Ihre Meinung zu Klinik-Situation so schlecht wie seit 20 Jahren nicht
Deutsche Kliniken bewerten ihre wirtschaftliche Lage als ausgesprochen schlecht. Eine Umfrage zeichnet ein düsteres Bild. Als Grund wurden vor allem Preissteigerungen bei den Personal- und Sachkosten angegeben.
Wen wundert`s wenn Kliniken und Ärzte doch auf dem "Gesundheitsmarkt" arbeiten müssen? Da geht es im Profite, nicht um die Menschen. Und solange wir das weiterhin mit uns machen lassen, wird es nicht besser, nur schlimmer.
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Ein Markt schafft aber immer faire Bedingungen, nämlich einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage.
Mit Verlaub: Im Gesundheitswesen ist das absoluter Nonsense: Sie entscheiden doch nicht, ob Sie eine Krankheit bekommen oder nicht in Abhängigkeit von den Kosten der Behandlung ! Die Nachfrage nach Leistungen des Gesundheitswesens hat mit deren Preisen nichts zu tun.
So sollte es sein, ist es aber nicht. Ein Markt hat nichts in Bereichen zu suchen, wo es um die Gesundheit und das Leben von Menschen geht. Unser s.g. "Gesundheitssystem" ist in seiner aktuellen Form am Ende und muß mehr als dringend reformiert werden. Und zwar durch Fachleute, die die Medizin und den Menschen im Blick haben, statt BWL und Profite.
>> Ein Markt schafft aber immer faire Bedingungen, nämlich einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage.
Dann nennen Sie doch bitte mal ein einziges Beispiel, wo diese Behauptung (in der Praxis) jemals zutraf? -.-
so gut wie jeder markt kann hier als beispiel dienen, denn es kommt im regelfall immer zu einem ausgleich von angebot und nachfrage am freien markt. entweder bei steigenden preisen durch eine verringerte nachfrage oder halt andersrum. als drei prominente beispiele der jüngeren vergangenheit dienen der gebrauchtwagenmarkt während corona, der energiemarkt zu beginn des krieges und nach normalisierung der lieferketten von öl und gas sowie die explodierenden chippreise bei nvidia durch den boom von ki-modellen.
Was Sie aufzählen ist nicht "so gut wie jeder Markt", sondern eine Auswahl von Fällen, wo freier Markt funktioniert oder zumindest funktionieren könnte. Ein echter freier Markt hat allerdings die Chancengleichhheit aller Marktteilnehmer zur Voraussetzung und davon kann nicht die Rede sein. Frau Prof. Schnitzler hat sich übrigens gerade zur Änderung der Erbschaftssteuer geäußert. Eine Magnahme der Chancengerechtigkeit und somit zur Bereinigung der Marktverhältnisse, gegen die sich ausgerechnet diejenigen am meisten sträuben, die das Wort Marktwirtschaft am häufigsten und lautesten im Munde führen.
>> so gut wie jeder markt kann hier als beispiel dienen, denn...
Und danach kommen von Ihnen nur noch die regelmäßig platzenden Blasen, deren Verluste dann irgendwie immer sozialisiert werden? oO
Die Gesundheit sollte kein Markt sein, sondern ein hohes Gut.
Ich halte das Gesundheitswesen ja auch weitgehend für nicht marktwirtschaftskompatibel. Wenn aber Kliniken Verluste machen, dann ist kann das Profitargument am Ende nicht mehr gültig sein. Sie kennen doch die Diskussion um das Kliniksterben. Keine Klinik stirbt wegen zu hoher Profite.
Indirekt doch, wenn sie kaputtgespart werden oder die Zulieferer extrem profitorientiert arbeiten. Das problem betrifft weit mehr, als "nur" die Kliniken und Arztpraxen. Es betrifft auch die Pharma- und Heilmittelindustrie, sowie das gesamte Sozialversicherungswesen und noch mehr, was ich jetzt gar nicht auf dem Schirm habe.
Also: Wenn sie kaputtgespart werden, dann machen jedenfalls die Kliniken keine hohen Profite. Wo die Profite bei Zulieferer anfallen, ist mir nicht bekannt. Vieles koommt ja aus dem Ausland - etwa Medikamente. Aber dann schlägt ja noch der Importeur und der Großhandel zu.
Nein, die sterben nicht wegen zu hoher Profite. Die sterben, weil sie von großen Konzernen aufgekauft werden, und nicht mehr profitabel genug sind. Für Investoren oder Anteilseigner ist es natürlich besser, wenn möglichst wenig Angestellte möglichst viele Patienten an möglichst wenig Infrastruktur versorgen, also lieber ein Haus, das sehr profitabel ist, ist besser als 2, die vielleicht weniger oder gar nicht profitabel sind.
Sind wir uns darüber einig, dass kein Investor eine Klinik aufkaufen würde, um sie dann abzuwickeln ? Profit bekommt der Investor nur heraus, wenn er die Klinik erhält. Außerdem sind die öffentlichen und freigemeinnützigen Eiinrichtungen immer noch in der Überzahl. Und auch diese haben Probleme. Insofern scheint die "Schuldzuweisung" auf die Privatisierung bestenfalls einen Teilaspekt abzudecken.
Das Übel ist, das man bestimmte Staatsaufgaben nicht privatisieren kann: Dazu gehören z.B. Gesundheit, Wohnen, Nahrung, Strom, Telekommunikation, etc.
Alles, was bislang an staatlicher Infrastruktur privatisiert wurde, hat sich verschlechtert: Bahn, Telekom, Kanalisation, Entsorgung, Stromnetz, Müllabfuhr, Wasserversorgung. Stichwort: PPP (öffentlich-private Partnerschaften). Katastrophe.
"Gesundheitsmarkt"
Ja, das seh ich auch als Problem. Und ich verstehe nicht, wieso es gefühlt immer weiter Richtung Privatisierung geht. Es gibt Bereiche (Gesundheit, Trinkwasser, ÖPNV, Post), die gehören nicht in private Hände, das sollte mMn Common Sense sein. Wohin privatisierte, auf Profit orientierte Gesundheitsversorgung führt, sehen wir gerade in den USA. Und da sind sicher nicht die Immigranten dran schuld, sondern das System, das darauf ausgerichtet ist, Profit für die Shareholders zu maximieren, und die CEOs dafür belohnt, möglichst viele Menschen "ins offene Messer" laufen zu lassen.
Da bin ich sowas von bei Ihnen! Allein es interessiert keinen von jenen, die hier sofort etwas ändern könnten, was der gemeine Bürger denkt, will und braucht. Leider zählen einzig Profite und Kontostände.
Ich wüsste nicht, wer sofort etwas ändern könnte. Es gibt ja auch kein einheitliches Denken, Wollen und Brauchen. Mit schwarzer und weißer Farbe bekommt man keine bunten Bilder gemalt. Kleiner Schlenker: Ich habe nicht verstanden, warum Sie nich auf einen günstigen Gaslieferanten umstellen können.
>> Ja, das seh ich auch als Problem. Und ich verstehe nicht, wieso...
Sie schreiben mir (leider) aus dem Herzen. =(
"Und ich verstehe nicht, wieso es gefühlt immer weiter Richtung Privatisierung geht."
Das passiert, weil die meisten Wähler ihr Kreuz aus Unwissenheit, Ignoranz oder Protest bei den Parteien setzen, die solche Privatisierungen zulassen oder gar fördern.
"Da geht es im Profite, nicht um die Menschen"
Passt irgendwie nicht: es geht Ihnen offensichtlich um die Erzielung von Profiten, aber die Kliniken "sterben"?
"Wen wundert`s wenn Kliniken und Ärzte doch auf dem "Gesundheitsmarkt" arbeiten müssen?"
Auch das passt nicht. Wo glauben Sie denn wofür Ärzte und Kliniken arbeiten? Für Luft, Liebe und einen warmen Händedruck vom Patienten wohl kaum.
Das passt schon.
Profite?! Sie haben den Artikel gelesen? Die 61% sind noch unterschätzt - alle Kliniken werden subventioniert - auch und erst Recht die Unikliniken - nur auf undurchschaubareren Wegen!
Offenbar werden die Kliniken nicht genug subventioniert oder die Strukturen stimmen nicht. Oder beides. Gesundheit ist per se ein "Verlustgeschäft", das kann auch gar nicht anders sein. Dem trägt man aber nicht mit den Mechanismen des s.g. "freien Marktes" Rechnung, diese verschlimmern alles nur. Hier braucht es tatsächlich ein gutes Stück des bööööösen Sozialismus.
Was würden Sie vorschlagen, um die Krankenhausversorgung zu finanzieren?
Eine Krankenversicherung für alle, ohne Ausnahme, die zugleich Verhandlungspartner für die Pharamindustrie ist, das Ganze vollständig in der öffentlichen Hand und alle Einnahmen werden streng zweckgebunden ausschließlich für das Gesundheitswesen verwendet, das wäre der erste Schritt. Kurz das, was die wirklichen Experten im Gesundheitswesen, also nicht die hauptamtlichen Ökonomen, seit Jahr und Tag sagen.
Wenn ich Sie richtig verstehe, dann gehen Sie davon aus, dass ein Gesundheitssystem, das Ihren Vorschlägen folgt, zu besseren Kliniksituationen bei unveränderten Gesamtbeiträgen führen würde ?
Alle, auch Selbstständige und Verbeamtete, zahlen in eine Versicherungskasse ein. Aus der wird dann das gesamte Gesundheitswesen finanziert. Gesundheit gehört zur öffentlichen Daseinsfürsorge.
Ich bin ebenfalls für eine allgemeine Krankenversicherungspflicht und eine Abschaffung der Privatversicherung. Leider ist das aber mit den Bundestagsmehrheiten, die unsere Bürger zusammenwählen, nicht zu machen. Und bei der nächsten Wahl wird das eher schlechter als besser werden.
//Was würden Sie vorschlagen, um die Krankenhausversorgung zu finanzieren?//
Vielleicht schwebt dem User der englische NHS als Lösungskonzept vor.
Ich finde prinzipiell das britische NHS sehr sozial, auch wenn die Leute sich dort natürlich auch beschweren (über lange Wartezeiten usw)
Die Unterfinanzierung des NHS ist sprichwörtlich.