Ihre Meinung zu Im Hilfesystem bei häuslicher Gewalt fehlt das Geld
Seit Jahren steigt die Zahl von Menschen, die von Partnern oder Ex-Partnern erniedrigt und geschlagen werden. Die meisten sind Frauen. Die Beratungsstellen geraten immer wieder an die Grenzen der Kapazitäten. Von Sinje Stadtlich.
So wie Sandra geht es sehr vielen Frauen und auch Männern in Deutschland, schon seit vielen Jahren, quer durch alle Schichten und Altersgruppen.
Wahrscheinlich haben die meisten dieser Menschen als Kinder selbst unter Gewalterfahrungen gelitten.
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Und das ist eine Entschuldigung selbst zum Täter zu werden?
Nein, ein einstiges Opfer welches zum Täter wird, ist ein Täter und somit vollumfänglich für die Taten haftbar!
Und das ist eine Entschuldigung selbst zum Täter zu werden?
Nein, es ist eine Erklärung. Ich will Dinge gerne verstehen, damit ich die Ursachen bekämpfen kann.
Nein, es ist natürlich keine Entschuldigung.
Aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß Menschen, die als Kind Gewalt erfahren haben, später ganz erheblich, wirklich ganz erheblich öfter zu Gewalttätern werden als Menschen, denen das nicht so ging.
Das ist eine erwiesene Tatsache, die man auch nicht mit „Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für seine Taten“ aus der Welt schaffen kann.
Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.
Jede/e Erwachsene ist verantwortlich für seine/ihre Taten.
Geistige Beeinträchtigungen mal ausgenommen.
Es ist möglich nicht selbst Täter/Täterin zu werden, wirklich.
Es ist möglich nicht selbst Täter/Täterin zu werden, wirklich.
Auch das hat niemand negiert. Aber das ändert nichts an dem Zusammenhang zwischen Gewaltausübung als Erwachsener und Gewalterfahrung als Kind. Sie können die Gewalterfahrung eines Kindes nun mal leider oft nicht erkennen und der Erwachsener hat die Erfahrung internalisiert und verdrängt.
Das bestreite ich nicht.
Es schafft aber die statistische Tatsache, die ich benannte, nicht aus der Welt.
Nein, aber wissen woher, reicht nicht, Betroffene wissen das.
Reden "müssen" Betroffene, Jungs schweigen mehr als Mädchen wenn sie zum Opfer von Gewalt wurden.
Sogar signifikant.
Nein, aber wissen woher, reicht nicht, Betroffene wissen das.
Und das stimmt eben nicht. Es heißt nicht umsonst "Unterbewusstsein".
Dauerhafte Gewalt in der Kindheit ist bewusst, weil das die "Normalität" betroffer Kinder ist.
Jahrzehnte von häuslicher Gewalt sind nicht in Gänze zu verdrängen.
Dauerhafte Gewalt in der Kindheit ist bewusst, weil das die "Normalität" betroffer Kinder ist.
Die Kinder beziehen die Gewalt aber meist auf sich und erkennen nicht, dass das ein Fehler der Erwachsenen ist. Und Gewalt in Form z.b. emotionaler Vernachlässigung oder Missbrauch nehmen sie als Kind erst gar nicht als solche wahr.
"Dauerhafte Gewalt in der Kindheit ist bewusst, weil das die "Normalität" betroffer Kinder ist. "
Das ist widersprüchlich. Wenn es normal ist, wird es doch nicht als Gewalt wahrgenommen.
„…Es ist möglich nicht selbst Täter/Täterin zu werden, wirklich.“
+
Ja, und wenn Täter dafür Hilfe brauchen, sollten wir ihnen - meinetwegen vordringlich aus eigenem Interesse - diese Hilfe auch gewähren. Die Kriterien für so eine Hilfestellung sind im Artikel gut beschrieben … ehe wieder von irgendwoher der Vorwurf kommt: Täterschutz vor Opferschutz. Natürlich ist in erster Linie den Opfern zu helfen, auch wenn dazu die Täterhilfe gehören sollte.
@proehi 17:27
|"Natürlich ist in erster Linie den Opfern zu helfen, auch wenn dazu die Täterhilfe gehören sollte." |
Manchmal hängt es wirklich an Begriffen, bis begriffen wird, was gemeint ist. Vielleicht sollte deswegen nicht von Täterhilfe sondern von Täter-Abhilfe gesprochen werden.
ehe wieder von irgendwoher der Vorwurf kommt: Täterschutz vor Opferschutz.
Auch hier im Thread natürlich zu finden.
… wollte ich auch erst was zu sagen, aber dann schien mir der Zug schon abgefahren zu sein.
Ich hielte auch die Arbeit mit den Tätern für sehr wichtig, um den Kreis der Gewalt zu durchbrechen.
"Täterhilfe" gibts ist doch gut, aber die wird freiwillig jetzt nicht soooo oft genutzt.
Öfter nach richterlicher Auflage tja.
Ich mag da nicht mitspekulieren. Aber wenn auch nur ein Täter sein Dämon erlegen kann, ist mindestens einem Menschen sehr viel Leid erspart worden.
Solche Angebote/ Auflagen sollten nicht freiwillig, sondern verpflichtend sein.
Ja, es ist möglich. Aber es ist umso schwieriger, es alleine ohne professionelle Hilfe zu schaffen. Und weil die eben oft ausbleibt, lässt sich das u.a. statistisch belegen.
@Krist 16:57
| "Jede/e Erwachsene ist verantwortlich für seine/ihre Taten. Geistige Beeinträchtigungen mal ausgenommen. Es ist möglich nicht selbst Täter/Täterin zu werden, wirklich." |
Es geht m.E. doch bei dem Ansatz von @mispel und @fatha nicht darum, die Täter aus der Verantwortung zu entlassen.
Sondern darum durch die Erkenntnisse, z.B. über die Weitergabe von Gewaltstrukturen, auch dazu beizutragen, dass es möglich ist, nicht selbst zum Täter zu werden.
Denn zum Durchbrechen von Mustern bedarf es eben der Erkenntnis der Muster.
Alles richtig, und genau so richtig auch, dass die Ausführenden wissen was sie tun.
Und mir ist wichtig dass im Rahmen der Diskussion zu betonen.
@Krist 17:59
| "dass die Ausführenden wissen was sie tun. " |
Das mag sein. Es geht aber darum, dass sie erkennen warum sie es tun.
Daß sie sich der Muster, die sie gelernt haben, denen sie blind gehorchen, bewußt werden. Und dann können sie sich entscheiden - ob sie sie durchbrechen wollen oder nicht.
Wenn nicht, dann hat die konstruktive Täterarbeit ein Ende und muß durch restriktive Maßnahmen ersetzt werden.
PS. Manche Ausführenden genießen es sogar.
Ausnahmen.
Und das hat jetzt genau was zu bedeuten?
Die Armen konnten doch nicht anders, die mussten ja zuschlagen?
Für mich ist das keine Erklärung und schon gar keine Entschuldigung.
Und das hat jetzt genau was zu bedeuten?
Genau das, was da steht. Lesen Sie mal entsprechende Literatur. Als Einstieg empfehle ich gerne "The body keeps the score". Sehr zu empfehlen.
Das ist allgemein bekannt, nur wie gesagt einstiges Leid, ist keine Ausrede für später selbst ausgeteiltes Leid.
Genügend Betroffene überwinden einstiges Leid und werden nicht zu neuen Tätern, es gilt den Teufelskreis zu brechen, das ist erlernbar durch therapeutische Maßnahmen.
Das ist allgemein bekannt, nur wie gesagt einstiges Leid, ist keine Ausrede für später selbst ausgeteiltes Leid.
Das habe ich doch nirgendwo geschrieben. Aber Dinge, die sie nicht verstehen, können sie nicht änden.
Ein Narzist zB wird es nicht verstehen, er geht kaum in Therapie und Empathie ist nicht da oder gestört.
Kann die erkrankte Person nix für, bleibt aber eine Gefahr.
Selbstverständlich haben Sie recht. Natürlich muss man den Opfern helfen und - soweit möglich - auch den Tätern, damit insgesamt unserer Gesellschaft geholfen ist.
Ach, ich bin zwar eine Leseratte, aber da bin ich raus.
"Billige oder auch einfache Erklärungen" für Gewalt?
Meine Meinung: es gibt keinen einzigen Grund für Gewalt - weder gegen Frauen noch gegen Kinder.
"Billige oder auch einfache Erklärungen" für Gewalt?
Neurowissenschaften und Psychologie sind für Sie ernsthaft "billige oder einfache Erklärungen"? Warum geben Sie der Sache nicht einfach eine Chance?
Meine Meinung: es gibt keinen einzigen Grund für Gewalt - weder gegen Frauen noch gegen Kinder.
Bitte unterscheiden Sie zwischen „Grund“ und „Entschuldigung“.
Nein, das ist keine Entschuldigung, aber zum Teil eine Erklärung. Wir müssen dafür sorgen, dass weniger Kinder selbst Gewalt erleben, denn dadurch ließe sich vielleicht Gewalt bei Erwachsenen minimieren.
Ich glaube, sie unterstellen Mispel etwas, was so nicht gemeint gewesen ist.
Ich habe da eine andere Meinung - siehe meine Antwort an mispel.
Aber mit dem Satz haben Sie recht "dass weniger Kinder selbst Gewalt erleben, denn dadurch ließe sich vielleicht Gewalt bei Erwachsenen minimieren."
Und daher ist es wichtig, die Frauen und Kinder aus solchen toxischen Beziehungen heraus zu holen und die Finanzierung für diese Hilfe sicher zu stellen.
Wahrscheinlich haben die meisten dieser Menschen als Kinder selbst unter Gewalterfahrungen gelitten.
Ja. Das ist statistisch erwiesen.
Natürlich wird nicht jedes Kind gewalttätiger Eltern später selbst gewalttätig, aber die Wahrscheinlichkeit dafür liegt exorbitant höher als bei Kindern, die liebevoll aufgewachsen sind.
Ja, das ist leider so.
Mir wurde vor und nach der Hochzeit gesagt, Scheidungskinder lassen sich auch oft scheiden.
Nein, wir sind seit 42 Jahren glüccklich verheiratet. ;-))
Wollen Sie Ihren eigenen Lebensweg verallgemeinern?
Nein, Kinder, die aus zerrütteten Beziehungen stammen, sind signifikant seltener in der Lage, eine stabile Erziehung einzugehen bzw. aufzubauen.
Anekdotische Gegenbeispiele widerlegen die statistische Signifikanz dieses Zusammenhangs nicht.
Korrektur: stabile Beziehung, nicht Erziehung.
Ich hätte ja nicht gedacht, dass es mal ein Thema gibt, bei dem wir einer Meinung sind ;)
Ich bin auch überrascht.
sollte man meinen !
man passt sich der gesellschaftlichen Situation an wird dadurch geprägt würde ich meinen
@fatha 15:59
| "Natürlich wird nicht jedes Kind gewalttätiger Eltern später selbst gewalttätig, aber die Wahrscheinlichkeit dafür liegt exorbitant höher als bei Kindern, die liebevoll aufgewachsen sind." |
Und genau deswegen ist es wichtig, Frauen dabei zu unterstützen, aus diesen Strukturen zu entkommen.
Gelebter Selbstwert ist ein Vorbild und die Prioritätensetzung auf Gewaltfreiheit, kommen auch den Kindern zu Gute.
Und genau deswegen ist es wichtig, Frauen dabei zu unterstützen, aus diesen Strukturen zu entkommen.
Gelebter Selbstwert ist ein Vorbild und die Prioritätensetzung auf Gewaltfreiheit, kommen auch den Kindern zu Gute.
Das unterstreiche und unterschreibe ich.
Häusliche Gewalt und/oder Gewalt in Partnerschaften, die Tatsache, dass meistens Frau und Mädchen die Opfer sind, hat vielfältige Ursachen.
die Tatsache, dass meistens Frau und Mädchen die Opfer sind, hat vielfältige Ursachen.
Das halte ich für einen Trugschluss. Denn in welchem Umfeld sind solche Männer wohl aufgewachsen? Und allein schon der Ausdruck "meistens" stört mich. Wäre es weniger schlimm, wenn es "nicht meistens" Frauen sind? Natürlich nicht, denn die Ursache ist in beiden Fällen die gleiche. Und ich selbst habe unter Frauen eher noch mehr gelitten als unter Männern. Denn psychische Gewalt kann deutlich gravierendere Folgen haben als körperliche.
Ich nehme Bezug auf die wahrnehmbaren und gemeldeten Fälle körperlicher Gewalt in Partnerschaften. Dass es hier vielfältige Ursachen für Konflikte und körperlicher Gewalt gibt, kann man in einschlägigen Studien erfahren. Auch Frauenorganisationen beschäftigen sich, über die einzelnen Schicksale hinaus, damit und sehen keine monokausale Erklärung (z.B. Terre des Femmes).
Von Gewalt gegen Kinder sind Jungen und Mädchen gleichermaßen betroffen.
Kommt darauf an, welche Eingrenzungen man bei diesem Thema vornimmt. Ich habe primär den Blick auf Konflikte und Gewalt in Partnerschaften gehabt, entsprechend Artikelschwerpunkt.
Es gibt keine Partnerschaft ohne Konflikte, aber Partnerschaft ohne Gebrüll u Gewalt. (Trotz Konflikte)!
Da sind in den meisten Fällen auch Kinder betroffen.
Absolut! Bei der sexualisierten Gewalt, trifft es weibliche Kinder öfter.
Die Anzahl der männlichen Opfern (Kinder) von sexualisierter Gewalt ist ebenfalls hoch, doch leider schweigen männliche Betroffene öfter.
Sie werden auch seltener danach befragt, leider.
Umso wichtiger ist es, dass den Opfern, vor allem den Kindern, jede erdenkliche Hilfe gewährt wird. Koste es, was es wolle. Damit die Chance erhöht wird, dass sie später als Erwachsene nicht zu Tätern werden. Viel zu oft werden sie aber allein gelassen.
Mir fällt auf, dass die bisherigen Kommentatoren Ihre Aussage automatisch auf jene beziehen, die Gewalt ausüben. Ich selbst habe Ihre Aussage zuerst in Bezug auf die Opfer gelesen, weil es ja auch häufig vorkommt, dass Menschen sich fragen, wieso die Betroffenen überhaupt in einer solchen Beziehung bleiben.
Tatsache ist, dass sich Gewaltmuster weitergegeben werden. Um sie durchbrechen zu können, müssen sie verstanden werden.
Tatsache ist, dass Gewaltmuster weitergegeben werden. Um sie durchbrechen zu können, müssen sie verstanden werden.
Genau das ist die Essenz meiner Aussage. Aber viele wollen eben nicht verstehen.
Verhaltensmuster werden erlernt. Um zu einem anderen Verhalten in Konfliktsituationen und in Situationen, wo man sich existenziell oder in seiner Identität bedroht fühlt, zu kommen, müssen neue Verhaltensweisen erlernt werden und bewusstseinsmäßig wie emotional verankert werden, sozusagen eine Persönlichkeitsveränderung durchmachen. Es genügt nicht, nur abstrakt oder rational zu verstehen.
Genau das ist die Essenz meiner Aussage. Aber viele wollen eben nicht verstehen.
Ich bin wirklich überrascht und frage mich, warum das so ist.
"Tatsache ist, dass sich Gewaltmuster weitergegeben werden. Um sie durchbrechen zu können, müssen sie verstanden werden."
Genauso ist es. Deshalb verstehe ich auch die teilweise unangemessenen Reaktionen (Unterstellungen) auf den Hinweis von "mispel" nicht. Es ist gerade wegen der Kinder wichtig, diesen Teufelskreis so früh wie möglich zu durchbrechen. Schutz allein reicht da nicht. Psychologische Begleitung über einen gewissen Zeitraum ist ebenfalls ein Muss. Auch wenn (noch) keine Kinder im Spiel sind. Ich weiß allerdings nicht, ob man "Vertrauen in den oder die Richtige(n)" lernen kann.
"Man" kann lernen, selbst nicht Täter oder Täterin zu werden.
So schwer das zu verstehen ist, diese Gewalt ist kein "Blackout", Täter / Täterin wissen was sie tun.
//"Man" kann lernen, selbst nicht Täter oder Täterin zu werden.
So schwer das zu verstehen ist, diese Gewalt ist kein "Blackout", Täter / Täterin wissen was sie tun.//
Ich ging von den Opfern aus, als ich von "Vertrauen lernen" schrieb. Ich kann mir jedenfalls kein schönes Leben ohne Vertrauen vorstellen.
So schwer das zu verstehen ist, diese Gewalt ist kein "Blackout", Täter / Täterin wissen was sie tun.
Aber sie wissen nicht, warum sie das tun, und das warum ist entscheidend. Menschen verdrängen traumatische Erfahrungen.
Ja die außerordentlichen!