Ihre Meinung zu Kirche und Krieg: Was ist aus der Friedensbewegung geworden?
Die evangelische Kirche steckt in einem Dilemma. Zwischen dem Anspruch, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, und der Solidarität mit der Ukraine. Beim Kirchentag in Nürnberg wird das offen diskutiert. Von Tilmann Kleinjung.
"Zweigleisig fahren" - bei der Eröffnung des Kirchentags brachte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das christliche Dilemma auf den Punkt: Ja, Frieden schaffen ohne Waffen. Das ist der Anspruch. Auf der anderen Seite steht die Solidarität mit der Ukraine. "Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen: Es ist Zeit für Waffen!"
Im Gegensatz zu Steinmeier, hat die Kirche nicht einen globalen menschlich ethischen Anspruch? Und dann muss man sich doch wohl eher fragen, was soll denn an der Ukraine speziell sein, es gibt soviel Kriegselend in der Welt, wo sind denn da unsere neu definierten friedenschaffenden gesegneten Waffen?
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Die gibt es nicht. Die evangelische Kirche segnet keine Waffen. Übrigens auch keine anderen Dinge sondern nur Menschen.
>> es gibt soviel Kriegselend in der Welt, wo sind denn da unsere neu definierten friedenschaffenden gesegneten Waffen?
Wie bisher auch: entweder nicht vor Ort, weil deutsche Rüstungsgüter in bestimmten Konfliktregionen nichts zu suchen haben, oder aber in den Händen von Bundeswehrsoldatinnen und Bundeswehrsoldaten, welche doch für Frieden, Sicherheit und Stabilität sorgen, gemäß demokratischem Mandats des Bundestags.
Übrigens: für die Opfer von Kriegselend sorgen sich weltweit die Fachkräfte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe, hier insbesondere die Hilfswerke der beiden großen deutschen Kirchen.
Es gibt zunächst einmal eine globale Friedensordnung, definiert durch das Völkerrecht. Die territoriale Integrität eines Staates ist demnach zu respektieren. Wenn gegen diesen elementaren Grundsatz verstoßen wird, muss die Weltgemeinschaft handeln. Die UN haben dies in mehreren Resolutionen mit großer Mehrheit getan. Alle Appelle gegen den russischen Aggressor, bereits vor Kriegsbeginn, waren vergeblich. Sanktionen waren eine moderate Antwort darauf. Die abgestufte Lieferung von Waffen für den Angegriffenen sind leider der nächste Schritt, damit das verbrecherische Unrecht nicht zum Tod weiterer unschuldiger Menschen führt und die Androhung, ein Land zu zerstören, nicht Realität wird.
Die UN Haupversammlung ist beratend und nicht verbindlich, der Sicherheitsrat ist (mit 5 Veto Maechten). Darauf beruht das Recht, nicht das was sie als gerecht empfinden......
Wir müssen in der Tst zwischen Recht und Gerechtigkeit unterscheiden. Im Idealfall besteht Deckungsgleichheit, aber nicht notwendigerweise. Die Weltgemeinschaft hat in den UN Resolutionen mehrheitlich ihre Missbilligung des russischen Angriffskrieges gegen die UKR zum Ausdruck gebracht. Ein deutliches Signal an den Aggressor, eine völkerrechtliche Ohrfeige sozusagen, auch wenn die UN als zahnloser Tiger agiert.
Da Sie den Forist direkt ansprechen, frage ich Sie: Sie empfinden also den Massenmord an Ukrainern, die Massenvergewaltigungen und Kindesentführungen als gerecht?
Wer tut das schon?
Ungerechtigkeiten gibt es derer viele.
Die Zivilisten, die im Jemen mit Waffen aus dem Westen abgeschlachtet werden. Die ermordeten und gefolterten Kurden auf syrischem Gebiet durch die Türken (immerhin ein NATO-Partner!).
Und unzählige mehr. die Betroffenheit dahingehend fällt vergleichsweise gering aus und mit den Tätern wird gehandelt, auch mit Waffen.
Das verstehe, wer will. Viele Menschen lehnen deswegen die Lieferungen von Kriegswaffen grundsätzlich ab, erst recht in laufende Konflikte. Das bedeutet keinesfalls, dass denjenigen die Opfer egal wären.
Ich verstehe nicht, dass insbesonderen diejenigen, die sich für die Menschen im Jemen, für die Kurden und die Palästinenser stark machen, dies nicht für die Menschen in der Ukraine genauso klar und deutlich tun. Zudem melden sich häufig dieselben Foristen in den Threads in denen es um den Jemen geht, gar nicht zu Wort. Da entsteht dann schon der Eindruck, dass es diesen Foristen möglicherweise eher darum geht Kritik am "Westen" zu äußern. Ist so.
Whataboutism in Reinkultur.