Abitur-Zeugnis aus Bayern

Ihre Meinung zu Legasthenie: Bundesverfassungsgericht verhandelt zu Zeugnisvermerken

"Rechtschreibleistungen wurden aufgrund Legasthenie nicht bewertet" - ob dieser Vermerk im Abiturzeugnis rechtens ist, soll nun das Bundesverfassungsgericht prüfen. Die Kläger fürchten Nachteile bei Bewerbungen. Von Gigi Deppe.

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94 Kommentare

Kommentare

Nettie

Persönliche Nachteile (auch bzw. vielmehr vermeintliche) 'Nachteile', auf die jemand keinen Einfluss hat, dürfen ihm grundsätzlich auch nicht zum Nachteil gereichen. Und umgekehrt niemandem zum Vorteil. Jedenfalls nicht unter Menschen.

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hesta15

Wenn man Legasthenie hat kann man halt gewisse Berufe nicht ausüben.

Nettie

Aber andere, nicht weniger wichtige.

mispel

Das ändert ja nichts an der Korrektheit der Aussage. Wenn ich, warum auch immer, schlecht Lesen und Schreiben kann, dann bin ich für bestimmte Berufe untauglich. Menschen mit Rot-Grün-Blindheit können ja auch nicht alle Berufe ausüben.

Nettie

Es geht hier nicht um die "Korrektheit der Aussage", sondern um ihre Auswirkung.

mispel

Aber auch die Auswirkungen sind doch korrekt. Jemand mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche hat sicher Schwierigkeiten Anderen Lesen und Schreiben beizubringen. Und ein Rot-Grün-Blinder hat sicher Schwierigkeiten als Maler. Kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Aber die Benachteiligung ist nun mal genauso real wie die Anforderungen, die ein Beruf stellt.

De Paelzer

Ist man schlecht in Mathe kriegt man eine schlecht Note. Bei Legasthenie gibt es keine schlecht Note. Einen Vermerk finde ich schon in Ordnung. Ein Betrieb sollte vor einer Einstellung schon wissen wo er dran ist. 

Bei der heutigen Technik dürfte es in vielen Unternehmen kein Problem sein. Wie ist das mit Analphabeten?

Dürfen die auch nicht benachteiligt werden? Können auch nicht überall arbeiten.

Sisyphos3

also sie meinen, ein Blinder, weil er ja nix dafür kann,

 sollte eine Chance auch als Maler bekommen ?

CommanderData

Immer diese Extrem-Beispiele. Glauben Sie wirklich, dass ein Rot-Grün-Blinder oder ganz Blinder Maler/Anstreicher werden will? Oder Deutschlehrer? Sorry, aber diese Menschen sind nicht blöd und suchen sich garantiert kein Betätigungsfeld aus, auf dem sie sich mit ihrer ungeliebten Schwäche herumschlagen müssen. 

Sisyphos3

was soll so ne Diskussion ?

Das weiß doch ich nicht was Einer will

es geht rein darum was in ein Zeugnis reingeschrieben werden darf

damit es aussagefähig ist

sonst kann ich es lassen

so meine Meinung

 

püppie

Ist doch irrelevant. Leistung an sich ist im Bund nicht mal vergleichbar dank unseres Schulsystems auf Länderbasis. Dann brauchs auch keinen abwertenden Hinweis wegen einer Lese-Rechtschreibschwäche.

Und wenn jemand sagen will: das ist aber wichtig für externe Korrespondenz... dann lade ich gerne dazu ein mal zu lesen was studierte Menschen heutzutage so schreiben.

Weg mit dem Stigma!

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Miauzi

Kann ich sehr gut nachvollziehen - auch wenn meine eigene "Fehlleistungen" in Sachen Rechtschreibung bei weitem nicht so weit reicht.

Als ich vor 20 Jahren noch Erwachsene in 9 Monate langen "Kursen" auf Ing.-Ebene weiter qualifizierte - wurde ich mal zum Schulleiter gerufen. Dort sass ein älterer Herr mit seiner Ehefrau. Der wollte in meinen TGA-Ing.-Kurs - fachlich konnte er sehr leicht von mir gestellte Fach-Fragen beantworten.

Nun kommt aber der "Knall": Weil er faktisch gar nicht schreiben konnte - wollte er das seine Ehefrau mit am Unterricht teilnahm ... um den Unterrichtsstoff aufzuschreiben!

Ja - er war Ing. mit gültigen Abschluss-Zeugnissen - ja er stand "voll im Stoff" - viel besser als andere Kursteilnehmer bei mir.

Aber auf Grund der enormen Verdichtung in den täglichen 8 Unterrichtsstunden war auch sein gehirn damit überfordert sich alles merken zu können ... ohne schriftliche Aufzeichnungen.

Ich habe befürwortet ihn für den nächsten Kurs zu nehmen ... das A-Amt hat verweigert

rolato

Nun kommt aber der "Knall": Weil er faktisch gar nicht schreiben konnte

Wie kam er dann vorher so weit bis er den Kurs begann? Er hatte doch bestimmt einen schulischen und beruflichen Abschluss.

schabernack

➢ Wie kam er dann vorher so weit bis er den Kurs begann? Er hatte doch bestimmt einen schulischen und beruflichen Abschluss.

Man kann so weit kommen, wenn Legastheniker andere für sich schreiben lassen, die schreiben können. Die Diplomarbeit für den Ingenieur können Ingenieursanwärter diktieren, und wer anderes schreibt das Diktierte auf. Eine mündliche Prüfung nach der Diplomarbeit kommt sowieso, und dabei kann niemand Wissen vortäuschen, das nicht vorhanden ist.

Die beste Freundin meiner Freundin ist Logopädin. Sie hat in ihrer Praxis viel mehr mit Menschen (Kindern) mit Lese- und Rechtschreibschwäche zu tun als mit Legastheniker. Aber auch die kommen auf der Suche nach Hilfe zu ihr.

Sie rät grundsätzlich immer zu offensivem Umgang mit der Schwäche. Es gibt Hilfeangebote, die Wichtiges für Legastheniker schreiben können. Offizielles und so was. Legasthenie wird von vielen wegen Unwissen in die Nähe von Dummheit gerückt. Ist es nicht. Ein großes Handicap in der Schriftsprache.

rolato

Mir liegt es fern zu diskriminieren, sondern wie konnte er die schulischen Abschlüsse vor dem Studium bewältigen wenn jemand gar oder fast nicht schreiben kann?  Ich kann mir nicht vorstellen das über Jahre irgend jemand für ihn mitgeschrieben hat. Oder verstehe ich etwas falsch?

 

Miauzi

Ja - es haben andere für ihn mitgeschreiben - solche Menschen wie er sind keine Seltenheit...

...faktisch ist er "erweiterer" Analphabet mit Abitur UND Studien-Abschluss.

Die Fähigkeit dieser Leute sich Dingen "merken" zu können - ist oft phänomenal ... die sind wahre Künstler in Sachen Gedächtnis. Wenn ich nicht selbst so einen Fall persönlich erlebt hätte ... nun - bis dahin dachte ich dabei immer an Geschichten aus einer Fabel-Welt.

Leider hat das Amt mit mitgespielt oder der Schulleiter ... ich weiß es leider nicht mehr genau.

Aber an Motivation und Grundlagenwissen wäre er für meine Klasse ein absolutes Vorbild gewesen.

Gerade wegen der "Diskriminierung aus Unwissenheit" finde ich es richtig das diese Leute geklagt haben ... weil sich viele Menschen gar nicht imklaren sind - dass sie diskriminieren

Lesen und Schreiben mag der bevorzugte Weg zu sein um an Wissen zu gelangen - es gibt aber eben auch andere Wege!

rolato

Finde es erstaunlich und begrüßenswert!

Ishihori

Was ist daran abwertend? Wenn jemand seine Gedanken auch schriftlich nicht klar formulieren kann, dann beschäftige zumindest ich mich nicht weiter mit derartigem Geschreibsel. Ich möchte gar keine Zeit darauf verschwenden mich mit Interpretationen zu beschäftigen.

Beispiel: nachdem ein Kollege während der Mittagspause im Gespräch nebenbei bemerkte, daß er Legastheniker ist, habe ich meine Einstellung zu ihm geändert und seine eMails und anderen Schriftstücke aufgrund der fehlerhaften Rechtschreibung und besonders der sehr freien Zeichensetzung nicht mehr ignoriert, sondern wir haben mündlich besprochen, was er eigentlich mitteilen wollte. Ist zwar zeitaufwendiger, dafür aber zielführend. NIEMAND hat dem Kollegen wegen seiner Legasthenie einen Vorwurf gemacht. Es ist, wie es ist, und es müssen nur Wege gefunden werden damit umzugehen.

Kokolores2017

Vermutlich haben Sie Recht - denn im Internet schreiben ja sowieso 80 % der Poster, als ob sie von Legasthenie betroffen seien. 

Armagedon

Wenn in dem Feld „Deutsch“ eh nur ein Strich ist, dann kann sich doch jeder Personalverantwortliche etwas dabei denken. 

(Habe ehrlicherseits noch nie ein Zeugnis gesehen von einem der Legasthenie hat)

unbutu77

vereinfachung der rechtschreibung wäre schon mal ein riesenschritt um das stigma zu lösen.

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schabernack

➢ vereinfachung der rechtschreibung wäre schon mal ein riesenschritt um das stigma zu lösen.

Legasthenie ist eine Entwicklungsstörung bei Erkennen und Unterscheiden von Schriftzeichen. Im Deutschen die 26 Lateinischen Buchstaben + ä ö ü ß. Nicht immer, aber nicht selten in Kombination mit Erkennungsstörung von Zahlzeichen. Das vergeht nicht mit einer Vereinfachung der Rechtschreibung.

Lese- und Rechtschreibschwäche zeigt sich bei den Schwierigkeiten, ob man mehr oder Meer, Biene oder Maschine, vier oder ihr, du oder Kuh schreiben soll. Was sich in diesen vier Wortpaaren in der Aussprache nach der Länge vom Vokal nicht unterscheidet.

Legasthenie hat einen medizinischen Diagnoseschlüssel - F81.0 bis F81.3. Lese- und Rechtschreibschwäche ist nicht als Erkrankung definiert. Die Erkrankung Legasthenie ist unabhängig von den Schriftzeichen, und ist wenn, auch bei arabischen oder chinesischen Zeichen vorhanden.

Legastheniker sind nicht dumm, aber sie haben diese eine Erkrankung.

harry_up

Danke für Ihre umfassende und fundierte Erklärung.

morgentau19

Sie kennen sich auf diesem Gebiet aus....

Vielen Dank für ihre Erklärung und Kommentar!

Sch.Wuppe

Was, bitte verstehen Sie darunter?

Nur noch Kleinschreibung?

Keine Interpunktion?

Schreiben wie gesprochen?

Sie sollten sich glücklich schätzen, eine solch wunderbare Sprache wie die deutsche sprechen zu können!

Es gibt kaum eine genauere Sprache (auch wenn sie nicht ganz einfach zu erlernen ist, wenn Mensch kein Muttersprachler ist), so wurde mir schon von vielen meiner (woanders als in D geborener) Kollegen beschieden.

 

Bitte-nicht diese schöne Sprache noch mehr verunstalten als es so schon im Alltag geschieht!

PS: Hoffentlich hab ich jetzt alles richtig geschrieben... ;-)

harry_up

Wunderbar und alles korrekt!

Schließe mich widerspruchslos an.

Sch.Wuppe

Vielen herzlichen Dank!

Mauersegler

auch wenn sie nicht ganz einfach zu erlernen ist, wenn Mensch kein Muttersprachler ist

Auch für muttersprachliche Menschen nicht, wie wir nicht zuletzt in diesem Forum täglich erfahren. 

Dass Deutsch selbst von Muttersprachlern und -sprachlerinnen sehr fehlerhaft gesprochen wird, gilt sogar als Kriterium dafür, dass Deutsch objektiv eine schwere Sprache ist.

De Paelzer

Die Dialekte haben ja auch einen großen Einfluss. Ich bin mit pälzisch aufgewachsen. Ich hatte viele Probleme in meinem Leben. So ist das wenn man immer anders spricht, wie man schreibt. Manchmal wusste ich nicht wie etwas auf Hochdeutsch heißt.

Sisyphos3

so was gibts

 

Bekannte von mir aus Südostasien lebt seit 20 Jahren hier

 fragte mich unlängst was ein "Brötchen" wäre

sie war ganz erstaunt, kannte nur den Begriff "Weckle"

so ist es eben wenn man in einem schwäbischen Dorf wohnt

harry_up

Sie streifen das Thema zwar nur, doch Sie haben vollkommen recht. 

Ich sage sehr oft, dass ich heilfroh bin, Deutsch als Muttersprache zu haben, weil's halt sauschwer ist.

Die polnische Ehefrau meines Freundes wird nie "richtig" deutsch sprechen, geschweige schreiben lernen - ebenso wenig, wie ich portugiesisch lernen könnte. Und sie ist keineswegs Legasthenikerin.

(Isch auch nisch.)

Mauersegler

Ich sage sehr oft, dass ich heilfroh bin, Deutsch als Muttersprache zu haben, weil's halt sauschwer ist.

Meine Rede seit Ewigkeit! Allerdings: Deutsch hat zwar sehr viele komplizierte Regeln, aber wenn man die intus hat, kann man auch richtige Sätze bilden. Das ist bei dem vergleichsweise regellosen Englisch ganz anders, weswegen ich das für viel schwerer zu erlernen halte. 

Bevor jetzt der Aufschrei kommt: Ich meine Englisch, nicht dieses simple internationale Verständigungsidiom. 

schabernack

➢ … ebenso wenig, wie ich portugiesisch lernen könnte.

Das könnten Sie auf jeden Fall. Sie müssten nur einen guten Sinn und Zweck mit entsprechender Motivation haben. Die Romanischen Sprachen sind um einiges einfacher als Deutsch. Neue Buchstaben müssen Sie für Portugiesisch auch nicht lernen. Nur einige modifizierende Akzentmarker. Dafür können Sie ä ö ü ß vergessen.

Mit dem richtigen Warum plus Motivation könnten Sie auch die schwierigste aller großen Sprachen - Japanisch - lernen. Nicht per Hand, aber mit der Tastatur am Rechner schreiben. Mann braucht dazu die 5 Latein-Vokale + 17 Latein-Konsonanten. L Q V X können Sie dann auch noch vergessen beim Erkennen und Unterscheiden.

Sisyphos3

das ist die Frage !

wie viele  Fälle gibt es im englischen, im französischen ?

also wir haben 4 .... die Russen 6 die Polen gar 7

geht doch

unbutu77

Sprache unterliegt der Wandlung, nehmen sie mal eine Lutherbibel aus dem 16 Jahrhundert da verstehen sie nur noch die Hälfte, sowohl im Satzbau als auch bei den Wörtern.

Eine Reform der Sprache ist längst überfällig.

harry_up

Hatten wir doch. Oder redet heute noch jemand lutherisch?

Mauersegler

Sprachen werden nicht reformiert, sie wandeln sich. Was man reformieren kann, ist die Rechtschreibung. Als das für die deutsche Sprache 1996 zum letzten Mal geschah, wurde der Untergang des Deutschen eingeläutet. 

Die reformierten Regeln sind zu einigen bis heute nicht durchgedrungen. Das fände ich nicht schlimm, wenn es wenigstens um die Beherrschung der Grammatik besser bestellt wäre. Von sinnstiftender Zeichenseztung ganz zu schweigen. 

Ishihori

Die angesprochene "Reform" geschieht doch seit dem von Ihnen angesprochenen 16. JH. Ein Bauer im 30-jährigen Krieg hatte einen Wortschatz von ca. 30000 Worten, ein Akademiker heutzutage hat einen Wortschatz von 20-25000 Worten. Aufgrund des Aussterbens von Worten, Bedeutungswandlungen, Zusammenfassungen nicht gleicher, aber doch ähnlicher Bedeutungen, hat sich der Bauer erheblich exakter ausdrücken können, als der Akademiker.  Und die Reform schreitet fort - zu hören an diesem, für mich schrecklichen, Denglisch. Der Wortschatz wird weiter eingeschränkt, Bedeutungsnuancen mehrere deutscher Worte werden durch einen einzigen englischen Ausdruck geglättet, der Wortschatz wird geringer, die Ausdrucksmöglichkeiten werden verkümmert. Ich persönlich finde das Doppelplusungut.

schabernack

➢ Eine Reform der Sprache ist längst überfällig.

Wie würden Sie Deutsch reformiert sehen wollen?

Nicht mehr der - die - das, nur noch the. Nicht mehr diese seltsamen Pluräler wie: Hund - Hunde / Grund - Gründe / Mund - Münder. Nicht mehr 6 Personen bei Verben - nur noch hören und er hörens wie auf Englisch mit der 3. Person Singular als Unterscheidung.

Gibt es alles schon, und grammatisch noch einfacher. Nennt sich Japanisch ohne Genus bei Nomen, ohne Plural, mit nur einer Person für alle - und ohne Konjunktiv.

Das ist grammatisch viel einfacher, aber es mindert nicht die Legasthenie. Außerdem ist es gut, dass verschiedene Sprachen unterschiedliche Charakteristika haben.

Minka04

Ich kann ihnen nur zustimmen. Deutsch ist eine wundervolle und sehr genaue Sprache. Obwohl ich keine Muttersprachlerin bin, finde ich gerade die Präzision Dinge beschreiben zu können, so faszinierend. Was ich sehr liebe, sind auch die Dialekte. 

Ishihori

Wenn Sie DAS wirklich durchsetzen wollen, dann benötigen Sie eine Sprachkompetenz, die an Schulen in der BRD seit Jahrzehnten nicht mehr gefordert und auch nicht mehr gelehrt wird. In der Grundschule war es einige Jahre lang en vogue die Schüler der ersten beiden Klassen die Worte nach Gehör schreiben zu lassen. Spätestens in der 4. Klasse konnten sich diese Schüler schriftlich nicht mehr ausdrücken, da sich bis dahin deren Wortschatz erweitert hatte, diese jetzt aber vor dem Problem vieler gleichlautender Worte standen. Die Worte wurden "nach Gehör" korrekt geschrieben, der Sinn des Geschriebenen war nicht mehr vorhanden. Wäre mir erklärt worden, was auf dem Papier in meiner Hand in korrekter Rechtschreibung stehen sollte, ich wüßte heute noch nicht, was ich eigentlich gelesen hatte. Falls ich wieder einmal in die Verlegenheit kommen sollte derartiges Geschreibsel zu sehen, werde ich es sofort wegwerfen, da irrelevant. Persönlich läuft das unter "Verschwendung von Lebenszeit".

Hrvat

Da Frage ich mich, und das soll keine Abwertung sein sondern eine ernst gemeinte Frage: was wiegt mehr? 

Ich meine, die Schwierigkeiten werden ja früher oder später (vermutlich eher früher) auffallen. Dann klar zu kommunizieren, dass man eben eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat ist in meinen Augen weniger ein Problem, als wenn es auffällt und eben vorher nicht kommuniziert wurde. Aber ich weiß es eben nicht, überhaupt nicht.

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D. Hume

Klare Kommunikation. Ich kenne einen Anwalt mit LRS. Seine Anwaltsgehilfin muss etwas genauer bei den Schriftstücken hinschauen. Das war es dann aber auch.

baku

okay, der Anwalt kann es sich in diesem Fall vielleicht leisten eine Anwaltsgehilfin fürs Korrekturlesen zu bezahlen. Was aber, wenn die Anwaltsgehilfin diejenige mit einer LRS wäre und das bei der Einstellung nicht kommuniziert hätte? Soll dann der Anwalt die Korrespondenz seiner Gehilfin korrekturlesen?

In diesem Punkt bin ich bei @Hrvat

D. Hume

Die Kanzlei bzw. das Unternehmen sieht kein Problem. Genau da müssen wir hin, dass man sich in der Gesellschaft gegenseitig hilft, anstatt Menschen an ihren vermeintliche Schwächen zu bemessen.

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CommanderData

Für mich ist es Stigmatisierung. In D betont man immer noch bevorzugt die Defizite anstatt das Positive.

Die Frage ist vielleicht auch, wie stark Legasthenie ausgeprägt ist. Offenbar sind die genannten Personen des Abiturs und auch anspruchsvollen Ausbildungen gewachsen. Warum dann dieser Zusatz?

Vielleicht sollten die voran gegangenen Generationen mal an ihren erlernten Stigmatisierungen und Schubladisierungen arbeiten. Viele berühmte Erfinder-Persönlichkeiten waren Legastheniker. 

Irgendwas wird sich die Natur schon bei Legasthenie gedacht haben und diese Menschen zum Ausgleich mit anderen, wertvollen Talenten ausgestattet haben. Diese könnten gerne als Zusatz im Abitur-Zeugnis vermerkt werden.

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harry_up

Der "Zusatzvermerk" sind doch die guten Zeugnisnoten.

Ein Vermerk wie "XY kann die Riesenfelge am Reck", oder YZ läuft 100 m in 10,7 sek. wäre eher befremdlich und in "Sport sehr gut" sicherlich besser aufgehoben.

CommanderData

Sicherlich. Aber wäre es nicht schön, wenn die Zeugnisnoten nicht nur als Zahl, sondern als Fähigkeits-/Persönlichkeits-Text ausfallen würde, der deutlich mehr über eine Person und seine Stärken aussagt. Wie oft passiert es, dass die Note, die im Zeugnis steht, nicht den wirklichen Befähigungen des Schülers entspricht. Mündlich ist jemand top, schriftlich aus Nervosität schlecht, aber weil das Verhältnis 2/3 Schriftliches und nur 1/3 Mündliches zählt, versaut das die Noten. Menschen in Zahlen auszudrücken, finde ich schlimm... Das ist wie mit den Toten in den Nachrichten. 200 Menschen ertrunken... das Reduzieren auf nackte Zahlen entmenschlicht in meinen Augen. Würde man Bilder zu den Ertrunkenen bringen, würde man emotional ganz anders darauf reagieren... aber das wäre dann zuviel emotionaler Dauerstress...

harry_up

Bitte nicht übelnehmen, aber das wurde oder wird noch, weiß ich gerade nicht, bei Grundschülern gemacht.

Bei Abiturienten halte ich Ihre Idee für vollkommen überzogen. MIT 18, 19 oder 20 sollte ein junger Mensch seine Fähigkeiten im Bewerbungsgespräch und/oder -schreiben selber herausstellen können.

D. Hume

"Denn die Betreffenden würden ja bei der Abschlussprüfung mehr Zeit bekommen als andere. Damit würden sie bevorzugt."


Falsch. Ihr Nachteil wurde ausgeglichen, deswegen nennt man das Nachteilsausgleich.

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Enlightеnmеnt

Doch, sie werden tatsächlich bevorzugt. Eine "Prüfung" mit Nachteilsausgleich ist keine Prüfung. Zumindest keine, die zu Vergleichszwecken dient.

DannyM

©Enlightenment

Sorry, aber das ist Blödsinn. Nachteilsausgleich findet in vielen Bereichen statt, gerade auch um Vergleichbarkeit zu ermöglichen, und ist *keine* Bevorzugung.

 

Beim Rennrodeln wird das nachteilige niedrigere Körpergewicht durch erlaubte Zusatzgewichte ausgeglichen. Beim Behindertensport gibt es je nach Einstufung zum Beispiel Zeitgutschriften. Außergewöhnlich Gehbehinderte bekommen Parkerleichterungen, um das tun zu können, was Nichtbehinderte auch können.

 

Frag die Leute mal, ob sie sich bevorzugt fühlen - oder ob sie lieber gestern als heute auf den Nachteilsausgleich verzichten würden, wenn sie dafür auch ihre Beeinträchtigungen loswerden würden.

Enlightеnmеnt

Nachteilsausgleich findet in vielen Bereichen statt, gerade auch um Vergleichbarkeit zu ermöglichen, und ist *keine* Bevorzugung.

Nicht um Vergleichbarkeit, sondern um Chancengleichheit, zu ermöglichen. Nachteilsausgleich erfordert Transparenz.

Beim Rennrodeln wird das nachteilige niedrigere Körpergewicht durch erlaubte Zusatzgewichte ausgeglichen.

Die dadurch gewonnene Chancengleichheit ist von den Sportlern, die da freiwillig teilnehmen, erwünscht. Und gut so. Das ist auch transparent für Außenstehende, die sich für den Sport interessieren.

Frag die Leute mal, ob sie sich bevorzugt fühlen - oder ob sie lieber gestern als heute auf den Nachteilsausgleich verzichten würden, wenn sie dafür auch ihre Beeinträchtigungen loswerden würden.

Ja, natürlich. Aber darum geht es hier nicht. Sinn und Zweck von Abiturprüfungen ist, dass Außenstehende besser und transparent vergleichen können. 

D. Hume

Die Landesschulbehörden gewähren einen Nachteilsausgleich. Der muss beantragt werden und wird geprüft und ärztlich attestiert. Was haben Sie eigentlich gegen Fakten?

Enlightеnmеnt

Die Landesschulbehörden gewähren einen Nachteilsausgleich. Der muss beantragt werden und wird geprüft und ärztlich attestiert. Was haben Sie eigentlich gegen Fakten?

Habe ich gegenteiliges behauptet?

Erfolgt der Nachteilsausgleich transparent? Gerade das ist bei diesem Thema der springende Punkt.

Ohne Transparenz (hier Zeugnisvermerke) wäre es keine Prüfung im eigentlichen Sinne, sondern lediglich etwas, das "Prüfung" genannt wird. 

D. Hume

Ihre Korinthenzählerei nervt. Im Artikel wurde eine Bevorzugung behauptet. Ich habe mal die Fakten genannt. Ihre Diskussionsverschiebung werde ich nicht mit weiteren Antworten anfüttern.

harry_up

Ihre Argumente kann ich absolut nachvollziehen. 

Darf man noch erfahren, ob Sie den Zeugnisvermerk letztlich für ok. halten oder nicht?

Kritikunerwünscht

Armes Deutschland. Wenn Schwächen nicht mehr genannt werden dürfen - worauf soll sich ein Unternehmen bei der Einstellung dann verlassen? Auf ein hübsches Lächeln, nettes Auftreten? Wenn keine Vergleichsmöglichkeit für Leistungen mehr besteht, braucht es auch keine Leistung mehr, dann reicht Halbwissen aus.

baku

Ich verstehe nicht, warum das ein Stigma sein soll. Es handelt sich laut dem Artikel um eine anerkannte Benachteiligung, die, wie der Name schon sagt, Nachteile mit sich bringt. In diesem Fall, dass vielleicht nicht jeder Beruf ausgeübt werden kann. Genauso wie ein Farbenblinder kein Schiffskapitän werden kann, und ein Querschnittsgelähmter kein Postbote. Ich würde einen Legastheniker in meinem Beruf nicht anstellen, da in meinem Beruf sehr viel externe Korrespondenz erforderlich ist und diese stets von einem Kollegen korrekturgelesen werden müsste. Einen Farbenblinden oder Querschnittsgelähmten dagegen schon, da diese Benachteiligungen in meinem Beruf nicht relevant sind. Wenn eine (für den Beruf relevante) Benachteiligung bei der Einstellung verschwiegen wird, kommt es zur Kündigung in der Probezeit. Was ist dadurch gewonnen?

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CommanderData

Auch eine anerkannte Benachteiligung sorgt für Stigmatisierungen und Vorurteile. Denn so aufgeklärt sind viele Personaler überhaupt nicht. Die lesen den Zusatz und schwupp ist die Bewerbung ad acta gelegt. Bis man Personaler wird, haben sich schon sehr, sehr viele Vorurteile unterbewusst angesammelt - egal für wie vorurteilsfrei man sich selbst auch halten mag.  

 

rolato

Es gibt Menschen die haben diese Schwäche sind aber zb. gute Handwerker, oder ungekehrt, schlechte Handwerker mit guter Rechtschreibung. Jeder hat irgendwo Defizite ( Mathe, Physik, Deutsch usw.. ) und viele arbeiten trotz der Mängel in Berufen deren Anforderungen sie nicht gerecht wären, aber durch Beharrlichkeit und Übung Leistung erbringen.

harry_up

Bei einem Legastheniker mit hervorragenden Zeugnisnoten sollte der in Rede stehende Zeugnisvermerk überhaupt keine Rolle spielen.

Eine 5 in Mathe aufgrund völlig fehlenden Zahlenverständnisses steht schließlich auch auf einem Zeugnis und wirkt sicherlich weitaus weniger förderlich.

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stgtklaus

Was wenn der Legastheniker mit hervorragenden Zeugnisnoten diese nur erhalten hat weil man Rechtschreibung nicht bewertet hat. Übrigens ist ein fehlenden Zahlenverständnisse keine Krankheit

harry_up

Können Sie sich das ernsthaft vorstellen?

Eine eins in Mathe, Chemie oder Philosophie kriegt man nicht,  wenn die Rechtschreibung nicht bewertet wird.

Nein, fehlendes Zahlenverständnis ist keine Krankheit (wäre übrigens evtl. ein lohnendes Forschungsziel), aber die "5" ist ein erheblicher Wettbewerbsnachteil und steht ebenfalls zeitlebens auf dem Abizeugnis.  

rolato

Eben, es gibt Techniker und Ingenieure die einwandfreie Rhetorik und Rechtschreibung beherrschen, aber nicht immer gute Statiker oder Konstrukteure sind.

stgtklaus

Es ist müsig jeden Gleich zu behandelt, denn wenn dem so ist beginnt jedes Bewerbungsgespräch mit dem Schreiben eines Diktats und dem heben einer roten Kiste Bier, die neben einer gelben steht. Dann hat der AG Legastheniker, Farbenblindheit und den kaputten Rücken von der Liste. Das ist wie die geschlechtslos Bewerbung - wenn der Bewerber die Kosten der Vorstellungsreise selber zahlen muss. Das verzögert die Ablehnung doch nur.

Aber man könnte so einem Zeugniss eine einfach Erklärung beilegen was Legastheniker sind.

 

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harry_up

Danke für Ihren erheiternden Kommentar. 

Ihr Vorschlag am Ende ist sicher überdenkenswert. 

Sisyphos3

der Kläger wird wohl mit seiner Einschätzung recht haben,

wobei, dann sollte man Zeugnisse, Noten generell verbieten.

Auch daraus könnten sich Nachteile ergeben !

nie wieder spd

In Stellenanzeigen heißt es in Bezug auf die Gleichberechtigung oft: „bei gleicher Eignung …“

Wenn also das Schreiben und Lesen bei ihrer gewünschten Ausbildung erforderlich sind und auch im weiteren Berufsleben eine wichtige Rolle spielt, könnte das Fehlen dieser Fertigkeiten ein Hinderungsgrund sein. 

Zumal „Gleichberechtigt“ immer nur unter dem Gesichtspunkt der „Gleichbefähigung“ zu sehen ist. Das war und ist doch auch immer ein Argument bei der gleichberechtigten Besetzung von Stellen und (Partei)Ämtern.

Oder: Blinde Menschen können keine Piloten werden.

Aber im Hinblick auf Lesen und Schreiben gibt es doch schon lange Computerprogramme und mit KI dürften diese Fertigkeiten vielleicht auch bald vernachlässigbar sein. 

Apropos andere Fähigkeiten, die „unter den Tisch fallen“: Wenn die Protagonisten des Artikels aber vielleicht über ein photographisches Gedächtnis verfügen und jegliche Information zu jeder Zeit abrufen können, spricht auch nichts gegen ihren Ausbildungsgang

Nettie

Ein Legastheniker wird schon im eigenen Interesse ganz von selbst nicht nach einer Tätigkeit suchen, bei der es ausgerechnet auf die Fähigkeiten, über die er nicht verfügt (und die ihm dadurch logischerweise auch nicht 'liegen') ankommt.

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harry_up

Ich bezweifle, dass das so ohne Weiteres geht, denn ich kann mir keine Ausbildung vorstellen, bei der nicht irgendwann eine schriftliche Darstellung oder das Lesen eines Schriftstücks unumgänglich ist.

Nettie

Wenn es sich um die Ausbildung für eine Arbeit handelt, die nachgefragt wird bzw. im allgemeinen Interesse gemacht werden muss und bei der andere Fähigkeiten als Lesen und Schreiben definitiv wichtiger sind, wird sich dieses Problem - etwas ‚guten Willen’ auf allen Seiten vorausgesetzt - sicherlich irgendwie ‚umgehen‘ lassen.

harry_up

Sie  "drücken" sIch etwas.

Hier ist die Rede von Abiturienten, die sicherlich andere Ambitionen haben als solche, die ich aus Ihrem Kommentar herausinterpretiere. 

w120

Entscheidend ist, dass er die Möglichkeit hat bis zu einem Vorstellungsgespräch zu kommen, ohne bereits vorher durch das Zeugnis aussortiert worden zu sein.