Die Angeklagte Irmgard F. wird zu Beginn des Prozesstages in den Sitzungssaal gebracht. (Archivfoto vom 20.12.2022)

Ihre Meinung zu BGH urteilt über Sekretärin: Eine historische Entscheidung

Der Bundesgerichtshof urteilt heute über den Fall einer Sekretärin im KZ Stutthof. Die heute 99-Jährige war gegen ihre Verurteilung im Jahr 2022 vorgegangen. Es könnte das letzte Urteil in einem KZ-Prozess in Deutschland sein. Von Max Bauer.

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149 Kommentare

Kommentare

Mendeleev

Der Prozess ist unnötig. Die historische Aufarbeitung ist längst erfolgt und die juristische hätte vor 50 Jahren stattfinden müssen.

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Affen_D

Dann ist das Leid der Opfer, die heute noch leben, also auch unnötig?

Mauersegler

"Der Prozess ist unnötig."

Behaupten Sie. Ohne jede Legitimation.

Alter Brummbär

Es erfolgte nie eine komplette Aufarbeitung, auf keiner Seite, wie man heute überall sieht.

Malefiz

Ihr Kommentar zeigt nur auf, daß Sie wohl nicht wissen, daß Mord oder auch Beihilfe für Mörd nun mal nach unseren Gesetzen nicht verjährt, nur dann wenn der oder die Angeklagte verstirbt oder verstorben ist! ES ist gut so wenn ein Gesetz funktioniert, sonst wäre das ja auch unnötig! Und Ihre persönliche Meinung ist irrrelevant. Der Großteil unseres Volkes, daß das aufgearbeitet wird ist relevant!

Egleichhmalf

Da auch Mordversuch nicht verjährt und es sich bei D (im Gegensatz zu zB Russland) um einen Rechtsstaat handelt, kann diese Tat nicht nur verfolgt werden, sie muss sogar verfolgt werden.

Adeo60

Die Dame zeigt kein Unrechtsbewusstsein, obwohl sie Teil eines Räderwerks war, das zu schrecklichen Verbrechen geführt hat.

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H. Hummel

… Teil des Räderwerkes waren 100.000 + XX Deutsche … direkt oder indirekt, also mindestens mit Beihilfe. Und: wieviele haben den Weg vor Gerichte angetreten, sind entsprechend der Taten verurteilt worden? Und wieviele haben, unter aktiver Hilfe einstiger NS- Täter, nach ´45 einen Persilschein bekommen; waren dann wieder als Staatsanwälte, Anwälte Richter oder Ärzte tätig? Wir erinnern uns: Kurt- Georg Kiesinger hat es in D bis zum Bundeskanzler gebracht. Und ich denke, es gab viele Kiesingers.

Aus diesem Blickwinkel, und unserer heutigen Betrachtungsmöglichkeit, eine damals 20jährige Sekretärin bis zum 99. Geburtstag mitverantwortlich zu machen, hat wenig mit Gerechtigkeit zu tun, da soll meiner Meinung nach ein weiteres Mahnmal installiert werden … in einer Zeit, in der das Thema selbst an den meisten Schulen gerade mal im Schnelldurchlauf „abgearbeitet“ wird.

Adeo60

Der Vorwurf an die Sekretärin ist ausschließlich fehlendes Unrechtsbewusstsein. Natürlich war sie letztlich ein kleines Licht in dem grausamen Räderwerk, aber eine Einsicht in das begangene Unrecht kann, darf und muss man erwarten.

Alter Brummbär

Deutsche waren die Hauptäter keine Frage, aber es gab auch jede Menge Helfer.

Malefiz

Alle die damals unter dem Naziregim gelebt haben sind mehr oder weniger Mitschuldige. Nur ganz wenige haben verstanden was damals das Naziregim für eine wahre Bedeutung hatte und haben ihm die Stirn geboten, was aber immer schlimm für sie geendet hatte. Auch andere die wußten was das Naziregim für eine Bedeutung hatte konnten noich rechtzeitig aus Deutschland fliehen.

Kokolores2017

Obwohl ich 1. Nachkriegsgeneration bin und wir schon mit spätestens 12 - 13 Jahren durch Schule, Familie und Medien gründlich über diese entsetzliche Barbarei aufgeklärt waren, würde ich doch gerne wissen, was man von der Angeklagten damals hätte erwarten können? Höchstens, dass sie ihre Stelle kündigt, wenn das überhaupt möglich war, denn sie war ja Mitwisserin, und die lässt ein solches Mördersystem doch auch nicht ohne weiteres laufen. Sie hätte auch die Namenslisten ins Lager schmuggeln können, aber hätte das den Todgeweihten in irgendeiner Weise geholfen? Was also wären ihre Möglichkeiten gewesen?

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Miauzi

ja es war möglich zu kündigen - und sie wusste das auch ... sie wusste auch damals das sie keine Nachteile davon tragen würde.

Sie hat also im vollen Bewusstsein diese Stellen angetreten - dass hier Menschen zu 10.000 "entsorgt" werden ... und sie fand dies offensichtlich als richtig so.

Ebenso wie ein Cousin meines Opas (väterlicherseits) - der züchtete die Lagerhunde von Auschwitz und bildete sie vor der Lieferung an das Lager auch entsprechend aus!

Hätte er nicht machen müssen - er wollte es aber!

H. Hummel

Ich bin Bj. 1956, an meinen Schulen wurde das Thema im Schnelldurchlauf „abgehandelt“. Und Großeltern und Eltern wollten diese Zeit auch hinter sich lassen. Einzig mein Vater hat gelegentlich mahnend darüber gesprochen, er wurde bereits 1940 eingezogen und musste an vielen Schlachten teilnehmen … Seine Narben zeugten davon. Aus meiner heutigen Sicht hat er mir bestenfalls vom „lustigen Landserleben“ berichtet.

RockNRolla

Gut, dass man alle noch  belangen will.

Und auch gut, dass die Sekretärin noch fit ist.

Andere entkommen ihrem Prozess wegen hohen Alters oder gar Bluthochdruck.

Diese 2 verschiedenen Masstäbe sollte man sein lassen. 

Auch Honni und seine sed Schergen entgingen den Gerichten.

Man kann nicht zu alt oder zu krank für Strafe sein. 

StepHerm

Vor kurzem im Kino „die Ermittlung“, ein erschütterndes Stück aufgearbeitete Zeitgeschichte.

Auch wenn Frau F. es persönlich als ungerecht empfindet, dass sie nun, in ihrem Alter zur Rechenschafft gezogen wird, und soviele ungeschoren davongekommen sind, ist dieser Prozess und die Erinnerung daran wichtig.

Diese Taten sind geschehen, durch Menschen an Menschen, und daher kann es wieder passieren. Das es nicht soweit kommt, liegt in unser aller Verantwortung.

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ich1961

Danke für die wahren Worte!

Es ist durchaus wichtig - auch heute noch - den Tätern/Tatbeteiligten das Fehlverhalten klar zumachen! Vorallem, wenn sie weiter an Ihrer Unschuld festhalten.

 

Peter Kock

Ob das noch sein muss die Frau ist nahezu  100  Jahre alt und soll dann in ein Gefängnis eingeliefert werden ? Das reißt lediglich alte Wunden auf ..... bei     e c h t e n    Tätern sehe ich das aber völlig anders !  

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Autograf

Sie wird nach Jugendstrafrecht verurteilt - sie war zum Tatzeitpunkt unter 21 Jahre alt - und da nicht vorbestraft, wird die Strafe auf Bewährung ausgesprochen. Sie muss nie ins Gefängnis. Allerdings wäre, da sie nichts riskiert, es ehrenhaft gewesen, mit dem Gericht zusammen zu arbeiten und wie andere der uralten Täter zur Aufklärung der Taten, der eigenen wie anderer, beizutragen. Das hat sie leider nicht getan.

Malefiz

Genauso ist es. Sie muß auf Grund ihres Alters und Gesundheitszustand nicht ins Gefängnis, wahrscheinlich auch weil die Kosten für die Frau ziemlich hoch wären in ihrem Zustand zu versorgen!

RockNRolla

Wer nicht im hohen Alter ins Gefängniss will, hätte als junger Mensch keinen Mist bauen sollen.

Oder sich als Midager freiwillig stellen können. 

Die war 19. Bekommt 5 Jahre. Dann hätte die seit 1951 ein normales Lebrn führen können

StepHerm

Anscheinend hat sie seit 1945 ein „normales“ Leben geführt und wurde für 2 Jahre auf Bewährung verurteilt, hat sie aber nicht akzeptiert und nun urteilt unser höchstes Gericht.

Koblenz

Wann wurde die Dame auf Bewährung verurteilt  ? Habe noch keine Erkenntnis .

Mauersegler

Dazu braucht es keine Erkenntnis, sondern  nur die Kenntnis des Artikels:

"Ende 2022 hatte das Landgericht Itzehoe die heute 99-jährige Irmgard F. zu zwei Jahren auf Bewährung verurteil."

RockNRolla

Das nennen Sie normal? Ein ganzes Leben auf der Flucht. Die Frau hat ja wohl mitbekommen, was sie da gearbeitet hat undcauch dass nach und nach ein Täter nach dem Anderen eingebuchtet wurde. Auch wenn sie immer wieder beteuerten, nichts gewusst zu haben. 

Da braucht man auch mit 99 ni ht ein bisschen jammern.

gelassenbleiben

Die Sekretärin ist eine echte Täterin, dass sie in ihrer Jugend vielleicht nicht reif genug war das zu sehen (andere konnten es durchaus ) wird dadurch berücksichtigt, dass sie nach Jugendrecht beurteilt wird

Mauersegler

Welche alten Wunden bei wem?

Feo

Ich finde es erschreckend, wie die ehemalige Sekretärin eines KZ sich verteidigt.

Diese habe von dem Grauen in Stutthof nichts mitbekommen.

Dabei hatte sie in einem KZ gearbeitet!

Wie herzlos ist man eigentlich, wenn man für sich hinnehmen kann, dass Menschen in seiner Umgebung gequält werden?

Meine Meinung dazu? Keine Barmherzigkeit für die Dame, wegen deren hohen Alters!

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MrEnigma

Immer einfach über andere zu urteilen, wenn man selbst nicht nachvollziehen kann - nicht mal im Ansatz - was da gelaufen ist. 

Tatsächlich stellt sich dann auch die Frage, wie man insgesamt mit diesen Deutschen umgeht, die ja alle nichts mitbekommen haben wollen. Was natürlich schlicht eine Schutzbehauptung ist. 

Allerdings ging es damals meist um das eigene Leben. Das sollte man nicht vergessen. Wir erleben heute totalitäre Systeme, wer sich verweigert, hat dort mit den Konsequenzen zu leben. Und die sind dann eben auch etwas dramatischer. Was uns hier natürlich nicht davon abhält, weiter Autos dorthin zu verkaufen. 

Ich finde es schwierig, wenn man sich heute hinstellt und meint sich vorstellen zu können, was die Leute damals hätten tun müssen, heute ... in einer Zeit, in der die große Mehrheit eben nicht auf die Straße geht und für Pluralität und Freiheit demonstriert, sondern schweigt. Wie damals ... nur dass man heute nicht gleich erschossen wird. 

NeNeNe

"Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum"

Das hätte man 1949, als die Bundesrepublik gegründet wurde, verwirklichen sollen. Nein, die Faschisten waren weiterhin und unbehelligt in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt. Allein im Auswärtigen Amt waren die NSDAP-Mitglieder weiterhin beschäftigt. Sie wussten alle nichts über die Verbrechen?

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ich1961

Und das sind für Sie Gründe, eine Beteiligung an den unmenschlichen Taten einfach vom Tisch zu wischen?

Nein. 

 

Mauersegler

Ich gebe Ihnen recht. Nur folgt daraus nicht, dass man es, weil man es damals versäumt hat, auch heute versäumen sollte. 

Miauzi

Ich sage nur eines dazu -> die Vorgeschichte des BND ... der letztlich ein Sammelbecken von "alten Nazi-Kameraden" war - bei denen faktisch jeder Mitarbeiter in Kriegsverbrechen und Völkermord aktiv involviert war ... es war praktisch das "Bewerbungsschreiben"

gelassenbleiben

Es gab nur das Volk das man hatte in der DDR und der BRD. Ist doch schön zu sehen dass wir auf unserem Weg Fortschritte im Rechtsbewusstsein und gesellschaftlich gemacht haben. Leider gibt es Parteien, die uns gerne wieder in der 50ziger oder gar 30ziger zurückschicken wollen.

Schiebaer

Dieser Prozess kommt Jahre zu spät.Und es kann nur auf Beihilfe zum Mord und das jugendliche Alter der Beschuldigten Täterin für das Strafmas Berücksichtigung finden.

Parsec

Bemerkenswert und unverständlich ist folgende Feststellung im Artikel: "...   der Bundesgerichtshof die Konzentrationslager mittlerweile als Teil einer "industriellen Tötungsmaschine" ansieht"

Seit wann ist "mittlerweile"? Dass ist doch seit der Errichtung der ehemaligen Konzentrationslager völlig zweifelsfrei, dass sie der Tötung von Menschen dienten.

Fakten sind doch keine Ansichten!

Jetzt bin ich schon ein wenig erschrocken, dass die "Ansicht" des Bundegerichtshofes dem Kontext nach nicht sofort einsetzte, sondern es wohl erst zu irgendwelchen wie auch immer gearteten Überlegungen, Abwägungen oder sonstwas kommen musste, anstatt das Offensichtliche wahrzunehmen, sodass erst im Anschluss daran "... Verfahren wie das gegen Irmgard F. ..." möglich wurden.

Wahrscheinlich mit der schändlichen Folge, dass die meisten Täter ihre Taten straflos begehen konnten.

Wie gesagt: seit wann ist "mittlerweile"?

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Horizont

Gute Frage: 

Vor der Anerkennung der Konzentrationslager als Teil einer “industriellen Tötungsmaschine” hat der Bundesgerichtshof (BGH) die Verbrechen in den Konzentrationslagern oft eher als individuelle Taten einzelner Täter betrachtet. Die rechtliche Bewertung konzentrierte sich häufig auf die direkte Beteiligung an spezifischen Tötungshandlungen und weniger auf die systematische und industrielle Natur der Verbrechen.

Diese Sichtweise hat sich in den letzten Jahren geändert, insbesondere durch die zunehmende Anerkennung der systematischen und organisierten Natur der NS-Verbrechen. Diese Entwicklung spiegelt sich in den jüngeren Urteilen wider, die die industrielle Dimension der Tötungen in den Konzentrationslagern stärker betonen12.

StepHerm

Es bedurfte einige Zeit, bis der „Muff von 1000 Jahren unter den Talaren“ thematisiert wurde und zu heftigen Protesten bis hin zu terroristischen Auswüchsen (RAF) eine Bewusstseinsänderung herbeigeführt hat.

Aber es gibt ja immer noch Vertreter, auch im Bundestag und demnächst als Führer der stärksten Fraktion im Landtag in Thüringen, die diese Bewusstseinsbildung wieder durch eine 180 Gradwende in der Erinnerungskultur rückgängig machen wollen.

Paco

Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum, stimmt.

Bleibt die Frage, warum kam diese Gerechtigkeit erst zum tragen, als alle Nazi-Richter die ja nach 1945 als Richter weiter arbeiten durften, von der Bildfläche verschwanden? Die Justiz hat die Ihren geschützt und will jetzt Gerechtigkeit? Ich finde das hat ein starkes Geschmäckle.

Was hätten die Leute die von den Nazis zur Arbeit im KZ verdonnert wurden denn machen sollen? Es ist doch völlig daneben so zu tun, als ob sie eine Wahl gehabt hätten. Man kann diese Dinge nicht aus heutiger Sicht klären, man muss die Zeit erlebt haben. 

Eine 99 Jährige Stenotypistin wegen 10.000 fachen Mordes anzuklagen ist einfach über das Ziel hinaus geschossen. 

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Charles v. Rinnbach

Falsch, sie hatte sehr wohl eine Wahl.

Sisyphos3

das ist die Frage

hat sie auf Anweisung gehandelt ?

hat sie aus Eigeninitiative gehandelt ?

hat sie "mehr" getan als gefordert, landläufig formuliert ihr Spass gemacht grausam zu sein?

wäre vielleicht auch ein Aspekt der beachtet werden sollte

gelassenbleiben

Eine 99 Jährige Stenotypistin wegen 10.000 fachen Mordes anzuklagen ist einfach über das Ziel hinaus geschossen

Nein es ist richtig sie zur Beihilfe und Mittäterschaft anzuklagen. Ob sie schuldig ist, werden wir heute sehen

Mauersegler

Wie kommen Sie auf die Idee, dass die Frau "zur Arbeit im KZ verdonnert wurde"? Auf solche Tätigkeiten hat man sich beworben, hat sie also gewählt. Sie haben diese Zeit sicher nicht erlebt.  

1970JohnDoe

Aber sie haben sie erlebt oder was? Und sich Wissen nur aus 2. Hand anzueignen macht sie sicherlich nicht zu einem Experten. 

Esche999

Die gerichtliche Aufarbeitung des Holocaust ist  - wo immer noch Beteiligte am Leben sind - unverzichtbar ( Bekanntlich ist das in der Ära unter Adenauer nur sehr zögerlich begonnen worden).


zit.("...betont Nebenkläger Abraham Koryski: "Für mich ist es auch heute noch wichtig, dass ....mir die Möglichkeit gegeben wird, Zeugnis abzulegen..."). Diese Möglichkeit ist das Entscheidende.Wie das Urteil nun ausfallen wird, ist eher nebensächlich, zumal eine 99-Jährige kaum noch inhaftieren wird. Die Definition der "Beteiligung" ist natürlich der kritische Punkt : wo wird die Grenze gezogen  ? Letztendlich waren alle Deutschen "beteiligt". DARAN kann ein solcher Prozeß noch einmal erinnern.

Anderes1961

Rechtsanwalt Hans-Jürgen Förster betont, wie wichtig das Verfahren für das Erinnern an den Holocaust sei: "Mord verjährt nicht und die Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum, sowohl für die Täter als auch für die Opfer."

Ein ganz wichtiger Satz, den sich vor allem diejenigen hinter die Ohren schreiben müssen, die meinen, es müsse doch mal gut sein, mit der Erinnerung. Nein, es ist nie gut. Diese grausamen Taten können und dürfen niemals vergessen werden.

Und leider hat es auch Jahrzehnte gedauert, bis die deutsche Justiz gemerkt hat, daß man den Opfern dieser Verbrechen nicht gerecht werden kann, wenn man jedem Einzelnen, der daran beteiligt war, nachweisen muß, wie schwer seine Schuld war. Das funktioniert bei solchen Verbrechen nicht. Jeder Einzelne, von der Putzfrau bis zum Lagerleiter, vom Sekretär beim Sekretär in der Verwaltung, bis Himmler und Hitler, jeder, war gleichermaßen daran beteiligt. Denn ohne eine solche totbringende Maschinerie hätte das ganze niemals funktioniert.

werner1955

"Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum"

Sehr richtig. 
Die Schuld am tot von Menschen die durch diese Täter und Verbrecher verchuldet werden darf nie verfallen. 

Pax Domino

99 jährige ehemalige Sekretärin in einem KZ ............. ???  Dazu schreibe ich keine Zeile!

Gez. Nie wieder Pax Domino 

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ich1961

Warum tun Sie es dann trotzdem?

Nur um zu belegen, das Sie da sind?

Ihre Ansicht kann ich mir auch so denken.

 

Koblenz

Ich ihre auch , dient nur dazu die AfD in Misskredit zu bringen .

gelassenbleiben

Sie gaben gerade 5 Zeilen geschrieben (auf meinem Wiedergabegerät)

StepHerm

@99 jährige ehemalige Sekretärin in einem KZ ............. ???  Dazu schreibe ich keine Zeile!“

Und haben es doch getan und damit viel über sich selbst ausgesagt.

wassolldas

Warum fand dieser Prozess nicht schon früher statt, gleich nach Endes des Krieges. Warum will man jetzt mit Brachialgewalt „aufarbeiten“, was damals versäumt wurde? Und was vielbeachtlicher ist, die kleinen hängt man und die großen lässt man laufen. Wie im richtigen Leben.

Charles v. Rinnbach

Die Frau hat mitgeholfen über 10000 Menschen zu quälen und zu ermorden, und durfte jahrzentelang unbehelligt ein normales Leben führen?

Das verträgt sich nicht mit meinem Gerechtigkeitssinn.

H. Hummel

Ich denke, es war die Zeit des Vergessenwollens. Es sind .. oder waren .. kaum verläßliche Zahlen zu den Helfern der Verantwortlichen bekannt, aber es müssen tausende gewesen sein … die wiederum durch ihr Privatleben viele Mitwisser „produziert“ haben. 
Über den Spruch „wir haben ja nichts gewusst“ haben schon meine Großeltern und Eltern die Stirn gerunzelt.

Wenn das alles so einfach wäre, dürfte es heute ja garkeine Diktaturen mit ihren inneren Auswüchsen geben … weil ja alle mit Gewissen Aufbegehren. Stalin, Pol Pot oder Idi Amin seien hier einmal aus der Vergangenheit genannt …
Na, dann schauen wir doch mal … 

Kohlefreund

Eine einzige Maskerade. Dass sich Menschen die nicht in dieser Zeit lebten, anmaßen darüber zu richten ist eine unvergleichliche Arroganz und Dekadenz. Ich wurde in der DDR geboren und MUSSTE zum Wehrdienst. Eine Verweigerung gab es nur theoretisch und dann wäre man den Rest seines Lebens gebrandmarkt gewesen. Dass alles kennt der Besserwessi nicht, weil er nie selbst in einer Diktatur lebte. Alles Klug …, die andere Menschen verurteilen. Die Allermeisten hätten genauso gehandelt wie die alte Frau. 

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Mauersegler

Ein selten unpassender Vergleich. Werden Sie etwa für Ihre Teilnahme am Wehrdienst angeklagt?

Die Frau hat diese Stelle freiwillig angetreten. 

Malefiz

Also ist die Demokratie in der Sie jetzt leben dürfen Ihrer Meinung nach schlecht? Seien Sie doch froh wenn der Holocaust und die Nazizeit aufgearbeitet wird, seien Sie auch froh wenn die DDR Zeit aufgearbeitet wird. Denn nur so können wir heute verhindern, daß solche Zeiten nochmals kommen können. Und das Sie das Ganze hier jetzt als Maskerade bezeichnen, haben Sie wirklich verstanden um was es bei dem Ganzen mit Irmgard F. eigentlich geht?

Montag

Bei diesem Verfahren geht es um Schuld einzelner Personen in einem System zur Vernichtung von Menschen, die diesem System ausgeliefert sind.

Wie immer der BGH entscheidet: die Begründung hat Relevanz auch für andere Fälle, wo Menschen mit "harmlos erscheinenden Tätigkeiten" (z.B. Sekretariatsarbeiten) ein System unterstützen, das an der Vernichtung von Menschen arbeitet. 

(Beispielsweise auch: Unterstützer/innen von Terror-Organisationen. Heute sind es vielleicht keine Sekretariatsarbeiten mehr, sondern Beiträge in Social Media.)

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H. Hummel

Zitat: „Beispielsweise auch: Unterstützer/innen von Terror-Organisationen. Heute sind es vielleicht keine Sekretariatsarbeiten mehr, sondern Beiträge in Social Media.)“

#

In der früheren Papiergestützten Vielpersonenverwaltung war es viel schwerer unerkannt zu bleiben. Umso mehr verwundert, nein erschrickt, die doch geringe Zahl entsprechend ihrer Taten Verurteilter.

Heute können elektronisch Taten begangen werden, die im Nachhinein kaum jemanden angelastet werden können, zu groß sind die Möglichkeiten der Verschleierung. Um da auf reale Namen zu kommen, richtet sich die Fahndung meist auf die „Köpfe“ … für „das Fußvolk, die kleinen Helfer „ ist der Aufwand einfach zu groß. 

Sisyphos3

meine Güte !

ne 99 Jährige, die mit damals 17 als Schreibkraft nach 80 Jahren für den Tod von 10.000 mitverantwortlich gemacht wird  

eine schwer nachvollziehbare Sache

um hier ein mögliches Mißverständnis von vornherein auszuräumen,  

das wäre eine mögliche Aufgabe gewesen - nach dem Krieg

ich hätte 1.000 mal so viele verurteilt wie (in Nürnberg/Rastatt/anderswo) geschehen, 

 

Malefiz

Auch ich glaube nicht daran, daß Irmgard F. von nichts gewußt haben möchte. Nur in seltensten Fällen gibt ein Schuldiger gleich zu wenn er eine Straftat begangen hat. Alle Straftäter leugnen mehr oder weniger was sie getan haben und probieren aus einer Sache rauszukommen, egal wie!

Und das Irmgard F. von nichts gewußt haben möchte ist einfach nur ein Versuch aus ihrer Tätigkeit als Sekretärin in dem KZ Stutthof raus zukommen! Die Frau hätte sich schon 2022 damit erlösen können wenn sie von Anfang an die Wahrheit ans Licht gebracht hätte. Als Sekretärin muß sie an Informationen gekommen sein die die ganzen Vorgänge des Lagers betroffen haben. Nichts gewußt zu haben ist einfach eine Lüge!

Egal wie der BGH urteilt, Irmgard F. wird bis zu ihrem Ableben und auch danach immer schuldig bleiben!

ich1961

Jede Diskussion ist überflüssig geworden - das Gericht hat das Urteil bestätigt!

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1970JohnDoe

Ob die Diskussion überflüssig ist, haben sie sicherlich nicht zu entscheiden. 

Sisyphos3

wenn ich hier die Beiträge der "Moralisten" hier so überfliege

kürzlich ne Demo in Berlin wegen dieser Daniela Klette

versuchter Mord, Raub, Banküberfälle, mutmaßlich, in der Küche lag ne Panzerfaust

man solle sie Freilassen nach der Zeit 

irgendwie wird da, so wie ich das sehe, mit zweierlei Maß gemessen

und wie wurden der Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze geandet ?

 

Malefiz

Das Urteil zur Beihilfe am Massenmord ist in der Zwischenzeit vom BGH bestätigt! Es wurde richtig entschieden!

RockNRolla

Ein anderer Aspekt ist, dass damals Alle was dafür konnten. 

So hart geht man heute mit den Russen nicht um. 

Damals waren alle Deutschen  schuld. Heute nur Putin.

Sehr bemerkenswert.

 

Diese Frau kommt mir wie ein Mauerschütze vor. Sie hatte überhaupt keine Wahl. 

Nicht jeder ist bereit, sich zu opfern und SOFORT den Befehl zu verweigern.

Was allerdings auch nicht zu Straffreiheit führen darf.

Weder bei den Einen, noch bei den Anderen.

 

FritzF

Wenn die Welt gerecht wäre, ging es uns allen besser.

morgentau19

dass ihm vom Beginn seiner Gefangenschaft in Stutthof an klar war, dass es sich um "ein monströses Vernichtungslager" handelte.

 

Wenn jetzt eine Sektretärin für die Greuel der Nazis verurteilt wird, obwohl sie daran nicht beteiligt war und selbst nichts dagegen tun konnte(wer seinerzeit aufbegehrte, musste mit tödlichen Konsequenzen rechnen), bedeutet das Sippenhaft. Wurde die nicht abgeschafft?

 

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Mauersegler

Wieso war die Sekretärin  nicht daran beteiligt? 

Wieso konnte sie ihre Stelle nicht kündigen?

Welcher Sippe gehört sie an?

 

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bolligru

Ein weiterer Versuch, das unfassbare Grauen begreifbar zu machen...

Eine Bestrafung wäre aus verschiedenen Gründen nicht unproblematisch:

1. In einem Rechtsstaat dient Strafe nicht der Rache, sondern der Resozialisierung. In diesem Fall kann davon wohl kaum die Rede sein. Eine 99jährige nach Jugendstrafrecht zu verurteilen scheint absurd, folgt aber den Regeln.

2. Mord verjährt nicht. Beihilfe zum Mord verjährt in 30 Jahren. "Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum" ist zwar richtig, rechtlich aber gibt es sehr wohl ein "Verfallsdatum". Konkreter Mord dürfte kaum nachweisbar sein und ist bei einer damals 17-jährigen Sekretärin auch nicht erwartbar. "Auch unterstützende Tätigkeiten können rechtlich als Beihilfe zum Mord gewertet und verurteilt werden." Hier müßten die Vorwürfe zumindest schon etwas konkreter sein, zumal "Beihilfe zum Mord" nach 30 Jahren verjährt. Mich wundert es, daß es überhaupt zu einem Verfahren kam ohne daß ich die Unbegreiflichkeit des Grauens sehe.

Kaneel

Von Hanna Arendt stammt der Begriff der „Banalität des Bösen“. Die Verantwortung für das eigene Tun anzunehmen und sich das einzugestehen ist ja für viele erst mal eine Hürde. Wann immer ich die Verantwortung für das, was ich tue oder lasse, anderen in die Schuhe schiebe, öffne ich aufgrund dieser selbstverschuldeten moralischen Unmündigkeit der Banalität des Bösen Tür und Tor. […] Moralität im eigentlichen Sinne ist erst dann überhaupt möglich, wenn ich das verhängnisvolle Outsourcing moralischer Verantwortung beende und für mein eigenes Handeln persönlich einstehe. (Philip Kovce, 2020)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/outsourcing-moralischer-verantwort…

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