Ihre Meinung zu Offener Brief der Parteibasis: Enttäuschte grüne Hoffnungen
Kurz vor dem Bundesparteitag formulieren Teile der Parteibasis ihren Unmut über die Grünen-Spitze. Man sei Kompromisse eingegangen, die zentralen Werten widersprächen und dann als Erfolge dargestellt würden. Von D. K. Mäurer und T. Handel.
Es war zwar zu erwarten, dass die Grünen in Regierungsverantwortung einige Spannungen aushalten und gestalten müssen, aber Ukrainekrieg und die daraus resultierende Energieversorgungskrise, der allgemeine Rechtsruck in der Flüchtlingsdebatte sowie die Verweigerungshaltung des Koalitionspartners fdp und nicht zuletzt ein schwacher Kanzler, der seinen Vizekanzler Habeck fürchtet und daher eher auf Lindner-Linien einschwenkt, haben diese Spannungen enorm verstärkt.
Die Grünen dienen nicht nur als Prügelknabe im Bereich ökologischer Energiepolitik (Stichwort "Heizungshammer" als BILD-gesteuerte Propaganda gegen längst überfällige und eigentlich in der Koalition gemeinsam beschlossene Maßnahmen), sondern auch für alle, denen die Unterstützung gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine oder die diplomatischen Bemühungen in der Israel-Palästina-Krise ein Dorn im Auge sind.
Ich verstehe nur bedingt, dass die grüne Jugend übersieht, was ihre Minister leisten.
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Volle Zustimmung.
Wer regiert merkt schnell, dass es mit Parteigrundsätzen schnell vorüber ist. Oftmals wird die Politik von äußeren Umständen bestimmt, die keine Rücksicht auf Parteigrundsätze nimmt. Egal, welche Parteifarbe gerade regiert.
Wenn dann noch eine Bildzeitung aktiv die FDP-Oppositions-Politik (nachweislich auf WEisung ihres Verlegers) medial und (entgegen journalistischer Grundsätze) unterstützt bzw. ideologisch alles bekriegt was vermeintlich "grün" ist, dann lässt das die grüne Parteibasis auf Dauer auch nicht kalt.
Die Politik der Grünen führt als einzige in eine sichere und wohlhabende Zukunft. Auch für ärmere Schichten. Genau das versuchen die Gesellschafts-Schichten zu verhindern, die jetzt das Sagen und den alleinigen Wohlstand haben. Leider verstehen das viele CDU- / FDP und AFD-Lemminge nicht. Wie heißt es so schön: Die dümmsten Kälber wählen ihre .... selber.
Ihre einseitige Sichtweise macht genau das, was Sie der Bild Zeitung vorwerfen.
Kritik bei den Grünen gehört zu einem gesunden Parteileben. Kritik an den Grünen ist genau so legitim.
Wenn Hardcore Grüne meinen, ohne Bodenhaftung alle Staatsetats dem Klimaschutz zuschustern zu wollen, sind sie in der Regierung fehl am Platz.
Das ist aber nicht nur bei den Grünen so, das passiert auch in den anderen Parteien. Das ist Demokratie und Meinungsvielfalt.
Die Bild ist ein Blatt eines Verlegers wie Süddeutsche oder Focus, Zeit usw. Und die haben Interesse, ihre Blätter im eigenen Rahmen zu veröffentlichen. Das betrifft auch teilweise Beschränkung von journalistischen Freiheiten.
Also ganz dem Markt und Wettbewerb um Leser und Einnahmen geschuldet.
Da sind wir wohl unterschiedlicher Meinung bezüglich journalistischer Grundsätze. Es gibt Medien (Süddeutsche, ÖR, etc.) die sich noch an journalistischen Grundsätzen orientieren. Die Bildzeitung orientiert sich nur an der Meinung ihres Verlegers und der Ökonomie.
Das tun andere Medien auch, werfen dafür jedoch nicht jeglichen Grundatz über Bord, der da lautet: Ausgewogen und nicht einseitig zu berichten. Jede Situation/Konflikt hat mindestens 2 Seiten. Beide Seiten sollten zu Wort kommen. Das Medium sollte sich mit eigener "Meinung" zurückhalten (es sei denn, es ist als Kommentar gekennzeichnet) und die Meinungsbildung dem Leser, User etc. selbst überlassen.
Dieser journalistische Grundsatz ist bei der Bild nicht mehr vorhanden. Dort wird mit dem Bild-Meinungshammer und ideologischen Feindbildhammer auf den Leser eingeklopft.
"... gibt Medien (Süddeutsche, ÖR, etc.) die sich noch an journalistischen Grundsätzen orientieren. Die Bildzeitung orientiert sich nur an der Meinung ihres Verlegers und der Ökonomie..."
Der ÖR muss sich an gewisse Grundsätze halten.,dazu ist er gestzlich verpflichtet. Privaten hingegen steht es frei, welche polit. Parteien oder gesellschaft. Gruppen sie unterstützen oder bekämpfen. Und hier sticht nicht nur die Bild hervor, auch die meisten anderen machen fleissig Gebrauch davon, auch die SZ .
Auch die FR und der Spiegel.
Da bin ich aber nicht ihrer Meinung. Ob die Süddeutsche, ÖR, ausgewogen berichtet ist Ansichtssache.
An einer Stelle möchte ich Sie leicht korrigieren: Es stimmt meiner Überzeugung nach nicht, dass es seit der Regierungsbeteiligung der Grünen mit Parteigrundsätzen schnell vorüber ist. Allerdings sind Parteigrundsätze in einer 3-Parteien-Koalition nicht gleich Regierungspolitik; dazwischen steht die schwierige und anspruchsvolle Aufgabe des Aushandelns gemeinsamer Entscheidungen unterschiedlicher Parteien. Und das ist deutlich schwieriger geworden im Unterschied zu den Zeiten, als es im wesentlichen insgesamt nur 3 Psrteien gab, zwischen denen Regierungs- und Opposituonsrollen in unterschiedlichen Zweierbündnissen wechselten. Diese neue Herausforderung des Aushandelns wird bleiben.
Was leisten die denn? Wirtschaft lahmt immer mehr, CO2 steigt, im Ausland geht es auf Krieg - ?
Ist in den anderen Antworten genau beschrieben worden. Oder verstehen Sie das nicht ?
Ich verstehe die Fakten, ich schätze diese nicht als Erfolge ein.
Es gibt viele Misserfolgspunkte - der grundlegende ist die verschärfte Enteignung armer Menschen.
Arme Menschen werden enteignet? Wäre mir neu. Und welches Eigentum betreffend?
Und das alles haben die Grünen zu verantworten? Scheinen ja ganz schön mächtig zu sein.
Das die Wirtschaft lahmt, liegt wohl eher an der Wirtschaft selbst. Wer den chinesischen Markt als wichtig ansieht und dann dort wichtigste Trends verpennt ist wohl eher selber schuld. Der Markt regelt das schon, siehe Automobilindustrie. Es wäre wohl wichtig, dass auch einige Wähler verstehen, dass China mittlerweile nicht mehr die Werkbank der Welt ist, sondern Technologieführer und die chinesische Konkurrenz trifft nun mal Länder die stark vom Export abhängen stärker. Hätte die Politik da früher eingreifen sollen, etwa durch Vorgaben?
An den Kriegen im Ausland sind die Grünen auch schuld? Wer war den Verantwortlich für die Abhängigkeit von russischem Gas und hat damit Russland gestärkt?
Das wieder in Betrieb nehmen von Kohlekraftwerken ist wohl eine direkte Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Hätte sich Deutschland da raus halten sollen? Folgen?
Ach ja und klar hätten jetzt einige gerne den Fehler vom Ausstieg aus dem AKW-Ausstieg wiederholt, so wie in seiner zeit die CDU/FDP-Regierung der ersten Ausstieg rückgängig gemacht hat. Für zum Zeitpunkt des Ausstiegs 6.4% Anteil an der Stromerzeugung, verbunden mit immensen Kosten für die überfällige Revision der noch laufenden AKWs.
Der erste Ausstieg vom Ausstieg hatte letztendlich zur Folge, dass die PV Industrie komplett nach China abgewandert ist. China installiert derzeit mehr PV als anderen Länder, und das machen die sicher weil AKW Strom so billig ist.
Gut, dass die FDP in der Regierung mit dabei ist, sonst hätten Sie ja keinen Prügelknaben. Und nach der letzten BT-Wahl waren Sie auch von denjenigen, die es bedauert haben, dass es nicht die Linke in die Regierung (mit SPD und Grünen) geschafft hat - das wäre für D ein Fiasko geworden.
Dass die grüne Basis aufmuckt, ist keine Überraschung.
Ich brauche keinen Prügelknaben. Prügeln ist nicht so meine Sache. Allerdings bin ich ein Anhänger präzise und wo notwendig auch scharf formulierter Kritik, und die trifft neben der demokratiegefährdenden und politukunfähigen afd auch immer wieder inhaltlich die Union und die fdp. Und in manchen Fragen wie zum Beispiel einem zu starken Einschwenken einiger bei den Grünen in untaugliche Ideen einer inhumanen Flüchtlingspolitik (Stichworte: Familienkasernierung an den EU-Außengrenzen; Ruanda-"Modell") kritisiere ich auch das.
Eine Regierungsbeteiligung der Linken habe ich zur Zeit der letzten Bundestagswahl tatsächlich statt einer fdp-Beteiligung befürwortet. In manchen Punkten sehe ich das noch so, in anderen nicht. Mit dem Rechtspopulisten-Schwenk Wagenknechts und mit manchen Positionen nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wäre es schwierig geworden, vermute ich.
„Prügelknabe“ meinte ich auch nur sinnbildlich, was Sie vermutlich schon so aufgefasst haben.
Es ist völlig nachvollziehbar, dass Sie FDP und die Union auch kritisieren; und es sollte für Sie auch nachvollziehbar sein, dass die von Ihnen favorisierten Parteien kritisiert werden - es gibt halt in unserer Demokratie unterschiedliche Ansichten über dieses und jenes, und es ist auch gut so, dass dies artikuliert und auch gestritten werden darf - alles im Rahmen (und nicht unter der Gürtellinie, was ich Ihnen nicht unterstelle!).
Dann sind wir in manchen Punkten ja nicht so weit auseinander. Gut so, wenn wir weiter inhaltlich diskutieren und argumentieren. Da bin ich ganz bei Ihnen.
Ja, so ist es. Auch ich habe an der Union, auch hier in Bayern an der CSU, oder auch an der FDP einiges auszusetzen. Aber ich muss halt abwägen, was ich als wichtig betrachte …
Da bin ich ganz bei ihnen.
>>"Ich verstehe nur bedingt, dass die grüne Jugend übersieht, was ihre Minister leisten."<<
Ich "übersehe" das leider auch und gehöre nicht zu der grünen Jugend.
Der Punkt ist nicht so sehr, dass Sie etwas übersehen. Sie haben deutlich andere Ziele und teilen nicht die ökologische und humanistische Ausrichtung der Grünen. Deshalb teilen Sie nicht die Einschätzung, dass die grünen Minister:innen wertvolle Regierungsarbeit leisten.
Wie auch immer man den Begriff "wertvoll" interpretieren möchte?
Ich stimme nur bedingt zu. Mich hat z.B. die Zustimmung zu den Planungsbeschleunigungen im Verkehrsbereich ziemlich verärgert. Dort werden Straßenbauprojekte priorisiert und benennt, deren Planung auf überhöhten Annahmen bzgl. des zukünftigen Individualverkehrs seitens Hrn. Wissing beruhen. Dringende Brückensanierungsprojekte werden in diesem Plan depriorisiert. Die Bundesregierung behauptet, es handele sich ausschließlich um Sanierungsprojekte und 'Beseitigung von Engstellen', dabei sind da auch umfangreiche Neubauprojekte von Autobahnen drin enthalten. (z.B, A533, Rheinspange bei Köln).
https://dserver.bundestag.de/btd/20/068/2006879.pdf
Ich habe die Grünen gewählt, damit solche Pläne NICHT Realität werden. Offensichtlich war das ein Fehler. Eingegangen wurde auf diesen Beschluss im Nachhinein gar nicht. Man hat das stillschweigend als 'Erfolg' verbucht.
Aus Sicht eines Grünen Wählers ist das politischer Selbstmord.
Nun bin selbst Grünenwähler und würde mir durchaus Wünschen, dass mehr grüne Projekte umgesetzt werden.
Sehe aber auch, das wir aktuell eine Regierung aus drei Parteien haben, bei der zumindest zwei zum Teil gerade in der Klimapolitik entgegengesetzte Meinungen vertreten. Das da nicht alles durchgesetzt werden kann ...
Und mir ist ein bisschen grüne Politik lieber als gar keine.
Und wenn man die aktuellen geopoltischen Herausforderungen betrachtet (Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt und ein immer mächtiger auftretendes China ), dann ist die aktuelle Regierung besser als ihr Ruf.
Sollte es nach der nächsten Wahl zu einer CDU/AfD Koalition kommen, wird es spannend mit einem AfD Aussenminister. Mal sehen wie sich dann das Verhältnis zu Russland entwickelt. Dem Russland, das aktuell für die meisten Flüchtlingen Deutschland verantwortlich ist. Keine Waffen an die Ukraine, damit es wieder billiges Gas gibt, mit der Folge das es zur Massenflucht von Ukrainern kommt?
Für die schlechte Stimmung reicht es doch auch völlig, wenn der Rest der Republik sieht, was die grünen Minister leisten.
Ich glaube nicht, dass der Rest der Republik sieht, was die grünen Minister leisten. Ich sehe überwiegend nur unsachliches Bashing auf Boulevardpresseniveau ohne Berücksichtigung der Umstände (Corona, Ukraine, Klimakrise, Israel), der Notwendigkeiten und der Erblast aus 16 jahren Untätigkeit.
Mir hat noch niemand auch nur im Ansatz plausibel machen können, dass eine andere Regierung eine Bessere wäre. Das wird nach nmeiner Wahrnehmung noch nicht einmal diskutiert, weil es völlig abwegig wäre, einem Hrn. Merz oder gar einer AFD so etwas wie Regierungsverantwortung zu überlassen. Da kommt nämlich das Wort 'Verantwortung' drin vor. Das ist etwas anderes als Bashen und Schaumschlägerei.
In dem Artikel geht es um interne Kritik bei den Grünen und um konsequenteres Festhalten an den eigenen Zielen. Ihr Kommentar geht am Thema vorbei.
"Ich verstehe nur bedingt, dass die grüne Jugend übersieht, was ihre Minister leisten."
Das ist besorgniserregend! Ehrlich!
Ich denke, die "grüne Jugend", wie wohl nunmehr die Mehrheit der deutschen Bevölkerung versteht viel zu gut, was ihre Minister "leisten" und versucht hier womöglich letztendlich Schadensbegrenzung zu betreiben. Das läßt hoffen.
Ich meine, es ist hoch anzuerkennen, was die grünen Minister leisten, entgegen den populistischen Bashings aus den rechten Ecken, das sollte man wirklich nicht in einen Topf werfen. Wir haben die wohl beste Außenministerin seit Jahrzehnten und Harbeck macht - gemessen an den Unmöglichkeiten seiner Aufgabe - einen verantwortungsvollen Job, wenn auch mit diversen Ausrutschern, die aber alle noch weit im Rahmen liegen.
Leider hat man sich jedoch sehr weit von grünen Grundausrichtungen entfernt z.B. im Bereich Migration und Verkehrspolitik und man riskiert, dass Stammwähler wegbrechen, weil man Grundpfeiler grüner Überzeugung zugunsten koalitionsopportunistischer Überlegungen abreißt. Das kann den Grünen die Existenz kosten und ich glaube, es ist ihnen leider nicht bewusst.
Sehr geehrter Humanokrat
ich glaube, da liegt das Problem:
wenn sie andere Meinungen zu Baerbock und Habeck als "populistisches Bashing aus den rechten Ecken" bezeichnen, haben sie sich für eine Diskussion über die Leistung dieser Minister disqualifiziert.
Danke für Ihren wohltuend sachlichen und inhaltlichen Beitrag. Ich stimme zu, dass man bei den Grünen besonders im Bereich Migration ... riskiert, dass Stammwähler wegbrechen. Ich sehe aber nicht, dass Grundpfeiler grüner Überzeugung zugunsten koalitionsopportunistischer Überlegungen wegbrechen. Ich erkenne keinen Opportunismus sondern harte und manchmal frustrierende Aushandlungsprozesse in der Koalition.
Wieviel Prozent der Wähler bezeichnen sie als die "Mehrheit der Bevölkerung"?
Sie gebrauchen Floskeln und benennen nicht einen konkreten Punkt. Also: Butter bei die Fische...
Ich glaube das schlechte Ansehen dieser Partei in der Bevölkerung hat einen Hauptgrund :
Keine Partei steht so sehr für das Motto " Wasser predigen und Wein trinken " wie die Grünen und auch ihre Wählenden .
Das merken die Menschen immer mehr und dies ist auch ein Auslöser für die Politikverdrossenheit und die Zweifel am demokratischen Rechtsstaat den immer mehr haben .
Das können sich die Grünen sehr stark mit auf die Fahnen schreiben .
Konkretisieren Sie bitte, wo Sie bei den Grünen "Wasser predigen und Wein trinken" sehen.
Dass die linke Grünenjugend entgegen aller Vernunft und notwendigem Pragmatismus wieder blockiert und dagegen hält, ist für mich keine Überraschung. Und die "Leistung" ihrer Minister kommentiere ich nicht weiter.