Ihre Meinung zu Niederlande: Junge Niederländer stellen Holocaust infrage
Antijüdische Fußballfans, Anfeindungen, Übergriffe: In den Niederlanden nimmt Antisemitismus zu. Gerade bei Jüngeren ist Holocaust-Relativierung wieder salonfähig. Woran liegt es, und was kann dagegen unternommen werden? Von M. Schneider.
"In Amsterdam erinnert ein Mahnmal an die Jüdinnen und Juden und Sinti und Roma"
Kann mir einer erklären, wieso in der Bildbeschreibung zwischen weiblichen und männlichen Juden unterschieden wurde,aber nicht zwischen weiblichen und männlichen Sinti und Roma ?
Vom Holocaust erfuhr ich schon,bevor es Thema in der Schule war. Die Morde an den Sinti und Roma waren in der Schule aber kaum bis gar nicht präsent.
Kann man ja schon froh sein,dass sie im Laufe der Zeit in den Medien im Nebensatz genannt werden,wenn der Holocaust Thema ist.
Vom Euthanasie-Programm der Nazis erfährt man allerdings herzlich wenig und ich weiß noch, wie ich als Schüler ganz überrascht war, als ich in einer KZ-Gedenkstätte erfuhr, dass Menschen mit "falscher politischer Gesinnung" ( oftmals Kommunisten,Sozialdemokraten) ebenfalls dort im KZ den Tod fanden -- dachte ich doch,dass ich in der ausführlichen Behandlung des Themas über alle Opfergruppen vorab informiert worden wäre...
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Kann mir einer erklären, wieso in der Bildbeschreibung zwischen weiblichen und männlichen Juden unterschieden wurde,aber nicht zwischen weiblichen und männlichen Sinti und Roma ?
Woraus schließen Sie das?
"In Amsterdam erinnert ein Mahnmal an die Jüdinnen und Juden und Sinti und Roma"
->
Mangelt es Ihnen an Textverständnis ?
Nein. Begriffe wie Sinti und Roma sind nicht geschlechtsspezifisch.
Vom Euthanasie-Programm der Nazis erfährt man allerdings herzlich wenig
Da könnte man sich aber informieren, wenn man wollte.
Genau darum geht es.
Dauerhaft wird man an allen Ecken über "DIE Nazi-Opfer" informiert. Über die Opfer des Holocausts.
Auch heute in der Presse zu tagesaktuellen Geschehnissen.
Während es kaum bis gar keine Informationen darüber gibt,dass die Opfer des Holocausts nur eine Gruppe von Opfern der Nazis waren.
Das erfährt man erst,wenn man sich AKTIV darüber informiert -- und wer macht das bitte,wenn man meint,man wäre gesellschaftlich bereits über DIE Opfer der Nazis aufgeklärt ?
Während die einen Opfer der Nazis besondere Aufmerksamkeit genießen,werden die anderen an den Rand der gesellschaftlichen Ignoranz und Vergessenheit geschoben.
So wie auch heute noch in vielen Fällen Menschen an den gesellschaftlichen Rand geschoben werden,die zur Zeit der Nazis Opfer des Euthanasie-Programms gewesen wären.
Während es kaum bis gar keine Informationen darüber gibt,dass die Opfer des Holocausts nur eine Gruppe von Opfern der Nazis waren
Das stimmt doch gar nicht. Ich verstehe diese Stimmungsmache nicht.
"Kann mir einer erklären, wieso in der Bildbeschreibung zwischen weiblichen und männlichen Juden unterschieden wurde,aber nicht zwischen weiblichen und männlichen Sinti und Roma?"
Das liegt daran, dass der pluralische Begriff " Roma und Sinti" eine Volksgruppe bezeichnet, ähnlich wie " die Deutschen".
Ich weiß nicht, wann und wo Sie zur Schule gegangen sind, aber zu meiner Schulzeit wurde das Thema Holocaust umfassend behandelt. Ich erinnere mich z.B. an die verschiedenen Wimpelfarben der KZ-Häftling oder edas Buch "Ede und Unku". Dass die Ermordung der Juden im Gesamtkontext ein größeres Gewicht haben, mag unter Umständen daran liegen, dass sie insgesamt die größte Opfergruppe stellen.
Vom Euthanasie-Programm der Nazis erfährt man allerdings herzlich wenig und ich weiß noch, wie ich als Schüler ganz überrascht war, als ich in einer KZ-Gedenkstätte erfuhr, dass Menschen mit "falscher politischer Gesinnung" ( oftmals Kommunisten,Sozialdemokraten) ebenfalls dort im KZ den Tod fanden -- dachte ich doch,dass ich in der ausführlichen Behandlung des Themas über alle Opfergruppen vorab informiert worden wäre...
Sie schließen ganz offensichtlich von sich auf andere. Ich jedenfalls, bald 67 Jahre alt, war immer schon über sämtliche Opfergruppen des dritten Reiches informiert. Ich habe schon sehr früh Eugen Kogons Buch "Der SS-Staat" gelesen, und das Euthanasieprogramm, Stichwort Bethel, war mir von frühester Kindheit an geläufig. Meine Großmutter spendete immer Geld und Kleidung an die Bodelschwinghschen Anstalten.
Scheint so,als hätte sich in den Jahren zwischen Ihrer Schulzeit und meiner in Sachen "Informationen über die Opfer der Nazis" so einiges verändert,sodass sich der Fokus sehr deutlich verschoben hatte
Die industrielle Judenvernichtung ist historisch einzigartig. Wenn darüber die anderen Opfer in den Hintergrund treten, so liegt das nicht nur daran, daß weniger an sie erinnert würde, sondern auch und gerade an der eigenen Wahrnehmung.
Ich möchte noch einmal an das Buch von Eugen Kogon erinnern, "Der SS-Staat". Ein absolutes Standardwerk zum Thema, das keine einzige Opfergruppe ausspart.
Zu meiner Schulzeit in Osnabrück in den frühen 70ern gehörte das zum Lesekanon. Daß Viele dieses Buch nicht gelesen haben, lag nicht daran, daß es nicht bekannt gewesen wäre.
Gut auf den Punkt gebracht. Mancher könnte gar meinen, dass das Gedenken unehrlich oder gar interessengeleitet ist. Der Umgang mit dem Thema ist sehr verklemmt.
Manchmal können Beifallsbekundungen entlarvend sein.