In Istanbul hängt über einer von Passanten gesäumten Straße ein Wahlplakat des Präsidentschaftskandidaten Kilicdaroglu.

Ihre Meinung zu Türkei: Welcher Präsidentschaftskandidat hat welche Chancen?

Wer regiert künftig als Staatschef die Türkei? Heute entscheidet die Stichwahl zwischen Amtsinhaber Erdogan und Herausforderer Kilicdaroglu. Die Spaltung in der Bevölkerung könnte einen politischen Wechsel erschweren. Von Uwe Lueb.

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124 Kommentare

Kommentare

Sharky_ffm

Was ich nicht verstehen kann, ist der wohl sehr hohe Anteil der in Deutschland lebenden Türken, die Erdoğanwählen (deutlich über 60%). Wenn sie diesen und seine negative Einstellung "dem Westen gegenüber" so gut finden, müssten Sie doch eigentlich so schnell wie möglich "nach Hause" wollen.

Aber das kennt man ja aus vielen Ländern und Menschengruppen. Solange man selber in einem freien Land lebt, kann ja in der Heimat ein Tyrann herrschen.

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nie wieder spd

Von den türkischen Wahlberechtigten in Deutschland gehen ca die Hälfte zur Wahl und davon haben 60% für Erdogan gestimmt. Soo viele sind das gar nicht. Und vielleicht tun die das auch nur, weil der Wechselkurs für Auslandstürken eher günstig ist.

Sebastian15

Ein gewichtiger Grund, warum viele der hier lebenden Türken AKP wählen wird gerne übersehen: Die AKP hat ihre Stammwähler nicht in den Metropolen wie Istanbul oder Antalya, sondern in der Bevölkerung der ländlichen und strukturschwachen Gebiete. Und genau aus diesen Gebieten stammten die ersten Gastarbeiter, die einst nach Deutschland kamen. Diese haben immer schon AKP gewählt und ihre Kinder tun es jetzt auch, weil sie es zu Hause so mitbekommen haben. 

Oder anders ausgedrückt: Ein Bayer, der immer CSU gewählt hat wird dies auch weiter tun, selbst wenn er ins linksliberale Los Angeles auswandert!

pxslo

"Was ich nicht verstehen kann, ist der wohl sehr hohe Anteil der in Deutschland lebenden Türken, die Erdoğanwählen (deutlich über 60%). "

Das können Sie auch nicht verstehen. Denn wie Sie denken sagen Sie ja in Ihrem nächsten Satz:

"Wenn sie diesen und seine negative Einstellung "dem Westen gegenüber" so gut finden, müssten Sie doch eigentlich so schnell wie möglich "nach Hause" wollen."

Also die Türken die Erdogan wählen haben weder ein Problem mit der Demokratie, noch ein Problem mit dem Westen. Die Wahl in der Türkei ist ja ein deutliches Zeichen einer funktionierenden Demokratie.

 

Möbius

Da Kilicdaroglu einen Schwenk nach rechts gemacht hat mit seinen fremdenfeindlichen Forderungen, hätte zumindest Europa mit seinem „Wunschkandidaten“ mindestens ebenso viele Probleme wie mit dem Amtsinhaber … 

 

Obwohl Kilicdaroglu von westlichen Kommentatoren, die in ihm vorher den Favoriten sahen, plötzlich nur wenig Chancen eingeräumt werden, könnte er es dennoch durchaus schaffen zu gewinnen. Und wenn nicht - werden einige in der EU wohl aufatmen, dass ihre Träume doch nicht wahr geworden sind …

 

Die einseitige Fixierung des Westens auf das Russisch-türkische Verhältnis - das Kilicdaroglu übrigens im wesentlichen unangetastet gelassen hätte -  war von vornherein falsch. 

 

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zöpfchen

Das positive ist, dass dann auch ein Wahlgewinner Erdogan mit der Repatriierung der Syrer in ihre Heimat beginnen wird. Syrien wurde ja vor kurzem wieder in die arabische Liga aufgenommen. Und warum sollte Erdogan das Verhalten von Assad verurteilen, wenn seine Fehler im arabischen Raum verziehen wurden? 

wie-

>> Das positive ist, dass dann auch ein Wahlgewinner Erdogan mit der Repatriierung der Syrer in ihre Heimat beginnen wird. Syrien wurde ja vor kurzem wieder in die arabische Liga aufgenommen. Und warum sollte Erdogan das Verhalten von Assad verurteilen, wenn seine Fehler im arabischen Raum verziehen wurden?

Ein Beitrag triefend vor Zynismus. Denn die Kernfrage dabei bleibt, ob auch die Millionen vor den Untaten des Assad-Regimes geflüchteten Syrerinnen und Syrer verzeihen können. Sofern das Assad-Regime ihnen überhaupt eine Perspekte auf einem Leben in Frieden und Sicherheit in Syrien gewähren wird. 

zöpfchen

Alles braucht seine Zeit. Im arabischen Raum geht man offenbar mit diesen Sachen pragmatisch um. 

wie-

>> Im arabischen Raum geht man offenbar mit diesen Sachen pragmatisch um.

Tatsächlich? Auf welche Präzedenzfälle berufen Sie sich hier?

zöpfchen

Na auf diesen. Ich finde halt, dass man sich hier im Westen unnötig viel Sorgen macht,  während die arabischen Brüder den Zwist in Syrien schon begraben haben. Wir sollten uns ein Beispiel nehmen. 

wie-

>> Wir sollten uns ein Beispiel nehmen. 

An was, warum und wie passend zu den Werten der Verfassung?

heribix

Wer sagt ihnen denn das die Syrer alle vor Assad geflüchtet sind und nicht einfach nur vorm Krieg? 

nie wieder spd

Grundsätzlich ist die Türkei schon seit dem Quasi - Diktator Atatürk ein sehr nationalistisches Land. Das Kilicdaroglu nach Rechts schwenkt macht da auch nicht mehr viel aus. Weit rechts von unserer AfD sind da alle Parteien außer den kurdischen.

Mauersegler

Die einseitige Fixierung des Westens auf das Russisch-türkische Verhältnis - das Kilicdaroglu übrigens im wesentlichen unangetastet gelassen hätte -  war von vornherein falsch. 

Das ist kein Problem, weil diese angebliche Fixierung nur in Ihrem Kopf existiert. In Wirklichkeit macht man sich "im Westen" große Sorgen über den Demokratieabbau, die nicht mehr vorhandene Pressefreiheit, die zahllosen unrechtmäßig Inhaftierten und so weiter. 

Sisyphos3

der Erdogan kriegte 49,5 % sein Konkurrent 45 %

dann gibt´s noch die 5 % von nem ultranationalen zu verteilen

was gibt es da zu diskutieren ?

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schabernack

➢  der Erdogan kriegte 49,5 % sein Konkurrent 45 %.

Schon nach diesen Zahlen im ersten Wahlgang war klar, wer der nächste Präsident der Türkei sein wird. Niemand wählt im zweiten Wahlgang wen anderes, wer im ersten Erdogan wählte. Und die fehlenden 0,6% bekommt er sowieso.

ich1961

Sharky_ffm28. Mai 2023 • 08:33 Uhr

Das ist wohl wahr.

Alle Annehmlichkeiten in einer Demokratie genießen und solche Politiker wählen - verstehe wer will/kann.

 

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Jimi58

Mich wundert es sowieso, das die hier lebenden Türken wählen dürfen. Wenn ich ich in einem anderem Land leben möchte und deren Staatsngehörigkeit möchte, muß ich mich auch dort anpassen und nicht das verlassene Land mit Wahlen unterstütze. Die doppelte Staatsangehörigkeit hat auch ihre Nachteile.

Sisyphos3

haben die alle die doppelte Staatsbürgerschaft ?

Hansi2012

Die bei uns praktizierte doppelte Staatsbürgerschaft ist m.E. ein Fehler.

wie-

>> Die bei uns praktizierte doppelte Staatsbürgerschaft ist m.E. ein Fehler.

Warum?

Mauersegler

Sie meinen, dass jede/r EU-Bürger/in, US-Amerikaner etc. problemlos die doppelte Staatsbürgerschaft bekommt, Türken aber nicht? Da stimme ich Ihnen zu, das halte ich auch für einen Fehler. 

Mauersegler

Die Türken bekommen bis jetzt gar keine doppelte Staatsbürgerschaft. Sie leben als Türken im Ausland und können daher genauso in der Türkei wählen wie Sie in Deutschland, auch wenn Sie irgendwo anders auf der Welt leben.

Kaneel

Mit der Behauptung habe ich mich hier kürzlich schon vertan. Es scheint durchaus auch für viele türkischstämmige Menschen möglich zu sein in Deutschland in den Genuss der doppelten Staatsbürgerschaft zu kommen. Teilweise hat es wohl mit dem Geburtsjahr zu tun, aber auch damit, ob es dafür gute Gründe gibt. Für manche ist es offensichtlich leichter, für andere schwieriger. So wirklich schlau, wie das geregelt ist, bin ich aber trotz Recherche nicht geworden. 

Mauersegler

Es gab eine Zeit, in der Türken, die die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben, anschließend die türkische wieder neu erwerben konnten. Das wurde aber 2000 unterbunden:

Wer nach dem 1. Januar 2000 als (eingebürgerter) Deutscher die türkische Staatsangehörigkeit (erneut) erworben hat, hat die deutsche verloren, es sei denn, ihm wäre die Beibehaltung der deutschen genehmigt worden."

https://www.migrationsrecht.net/Nachrichten-Gesetzgebung-Auslaenderrech…"

Wir bräuchten ja kein neues Gesetz zur doppelten Staatsbürgerschaft, wenn sie jetzt schon Praxis wäre. Oder besser, allgemeine Praxis und nicht nur für ausgewählte Nationalitäten. 

Laut bpb stellen türkischstämmige Menschen nur etwa 12 Prozent der Doppelstaatler in Deutschland.

schabernack

➢ Es scheint durchaus auch für viele türkischstämmige Menschen möglich zu sein in Deutschland in den Genuss der doppelten Staatsbürgerschaft zu kommen. Teilweise hat es wohl mit dem Geburtsjahr zu tun, aber auch damit, ob es dafür gute Gründe gibt. Für manche ist es offensichtlich leichter, für andere schwieriger. So wirklich schlau, wie das geregelt ist, bin ich aber trotz Recherche nicht geworden.

Ab Geburtsjahr 1991 und später in DEU geboren, plus mind. 8 Jahre in DEU zur Schule gegangen, ist die Doppelte Staatsbürgerschaft TÜR - DEU für alle Kinder Türkischer Eltern möglich. Man muss sie beantragen ab Alter 18 Jahre. Eine Art von Teil-Staatsbürgerschaftsrecht nach Geburtsort.

Alles, was nicht unter diese Regularien fällt, sind Einzelfallentscheidungen, für die es (viele) verschiedene Grundlagen geben kann. Wie lange schon in Deutschland ansässig - mit oder ohne Unterbrechungen. Verheiratet mit einer Deutschen Person. «Besondere Verdienste» … oder noch was anderes.

Kaneel

Danke für Ihre Ausführung. Aber widerspricht diese nicht dem, was @Mauersegler schrieb? Einerseits ist die doppelte Staatsbürgerschaft möglich für ab 1991 Geborene, andererseits wurde das 2000 unterbunden? Ein neues Gesetz erscheint mir durchaus sinnvoll.

Mauersegler

Meine Ausführungen bezogen sich auf die Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, aber irgendwann die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt haben. Dafür mussten sie die türkische abgeben. Bis 2000 konnten sie im Anschluss daran die türkische Staatsbürgerschaft wieder und zusätzlich beantragen. 

"Seit dem Jahr 2000 erwerben Kinder von ausländischen Eltern bei Geburt in Deutschland die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil seit mindestens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt."

Bis 2014 mussten sich diese Kinder mit 21 Jahren für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden. Seitdem müssen sie das nicht mehr, wenn sie die ganze Zeit in Deutschland gelebt haben. 

Das Ganze ist ein riesiger Verhau mit viel Ungleichbehandlung und gehört auch meiner Meinung nach dringend neu geregelt.

amran.juli

Tja, so läuft es ja  in vielen "real existierenden Demokratien". Wer die Macht über die Massenmedien hat, gewinnt in der Regel auch die Wahlen. Da bleibt oft nur die Wahl zwischen dem "geringeren Übel". Mit Demokratie im eigtl. Sinne hat das aber nicht mehr viel zu tun. Ansonsten lässt sich feststellen - die Türkei liegt im weltweiten Trend, wo  faschist. und nationalist. Parteien zunehmend an Einfluß gewinnen bzw. ihren Einfluß festigen.

ich1961

////Tja, so läuft es ja  in vielen "real existierenden Demokratien".////

Warum setzen Sie das in Anführungszeichen?

////Wer die Macht über die Massenmedien hat, gewinnt in der Regel auch die Wahlen.////

Bitte nicht schon wieder diese (unwahre) Geschichte! Massenmedien, Macht darüber - Verschwörung wo auch immer Sie hin sehen?

////Ansonsten lässt sich feststellen - die Türkei liegt im weltweiten Trend, wo  faschist. und nationalist. Parteien zunehmend an Einfluß gewinnen bzw. ihren Einfluß festigen.////

Traurig aber ja. Was lernen die Menschen denn aus den aktuellen Ereignissen? Nichts!

 

wie-

>> Alle Annehmlichkeiten in einer Demokratie genießen und solche Politiker wählen - verstehe wer will/kann.

Ein Phänomen, welches nicht nur auf Menschen mit türkischen Wurzeln beschränkt ist. Schauen Sie z.B. auf die bis zu 20 % guter, anständiger Deutscher, welche trotz aller Annehmlichkeiten einer Demokratie ihre Wählerstimme lieber Links- oder Rechtsautoritären Politikerinnen und Politikern, darunter erklärte Faschisten, geben.

Die Frage ist vielmehr, weshalb die demokratische Parteienlandschaft auch demokratie- und verfassungsfeindliche Parteien zum Erfolg kommen lässt.

ich1961

Wie sollten die Parteien das denn verhindern? 

wie-

>> Wie sollten die Parteien das denn verhindern? 

Kanditatenwahl, parteiinterne Demokratie, Authentizität, Kommunikation bzw. Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern anstelle von Parolen und Phrasen sowie Propaganda, Programme, welche breiten Schichten der Bevölkerung zu gute kommen und welche die zentralen Sorgen und Zukunftsfragen adressieren, Vermeiden von Korruption und Hörigkeit gegenüber Lobbyisten etc. etc.. Lesen Sie nach, u.a. Steven Levitsky: "Wie Demokratien sterben - und was wir dagegen tun können"

ich1961

Das hört sich alles super an, aber ob das so machbar ist - da habe ich große Zweifel.

Theorie und Praxis sind nun mal 2 Paar Schuhe.

 

harry_up

Da haben Sie zu Recht den Finger in eine Wunde gelegt.

Hier im Bundestag oder sonstigen demokratischen Gremien sitzen und sich offen gegen demokratische Entscheidungen und Grundregeln stemmen ist aus meiner Sicht ebenso befremdlich wie das Wahlverhalten der besagten >60 % der hiesigen türkischen Wähler.

Sisyphos3

20 % ist ja schlimm genug

aber da sind es 60 % Menschen die sich hierzulande - im Gegensatz zur Türkei

 (zumindest wird das permanent unterstellt) sich neutral informieren können

Kristallin

Ich denke dass sehr viele türkische Menschen in Dt, via türkischen TV "informieren", welches bekanntlich Erdogan freundlich "funkt".

Die junge Generation nutzt das Internet u informiert sich dann ggf "breiter".

wie-

>> Die junge Generation nutzt das Internet u informiert sich dann ggf "breiter".

Sofern die junge Generation mit türkischen Wurzeln nicht genauso Opfer der Echokammernalgorithmen der sozialen Medien werden, wie so viele andere Menschen auf dieser einen Welt auch, egal welchen Alters. Ich vermute, dass die Menschen mit türkischen Wurzeln der Dauerpropaganda von Herrn Erdogan nicht ausweichen können - wenn sogar deutsche Kommunen den Aushang von Wahlwerbung der AKP zulassen. Einseitig.

zöpfchen

Ich kenne keine Statistik, die besagt, dass die junge Generation weniger Erdogan-orientiert ist. 

Mauersegler

Zum 177.538. Mal: Es sind nicht 60 Prozent der Türken hierzulande. Es sind 60 Prozent der knappen Hälfte, die überhaupt nur wählen.

Wahlberechtigt sind 1,5 Millionen, etwa die Hälfte der Menschen mit türkischem Hintergrund. Sie werden von Erdogan heftig umworben, er hat 2010 extra ein Amt für Auslandstürken gegründet. Dennoch geht nicht einmal die Hälfte von ihnen wählen, sagen wir 700.000. Von denen haben rund 455.000 Erdogan gewählt. Das sind 15 Prozent der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Also ungefähr so viele wie die AfD wählen. 

zöpfchen

Eine wahrlich erstaunlich Berechnung, die sie uns da zeigen! Ich wusste garnicht, dass das Ergebnis der AfD immer um die Nichtwähler reduziert wird. 

 

Mauersegler

Nein, bei den AfD-Ergebnissen sind die Nichtwähler inbegriffen, das stimmt. Nehmen wir also Sachsen-Anhalt. Da haben bei der letzten Bundestagswahl 60 Prozent der Wahlberechtigsten gewählt. Davon 20 Prozent AfD. 

Eudialyt4

Die Rechnung stimmt schon. Was eben nicht stimmt ist, dass 60% der wahlberechtigten Erdogan gewählt haben.

Mauersegler

So ist es. Mir geht es nur um Widerlegung der ständig wiederholten Falschbehauptung, dass 60 Prozent der in Deutschland lebenden "Türken" (die oft nicht einmal von den Wahlberechtigten unterschieden werden),  Erdogan wählen würden. 

Sisyphos3

merkwürdig, sehr merkwürdig ihre Wahlinterpretation

60 % der Auslandstürken hierzulande die wählten wählten den Erdogan

was diejenigen wählen würden, täten sie denn wählen ???

Mauersegler

Ich habe nichts interpretiert, sondern einige Fakten gebracht. 

Den Rest Ihrer hingeworfenen Wortfetzen zu interpretieren mache ich mir nicht die Mühe.

Opa Klaus

Verfassungsfeindliche Parteien werden in Deutschland m. W. nicht zu Wahlen zugelassen. 

wie-

>> Alle Annehmlichkeiten in einer Demokratie genießen und solche Politiker wählen - verstehe wer will/kann.

Dabei ist aber sehr bewundernswert und damit für die Menschen in Deutschland durchaus vorbildhaft, welchen Reiseaufwand die in Deutschland lebenden Wahlberechtigten für die türkische Präsidentschaftswahl auf sich genommen haben, um bei der Stichwahl eine Stimme abzugeben. So demokratiefern, wie hier so manche suggerieren, scheinen diese Menschen nicht zu sein. Ein Zeichen eines gesunden Verfassungspatriotismus?

Vector-cal.45

Warum sollte man in einem Land zum Wählen gehen, zu welchem man keinen wirklichen Bezug (mehr) hat oder welches man gar nur als Urlaubsziel wahrnimmt?

 

Und was soll daran bewundernswert sein?

„Gesunder Verfassungspatriotismus“? 

Wow.

Nutzen Sie diesen Begriff mal im Bezug auf die Bevölkerung hier, dann stehen Sie ruckzuck in der üblichen hier damit verbundenen  Ecke.

wie-

>> Warum sollte man in einem Land zum Wählen gehen, zu welchem man keinen wirklichen Bezug (mehr) hat oder welches man gar nur als Urlaubsziel wahrnimmt?

Gute Frage. Vielleicht: weil diese Menschen das Recht dazu haben? Und weiterhin starke, auch verwandtschaftliche Bindungen zur Türkei haben? Weil diese Menschen seit Jahrzehnten Ablehnung, Ausgrenzung, Marginalisierung, Stigmatisierung, Benachteiligung in Deutschland erfahren? Weil diese Menschen in Deutschland weniger Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten erfahren und ihren Willen um Mitgestaltung nun in der Türkei leben?

>> Nutzen Sie diesen Begriff mal im Bezug auf die Bevölkerung hier, dann stehen Sie ruckzuck in der üblichen hier damit verbundenen  Ecke.

Verfassungpatriotismus wird in der Ecke, welche Sie vermuten, ganz bewusst nicht gelebt, da in jender Ecke diese Verfassung abgelehnt wird.

Vector-cal.45

„weil diese Menschen das Recht dazu haben?“

-> ich bin gegen einen doppelte Staatsbürgerschaft. Eine staatliche Zugehörigkeit sollte eindeutig sein, auch aus Gründen der Loyalität.  Mein türkischer Arbeitskollege meinte  kürzlich zu mir, viele hier lebende Türken würden die AKP und Erdogan unterstützen, um einen für Sie vorteilhaften Währungs-Wechselkurs zu sichern. Auch hier im Thread wurde das bereits angesprochen. 

Hatte ich zugegebenermaßen nicht auf dem Schirm. 

 

„verwandtschaftliche Bindungen“

-> Für mich ist das keinesfalls eine Indikation für ein Wahlrecht im Herkunftsland.  Ich habe lettische Verwandte sollte ich dort wählen dürfen?

 

„seit Jahrzehnten Ablehnung, Ausgrenzung, Marginalisierung, Stigmatisierung, Benachteiligung…“

->  Abgesehen von individueller ablehnender Haltung durch wenige Menschen, welche sich nie ganz abstellen lässt…. wo denn konkret? Im Alltag gehören die Türken (bzw. türkischstämmige D.) doch absolut dazu.

wie-

>> Eine staatliche Zugehörigkeit sollte eindeutig sein, auch aus Gründen der Loyalität.

Welche Loyalität? Gegenüber wem? Warum? Reicht nicht das Achten der Verfassung und das Beachten der Gesetze? Was regelt das Grundgesetz zum Verhältnis zwischen Staat und Bürgern?

>> Für mich ist das [Verwandschaftsbeziehungen] keinesfalls eine Indikation für ein Wahlrecht im Herkunftsland.

Für die Türkei, welche über das Wahlrecht in ihrem Land bestimmt, aber schon. Und nun?

>> Im Alltag gehören die Türken (bzw. türkischstämmige D.) doch absolut dazu.

Jau, so die Theorie. Was aber nichts an der für viele Menschen mit Migrationshintergrund erlebte Ausgrenzung, Benachteiligung, Stigmatisierung und Marginalisierung ändert. Diese Problematik auf "individuelle Einzelfälle" zu reduzieren, ist Ausdruck einer starken Verharmlosung.

Mauersegler

"verwandtschaftliche Bindungen“

-> Für mich ist das keinesfalls eine Indikation für ein Wahlrecht im Herkunftsland.  Ich habe lettische Verwandte sollte ich dort wählen dürfen?

Was soll diese Albernheit? Natürlich begründen verwandtschaftliche Bindungen kein Wahlrecht, nirgendwo. Wählen können Sie nur als Staatsbürger eines Landes. Wenn Sie also Lette sind - nur zu. Auch als Deutscher können Sie zum Beispiel in Costa Rica oder Thailand leben und trotzdem hier wählen. 

Eine doppelte Staatsbürgerschaft wird Türken im Allgemeinen verwehrt. 

Vector-cal.45

Verwandtschaft als (zumindest moralische) Begründung für ein Wahlrecht im Herkunftsland wurde nicht von mir in die Diskussion gebracht, ich habe lediglich darauf reagiert. 

Vector-cal.45

Jeglicher Begriff des „Patriotismus“ ist in unserem Land doch viel eher negativ konnotiert, oder nicht?

Anita L.

Wie hier schon jemand schrieb und ich heute auch in einem "Zeit"-Interview las, organisiert die AKP bzw. die ihr nahestenden Ditib-Moscheen für ihre Wähler Reisen zu den Wahllokalen. Der Reiseaufwand wird somit verkleinert und die Wahlfreiheit damit beeinträchtigt. Es fällt nämlich auf, welche Glaubensbrüder und -schwestern nicht in den Bussen sitzen...

wenigfahrer

Heute Abend sind wir dann schlauer, hab mir gerade mal paar Artikel zur Wahl und dem verhalten der Wähler hier im Land angesehen, einiges verstehe ich was dort geschrieben wird, einiges aber auch nicht.

Mal sehen was nun herauskommt.

Account gelöscht

Inzwischen meinte Kilicdaroglu in den sauren Apfel beissein zu müssen. Er machte Zugeständnisse an die bei den Parlamentswahlen am 14. Mai auf zwei Prozent der Stimmen gekommene flüchtlings-und kurdenfeindliche Siegespartei (Zafer Partisi). In einem gemeinsamen Protokoll haben sich am Mittwoch, Kilicdaroglu und der Vorsitzende der Siegespartei, Özdag, auf die Abschiebung aller Flüchtlinge und Illegalen innerhalb eines Jahres geeinigt.

Dadurch kann es aber passieren, dass ihm kurdische Stimmen für seinen Wahlsieg fehlen.

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zöpfchen

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kurden implizit Erdogan wählen, nur gegen um die Abschiebung von Syrern zu protestieren. So beliebt sind die auch bei den Kurden nicht. 

Account gelöscht

Es geht ja darum, ob es für Kilicdaroglu reicht. Und für ihn sprachen sich bis jetzt vor allem Kurden aus.

pxslo

"Inzwischen meinte Kilicdaroglu in den sauren Apfel beissein zu müssen. Er machte Zugeständnisse an die bei den Parlamentswahlen am 14. Mai auf zwei Prozent der Stimmen gekommene flüchtlings-und kurdenfeindliche Siegespartei (Zafer Partisi)."

Da muss ich Sie schnell korrigieren: es gibt in der Türkei keine "kurdenfeindliche" Partei. Die wäre sofort verboten.  

Account gelöscht

Also, dass ist daneben. Da gibt es die MHP. Die Siegespartei (Zafer) und noch manch andere.

pxslo

"Also, dass ist daneben. Da gibt es die MHP. Die Siegespartei (Zafer) und noch manch andere."

In denen es auch viele Kurden gibt. Kein Präsident und keine Partei in der Türkei kann ohne die Stimmen der Kurden als Sieger hervorgehen. Deshalb kann es keine "kurdenfeindliche" Partei in der Türkei geben. 

Account gelöscht

Hier ein Artikel auf der Seite des Deutschlandfunks unter dem Titel "Erdogans Pakt mit den Rechtsextremen", von Susanne Güsten.

Da ist die Rede von der Festnahme von 15.000 Anhängern der Kurdenpartei HDP.

pxslo

Wenn jemand festgenommen wird ist es unwichtig wessen Anhänger er ist. Jeder Kriminelle überall auf der Welt ist Anhänger irgendeiner Partei oder Bewegung. Es gibt auch zehntausende kriminelle Erdogan-Anhänger in türkischen Gefängnissen. Viel wichtiger ist zu wissen, warum jemand festgenommen wurde und was man ihm vorwirft! Für den Ausgang der Wahl ist die Zahl jedenfalls unwichtig. Allein die HDP hat mehrere Millionen Wähler!

Nettie

„Welcher Präsidentschaftskandidat hat welche Chancen?“

Offensichtlich nur einer: Erdogan. Weil er offensichtlich machen kann, was er will.

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pxslo

"Offensichtlich nur einer: Erdogan. Weil er offensichtlich machen kann, was er will."

Als demokratische gewählter Präsident kann Erdogan auch nur das machen, was im Rahmen seiner Kompetenzen als Präsident liegt. 

Mauersegler

Ja, natürlich. Nur hat er sich diese Kompetenzen im Lauf der Jahre höchstselbst geschaffen, wie jeder Autokrat. Zum Beispiel,indem er die Opposition mundtot gemacht und Gegner im Staatapparat abserviert hat.

pxslo

"Ja, natürlich. Nur hat er sich diese Kompetenzen im Lauf der Jahre höchstselbst geschaffen, wie jeder Autokrat. Zum Beispiel,indem er die Opposition mundtot gemacht und Gegner im Staatapparat abserviert hat."

Also "mundtot" scheint mir die Opposition nicht zu sein. Immerhin kenn Erdogan heute gegen diese höchstlebendige Opposition scheitern. Und diese Kompetenzen hat Erdogan sich nicht "höchstselbst geschaffen", sondern hat das Volk demokratisch abstimmen lassen. Die Frage lautete damals "Wollt ihr ein Präsidialsystem, wo der von euch gewählte Präsident genau diese Kompetenzen bekommt?" Die Mehrheit hat sich dafür ausgesprochen.

Mauersegler

Abstimmung unter den beschriebenen Bedingungen. Nicht aussagekräftig.

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Erdogan hat m.M. nach die besseren Chancen wieder gewählt zu werden.

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wie-

>> Erdogan hat m.M. nach die besseren Chancen wieder gewählt zu werden.

Möglich. Plausibel. Auf jeden Fall hatte der BVB nach Meinung aller Experten gestern bis gegen 17 Uhr die besseren Chancen, Deutscher Fußballmeister zu werden. Merke: Erst kommt's anders und zweitens als man denkt.

frosthorn

Wenn Kilicdaroglu kein Problem damit hat, sich so weit nach rechts aus dem Fenster zu lehnen, dann frage ich mich, warum ich mir wünschen sollte, dass er der nächste Präsident wird. Weder die Syrer noch die Kurden könnten dann auf eine Verbesserung ihrer Lage hoffen.

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Sisyphos3

was für eine Gesellschaft

die in der liberaleren Variante tickt wie die AfD

pxslo

Wobei man dazu anmerken muß, dass von den 4 Mio Syrern in der Türkei etwa 500.000 syrische Kurden sind.