdschämen.

 

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odiug

Es sind nicht DIE Fremden oder DIE Ausländer, es ist ein allgemeines gesellschaftliches Problem. Es gibt nichts zu verharmlosen und es gibt nichts zu dramatisieren. Die Gleichgültigkeit muss aufhören und das wegsehen auch. Es fehlt insgesamt in meinen Augen daran, gesellschaftliche Grundregeln wieder zu beachten und mehr aufeinander zu achten. Dazu zählen auch die Politiker der etablierten Parteien, die durch unsensibles Regieren den braunblauen und extrem linken in die Karten spielen.

ich1961

Da spricht der Artikel und die Ergebnisse aber eine ganz andere Sprache.

Und die Wahrnehmungsprobleme habe nicht ich!

 

Flens1977

Das schlimme ist ja das es immer mehr Menschen in Deutschland gibt, die den Quatsch glauben. Aber die von ihnen genannten Parteien leben ja davon, das ihr Botschaften verfangen. Man kann nur hoffen, das die Leute die diese Parteien aus Verdruß über die anderen Parteien rechtzeitig zur Besinnung kommen. 

Abgesehen davon, was bringt es Parteien zu wählen, die nie die reele Chance haben werden zu regieren. Die einzigen, die sich darüber freuen, sind die, die in die Landtage oder Bundestag geschickt werden. Diese sind denn um Längen besser versorgt als die Leute, die sie gewählt haben.

Parsec

"Doch Experten bemängeln die Datengrundlage - und warnen vor Alarmismus."

Die Kriminalitätsentwicklung muss natürlich beobachtet und vor allem richtig eingeordnet werden.

Und sas heißt: dem / den Affen sollte man eben keinen Zucker geben. Denn durch voreilige Aktionen spielt man den Verunsicherern der Nation nur in die Hände. Gerade Hetzerinnen wie Weidel kommt es nur zupass, wenn durch Alarmismus unnötig eine Gefahrenlage suggeriert wird, die die tatsächlichen Umständen über die Maßen betonen.

Nettie

„Mangelhafte Datengrundlage“

Wo es an verlässlichen Datengrundlagen mangelt, bleibt ‚Spekulation’. umso mehr Raum.

Was die, die die Verfügbarkeit dieser Datengrundlagen - also die für realitätskonforme Einschätzungen nötige Transparenz - verhindern können (und meist auch tun) sich weidlich zur Durchsetzung ihrer Interessen zunutze machen.

Calidris

Wie meistens, ist die Wahrheit komplexer, als es uns so mancher, der von Stimmungsmache profitiert, weismachen will. Ich sage nur: "Messermänner"! Es liegt an uns Bürgern, besonnen zu bleiben und nicht den lautesten Schreihälsen, die eine halbe Statistik gelesen haben und sofort zu hetzen beginnen, hinterherzulaufen!

Parsec

"Auch Wählerbefragungen zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zeigen, dass das Thema Kriminalität und Innere Sicherheit für viele Menschen bei ihrer Wahlentscheidung eine große Rolle gespielt hat."

Kein Wunder! In Sachsen und Thüringen lassen sich viele Wähler gerne einen Bären von der AfD auf die Nase binden.

Sei es durch primitive TikTok-Videos ("Man kann ja heute schon nicht mehr tanken gehen ohne Angst zu haben, abgestochen zu werden") oder durch die massiv von rechts durchsetzten kostenlosen Anzeigenblättchen, den sog. Hauswurfblättern, mit populistischen Statements regional bekannter "Prominenz", s. hierzu Böhmermanns Show von gestern.

Die Aufklärung durch Kriminalstatistiken kann man sich dann auch getrost schenken, wenn so manch Bürger 'nem TikTok-Billigvideo oder kostenlosen Hauswurfsendungen mehr Glauben schenkt:

"wenn man speziell auf Gewaltkriminalität schaut, zeigt sich in der Strafverfolgungsstatistik ein Rückgang."

Interessiert AfDler nicht.

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Flens1977

Allein schon das was gestern bei der PK der AfD verbeitet wurde, das ihre Mitglieder am meisten Bedroht oder angegriffen wurden. Laut dem BKA Bericht waren es die Mitglieder der Grünen, die das erdulden mussten.

Aber das kann ja die AfD ja nicht zugeben, sie lieben es ja sich in der Opferrolle zu suhlen (Sarkasmus)

Olivia59

Wenige Tage vor der Wahl gab es den Anschlag in Solingen der so Einige verunsichert und zu politischem Aktionsmus geführt hat. Laden Sie das nicht wieder auf den Ossis ab und auch nicht auf der AfD, weil es schlicht populistisch ist denen immer alles zuzuschieben. Die allgemeine Verunsicherung war real ohne deren Zutun.

odiug

Bei jüngeren Menschen scheint die Hemmschwelle zu sinken. Messer und andere Waffen werden zu normalen Utensilien, die man bei sich trägt. Legalisierung von Drogen und der Einfluss der sogenannten „sozialen“ Medien zeigen ebenso neue Verhaltensmuster bei hauptsächlich aus schwierigen Verhältnissen oder in Brennpunkten lebenden Menschen. Ausgrenzung, Anonymität oder Vereinsamung tun ihr übriges. Das meiste sind keine neuen Probleme, sie kommen in unserer Gesellschaft nur deutlich öfter vor und viele fühlen sich nicht mehr mitgenommen.

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ich1961

Und warum fühle ich mich nicht "nicht mitgenommen"?

Relativierung, Ablenkung, Verharmlosung?

 

proehi

Ich muß zugeben, dass bei mir bisher noch keine irgendwie geartete Kriminalitätsstatistik irgendeinen Einfluß auf meine Befindlichkeit gehab hat. Für professionelle Anwender mag es ein ernsthaftes Manko sein, nich über schlüssige statistische Angaben, wie im Artikel beschrieben, zu verfügen.

Warum man sich aber wie offensichtlich Sie, in Ermangelung brauchbarer Angaben, sich selber für den privaten Gebrauch statistische Angaben zurechtbastelt, erschließt sich mir jetzt gar nicht. Wollen Sie sich oder auch uns ein ungutes Gefühl einer diffusen Bedrohungslage besorgen oder was können Ihre dunklen Absichten sein?

ich1961

Nur zur Einordnung der erste Absatz bei Destatis (im Artikel verlinkt, die Hervorhebung ist von mir):

30. November 2022

Gerichtliche Strafverfolgung 2021: 5,3 % weniger rechtskräftige Verurteilungen

Im Jahr 2021 wurden rund 662 100 Personen von deutschen Gerichten rechtskräftig verurteilt. Wie das Statistische Bundes­amt (Destatis) mitteilt, waren das rund 37 200 beziehungsweise 5,3 % Verurteilte weniger als im Vorjahr. Damit setzte sich die seit Jahren tendenziell rückläufige Entwicklung der Zahl an Verurteilungen fort. 

 

Spürnase mit Bisswunden

Die Fragezeichen mit den dazugehörigen Fragen müssen seitens der Politik gelöst werden. Welche Partei dabei im Vordergrund steht, wird dann bald klar sein. Die Bundestagswahl 2025 ist nicht gar so fern.

pxslo

Ich glaube deutschen Statistiken generell nicht. Da werden oftmals Äpfel mit Birnen verglichen und uns dann als Bananen verkauft. 

SirTaki

Kriminalität steigt auf den ersten Blick, das zeigen auch Übergriffe auf Ehrenamtliche, Hilfskräfte, Politiker etc. Nur findet man das seltener in der Kriminalitätsstatistik, weil man rätseln muss, was davon überhaupt als kriminell definiert ist.

Und wenn man nicht genau weiß, was diese Statistik erfasst oder nicht.  Und wenn solche Übergriffe -als ein Beispiel- bei manchen Leuten als Vergehen in der Öffentlichkeit mit steigender Tendenz wahrgenommen werden, kommt unterm Strich schon der Eindruck, Kriminalität steigt an.

Vergehen, Übergriffe, Kriminalität sind ein verschwommenes Gebilde in der Vorstellung mancher Leite.

Daher sollte man hier anders ansetzen und klipp und klar darstellen, welche Tat zu welchem Bereich zuzuordnen ist.

Dass es in der Gesellschaft mehr und mehr verhaltenskreative Leute gibt, verstärkt auch den Eindruck, die Kriminalität steigt. Nur was ist davon wirklich kriminell zu nennen? 

 

harpdart

Jedes Gewaltverbrechen, ob im Norden Schleswig-Holsteins, im Süden Bayerns, im Westen von NRW oder im Osten Sachsens, landet sofort in den sozialen Medien und wird rasend schnell weiterverbreitet. In früheren Zeiten war das anders. Da las man hauptsächlich von Vorfällen aus lokaler und regionaler Umgebung. Nur besonders schwere Fälle wurden bundesweit veröffentlicht. So könnte heute der Eindruck entstehen, dass die Gewaltverbrechen immens angestiegen seien. Gefühlt ist es schlimmer geworden. Stimmt das?

Danke für den Artikel.

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