Zehntausende Armenier auf der Flucht aus Bergkarabach - im Grenzort Goris bekommen sie erste Unterstützung. Sie sind gezeichnet von der überstürzten und mühseligen Fahrt. Nun muss eine langfristige Lösung für sie gefunden werden. Von Silvia Stöber.
Es sollte auch dem letzten Euphemisten gesagt sein: Wir erleben gerade die widerwärtige Vertreibung einer ganzen - in diesem Fall armenischen - Bevölkerung aus ihrer Heimat durch den strategischen Partner unserer wertebasierten westlichen Gemeinschaft! Von der Bundesregierung und ihrem auswärtigen Amt mit seiner vermeindlich so begabten Grünen Ministerin Bärbock habe ich nichts als Achselzucken und Sprechblasen erwartet. Spätestens seit ihrem Schweigen beim Angriff auf die eigenen Wirtschaftsinteressen in Form von Nordstream. Ich bin nicht mehr zu desillusionieren. Alles seither vorhersehbar - ist aber ja ganz sicher eine Minderheitenmeinung in Deutschland - oder?
Natürlich ist das Einzelschicksal immer beachtlich.
Die Menschen verlieren fast alles und ihre Angst vor Repressalien ist durchaus realistisch.
Aber, von der Dimension her, wäre es die Umsiedlung einer Stadt wie Pforzheim (128.000 Einwohner).
Wer will kann etwas spenden und unsere Regierung könnte auch einen finanziellen Beitrag zur Unterstützung leisten.
Da ist Frau Baerbocks Moral doch ganz plötzlich verstorben - sozusagen ein westliches Massensterben der Moral.
Aber. Hat da jemals jemand dran geglaubt?
Ich nicht.
Jetzt ist wenigstens kräftige Unterstützung Armeniens bei der Versorgung der Vertribenen angesagt.
Russland versagt auf ganzer Linie.
Einmal mehr zeigt sich auch hier, das der Kreml nur seine Kolonien und sein Großreich im Auge hat, aber nicht ernsthaft Verträge einhält.
Armenien ist Mitglied des OVKS, dem russischen Gegenstück zur NATO, und löste den Bündnisfall aus. Das einzige, was Russland tat, waren eine handvoll Beobachter zu schicken. Armenien hat den Nachteil, geografisch abgelegen zu sein. Will es jetzt nicht komplett von Türken und Aserbaidschanern vernichtet werden, bleibt Armenien jetzt nicht mehr viel, als sich komplett dem Russlands Diktatur anzuschließen.
Ja, den Armeniern erging es in ihrer Geschichte öfters sehr schlecht. Im 1. Weltkrieg durch das Osmanische Reich. Wie auch jetzt wieder. Da ist Aserbaidschan mit seinem Bündnis mit der Türkei. Und auch aus Europa kommt nichts zu den Vertreibungen. Da zählt wohl eher der Gasdeal vom letzten Jahr (die Kommissionspräsidentin zu Besuch in Baku).
Russland - wie in einigen Beiträgen hier geschehen - eine Mitschuld an den aktuellen Kriegsverbrechen (ethnische Säuberung/Vertreibung der angestammten Bevölkerung) der Aserbeidschanischen Armee zu geben, halte ich für geschichtsvergessen und falsch - wenn nicht sogar perfide! Tatsächlich hat die russische Regierung mit ihren Friedenstruppen jahrelang für wenigstens eine gewisse Stabilität sorgen können. Letztlich immer neue und technologisch hochwertige (Drohnen!) Aufrüstung Aserbeidschans durch die Türkei (Unserem NATO-Partner!) und die gleichzeitige Schwächung der russischen Position durch den Ukrainekrieg brachten die Lage aus dem Gleichgewicht. Wer sich einmal das Video der Zerstörung der Luftverteidigung Bergkarabachs anschaut, der erkennt unschwer den verheerenden Einschlag eines großkalibrigen Marschflugkörpers. Ich wüsste nicht, dass Aserb. die selbst zusammenschraubt. Zahlreiche russische Soldaten der Friedenstruppe verloren wärend der Mission ihr Leben. Dies zu bedenken!
Die feministische wertebasierte Außenpolitik wird durch Öl und Gas überschwemmt.
Ist schon komisch, diesmal wird Putin dafür gerügt das er nicht millitärisch in diesen Konflikt einbegriffen hat und damit einen weiteren blutigen Krieg mit tausenden Toten verhindert hat. Wisst Ihr eigentlich noch was wollt oder geht's nur ums Putin Basching. Übrigens die im Artikel genannten Herren in blau/roten Westen die da helfen sind russische Soldaten. Was dort passiert und die Reaktion des Westens und vieler User hier im Forum zeigt deutlich die Doppelmoral die hier herrscht.
Die Lieferung türkischer DRohren, mit deutscher Zieloptik, (vom feinsten) hat diesen Konflikt entschieden. Erinnert mich an den Ukrainekonflikt. Schön Optik, Vogelperspektive bevor die gegnerische Stellung zerstört wird. Die Qualität, die Distanz, kein Toder, kein Blut, ästethisch.
Militärisch gesehen kein endloser Konflikt wie in Afghanistan Syrien oder dem Irak , das Kampfgeschehen ist überschichtlich, die Völkerrechtslage liegt wohl eindeutig . Etwas über 100.000 Einwohner stehen vor der Umsiedlung in diesem Falle wohl nach Armenien oder verbleib.
Um das mal ganz deutlich festzustellen:
Es handelt sich hier um eine ethnische Säuberung.
Wo bleiben die Sanktionen gegen Aserbaidschan? Oder ist es wieder was anderes?
"Noch nicht verifiziert sind Berichte über Gräueltaten gegen armenische Soldaten und mögliche Kriegsverbrechen gegen Zivilisten. "
->
Die Gräueltat an Anush Apetyan:
Entführt von aserbaidschanischen Soldaten in der Nähe von Dschermuk (international anerkanntes armrnisches Territorium), vergewaltigt und erschossen worden, danach 2 Finger abgeschnitten und in dem Mund gesteckt sowie die Augen ausgestochen.
Verifiziert,da ein Video von Aserbaidschanern online gestellt wurde
Ich erlaube ich mir die Polemik, den Beifall Erdogans hinzuzufuegen: «Die ganze Welt sollte wissen, dass wir auf der Seite unseres aserbaidschanischen Brudervolks stehen» (Recep Tayyip Erdogan vor der Nationalversammlung in Ankara.) Das war ungefaer zu dieser Zeit.
"Erzwungene Flucht aus seiner Heimat" - Welch ein Euphemismus für Vertreibung und ethnische Säuberung!
Frau Stöber konnte da an anderer Stelle ganz anders austeilen. Nein! Jeder Absatz dieses Artikels wäre korrekt mit dem Begriff "(Vermutliche) Kriegsverbrechen" zu kennzeichnen. Warum hier so zimperlich? Weil der rosa Elefant (Türkei) im Raum steht? Weil seit Wochen bekannt wurde, wie gleichzeitig die USA-Administration die Armenische Regierung umgarnt und offenbar zum Stillhalten "überzeugt" hat?
Ich finde das sehr bitter. Erst in diesen Tagen hat Russland wieder 12 Tonnen Hilfsgüter nach Berg-Karabach geschickt.
Erewan hat die Provinz selbst nicht anerkannt und auch den Beistandsmechanismus nicht aktiviert.
Trotzdem wollen die Armenier jetzt sogar „aus Rache“ dem „Rom Statut“ (Gültigkeit des ICC) beitreten, was dann bedeuten würde das Putin bei einem Besuch bei den „Freunden“ die Verhaftung droht.
Was hätte Russland denn tun sollen?
Das sind zwar orthodoxe Glaubensbrüder aber auch der Islam gehört zu Russland (viel mehr als zu Deutschland übrigens).
Sie werfen in Ihren Kommentaren ja gerade mal wieder mit Begriffen wie "Blödsinn" und "völliger Unsinn" um sich.
Nun, einen größeren Blödsinn wie den von den "orthodoxen Glaubensbrüdern" kann man kaum zum Besten geben. Die Armenier waren schon 650 Jahre lang Christen, bevor sich der erste Herrscher der Kiewer Rus taufen ließ. Die beiden Kirchen haben bis heute so viel miteinander zu tun wie Russland mit einem mildtätigen Lieferanten von Hilfsgütern.
Minderheiten müssen auch irgendwann mal einsehen, dass nicht alle so nachsichtig sind, wie wir. Eigentlich ist es völlig egal, wer da in wessen Land wohnt. Aber keiner will nachgeben. Also wird sich gekloppt. Muss ich nicht verstehen. Ebensowenig muss ich verstehen, warum man als Minderheit dort bleiben muss, wo man offensichtlich nicht erwünscht ist. Ich würde auch nicht verstehen, warum Deutschland Österreicher im Kleinwalsertal drangsalieren müsste. Wäre genau das gleiche.
Vertragt euch.
Moment mal. War da nicht was?
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"Gas aus Aserbaidschan: So viel liefert das Land der EU – und so viel soll noch kommen"
"Von der Leyen bezeichnete das Land als "wichtigen Energiepartner", der "schon immer verlässlich" gewesen sei..."
"Ein Deal, der schon damals umstritten war. Denn Aserbaidschan steht wegen Bürger- und Menschenrechtsverletzungen sowie mangelnder Pressefreiheit in der Kritik."
https://www.stern.de/politik/ausland/umstrittenes-gasabkommen-mit-aserb…
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Jetzt sehen wir also eine völkerrechtswidrige Vertreibung eines Teils der Bevölkerung eines Landes und dieser wird einmal wieder kaum Bedeutung beigemessen. Es wird noch nicht einmal das Wort "Vertreibung" benutzt.
Wir sollten auch die Spieler im Hintergrund nicht unbenannt lassen. Armenien wurde durch Russland unterstützt, Aserbaidschan durch die Türkei und zwar beide massiv. Russland kann und will nicht mehr...
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Was für eine verdrehte Welt:
Die EU schottet sich weiter ab, winkt unterstützt von deutschem Kanzlerdonnerwetter den menschenunwürdigen Unsinn von Lagern auch für Frauen und Kinder durch.
MP Söder bezeugt seinen Integrationsunwillen, Merz verunglimpft Geflüchtete.
Und aus Lernajin Gharabagh (Bergkarabach) fliehen mehr als 85.000 Menschen, die zu den weltweit etwa 120.000.000 Menschen hinzukommen, die vertrieben werden oder fliehen von Krieg, Verfolgung, Gewalt, Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Davon kommen lediglich im einstelligen Prozentbereich (!) Geflüchtete bis nach Europa. Aber hier fallen immer mehr auf das Rechtspopulisten-Gerede von "Boot ist voll" herein oder reden in beschämender sachlich falscher Hetze von "Zähne machen lassen".
Wo sind wir in Deutschland und der EU moralisch gelandet?
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Sowjetunion war ein Friedensprojekt. In der Union haben weder Russen und Ukrainer noch Aserbaidschaner und Armenier aufeinander geschossen. Leider hat Gorbatschow und Kollegen das Friedensprojekt zerstöhrt anstatt es zu erweitern und mit dem Westen zu verschmelzen. Sehr traurig, für Sowjetische Bürger, die damals unter Versorgungsengpässen, wegen zerschnittenen Wertschöpfungsketten, litten und für Bürger der Ex-Sowjetrepubliken, die sich gegenseitig bekämpfen - anstatt sich zu spezialisieren, Hand in Hand zu arbeiten und Synergieeffekte auszunutzen.
Strategisch läuft es für Putin eher „besch…“ . Historisch war Russland eher Schutzmacht für die Armenier.
Von der Vertreibung geht das Signal aus, seht her! Russland ist dermaßen durch den Ukraine-Krieg überfordert, dass es seine Macht an seiner Südflanke nicht mehr projizieren kann!
Das könnte das Aufbruchssignal für einige der „stans“ sein, alte Rechnungen gegen Russland oder russische Minderheiten zu begleichen.
3 Antworten einblenden 3 Antworten ausblenden
Ja, Putin beschleunigt den Zerfall der Reste des russischen Großreiches mit seiner Politik, die ja eigentlich das Ziel hat, dasselbe wieder zu errichten, und stärkt die NATO, der er eine neue Legitimation für ihre Existenz sowie neue Mitglieder verschafft.
Was für eine desaströse Bilanz.
Das ist doch völliger Unsinn und eine Verkennung der Lage.
Können Sie sich erinnern wie Putin neulich in Dagestan von der Bevölkerung begeistert empfangen wurde? Und dabei war das ein ehemaliger Unruheherd.
War das so wie früher in der DDR am Tag der Republik?