Ihre Meinung zu Hintergrund: Wie konnten die Milizen im Irak so stark werden?
Der Irak ist fest in der Hand von Milizen, die seit Monaten Stellungen des US-Militärs angreifen. Welche Rolle diese bewaffneten Gruppen im Nahost-Konflikt spielen und was sie antreibt, erklärt Tilo Spanhel.
Der Irak ist ein Failed State. Und das ist zu ganz wesentlichen Teilen auf George Bush des Zweiten Feldzug zurückzuführen, aber auch die Kolonialgeschichte des Landes, und da besonders die Rolle der Engländer, spielt eine große Rolle.
Saddam Husseins Unterdrückung der Schiiten, die im Artikel angesprochen wird, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, was die Entstehung und den Aufstieg der Milizen betrifft. Die große Mehrheit der Iraker sind ja Schiiten.
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gewisse Vorteile hatte so ein Tyrann wie Saddam,
es herrschte relative Sicherheit zumindest für einen großen Teil der Bevölkerung - ist ja auch was
und zur Erklärung von deren aktueller Probleme jetzt die Kolonialgeschichte der Briten zu bemühen ?
gewisse Vorteile hatte so ein Tyrann wie Saddam,
es herrschte relative Sicherheit zumindest für einen großen Teil der Bevölkerung - ist ja auch was
Ja, ganz toll.
Immer wieder bin ich überrascht, wie wenig Demokratie und Rechtsstaat von einigen derjenigen geschätzt werden, die das Glück hatten, in ein freiheitliches Land hineingeboren zu sein.
und zur Erklärung von deren aktueller Probleme jetzt die Kolonialgeschichte der Briten zu bemühen ?
Sind Sie der Meinung, die Geschichte eines Landes hätte keinen Einfluss auf dessen Gegenwart, lieber Sisyphos?
warum immer die Unterstellungen ?
ich schätze unsere Errungenschaften sehr, fielen diese vom Himmel ? (ok vielleicht bewirkten alliierte Bomben was) der Saddam ist fort - was haben die Menschen dort daraus gemacht ?
also ich weiß nicht wie ich mich als Iraker verhalten würde in so ne archaische Gesellschaft reingeboren !
die Zustände dort und die Mentalität der Menschen sind mit hiesigen kaum zu vergleichen, man wird wegen seiner Meinung nicht erschlagen -selbst ein AfD Wähler (noch) nicht
Dafür, daß Sie so ein weitgereister Mensch sind, ist Ihre Sicht auf andere Länder und Regionen doch leider relativ überheblich und vorurteilsbehaftet.
Wer sich im Nahen und Mittleren Osten für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie engagiert, lebt meist nicht lange. Das bitte ich zu berücksichtigen, wenn man über die dort lebenden Menschen schon unbedingt ein gruppenbezogenes Urteil fällen möchte.
Welche Vorteile?
Unterdrückung, Tod, Folter?
>>Welche Vorteile?
Unterdrückung, Tod, Folter?<<
waren dort Massenerschießungen an der Tagesordnung ?
jeder konnte seiner Arbeit nachgehen - gefahrlos ! ok jeder der aufmuckte wurde gemaßregelt egal aus welcher politischen und religiösen Ecke
es herrschte Sicherheit klar nur wenn man sich unterordnete
aber auch hierzulande muß man sich unterordnen, akzeptieren andersdenkende zu tolerieren
waren dort Massenerschießungen an der Tagesordnung ?
Ja.
Und nicht nur das.
Haben Sie schon einmal von der Hinrichtungsmethode des Rückgratbrechens gehört?
Unter Saddam Hussein gern geübt.
Um nur mal ein Beispiel von vielen zu nennen.
Saddam Hussein war ein grausam-sadistischer Massenmörder.
"und zur Erklärung von deren aktueller Probleme jetzt die Kolonialgeschichte der Briten zu bemühen ?"
Noch offensichtlicher ist es doch im Iran. Erst Mosaddegh stürzen, dann den Shah als seriösen Diktator installieren und sich wundern das dort keine Demokratie ausbricht sondern die Ayatollahs regieren? Man kann halt nicht durch die Welt trampeln und dann so tun als hätte man mit den Dingen nichts zu tun.
Geh ich mit, unmittelbarer Auslöser aber war, dass die Regierung Bush mit erfundenen Fakten in den Krieg zog und ebenso wichtig, das irakische Militär auflöste und die sich fragten und was haben wir davon?
"dass die Regierung Bush mit erfundenen Fakten in den Krieg zog" Ganz so erfunden waren sie nicht. Nur falsch zugeordnet, wenn man so will. Sie waren nämlich längst in Syrien geparkt. Allerdings muss man Absicht unterstellen, die Öffentlichkeit und das eigene Parlament darüber getäuscht zu haben.
Das der Irak diese Massenvernichtungswaffen in Syrien geparkt hat, wäre mir neu, woher kommt das?
Die Info über die Massenvernichtungswaffen, kommt von irgend einem Trottel aus dieser Region und nachdem der BND mit dem fertig war, wollten die Amis den, Codename Curveball und haben den Amis gesagt, der erzählt nur Müll, die haben ihn aber als Aufhänger benutzt, um ihre Ziele zu erreichen, nur hatte das nichts mit Massenvernichtungswaffen im Irak, noch in Syrien zutun.
Es gab damals ein bitteres Bonmot:
„Natürlich wissen die Amis, wie viel Giftgas Saddam Hussein hat. Sie haben es ihm ja selbst geliefert.“
es gab keine chemischen Waffen und die Brutkastenlüge ?
aber egal das Ziel erreicht, der Irak wurde erobert wer fragt da schon nach der Rechtfertigung
Das passt so. Nur: Was nun? Welche Implikationen ergeben sich daraus für unser (D, EU, „der Westen“) handeln? Ich weiß es leider nicht. Sich einfach raushalten ist es nicht, sich weiter einmischen bringt es wohl auch nicht. Es ist leider sehr verfahren und es droht eine lose-lose-Situation.
Die Alternative „raushalten“ oder „einmischen“ ist keine. Beides passiert immer, überall, bei jedem und von jedem.
>> Saddam Husseins Unterdrückung der Schiiten, die im Artikel angesprochen wird, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, was die Entstehung und den Aufstieg der Milizen betrifft.
Das Machtzentrum der Baath-Partei war mit der US-Besatzung des Landes ausgeschaltet. Hätte denn das Land eine Zukunft in Frieden und Demokratie gehabt, wenn insbesondere der Iran nicht versucht hätte, Land und Gesellschaft zu spalten? Oder wenn es nicht so viele Förderer des sunnitischen Daesh gegeben hätte?
Die Wurzel des Übels war Bushs Krieg, der mit der Entmachtung der Eliten des Landes einherging. Das hat ein Machtvakuum geschaffen.
>> Die Wurzel des Übels war Bushs Krieg, der mit der Entmachtung der Eliten des Landes einherging. Das hat ein Machtvakuum geschaffen.
Das Machtvakuum wurde geschaffen, da a) die Baath-Partei, Geheimdienst und Militärführung inkl. aller Kader entmachtet und b) keine Kräfte und kein Plan verfügbar waren, für eine Übergangszeit im Land für Frieden, Sicherheit, Stabilität zu sorgen sowie c) zuviele Kleinwaffen im Land kursierten. Die Hoffnung von Herrn Rumsfeld war, dass ich zeitnah genügend demokratische Kräfte im Land schon finden würden. Und diese Hoffnung war irrig.
"Die Wurzel des Übels war Bushs Krieg"
Ach nun verstehe ich endlich den feinen Unterschied zwischen Antiamerikanismus und Anti-Bushism ;-) Sehr amüsant. Gleich noch mit "Die Wurzel des Übels". Solche schwarz/weiss Schemata bedient ja noch nicht einmal der undifferenzierteste Antiamerikaner.
Antiamerikanismus ist das pauschale Verdammen von allem, was mit den USA zu tun hat.
Man kann aber auch die Regierung des Landes kritisieren, ohne gleich in nationenbezogene Denkmuster zu verfallen.
Daß der Irakkrieg Bushs die Büchse der Pandora geöffnet hat, ist nun wirklich eine anerkannte und auch unmittelbar einsichtige Tatsache. Das hat mit schwarz/weiss Schemata nicht die Bohne zu tun.
Die imperialistischen Kriegstätigkeiten ziehen sich durch die Geschichte und sind von Intellektuellen als Geopolitik der Vormachtsicherung ausformuliert worden. Und auch nur auf diese und die damit verbundenen Widersprüche zu unserem Wertesystem beziehen sich Antiamerikaner. Ein Teil meiner Familie ist übrigens amerikanisch und die haben mir so einen Quatsch nie vorgeworfen.
Das sie mit Universalismus nichts anfangen können obwohl sie bei den Freimaurern sind, wird mir immer mehr bewusst.
>> Der Irak ist ein Failed State. Und das ist zu ganz wesentlichen Teilen auf George Bush des Zweiten Feldzug zurückzuführen, aber auch die Kolonialgeschichte des Landes, und da besonders die Rolle der Engländer, spielt eine große Rolle.
Da fehlt jetzt eigentlich nur noch die Forderung, den Kurden und Jesiden endlich ihren eigenen Staat aus der Verfügungsmasse zu geben.
Die Forderungen fehlen nicht und sind schon da und auch mit einiger Berechtigung.
Auch die Kurdenproblematik ist mit der Geschichte der Region eng verbunden. Ich war immer Sympathisant der kurdischen Sache, hüte mich aber davor, in diesem Zusammenhang solcherart Forderungen aufzustellen. Dazu ist das Thema zu kompliziert und vielschichtig.
Jesiden sind unter Kurden wohl sicherer als unter allen anderen dort Beteiligten.
Jesiden sind unter Kurden wohl sicherer als unter allen anderen dort Beteiligten.
das ist unbestritten ! keine Frage
nur sollte man auch da seine gefärbte Brille abnehmen
wenn ne Jesidin nen Moslem heiratet kann es auch ihr Leben kosten (bei den Kurden und sogar hierzulande)
nur sollte man auch da seine gefärbte Brille abnehmen
wenn ne Jesidin nen Moslem heiratet kann es auch ihr Leben kosten (bei den Kurden und sogar hierzulande)
Ein guter Freund von mir, Stefan, ist mit einer Türkin namens Hülya verheiratet. Deutscher kann man kaum heißen, und türkischer auch nicht. Weder sein noch ihr Leben sind durch irgendwen mehr als meins bedroht. Die beiden fahren gern ab und zu in die Türkei, Familie besuchen. Und auch die Familie kommt öfters hier zu Besuch.
Das ist vielleicht etwas ab vom Thema, soll aber illustrieren, daß man mit manchen sehr beliebten Behauptungen doch etwas vorsichtig sein sollte.
>Der Irak ist ein Failed State.<
Anders kann man das leider nicht ausdrücken. Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung laste ich den Irakern aber im Gegensatz zu Ihnen auch an.
Der Irak-Krieg ist lange her. Wie andere streng islamistisch geprägte Staaten ist auch der Irak offenbar außerstande zu wirklich entscheidenden (und dringenden) Veränderungen.
Solche Staaten sind geprägt durch geradezu mittelalterlich anmutende Rückständigkeit, archaische, strikt patriarchale Strukturen, oft durch Recht- und Gesetzlosigkeit.
Auch ohne Bush und Co. war die Lage dort eher prekär. Und der Kolonialzeit können auch andere Länder mindestens ebenso viel nachtragen, z. B. Indien. Warum ist Indien dennoch weitaus erfolgreicher, friedlicher und zivilisierter als der Irak? Wenn Sie mit der Kolonialzeit anfangen, können Sie gleich immer weiter in der Geschichte zurück gehen.
Es ist m. E. falsch so zu tun, als wären nur andere Schuld und der Irak als Nation ein unmündiges Opfer.
>> Wie andere streng islamistisch geprägte Staaten ist auch der Irak offenbar außerstande zu wirklich entscheidenden (und dringenden) Veränderungen.
Was hier leider nicht stimmt, ist, dass weder Gesellschaft noch Staatswesen im Irak islamistisch geprägt sind.
Sie wollen jetzt doch nicht im Ernst den traditionsreichen Milliardenstaat Indien mit dem künstlichen Gebilde Irak, das 44 Millionen Einwohner hat, vergleichen.
Mir fällt an Ihrem Kommentar auf, wie genau Sie Bescheid wissen, ohne aber wirklich informiert zu sein. Mit der antiislamischen Schablone versteht man jedenfalls eher wenig, wenn es um die tatsächlichen Probleme des Landes und der Region geht.
"Mir fällt an Ihrem Kommentar auf, wie genau Sie Bescheid wissen, ohne aber wirklich informiert zu sein."
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Wo bleibt eigentlich die Schallplatte mit den "iranischen Marionetten" ohne eigenen Willen,die man sonst so von Ihnen hört ?
Passt gerade nicht ,weil der im Artikel zitierte Experte mit seinen Aussagen diametral widerspricht ?
Ein Artikel der sich mit Aggressionen aus dem Irak gegen US-Truppen beschäftigt und ohne die Erwähnung der zweifachen Invasion auskommt. Wenigstens bringen sie es an. Ob Hussein, IS oder Milizen – es war und wird immer nur eine Wahl zwischen Pest oder Cholera sein – nur das es eben nicht unsere Wahl oder die der USA ist, weshalb ein Rückzug des Militärs aus der Region angebracht wäre anstatt nun wieder jedem zu zeigen wer die grössten Waffen hat.
>> weshalb ein Rückzug des Militärs aus der Region angebracht wäre anstatt nun wieder jedem zu zeigen wer die grössten Waffen hat.
Und Sie meinen ernsthaft, dass automatisch Frieden und Frohsinn in der Region wäre, wenn sich die US-Truppen rausziehen würden? Ein wenig komplexer, siehe die Erläuterungen im Artikel, ist die Gemengelage schon.
"Und Sie meinen ernsthaft, dass automatisch Frieden und Frohsinn in der Region wäre, wenn sich die US-Truppen rausziehen würden? Ein wenig komplexer, siehe die Erläuterungen im Artikel, ist die Gemengelage schon."
Die anderen zetteln wenigstens keine Megaeskalation an wenn mal 3 Leute sterben. Aber wir wissen ja wie in der Region US Soldaten auf der einen Seite und Zivilisten auf der anderen Seite gewichtet und betrauert werden.
>> Die anderen zetteln wenigstens keine Megaeskalation an wenn mal 3 Leute sterben.
Also ich rekapituliere: Tote durch US-Drohnen: böse, schlecht, zu verurteilen. Tote durch selbsternannte Milizen: ist ok, darf schon einmal vorkommen, wenn's der Sache dient und die bösen US-Truppen raushält?
Hat sie ja auch nicht geschrieben. Aber die USA müssten sich nicht auf fremden Territorium verteidigen.
Ein Abzug der US-Truppen würde dort nichts befrieden, aber ihr Anwesenheit auch nicht. Mir scheint, es ist vordringlich die Nähe zum Iran die sie dort weiterhin rummachen lässt.
Aus innenpolitischen Gründen musste Biden letzte Nacht den Angriff auf und den Tod seiner Soldaten in Jordanien mit einer Vielzahl der eigenen Opfer im Irak und in Syrien „vergelten“. Gleichzeitig mahnt er, den Konflikt in Nahost nicht ausufern zu lassen und gleichzeitig auf ein stillschweigendes Verständnis des Iran hoffen.
So wird man die Fehler der Vergangenheit nicht heilen können.
Ich bin froh, daß ich Ihren antiamerikanischen Reflex bedienen konnte. Gern geschehen.
"Ich bin froh, daß ich Ihren antiamerikanischen Reflex bedienen konnte. Gern geschehen."
Jaja, Fakten über Regimechanges, völkerrechtswidrige Kriege sowie Kriegsverbrechen zu benennen werden gern von interessierter Seite als antiamerikanisch geframed. In Wirklichkeit sind das ja Petitessen wenn nicht gar humanitäre Unterfangen.
Daß ich das noch erlebe: Zumindest hier scheinen wir uns einig zu sein:
Der ARD-Reporter ist "nicht ganz im Bilde". Scholl-Latour klärte - seit den 60er Jahren - eindeutig auf: Es war nicht Hussein, der das Land stabilisierte, es waren nicht die Schiiten: Diejenigen, die destabilisierten, das waren die USA unter Bush.
"Saddam Husseins Unterdrückung der Schiiten, die im Artikel angesprochen wird, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor"
So wie ich das aus dem Text herauslese, hat Saddam massiv Schuld daran, dass Milizen im Irak so "populär" sind.
Wie auch immer die Zeichen stehen azf Sturm. Und das bedeutet nichts Gutes.