Ihre Meinung zu Hausärzte bei Lauterbach: Doktor in Not - Heilung beim Minister?
Zu viel Bürokratie, keine gerechte Bezahlung - dagegen haben die Hausärztinnen und Hausärzte zuletzt immer wieder protestiert. Heute sind sie zum Krisengespräch bei Gesundheitsminister Lauterbach. Von N. Bader und V. Wolfskämpf.
Ich habe viele Jahre eine eigene Praxis geführt.
Die Bürokratie in Deutschland ist nicht mehr normal.
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Seit vielen Jahren wird von politischer Seite von Bürokratieabbau gesprochen. (Heizungsgesetz, Lieferkettengesetz usw. usf.)
PS. Ein Bekannter meines Mannes hat auch eine Praxis und stöhnt ebenfalls über die zunehmende Bürokratie.
"Die Bürokratie in Deutschland ist nicht mehr normal. " Wohl wahr. Aber das ist die eine Seite der Realität. Die andere ist der laissez-faire Staat. ( Aktuellstes Beispiel: Argentinien )
Ich wage nicht zu behaupten, das Letzteres erstrebenswerter wäre. Was natürlich nichts ändert, das bei uns die Bürokratie droht, ihre kinder zu fressen.
Es gibt ja nicht nur Extreme. Extreme sind generell zu vermeiden. Also kein Ausufern der Bürokratie, noch ein Abschaffen sämtlicher Regelungen.
Aber nicht-radikale Positionen sind derzeit nur wenig en vogue. Maßhalten und Abwägen sind kaum vermittelbar.
Ich in für Bürokratieabbau und Vereinfachung der Regeln, nicht jedoch für die totale Abschaffung von Regeln. Es muss für alle brauchbar funktional sein. Im Moment sind wir etwas disbalanciert auf der Bürokratieseite (nicht nur in der Medizin - fast überall).
Dann bitte hier einige Beispiele welche Bürokratie bei den Hausärzten ersatzlos gestrichen werden muss.
z.B: den Lügenbogen, den meine Hausärztin alle 3 Monate ausfüllen muss, damit sie weiterhin in den Genuss der Zulage kommt in meinem Fall.
Übrigens mein Herzinfarkt war 2005. Wenn ich denn mal - irgendwann im nächsten Jahrzehnt - endlich Zugriff auf meine Digitalakte bekomme, kann ich's ja ganz in Ruhe korrigieren, also wahrscheinlich erst unter der Grasnarbe ;-)
Meine Hausärztin hatte in den letzten 10 Jahren eine Gemeinschaftspraxis aufgebaut ... in diesem Jahr gibt sie ihre eigenen Patienten (das betrifft z.B. meine Frau und mich) an ihre Praxis-Kollegen ab ... und widmet sich ausschließlich der immer mehr ausufernden Bürokratie mit den KK!
Der Hautarzt meiner Frau hat seine Praxis zum Jahreswechsel geschlossen - selbst in einer Großstadt wie Berlin wird sie es sehr schwer haben überhaupt in einen anderen Hautarzt zu finden ... eben weil man kein Privat-Patient ist.
Kaum ein Facharzt nimmt überhaupt noch neue Patienten an ... einen Augenarzt bekommt man nur noch entweder zu einer aktuten Not-Sprechstunde oder über privates "Vitamin B".
Das gesamte System wird seit 2 Jahrzehnten systematisch "gegen den Baum" gefahren und steht praktisch unmittelbar vor einem ersten ernsten Kollaps!
Es geht hier konkret um die Bedingungen der Praxisführung. Die Bürokratie in Deutschland zu kritisieren, ist ziellos, pauschalisierend und nicht mehr als ein billiger Reflex.
Aber das scheint bei einer bestimmten Gruppierung gerade sehr en vogue zu sein: bei allen konkreten Fragen, Herausforderungen und Streitpunkten immer gleich das große Ganze in Frage stellen.
Wem nutzt es? Sicher nicht denjenigen, die hart an Lösungen arbeiten - eher denen, die das ganze System in Frage stellen wollen und ganz andere Fernziele verfolgen.
Stimmt.
Ärzte sehen mich eher selten. Dennoch habe ich bisher immer den Eindruck gehabt, dass viel Bürpkratie der Absicherung der Ärzte hinsichtlich von Schadenersatzforderungen gilt. Und dann kommt noch hinzu, dass zusätzliche Behandlungsmethoden auch zusätzliche Bürokratie bringen. Als es MRT noch nicht gab, da musste dazu auch nichts geregelt werden. Bis hin zur Aufbewahrung der Unterlagen. Welche Bürokratie ist denn ausschließlich staatsindiziert ?
Welche "Schadenersatzforderungen"?
Es dürfte in unserem Land kaum eine Berufsgruppe geben, die nicht berechtigt auch über stetig zunehmende Bürokratie klagen kann. Ebenso hören wir seit Jahrzehnten, dass die Politik ab genau jetzt etwas gegen die ausufernde Bürokratie unternehmen wird. Mir fällt da gerade ein ehemaliger bay. Ministerpräsident ein, der sich sogar darauf spezialisiert hatte, das von Brüssel aus für ganz Europa zu bewerkstelligen.
Keine allgemeine Politikerschelte, ich wüsste auch nicht, wie so etwas wirklich zu erreichen wäre.
.. und wer da selber keine konkreten Ideen hat, wo da wie ein ausgewogenes Maß zwischen angemessener Regelung von gesellschaftlichen Interessen durch die Verwaltungen und Streichung unangemessener Bürokratie umzusetzen ist, kann auch begründet skeptisch sein, dass Politik so etwas bewerkstelligen kann, obwohl sie es ständig verspricht.