
Ihre Meinung zu Neues Register führt nicht zu mehr Organspenden
Vor einem Jahr wurde ein Online-Register für Organspender eingeführt. Die Hoffnung war groß, damit die niedrige Zahl von Organspenden in Deutschland steigern zu können. Die erste Zwischenbilanz fällt enttäuschend aus. Von Axel John.
Mit Blick auf die Haltung der FDP und der AfD und das allgemeine Hickhack zum Thema bleibt nur die altbekannte Beobachtung, dass in Deutschland mit Pragmatismus kein Blumentopf zu gewinnen ist. Schade eigentlich.
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Die "Widerspruchslösung" war eine fundamentale Umkehr des Rechtsprinzips. Man muss seine Rechte, besonders was den eigenen Körper, die eigene Person betrifft, nicht aktiv einfordern, damit sie Gültigkeit besitzen.
Ich fand die damaligen Debatten darum wirklich skandalös.
Die Widerspruchslösung scheint aber die einzig effektive Möglichkeit zu sein.
Und in den sonst immer genannten "Beispielländern" geht es doch - warum also hier nicht?
In anderen Ländern sind die Menschen nicht so gleichgültig. Die kümmern sich um ihre nächsten. Das ist der Punkt
Wenn sich Diskussionen um »fundamentale Prinzipien« entfachen, kann man alle Hoffnung auf ein praktikable Lösungen zu dem diskutierten Thema meist getrost fahren lassen. Bei fünf Teilnehmern an solchen Diskussionen gibt es meist fünf verschiedene Interpretationen, die sich dann in Teilaspekten in hunderte Streitpunkte zerfasern. Ich halte die Lösung mit dem Organspendeausweis, de man einfach manuell ausfüllt, für die effizienteste Lösung des Problems.
Aber vermutlich ist das zu simpel und lässt keinen Raum für Diskussionen um Kaisers Bart. Aber selbst mit dem Ausweis bleibt dann immer noch das Problem mit dem Entnahmezeitpunkt, auch darüber lassen sich leider endlose Debatten führen.
Ich berufe mich wirklich widerwillig auf einen Papst aber mit der philosophischen Einlassung der "Diktatur des Relativismus" kann ich dann doch etwas anfangen. Es steht eben nicht immer alles zur Disposition weil es gerade so schön praktisch wäre.
ich finde es auch anmaßend, Menschen zu zwingen, über die Endlichkeit ihres Seins, über ihren Tod Gedanken zu machen
Wenn Sie oder ein Freund/Verwandter ein Organ bräuchten, würden Sie anders sprechen.
"Wenn Sie oder ein Freund/Verwandter ein Organ bräuchten, würden Sie anders sprechen."
Das ist bei solchen Angelegenheiten immer genau das Einfallstor um Prinzipien über Bord zu werfen... wir wollen doch nur das Gute. Schauen Sie sich mal die Debatten um Vorratsdatenspeicherung an. Da kommt immer irgend ein Fall, der ganz schrecklich ist und damit ist die Diskussion ja eigentlich vorbei. In den USA hat man nach 9/11 begonnen die ganze Bevölkerung elektronisch zu überwachen (NSA) und das ist bis heute nicht rückgängig gemacht worden.
Ich bin sicher das diese Menschen niemanden zwingen würden sich aktiv Jahre vorher zu entscheiden.
"Die "Widerspruchslösung" war eine fundamentale Umkehr des Rechtsprinzips. Man muss seine Rechte, besonders was den eigenen Körper, die eigene Person betrifft, nicht aktiv einfordern, damit sie Gültigkeit besitzen.
Ich fand die damaligen Debatten darum wirklich skandalös."
Danke!
"Man muss seine Rechte, besonders was den eigenen Körper, die eigene Person betrifft, nicht aktiv einfordern, damit sie Gültigkeit besitzen."
Und manchmal bringt aktives einfordern auch nichts. Ich darf auch nicht selbstbestimmt sterben. Ich meine jetzt Todkranke, denen ein bestimmtes Medikament verwehrt wird, um ohne Schmerzen und in Frieden den letzten Weg zu gehen. Die Politik "weiss", dass ich offensichtlich zu blöd dafür bin das zu entscheiden.
Wohl aber darf ich andere Tötungsarten wählen: schmerzhafte und Andere in Mitleidenschaft ziehende.
Auch für Ihren Beitrag ein herzliches Danke! Ich weiß sehr genau, wovon Sie schreiben.
Jeder, der ein Organ spenden möchte, soll das gerne tun. Ich würde mir aber wünschen, dass Ärzte besonders in diesem Bereich im Umgang mit den Angehörigen geschult werden. Das fängt beim Abschiednehmen an und hört dort lange nicht auf. Hat man erst einmal die Organe, sind die Angehörigen schnell vergessen.
Danke, das fiel mir in dem Zusammenhang auch ein.
Niemand käme auf die Idee, dass ich mein Eigentum an einem Gegenstand verliere, wenn ich nicht widerspreche.
Wie auch im Strafrecht die Strafen, nehme ich ein Ungleichgewicht bei der Beurteilung zwischen den Rechtsgütern Sache oder eigener Körper wahr.
Sehr geehrte Olivia,
der von Ihnen als Umkehr des Rechtsprinzips geäußerte Zweifel ist sachlich insofern falsch, da es bereits medizinische Eingriffe gibt, die zwingend nach dem Widerspruchsverfahren gehandhabt werden, z.B.:
Sie leisten jemandem nach einem Unfall 1. Hilfe, obwohl dieser seinen Willen nicht äußern kann.
Oder ein Arzt leitet nach einem Herzstillstand eine Herzmassage ein.
Selbst nach einem Suizidversuch sind Ärzte verpflichtet, den Suizidalen zu retten, obwohl ja der offensichtliche Wille ein anderer war.
Alles Beispiel, die den eigenen Körper betreffen.
"...Alles Beispiel, die den eigenen Körper betreffen."
Beispiele, bei denen sich die Patienten nicht mehr selbst äußern können. Um die geht es hier aber nicht.
"Sie leisten jemandem nach einem Unfall 1. Hilfe, obwohl dieser seinen Willen nicht äußern kann."
Ihr Einwand ähnelt dem eines anderen Users hier. In diesem Fall liegt eine Unmündigkeit vor und vor allem handeln Sie im Sinne des betreffenden Individuums, nicht im Sinne eines anderen Individuums (Organempfänger)
Bei einem Aurounfall wird man auch behandelt, auch wenn man nicht bei Bewußtsein ist. Da kann man auch nicht kommen und hinterher sagen, ich wollte lieber sterben.
Obwohl, kann man schon
Darauf kommt es ja an, das man in diesem Fall nicht bei Bewusstsein also unmündig ist. Das ist mit der Widerspruchslösung nicht vergleichbar.
"Bei einem Aurounfall wird man auch behandelt, auch wenn man nicht bei Bewußtsein ist."
Genau DA liegt doch der Unterschied: in einer Entscheidung bei vollem Bewusstsein. Vor meiner letzten größeren OP habe ich Chirurgen und Anästhesisten auch kurz vor der Narkose noch einmal gesagt, was ich auch schriftlich festgehalten hatte: "Wenn etwas schiefgeht, lasst mich bitte gehen - keine Reanimation."