Ihre Meinung zu Mitsotakis gibt sich vor Neuwahlen in Griechenland siegessicher
Ende Mai ist in Griechenland gewählt worden. Nachdem keine Partei die absolute Mehrheit erreicht hat, stehen heute Neuwahlen an. Es gibt kaum Zweifel daran, wer das Rennen machen wird. Von M. Pompl.
Nun hat Griechenland vier Jahre hinter sich, in denen das Land nicht nur von einer Partei der bürgerlichen Rechten regiert wurde, sondern von einer einzigen Familie, Mitsotakis, die Reichtum in politische Macht umkehrt. Kyriakos Mitsotakis ist Regierungschef, seine Schwester Dora Bakogiannis-früher Außenministerin-passt auf die Partei ND auf, ihr Sohn Konstantinos war zu Beginn der 90er Jahre Ministerpräsident. Eine superreiche Oligarchenfamilie.
Während Tsipras und Syriza alle Chancen verspielt haben. Die knickten schon 2015 ein. Als Opposition kraftlos, umschmeichelten sie die Mittelschicht. Und werden heute eine krachende Niederlage einfahren.
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Und weil Tsipras und die Syriza Ihrer Ansicht nach alle Chancen verspielt haben (warum eigentlich?), wählt man jetzt die Oligarchenfamilie? Was ist das für eine Logik?
Meinen Sie, Syriza hätte besser die Mittelschicht verprellen sollen? Warum? Ist die Mittelschicht der Klassenfeind, der bekämpft werden sollte?
Das bezieht sich darauf, dass er öffentlich bereute diese zu hoch besteuert zu haben. Die Austeritätspolitik gegenüber den ärmeren Schichten bereute er nicht.
Und zu der Rolle von Tsipras/Syriza in den letzten Jahren der Opposition: 45 Prozent der von Mitsotakis vorgelegten Gesetzentwürfe hat Tsipras mitgetragen. Darunter der Verkauf des Athener Flughafengeländes Elliniko an den Oligarchen Giannis Latsis. Dessen Plan, unterfüttert vom Kapital des Emirats Katar, sieht die Erschaffung einer Athener Rivera vor-gigantische Türme mit Luxusappartments, Spielcasinos und Einkaufszentren.
Die Austeritätspolitik gegenüber den ärmeren Schichten bereute er nicht.
Das ist Rufmord und sonst nichts.
Er hat sie aber entschieden durchgezogen. Trotz des Oxi-Votums mit 61 Prozent.
Und Sie legen sich aber ins Zeug für ihn, obwohl klar ist, dass er im Falle eines Wahlsieges nichts rückgängig machen würde.
Ja, ich lege mich ständig für irgendwen oder irgendwas ins Zeug.
Zumindest, wenn man Ihrer Erzählung folgt.
Zumindest eins ist richtig:
Gegen Holzhammerpropaganda lege ich mch tatsächlich immer ins Zeug. Ich werbe für differenzierte Sichtweisen. Ideologen kapieren das aber nicht. Denn differenzierte Sichtweisen sind ihnen, bzw. Ihnen, fremd.
Dann sind Sie ja richtig überlegen mit Ihren differenzierten Sichtweisen.
Aber was sagen Sie mit Ihrer differenzierten Sichtweise eigentlich zu der Wahlliste von Syriza: Da findet sich ein Stefanos Kasselakis, ein griechisch-US-Reeder und ehemaliger Devisen-und Effektenhändler des Geldhauses Goldman Sachs. Oder auch Evangelos Antonaros, ehemals Sprecher verschiedener rechter Regierungen.
Dann sind Sie ja richtig überlegen mit Ihren differenzierten Sichtweisen.
Differenzierte Sichtweisen sind undifferenzierten Sichtweisen immer überlegen.
Aber was sagen Sie mit Ihrer differenzierten Sichtweise eigentlich zu der Wahlliste von Syriza: Da findet sich ein Stefanos Kasselakis, ein griechisch-US-Reeder und ehemaliger Devisen-und Effektenhändler des Geldhauses Goldman Sachs. Oder auch Evangelos Antonaros, ehemals Sprecher verschiedener rechter Regierungen.
Ich habe die beiden Herren nachgeschlagen. Eine prominente Rolle spielen die nicht bei Syriza. Ich finde es aber nicht schlecht, wenn auch solche Leute durch Nachdenken zur Linken finden.
Aber Goldman-Sachs geht natürlich gar nicht. So eine schlimme Bank, schlimmer als alle anderen. Was an den Eigentümern/Namensgebern liegt. Man weiß ja, was von Leuten mit solchen Namen zu halten ist...
Na, dass ist aber eine gefällige Einschätzung: "Solche Herren finden durch Nachdenken zur Linken". Eher ist das aber nicht so. Eher ist es das Gegenteil, sieht man das Verhalten der "Linken" in der Opposition. Da wurde zu Projekten der Rechten zugestimmt.
Das Problem von "Syriza" war (und ist!), dass die Griechen in einer Abstimmung den Euro unbedingt behalten wollten. Verständlich - doch eine wichtige Voraussetzung für griechische ökonomische Interessen wäre der Ausstieg aus der Eurozone gewesen. Die weitere Strangulierung griechischer sozialer (!) Innenpolitik war damit gegeben.
Der Ausstieg aus dem Euro hätte zum sofortigen Staatsbankrott geführt.
Das ist die neoliberale Argumentation. Aber wäre nicht Griechenland als europäische Nation und NATO-Partner "too big to fail"? Die Frage lässt sich nicht mehr sicher klären - es ist, wie es ist.
Neoliberale Argumentation?
Was für ein Unsinn.
Die Neoliberalen haben sich für Griechenlands Euro-Ausstieg stark gemacht. Das müssten Sie eigentlich noch wissen.
Schlagwortargumentationen bringen die Diskussion nicht weiter.
Ich erinnere mich nur noch, dass es Schäuble als deutscher Finanzminister in vorderster Reihe war, der einen Euroausstieg mit aller Macht verhindern wollte. Und nun definieren Sie Schäuble...
Sie erinnern falsch. Schäuble war ein Advokat des Grexit.
Können Sie das belegen?
Zum Beispiel hier:
https://www.deutschlandfunk.de/grexit-auf-zeit-schaeuble-vorschlag-sorg…
Tatsächlich. Aber Schäuble wusste sehr gut, dass dieser Vorschlag von ihm nicht angenommen würde. Ihm ging es vor allem um die Absicherung der gegebenen Kredite, die bei einem Grexit verloren gewesen wären.
Sie meinen, er hätte diesen Vorschlag im Bewusstsein gemacht, daß er chancenlos war?
Warum?
Das ist die Frage. Die Austeritätspolitik wäre aber nicht mehr durchsetzbar gewesen. Und vor der Euro-Zeit gab es die Drachme. Aber von einem Staatsbankrott in der Zeit ist nichts bekannt.
Das ist die Frage. Die Austeritätspolitik wäre aber nicht mehr durchsetzbar gewesen.
Nach einem Euro-Ausstieg wäre die ganz große Austerität ausgebrochen. Denn das Land wäre komplett zahlungsunfähig gewesen.
Und vor der Euro-Zeit gab es die Drachme. Aber von einem Staatsbankrott in der Zeit ist nichts bekannt.
Sie meinen, man hätte das Rad der Geschichte einfach zurückdrehen können, und alles wäre dann wieder so geworden wie vorher?
Ich habe einen Freund in Athen, eine ehemalige Führungskraft der griechischen Nationalbank. In den 80ern fand ich Griechenland so wunderschön, daß ich mir überlegte, dort hinzuziehen. Mein Freund sagte mir: "Wenn du wüsstest, was ich weiß, dann würdest du von diesem Plan Abstand nehmen."
Was ich dann tat.
Mein Freund war übrigens Mitglied der griechischen kommunistischen Partei. Als es sie noch gab.
Das klingt fatalistisch. Aber wieso, es gibt viele Länder in der Welt, die nicht in der Euro-Zone sind. Und die sind nicht Bankrott. Da gibt es die BRICS-Länder, die wirtschaftlich, auch bei differenzierter Betrachtung eher aufsteigend sind.
Ja, du meine Güte. Natürlich gibt es viele Länder ohne Euro. Mehr als 90% Länder der Erde, um exakt zu sein.
Aber weiter geht Ihre Analyse nicht?
Trotzdem schön, daß Sie das wunderbare Schlagwort "BRICS" hier, wenn auch komplett themenfremd, irgendwie untergebracht haben.
Wieso Schlagwort BRICS ? Das wird eine Alternative für etliche Länder sein.
Jedenfalls ist es eine nicht sehr differenzierte Betrachtungsweise, in fast allen Punkten rechtfertigend zu argumentieren (ob Euro, ob Tsipras etc.).
Ich teile Ihre religiösen Überzeugungen nicht. Dabei möchte ich es belassen.
das wäre die Frage
es gibt so viele reiche Leute in Griechenland
da braucht man nicht hier die Reichen enteignen wollen,
um Griechenland zu finanzieren
und war es nicht ihre bisherige Auffassung
ein Staat kann nicht bankrott gehen ?
Die Reichen wären hier und anderswo enteignet worden, hätte man Griechenland aus dem Euro geworfen.
Das wäre aber nur ein Effekt unter vielen gewesen.