Ein Mitarbeiter des DRK-Suchdienstes sucht in der Zentralen Namenskartei in Hamburg. (Archiv)

Ihre Meinung zu Wie sich 80 Jahre nach Kriegsende noch Schicksale aufklären

Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hilft Angehörigen auch 80 Jahre nach Kriegsende bei der Schicksalsklärung vermisster Menschen. Wie fühlt es sich an, wenn es nach Jahrzehnten endlich Gewissheit gibt? Von Fabian Siegel.

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89 Kommentare

Kommentare

M.Pathie

Die Dienste des Roten Kreuzes haben wir auch schon in Anspruch genommen, um etwas über unseren im Zweiten Weltkrieg in Russland verschollenen Onkel zu erfahren. Die Rückmeldungen waren detailliert, leider hat sich im Fall meines Onkels das Schicksal nicht ganz aufklären können. 

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De Paelzer

Das war bei mir auch so. Ein Onkel von mir wurde in Russland vermisst. Meine Oma hatte damit bis zum Tote ihre Gedanken bei Ihm. Obwohl sie noch drei Kinder hatte.

Als wir in den 90er Jahren das Haus umbauten musste er für Tod erklärt werden. Das ist ihr sehr schwer gefallen. Sie hat viel geweint.

Was gblieben ist, ist der Name. Mit dem wurde ich getauft.

Schiebaer

Auch wir haben den Dienst des Roten Kreuzes in Anspruch genommen. Die Eltern meiner Stiefgeschwister waren beide Ingenieure bei den Junker Flugzeug Werken und sind von russischen Leuten verschleppt worden.Weiter ist nichts bekannt.

ich1961

Wären Sie und Ihre Familie nicht auch froh, wenn mehr bekannt werden könnte?

Schiebaer

@Schiebaer

Wären Sie und Ihre Familie nicht auch froh, wenn mehr bekannt werden könnte?

Auf jeden Fall,leider ist meine Stiefschwester inzwischen verstorben.

ich1961

Es ist eine wertvolle Arbeit des roten Kreuzes und sollte gewürdigt und nicht schlecht geredet werden.

ich1961

**"Ich finde sehr schön, dass es das Angebot nach so vielen Jahren immer noch gibt", sagt sie.**

Das kann ich nur unterstreichen.

Und den Beteiligten gebührt ein großes Danke - auch von mir, als nicht Betroffene.

 

Sowiesoso

Es ist gut, dass der Suchdienst weiter finanziell abgesichert ist und es wäre zu wünschen, dass dies auch über das Jahr 2028 hinaus so bleibt.

Flucht und Vertreibung von 13 Mio Menschen haben Familien auseinandergerissen, es ist wichtig, dass es auch nach 80 Jahren für Betroffene noch eine Anlaufstelle gibt. 

Dies gehört auch zur Erinnerungskultur.

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Olivia59

"Es ist gut, dass der Suchdienst weiter finanziell abgesichert ist und es wäre zu wünschen, dass dies auch über das Jahr 2028 hinaus so bleibt."

Man kann Geld immer nur einmal ausgeben und je wünschenswert jede Massnahme für sich ist muss doch geprüft werden zu welchem Kostenverhältnis hie rnoch Erfolge erzielt werden.
Der Massstab zu entscheiden wäre das Rote Kreuz selbst zu fragen, ob sie das Geld, das sie erhalten weiterhin dafür ausgeben würden oder ihnen nicht Dringlicheres einfallen würde, könnten sie frei darüber verfügen.

Tremiro

Die Arbeit des Suchdienstes ist auch ein Beitrag zur Erinnerungskultur. Es gibt ja immerhin im Bundestag eine Partei die die Erinnerung an die Jahre zwischen 1933 und 1945 tilgen möchte. (Schlagwörter: Schuldkult, Fliegenschiss usw.) 

Olivia59

Da haben Sie Recht. Insofern ist es schon berechtigt, das es eine politische Entscheidung ist.
Habe trotzdem etwas Bauchschmerzen, weil die Arbeit des Roten Kreuzes und anderer internationaler Hilfsorganisationen generell unterfinanziert ist und deshalb eine Prioritätensetzung unabdingbar ist, die eben nicht einem politischen sondern humanitären Massstab haben sollte.

Parsec

"Habe trotzdem etwas Bauchschmerzen, weil die Arbeit des Roten Kreuzes und anderer internationaler Hilfsorganisationen generell unterfinanziert ist..."

Was kostet denn dem Steuerzahler die Finanzierung? Vielleicht hilft die Beantwortung der Frage Ihren "Bauchschmerzen", zumal die Finanzierung zweckgebunden sein dürfte.

 

Claus

Einmal eine Brücke nicht ins Nichts ohne Anbindung setzen, dann würde sich mit dem Geld auch sinnvolles bewerkstelligen lassen, wie zb dem Roten Kreuz geben.

Sowiesoso

Das ist in dem Zusammenhang kein Beitrag, aber das ist nur meine Meinung.

Parsec

"Insofern ist es schon berechtigt, das es eine politische Entscheidung ist."

Ich sehe hier keine politische Entscheidung, wenn es darum geht, nach seinen Bekannten und Verwandten zu suchen, sei es aus rein geschichtlichen oder familiären Interessen. Und es ist ein Teil unseter Erinnerungskultur, schließlich ist bekannt, von welchem Boden aus der 2. WK begann und welche Opfer er und vor allem, dass er nur Verlierer brachte.

Aber es ist eine politische Entscheidung, wollte man diese Erinnerungskultur nicht mehr aufrecht erhalten oder wissentlich Interessierten diese Entziehen.

ich1961

Was wäre denn Ihrer Meinung nach humanitärer?

Es sollte auf jeden Fall auch über 2028 hinaus finanziert werden.

Ebenso jede Gedenkstätte des Holocaust - als "Erbe" der Nazis.

 

Olivia59

"Was wäre denn Ihrer Meinung nach humanitärer? Es sollte auf jeden Fall auch über 2028 hinaus finanziert werden."

Diese Entscheidung würde ich wie gesagt am besten dem Roten Kreuz überlassen, wenn sie es denn entscheiden könnten. Allerdings macht es der weitere Kontext der NS-Aufarbeitung doch berechtigt zu einer politischen Entscheidung.
Die andere Überlegung wäre eben Geld dort zu verwenden wo es am effektivsten hilft, was natürlich keine einfache Abwägung ist. 

ich1961

Für mich sind das alles Ausreden, damit bloß kein Geld in diese - für die Betroffenen - sehr wivchtige Arbeit fließt!

Olivia59

"Für mich sind das alles Ausreden, damit bloß kein Geld in diese - für die Betroffenen - sehr wivchtige Arbeit fließt!"

Das Sie mich gerne so verstehen möchten ist mir schon klar. Sie ignorieren dabei natürlich die Einleitung in meinem allerersten Beitrag, das jede Massnahme für sich genommen wünschenswert ist.

Sowiesoso

Sie übersehen, dass die Gelder vom Staat speziell für diese Arbeit bereitgestellt werden. Es stellt sich also nicht die Frage, ob sie vom DRK anders verwendet werden könnten.

De Paelzer

Danke

Sowiesoso

Es geht nicht um eine "Entscheidung" oder um effektives Verwenden von Geld".

Die Arbeit des Suchdienstes ist alternativlos, sie gehört auch zur Vergangenheitsbewältigung.

melancholeriker

Danke, sehe ich auch so und es wäre ein gutes Signal gegen die Verdränger von rechts, für die der Krieg noch nicht beendet ist und mit Putin sogar auf den Initiator und Mitstreiter hoffen, für ein Umschreiben des "Fliegenschiß". Nicht alle sind so überdreht wie Frau Weidel, die mit dem letzten Schrei angefangen hat, Hitler als Sozialisten zu adeln. 

Olivia59

Artikel: "Nach vielen Diskussionen, ob der Dienst so viele Jahre nach Kriegsende noch nötig sei, wurden die Mittel nochmals bis 2028 verlängert."

Die Frage bis wann der Dienst existieren sollte ist doch kein Tabuthema. Die Frage ist nur nach welchen Kriterien man über die Fortführung entscheidet. Was wäre denn Ihre Antwort darauf? Bequem ist es nu wenn man sich dazu garnicht verhält.

Parsec

"Die Frage bis wann der Dienst existieren sollte ist doch kein Tabuthema."

Nö, das hat sich niemand gesagt. Wie kommen Sie darauf?

Aber Sie unterstellen schon in Ihrem ersten Beitrag, dass das Rote Kreuz das Geld für "dringlichere" Sachen ausgeben könnte und verbinden damit, dass die Finanzierung rausgeschmissenes Geld sein könnte.

Aber weder ist es das, noch kann das Rote Kreuz kaum etwas anderes damit machen, da die Maßnahme aus Steuergeldern finanziert wird und sicherlich damit zweckgebunden ist.

Aber natürlich können Sie diskutieren, wann die Maßnahme abgebrochen werden sollte. Denn zu Ende bringen wird man sie sicherlich noch in 100 Jahren nicht.

De Paelzer

Was schätzen sie wieviel 1000 Meinungen es geben wird, für was man das Geld effektiever einsetzen kann?

Wer entscheident was effektiv ist?

Für viele Menschen ist die Arbeit effektiv.

 

Sowiesoso

Mich macht betroffen, dass moralisch richtiger und wichtiger Einsatz von Geld von Manchen hier nach dem Kosten/Nutzen Verhältnis beurteilt wird.

Ich verstehe das Denken dahinter nicht. Was soll unter diesem Aspekt denn noch alles eingespart werden, weil es nicht "effektiv" ist.

De Paelzer

Es ist eine Entscheidung für die Menschen die gelitten haben und zum Teil immer noch leiden, weil ihnen die Gewissheit fehlt.

Ich glaube, dass es keine Indien am Unsummen sind die dafür gebraucht werden. 

Mitreden kann man nur wenn man es selbst in seiner Familie erlebt hat. 

Genau wie die Kriegsgräberfürsorge.

Olivia59

Alles was das Rote Kreuz tut ist immer im Sinne von jemandem, doch angesichts der generellen Unterfinanzierung internationaler Hilfsleistungen muss die Frage nach Priorisierung gestellt werden, womit man sich nicht beliebt macht.
Den erweiterten Kontext der NS-Aufarbeitung sehe ich auch, was dann aber auch bedeuten würde es kommt garnicht mehr drauf an ob hier noch grossartig Ergebnisse erzielt werden?

ich1961

Lesen Sie doch einfach den Atikel.

Dann kämen vielleicht nicht solche Aussagen raus.

 

Parsec

"... muss die Frage nach Priorisierung gestellt werden ..."

Nein, nein und nochmals nein. Sie werfen mind. zweie Finanzierungstöpfe zusammen.

Sie können nicht eine Zweckbindung einfach so aufgeben. Das geht nunmal nicht. Und soll es auch nicht.

Ich weiss gar nicht, warum Sie das so reizt, eine Priorisierung zu konstruieren zwischen zwei völlig fremden Themen?

De Paelzer

Hier geht es aber mal nicht um internationale Hilfsaktionen obwohl das Rote Kreuz international arbeiten muss.
Ich kann nur sagen, dass Menschen die nicht direkt betroffen sind, es sehr prakmatisch sehen,
"wiwviel Geld das wieder kostet" Manchmal gibt es Dinge die kann man mit Geld nicht bezahlen. Dann über Geld zu reden ist, aus meiner Sicht, schamlos.

Ich habe meinen Onkel nie gesehen, er war aber ein Teil von mir. Es hat maien Großmutter sehr belastet und meine Onkels und Tanten auch. Wenn jemand vermisst ist das nicht wissen sehr beslatet.
Dann wurde noch im Ort erzählt, der ist sicher zu den Russen übergelaufen, was es auch nicht einfacher machte.
Mitlerweile bin ich noch als Einziger übrig und isch würde mich trotzdem freuen wenn ich etwas hören würde. Bei Erdarbeiten werden immer wieder Tote gefunden, vielleicht ist er ja einmal dabei, bevor nicht mehr gesucht wird.  

Parsec

"... Rote Kreuz selbst zu fragen, ob sie das Geld, das sie erhalten weiterhin dafür ausgeben würden ..."

Nicht ganz. "Finanziert wird die Arbeit seit 1953 vom Bundesinnenministerium" und sollte das Rote Kreuz diese Aufgabe nicht mehr weiterführen wollen, dann gäbe es vom Bundesinnenministerium keine Finanzierung mehr dafür. Die Finanzierung dürfte Zweckgebunden sein.

Deshalb stellt sich die Frage, ob dem Roten Kreuz "... nichts Dringlicheres einfallen würde, könnten sie frei darüber verfügen" nicht. 

Olivia59

"Deshalb stellt sich die Frage, ob dem Roten Kreuz "... nichts Dringlicheres einfallen würde, könnten sie frei darüber verfügen" nicht. "

Eben. Die Frage stellt sich nicht weil es eine politische Entscheidung ist und das Rote Kreuz nicht frei über das Geld verfügen kann.
Letztlich ist das Problem, auf das ich hier heraus will sowieso nicht lösbar. Im Idealfall führt meine Überlegung zu einem "Peter Singer" Utilitarismus, der in seiner extremen Ausprägung auch problematisch ist, weil er die menschliche Natur verkennt, das einem die Nächsten doch wichtiger sind als die Bedürftigsten irgendwo in der Welt.

Parsec

"Letztlich ist das Problem, auf das ich hier heraus will sowieso nicht lösbar."

Es gibt kein Problem zu lösen. Welches Problem wollen Sie denn lösen?

 

Olivia59

"Es gibt kein Problem zu lösen. Welches Problem wollen Sie denn lösen?"

Es geht um das Problem wie man Geld einsetzt - das bedarf immer eine Entscheidung nach überlegten Kriterien. Die alleinige Ausrichtung an Effektivität ist aber auch schwierig. Nach Peter Singer dürfte man seiner eigenen Familie keine medizinische Versorgung zukommen lassen wenn man anderswo mit dem Betrag mehr ausrichten könnte. So funktionieren aber Menschen nicht.

De Paelzer

Ja die Kosten Nutzen Rechnung. Ist auch etwas typisch deutsches. 

Wo bleibt da Gewinn?

Können wir Gebühren dafür erheben oder ist das Pietätlos?

Menschen haben keine Kosten-Nutzen Rechnung. Nur in der Industrie.

Olivia59

Diese Polemik ist wirklich unredlich. Ich rede über die Optimierung von Ausgaben unter dem Umstand, das Hilfsgelder generell nicht üppig vorhanden sind. Wo geht es da um Profit?
Der Umkehrschluss von dem Extrem, das ich eben mit Peter Singer beschrieben habe ist ja leider, das man sich sowieso ganz auf sich selbst konzentriert und nichtmal peanuts, gemessen an der Weltwirtschaftsleistung, für die Bedürftigsten übrig hat.

Sowiesoso

Sie müssten einfach akzeptieren, nicht alle finanziellen Ausgaben lassen sich an ihrem effektiven Nutzen messen.

melancholeriker

Ich finde da absolut nichts Unredliches an der Argumentation von @De Paelzer.

Was haben "Hilfsgelder" mit dieser Arbeit zu tun, die für den inneren Frieden dieses Landes und seines Selbstverständnisses als an seiner schwerverdaulichen Geschichte selbstkritisch interessierten Gesellschaft bedeutsam ist und weiter sein muß. Ich wünschte mir, daß noch viel mehr Menschen in Deutschland sich wie @De Paelzer ihr Herz nähmen und die Löcher in der Familienhistorie mit persönlicher und überpersönlicher Liebe zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit für die oft wehrlos dem Sturm der Ereignisse ausgelieferten Ahnen mit ihrer Überzeugung füllen. 

Das gegen andere Bedürftigketen ausspielen zu wollen, erscheint mir viel eher unredlich.

 

Olivia59

"Ich finde da absolut nichts Unredliches an der Argumentation"

Der Nutzer warf mir Gewinnstreben vor als Replik auf die Philosophie von Singer.
In der Tat ist sein Extrem die weltweite Umsetzung von "equality of outcome" weil alles Geld so verteilt werden würde das es am meisten Nutzen für jeden Einzelnen bingt. Sozusagen ein perfekter Verteilungsmechanismus der aber auch problematisch ist (Eigene Familie ist einem nun mal näher)

De Paelzer

Für mich ist es keine Polemik .

Geld einsparen führt immer zu mehr Profit, das ist so. 

Es wird sich mit der Zeit auslaufen und die Zeit sollte man dafür auch zur Verfügung stellen. 

Es gibt bei allem jemand sagt, das Geld könnte man sinnvoller ausgeben. 

Die Soldaten Fassung für Deutschland in den Krieg gezogen und das verpflichtet den Staat Müttern und Familienangehörigen Gewissheit zu verschaffen. 

Ich würde sagen, dass viel mehr Geld unnötiger ausgegeben wird.

vaihingerxx

>>Man kann Geld immer nur einmal ausgeben und je wünschenswert jede Massnahme für sich ist muss doch geprüft werden zu welchem Kostenverhältnis hie rnoch Erfolge erzielt werden<<

 

wie bei vielen Themen gehen die Meinungen auch hier auseinander !

nicht jeder hat in seinem Innersten eine Krämerseele

Olivia59

"nicht jeder hat in seinem Innersten eine Krämerseele"

Das ist doch auch wieder nur ein Synonym für Profitgier und verfehlt damit den Punkt.
Richtig bezeichnet nennt sich das, worübet ich rede "effektiver Altruismus" und ist genau das Gegenteil von Eigennutz/Profitgier.

https://de.wikipedia.org/wiki/Effektiver_Altruismus
 

M.Pathie

Zitat: "Flucht und Vertreibung von 13 Mio Menschen" Manchen ZeitgenossInnen würde ich wünschen, für einen respektvollen würdevollen Umgang mit den Geflüchteten und Vertriebenen unserer Tage etwas mehr Geschichtsbewusstsein zu haben oder zuzulassen. 

Sowiesoso

Das stimmt, aber hier geht es um den DRK Suchdienst für Angehörige  von Menschen, die vor 80 Jahren vermisst gegangen sind.

M.Pathie

Genau. Und daran sieht man, welche langen Schatten Flucht und Vertreibung für Betroffene und ihre Familien haben. 80 Jahre. Von heute gerechnet für aktuell Betroffene und ihre Angehörigen also bis mindestens 2105.

Ichbinfassungslos

Meine Oma wurde im Frührjahr 1945 hochschwanger von Hof meiner Urgroßeltern nahe Breslau vertrieben. Hof, Häuser, Tiere, Land und das gesamte Inventar usw... weg. Vermögen Sie dieselben "langen Schatten (der) Flucht und Vertreibung für Betroffene und ihre Familien" auch hier zu erkennen? Von heute an gerechnet auch noch in 80 Jahren, also 2105? 

M.Pathie

Es gibt HEUTE  Betroffene, die vertrieben und in die Flucht geschlagen werden... für deren Angehörige sind 80 Jahre... 2105.

Ichbinfassungslos

Ja. Das stimmt. Da hatte ich Sie mit dem "2105" falsch verstanden. Aber das war ja nicht Kern meiner Frage. Den wiederun haben Sie nicht beantwortet.  Zur Erinnerung: Es ging um die "langen Schatten (der) Flucht und Vertreibung für Betroffene und ihre Familien". 

melancholeriker

Extreme Willkür und Unbarmherzigkeit lagert unter den Schicksalen von Geflüchteten und Vertriebenen, begleitet von der Scham und der Wut über die Vermessenheit und Blödheit mit der Abermillionen in die Gefangenschaft oder in den Tod gegangen sind und in Millionen von Wohnzimmern im wieder aufgebauten Land nicht mehr gesprochen wurde. 

Über die Vermessenheit

Über den Stolz

Über die Scham

Über die Angst

Über die Trauer

Über die Wut und Verzweiflung und oft alles zusammen. 

Das ist alles nicht passiert. Stattdessen durch die USA unterstützt einen gefriergetrockneten Ablass. 

melancholeriker

Da sagen Sie was. Der Krieg gegen die Ukraine dauert nun schon genauso lange wie der, den Deutschland über die Sowjetunion (und über die Ukraine) brachte. 

Von der Ukraine kann man lernen, wie man als "Volksgemeinschaft" in einem Kollektiv Leiden verarbeiten kann und die Erinnerung direkt in die Gegenwart bringt, indem man konsequent die Täter benennt und bekämpft und Flucht zu einem politischen Thema werden lässt unter Zeugen. 

Deutschland hatte die Chance einer ehrlichen und selbstkritischen Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung als Folge und Rückstoss der eigenen Aggression gegen den halben Globus nicht nutzen können. Symptomatisch dafür ist für mich die Herzenskälte, die ich in vielen der Familien aus der Zeit meines Aufwachsens in den 60ern wahrnahm. Da regierte die blanke Rationalität der (Über)Versorgung und die des schönen Scheins.

Ich bin mir sicher, daß mit der Ablehnung von Flüchtlingen viel Projektion verbunden ist. 

Sowiesoso

Die Ablehnung von Flüchtlingen hat in Deutschland Tradition. Bereits die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wurden in den 1950er Jahren abgelehnt.

Es wird kaum auf das unsagbare Leid geschaut!

ich1961

Das ist - für mich - eine unsägliche und peinliche "Tradition"!

M.Pathie

... und es ist eine schlechte "Tradition", die nicht in Stein gemeißelt sein muss, sondern geändert werden kann - wohl nicht so sehr unter Federführung von Alice oder Alexander oder Björn ...

ich1961

Das stimmt.

In diesem Zusammenhang mag ich das Wort nicht.

 

melancholeriker

Im Terrorklima des NS war kein Platz für Mitleid und Besinnung auf Menschlichkeit. 

Ich denke es wäre elementar wichtig gewesen, eine Art schonungslose Eigenanalyse bis in die Familien hinein zu fördern, wie es heutzutage viele jüngere Menschen tun in Eigeninitiative, indem sie in die zutage geförderten Akten aus nicht abgefackelten Archiven sichten auf der Suche nach weggeschwiegenen Ahnen. 

Der überwiegende Teil der Deutschen hatte in den 30ern schon die Verantwortung für Geist und Gewissen abgegeben und all die Vorteile mitgenommen, die Gehorsam und Einsatz von Gewalt für die Karriere angeboten hatten. Das und die Dynamik eines kollektiven Umfallens wenn ein Kipppunkt durch Einschüchterung bzw. Konditionierung eintritt, gerät viel zu oft aus dem Blick. 

Die Arbeit des DRK und die vieler NGO ist wie Sie sagen alternativlos. 

Wie sinnstiftend und seelenversöhnend ist die Heimkehr der Verlorenen, selbst wenn sie nur als gesicherte Erinnerung ankommen. 

Sowiesoso

Wobei, das aber nur am Rand, ich die Vertreibung durchaus als eine Folge des von Nazideutschland geführten Krieges sehe, aber nicht als zwangsläufige Folge. Es ist vielmehr die Folge einer Entscheidung des sowjetischen Diktators Stalin, der seinen Machtbereich ausdehnen wollte.

Und ähnlich wiederholt es sich heute wieder in der Ukraine.

Olivia59

"Wobei, das aber nur am Rand, ich die Vertreibung durchaus als eine Folge des von Nazideutschland geführten Krieges sehe, aber nicht als zwangsläufige Folge. Es ist vielmehr die Folge einer Entscheidung des sowjetischen Diktators Stalin, der seinen Machtbereich ausdehnen wollte."

Viele sind doch schon geflohen, während die Sowjets auf Berlin vorrückten. Man hatte einen Vernichtungskrieg geführt, bei dem auch die deutsche Zivilbevölkerung davon ausgehen musste, das es zu Vergeltungsmassnahmen kommen wird. Ich kann mir unabhängig von Stalin kein Szenario vorstellen in dem es ein friedliches Zusammenleben im Osten gegeben hätte.
Ihr "vielmehr" Stalin als Nazis halte ich deshalb für eine völlig falsche Gewichtung.

Sowiesoso

Tut mir leid, aber Sie irren sich da. Stalin hat ganz Polen einfach nach Westen verschoben, Einwohner Polens wurden genauso vertrieben, wie Deutsche.

Das war Unrecht und hat nichts mit "Gewichtung" zu tun. 

Olivia59

Ihr Beitrag besagte, das Niemand vertrieben worden wäre, hätte Stalin anders entschieden. Viele sind von allein geflohen und nicht einmal Stalin hätte den Unfrieden im Zusammenleben zwischen deutschen Siedlern, die dort vieles übernommen hatten, und der einheimischen Bevölkerung diktatorisch unterbinden können.

melancholeriker

Immerhin haben Hitlers mehr oder minder aus tiefster Überzeugung tobenden Ausführenden seiner Pläne 3 ganze Jahre bis nach Stalingrad Millionen von Menschen umgebracht u. a. mit Hilfe des Vorteils, den der Bruch des schäbigen Paktes mit Stalin mit sich brachte. Die SU war deshalb nicht vorbereitet. 

Mit Putin gebe ich Ihnen Recht. Der will es viel besser, kaltschnäuziger und gründlicher haben als der Herr über den Sowjetfaschismus. Auch der pflegte den Führerkult, Lagerlösungen für Unerwünschte, eine Art Gestapo, ideologische Massenausrichtung, interne "Säuberungen" u. v. a. 

Sowiesoso

Keine Frage, was die Gräueltaten der Wehrmacht betrifft, wir reden hier mit der Vertreibung aber über Unrecht an der Zivilbevölkerung.

Questia

@melan 18:36

| "viele jüngere Menschen tun in Eigeninitiative, indem sie in die zutage geförderten Akten aus nicht abgefackelten Archiven sichten auf der Suche nach weggeschwiegenen Ahnen. " |

Da nutze ich mal die Gelegenheit, um auf einen Podcast hinzuweisen, der die Enkelgeneration genau dabei unterstützen soll, wenn ihnen keine Ansprechpartner mehr zur Verfügung stehen.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/80-jahre-kriegsende-die-bedeutung-…

Und wie ein Film entstand, der über das Grauen dieser Zeit berichtet und wer dabei keine finanzielle Unterstützung hergab, weil der Macher nicht sagen konnte, was er sich davon versprach - ein kapitalistischer Gedanke.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/bis-ans-ende-gehen-wie-claude-lanz…

Und gestern lief eine Doku über Beate Klarsfeld, die Nazijägerin, zu finden in der ARD-Mediathek.

 

Nettie

„Wie fühlt es sich an, wenn es nach Jahrzehnten endlich Gewissheit gibt?“

Offensichtlich erleichternd. Wie immer nach dem Ende quälender Ungewissheit.

Malefiz

Für Angehörige und Nachkommen muß es ein erhabenes Gefühl sein, wenn man was über seine im Zweiten Weltkrieg Vermissten durch den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes erfahren kann. Ich glaube ich spreche da für alle, daß kann man gar nicht genug schätzen und anerkennen was die Mneschen beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes für eine Arbeit leisten, auch wenn nicht alles raus zu finden ist!

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Schiebaer

Danke ! Dem stimme ich zu.

Bender Rodriguez

Was ein Glück hatten wir keine Verluste, zu beklagen.

Alle sind heile durchgekommen

Ein Glück, das viele andere im Dorf nicht hatten. Denen wurde durch diese Suchdienste geholfen.  Meist wurden nur diese Plaketten gefunden. Immerhin hatte man Gewissheit. 

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Malefiz

Ich fahre oft mit dem Motorrad in die Vogesen und ins Elsaß und sehe dort manche Soldaten Friedhöfe wo ich dann nicht dran vorbei komme und kurz anhalte. Wenn man dann die Namen ließt auf den Kreuzen, dann kommt man ans Nachdenken und wer die Menschen waren, zumindest haben die Kreuze einen Namen. Wenn man aber Kreuze ohne Namen sieht, was war das für ein Sinnloser Krieg?

ich1961

Ich könnte wetten das die meisten einfach an den Friedhöfen vorbei fahren - egal wie motorisiert die sind.

Da macht sich doch niemand Gedanken, was diese Unsicherheit mit den Angehörigen macht.

Aber schön, das Sie anhalten.

 

Malefiz

Ich war selber bei der Bundeswehr und dort im Sanitätsdienst. Kriege sind Kriege, aber Menschen sind auch Menschen, und Menschen sind für mich erst dann wirklich tot, wenn ich selber nicht mehr lebe oder sie vergessen habe. Und wenn man mal an so einem Soldaten Friedhof innehält dann sind die Soldaten nicht wirklich tot denn man vergißt sie nicht! Denn nur wirklich vergessene sind dann auch wirklich tot!

ich1961

//Denn nur wirklich vergessene sind dann auch wirklich tot!//

Das ist wohl wahr.

 

teachers voice

Sehr schöne Worte über eine tiefe Wahrheit!

Malefiz

Es fahren sicherlich so manche an solchen Gedenkstätte einfach vorbei, aber auch so manche halten an!

De Paelzer

Ich bin auch oft im Deutsch/Französichen Grenzgebiet unterwegs. Wie Pilgenr dort mit einer deutsch französischen Pilgergruppe und versuch den Viele Gefallenen auf beiden Seiten zu gedenken. Auch die Dörfer hatten dort sehr gelitten. Viele Franzosen wurden nach Südfrankreich deportiert. Es ist schö zu sehen wie dort noch den Menschen gedacht wird. Ist ganz gemischt von beiden Ländern und allen Religionen. 

Da werden Erinnerungen gepflegt und auch viel an Europa gedacht. Es gab ja noch nie einen so langen Frieden zwischen den Ländern. Die Freundschaft hat auch Corona überstanden.