Ihre Meinung zu US-Außenminister Blinken: Wagner-Aufstand zeigt Risse in Putins Machtapparat

Natürlich ist es klug, als Diplomat sich mit Äußerungen so zurückzuhalten, wie Blinken es tut.

Da reagieren "Diplomaten" auf russischer Seite viel aufgereregter.

Putin wird geschwächt aus diesem Vorfall hervorgehen

1. weil er die Angriffe auf den russ. Verteidigungsminister zu lange geduldet hatte und nun musste er die Notbremse ziehen

2. weil es Russland kein Stück gelungen ist, den Vormarsch der Wagner-Söldner mit Panzern und anderem schweren Gerät gelungen ist, bis quasi vor die Tore Moskaus aufzufahren.

3. weil Wagner in 48 Stunden tiefer in Russland eingedrungen ist, als Russland in die Ukraine nach über einem Jahr

3. weil die russ. Bevölkerung dem Krieg des eigenen Landes und den Gefahren dadurch viel deutlicher ausgesetzt wurde, als es Putin auch nur annähernd gebilligt hätte - eine ganz eklatante Schwäche

Das sind unübersehbare einfache Fakten.

Ich denke das man im Westen überlegt wie man aus dieser innerrussischen Meinungsverschiedenheit irgendwie für den Kriegsverlauf in der Ukraine Kapital schlagen kann. 

Man weiß nur nicht, wie. Wenn das jetzt zB die Gelegenheit gewesen wäre, die letzten Reserven an die Front zu werfen um die vermeintliche „Verunsicherung“ der Russen auszunutzen, so hat man diese Chance verpasst. 

Ein deutsches Medium titelte gestern: „Bei den russischen Truppen in der Ukraine herrscht Chaos“. Dann schaue ich, neugierig geworden, in den Artikel rein und sehe das der einzige „Beleg“ für diese Aussage eine Behauptung von Selenskiy in seiner allabendlichen Ansprache ist. Alles klar ! 

Es war ein "spannendes" Wochenende und ich bin mir sicher, dass dieses "Schauspiel" noch nicht vollständig beendet ist. 

Was ich besonders fragwürdig empfand: Herr Putin hat sich von 3000 Kadyrow-Kämpfern beschützen lassen. Hat er kein Vertrauen mehr in seine eigene Truppen? War der Grund dafür, dass er eventuell befürchten musste, dass seine eigenen Truppen sich auf die Seite von Prigoschin stellen würden? 

Unabhängig davon, eine unbequeme Wahrheit wurde von Prigoschin ausgesprochen und die russische Bevölkerung hat sie mitbekommen. Die Saat des Zweifels wurde gesät...

Prigoschin hätte eine Putsch schaffen können, aber daß er nur auf Anraten von Lukaschenko mit Absprache von Putin sich zurückgezogen hat, daß nehme ich irgend niemandem ab. warum findet man keine aussagekräftigen Bilder und Videos im Netz die den Marsch gen Moskau zeigen und verifiziert sind. Warum findet man keine Satellitenbilder die den Marsch von zeigen? Sonst hat man doch auch immer gleich Bilder und Videos im Netz vom Ukraine Krieg. Meine Einschätzung und mein Bauchgefühl sagt mir: Irgendwas scheint an dem ganzen Marsch von Prigoschin und seinen Söldnern nicht wirklich zusammen zu passen. So viele Söldner und militärisches Gerät bewegt man nicht einfach so innerhalb 24 Stunden hin und her. Und warum kommen angeblich alle ungeschoren davon, und warum durften die Söldner alles militärische Gerät mitnehmen? Die größte Frage aber, was passiert mit Prigoschin und seinem Reichtum, was passiert mit ihm im Exil in Belarus?

Unglaublich

Eine Söldnerarmee marschiert hunderte Kilometer durch Russland und niemand ist da, sie aufzuhalten. Schade, dass sie es nicht durchgezogen haben und Putin im Kreml in seinem ganzen Prunk und Protz zur Rede gestellt haben. Vor laufenden Kameras. Dann hätte Putin endlich mal Tacheles reden müssen.

Die Träume des Westens die von derMentalität der Russen keine Ahnung haben. Dieses hin und her gerhört zu Russland wie Väterchen Frost und am Ende werden alle weiter Gemeinsam kämpfen

Prigoschin hat die russische Begründung für den Angriff auf die Ukraine als Lüge bezeichnet. Was er aufgetischt hat, Schoigu habe an Putin vorbei den Krieg begonnen, um zum Marschall aufzusteigen, ist allerdings hanebüchen und unsinnig.

Eins ist aber interessant: Sicherheitsgarantien der NATO für Russland hätten den Krieg nicht verhindert, wie oft behauptet wird. Für Einige Zeit zum Umdenken?

@ Nachfragerin

"Im US-Fernsehen sagte Außenminister Blinken jedoch, dass man nun in Russland Risse sehe, die es vorher nicht gegeben habe."

Das ist doch völlig richtig.

Putin hat schon kurz nach dem Scheitern seiner "Spezialoperation" den FSB-Chef Beseda unter Hausarrest gestellt und mehrere Generäle ausgetauscht. Das ist über ein Jahr her.

Aber die Figuren, die im Austausch kamen, waren auch um keinen Deut besser. Die russische Armeeführung ist komplett unfähig. Und sie hat grässliche Kriegsverbrechen zu verantworten.

Bezeichnend auch das der im Westen beliebte Chodorkowski zuerst sich hinter Prigoschins Revolte gestellt hat - nach deren Scheitern aber vor Prigoschins „Rückkehr nach Moskau“ warnt.. 

ja, was denn nun ? 

In Russland weiß man was man von Chodorkowski zu halten hat, auch wenn man ihm nie nachweisen konnte das er zwei seiner Konkurrenten hat ermorden lassen. 

Ich weiß nicht wo der Westen die Risse sieht, Putin hat das Ganze in 24 Stunden  gelöst, ohne einen Schuss.

Prigoschin und seine Schlächter haben brav umgedreht und das wars. Darf man in dem Zusammenhang an die Erstürmung des Kapitols erinnern, das war keine Privatarmee, es waren Privatleute als Indianer verkleidet. Da gab es Tote und es hat länger gedauert.

Der Westen sollte sich nicht in Wunschdenken verlieren und nicht darauf spekulieren daraus einen Vorteil für die Ukraine zu sehen. Die lange erwartete Offensive wird auch nie stattfinden, der Putschversuch war ja ein Teil davon und er ist gescheitert. Dieser Krieg ist vom Westen nicht zu gewinnen, man sollte jetzt verhandeln. 

Der Sockel auf den Putin steht scheint zu bröckeln. Das Ende der Ära Putin ist eingeläutet, nicht gleich morgen,aber es wird sich noch Einiges im innereren Zirkel Moskaus in der nächsten Zeit abspielen.

Prigoschin gehört im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu den brutalsten Kriegsverbrechern. Das ändert sich auch dadurch nicht, dass er Putins Regime die Maske vom Gesicht reißt und offen erklärt, es gebe keinen Grund für diesen Krieg; weder die Ukraine noch die NATO stellen eine Bedrohung for Russland dar; es geht auch nicht um einen Kampf gegen Nazis in der Ukraine; der einige Kriegsgrund sind oligarchische Bereicherung und Machtgehsbe Putins. 

Egal wie diese Demaskierung nun in Russland selbst weiter geht und was das persönliche Schicksal Prigoschins sich gestalten wird: Putin ist beschädigt, sein Regime wackelt - und der Riss in der russischen Gesellschaft wird sich nicht mehr kitten oder übertünchen lassen. Der Angriffskrieg richtet sich mehr und mehr durch Zerfall auf den Angreifer selbst. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr dabei ist, dass das untergehende Regime noch skrupelloser Krieg führt und nicht nur die Ukraine mit in den Abgrund zieht.

Putin wirkt zunehmend hilflos. Die Frage ist aber, was nach ihm kommen könnte. In Russland scheint vieles auf dem Ruder zu laufen. Die Misserfolge im Krieg gegen die UKR, die internationale Ächtung, die wirtschaftlichen Probleme - all dies sorgt für Unruhe. Die Welt möchte einen nachhaltigen Frieden mit Russland, dazu aber müsste das Land zur Besinnung kommen. Der UKR Krieg war auch das Ergebnis des bewussten Schürens von westlichen Feindbildern bereits in den Schulen und Kindergärten bis über das russische Staatsfernsehen. Ohne eine freie Presse, ohne Meinungsfreiheit und eine unabhängige Justiz wird das russische Regime eine stetige Bedrohung nach innen und außen bleiben.

Es ist erstaunlich, was die ganzen angeblichen Russland-Experten (siehe gestern im Presseclub und bei Anne Will) an Rissen und Schwächen in/bei Putin ausmachen. Dabei ist es reines Wunschdenken, denn keiner von den 12 Diskutanten (inklusive 2 Moderatorinnen) beim PC und bei Will haben irgendeinen InfoKanal zum politischen Machtapparat in Russland. Weder zum regierenden unter Medwedew noch zum Putinschen Präsidialamt.

Und wenn es der 1. Person in einem Land (hier Putin in Russland) innerhalb kürzester Zeit (grob 24 Stunden) gelingt, einen drohenden Bürgerkrieg und damit Blutvergießen zu verhindern, dann ist das Ausdruck der Stärke dieser 1. Person und nicht Ausdruck der Schwäche. Und nicht eine Person aus Regierung und Präsidialamt in Russland und kein General der zentralen russischen Armee hat sich mit dem Marsch eines Prigoshin nach Moskau solidarisiert. Damit wird sichtbar, dieser Putin hat seine Macht gestärkt.  Das Gegenteil von dem, was im Wertewesten ständig erzählt wird.

Wäre ich Russe, würde ich mich fragen, wer eigentlich noch für Ordnung im Land sorgen kann! Da rücken 25.000 Söldner auf Moskau vor und um die Hauptstadt zu schützen wird nicht die Armee, sondern es werden wieder Söldner rangeholt! Dieses Mal von dem Schlächter Kadyrow. Was ist das denn bitte noch für ein Sichheits- und Machtapparat in Russland, wenn eigene Soldaten unter staatlicher Kontrolle genau für solche Fälle nicht mehr zur Verfügung stehen?

Merkt die russische Bevölkerung eigentlich gerade, dass das gesamte System in Russland kurz vor knapp vor dem Zusammenbruch stand und womöglich noch steht?

Theater?

Naja, aktuell kann man nur sagen nichts genaues weiß man nicht genau. 

Ich finde es allerdings interessant, dass in einem Staat in dem Dissidenten in Lagern verschwinden und der FSB seine Fühler vermutlich in vielen Bereichen der Gesellschaft ausgestreckt hat der Kommandeur einer Privatarmee nicht nur über Wochen und Monate gegen die Regierung wettert sondern am Ende auch tatsächlich auf Moskau marschiert...und dann innerhalb von 48h kleinbeigibt. 

Ich habe eine, nicht verifizierbare und vielleicht krude Theorie: Russland spielt uns Theater vor. Prigoschin nimmt mit seiner Truppe jetzt ,,ganz aus versehen" das bisher souveräne Belarus in Beschlag und die Ukraine sollte dazu gereizt werden alle Kräfte in ihre aktuelle Offensive zu stecken. 

Sollte das so oder so ähnlich stimmmen hätte man sämtlichen Analysten die hier schon wieder ,,Putins Ende"  herbeischreiben einen ganz schön dicken russichen Bären aufgebunden.  

Wenn ihr in der Schule aufgepaßt habt, dann wißt ihr um den Röhmputsch 1934, der Hitler als Vorwand diente, unliebsame Konkurrenten auszuschalten und seine Macht zu festigen. Ähnliches 2016 in der Türkei. Und auch Stalin sprach ständig von Verrat und ließ unliebsame Personen, auch Generalitäten im Gulag verschwinden. Ich sehe da gewisse Parallelen.

Ja, stimmt, russisches Machtapparat ist geschwächt. Aber auch amerikanisches Machtapparat ist geschwächt. Die stattgefundene Kapitol-Erstürmung war genauso blamierend für die USA wie der "als ob Aufstand" der Söldner in RU. Das gesamte Aggressivitäts-/Instabilitätsniveau ist weltweit deutlich gewachsen. Pandemie schuld? Nur China scheint stabil zu sein. Aber... Gott sein Dank ist chinesisches System nicht exportfähig...

Der Westen betrachtet die Situation in Russland als innere Angelegenheit. Und das ist gut so. Aber ich frage mich immer wieder, was noch geschehen muss, um so etwas Nachdenklichkeit bei Ihnen hervorzurufen. Intellektuell sind Sie dazu zweifellos in der Lage.

Putindämmerung.

Seine langjährigen Unterstützer hier im Forum sind ganz offensichtlich ein wenig desorientiert. Ein Eckpfeiler ihrer Welt bricht gerade weg. Das muss bitter sein.

Offenbar  hat  der  Kreml  eher  zu viel  als  zu  wenig  Demokratie  in  Rußland  zugelassen,  als  er  zuließ,  daß  viele  Prigoschin-ähnliche  Gruppierungen  sich  in  den  Ukrainekrieg  einmischten  und  erst  jetzt  das  Verteidigungsministerium  in  Moskau  versucht,    dieses  Chaos  zu  beenden.  Dieses  Chaos  bedeutet  auch,  daß  die  Ukrainekriegsplanung  gar  nicht  von  Putin  selbst  ausging,  sondern  Putin  von  derlei  Gruppierungen  dazu  genötigt  wurde.