
Ihre Meinung zu Schlussplädoyers im Pelicot-Prozess beginnen
Der Prozess um die zigfache Vergewaltigung Gisèle Pelicots wühlt Frankreich auf. Heute beginnen die Plädoyers ihrer Anwälte. Viele Vorwürfe weist der Haupttäter zurück - er war der Ehemann Pelicots. Von Julia Borutta.
Drastisch sehr drastich muß dieses Urteil ausfallen. Für die Frauen in der ganzen Welt.
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Und wie genau hilft ein "drastisches Urteil" den Frauen dieser Welt?
Genau so abschreckend, wie nur 5 Sozialstunden.
Aber eine extralange Strafe verzögert den unausweichlichen Rückfall besser, als eine kurze Haft.
Was für eine "Beruhigung"!
Allerdings. Wer 100 jahre weggestellt wird, hat 97 jahre weniger Zeit, als der, der nur 3 Jahre Kuscheljustiz erlebt.
Nicht nur für die Frauen. Allem Anschein nach hat sich der Hauptangeklagte auch an seiner Tochter vergangen. Sollte es stimmen, daß D. Pelicot selbst als Kind Opfer sexueller Gewalt geworden ist und nicht nur eine Ablenkung ist zur Verteidigung, haben wir hier ein Fenster in den größten Tabubereich der Sexualität. Und der Gewalt.
Warum beschäftigt sich kaum jemand damit, wie Kinder mit ihren Traumata und Stigmata der Gewalterfahrungen klarkommen?
Weil es sich niemand vorstellen möchte, ganz einfach. So entstehen Tabus bzw. Probleme - anderer - Leute - Komfortzonen, in denen es sich bequem urteilen und richten lässt.
Sexualisierte Gewalt an Kindern wird immer noch verbreitet als ursachloses, monströses Verbrechen gesehen. Daß möglicherweise die meisten Gewalttäter selbst Gewalterfahrung erduldet haben, bleibt so lange im Dunklen, bis sich Opfertäter selbst bekennenbzw. durch eine größere öffentliche Sensibilität ermutigt werden, es zu tun.
Ich halte von "der schlimmen Kindheit" als Entschuldigung absolut nichts (mag sein, das es Psychologen anders sehen).
Für mich sind das Ausreden, um von der Verantwortung abzulenken.
Stimmt und stimmt auch wieder nicht.
Oftmals stimmt es als Erklärung. Deshalb muss es auch erkannt und thematisiert werden, um die Kette zu unterbrechen.
Es darf aber keine Ausrede, keine Rechtfertigung, kein Grund für Milde sein, denn - wie Sie völlig richtig schreiben - das ist nur Ablenkung von der eigenen Verantwortung.
Leider nur ist "die andern sind schuld" irgendwie eine menschliche Grundprogrammierung.
Eine sehr selbstgerechte Haltung.
Mag sein, aber meine Erfahrungen sind eben so.
Und wenn jemand mit 2 Promille einen Autounfall fabriziert, bin ich auch dafür, das nicht als "Entschuldigung/Rechtfertigung" zu bewerten. Eher noch strafverschärfend, weil für mich da Vorsatz dabei ist. Schließlich weiß jeder, was passieren kann.
Und wenn jemand als Kind Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist, sollte er doch wissen, was Sache ist und das niemandem antun wollen.
"...Und wenn jemand als Kind Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist, sollte er doch wissen, was Sache ist und das niemandem antun wollen"
An welche Prinzipien soll sich ein Kind denn anlehnen, um diese moralische Entscheidung für sich zu treffen, wenn es mit der Isolation in und nach diesem monströsen Übergriff lebt?
Ein Kind das darüber nicht sprechen kann und die Schamlast noch mittragen muß, wird nicht dazu in der Lage sein dazu und die gestaltlose Wut und Verzweiflung alleine mit sich selbst ausmachen müssen.
Die Einsicht, das niemandem antun zu wollen, steht am Ende eines Prozesses, den viele Opfer garnicht beginnen können wegen der Tabus.
Ihre Beispiel passt nicht. Alkohol ist für mich auch keine Entschuldigung.
Aber "Wissen" ist etwas ganz anderes als "fühlen". Unsere Handlungen entstehen nur zu einem geringen Teil aus rationalen Entscheidungen, auch wenn wir uns das gerne einbilden. Umso mehr gilt das für die Verwüstungen, die Traumata in Menschen anrichten können und denen sie machtlos ausgesetzt sind, vor allem, wenn sie nicht darüber sprechen (können), wenn sie tabuisiert sind, und wenn sie keine professionelle Hilfe bekommen.
Wer eine schlimme Kindheit hatte, hat sich durch eigene Erfahrung mit der Frage auseinanderanzusetzen ob man dies anderen Menschen antut oder nicht.
Und was das mit anderen Menschen macht.
Dies ist etwas,was sich für Menschen ohne solche Erfahrungen nur hypothetisch stellt - wenn überhaupt.
Selbst wenn das Bedürfnis da ist die Rolle vom hilflosen Opfer hin zum allmächtigen Täter werden zu wollen und alle erlebten Grausamkeiten jemand anderem zufügen zu wollen, so liegt die Entscheidung dies auch zu machen,bei jedem selbst.
Man kann sich klar entscheiden ob man es anders machen will oder das fortsetzen will. Bei jeder Form von erlebter Gewalt
Dass viele Täter zuvor Opfer waren ist hinlänglich untersucht und bekannt. Dass Opfer zu wenig Hilfe erhalten auch.
Grundsätzliche Ursache ist aber vor allem eine Gesellschaft, die männliche Dominanz über alles stellt und nicht bereit ist, daran etwas zu ändern.
Deshalb werden immer wieder Männer, bei denen etwas schrecklich schief läuft, zu Männern, die das Leben anderer versauen, weil sie keinen anderen Weg finden, ihre Demütigung zu überwinden.
Ja, das sehe ich bis ins Detail genauso, wobei mir nicht klar war, daß der Zusammenhang "Täter war selbst Opfer" hinlänglich bekannt wäre.
Das ist in Europa nicht mehr möglich. In dem demokratischen USA schon eher.
"In dem demokratischen USA schon eher."
Wo wegen solcher Delikte Vorbestrafte mit eindeutig frauenverachtender Haltung es zum Präsidenten bringen können?
Ganz ehrlich? Kapier' ich nicht, diesen Beitrag. Nicht mal den üblichen naiven und falschen "Amerika, du hast es besser"-Verweis. Außer, es ist damit gemeint, dass es in Amerika die Todesstrafe gibt. Aber die hätte nichts mit "demokratisch" zu tun.
Helfen ?
das Bewusstsein muß sich ändern, in der Weise dass ein zufriedeneres Leben stattfinden kann