Stehend begrüßen die Abgeordneten der Volkskammer am 23.08.1990 um drei Uhr morgens mit Applaus den Beschluss über den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland

Ihre Meinung zu Tag der Deutschen Einheit: Zwei Parlamente plötzlich vereint

Seit 34 Jahren ist Deutschland vereint. Vieles musste damals in Rekordzeit zusammenwachsen - auch der alte Bundestag in Bonn und die erste frei gewählte Volkskammer der DDR. Was wurde aus den Erwartungen und Wünschen? Von Gabor Halasz.

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134 Kommentare

Kommentare

Breitenfels

"Eine leichte Güte". 

Ist das schon zuviel erwartet ? Wenn ich mir heute das Hauen und Stechen anschaue, kommt es mir so vor.

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teachers voice

„Hauen und Stechen“ ist, solange es bildhaft und nicht wörtlich gemeint ist, das Lebenselixier der Demokratie. In dieser bildhaften Form fehlt mir genau dieses in hohem Maße. 

Was mich aufregt, ist das nur scheinbare Argumentieren, in dem immer nur Schlagzeilen hin und her geworfen werden und man gar keine Anstalten mehr macht, einer dieser Schlagzeilen (die ja immer auch eine rationale Begründung haben) wirklich auf den Grund gehen zu wollen. 

Kurz: Ich vermisse den politischen Streit um so mehr, je mehr über diesen „gejammert“ wird. 

fathaland slim

Kurz: Ich vermisse den politischen Streit um so mehr, je mehr über diesen „gejammert“ wird.

Dieses scheinbare Paradoxon beschreibt auch mein Empfinden.

Mendeleev

Ich spreche auch immer von „Wiedervereinigung“ weil das auch der Arbeitstitel war unter dem in der BRD das Thema jahrzehntelang politisch verhandelt wurde. 

In Wirklichkeit war es eine „freundliche Übernahme“.  

Im Ergebnis haben die Menschen die nach 1990 geboren sind, aus meiner Sicht sehr profitiert - ihre Eltern die die „Wende“ erlebt oder gar erstritten haben, schon weniger.


Wie bei jeder Revolution wird mit dem überwiegend Schlechten auch einiges Gute mit beseitigt. Die ganzen organischen Fehlentwicklungen der BRD, zB im Bildungs-, im Gesundheitsbereich und im Transportwesen, dem Steuerrecht, Verwaltungsrecht usw. die wurden gleich mit übernommen. 
 

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Tino Winkler

Die meisten und vor allem gefährlichen organischen Fehlentwicklungen gab es in der DDR.

Lucinda_in_tenebris

Sie bestätigen mein 'Bild, dass die Menschen in Ostdeutschland sich nach einem eigenem Staat sehnen. Es wäre deshalb vernünftig den 'Osten mehr Autonomierechte zu geben.

Ein Beispiel sind die Löhne für afrikanische Arbeiter, die die DDR den Menschen damals teilweise vorenthielten und die die BRD nn zahlen soll. Für mich unverständlich, denn wenn der Westen jetzt auch noch an der Abzahlung alter DDR Verbindlichkeiten herangezogen wird, dann ist dass den Menschen immer schwerer zu vermitteln.

Pride

Das ist Qautsch, vor allem spalterisch und kann nur Zynismus sein. Die Bundesrepublik ist Nachfolgestaat Ost-und Westdeutschlands als eben Einheit. Deshalb sind Schulden für die Vergangenheit gemeinsam zu begleichen, und wer jetzt neue Schuld auf sich lädt durch undemokratisches Verhalten, ist individuell stark zu sanktionieren.

Lucinda_in_tenebris

Na, sie haben ein merkwürdiges Geschichtsbild. Die BRD ist weder Folgestaat vom dt. Reich und lehnt daher entsprechende Zahlungen ab, noch ist sie Folgestaat der DDR.  Wie zynisch ist es denn von den Menschen im Westen ständig Ansprüche zu haben und sie gleichermassen derart zu verachten?

ICh habe nichts dagegen, wenn die neuen Bundesländer die Verbindlichkeiten abbezahlen, denn wer andere Arbeiten lässt, der muss auch dafür bezahlen. Gerade die Afrikaner werden ja im Osten ganz besonders verachtet.

sebo5000

Sie haben mitbekommen, dass heute Tag der deutschen Einheit ist? Selten so einen Quatsch gelesen.... 

teachers voice

Die ganzen organischen Fehlentwicklungen der BRD, zB im Bildungs-, im Gesundheitsbereich und im Transportwesen, dem Steuerrecht, Verwaltungsrecht usw. die wurden gleich mit übernommen. 

„Entwicklungen“ entwickeln sich. Das ist deren Wesen. Deshalb kann man diese nicht „übernehmen“, sondern höchstens fortführen. Dann ist man aber Teil dieser Entwicklung und kein „Übernommener“. 

rolato

Die ganzen organischen Fehlentwicklungen der BRD, zB im Bildungs-, im Gesundheitsbereich und im Transportwesen, dem Steuerrecht, Verwaltungsrecht usw. die wurden gleich mit übernommen. 

Die Landwirtschaft mit ihrer Zwangskollektivierung in die LPG`s und der Trennung von Vieh- und Feldwirtschaft waren "organisch fehlentwickelt". Hervorzuheben wäre die sozialistische Parole "Junkerland in Bauernhand" bei denen die Bauern ab 100 Hektar, also 1km² Fläche, enteignet wurden, und somit auch die Grundlage einer effektiveren Landwirtschaft, eine große Fehlentwicklung

Mendeleev

Das ist nun wirklich Unsinn. Haben Sie noch nie was vom „Höfesterben“ gehört ? 


Ein Grund für die hohe Effizienz der kanadischen und USA Landwirtschaft ist die enorme Größe der von einem Unternehmen bewirtschafteten Flächen. 

rolato

Das ist nun wirklich Unsinn. Haben Sie noch nie was vom „Höfesterben“ gehört ? 

Ach ja, Zwangskollektivierungen nach Art des russischen Vorbilds Kolchose mit "Höfesterben"  zu vergleichen halte ich für Unsinn!

Ein Grund für die hohe Effizienz der kanadischen und USA Landwirtschaft ist die enorme Größe der von einem Unternehmen bewirtschafteten Flächen. 

100 Hektar ist nicht enorm, auch nicht 200.

Pride

Es war keine Übernahme. Die Volkskammer der DDR hat der Wiedervereinigung in einem demokratischen Verfahren zugestimmt. Und die Revolution war eine durch und durch gute, gerade darum, wenn, wie bei Ihnen, Teilen eines menschenfeindlichen Staates nachgejammet oder dieser sogar damit wieder hochgehalten werden soll.

Breitenfels

Im Großen und Ganzen hat das gut funktioniert mit der Vereinigung. 

Aber ich höre auch hüben wie drüben öfter Stimmen, die sich die Mauer zurückwünschen. Das ist natürlich eine abwegige Vorstellung, aber sie sagt halt auch, dass es zwar mit der staatlichen Vereinigung gut geklappt hat, aber mit dem gesellschaftlichen Zusammenwachsen noch immer nicht. 

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melancholeriker

"Hüben wie drüben" 

3 Worte sagen mehr als 35 Jahre aufgereihter Bestandsaufnahme. Das Zusammengehören ist insgesamt kaum vom Fleck gekommen. 

Wenn man dann noch bedenkt, daß die Mauer jetzt schon 9 Jahre länger nicht mehr da ist als sie da war für 28 Jahre gefühtle Ewigkeit... 

Aber 66 Jahre Diktatur, aufgelockert mit einer kurzen Phase sowjetischer Aufbruchsfolklore, das assimiliert sich nicht so einfach in eine von durch wirtschaftliche Stärke und Grundgesetz über jeden Verdacht von Fehlentwicklungen erhabenen föderalen Staat

 

 

NieWiederAfd

Wie die allermeisten weiß ich noch ganz genau, wo ich am Tag der Maueröffnung war. Ich freue mich heute noch über die gelungene friedliche Revolution. 
Ein Blick auf die Deutschlandkarte, die die jeweils stärkste Partei in den neuen Bundesländern abbildet, lässt mich jedoch erschrecken: Die neuen Bundesländer sind durchgehend braunblau eingefärbt. Da sind zwar auf Bundesebene zwei Parlamente vereint worden, aber de facto drohen sich die neuen Bundesländer wieder von gefestigt demokratischen Parteien abzuwenden und gesichert Rechtsextremen bzw. rechtsextremen Verdachtsfällen nachzulaufen. Mein Fazit: Mag sich in den Lebensverhältnissen und Stadtbildern, in Lohn- und Rentenniveau etc. vieles angeglichen haben - in den Köpfen scheinen 30 Jahre ostdeutsche Diktatur doch noch erschreckend nachzuwirken. Das trübt heute meine Freude über die deutsche Einheit.

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Coachcoach

Das war doch abzusehen am 09.09.1989

fathaland slim

Für mich nicht.

sosprach

Ja die Bilder der Mauereroeffnung habe ich auch vor Augen, Russland und kluge Politiker die es haben geschehen lassen und die Ueberraschung vieler Wstpolitiker - Kohl "dem Kanzler der Einigung" wie sehr er davon ueberrascht wurde. Getan har die CDU nichts dafuer. In den Koepfen steckt mehr als Erfahrung mit Diktatur, z.B. die gebrochen Versprechungen des Wetsens. Daher die Kritik an der Demokratie

Wolf1905

Kohl hatte eine sehr gute Verbindung zu Gorbatschow, und wäre diese nicht gewesen, wäre es nicht möglich gewesen, die Wiedervereinigung Deutschlands hinzubekommen. Kohl musste v. a. den Widerstand von Herrn Mitterrand und Frau Thatcher bekämpfen, die große Bedenken für eine Wiedervereinigung Deutschlands hatten: Weil sie wussten, dass dies Deutschland insgesamt stärken würde und noch größeren Einfluss in Europa erlangen würde. Zum Glück hat Bush sen. die Wiedervereinigung unterstützt und somit Mitterrand und Thatcher ihren Widerständen den Wind aus den Segeln genommen. Jeder Historiker wird die Leistung, die Kohl vollbracht hat, bestätigen; aber klar ist natürlich, Kohl alleine ohne Unterstützung von Gorbatschow und Bush sen. wäre auf verlorenem Posten gewesen.

Ich bin Westdeutscher, weiß nur durch Erzählungen und Berichten darüber Bescheid, wie es in der DDR abgelaufen ist; und bin heilfroh, dort nicht geboren und aufgewachsen zu sein. Leben möchte in Ostdeutschland derzeit nicht.

Jimi58

In meinen augen hat Kohl nur das gemacht, was ander vorbereitet haben. Sie dürfen nicht Willy Brand vergessen welcher damals mit der ehem. DDR Abkommen geschlossen haben und mir Russland sich näher kamen. Kohl hat sich ins gemachte Nest gesetzt. Kohls Regierung war es auch, der den Griff in die Rentenkasse vorgenommen hatte, welch ein großer fehler war mit den "blühenden Landschaften".
 

rainer4528

Wenn die AfD bei der EU-Wahl den 2.Platz belegt, liegt dass dann auch an den ostdeutschen Bundesländern? In Hessen, Platz 2. Bayern, Platz 3. Trotz Aiwanger. 

 

fathaland slim

Sie haben schon Recht. Das Wiedererstarken faschistischen Gedankenschlechts ist kein ostdeutsches, nicht einmal ein deutsches, sondern ein weltweites Phänomen. Ich befürchte, daß die nächste Katastrophe nur noch eine Frage der Zeit ist, wenn die Menschheit nicht zur Besinnung kommt. 

„Unless man puts an end to this damnable sin,   
Hate will burn up the world in a flame“

-Percy Mayfield, Please Send Me Someone To Love

Pride

Ich sass vor der Maueröffnung vor der Glotze. Und mensch könnte das immer danach sagen, aber nach den Worten Golokowskis, so oder ähnlich hiess der Typ wohl, fieberte ich in einem Glücksrausch und mehr oder weniger Anspannung, ob denn auch alles gut gehen wird, der Maueröffnung entgegen. Die DDR lag einfach danieder ob der vielen Demonstrierenden und Fliehenden.   

sebo5000

30% sind immer noch keine Mehrheit! 

fathaland slim

Aber unter Umständen eine Sperrminorität.

sosprach

Ich glaube man har die Wiedervereinigung nicht ernst genommen - viele waren der Meinung es sind ja Deutsche das wird schon klappen - die Menschen im Osten sollte froh sein. 

Viele aus dem Westen haben sich gesund gestossen, den neunen Markt erobert, Wildwest sich die besten Stuecke des Kuchens zu sichern. Denke nur an Waehrungsunion 1:2 der letzte Kurs - Millarden sind so in Spekulanten geflossen, 1000'de von Versichernungvertreter.. Frau Breul und ihre Abwicklungsgesellschaft die Liste ist lang. 

Ausblick, wenn hier schon die Vereinigung, Integration nicht oder schlecht funktioniert hat wie wird es dann mit den Millionen Einwanderen. 

Ja ich verstehen die Frustration offenbar Vieler,  den Wunsch das Geld im Land zu invistieren und ein gutes Verhaeltnis mit Russland zu haben. Natuerlich ist es ein Vertrauensverlust - ich sehe nur "Bluehende Landschaften"  

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Coachcoach

Es waren nicht viele - vielleicht eine/r von tausend, die sich gesundgestoßen haben.

Alle anderen haben erst einmal verloren...

teachers voice

Ich kenne auch einen dieser gewollten „Gesundstosser“ - aber das hat nicht lange funktioniert und der ist umso tiefer abgestürzt. Und das betraf viele. 

Insgesamt hat die „Wiedervereinigung“ den „Westen“ enorm viel gekostet, und damit ist nicht nur das Geld gemeint. Und das war dem „Westen“ als Ganzes auch immer bewusst - verknüpfte man damit doch eine gemeinsame europäische Zukunft in Fireden und Freiheit. 

Die Narrative dagegen, die mittlerweile geballt und gezielt aus dem „Osten“ kommen, scheinen dieses gemeinsame Ziel zum Feindbild Nummer 1 erkoren zu haben. 

So kommt es mir jedenfalls in eher schwermütigen Phasen vor. 

Lucinda_in_tenebris

Das alte Märchen von den fiesen Westlern, die kamen und alles wegrafften. Meine Oma hat, wie viele andere Westler, auf juristisch bestehende Erbanasprüche verzichtet.  ICh kenne auch einige Ostler die im Westen Karriere machten, nicht weil sie besonders fähig waren, sondern weil es immer galt, ja, die müssen wir integrieren, ja den müssen wir helfen.

Ich selbst halte gar nichts vom nimmersatten, jammerigen Dunkeldeutschland. 

Klärungsbedarf

Es stimmt: Einige aus dem Westen haben sich gesund gestossen. Allerdings waren viele Westler, die sich etwas vom DDR-Kuchenn gesichert haben, vorher auch schon gesund. Der durchschnittliche "Wessi" hat überhhaupt nicht profitiert.

Sie haben aber noch eine Gruppe vergessen: Viele aus der DDR-Elite haben sich ebenfalls gesund gestossen. Oftmals erfolgte das zusammen mit dem Kapiatal aus dem Westen unter Ausnutzung von alten Strukturen. Und das ist kein Hörensagen, sondern Wissen aus erster Hand.

Tino Winkler

Zwei Systeme, davon eine Diktatur in der vieles politisch reglementiert wurde und eine demokratische freie und soziale Marktwirtschaft wurden verschmolzen.

Probleme waren viele zu erwarten und später gibt es haufenweise Menschen die alles oder vieles besser wußten und anders gestaltet hätten, haben sie aber nicht.

Die Vorwürfe an die „Fehlermachenden“ sind meist überflüssig.

Wenn man sich unser Land heute anschaut, ist es die drittgrößte Marktwirtschaft der Welt und eines der sichersten Länder.

Ich bin ein Jahr vor dem Mauerfall aus der DDR übergesiedelt und seit dieser Zeit nur ca. 2 Wochen arbeitslos gewesen und konnte mich endlich wirtschaftlich frei entwickeln.

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sosprach

einer der "Ruebergemacht" haben. Vieler dieser die zuerst gepackt haben waren Menschen die die "Flucht" dringend brauchten. 

Tino Winkler

Vielen Dank für Ihr Verständnis.

wassolldas

Selten so viel Satire gelesen.

Wie lange waren Sie denn in der DDR arbeitslos?

 

Tino Winkler

6Wochen, davon eine staatenlos.

Tino Winkler

Die übelste Satire verbreitet heute die afd, was die DDR.2 angeht.

wassolldas

Ich wusste gar nicht, dass die AfD mitdiskutiert.

Mendeleev

Das Sie nicht in der DDR zurechtgekommen sind, ist schade. 

Aber symptomatisch war es nicht. 

MehrheitsBürger

Die DDR war der Bankrott des sowjetischen Modells, das einem Teil Deutschalnds aufgezwungen wurde

Politisch konnte es nur dadurch überleben, dass sowjetische Panzer sowie Stacheldraht und Minen die Menschen daran gehindert hat, dem "Arbeiter- und Bauernparadies" zu entfliehen.

Wirtschaftlich ging es bankrott, weil selbst fleißige Menschen ein System, das die inkarnierte Ineffizienz ist, nicht retten konnte.

Zur Wiedervereinigung gehört auch die Aufarbeitung der Verfehlungen der Machthaber und ihrer Kollaborateure. 

 

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sosprach

Genau, und als gutes Beispiel gilt die stile Uebernahme der Ost-CDU. Fragen sie die Buerger wer in dieser Partei angagiert war. Gehoert habe ich nichts von einer EntSTASIfizierung

Mendeleev

Diese Sichtweise ist falsch, obwohl man so etwas auch in Material der „Bundeszentrale für Politische Bildung“ lesen könnte .. 

Zuerst einmal wollte nicht jeder dem System „entfliehen“. Aber viele wollten es ändern oder wünschten sich Veränderungen. Wenn man das so liest klingt das als wollten alle in den Westen oder so leben wie im Westen und wurden daran nur durch die im Anschlag gehaltenen Waffen der sowjetischen Soldaten gehindert … 


Was die Wirtschaft angeht haben Sie eher recht, die Planwirtschaft war sehr ineffektiv. Und die DDR war nicht frei in der Wahl ihrer Wirtschaftsstrategie, alles musste in Moskau abgesegnet werden. Die DDR Wirtschaft hätte sicherlich besser performen können, wäre man nicht so abhängig von der UdSSR gehalten worden. 


Die DDR hatte zB in der Starkstromtechnik einen Vorsprung vor der BRD und das Patent für den FCKW-freien Kühlschrank stammte auch aus dem Osten. Nach der Wende wurden die Assets von Westdeutschen übernommen, 

 

 

MehrheitsBürger

 

„Zuerst einmal wollte nicht jeder dem System „entfliehen“.“ 

Das unterstellen aber wissen Sie nicht. Man hätte es nur auf einem Weg in Erfahrung bringen, wenn man den Menschen die Gelegenheit gegeben hätte, freiwillig über ihren Standort zu entscheiden. Das wurde ihnen mit Waffengewalt verwehrt.

„Aber viele wollten es ändern oder wünschten sich Veränderungen.“

Dito. Nur wenn man die Menschen frei ihre politischen Repräsentanten hätte wählen lassen, wäre das feststellbar gewesen. Aber das war system-immanent, den Bürgern das zu verweigern. 

Das Problem des Systems, das Sie verteidigen, war, dass die Leistungsträger ihm in so großer Zahl entflohen sind, dass Wirtschaft und Staat auf absehbare Zeit zusammengebrochen wäre. Daran hat man sie gemeinsam mit dem "großen Bruder" mit Waffengewalt gehindert.

 

Mendeleev

Das stimmt doch so garnicht. Das waren immer sehr individuelle und nicht selten materialistisch bedingte Gründe die Menschen bewogen in den Westen zu gehen - auch gerade vor 1961. 

 


Zwischen dem Gehalt eines Mediziners im Westen und dem im Osten gab es ein riesiges Gefälle. 



Außerdem versuchten Vertreter der BRD und Westfirmen gezielt gut ausgebildete DDR Bürger zB Ärzte oder Wissenschaftler  abzuwerben und mit großen Gehaltsversprechen zu „ködern“. 

Marmarole

Sie zählen auf, was aus dem Osten stammt.

Vergessen Sie nicht, dass der Schießbefehl auch aus dem Osten stammt.

wassolldas

Wenn ich das lese bin ich immer mehr der Meinung, man hätte zumindest das Bildungssystem übernehmen sollen.

MehrheitsBürger

 

"Wenn ich das lese bin ich immer mehr der Meinung, man hätte zumindest das Bildungssystem übernehmen sollen."

Das von Margot Honecker, der Ministerin für Volksbildung und Propaganda zur Erziehung des neuen Menschen ? Der glühendsten Verfechterin der DDR-Diktatur selbst bis ins Exil ?

Die Menschen der ehemaligen DDR wollten sie keinen Tag länger als bis zu ihrer Flucht nach Moskau und Chile ertragen.

John Koenig

Wenn ich Ihre Antwort lese bin ich der Meinung dass man die Erinnerung an den Unrechsstaat "DDR" unbedingt aufrecht erhalten muss .

Damit keine solchen Verklärungen aufkommen die ein Schlag ins Gesicht eines jeden "DDR" Bürgers ist der für die Freiheit gekämpft hat .

klug und weise

Wirtschaftlich ging es bankrott, weil selbst fleißige Menschen ein System, das die inkarnierte Ineffizienz ist, nicht retten konnte.

. Da muss man aber fairer weise dazu ergänzen, dass die DDR erstens mit ihrem großen Bruder in der ökonomischen Ausgangssituation echt den Kürzeren gezogen hat . Die UdSSR hatte unter dem Krieg mehr als die USA gelitten hatte und was von der DDR einforderte, während wir von der USA Unterstützung bekamen.

Zweitens hatte der ganze Osten auch danach schlechtere Bedingungen, da die Früchte der Kolonialherrschaft hauptsächlich der Westen hatte, und der Eiserne-Vorhang kein Ausgleich zuließ.        

Bernd Kevesligeti

Eine gefällige reaktionäre Geschichtsschreibung. Welche Ausgangsbedingungen hatte die DDR 1949 denn ? Keinen Marschallplan, die Industrie eher im Westen, Cocom-Listen und auf der anderen Seite das Londoner Schuldenabkommen.

NieWiederAfd

Auf meine Anmerkung anlässlich der Wahl in Österreich, "Wahrscheinlich haben viele erkannt, dass die braune Flut sowohl in Hochwasserflüssen wie in Parlamenten gefährlich und zerstörerisch ist, und dass es da Hochwasserschutz auch im politischen Sinne braucht.", antwortete dieser Tage hier jemand: "Die braune Flut, dachte immer die Donau wäre Blau!" - Auf die ostdeutschen und österreichischen Wahlergebnisse bezogen, muss man dann wohl sagen: "Jede blaue Flut, wenn sie zu hoch steigt, wird braun..." Diese Beobachtung aus der Natur gilt leider auch politisch. Und sie trübt leider auch eine allzu blauäugige Freude über den heutigen Tag der deutschen Einheit. Die Stärkung unserer parlamentarischen Demokratie und die Entwicklung einer lebendigen Zivilgesellschaft sind die Aufgaben der nächsten Zeit, um die Früchte des friedlichen Zusammenwachsens ernten zu können. 

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Grossinquisitor

Die Entwicklung einer lebendigen Zivilgesellschaft ist sicherlich der richtige Ansatz. Kirchen, Vereine und Gewerkschaften sind im Osten aber weniger stark verwurzelt und haben wenig Mitglieder. Die Folge ist, dass sich viele Leute eine patchworkkhafte Einstellung zusammenbasteln, die keine Konsistenz hat. Sie werden leicht Opfer einer Affektpolitik. 

Mendeleev

Was ich sehr interessant und spannend finde weil ich als Wessi in der Hauptstadt vor allem mit in der DDR sozialisierten Kollegen zusammenarbeite (ich habe allerdings früher schon mal in Jena in einer Firma mit lauter „Ossis“ :-) zusammengearbeitet):


Es gibt im Verhalten, der Mentalität und Kultur sehr deutliche Unterschiede zwischen Ost und West - die auch nach einer Generation sich auch nicht abgeschliffen haben sondern sich verfestigt haben. 


Ostdeutsche sind nach meiner Wahrnehmung höflicher, offener, aber auch direkter, und liebenswerter, fairer, vor allem weniger materialistisch als der durchschnittliche „Wessi“. 

Das wirtschaftlich bedingte Machtgefälle in Beziehungen („der Freund aus dem Westen, die Freundin aus dem Osten“) ist fast völlig verschwunden zugunsten eines mehr an gemeinsamen Denkweisen orientierten Miteinanders. Und da ist der Erfurter der Neubrandenburgerin einfach mental näher als der Stuttgarter :-) 

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Tino Winkler

Was Ihnen so alles als Vorurteile auffällt.

Mendeleev

Ich vergaß: Überheblichkeit habe ich von Ostdeutschen bisher auch nie erlebt … :-) 

MRomTRom

++

'Und da ist der Erfurter der Neubrandenburgerin einfach mental näher als der Stuttgarter :-)' 

++

Auch wenn da viel pauschale Vereinfachung dabei ist, so ist der Grundzug nicht unverständlich.

Regionale Nähe ist in Europa oft verbindender als rein nationale 'Gemeinschaft' über den Personalausweis. Selbst über nationale Grenzen hinweg.

-- Der Saarbrücker ist dem Metzer näher, als dem Cottbuser

-- Der Rosenheimer dem Kufsteiner näher als dem Greifswalder

-- Der Freiburger dem Baseler näherals dem Görlitzer

Und alle Genannten sind sich nahe, weil sie wichtige Gemeinsamkeiten als Europäer teilen. 

Das ist ein großer Fortschritt im Vergleich zur dunken Vergangenheit.

TeddyWestside

- Der Saarbrücker ist der Lyoner näher als dem Thüringer ;-)

MRomTRom

++

Dem Wiesn-Besucher ist die Schweinshaxn mit Semmelknödl näher als der Broiler :-))

sebo5000

Sie schrieben des öfteren, dass Sie in Bayern  leben und arbeiten....was denn nun...?

Mendeleev

Ich arbeite nicht mehr in Bayern. Aber ich gehöre zu den Menschen die zwei Wohnsitze haben… :-)

Oberlehrer

Münchner glauben bis heute in der Hauptstadt zu leben....

Coachcoach

Man hätte das alles anständig machen können - aber das Geld lockte...

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rolato

Man hätte das alles anständig machen können - aber das Geld lockte...

Wieso war alles unanständig?

Tino Winkler

Geld ist doch nichts schlimmes, wenn Sie was essen wollen müßen Sie es kaufen oder anbauen, ernten auch schenken lassen geht. 

Stein des Anstosses

Die deutsche Industrie hat vor zwei Jahren auch schon angefragt, wie denn der Wiederaufbau in der Ukraine vonstatten gehen soll… (gab hier in der TS einen Artikel dazu)

Solche Momente scheinen die Pulse hochgehen zu lassen (Goldgräberstimmung)

ich1961

Und wie lange hätte das "anständig (was auch immer das sein soll!) machen können" dauern sollen?

Woher sollte denn Erfahrung über solch ein Riesenprogramm kommen?

Aber ich werde nicht bestreiten, das es Fehler gab - das ist aber fr mich nicht überraschend.

Und die wurden von beiden! Seiten gemacht.

 

rolato

Man hätte das alles anständig machen können

Im Nachhinein hat man immer andere Sichtweiten, nur im Moment des Geschehens gab es kein Drehbuch! Ihre Forderung ist zu einfach, was ist anständig und was nicht?

Mendeleev

Total spannend finde ich das viele Westdeutsche auch 34 Jahre nach der Wende noch nie in den neuen Bundesländern gewesen sind.


Das Interesse vieler Westdeutscher am Osten  würde ich als „sehr begrenzt“ bezeichnen…

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Coachcoach

Wie viele sind es denn?

Mendeleev

Es gab mal eine Umfrage vor einiger Zeit: ich erinnere mich das es ungefähr die Hälfte der Westdeutschen war die noch nie in den „Neuen Ländern“ (auch eine „schöne“ Umschreibung die mich an das Zeitalter des Kolonialismus erinnert .. ) gewesen sind ..

Pride

Die Begrifflichkeit als Umschreibung, die inzwischen auch der Vergangheit angehört, hat ihre Urasche darin, einer weiteren Spaltung in Ost- Westdeutschland auch sprachlich entgegen zu wirken. Mit dem aktuell so gern' bei Demokratiefeinden gegen Israel genutzten Begriff des Kolonialismus diskreditieren Sie sich, wie so oft, selbst.

Tino Winkler

Ja und, ich war noch nie in Lichtenstein und habe da auch ein begrenztes Interesse.

rolato

Das Interesse vieler Westdeutscher am Osten  würde ich als „sehr begrenzt“ bezeichnen…

Ein Desinteresse an der Geschichte der DDR trifft nach meiner Einschätzung eher zu.

Mendeleev

Das gehört dazu. Das Selbstverständnis der BRD Bürger war ja: „es gibt Deutschland - und die DDR“.


Das die DDR Geschichte auch Teil der deutschen Geschichte ist, kommt vielen nicht in den Sinn.