Menschen jubeln nach dem Putsch in Gabun in den Straßen von Libreville

Ihre Meinung zu Nach Militärputsch in Gabun: "Die Armee hat unser Land befreit"

Wieder hat das Militär in einem afrikanischen Staat die Macht übernommen. Doch in Gabun feiert die Bevölkerung den Staatsstreich als Befreiung von einem Autokraten, dem seit vielen Jahren die Unterstützung fehlt. Von Antje Diekhans.

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123 Kommentare

Kommentare

Parsec

"Der Export von Gas, Erdöl und anderen Bodenschätzen machte die Familie reich. Große Teile der Bevölkerung lebten dagegen in Armut"

Und solange derartige Verhältnisse in einem Land herrschen, wird es immer eine unzufriedene Bevölkerung.

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Deeskalator

Es führt nie zu etwas Gutem wenn einzelne zu viel Macht besitzen.

wie kann es denn bitte sein, dass ausgerechnet der Kontinent mit den reichsten Bodenschätzen im Schnitt der ärmste ist?

Wie immer eine Mischung aus Ausbeutung und Machtmissbrauch.

gelassenbleiben

Wie immer eine Mischung aus Ausbeutung und Machtmissbrauch.

offensichtlich orchestriert vom ehemaligen Kolonialherren

helmut-wk

> wie kann es denn bitte sein, dass ausgerechnet der Kontinent
> mit den reichsten Bodenschätzen im Schnitt der ärmste ist?

Das kommt von all den Mächten, die solche Bodenschätze gerne billig bekommen wollen. Und einen Diktator oder Warlord zu schmieren ist nun mal billiger als faire Preise zu bezahlen.

Möbius

Ja, gibt es also gute Putsche und schlechte Putsche ? 

Klärungsbedarf

"Ja, gibt es also gute Putsche und schlechte Putsche ? "

Aber sicher doch. Natürlich nicht in Demokratien. Aber wenn sich das Militär gegen Diktatoren wendet - wir denken da an den leider zu geringen Anteil der Wehrmacht gegen das Nazi-Regime - und wenn dann zügig der Weg zur Demokratie beschritten wird, dann ist es ein guter Putsch. Aber vielleicht gehören Sie ja zu denen, die einen Stauffenberg für einen Verräter halten.

 

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Stauffenberg war jahrelang Teil des Nazi-Regimes. Erst als er das negative Ende ahnte, ist er zum Attentäter geworden.

Klärungsbedarf

Stauffenberg hatte sicher eine nicht unproblematische Vita. Das ändert doch aber nichts daran, dass der Putschversuch gegen das Hitler-Regime positiv zu beurteilen ist.

Olivia59

Formell ist Gabun genauso eine Demokratie wie der Niger und in den meisten Demokratie-Indizes rangieren beide etwa gleichauf. Das Sie dem user gleich mit Hitler und Stauffenberg kommen zeigt einfach die völlige Masslosigkeit und Willkür in der Beurteilung. Das wir uns überhaupt anmassen per Ferndiagnose Demokratie und Putschlizenzen zu verteilen hat schon was.

teachers voice

Ich kann Ihnen da nicht folgen! Es ist doch absolut unstrittig, dass eine "formale" Demokratie noch lange keine wirkliche Demokratie ist. Sie erwähnen ja selbst diesen wertvollen "Demokratieindex", der genau diese Bandbreite deutlich macht.

Und "Stauffenberg" wurde nur erwähnt, weil ein anderer Forist ganz offensichtlich sarkastisch fragte, ob es auch "gute" Putsche gäbe. 

Und nein, das können wir  jetzt noch nicht abschließend beurteilen.  Aber wir können das Unsrige dazu tun, damit es ein "guter" Putsch wird. Und dabei natürlich versuchen, aus "unseren" Fehlern in der Vergangenheit zu lernen. 

Mit "Anmaßung" hat das aber dann wirklich gar nichts zu tun! Denn für "Gleichgültigkeit" werden Sie doch auch plädieren wollen.  

Klärungsbedarf

Wenn man einen Würfel formell zur Kugel erklärt, dann bleibt es doch immer noch ein Würfel. "Der Niger"  ist übrigens weder Demokratie, noch Diktatur, sondern ein Fluss. Das Land heißt Niger oder Republik Niger. Mein Kommentar bezog sich auf die Frage, ob es auch gute Putsche gibt. Dass ein Hinweis auf das Hitlerattentat derart heftige Reaktionen bei Ihnen auslöst, spricht für sich.

NeNeNe

Wie es scheint, ist der Putsch für die deutsche Regierung in Gabun eine gute Revolte. Für Frankreich ein schlechter Aufstand putschender Offiziere gegen eine diktatorische Regierung, die von der einstigen Kolonialmacht unterstützt wurde.  

fathaland slim

Hat sich die deutsche Regierung denn zum Putsch in Gabun geäußert?

proehi

„…Wie es scheint, ist der Putsch für die deutsche Regierung in Gabun eine gute Revolte. Für Frankreich ein schlechter Aufstand putschender Offiziere gegen eine diktatorische Regierung, die von der einstigen Kolonialmacht unterstützt wurde.“

+

Mir ist nicht ganz klar geworden, was Ihnen da scheint. 

Mauersegler

Ihre Frage kommt mir recht scheinheilig vor.  Sie haben Ihre Antwort doch längst gegeben: Maidan = schlechter Putsch, Niger = guter Putsch. 

Parsec

"...gibt es also gute Putsche und schlechte Putsche ? "

Das war nicht meine Aussage. Gabun wurde zu lange diktatorisch geführt.

Der Führungsclan des Landes hat sich auf Kosten der Bevölkerung milliardenschwer bereichert

Kinderarbeit, Zensur in der Presse, Menschenhandel.

Die Reichtümer des Landes hat sich der Bongo-Clan eingesackt.

Ob es mit dem Cousin an der Militärspitze besser wird? Er hätte die Aufgabe, das Land durch demokratische Wahlen zu stärken. 

derkleineBürger

"Die frühere Kolonialmacht Frankreich verurteilte den Putsch. Sie hatte einst dem Vater Ali Bongos ins Amt verholfen und lange Zeit schützend ihre Hand über die Familie gehalten"

 

->

Ja,wirklich unverschämt von denen.

Da baut sich Frankreich eine Ansprechpartner-Familie dort auf, verschafft ihr Macht und Reichtum, um Land und Leute auch nach Aufgabe des Kolonialmachtslstatus auszuplündern und dann kommt da irgendwann jemand auf die Idee die Diktatorfamilie aus dem Amt zu fegen. Wirklich unerhört.

Sieht man denn da so als ausgebeutete Bevölkerung unter einem Diktator wie sehr Frankreich,wie sehr Europa, sich für Demokratie im Allgemeinen auch dort und für das Wohl der dortigen Bevölkerung all die Jahrzehnte - wie in anderen afrikanischen Ländern - eingesetzt hat ? Nein ? Komisch...könnte es an den dort herrschenden Realitäten liegen ?

 

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Möbius

Der Mann war ja kein Diktator. Man hat alles ganz demokratisch aussehen lassen. Es gab „freie Wahlen“ ..

Kommt Ihnen nicht in den Sinn angesichts dessen das Demokratieverständnis von Paris zu hinterfragen? 

ich1961

////Der Mann war ja kein Diktator. Man hat alles ganz demokratisch aussehen lassen. Es gab „freie Wahlen“ .////

Und das ist in dem von Ihnen favorisierten Land nicht so?

////Kommt Ihnen nicht in den Sinn angesichts dessen das Demokratieverständnis von Paris zu hinterfragen? ////

Das wäre für Sie und "Ihr" Land auch eine gute Idee.

Sie sollten Sie mal die rosarote Brille absetzen.

 

gelassenbleiben

bei dem Verhältnis von Paris zu seinen ehemaligen Kolonien kann man die Frage nach Demokratie und Unterstützung der selben stellen, bei Russland und china ist die antwort bekannt

Olivia59

Die Antwort ist für Frankreich absolut bekannt. Sofern die Unterstützung von Demorkatie zur geschäftsschädigenden Angelegenheit wird weil man auf einmal echte Preise für seine Ressourcen verlangt hört der Spass auf.

Klärungsbedarf

Der Mann war genau so Diktator, wie Putin, Lukaschenko und ähnliche Figuren welche sind. Daran ändert auch nichts, wenn man seltsame Veranstaltungen "Wahlen" nennt.

Möbius

Lukaschenko ist ein Diktator. Das Putin einer wäre wurde in Deutschland erst seit Beginn der russischen Militärintervention im Nachbarland behauptet. 

Mauersegler

"Das Putin einer wäre wurde in Deutschland erst seit Beginn der russischen Militärintervention im Nachbarland behauptet." 

Nun, der Mann hat sein dahingehendes Entwicklungspotenzial in den letzten Jahren eben hundertprozentig ausgeschöpft. 

Es heißt übrigens "Dass" und es heißt "Krieg". 

melancholeriker

Eine wenig verblüffend richtige Einschätzung. Und dankenswerterweise deutlich tendenziös und in Ihrer Beschreibung 1:1 anwendbar auf das, was in Mali, Zentralafrikanische Republik, Sudan, Libyen und Burkina Faso geschehen ist dank Putin/Prigoschin. 

Wäre Ihnen sicher bald aufgefallen. Bitte, gern geschehen. 

Die Hoffnung, daß sich die Machtaneigner in Gabun nicht den russischen Seelenverkäufern verschreiben, scheint gegeben zu sein und ein Cousin Bongos ist nicht automatisch korrupt. 

derkleineBürger

"Und dankenswerterweise deutlich tendenziös"

->

Schon mal mit Bürgern aus französischen Exkolonien in Afrika unterhalten ? 

Nein? Könnte bei Ihnen Weltbilder über "die Wohltaten der großartigen Europäer dort vor Ort" zum Einsturz bringen.

Die Stimmung dort ist aktuell großartig. Jeder Umsturz wird mit Jubel begleitet.

Jeder Tritt gegen das Schienbein Frankreichs gefeiert.

Und nur allein,dass es "uns Europäern missfällt", reicht so vielen in mehreren afrikanischen Ländern als Grund aus mit Russland Kooperationen anzustreben. 

So sehr haben wir es uns mit denen durch UNSER Handeln mit denen verscherzt.

Und selbstverständlich lässt sich Russland nicht zweimal drum bitten uns Europäer dort hinauszubefördern.

 

 

fathaland slim

Könnte bei Ihnen Weltbilder über "die Wohltaten der großartigen Europäer dort vor Ort" zum Einsturz bringen.

Die Tatsache, daß Sie dem geschätzten Mitforisten "melancholeriker" solcherart Weltbilder unterstellen, zeigt mir ganz deutlich, daß Sie sich mit dem Mitforisten überhaupt nicht auseinandersetzen, sondern einfach nur wild um sich schlagen.

Einen intelligenteren, sensibleren, nachdenklicheren und antikolonialistischeren Mitforisten als "melancholeriker" werden Sie hier im Forum kaum finden. Mit Agitprop-Gedröhne machen Sie sich da nur lächerlich.

derkleineBürger

"Einen intelligenteren, sensibleren, nachdenklicheren und antikolonialistischeren Mitforisten als "melancholeriker" werden Sie hier im Forum kaum finden. Mit Agitprop-Gedröhne machen Sie sich da nur lächerlich."

->

Also wenn Sie hier schon als Minnesänger vom Ritter "melancholeriker" auflaufen, sollten Sie auch auf ein gewisses Versmaß einhalten.

fathaland slim

Ihre Vorstellungswelt scheint im Feudalismus gefangen zu sein. Das erklärt vieles.

fathaland slim

Und selbstverständlich lässt sich Russland nicht zweimal drum bitten uns Europäer dort hinauszubefördern.

Uns Europäer? Sie identifizieren sich mit der französischen Kolonialmacht?

Das ist ja interessant.

Abgesehen davon ist Russland ein europäisches Land. Zumindest lebt der ganz überwiegende Teil der Russen im europäischen Teil Russlands. Europäer befördern also Europäer hinaus. 

derkleineBürger

"Uns Europäer? Sie identifizieren sich mit der französischen Kolonialmacht?

Das ist ja interessant."

->

Sie wollen behaupten Nicht-Europäer zu sein,der in einem außereuropäischen Land lebt ? 

Das ist ja interessant

 

"Abgesehen davon ist Russland ein europäisches Land"

->

Liegt zum Teil auf dem europäischen Kontinent - allerdings außerhalb von jenem Europa,dass EU-Politiker meinen,wenn die von Europa sprechen oder afrikanische Politiker und Medien.

Neue Informationen für Sie ?

Kaneel

"Schon mal mit Bürgern aus französischen Exkolonien in Afrika unterhalten ? Nein? Könnte bei Ihnen Weltbilder über "die Wohltaten der großartigen Europäer dort vor Ort" zum Einsturz bringen."

Der Forist @melancholeriker ist mit einer Senegalesin verheiratet. Meinen Sie nicht, dass er wesentlich näher an den Befindlichkeiten dieser Menschen dran ist als Sie oder ich?

Desweiteren gehe ich davon aus, dass Sie bei Ihrer berechtigten Kritik an der Übervorteilung und Ausbeutung durch ein französisches Unternehmens beim Abbau von Uran, nicht gleichzeitig den ach so günstigen und sauberen Atomstrom in Frankreich gegenüber den erneuerbaren Energien beim Thema Energieversorgung und -sicherheit als vorbildhaft zeichnen.

Tarek94

"Sieht man denn da so als ausgebeutete Bevölkerung unter einem Diktator wie sehr Frankreich,wie sehr Europa, sich für Demokratie im Allgemeinen auch dort und[...]"

Wieso "Europa"? Sind Ihrer Meinung nach z.B. Bulgarien, Ungarn, Luxemburg oder Malta für die Afrika-Politik Frankreichs verantwortlich?

derkleineBürger

Es zählt die Meinung der Betroffenen, die unter dieser Politik leiden. Und deren Meinung ist: JA.

Warum ? Weil keiner von "den weißen Europäern" sich aktiv gegen die Handlungen Frankreichs stellt - durch Reden im EU-Parlament, öffentlichem Anprangern,Sanktionen,etc.

Aus Sicht der Opfer stecken "wir alle" unter einer Decke und stützen uns gegenseitig bei Missetaten und Verbrechen jeglicher Art.

Wenn nicht als Tatausübende,dann als Tatbeteiligte durch Duldung/Unterlassung von Hilfe - zumal diese Staaten ja  von der französischen Afrika-Politik profitieren.

Sei es als Nettoempfänger,als Profiteur der französischen Machtprojektion,die unweigerlich von Frankreich auf NATO und EU strahlt oder indem Firmen und Einzelpersonen in den jeweiligen Staaten finanziell potente französische Geschäftspartner haben,die in Afrika Land und Leute ausbeuten

Tino Winkler

Eine Regierung ist doch nicht verantwortlich wenn Menschen straffällig werden.

Sie sehen doch was in Putins Russland passiert.

Sisyphos3

 es scheint ja "gute" und "schlechte" Militärputsche zu geben

wobei auch im Niger sprangen Demonstranten rum die "glücklich" wirkten

wenn man das immer so genau wüsste als Außenstehender 

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MehrheitsBürger

 

"wenn man das immer so genau wüsste als Außenstehender "

Das können Sie nicht wissen.

Aber Sie können es daran ablesen, ob die neuen Machthaber schnell Neuwahlen zulassen, bei dem die gesamte Wahlbevölkerung und nicht nur rumspringende Demonstranten glücklich sind.

 

Möbius

Der Niger ist für den Westen strategisch wichtig. Auch im Niger hat die Putschregierung breite Unterstützung in der Bevölkerung und die Rückkehr zur Demokratie innerhalb von drei Jahren angekündigt. 

 

Ich vermute das es dem Westen weniger um Demokratie als vielmehr um die Wiederherstellung der vorherigen Verhältnisse geht. Das hat man auch in Nigeria verstanden. 

MehrheitsBürger

 

"Auch im Niger hat die Putschregierung breite Unterstützung in der Bevölkerung" 

Das können Sie nicht wissen sondern nur anti-westlich neigungsgesteuert hebei interpretieren.

 

"und die Rückkehr zur Demokratie innerhalb von drei Jahren angekündigt. "

Eine so lange Übergangsfrist ist gleichbedeutdend mit St. Nimmerleinstag und dem Willen, die Macht auf Dauer zu ursupieren. Da sind keine "Volksbefreier" am Werk sondern rivalisierende Eliten. Ginge es der um Demokratie könnte ohne Probleme innerhalb von einem halben Jahr gewählt werden.

 

"Ich vermute das es dem Westen weniger um Demokratie als vielmehr um die Wiederherstellung der vorherigen Verhältnisse geht."

Auch kein Fakt sondern nur neigungsgesteuerte Möbius-Behauptung.

 

saschamaus75

>> Eine so lange Übergangsfrist ist gleichbedeutdend mit St. Nimmerleinstag

 

Auch kein Fakt, sondern nur neigungsgesteuerte MehrheitsBürger-Behauptung. -.-

 

melancholeriker

'Niger', um das es hier nicht geht, ist vor allem für Russland wichtig und die Vormachtstellung im Hinblick auf neue, alte Abhängigkeiten vom Uran. Das Wissen Sie doch aus erster Hand. 

teachers voice

Ich vermute das es dem Westen weniger um Demokratie als vielmehr um die Wiederherstellung der vorherigen Verhältnisse geht. Das hat man auch in Nigeria verstanden.

Ich vermute mal, Sie meinen „Niger“ und ich vermute mal, dass Sie vermuten, Niemandem auf der Welt ginge es um „Demokratie“.

Zum Glück geht es bei der Demokratie aber nicht um „Vermutungen“, sondern um „Wahlen“.  Die einem natürlich umso weniger bedeuten, je mehr man „vermutet“,  dass es in denen wiederum „weniger“ um Demokratie ginge.

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. 

Klar ist zum Thema Gabun, dass man eine Demokratie nicht durch die Einsetzung und Protegierung einer Herrscherfamilie schaffen kann.  Ein Armutszeugnis hier insbesondere für Frankreich, dem ich mehr politischen Weitblick wünsche.

Klar ist aber auch,  dass sich Militärs gerne Unterstützung von Militärs holen. Und da stehen die multipolaren Länder sicher schon im Namen der „Emanzipation vom postkolonialen Westen“ bereit.

teachers voice

Sie müssen das gar nicht „wissen“ als „Außenstehender“ und das es „gute“ und „schlechte“ Putsche gib, ist doch wirklich eine Binsenweisheit. Denken Sie nur mal an „unsere“ Geschichte des 20. Juli 1944.

Jetzt geht es darum,  das unsere dazu beizutragen, dass man später von einem „guten“ Putsch reden kann. 

Optimistisch stimmt die geschilderte Stimmung im Land, speziell unter den Jüngeren.  Die wollen nämlich eindeutig Entwicklung und Mitbestimmung - wie schlicht überall auf der Welt. Und die ersten Töne der jetzt bestimmenden Militärs lassen hier erhoffen, dass sich tatsächlich hier etwas verbessern könnte. 

Pessimistisch stimmt mich das parallele Veto Russlands gegen die Sanktionen gegen die malische Herrscherclique. Damit bestätigt sich erneut, dass man hier unter „multipolarer Weltordnung“ vor allem die Entmachtung der UN und die Legitimierung von Gewaltregimen versteht. 

marvin

Ich habe mir kürzlich nochmal Aya Velazquez Doku über die Psy-Op vom "Sturm auf die Reichstagstreppe" angesehen. Die Leute wirkten auch alle glücklich.

marvin

Bevor das wieder jemand falsch versteht: Ich meinte natürlich nur die Deppen, die mitgemacht haben und die Reichstagstreppe hoch sind. Euphorie kann durchaus auch ein Zeichen davon sein, dass man absolut nicht versteht, was wirklich vor sich geht.

gelassenbleiben

„Die frühere Kolonialmacht Frankreich verurteilte den Putsch. Sie hatte einst dem Vater Ali Bongos ins Amt verholfen und lange Zeit schützend ihre Hand über die Familie gehalten. In den vergangenen Jahren hatte es schon in anderen ehemals französischen Kolonien, zuletzt in Niger, Umstürze gegeben.“

Europa mit Frankreich voran sollten mal ihre kolonialzeit und postkolonialzeit aufarbeiten

Uns Europa kann dann versuchen auf Augenhöhe und nicht von oben herab in Afrika neue Partnerschaften aufzubauen

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Möbius

Uns Europa kann dann versuchen auf Augenhöhe und nicht von oben herab in Afrika neue Partnerschaften aufzubauen.“

 

Und Sie glauben das Frankreich das will? Das mit „auf Augenhöhe“ ist doch nur eine leere Floskel. Das weiß man in Afrika, deshalb durfte auf dem BRICS Gipfel (54 afrikanische Staaten waren eingeladen) zwar der UN Generalsekretär sprechen, aber nicht Macron. 

gelassenbleiben

ja aber heutige Kolonialisten wie Putin sind auch keine Lösung. Ich sehe mehr lernbereitschaft in den westlichen Demokratien

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Lernbereitschaft in den westlichen Demokratien?

Die sehe ich nicht! Dazu verhält sich gerade der Westen immer noch zu "oberlehrerhaft". Nach dem Motto "Und bist du nicht willig,...",  wird mit Sanktionen und militärischen Maßnahmen reagiert.

gelassenbleiben

die freie demokratische Gesellschaft ist per Definition eher letnfähig, da Diskussionen über Veränderungen überhaupt zugelassen werden im Unterschied zu Diktaturen

Nettie

"Die Armee hat unser Land befreit"

Von der Herrschaft der Familie Bongo hat sie das die wegen der in großer Armut lebenden großen Teile der Bevölkerung tatsächlich. Es steht bei Militärs aber erfahrungsgemäß zu befürchten, dass es auch denen in  Gabun nicht um sie, sondern nur um Macht über sie geht, und das wie bei dem Bongo-Clan auf ihre Kosten.

Dass sie also nur ein Übel gegen ein anderes - womöglich noch weit größeres - ‚ersetzt‘ bekommen haben.

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MehrheitsBürger

Elitentausch - vom Regen in die Traufe 

"Dass sie also nur ein Übel gegen ein anderes - womöglich noch weit größeres - ‚ersetzt‘ bekommen haben."

Das ist die Gefahr. Es wird sich daran ablesen lassen, wie schnell die neuen Machthaber bereit sind die Macht an eine demokratisch neugewählte Regierung abzugeben. 

 

helmut-wk

Allerdings: Auch nicht wirklich demokratische Machthaber können die Gunst der Stunde nutzen, um sich schnell demokratisch legitimieren zu lassen, so nach dem Motto: One man, one vote, one time.

Mauersegler

Zumal, wenn man hört, dass der ausgeguckte neue Regierungschef auch nur ein Cousin des bisherigen ist und bis jetzt Chef der Präsidentengarde. 

MehrheitsBürger

Eine Volksrevolution oder ein Eliten-Putsch ?

Wenn das ganze Volk hinter dieser Absetzung des Präsidenten Bongo steht, dann dürfte es für die neuen Machthaber kein Problem sein, innerhalb der verfassungsmäßigen Ordnung die Wähler rasch zu den Urnen zu rufen und über eine neue Regierung abstimmen zu lassen.

Wenn es sich aber nur um den Putsch einer zum Bongo-Clan rivalisieren Elite handelt, dann wird der Übergang zur Demokratie nur versprochen und auf die lange Bank geschoben, bis sie selbst alle Schaltstellen der Macht besetzt hat.

 

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Deeskalator

Da die Menschen dort schon genug gelitten haben hoffe ich auf die Demokratische variante...

Aber wenn man sich die Welt anschaut, befürchte ich, dass Ihre Theorie mit dem rivalisierendem Clan realistischer ist.

Charles v. Rinnbach

"Wechsel nach mehr als 55 Jahren.

Insgesamt mehr als 55 Jahre hatte der Bongo-Clan regiert. Ali Bongo folgte auf seinen Vater."

"Neuer Präsident soll jetzt offenbar der bisherige Chef der Republikanischen Garde werden, Brice Oligui Nguema - Berichten zufolge ein Cousin Ali Bongos."

"Vorherrschaft der Familie Bongo scheint gebrochen"

Wie bitte, neuer Präsident ist der Cousin vom alten Präsidenten? Es bleibt also wieder alles in der Familie!

Ich halte die Überschriften von Diekhanses Beitrag für sehr irreführend.

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helmut-wk

Wie bitte, neuer Präsident ist der Cousin vom alten Präsidenten? Es bleibt also wieder alles in der Familie!

Gut beobachtet!

ich1961

////Ich halte die Überschriften von Diekhanses Beitrag für sehr irreführend.////

Warum? Das ist ein Zitat eines Bürgers.

****"Der 30. August ist jetzt unser Unabhängigkeitstag", meint ein junger Mann in der Menge. "Die Armee hat unser Land befreit." ****

 

Charles v. Rinnbach

Ich antworte Ihnen gerne.

Die von mir zitierten Überschriften (mehrere), und genau diese und nicht andere sind auch gemeint, sind diejenigen die Frau Diekhans selbst gewählt hat, und diese halte ich für irreführend. 

Das von Ihnen aufgeführte Zitat habe ich nicht verwandt, und auch nicht als irreführend getadelt.

Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben.

sosprach

Wieder ein "Rohstofflieferant" der sein Glück mit neuen Partnern sucht. Ob nun die neuen Machthaber das Volk mehr an den Reichtümer beteiligt? Die Abkehr von ehemaligen Kolionalherren ist verständlich. Für uns die wenig Rohstoffe besitzen wird die Luft dünn. Vielleicht wir auf mittlerer Sicht die Fluchtbewegung damit gebremst.

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MehrheitsBürger

Wieder ein "Rohstofflieferant" der sein Glück mit neuen Partnern sucht.

Der Hauptabnehmer für die Exporte aus Gabun ist China mit 63 % Anteil, gefolgt von Singapur. Sie meinen, die neuen Machthaber wollen das ändern ? (s. unten)

 

"Die Abkehr von ehemaligen Kolionalherren ist verständlich"

Die wurde im Rahmen der Beendigung des Kolonialstatus 1960 vollzogen.

 

"Für uns die wenig Rohstoffe besitzen wird die Luft dünn."

"Wir" importieren keine Luft aus Gabun, sondern einige wenige Güter.

 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/949331/umfrage/wichtigst…

Miauzi

Es stellt sich NICHT die Frage wer die Rohstoffe kauft - sondern wer sie abbaut und mit dem Verkauf das große Geld verdient!

Und das sind in der Regel die französischen Konzerne - die nahezu niichts für die Förder-Lizenzen zahlen - keine Ausfuhr-Steuern und natürlich auch keinerlei Umwelt-Standards erfüllen ... also den stahlenden Dreck der Uran-Förderung in die Natur- und Umwelt kippen.

fathaland slim

Natürlich kauft auch der französische Konzern, es ist nur einer, das Uran, welches er abbaut. Mit der Abbaugenehmigung wurden wurden ihm ja nicht gleichzeitig die Eigentumsrechte übertragen. Er zahlt allerdings nur etwa ein Drittel des Weltmarktpreises. Kernenergie muss in Frankreich ja billig sein. Und wird trotzdem noch gewaltig subventioniert.

gelassenbleiben

tendenziell verstehen Sie das Problem und die Lösung wohl, wir müssen fair mit dem globalen Süden Handel treiben und uns nicht postkolonial alles unter den Nagel reissen, dann verringern sich auch die Fluchtursachen. 

ich1961

////Für uns die wenig Rohstoffe besitzen wird die Luft dünn.////

Warum? Das Land wird auch weiterhin seine Rohstoffe verkaufen müssen.

////Vielleicht wir auf mittlerer Sicht die Fluchtbewegung damit gebremst.////

Das ist für manche hier wohl das wichtigste?

 

Sokrates

Es ist ja nichts neues, daß sich viele Machthaber in den Problemländern Afrikas am Land selber und dessen Volk berreichert. Es ist auch dann nichts neues wenn dann letztendlich das Militär eingreift um was zu ändern zu wollen. Es stellt sich aber immer wieder die Frage, ändert sich tatsächlich was für das Volk mit dem Militär? Ich vermute kaum etwas.

helmut-wk

Na ja, wenn eine Familie entmachtet wird, die über 50 Jahre regiert hat (zwar mit demokratischer Fassade, aber nicht wirklich demokratisch), dann freuen sich die Menschen. Und wenn Frankreich, dass das bisherige Regime gestützt hat, protestiert, wird das nur noch mehr dazu beitragen, Frankreich oder gar den Westen insgesamt ablehnen. 

Unter den Putschisten sind sicher auch Leute, die einen demokratischen Rechtsstaat wieder herstellen wollen. Nur das war sviw in Chile 1973 auch so - aber durchgesetzt haben sich dann diejenigen, die lieber eine Militärdiktatur wollten. Wie das in Gabun wird bleibt abzuwarten. Russland oder China, die sich sicher als Verbündete anbieten werden, werden wohl kaum die eher demokratischen Kräfte in der neuen Regierung unterstützen …

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nie wieder spd

 „Nur das war sviw in Chile 1973 auch so - aber durchgesetzt haben sich dann diejenigen, die lieber eine Militärdiktatur wollten.“

Eben. Und das waren die USA.

gelassenbleiben

in chile hatte das Militär unterstützt vom Westen gegen eine demokratische Regierung geputscht und erst eine Diktatur eingeführt 

Möbius

„Unter den Putschisten sind sicher auch Leute, die einen demokratischen Rechtsstaat wieder herstellen wollen. Nur das war sviw in Chile 1973 auch so - aber durchgesetzt haben sich dann diejenigen, die lieber eine Militärdiktatur wollten.“

 

 

Schreiben Sie sich den (übrigens durch die CIA orchestrierten) Putsch in Chile gegen die demokratisch gewählte Regierung Allende hier nicht schön? In den ersten Tagen und Wochen brachten die Putschisten etwa 3.000 Menschen um … Deutschland stand übrigens auf der Seite Pinochets. 

fathaland slim

Schreiben Sie sich den (übrigens durch die CIA orchestrierten) Putsch in Chile gegen die demokratisch gewählte Regierung Allende hier nicht schön? In den ersten Tagen und Wochen brachten die Putschisten etwa 3.000 Menschen um … Deutschland stand übrigens auf der Seite Pinochets.

1973 regierte Willy Brandt. Der stand ganz gewiss nicht auf der Seite Pinochets.

Mauersegler

"Unter den Putschisten sind sicher auch Leute, die einen demokratischen Rechtsstaat wieder herstellen wollen."

Ich bin da überhaupt nicht sicher, denn ich kenne keinen dieser Leute.

"Nur das war sviw in Chile 1973 auch so - aber durchgesetzt haben sich dann diejenigen, die lieber eine Militärdiktatur wollten."

Durchgesetzt haben dieses repressive und verbrecherische Regime damals bekanntlich die USA.

fathaland slim

Unter den Putschisten sind sicher auch Leute, die einen demokratischen Rechtsstaat wieder herstellen wollen. Nur das war sviw in Chile 1973 auch so - aber durchgesetzt haben sich dann diejenigen, die lieber eine Militärdiktatur wollten.

Das Wort "sviw" kenne ich nicht. Ich übersetze es mal mit "wohl".

Chile war ein demokratischer Rechtsstaat mit einer demokratisch gewählten Regierung. Wie kommen Sie da auf die Idee, daß unter den Putschisten Leute waren, die den demokratischen Rechtsstaat wieder herstellen wollten?

Wolf1905

Das ist ein großes Problem, wenn wie jetzt in Afrika Dynastien, die von den einstigen Kolonialmächten (v. a. Frankreich und England; geringer Deutschland und Belgien) unterstützt wurden, militärisch gestürzt werden - der Einfluss von China und Russland ist dort groß, weil sie nur auf die Wirtschaftsbeziehungen schauen und dem Punkt „Demokratie“ keine Beachtung schenken (aus den Augen von China und Russland ja nachvollziehbar, weil es keine Demokratien sind und Demokratiebewegungen als Bedrohung ansehen). Auch mit der geplanten Erweiterung der BRICS Staaten (Aufnahme von diversen Ländern), die auch großen Einfluss in Afrika haben, wird es für den Westen immer schwerer, in Afrika Partnerländer zu haben - die orientieren sich derzeit um!

Beispiel Südafrika: Mandela war Mitglied im ANC, der für die Gleichberechtigung der Schwarzen in Südafrika eintrat, gegen die weiße Herrschaft; unterstützt wurde der ANC von Russland, nicht vom Westen - kein Wunder, wie sich Südafrika derzeit positioniert.