Ihre Meinung zu Schlussplädoyers im Pelicot-Prozess beginnen
Der Prozess um die zigfache Vergewaltigung Gisèle Pelicots wühlt Frankreich auf. Heute beginnen die Plädoyers ihrer Anwälte. Viele Vorwürfe weist der Haupttäter zurück - er war der Ehemann Pelicots. Von Julia Borutta.
Drastisch sehr drastich muß dieses Urteil ausfallen. Für die Frauen in der ganzen Welt.
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Und wie genau hilft ein "drastisches Urteil" den Frauen dieser Welt?
Genau so abschreckend, wie nur 5 Sozialstunden.
Aber eine extralange Strafe verzögert den unausweichlichen Rückfall besser, als eine kurze Haft.
Was für eine "Beruhigung"!
Nicht nur für die Frauen. Allem Anschein nach hat sich der Hauptangeklagte auch an seiner Tochter vergangen. Sollte es stimmen, daß D. Pelicot selbst als Kind Opfer sexueller Gewalt geworden ist und nicht nur eine Ablenkung ist zur Verteidigung, haben wir hier ein Fenster in den größten Tabubereich der Sexualität. Und der Gewalt.
Warum beschäftigt sich kaum jemand damit, wie Kinder mit ihren Traumata und Stigmata der Gewalterfahrungen klarkommen?
Weil es sich niemand vorstellen möchte, ganz einfach. So entstehen Tabus bzw. Probleme - anderer - Leute - Komfortzonen, in denen es sich bequem urteilen und richten lässt.
Sexualisierte Gewalt an Kindern wird immer noch verbreitet als ursachloses, monströses Verbrechen gesehen. Daß möglicherweise die meisten Gewalttäter selbst Gewalterfahrung erduldet haben, bleibt so lange im Dunklen, bis sich Opfertäter selbst bekennenbzw. durch eine größere öffentliche Sensibilität ermutigt werden, es zu tun.
Ich halte von "der schlimmen Kindheit" als Entschuldigung absolut nichts (mag sein, das es Psychologen anders sehen).
Für mich sind das Ausreden, um von der Verantwortung abzulenken.
Dass viele Täter zuvor Opfer waren ist hinlänglich untersucht und bekannt. Dass Opfer zu wenig Hilfe erhalten auch.
Grundsätzliche Ursache ist aber vor allem eine Gesellschaft, die männliche Dominanz über alles stellt und nicht bereit ist, daran etwas zu ändern.
Deshalb werden immer wieder Männer, bei denen etwas schrecklich schief läuft, zu Männern, die das Leben anderer versauen, weil sie keinen anderen Weg finden, ihre Demütigung zu überwinden.
Das ist in Europa nicht mehr möglich. In dem demokratischen USA schon eher.