
Ihre Meinung zu Gratiskultur im Netz: "Publikum wird Teil der Produktion"
Verlage, Musikindustrie und Künstler wehren sich verstärkt gegen eine "Kostenloskultur" im Internet. Sie setzen aber auf falsche Ideen, meint Kulturwissenschaftler Felix Stalder im Interview mit tagesschau.de. Denn die alten Bezahlmodelle seien am Ende - die Zukunft der Kultur liege im Schwarm.
Sie haben offenbar nicht nur ein kulturelles Verständnisproblem, sonder auch ein geschichtliches. Welchen Kontext hat ausgerechnet das Jahr 1930 zum heutigen Thema "Urheberrechtsschutz"? Uns WAS hatte uns WAS damals helgen sollen - oder hat Ihrer Meinung nach nicht geholfen?
Vielleicht haben Sie mich nur gründlich mißverstanden. Denn ich plädiere nicht für die Pflege einer egal wie gearteten "klassischen Leitkultur". Aber ich bin sehr dafür, daß wir in Deutschland, genau wie in allen anderen Staaten üblich, unsere kulturellen Leistungen - zum Beispiel in der Musik, in Dichtung und Theater, in Kunst und Wissenschaft, und in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung - als Errungenschaft betrachten. Also nicht "internetmodern" zu profanisieren und damit bedeutungslos zu machen als gesellschaftliche Klammer - wie es Internetkonzerne (und dahinterstehende Interessenten) gerne hätten, um die Menschenmasse zum berechenbaren "Schwarm" zu machen, der schließlish von Jägern gefressen wird.