Ein Mann sitzt in Frankfurt am Main auf einem Sessel und unterhält sich mit seiner Psychotherapeutin

Ihre Meinung zu Psychotherapie: Kasse machen mit Kassensitzen?

Wer in Deutschland eine Psychotherapie machen will, muss oft mit langen Wartezeiten rechnen. Dabei gibt es eigentlich genug Therapeuten. Die allerdings müssen für einen Kassensitz viel Geld bezahlen. Von Anne-Katrin Eutin.

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121 Kommentare

Kommentare

Nettie

"Kasse machen mit Kassensitzen?"

So sieht's aus. Die einen machen 'Kasse', die anderen gehen dafür leer aus.

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artist22

"So sieht's aus. Die einen machen 'Kasse', die anderen gehen dafür leer aus." Meine Lebenserfahrung sagt: wir machen mit max. 10Jähriger Verzögerung jeden Quatsch der USA nach.

Was das im Zweifel  für unser Gesundheitssystem bedeutet, kann sich jeder leicht ausrechnen. Jetzt schon zeigen die Pharmapreise für Krebsmittel wohin die Reise gehen soll.

Nicht ohne Grund investieren ausländische Geldgeber zunehmend in Multipraxen in D.  

Lucinda_in_tenebris

Die Aufteilung von Gehnemigungsgebieten findet auch bei allgemein praxistierenden Ärzten statt und erinnert an das mittelalterliche Zunftdenken. Nicht nur den Patienten sollte mehr vertraut werden, sondern auch den Ärzten, wenn sie ihre Praxis planen, anstatt sie zu nötigen für viel Geld eine Praxis zu übernehmen.

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ich1961

Wenn Sie das den Ärzten überlassen wollen, wären die Städte übervoll mit Ärzten und auf dem Land gäbe es nur vereinzelt Ärzte - Fachärzte schon garnicht!

 

Stotterfritz

Eine Regulierung kann auch ohne die horrenden Zahlungen stattfinden. Aktuell haben wir allerdings überall Ärztemangel. Vor allem bei Fachärzten sind die Wartezeiten enorm, egal, ob in der Stadt oder auf dem Land. Mir hatte auch einmal ein Arzt einen Termin in einem halben Jahr angeboten. Ich habe die Arzthelferin gefragt, ob ich vielleicht besser vorsorglich einen Schlafsack mitbringen soll, falls es etwas länger dauert. Sie hatte beleidigt den Telefonhörer aufgelegt.

Mendeleev

Sehr interessanter Artikel. Ich hatte schon von „Fangprämien“ gehört aber vom schwunghaften Handel mit Kassensitzen noch nicht. 


Aber das Psychotherapeuten oft nicht approbiert sind und nur Privatpatienten behandeln hatte ich schon gehört. 

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melancholeriker

 

"...Aber das Psychotherapeuten oft nicht approbiert sind und nur Privatpatienten behandeln hatte ich schon gehört."

Können Sie mir den Passus im Beitrag nennen, in dem das thematisiert wird? 

 

Ritchi

Auch wenn es nicht in dem Artikel thematisiert ist, der Hinweis, dass wegen des Wuchers beim Verkauf einer Praxis nicht wenige Psychotherapeuten keine Kassenzulassung beantragen, sondern nur Privatpatienten behandeln, ist eine sinnvolle und eigentlich sogar notwendige Ergänzung des Artikels.

ich1961

So steht es im Artikel:

Junge Therapeuten, die sowieso schon Zehntausende Euro in ihre Ausbildung investiert haben, zahlen diese Preise dann aber auch, um gesetzlich Versicherte behandeln zu dürfen. Bei der Ärzte- und Apothekerbank sind solche Kredite im Standard-Portfolio. ...

 

Erich78

Was leider auch bei Therapeuten mit Kassenplatz erlaubt ist, da liegt der Hase nämlich hauptsächlich im Pfeffer. Therapeuten mit Kassenplatz sollte es verboten sein, Privatpatienten zu behandeln, weil aufgrund der Vergabekriterien von Kassenplätzen u.A. das zum vorhandenen Engpass in der Versorgung der Kassenpatienten führt. Da greift Plusminus mit dem Beispiel viel zu kurz. Die Versorgungssituation liegt sicher nicht nur am Wucher bei der Kassenplatzvergabe. Hier in einem Bevölkerungsstarken Landkreis, gibt es etliche Therapeuten die einen Kassenplatz möchten, aber keinen bekommen, weil die alle auf Jahre belegt sind und viele Privatpatienten behandeln und z.T. nur noch Teilzeit arbeiten.

Klasse Anfragesituation hier ist "Privat oder Kasse?" "Kasse" "Dann tut es mir leid, rufen Sie ggf in einem halben Jahr nochmal an."

Kaneel

M.W. verfügen Teilzeit arbeitende Psychotherapeut/-innen nur über einen halben Kassensitz bzw. teilen sich einen Kassensitz. Dass diese überwiegend oder ausschließlich Privatpatient/-innen behandeln, wie Sie schreiben, ist m.W. nicht die Regel.

melancholeriker

Vielen Dank. Klingt schlüssig. 

Mendeleev

Sie müssen den Text nur richtig lesen lernen:


Es wird gesagt, dass OHNE Kassensitz keine gesetzlich Versicherten behandelt werden können .. ohne Kassenzulassung braucht man auch keinen Kassensitz .. 

Leser_Home

"... und nur Privatpatienten behandeln hatte ich schon gehört."

Ist doch richtig. Ohne Kassenzulassung spart man sich die Fangprämie und kann trotzdem behandeln. 

artist22

Kann aber nur von Privatpatienten leben. Das können die wenigsten. 

Oberlehrer

Wer Approbation mit Kassenzulassung gleichsetzt, sollte sich zu medizinischen Themen besser nicht äußern.

stgtklaus

Mein Facharzt fand keine Nachfolger. Also machte er in der Gemeinschaftspraxis weiter. Die Termine bekam man danach statt in 6 Wochen in 6 Monaten oder als Neukunde gar nicht. Ich vermute mal er kam nur einmal die Woche. Bei seinem Praxiskollegen gabs Termin in 3 Monaten. Man verdient auch mit Karteileichen die Rezepte holen und keine Arzt sehen müssen.
Nach 3 Jahren fand sich ein Käufer: Termine nun 6 Wochen. 5 Jahre später 3 Monate.

Das System ist einfach krank.

Wir organsieren eine gemeinsamen Terminplaner. Und wo es keine Termine gibt kommt ein neuer Facharzt hin
 

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Account gelöscht

bekanntes Thema

mein Hausarzt fand auch keinen Nachfolger

ich1961

Wenn Sie einen Facharzttermin brauchen, gibt es die Möglichkeit über den Hausarzt einen Hausarzttermin machen zu lassen. Ich habe so einen (Facharzt) Termin innerhalb von 3 Wochen bekommen.

Leser_Home

Nicht das System ist krank, nein, es fehlt an Nachfolgern! Das System würde funktionieren, wenn es Personal, sowohl in der Ärzteschaft als auch im Bereich medizinisches Hilfspersonal geben würde. 

Nettie

"Kasse machen mit Kassensitzen?"

So sieht's aus. Die einen machen 'Kasse', und die anderen müssen deswegen ihre Hoffnung auf benötigte Hilfe hintanstellen:

"Wer in Deutschland eine Psychotherapie machen will, muss oft mit langen Wartezeiten rechnen. Dabei gibt es eigentlich genug Therapeuten. Die allerdings müssen für einen Kassensitz viel Geld bezahlen".

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melancholeriker

Wer die Resilienz entwickelt, nach dutzenden erfolglosen Versuchen oder Vertröstungen mit Gleichmut einfach weiterzusuchen, kann sich größte Hoffnungen auf die Überwindung der seelischen Probleme machen. 

 

fathaland slim

So bitter wie wahr.

Nettie

Am Bittersten finde ich gerade im Zusammenhang mit dem Thema des Artikels, dass Vertrauen (und vor allem Vertrauenswürdigkeit) hier noch wichtiger sind als ohnehin schon. Und dass das Vertrauen bei sehr vielen Menschen weg ist, sobald finanzielle Interessen ins Spiel kommen. Und das nicht ohne Grund - und auch nicht nur auf Psychotherapien bezogen, sondern generell.

saegezauberer

Sehr schön ausgedrückt. Der Mangel wird zur Therapie.

HSchmidt

"Sie müssen doch wissen, dass 100.000 Euro in Köln normale Preise sind!"

Und wieder ein Beispiel für ein zutiefst krankes System.

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werner1955

Sehe ich auch so.

GKV abschaffen und auf Privat udn Beihilfe umstellen. Ghet ja bei allen andern versicherungen, Urlaub,Handy usw. auch. 
Das würde sofort die Kosten massiv senken. Jeder erkennt dann welch kosten sein persönlicher lebensstiel und sein verhalten kostet. 

melancholeriker

Was man sich an seinen Lebensstiel schraubt oder nagelt, hat man nicht immer in der Hand und das Schicksal versichert gegen nichts. Ich würde Ihnen einen Besen empfehlen für die Pflege des Anstandsanscheins. 

Bei Harken ist Vorsicht geboten. 

fathaland slim

Vollumfänglich richtig.

Erich78

Nehm ich gerne umgekehrt! Privat abschaffen und alle in die GKV. Deutlich mehr Beiträge und die Privatversicherten genießen, ohne dass sie zur Solidargemeinschaft beitragen, nicht weiter ihre Privilegien in der Gesundheitsversorgung. 

Account gelöscht

deutlich mehr Beiträge

----

logisch !

und auch deutlich mehr Versicherte / Leistungsnehmer

mal überlegt wer in die Solidargemeinschaft einzahlt - wer Leistungen fordert

wäre auch mal gut Leute zu fragen, was sie speziell unter "Solidarität" so verstehen

5.300 Euro verbraucht jeder in unserem Land für Gesundheit

zahlt das auch jeder ein ?

De Paelzer

Die waren wohl Beamter bevor sie in Pension gingen! 

Da kann man gut die GKV abschaffen. 

Normale Rentner könnten dies nicht finanzieren.

ich1961

Nee, für die Geldgier von manchen Mitmenschen!

HSchmidt

... für die Geldgier von manchen Mitmenschen, die durch das System erst ermöglicht wird.

fathaland slim

Das System besteht aus lauter Mitmenschen.

artist22

"... für die Geldgier von manchen Mitmenschen, die durch das System erst ermöglicht wird." Tja aber das kapitalistische System lässt sich nicht so leicht reformieren, rumort Charly M. gerade unter mir. 

Die zur Zeit hervorgebrachten Pläne mancher Tausendjähriger bringen uns zwar nicht 1000 Jahre zurück, aber Mittelalter will auch keiner weltweit.  

ich1961

Da braucht es kein System!

Giselbert

Oje, ein Widerspruch in sich, Ärztemangel und dieses Zulassungsgebaren.  Ein Fehler im System, wofür letztlich die Regierung verantwortlich ist, den dies betrifft ja nicht nur Psychotherapiepraxen.

Aktuell hörte ich von einigen Hautärzten, die ihre kassenärztliche Zulassung abgeben, denn die kassenärztliche Vereinigung fordert ja zudem regelmäßige, horrende Abgaben von ihren zugelassenen Ärzten. Diese Ärzte haben jetzt Privatpraxen und erzählten mir, dass sie jetzt weniger Abrechnungsstress haben und mit weniger Patienten das Gleiche einnehmen. 

Das Ende vom Lied, Kassenpatienten bleiben auf der Strecke und bekommen so gut wie keine zeitnahen Termine mehr und die Kassenpraxen quellen vor Andrang über.

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Leser_Home

Genau so ist es. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen die Mediziner, dass sie ihre Praxen nur mit Hilfe der Privatpatienten am Laufen halten könnten. Und das bei weniger Stress und Problemen.

Account gelöscht

Hinter vorgehaltener Hand bestätigen die Mediziner,

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bisschen nachdenken, dann kann jeder draufkommen

wenn ein Privatpatient das 2,6 fache eines Kassenpatienten einbringt, wo werde ich dann meine Kundschaft suchen als Arzt

wobei das Wichtigste fehlt noch

was sich in jedem Quartal ändert für die Ärzte, Abrechnungsmäßig, das gibt es für Private nicht

 

oooohhhh

Das ist die Zukunft.... also sparensparen und das Geld in Zukunft für die Gesundheit ausgeben.

Glauben sie nicht sogenannten.... die Gesundheitspolitik vorgaukeln....

Coachcoach

Das ist in vielfacher Hinsicht ein Skandal: Die Krankenkassen vergeben die Sitze -also sind sie verantwortlich. 

Falls die Sitze etwas Kosten, gehört das Geld den Versicherten bzw. ihren Kassen und niemand anders. Die Kassen müssten m.E. auch die Qualifikation prüfen oder prüfen lassen - nicht irgendwelche Berufsverbände.

Ich finde es erbärmlich.

fathaland slim

Eine Psychotherapie als Kassenleistung bekommt man lediglich durch persönliche Beziehungen oder nach langer Wartezeit. Das ist ein Unding.

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melancholeriker

Ich hatte das Glück, mich nach den erwarteten ersten 20 Absagen auf eine Gruppentherapie einzulassen, was sofort ging. 

Die Wartezeiten und das ungute Gefühl, nichts tun zu können zwischen den automatisierten Regelantworten (manche TherapeutInnen tun das persönlich, teilweise mit Empfehlungen) und der sichtbaren Mängelverwaltung eines fernen Apparats können ohne Weiteres sogar die Isolationsgefahr steigern. 

Sieht so aus, daß die Nachfrage auch hier den Preis bestimmt. 

Account gelöscht

Sieht so aus, daß die Nachfrage auch hier den Preis bestimmt.

---

wo nicht !

 

Jimi58

Kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen.

Account gelöscht

mag sein

anderseits die Gesundheitskosten pro Kopf liegen bei 5.200 Euro/Jahr

 (die höchsten in der EU)

es kann jetzt jeder in sich gehen und fragen ob er das zahlt.... mehr oder weniger davon

und was ihm  ne bessere Versorgung wert ist

fathaland slim

Wir haben eine Krankenversicherungspflicht. Und das ist gut so. Gesundheit sollte nicht von Geldbeutel oder Kontostand abhängen müssen.

Das Kostenproblem hat nicht das Problem der Versicherten zu sein. Dafür wählen wir Politiker, um so etwas in den Griff zu kriegen.

oooohhhh

die Gesundheitskosten pro Kopf liegen bei 5.200 Euro/Jahr

Unsinn: 

Hier werden  immer die Kosten des gesamten Systems angegeben. 

Die Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen sinken inflations- und pro Kopf-bereinigt seit 30 Jahren. 

Deshalb sinkt inzwischen die Lebenserwartung bzw. liegen wir im gesamteuropäischen Vergleich  im letzten Drittel.

Ein Beispiel: Die Psychotherapeuten als Kassenzugelassene sind vor vielen jahren einfach dazugekommen ohne das sich die Einzahlungen der Krankenkassen (inzwischen in den gesundheitsfond)  erhöht hatten.

Die Kassen zahlen pro Kopf und Jahr ca. 380 euro ein das wars.... und alle bösen Leistungserbringer von MRT,OP, Psychotherapie, Narkose, Hautkrebsvorsorge, Hausarzt AU...etc etc dürfen sich zur belustigung von Kassen und Politik darum balgen.

Die Kassen sind böse? Keineswegs, gegen das was die Bundespolitik mit denen macht sind sie Weisenknaben ...

 

oooohhhh

die Gesundheitskosten pro Kopf liegen bei 5.200 Euro/Jahr - Unsinn: 

Hier werden  immer die Kosten des gesamten Systems angegeben. 

Die Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen sinken inflations- und pro Kopf-bereinigt seit 30 Jahren. 

Deshalb sinkt inzwischen die Lebenserwartung bzw. liegen wir im gesamteuropäischen Vergleich  im letzten Drittel.

Ein Beispiel: Die Psychotherapeuten als Kassenzugelassene sind vor vielen jahren einfach dazugekommen ohne das sich die Einzahlungen der Krankenkassen (inzwischen in den gesundheitsfond)  erhöht hatten.

Die Kassen zahlen pro Kopf und Jahr ca. 380 euro ein das wars.... und alle bösen Leistungserbringer von MRT,OP, Psychotherapie, Narkose, Hautkrebsvorsorge, Hausarzt AU...etc etc dürfen sich zur belustigung von Kassen und Politik darum balgen.

Die Kassen sind böse? Keineswegs, gegen das was die Bundespolitik mit denen macht sind sie Weisenknaben ...

 

Bahnfahrerin

Interessant. Wurde uns nicht in mehreren Artikeln - vor allem seit Corona - vorgeheult, dass es zu wenig Therapeuten für zu viele Patienten gibt und die Wartezeiten zu lange sind?

Und jetzt lese ich hier zum ersten Mal, dass es gar nicht an Therapeuten mangelt sondern daran, dass nicht mehr von der kassenärztlichen Vereinigung akzeptiert bzw. zugelassen werden, es also gar nicht mehr Plätze gibt?

Bei der Regierungsarbeit wundert mich das zwar jetzt nicht. Allerdings hätte ich eine solche Info in den bisherigen Artikeln dann durchaus an prominenter Stelle erwartet. 

Und es ist erschreckend, wie einfach solch ein Schwarzmarkt wieder funktioniert. Jeder weiß es aber keiner macht was. Wofür gibt’s denn eigentlich die Gesetze, wenn sie dann doch wieder mal nicht durchgesetzt werden?

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Erich78

genau so ist es. Therapeuten gäbe es genug, nur bekommen die Wenigsten eine Zulassung, weil es anhand der Einwohnerzahlen errechnete Kassenplätze gibt. Diese wiederum sind von denen die sie haben i.d.R. bis zur Rente belegt. Aufgrund der höher werdenden Anfragesituation wurden von der KV aber bislang zuletzt 2019,  800 neue Kassensitze geschaffen. Vgl. zu insgesamt 32.500 in Deutschland. Je 100.000 Einwohner gibt es 21 Kassensitze- das ist ein Witz! Die Nachfrage wäre nicht das Problem, wir haben 48.000 approbierte Therapeuten, bei wie gesagt 32.500 Kassensitzen.

Und dann geht es auch noch darum, welche Spezialisierung man hat. Bis 2018 waren ausschließlich Analysten und Verhaltenstherapeuten zugelassen. Seit 2018 auch noch Systemiker. Aber es gibt eben auch noch weitere Therapiemethoden (Transaktionsanalyse, EMDR...) dafür bekommt man halt auch keine Zulassung, weil wir im Zulassungsprozess so schnell sind wie beim Bahnhöfe bauen.

Bahnfahrerin

Danke für den Einblick und die Zahlen. 

Da kann man es sich dann ja auch schenken, die nächsten „Jammerartikel“ über zu lange Wartezeiten und zu wenig Therapeuten hier zu lesen. 

Traurig, dass die Politik hier - wie in vielen anderen wichtigen Bereichen auch - die Augen verschließt. 

saschamaus75

>> Bei der Regierungsarbeit wundert mich das zwar jetzt nicht

 

Ähh, da dieses Problem schon seit vielen Jahren besteht, welche Regierung meinen Sie da jetzt genau? -.-

 

Bahnfahrerin

Durchaus mehrere … brauche keinen Hehl daraus zu machen, dass auch die letzten beiden Merkel-SPD-Regierungen nicht so wirklich viel auf die Kette bekommen haben. 

Bleibt im Februar - wie schon seit Jahren - die Wahl des geringsten Übels. Aus Überzeugung kann ich schon lange keine Partei mehr wählen. 

fathaland slim

Vor allem ist die Kassenärztliche Vereinigung kein Organ der Regierung.

Rachel1984

"Und jetzt lese ich hier zum ersten Mal, dass es gar nicht an Therapeuten mangelt sondern daran, dass nicht mehr von der kassenärztlichen Vereinigung akzeptiert bzw. zugelassen werden, es also gar nicht mehr Plätze gibt?"

Das konnte man schon damals lesen. Das Problem ist so alt wie die mangelnden Fachärzte und wurde auch während Corona schon kommuniziert. 

Montag

Krankes Modell. Vielen Dank an die Tagesschau und andere Journalisten hier für Transparenz zu sorgen.

Das Problem (zu wenig Kassensitze, zu lange Wartezeiten) wird sich in einigen Jahren ggf. von selbst erledigen: KI kann die Arbeit von Psychotherapeuten wirkungsvoll unterstützen. https://www.aerzteblatt.de/archiv/240213/Digitalisierung-in-der-Psychot…

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melancholeriker

Das hat mir noch gefehlt. Rationalisierung von seelisch - dynamischen Prozessen, als ob ein Mensch ein durchkalkulierbares Wesen wäre. 

Uralte Traumata, Selbstzweifel, Depressionen, Verdrängung und Burnouts haben es bei uns sowieso schon schwer mit der "gekünstelten" Intelligenz der Oberflächenbewältigung, den Wettbewerbsrummel und eine Statuspflege, die jedes Quietschen der Seele dämpfen soll. 

Ohne Face - to - Face ist das Vertrauen, dessen Fehlen die Leiden oft begleitet, erst gar nicht gefragt und wird als wichtiges Symptom nicht beachtet. 

Ich habe keinen Bedarf an "Apparatemedizin" für psychische Leiden. 

Montag

??

Bitte mal einen Blick in den Link werfen. https://www.playnvoice.ai

Wenn KI Therapeuten notwendige Routinearbeiten erleichtert / abnimmt, wie z.B. Schreiben und Protokollieren, dann können die Therapeuten sich voll auf den Patienten konzentrieren. (Anstatt auf diese Routinearbeiten.)

Dadurch wird die Arbeit der (menschlichen) Therapeuten wirkungsvoller.

melancholeriker

Ich habe auf diesem Werbelink schon vorhin nichts finden können, was den Nutzen von KI für die Psychotherapie und die Endabnehmer bringen soll außer einer Rationalisierung von Prozessen, die einem das Reflektieren und die Überprüfung der Einordnung abnehmen, die sich z. B. im Sichten von Gedankenprotokollen ergeben könnten. Das soll die KI erledigen. 

Die Zeitersparnis und der frühere Feierabend wird beworben. Das sagt schon viel. 

Mendeleev

Psychotherapie war lange Zeit ein Graubereich ähnlich wie bei Heilpraktikern. Vor einigen Jahren wurde gesetzlich die Ausbildung zumindest zertifiziert. 

Es kann aber sein das dies nur für Therapeuten mit Kassenzulassung gilt. 

Deutschland ist ein merkwürdiges Land was das Thema Gesundheit angeht: einerseits eine strenge Apothekenpflicht die an mittelalterliche Innungen erinnert. Andererseits könnte jeder eine „Praxis für Geistheilung  und Schamanismus“ eröffnen und darf Patienten behandeln … solange man das aus eigener Tasche zahlt interessiert das den Staat offenbar nicht. 

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M.Pathie

Zitat: "Psychotherapie war lange Zeit ein Graubereich" Ich weiß nicht, über welches Land Sie das urteilen, über D sicher nicht: Psychotherapie ist kein Graubereich sondern klar durch Standards und anerkannte Ausbildungen und Verfahren geregelt.

Dass es Menschen gibt, die mit "Praxen für Schamanismus" o.ä. Geld auf dem freien Markt verdienen, ist in meinen Augen ärgerlich, hat aber mit dem ordentlichen Gesundheitssystem nicht die Bohne zu tun, sondern mit unserer freien Marktwirtschaft. 

melancholeriker

 

"...Deutschland ist ein merkwürdiges Land was das Thema Gesundheit angeht: einerseits eine strenge Apothekenpflicht die an mittelalterliche Innungen erinnert. Andererseits könnte jeder eine „Praxis für Geistheilung  und Schamanismus“ eröffnen und darf Patienten behandeln … solange man das aus eigener Tasche zahlt interessiert das den Staat offenbar nicht."

Kennen Sie ein paar Beispiele dafür, die einen nennswerten Faktor ausmachen, auf den sich "der Staat" einmischen muß? Ich meine damit aber keine haltlosen Skandalreportagen aus der Klatschpresse. 

Schamanismus ist übrigens eine einsame und überlebenswerte Gabe und Kunst, die bislang alle Perioden krankhafter Übersteigerung von Nationalismus und Großmachtsstreben aller russischen Potentaten heil überstanden hat. 

Das sollte man wertschätzen und nicht in eine Reihe mit zweifelhaften Berufsbezeichnungen stellen. 

Alter Brummbär

Psychotherapie war noch nie ein Graubereich, dieser wurde nur nerbeigeredet.

Und was soll in diesem Land merkwürdig sein.

Solange keiner von Heilung bei unheilbaren Krankheiten spricht, kann das jeder machen wie er will und auch dort bedarf es einer Ausbildung.

pasmal

Geld frißt Seelen. Wen interessieren da schon verzweifelte Schicksale. Aber wir sind ja alle so große Humanisten. Scheinbar nur für bestimmte Gruppen und Klassen .

wenigfahrer

Wenn man das alles weiß und auch der Missbrauch bekannt ist, warum greift man dann nicht ein, das kann man als normaler Bürger nicht mehr nachvollziehen. 

JM

Hauptsache die KASSEN machen Kasse, die Patienten können sehen wo sie bleiben. Aber Beitragserhöhungen geht immer.

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Mustafa Schulz-Gülen

Warum äußern Sie sich so negativ? 

Kritikunerwünscht

Ich denke, dies ist ein schwieriges Thema - und es hat zwei Seiten. Psychotherapeuten arbeiten mit unterschiedlichen Ansätze, verschiedenen Methoden. Ohne genaue Kontrolle würden in Deutschland vermutlich ähnlich viele Praxen entstehen, wie in den USA. Und sie hätten den großen Vorteil, ihre Honorare nicht von den Patienten oder wenigen Kassen einfordern zu müssen, sondern hätten einen einzigen Selbstbedienungsladen. Die Kassen müssten zahlen, die Beiträge für alle Kassenmitglieder würden noch mehr steigen und dies für vermutlich oftmals fragwürdige Behandlungen. Und gerade bei der Psyche ist es wichtig, dass hohes Wissen vorhanden ist. Ansonsten geht ein psychisch labiler Mensch zum Psychiater, der ohne Fachwissen falsch behandelt und als Ergebnis einen psychisch kranken Menschen hinterläßt - verniedlicht ausgedrückt.

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saegezauberer

Was ist denn das für eine hanebüchene Argumentation!?

"Psychiater haben ein Medizinstudium sowie eine entsprechende Facharztausbildung abgeschlossen. "
Somit sollte es doch keine Psychiater ohne Fachwissen geben.
Und da in Deutschland alles überreguliert ist, ist die Gefahr gering, dass jemand auf die Patienten losgelassen wird, der überhaupt keine Ahnung hat.

Übrigens: Jeder psychisch angeschlagene Mensch ist froh über Hilfe. Kommen Sie selbst einmal in diese Situation, dann sehen sie, wie prekär die Unterversorgung ist. Selbst Privatpatienten bekommen keine Termine. Und das soll schon etwas heißen.
 

Mustafa Schulz-Gülen

Psychotherapeuten arbeiten mit unterschiedlichen Ansätze, verschiedenen Methoden.

Gerne. Sie haben sicher ihre Gründe. 

Ohne genaue Kontrolle würden in Deutschland vermutlich ähnlich viele Praxen entstehen, wie in den USA.

Super. Das fände ich zu begrüßen. Es gibt ja auch keine Kontrolle bei Elektrikern, dass da irgendwie zu viele Werkstätten von Elektro-Handwerkern entstehen. 

1970JohnDoe

Der berühmte Äpfel mit Birnen Vergleich