Ihre Meinung zu Gesetz soll Kurzzeitverträge in der Wissenschaft beenden
Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen besser vor kurz laufenden Arbeitsverträgen und Kettenbefristungen geschützt werden. Was sich ändern soll und warum das Vorhaben umstritten ist.
Die befristeten Verträge sind aus Sicht einer Familienplanung immer ein Problem und daher gesellschaftlich negativ besetzt. Im Bereich der Wissenschaften gibt es aber einen zweiten Aspekt und auch der hat gesellschaftliche Relevanz : die Innovationsfähigkeit. Die ist grundsätzlich mit gedanklicher Vielfalt verbunden. Die ist natürlich auch bei EINEM Wissenschaftler nicht ausgeschlossen, aber insgesamt resultiert die größere Breite doch durch ein möglichs großes Selektionspotential - und DAS kann bei immer begrenzten Stellenzahlen eben nur durch einen höheren Durchsatz an Wissenschaftlern pro Stelle erreicht werden. In den 68er Jahren hat man das durch gesellschaftlichen Druck verhindern wollen - in oft heftigen Konflikten mit den Institutsleitern . Die Folge war eine merkliche Stagnierung von Forschungsleistungen: nicht zuletzt das hat in Deutschland Wirkung bis heute gezeigt "wahres Genie läßt sich auf Dauer gar nicht verbergen" - dann entfällt die Frage der Befristung meist ohnehin.
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Sie glauben ernsthaft, dass die Innovationsfähigkeit steigt, wenn man eine Art "Speeddating" mit einer Forschungsstelle betreibt?
Meine Arbeitsgruppe an der Uni hat mein Thema komplett aufgegeben, nachdem mein Vertrag ausgelaufen war. Es gab niemanden, der meine Forschung fortführen konnte und niemanden, der einen potenziellen Nachfolger hätte einarbeiten können.
Später habe ich an einem Bundesinstitut gearbeitet. Da wurde einem langjährigen Mitarbeiter die Verlängerung versagt, weil ihm die Promotion fehlte. Der Mann war weg und mit ihm das Wissen über Laborgeräte und Computerprogramme. Das war keine Innovation, sondern ein "Gehe zurück auf Los!".