Ein spitzer Stein klebt in einem Griff

Ihre Meinung zu Archäologie: Neandertaler erfanden Mehrkomponentenkleber

Neandertaler benutzten bereits vor mehr als 40.000 Jahren einen Klebstoff aus mehreren Komponenten. Forschende der Universität Tübingen machten den bisher frühesten Fund in Europa. Von A. Braun.

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152 Kommentare

Kommentare

Nettie

Gute Beobachter - und erfinderisch dazu - waren die Menschen schon immer. Und schon immer die einen mehr und die anderen weniger. Letzteres macht ja auch nichts, solange alle ihre Beobachtungsgabe zum Lernen voneinander nutzen (können, weil sie nicht wegen egoistischer Interessen einiger 'Mächtiger' daran gehindert werden).

Sisyphos3

Neandertaler erfanden Mehrkomponentenkleber

 

erstaunlich !

vor wenigen Jahrzehnten noch hielt man den Neandertaler für nen primitiven "Affen" 

mal sehen was die Zeit uns noch für Erkenntnisse liefert

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rolato

Sie irren!  Aber erstmal einen primitiven Kommentar absetzen.

Man bezeichnete ihn als Homo sapiens neanderthalensis, eine Unterart von Homo Sapiens, was nichts mit Affen gemein hat. In der Fachliteratur haben sich die Bezeichnungen Homo sapiens und Homo neanderthalensis durchgesetzt.

Sisyphos3

was soll das ?

im Beitrag steht Neandertaler also bitte wenden sie sich an den A.Braun !

ich schrieb nicht Affe sondern  "Affe" und der wurde eben recht lange als primitiv und affenähnlich gesehen

sebo5000

Was ist denn ein affenähnliche Affe...?

Sisyphos3

Was ist denn ein affenähnliche Affe...?

 

woher soll ich das wissen warum der Neandertaler als affenähnlich angesehen wurde

 

Anderes1961

Ihre Vorwürfe des "primitiven Kommentars" sind nicht haltbar. Der Forist hat tatsächlich beschrieben, wie der Neanderthaler noch bis vor wenigen Jahrzehnten tatsächlich gesehen wurde. Als primitiver Keulenschwinger, dem Affen nicht unähnlich. Was man auch an der Geschichte der Gesichtsrekonstruktionen (im Bonner Landesmuseum dokumentiert) ablesen kann. Die ersten Versuche waren einen Schimpansen ähnlicher als einem Menschen.

Daß man das damals in der Wissenschaft so sah, ist nicht die Schuld des Foristen. Der Vorwurf des primitiven Kommentars ist unangebracht. 

Tada

Was Sinn denn "wenige Jahrzehnte"???

Mein Studium ist ein Viertel Jahrhundert her, Hauptfach Anthropologie, und schon damals war Neandertaler schon lange Jahrzehnte lang nicht mehr als "primitiv" gesehen worden.

 

Anderes1961

Entschuldigung, daß ich meine Antwort jetzt erst schreibe, ich habe Ihre Antwort erst jetzt gesehen. Tut mir Leid.

Also, das war natülich von mir ziemlich plakativ formuliert. Sie haben natürlich Recht. Aber wenn Sie mal zurückdenken, was in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts über Neandertaler gelehrt wurde und das mit den heutigen Erkenntnissen vergleichen, so kann man gar nicht anders, als zu sagen, damals galten Neandertaler als primitiv, was so plakativ formuliert natürlich nicht stimmt. Es ging mir auch hauptsächlich darum klar zu machen, wie fortgeschritten die Erkenntnisse im Vergleich zu damals heutzutage doch sind. Das ist schon erstaunlich.

Ich beneide Sie um Ihr Anthropologie-Studium. Ursprünglich wollte ich auch mal sowas in der Richtung machen, auf jeden Fall irgendwas mit Archäologie. Aber das Schicksal wollte es anders und es wurde nur BWL und das auch noch erfolgreich abgebrochen. Heute ist Paläoanthropologie eines meiner Hobbies.

Sisyphos3

der Neandertaler wurde vor 160 Jahren in nem Steinbruch gefunden

wenn er seit 25 Jahren als Mensch gezählt wird, fast 150 Jahre galt er es nicht

und gehen sie heute mal in ne Fußgängerzone und fragen nach nem Neandertaler was da für Antworten kommen werden

Anna-Elisabeth

Es ist ohnehin ein Segen, dass uns die Wissenschaften, die sich mit unserer Herkunft und unseren Genen befassen uns (hoffentlich) ein wenig bescheidener machen. Auch die Intelligenz vieler Tiere wurde lange unterschätzt, vermutlich nicht zuletzt auch deshalb, weil wir lange nicht wussten, dass manche Sinne vieler Tiere den menschlichen haushoch überlegen sind.

Zum Neandertaler möchte ich noch anmerken (Sie wissen es sicher): >> Der moderne Mensch scheint von den Neandertaler-Genen profitiert zu haben. Forscher haben beispielsweise Neandertaler-DNA entdeckt, die auch im Genom moderner Menschen vorkommen und die für den Abbau von Fetten verantwortlich sind. Andere Neandertaler-Gene stärken heute unser Immunsystem. << (Quelle: MPG)

Anderes1961

Ja, der heutige Mensch profitiert tatsächlich von der Tatsache, daß es auch damals schon Menschen gab, die sich für Menschen anderer Herkunft interessieren konnten und deren Gene wir heute in uns tragen.

Ich kann mir nicht helfen, aber bei diesem Thema kommt mir immer ein gewisser Herr aus Thüringen in den Kopf und seine Rassenlehre. Bei dem Gedanken läuft mir, wie ich eben schon mal geschrieben habe, ebenfalls ein Schauer über den Rücken. Aber diesmal nicht wohlig, sondern eiskalt und es schüttelt mich.

Das mit der Bescheidenheit durch die Genforschung, das haben Sie sehr schön formuliert. Genauso empfinde ich es auch. Danke für diesen wundervollen Satz. 

Schiebaer

Danke Anna-Elisabeth,durch Ihren Kommentar habe ich wieder etwas dazu gelernt. Gruß nach Lokstedt

R A D I O

Erstaunt mich überhaupt nicht. Die Neandertaler haben sich auch darüber Gedanken gemacht, warum sie nach Sonnenuntergang müde werden, warum Wasserdampf aufsteigt, warum sie nicht nur laufen, sondern auch springen können, womit sie die Entdecker des Raketenantriebs waren. Zwischendurch haben sie wahrscheinlich das Rad erfunden. Das liegt nahe.

morgentau19

Gab es damals auch einige, die sich festgeklebt haben? 

R A D I O

Festgeklebt wurden - aus Eifersucht.

Sisyphos3

definitiv !

was sich aber als nachteilig erwies !

wenn man festgeklebt war wenn ein Säbelzahntiger kam oder ein Höhlenbär

wohl der Grund dass die ausstarben

gelassenbleiben

muss ich Ihnen lassen, das ist witzig

immerhin gab es auch eine Klimaerwärmung, wenn auch nicht so katastrophal 

Schneeflocke ❄️

"Die Neandertaler haben sich auch darüber Gedanken gemacht, warum sie nach Sonnenuntergang müde werden"

 

Das frage ich mich auch 😉... gähn

Bender Rodriguez

Wann soll das gewesen sein? 

Der Neandertaler hat lange neben H. Sapiens existiert. 

Eher ein Opfer der Umwelt, denn des Intellekts.

Tada

Oft ist es so, dass diejenigen überlebten, die such schneller fortpflanzen konnten. Nach jeder Katastrophe ist Lebensraum frei geworden und dieser könnte durch schnelle Fortpflanzung erfolgreich besiedelt werden.

Menschenfrauen können jedes Jahr ein Kind bekommen. Sie können stillen und schwanger werden.  Das ist ein Vorteil.

Gibt es Nahrung in Überfluss, kann schnell besiedelt werden. 

Gibt es die nicht, wird das Neugeborene getötet, um genug Milch für das ältere Kind zu haben bis es feste Nahrung hat. (So sieht das Leben mit der Natur in der Realität aus. Es heißt Neonatizid. Naturvölker müssen damit leben. Sie trauern aber genauso um die absichtlich getöteten Kinder, wie um alle anderen Toten.)

Anderes1961

Der Neandertaler hat seine Toten auch nicht einfach liegengelassen, sondern zeremoniell beerdigt. Das beweisen einige Fundstellen. Und wer so etwas tut, der muß eine Vorstellung vom Jenseits gehabt haben und ein mögliches Weiterleben nach dem Tod, ergo so etwas wie eine Religion.

Man mag zu Religion stehen wie man will. Aber es ist ein faszinierender Gedanke. 

artist22

Und er existiert weiter - in unseren Genen

melancholeriker

Es war noch nie so spät wie - - - - - - jetzt. Nein - - - - - - jetzt, nein... 

Es ist seltsam, wie viele Leute glauben, daß sie an der Spitze der Zeit und der Geschichte und somit an der Spitze einer Entwicklung stehen und alles davor war bestenfalls schlicht oder bemitleidenswert. 

Andere haben wie selbstverständlich großen Respekt vor der Intelligenz und Resilienz, mit der unsere Vorfahren sich behauptet haben und keine siedlungsgeschichtlichen Funde und symbolsprachlichen Urkunden haben bis jetzt Rückschlüsse zugelassen, daß es frühzeitlich eine solche Blödheit gegeben haben könnte wie man sie heute angesichts der Klimakrise, der Endlichkeit fossiler Brennstoffe und der der Rationalität im Angesicht von Donald Trump erkennen muß und es trotzdem nicht tut. 

Vielleicht waren die Neandertaler die ersten Klimakleber. Meine Symphatie haben sie auf jeden Fall. 

 

Sisyphos3

Es ist seltsam, wie viele Leute glauben, daß sie an der Spitze der Zeit und der Geschichte und somit an der Spitze einer Entwicklung stehen und alles davor war bestenfalls schlicht oder bemitleidenswert. 

 

dann lesen sie doch die Kommentare zu bald jedem Thema hier

die Mehrzahl glaubt doch die absolute Wahrheit zu kennen maßen sich gar an anderen vorschreiben zu müssen was für sie gut und richtig zu sein hat

Vielleicht waren die Neandertaler die ersten Klimakleber. .... vielleicht !

vielleicht hatten die aber auch ganz andere Sorgen

 

 

KowaIski

vor wenigen Jahrzehnten noch hielt man den Neandertaler für nen primitiven "Affen

Man? Wer ist man? 

Sisyphos3

Man? Wer ist man? 

 

die wissenschaaftliche Fachwelt

wer sonst legt den Maßstab fest gestern heute 

Anderes1961

Es ist faszinierend zu beobachten, welche enormen Fortschritte die Paläoanthropologie in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht hat. Mittlerweile ist der Neandertaler ganz weit weg vom tumben, Keulen schwingenden Halbaffen, als den ich ihn Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts im Geschichtsunterricht noch kennengelernt habe.

Wir wissen, er war mindestens genauso intelligent wie wir, er konnte sprechen (mit hoher Fistelstimme, wie man inzwischen weiß), kannte Kunst und war fast genauso wie Homo sapiens sapiens.

Voller Erfurcht habe ich mir vor zwei Jahren im Bonner Landesmuseum das Skelett des ersten Neandertalerfundes angesehen und seine Gesichtsrekonstruktion angeschaut, die seit den ersten Versuchen auch enorme Fortschritte gemacht hat. Der Neandertaler sah auch fast genauso aus wie wir, in einer Fußgängerzone heutzutage würde er nicht auffallen.

Schade eigentlich, daß er ausstarb; was er wiederum eigentlich nicht tat, denn er lebt weiter in unseren Genen. 

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Sisyphos3

zwischen 3 .... 5 % der Gene eines Europäers sind die des Neandertalers

und dann gibt es ja noch den Homo denisova 

scheinbar haben wir viele Vorfahren

Anderes1961

Ja stimmt fast. Und wem haben wir das Wissen zu verdanken? Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Daß es den Denisova-Menschen gab, wissen wir aus dem Bruchstück eines winzigen Knochens eines kleinen Fingers. Also eigentlich aus fast gar nichts. Das Verfahren der Genuntersuchungen, daß Svante Pääbo entwickelt hatte, ermöglichte es erst daraus DNA zu gewinnen und festzustellen, es gab noch mehr Menschenarten, außer Homo sapiens sapiens, die in etwa zeitgleich existierten. Homo sapiens neandertalensis, Denisova hominins (er ist kein Vorfahre des homo sapiens sapiens, aber genetisch sehr eng mit uns verwandt) und Homo floresiensis (scherzhaft Hobbit genannt, wegen der geringen Körpergröße). 

Ich bin ein großer Fan von der Arbeit Svante Pääbo sund habe mich sehr gefreut, daß er den Medizin-Nobelpreis bekommen hat für seine Arbeit, die ja nicht nur für die Paläoanthropologie von enormer Bedeutung ist. 

Sisyphos3

also mir ein Rätsel was so ein kleiner Fingerknochen  alles verrät den man im Altai Gebirge fand!

ebenso wie man Rückschlüsse hat bezüglich Felsmalereien, Tote bestatten und so also  das sich Gedankenmachen über die Endlichkeit des eigenen Seins und was vielleicht danach ist wenn der (vermutlich) Grabbeigaben mitkriegte

Anderes1961

Ja, das ist wirklich erstaunlich und es jagt mir ehrlich gesagt einen wohligen Schauer über den Rücken. Ein winziges Stück Knochen stellt die Geschichte auf den Kopf. Und es ist immer wieder faszinierend, welche Erkenntnisse wir gewinnen aus diesen Hinterlassenschaften. Das ist spannender als die Geschichten von Sherlock Holmes, dessen Herangehensweise an die Lösung eines Falls tatsächlich vergleichbar ist mit den Methoden, wie die Wissenschaftler heutzutage vorgehen. Insofern war Sir Arthur Conan Doyle eigentlich ein Visionär. 

Ich darf vermuten, daß Sie die Dokumentation über die Entdeckungen in der Denisova-Höhle und die anschließenden Untersuchungen und all die anderen Dokus auch gesehen haben? Ein wirklich faszinierendes Thema. Ich beschäftige mich immer wieder gerne damit. 

Anna-Elisabeth

Sorry, ich habe Ihre Kommentare zu spät gelesen, andernfalls hätte ich mir meinen von eben gespart.

Anderes1961

Und ich bin froh, daß Sie meinen Kommentar erst jetzt gelesen haben und sich den Ihren nicht erspart haben, wie Sie inzwischen wohl auch schon gelesen haben. :-) Nochmal Danke für den wundervollen Satz. 

rolato

scheinbar haben wir viele Vorfahren

Ja so ist es. Der Homo denisova ist eng mit dem Neandertaler verwandt. Der Neandertaler, also der Homo neanderthalensis und der Homo Sapiens haben als gemeinsamen Vorfahren den Homo Erectus.

Sisyphos3

jeden Tag ne neue Erkenntnis

so würde ich das vorsichtshalber formulieren

und der Neandertaler scheint sich ja in Europa entwickelt zu haben der Homo sapien sapien in Afrika da bekannterweise Afrikaner keine DNA vom Neandertaler in ihrem Genom haben

rolato

Richtig, der Neandertaler hat sich parallel zum Homo sapiens entwickelt.

Sisyphos3

wollen wir es mal vorsichtiger formuliernen

nach dem Stand der heutigen Wissenschaft scheint es so zu sein

:-)

rolato

Richtig. Wissenschaftliche Erkenntnisse stehen immer auf dem Prüfstand. Irrtümer, neue Erkenntnisse, eigene kritische Betrachtungen und Hinterfragungen machen eben erst die Wissenschaft zu dem was sie ist.

Sisyphos3

eben

und der Neandertaler wurde eben in einer Zeit gefunden da hatten die Menschen ein etwas anderes Weltbild von sich den Überlegenen und dem Rest der Welt

gut dass das heute ganz anders ist ?

gelassenbleiben

vielleicht ist der Neandertaler auch lediglich in H.sapiens mit aufgegangen und somit nicht in dem Sinne ausgestorben

rolato

Als Art schon ausgestorben würde ich meinen, seine Gene oder ein Teil davon schlummern wohl in dem modernen Homo sapiens

Keveslegeti

Als Art schon ausgestorben würde ich meinen

Die Art homo sapiens ist nicht ausgestorben. 

gelassenbleiben

Neandertaler hatten wohl vorallen Genvarianten entwickelt , die mit den lokalen Krankheitserregern besser klar kamen. Da Homo sapiens sapiens sich wohl frei mit Homo sapiens neanderthalensis paaren konnte, gehörten erstens  beide der selben Art an und zweitens die Nachkommen haben insbesondere Gene des Immunsystems übernommen

rolato

Da Homo sapiens sapiens sich wohl frei mit Homo sapiens neanderthalensis paaren konnte,......

Paaren, da denkt man gleich an Tiere. Fortpflanzung wohl zutreffender?-:)

gelassenbleiben

wie auch immer, der Mensch lebt wohl gerne paarweise 

Sisyphos3

üblicherweise !

auch in Konstellationen wo es mit der Fortpflanzung eher nicht funktioniert

Sisyphos3

das mit der paarung ....

Esel und Pferd können sich auch paaren, heisst dann Maultier oder Maulesel bloß mit deren Fortpflanzung klappts üblicherweise nicht

Homo sapiens und Neandertaler haben unterschiedliche Gene was das Immunsystem betrifft was sich überaus positiv auswirkt das wirkt dadurch effizienter

und wenn sie schreiben :"die mit den lokalen Krankheitserregern besser klar kamen." müssten die ja besser Überlebenschancen gehabt haben

gelassenbleiben

Esel und Pferd können sich auch paaren, heisst dann Maultier oder Maulesel bloß mit deren Fortpflanzung klappts üblicherweise nicht

Deswegen sind es auch zwei unterschiedliche Spezies. Da Sie aber Neandertaler Gene geerbt haben, gehörte der Neandertaler zu unserer Spezies 

gelassenbleiben

letzlich kommen die Vorfahren aller Menschen aus Afrika

Account gelöscht

Mich beunruhigt das mit dem Mehrkomponentenkleber, zeigt sich doch, dass die Neandertaler keine tumben Toren waren. 

Warum sind sie dann ausgestorben? Vor 40 Jahren war in den Medien ihre urgeschichtliche Welt ja auch immer eine ungeschickliche Welt und  so erklärte man sich halt ihr Ende: leider zu unfit, um zu überleben, im Gegensatz zum schlauen Menschen. 

Diese Vorurteile sind nun widerlegt. Die Neandertaler waren ziemlich pfiffig. Aber das Rätsel wird doch dadurch nur größer: warum starben sie aus? 

Wie gesagt. Mich beunruhigt das eher...

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Anderes1961

Warum Sie ausstarben, daran beißt man sich bis heute die Zähne aus. Sicher ist nur, er wurde nicht durch das Auftauchen von Homo sapiens sapiens ausgerottet, was man ja an unseren Genen auch erkennen kann. 1-4 % Neandertalergene sind in unserem Erbmaterial enthalten und insgesamt exististieren noch 75 % des Neandertaler-Genmaterials.

Die zur Zeit beste Erklärung für sein Aussterben ist, daß der Neandertaler im Gegensatz zum Homo sapiens sapiens in kleinen Gruppen - meistens nur eine Familie - lebte, die großen Abstand zur nächsten Gruppe hatten. Der Mensch hingegen lebte in größeren Sippenverbänden und war weltweit über Handelsbeziehungen auch schon in der frühen Steinzeit vernetzt (Werkzeugaustausch), was dem Homo sapiens sapiens einen genetischen Vorteil verschaffte. Sein Genmaterial war durch die weltweite Vernetzung umfangreicher als das des Neandertalers. 

nie wieder spd

Wenn man davon ausgeht, dass unsere Vorfahren immer nur in recht überschaubaren Mengen von Afrika in die Restwelt eingewandert sind, ist der Genpool immer sehr begrenzt gewesen. Dadurch lässt sich auch erklären, dass jeder Mensch mit jedem anderen Menschen genetisch enger verwandt ist, als es ein Schimpansen mit einem anderen Schimpansen derselben Schimpansenfamilie ist. Wir modernen Menschen sind lediglich das Ergebnis mehrerer 10.000 Jahre Inzucht. Aber Inzucht ist ja immer die Voraussetzung für einen neuen Zweig einer Art.

Anderes1961

Naja, Inzucht ist nicht so ganz richtig. Europa ist, was den Genpool betrifft, der Schmelztiegel. Hier haben sich alle vermischt. Die heutigen Europäer haben drei Abstammungslinien. Das ist von Inzucht ziemlich weit entfernt. Außerdem ergaben sich durch die weltweite Verbreitung des Menschens auch immer wieder zufällige Mutationen und vermischten sich anschließend wieder.

Die genetischen Untersuchungen über die Abstammung des Menschen haben ja quasi gerade erst begonnen. Erst seit Svante Pääbo ist es überhaupt möglich, so alte DNA zu untersuchen. Das ging vorher gar nicht. Deswegen werden wir sicher in den nächsten Jahren noch mit einigen Erkenntnissen überrascht werden, da bin ich mir sicher.

Sisyphos3

dass jeder Mensch mit jedem anderen Menschen genetisch enger verwandt ist, als es ein Schimpansen mit einem anderen Schimpansen derselben Schimpansenfamilie ist.

 

also ich war ganz fasziniert als ich das dass erste mal hörte

Lichtinsdunkle

Eine Möglichkeit wären die Heinrich-Ereignisse von H0 bis H4, wahrscheinlich zusätzlich noch gepaart mit der Hybridisierung, aber auch Konflikten mit Homo Sapiens, Denisova Hominin und anderen über die Millenia. 

Anderes1961

Die Konflikt-These ist vom Tisch. Das war ja Jahrzehntelang Stand der Forschung. Aber dank der heutigen Möglichkeiten von DNA-Untersuchungen ist diese These widerlegt.

Auch die Heinrich-Ereignisse als Erklärungsansatz sind nicht sehr wahrscheinlich, da der Neandertaler sich ebenso gut wie der Homo sapiens sapiens sich an klimatische Veränderungen anpassen konnte. 

Lichtinsdunkle

 

Vom Tisch ist keine der Thesen. Was die Datenlage hergibt, sind eine Reihe verschiedener Ansätze. Wenn Sie unter Konflikt-These die gewaltsame "systematische" Auslöschung oder Verdrängung verstehen, gebe ich Ihnen Recht. Konflikte zwischen beiden aber kategorisch auszuschließen, halte ich für falsch. Und da wir momentan von kleineren Gemeinschaften der Neanderthaler ausgehen, die gegenüber größeren der modernen Menschen standen, liegt die Annahme nahe, während der drastischen klimatischen Veränderungen der Heinrich-Ereignisse würden kleinere, schwächere Großwildjägergemeinschaften von den besser organisierten, zahlreicheren Menschen nach und nach angegriffen und aufgerieben. 

 

 

Anderes1961

Doch. Diese beiden Thesen sind definitiv vom Tisch. Auch wenn beide Erklärungsansätze lange Zeit Stand der Wissenschaft waren. Beide Thesen sind widerlegt. Und Nein, ich habe unter Konflikt-These nicht verstanden, daß sich Homo sapiens sapiens und neandertalensis nie geprügelt haben. Anzunehmen, daß es solche Konflikte nicht gegeben hätte, wäre absurd. Mit Konflikt-These ist gemeint, daß der Neandertaler durch die Konkurrenz von Homo sapiens sapiens quasi ausgerottet wurde. Und das ist widerlegt. Ebenso wie das Aussterben durch klimatische Veränderungen, denn das ist durch die Fundlage ebenso wenig noch haltbar und daher widerlegt.

Man muß andere Ansätze zur Erklärung finden und da ist derzeitiger Stand, daß die Lebensweise eine Rolle spielt. Ob sich das als richtig erweist, wird man in der Zukunft sehen. Aber vielleicht ergeben sich auch komplett neue Ansätze, wer weiß. 

Lichtinsdunkle

"Ebenso wie das Aussterben durch klimatische Veränderungen, denn das ist durch die Fundlage ebenso wenig noch haltbar und daher widerlegt."

Ich glaube nicht, dass die Quartäre Aussterbewelle keinerlei Auswirkungen bei den menschlichen Populationen gehabt hat, die Gründe die Wellen sind Teil einer anderen Debatte. Beschränken wir uns nicht nur auf die "Fundlage" sondern werden interdisziplinär, ergibt sich ein Bild von Korrelationen, die freilich nicht Kausalität bedeuten, jedoch in Anbetracht der beispielsweise genannten Heinrich-Ereignisse nicht einfach so "widerlegbar" sind. Diese verschiedenen Thesen sollten nicht separat betrachtet werden.


 

Anderes1961

Bei Forschungen über die Abstammung des Menschen können Sie die Fundlage nicht einfach ignorieren und mit interdisziplinär kommen und dann eine These aufrecht erhalten wollen, die der Fundlage völlig widerspricht.

Und es gibt kaum ein Forschungsgebiet, daß so dermaßen interdisziplinär arbeitet wie die heutige Archäologie im allgemeinen und die Paläoanthropologie im besonderen. Das geht gar nicht anders.

Hat aber alles nix zu tun mit Korrelationen und Kausalitäten. Selbstverständlich kann ich das auseinander halten.

Und die Heinrich-Ereignisse als These für das Aussterben der Neandertaler ist tatsächlich praktisch widerlegt. Aber fragen Sie mich jetzt nicht nach den Details, warum das so ist. Es gibt gute Gründe das anzunehmen, die ich aber leider nicht mehr im Kopf habe und selbst erst wieder recherchieren müsste, aber das können Sie glaube ich selbst besser.

Wie gesagt, ich denke auch nicht, daß es eine monokausale Ursache war. Aber bis heute haben nix besseres als Erklärung. 

schabernack

➢  Warum sind sie dann ausgestorben?

Am meisten wahrscheinlich wegen der Kombination aus zwei Faktoren.

Es gab nur wenige Neandertaler in kleinen Gruppen. Zum Erhalt von genetischer Gesundheit mussten die Gruppen andere Gruppen finden zur Fortpflanzung. Schwierig bei wenigen und großen Entfernungen.

Neandertaler aßen fast nur Fleisch. Nüsse, Beeren & Co. aßen sie kaum (man sagt, nur zu 10% der Kalorienzufuhr). 5.000 bis 6.000 Kalorien pro Tag soll der erwachsene Neandertaler verfuttert haben. Homo sapiens war deutlich mehr flexibel bei der Nahrungswahl, und brauchte weniger Kalorien.

Ging es den Jagdtieren der Neandertaler nicht gut wegen Umweltveränderungen, hatte das große Auswirkungen mit Nöten, sich ausreichend Kalorien zu beschaffen.

Es hätte damals schon Delivery Hero von Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer geben müssen mit Bisonkeule und Mammutsteak XXXL.

Anderes1961

Daß sich der  Neandertaler nur von Fleisch ernährte war jahrelang "state of the art" stimmt aber nicht, wie man inzwischen aus Zahnstein-Untersuchungen weiß. Sie haben sich zu großen Teilen von kohlehydratreichen Pflanzen ernährt. 

schabernack

➢  Sie haben sich zu großen Teilen von kohlehydratreichen Pflanzen ernährt.

In der Winterzeit war pflanzliche Nahrung für alle Menschen der damaligen Zeit in Europa kaum bis gar nicht möglich.

Lichtinsdunkle

"Doch. pflanzliche Ernährung war sehr wohl möglich, da Europa nicht komplett vom Eis bedeckt war, sondern im Süden eisfrei. Ungefähr ein Fünftel der gesamten Nahrung bestand aus Pflanzen."

 


schabernack 18:49 Uhr:

"In der Winterzeit war pflanzliche Nahrung für alle Menschen der damaligen Zeit in Europa kaum bis gar nicht möglich."

Ich glaube nicht, dass damit die Eiszeit an sich gemeint ist.  Eisfrei bedeutet nicht Winter in Südeuropa wie heute. 

Anderes1961

Aber Eisfrei bedeutet, daß eine pflanzliche Ernährung erstens möglich war, und zweitens auch nachgewiesen ist, wie Sie dem von mir verlinkten Artikel entnehmen können.

Im Artikel steht auch, daß manche schon sagten, Der Neandertaler wäre zum größten Teil Vegetarier gewesen. Das stimmt so natürlich nicht. Bei einem Anteil von 20 Prozent Pflanzen an der Ernährung kann man nicht von größtenteils vegetarisch reden. Das wäre Unfug.

Ich bin mal gespannt, ob ich die entgültige Auflösung des Rätsels noch erleben werde. Solange, bis jemand die These entweder widerlegt, oder eine bessere hat, paßt imho die These von der Lebensweise zur Zeit am besten zu Fundlage und Erkenntnissen, die als gesichert gelten. Aber ich denke, daß das Aussterben auch nicht monokausal war, sondern daß mehrere Faktoren zusammenkamen. 

Lichtinsdunkle

"Aber Eisfrei bedeutet, daß eine pflanzliche Ernährung erstens möglich war, und zweitens auch nachgewiesen ist"

Das bestreitet keiner.

Lichtinsdunkle

"Aber ich denke, daß das Aussterben auch nicht monokausal war, sondern daß mehrere Faktoren zusammenkamen. "

Absolut.

Sisyphos3

wenn man akzeptiert dass ein Neandertaler 8.000 kcal zum Überleben brauchte

ist das mit pflanzlicher Nahrung eher schwierig

Mauersegler

Ein Elefant schafft ungefähr 50.000 kcal täglich nur mit pflanzlicher Nahrung.

Sisyphos3

stimmt !

und das Mamut starb aus vielleicht weil er zu viel Zeit beim Fressen verbrachte ??

schabernack

➢ und das Mamut starb aus vielleicht weil er zu viel Zeit beim Fressen verbrachte ??

Das Mammut starb aus, weil die Steppenlandschaft der Eiszeit verschwand. Zu wenig Zeit zum Fressen ohne Steppengras. Und zu warm für das viele lange zottelige Fell. Hitzschlag - tot umgefallen.

Lichtinsdunkle

Nein. Unzählige im Permafrost gefundene Mammuts haben noch frische Nahrung in ihren Mäulern, sowie Mägen, haben keinerlei Mangelerscheinung und müssen somit ein anderes, abrupteres Schicksal gefunden haben. Was das nun verursacht haben kann, darüber scheiden sich die Geister, doch es ändert nichts an den Gegebenheiten.