Hände von Patient und Pfleger

Ihre Meinung zu Triage in der Pflege: Heime und Wissenschaftler schlagen Alarm

Viele ältere Patienten belegen Klinikbetten. Für sie kann nicht rechtzeitig eine Anschlussversorgung gefunden werden. Viele Pflegeheime nehmen schwierige Patienten nicht mehr auf. Fachleute sprechen von Triage. Von G. Schober.

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121 Kommentare

Kommentare

TapferSchneiderlein

Wo ist der Königsweg? Wir haben staatlich im Gestrüpp von Kommunen, Kreisen, Ländern und Bund und von den Kirchen mit Staatszuschüssen und von Investoren finanzierte Einrichtungen. Von allen sind doch die Vor- und Nachteile bekannt! 

Wenn's denn nicht reicht - vielleicht sollte man es mit künstlicher Intelligenz versuchen den Weg zu finden. Das birgt allerdings auch die Lösung duch Abschaffung der Menschheit!

nie wieder spd

@ARD: Eine Serie im Nachmittags - oder Abendprogramm, in der die tatsächlichen Umstände im Pflegebereich thematisiert werden, fehlt auch. Stattdessen werden tagtäglich unsägliche Arzt - und Krankenhaus - Serien gezeigt, in denen das Liebesleben der Protagonisten das wichtigste Thema ist. 

NieWiederAfd

Drei Statements dazu:

In einer Gesellschaft, in der Leistung alles ist und alte Menschen vor allem als Kostenfaktor gesehen werden, ist diese Form der Triage nicht wirklich verwunderlich, aber ein trauriges Armutszeugnis.

In einem Bereich, in der die Bezahlung von Pflegepersonal immer noch miserabelst ist, muss man sich über Fachkräftemangel nicht wundern.

In einem Land, in dem das Misstrauen und die Ablehnung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund wieder bis in die Mitte der Gesellschaft reicht und nicht nur auf braunblau beschränkt bleibt, 

und die Erkenntnis, dass wir auf Zuwanderung angewiesen sind, wieder abgestritten wird, werden die Folgen eben auch im Bereich der Altenpflege brutal spürbar.

 

Ritchi

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/fachkraefte-140.html

Hier wird eigentlich alles gesagt. Das Problem ist, dass viel zu wenige Menschen in den Empfängern des Bürgergeldes kein Potenzial sehen. Diese Menschen sind arbeitsfähig und sicher auch nicht wenige arbeitswillig. Die Politik ist somit gefragt, diese Menschen dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Ganz sicher werden viele von Ihnen geeignet sein, im Pflegedienst tätig zu werden.

 

@andreas61, bitte nicht wieder Ihre unschöne Bezeichnung für diese Menschen bringen. So wie Sie sie bezeichnet haben, haben diese Menschen es nicht verdient. Zudem ist es auch nicht hilfreich.

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ich1961

////Das Problem ist, dass viel zu wenige Menschen in den Empfängern des Bürgergeldes kein Potenzial sehen.////

Das dürfte das kleinere Problem sein.

////Diese Menschen sind arbeitsfähig und sicher auch nicht wenige arbeitswillig. ////

Und was hindert diese Menschen daran, sich Arbeit zu suchen? Ob die für die Pflege geeignet wären, kann ich nicht sagen. Bin aber der Meinung, der Großteil nicht.

 

Huhn

Ich bin mir sicher, dass viele Bürgergeldempfänger arbeiten wollen, aber Pflege ist speziell. Da gehört mehr dazu als nur arbeiten zu wollen. Wie ich schon woanders kommentierte ... ich könnte es nicht. Sie? Wochenenden, Feiertage, Menschen heben, auch Menschen, die schwerer sind als man selbst und und und. Dazu brauchen Sie auf jeden Fall auch Empathie, den Wunsch, andere/hilfose Menschen glücklich zu machen. 

albexpress

Es gibt viele Pflegefälle die freiwillig diese Welt verlassen würden und denen die dafür notwendige Hilfe per Gesetz verwehrt wird.Nicht jeder der möchte kann es sich leisten in die Schweiz gebracht zu werdendem dort selbstbestimmt in Würde zu sterben.Der Staat ist immer Übergriffiger  wenn es um ganz persönliche Dinge geht.Genauso muss man in fast allen Bundesländern in einen teueren Friedhofsplatz eincheken obwohl viele Menschen einen eigenen Garten haben in dem die Urne beigesetzt werden kann. Dass man keine Leichen im Garten vergraben darf kann man verstehen aber eine Urne , wo soll da das Problem sein. Es geht wie immer ums Geld.Wer genügend Geld hat findet einen Pflegeplatz, kann in Würde sterben und kann sich sogar aussuchen wo er die Ewigkeit verbringen darf.Er darf sich sogar als Himmelsbestattung im Himelaia von Geiern auffressen lassen..Wer kein Geld hat bekommt nur ein Anonymes Hügelgrab auf dem Friedhof.

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Jimi58

"und kann sich sogar aussuchen wo er die Ewigkeit verbringen darf" Das halte ich für ein Gerücht.

w120

Es gibt viele Pflegefälle die freiwillig diese Welt verlassen würden

 

Zunächst wird einem Teil dieses Personenkreises die notwendige Unterstützung nicht, obwohl ein theoretischer Rechtsanspruch besteht, nicht gewährt.

 

Sterbehilfe mag durchaus hilfreich sein, aber der Druck auf Menschen, diese "freiwillig" in Anspruch zu nehmen, muss konsequent, wenn es geht auch strafrechtlich, verfolgt und geandet werden.

TapferSchneiderlein

Dem kann ich nur zustimmen! Vor Jahren schon erlitt eine alte Dame (83) in meiner Nachbarschaft einen Herzinfarkt,  wurde ins Krankenhaus gebracht, dort mit einem Schrittmacher ausgestattet. Wieder zuhause was sie nur noch am weinen. Nie vergesse ich ihre Antwort auf hartnäckige Nachfrage: "Jetzt kann ich doch nicht mehr ganz normal sterben!" 

Es geht um Geld, nicht um Menschen.

w120

Dann muss der alten Dame immer wieder erklärt werden, dass man auch mit einem Herzschrittmacher normal sterben kann.

nie wieder spd

Daß es Menschen gibt, die Aufgrund der Schwere ihrer Krankheiten aus dem Leben scheiden wollen, hat auch damit zu tun, daß eine adäquate Pflege nicht geleistet wird. 

Im Bereich von Menschen mit Behinderung könnte zB eine 1:1 Betreung wesentlich mehr Möglichkeiten eröffnen, als die quasi Massenabfertigung im Verhältnis bis zu 12 oder 15:1. (In der Altenpflege übrigens ebenfalls.)

Aktuell werden tolle Bilder von internationalen Sportmeisterschaften behinderter Menschen gezeigt. Wie die Pflege - und Betreuungssituation in anderen Ländern ist, bleibt im Dunklen. Wie die Situation für das dortige Personal ist, auch. Dabei gibt es vielleicht Länder, in denen sowas besser geregelt wird. Doch darüber findet keine Berichterstattung statt.

Account gelöscht

Diese Situation ist eine Schande für ein Land, dass als eines der reichsten firmiert.

Auch wenn der Sozialminister Alex Schweitzer abwiegelt. Es gibt 6.876 Pflegeheime in privater Trägerschaft. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung machen sie im Durchschnitt einen Gewinn von 4 Prozent. Auch muss erwähnt werden, dass das Sozialamt für die Unterbringung vieler Senioren zahlt. N-TV-Pflege mit Profit statt Würde.

 

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falsa demonstratio

Hat Sie der TS-Artikel vom 02.06.2023 "Gefahr von Insolvenzen Wenn dem Pflegeheim die Pleite droht." nicht getröstet?

Offensichtlich geht es doch den pöse, pösen Kapitalisten an den Kragen.

Account gelöscht

Was soll jetzt der Kommentar ? Wo soll es denn Kapitalisten an den "Kragen" gehen ? 

Wenn überhaupt geht es jemanden an den Kragen geht, sind es eher ärmere Menschen.

Kritikunerwünscht

Während der Coronazeit wurden die Pflegekräfte wie Helden gefeiert. Kaum war Corona vorbei, hat man sie schnell wieder vergessen, kümmert sich stattdessen um das eigene Wohl - Inflationsausgleichsprämie für Bestverdiener und Regierungsmitglieder. Der einfache Mensch ist in diesem Land nichts mehr wert.

Alter Brummbär

>Triage in der Pflege: Heime und Wissenschaftler schlagen Alarm <

Das Thema wird schon solange nur diskutiert, von Lösungen durfte ich noch nichts lesen.

Es weird immer nach der Politik gerufen, aber wer stellt Pflegepersonal ein und sollte diese ausbilden und bezahlen?

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ich1961

Es ist halt einfacher, "den Politikern" die Schuld in die Schuhe zu7 schieben. ;-))

heribix

Wenn man wissen will wie ein Land wirklich ist muss man sich nur anschauen wie es mit seinen Alten umgeht.  

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ich1961

Wie kann denn "ein Land mit seinen Alten" umgehen?

Das sind die Eigentümer, die verhindern die Ausbildung, sorgen für schlechte Bezahlung usw. - nicht "das Land".

 

heribix

DeutschLAND das sind wir alle, von der Regierung bis zum Neugeborenen. Wir alle lassen es zu das Alte in unserem Land als Kostenfaktor berachtet werden. Das sie von Pflegekonzernen verwahrt werden zu Preisen einer Kreuzfahrt. Das die, welche unser Land wieder aufgebaut haben heute zur Tafel müssen oder gar PfandfLaschen sammeln müssen um zu überleben. Ich war oft in sehr armen Ländern unterwegs, in allen wurden die Alten mit mehr Respekt und Würde behandelt.

melancholeriker

Wer geht denn wie mit seinen Alten um? 18,5 Millionen Deutsche werden über 60 sein dieses Jahr und haben zu großen Teilen (davon lebt nunmal das Heim) die Verantwortung für das Wohlergehen der Angehörigen selbst schon mal übertragen an Träger des öffentlichen Gemeinwohls. So war es zumindest früher mal.

Pflege zuhause ist doch erst wieder ein Thema, seit Mißstände, Mangel an Arbeitskräften und eine gewisse Sensibilität für das evtl. eintretende eigene Altern thematisiert werden für alle die es angeht. Also alle. 

Altern war seit dem Krieg nicht mehr so populär und als Wirtschaftsfaktor nicht förderlich. Eine Sammellösung, die das Altern aus der Sichtlinie und der Kostenfrage bringt, muß Mitte des letzten Jahrhunderts sehr, sehr wichtig geworden sein, weil es viele Alte gab, deren Angehörige einfach nicht mehr da waren. Aber der Krieg ist vorbei und viele junge können sich Altern nicht vorstellen und viele Ältere haben die Aggregatzustände ihres Seins vergessen. 

Coachcoach

Es ist eine Schande: Diese Gesellschaft sorgt nicht anständig für ihre Alten und Kinder. Es ist erbärmlich.

FritzF

Unser Herz ist weit, aber die Mittel begrenzt oder gerade mal nicht da wo sie gebraucht werden.

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w120

Da gibt es ein Mittel, die Rendite erhöhen, nennt sich Steuererhöhung und, um keine Zweifel offen zu lassen, im oberen 

Einkommens-und Vermögenssegment.

Huhn

@w120 - Wie können Sie nur? Steuererhöhung für Reiche? Pfui! Wobei es tatsächlich die Bewegung "Tax me" gibt, wo genau das von jungen reichen Erben vom Staat gefordert wird. Hab die Sendung bei ARD oder ZDF gesehen, parallel lief in einem Liveticker die Zahl der Millionen, die gerade steuerfrei vererbt wurden. Es war absolut bizarr.

Ich schätze, das wird wohl eine der wenigen Forderungen von reichen Menschen sein, denen Herr Lindner seine Gunst versagt. Schade.

w120

Höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen würden auch nicht genügen?

 

Man sollte doch zunächst mal diese Anreize versuchen und anwenden.

 

Wenn das stimmt (oberster Googletreffer):

Ausgestiegene Pflegekräfte zurückholen: Mindestens 300.000 zusätzliche Kräfte möglich

https://www.rechtsdepesche.de/ausgestiegene-pflegekraefte-zurueckholen/

Dadurch würde auch das Interesse für die Ausbildung steigen.

 

Im oberen Segment wird es noch genug Plätze geben.

Allerdings die dortigen Kosten, die sind selbst für gut betuchte RentnerInnen kaum zu stemmen.

 

Um den Druck zu erhöhen, muss auch das Verlegen in eine ungesicherte Pflegesituation aus dem Krankenhaus heraus (hier trifft die theoretische Verantwortung des KH für seine Patienten auf die Realität) mal mehr öffentlich thematisiert werden.

So ein paar Prozesse dürften auch nicht schlecht sein.

 

Aber diese Personengruppe leidet meistens still.

Tino Winkler

Die Pflegeversicherung so weit erhöhen, das zusätzliche Pflegeheime in staatlicher Kontrolle finanziert werden können.

Peter Kb

Das ist auch eine Frage des pauschalen Vergütungssystems. Es gibt Patienten, die aufgrund ihrer Multimorbidität deutlich mehr Kosten verursachen als von der Pflegeversicherung bezahlt wird. Meine Mutter war so ein Fall und nur durch dienstliche Kontakte konnte ich sie in einem Pflegeheim unterbringen, obwohl Pflegegrad 5+. 
Heime nehmen normalerweise solche Patienten unter dem derzeitigen Kostendruck nicht auf.

Vector-cal.45

Willkommen in meiner Welt.

 

„… blutig nach Hause entlassen …“ und Ähnliches ist für mich Alltag.

 

Während der letzten ca. 20 Jahre haben sich diese Probleme kontinuierlich verschärft.

 

Sätze wie „Wir werden natürlich auch über die Arbeitsbedingungen reden müssen“ höre ich schon mindestens genauso lange. Blah blah blah.

 

Und in einer zunehmend verweichlichten Gesellschaft voller entrückter Traumtänzer wollen sich eben kaum noch in ihrem Job wirklich mit den harten Realitäten des Lebens auseinandersetzen müssen, habe ich das Gefühl.

 

 

WM-Kasparov-Fan

Ich finde die vielen krampfhaft lebensverlängernden Maßnahmen fürchterlich. Von meiner Mutti (Ärztin) habe ich gelernt, dass der Tod zum Leben dazugehört. Bringt die Altersschwachen zurück in ihre alten Wohnungen, damit sie dort im Kreise ihrer Angehörigen sterben können! Damit auch die Kinder, Enkel und Urenkel frühzeitig begreifen lernen, dass Sterben ein ganz natürlicher Prozess ist, und sie Trauer erleben. Wir reden doch neuerdings immer so gerne von "Resilienz" trainieren und ausbauen.

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ich1961

////Ich finde die vielen krampfhaft lebensverlängernden Maßnahmen fürchterlich.////

Welche? 

Eine Herz OP, damit derjenige wieder am Leben teilhaben kann?

Eine Krebs OP, damit derjenige sein Leben noch genießen kann?

////Von meiner Mutti (Ärztin) habe ich gelernt, dass der Tod zum Leben dazugehört.////

Das habe ich auch von meiner Mutti (und anderen Angehörigen sowie dem Leben) gelernt. Es sind in meinen 62 Jahren schon viele Angehörige verstorben.

////Bringt die Altersschwachen zurück in ihre alten Wohnungen, damit sie dort im Kreise ihrer Angehörigen sterben können! Damit auch die Kinder, Enkel und Urenkel frühzeitig begreifen lernen, dass Sterben ein ganz natürlicher Prozess ist, und sie Trauer erleben. ////

Sind Sie sicher, das "die Angehörigen" das auch wollen? Von "den Altersschwachen" ganz zu schweigen.

 

WM-Kasparov-Fan

Ich spreche nicht von Krankenhauseinweisungen, Operationen und wichtiger Lebensrettung. Sondern ich rede von den Millionen junger Familienangehöriger, die sich ein leichztes Leben damit machen wollen, ihre Alten in Heime abzuschieben, damit sie selber Zeit für Arbeit und Einkommen haben. Statt auf diese zu verzichten und am Pflegebett zu bleiben. Oft höre ich die Ausrede "das kann ausgebildetes Personal viel besser". Diese wiederum sind jedoch viel zu wenige, überfordert und gestresst, haben meist selber ne eigene Familie (für die sie keine Zeit haben), und kennen den/die zu Pflegende(n) nicht schon ein ganzes Leben lang.

Vector-cal.45

Der User spricht m. E. durchaus wichtige Punkte an.

 

Unter „krampfhaft lebensverlängernd“ verstehe ich jetzt keinesfalls eine Not-OP. Allerdings werden immer noch sehr häufig z. B. PEG-Sonden verwendet. Viele Menschen lehnen dies „eigentlich“ ab (zumindest ab einem gewissen Alter / Allgemeinzustand), um diese dann im Zweifelsfall doch zu befürworten. Dies betrifft nicht zuletzt die Angehörigen. Statt eines Organspenderausweises (wie hier kürzlich wieder diskutiert wurde) sollte viel eher eine Patientenverfügung Pflicht sein.

 

Auch die häusliche Pflege sollte unbedingt weiter gestärkt werden, auch da gebe ich Kasparov-Fan recht. Ganz besonders zustimmen möchte ich ihm dahingehend, dass diese verbreite Entkoppelung vom Sterbeprozess eine unnatürliche Tabuisierung darstellt. Wie vieles andere Unangenehme wird dies gerne „outgesourct“.

 

„Der Tod ist so unabwendbar, dass er jeden überrascht“ (Frederic Beigbeder)

Huhn

Aber es geht doch nicht um das Sterben, es geht um das Leben davor, welches nicht mehr alleine geschafft werden kann. Im Gegensatz zu früher ist es kein Standard mehr, dass mehrere Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig helfen können.

Was die lebensverlängernden Maßnahmen betrifft, bin ich bei Ihnen und Ihrer Mutter. Aber: Das ist die Entscheidung des Kranken. Auch meinem Vater wurde eine sündteure Therapie angeboten. Es war 85, wurde bereits hospizbetreut und hatte sich - anscheinend - mit seinem baldigen Tod arrangiert, aber der Lebenswille war stärker. Irgendwann wurde ihm klar, welche Tortur er für einen einzigen, wirklich glücklichen Moment auf sich genommen hatte und brach die Therapie ab. Kurz danach schlief er friedlich ein. 

Nach allem, was wir in der Familie erlebt haben, gibt es unter meinem Sohn und mir das Stichwort "Schweiz", aber ob ich dann den Mut dazu haben werde?

WM-Kasparov-Fan

Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Nur, dass es kein Standard mehr ist (in einer Wohnung zusammen aufzuwachsen und alt zu werden), finde ich bedauernswert. Ja, die jüngeren Generationen sollen nicht mit Angstzuständen, zu viel Wehmut und Depressionen aufwachsen, aber nur "locker lässig" fröhlich und ohne Erfahrungen von harten Rückschlägen und Schicksalsschlägen geht es doch nicht! 

Mauersegler

Erstens hat nicht jede/r Hochaltrige einen "Kreis seiner Angehörigen".

Zweitens möchte manche/r vielleicht doch lieber medizinische Unterstützung in Anspruch nehmen als jämmerlich ersticken oder sich unter unerträgliche Schmerzen aus dem Leben kämpfen.

WM-Kasparov-Fan

Auf mich trifft Erstens und Zweitens zu. Ich bin der letzte meiner Familie, sie stirbt mit mir aus. Und ich möchte (u.a. auch deswegen), dass mir sofort das Leben genommen wird, wenn ich nicht mehr kann (und womöglich Schmerzen erleide).

Glasbürger

Eine Krankenhausreform ist sicher nötig und es ist ja auch löblich, daß man seitens der Verantwortlichen darüber auch spricht, wird allein jedoch rein gar nichts bringen. Solange nicht das gesamte Gesundheitswesen endlich zu einem echten Solidarsystem, das kostendeckend, doch nicht profitorientiert arbeitet umgestaltet wird, was natürlich auch den bisher ungeregelten Markt der Pharmaindustrie einschließt, bleibt es beim alten. Murks und Flickschusterei. 

Die Frage ist jetzt wohl, ob der Bundesgesundheitsminister es wagt, dieses Problem endlich ernstlich anzugehen oder ob er es seinem Nachfolger vererbt, wie es ja seine Vorgänger taten.

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marvin

Ich denke eher, wir werden eine Entwicklung sehen wie in Kanada. Dort kommt Berichten zufolge inzwischen schonmal der "Ethikdirektor" des Krankenhauses auf Ihr Zimmer und möchte mit Ihnen über Sterbehilfe reden. Erinnert mich an die wunderschöne Abschiedsszene in "Soylent Green".

perchta

Das ist doch alles längst bekannt - Wer wissen wollte, der konnte sich klug machen.

BTW.: Ich werde alles daran setzen, solange wie möglich fit und nützlich zu bleiben um mich danach schnell und möglichst schmerzlos zu verabschieden.

Biocreature

Ich weiß schon, warum ich es immer wieder mit der Angst zu tun bekomme, wenn ich darüber nachdenke,

was passiert, wenn meine Mutter, die dieses Jahr 85 Jahre alt wird, aufgrund ihrer starken motorischen Einschränkungen, nicht mehr selbst in der Lage ist, wichtige Tätigkeiten selber durchführen zu können.

Das bereitet mir wirklich Angst!

-

Noch mehr Alpträume bekomme ich, wenn ich in die Situation komme, selber ein Pflegefall zu werden. Aufgrund meiner chron. Krankheiten, wird das wohl früher geschehen, als es mir Recht sein würde. Ich selber hab' keine Kinder u. wäre dem Pflege-System dann de facto hilflos ausgeliefert.

Alleine die Bezahlung der Pflege, wäre katastrophal. Und über die 'Pflege' als solche in Pflegeheimen, werd' ich kreidebleich, nur wenn ich daran denke.

Ich weiß, wovon ich rede, da meine Oma 8 J. im Heim wegen Demenz war!

Ihr letztes Lebensjahr war sie Pflegestufe 3+ (Stand 2006) u. Bettlägrig.

-

Das wünsch' ich keinem, denn es war u. ist Menschen unwürdig, so leben zu müssen!

sosprach

Es wäre schön ein Sondenvermögen für Pflege und Medizin oder gar ein 2% zu etablieren. Nicht für Waffen und Krieg. Wenn ich an an die Demografi denke wird mir schlecht. 

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SirTaki

Der Begriff Triage wird inflationär und aus dem Zusammenhang gerissen gebraucht. Die medizinische Triage ist feststehend und bedeutet die Abwägung bei begrenzten Behandlungsmöglichkeiten zweier Patienten, wer das höhere Überlebenspotenzial hat. In der Altenpflege ist das ein Begriff, der Panik macht und falsche Bilder weckt. 

Da wird nicht einfach abgeblockt, abgewogen, wer weniger Pflegeaufwand hat und das mit dem bewussten In-Kauf-Nehmen des einfachen Sterben lassen. Da wird geprüft, ob eine Einrichtung überhaupt in der Lage ist, pflegebedürftige Intensivpatienten zu versorgen. Denn wenn man aufnimmt und die Versorgung nicht sicherstellen kann, gibt es Druck von Behörden und Angehörigen.

Alle wissen, dass Personalnotstand überall herrscht und viele Leute tun so, als wenn die Probleme neu sind. Sie kommen jetzt nur massiver. Kliniken sind für die hohe Zahl von Alten nicht ausgelegt. 

Auftrag für Lauterbach und die Politik, hier endlich zu reagieren.

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