Studierende der Wirtschaftswissenschaften sitzen in einer Vorlesung an der Universität Leipzig

Ihre Meinung zu Warum kehren führende VWLer Deutschland den Rücken?

Deutschland gehen die Spitzen-Volkswirte aus. Wer in der VWL-Forschung Karriere machen möchte, zieht es häufig in die USA. Das liegt nicht nur am Geld, sondern auch an ganz anderen Faktoren. Von Jakob Schaumann.

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97 Kommentare

Kommentare

Bender Rodriguez

Karl Marx keine Ahnung?

Da spricht der Expropriareur. Dann ist das klar, dass der seinem Widersacher die Kompetenz abspricht.

Edelfräulein Marylin
@ État DE gauche

Wegen seines leistungsfähigen Brains ging K. Marx nach London, der Hauptstadt des Empires damals, war für die deutschen Staaten Mitte des 19. Jh. zu stark. Weil er hinter das Geheimnis des Kapitals, insbes. der Bedeutung seines variablen Anteils gekommen war, wurde er nicht Schatzkanzler seiner Majestät.

Möbius
@11:58 Uhr fathaland slim: Ideologie tötet die Kreativität

Ich kenne Ihren Zugang zur Forschung und speziell zur Forschungslandschaft in Deutschland nicht.

Aber mir Ideologisierung zu unterstellen ist schon arg.

Es ist ja nicht alles schlecht. Aber warum soll ich hervorheben was gut läuft anstatt den Finger auf die wunden Punkte zu legen?

Die DFG ist halt auch „menschlich“, sie fördert was gerade „in“ oder „en Vogue“ ist oder was gerade gehyped wird. So läuft das nun mal.

Für mich kam zB der Nobelpreis für Chemie (Asymmetrische Organokatalyse an List und McMillan) nicht überraschend, nachdem am Vortag die Klimaforscher dran waren. Denn es geht um „nachhaltige, grüne“ Chemie. Das passt ins Konzept und war außerdem lange überfällig.

Kokolores2017
Mir scheint, der hier zitierte "Brain Drain" greift

zu kurz:

D hat sich den größten Brain Drain unter den Nazis geleistet, als viele Spitzenwissenschaftler und der Mittelbau umgebracht oder zur Auswanderung gezwungen wurde.

Es dauert aus vielen Gründen lange, bis eine solche Zäsur überwunden wird.
Andererseits ist das permanente Schielen zu den USA überhaupt nicht angebracht: Wenn man immer wieder dieselben Ivy-League-Unis und Public Ivies mit hohen Beträgen fördert, bekommt man eine dünne Elite, die Spitzenergebnisse erzielt, der Rest ist Provinz.
Das gesamte Bildungssystem sackt dann ab: nirgends in der industrialisierten Welt gibt es so viele de-facto-Analphabeten und Weltblinde wie in den USA.
Wenn die US-Amerikaner ihren Wissenschaftlern, z. B. VWLern, so gut zuhören, warum dann der Sozialkollaps bei jeder Finanzkrise, die schlechte/unbezahlbare medizin. Versorgung, die Arbeitslosen und Massen Obdachlosen, Rassenprobleme, exzessiven Drogenprobleme, die Überfettung, die vielen Corona-Toten, die traurige Umweltschutzbilanz?

Der Lenz
Ja nun

Die selben Strukturklagen wie in allen Universitären Wissenschaftsbereichen.
Wie zu erwarten dreht sich die Diskusion hier natürlich nicht um die derzeitige Universitätsstruktur-fehlsteuereung durch Unterfinanzierung und Fehllende Personalbindung sondern es werden irgendwelche Gemeinplätze ausgetauscht die irgendwie mit "Wirtschaft" in Verbindung gebracht werden.
"Ein Bier aufs Volk bitte"

Der Lenz
@Kokolores2017 um 16:03

"Wenn die US-Amerikaner ihren Wissenschaftlern, z. B. VWLern, so gut zuhören, warum..."

Ich bitte sie.
Hofnarren durften schon immer die Wahrheit sagen. Sie wurden sogar gut bezahlt dafür.
Es wurde und wird geklatscht...und dann weitergemacht wie bisher.

fathaland slim
15:56, Möbius

>>@11:58 Uhr fathaland slim: Ideologie tötet die Kreativität
Ich kenne Ihren Zugang zur Forschung und speziell zur Forschungslandschaft in Deutschland nicht.<<

Ich bin Biologe, aber lange aus dem Betrieb raus.

>>Aber mir Ideologisierung zu unterstellen ist schon arg.<<

Ihr Blick auf die Welt scheint mir stark ideologisch geprägt zu sein.

>>Für mich kam zB der Nobelpreis für Chemie (Asymmetrische Organokatalyse an List und McMillan) nicht überraschend, nachdem am Vortag die Klimaforscher dran waren. Denn es geht um „nachhaltige, grüne“ Chemie. Das passt ins Konzept und war außerdem lange überfällig.<<

Sie unterstellen also, ideologische Gründe wären maßgeblich für die Nobelpreis-Entscheidungen. Zumindest verstehe ich Ihre Worte so.

Nettie
Am Beispiel der Realität lässt sich am anschaulichsten lernen

Vorausgesetzt, man verfügt über eine gewisse an der Realität erprobte, also auf Erkenntnissen aus der Praxis beruhende Methodik. Und die liefern die drei Forscher nun:

„Alle drei Forscher "haben uns neue Erkenntnisse über den Arbeitsmarkt geliefert und gezeigt, welche Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung aus natürlichen Experimenten gezogen werden können", begründete die Akademie ihre Entscheidung.
>> "Ihr Ansatz hat auf andere Bereiche übergegriffen und die empirische Forschung revolutioniert." Viele der großen Fragen in den Sozialwissenschaften hätten mit Ursache und Wirkung zu tun (...).
>> Diese Fragen seien schwer zu beantworten, weil es dazu keine Vergleiche gebe. "Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn (...)", so die Akademie.
>> Die diesjährigen Preisträger hätten jedoch gezeigt, dass es möglich sei, solche und ähnliche Fragen mit natürlichen Experimenten zu beantworten“

Und damit Verbreiter oft jeder Grundlage entbehrender „fester Überzeugungen“ den zu widerlegen.

Möbius
Die Wahrheit über den „Brain Drain“

Ich mag diesen sehr plakativen Begriff nicht.

Ich kenne das Beispiel eines deutschen mit einem Forschungspreis ausgezeichneten Mathematikers, dem man ein „unwiderstehliches“ Angebot in USA gemacht hat (ich erinnere in etwa so 200-300.000 Dollar Jahresgehalt). Er hat das Angebot angenommen.

In den 1980er Jahren war „Brain Drain“ in (West)Deutschland ein Riesenthema. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR sind unzählige erstklassige Wissenschaftler von den USA abgeworben worden (was Putin übrigens ein Dorn im Auge war ...). DAS war wirklich ein „Brain Drain“!

Heute hat sich in Deutschland die Situation kaum verändert. Wer frei forschen will kommt um die USA kaum herum. Viele bleiben dann dort, gründen Familien.

Ausnahmen bestätigen da eher die Regel.

Das liegt nur zum Teil am in Deutschland fehlenden akademischen Mittelbau und es liegt NICHT an den Gehältern, denn die sind für Forscher in Deutschland bereits sehr hoch ! Es hat aber was mit dem wenig offenen „Forschungsklima“ zu tun...

Bender Rodriguez

Dieses Abwandern untergräbt zutiefst das kostenlose deutsche Bildungswesen. Die geben schließlich nix zurück.
Da müsste sich ein BWLer mal Gedanken machen, wie man die Kohle zurück bekommt.

sosprach
Brain drain

gibt es schon lange auch in anderen Branchen.
Die Gastländer sorgt für qualifizierte Einwanderung und sparen obendrein die teuren Ausbildingungkosten. Europa und Deutschland sichert sich die anderen, sicher den einen oder anderen ungeschliffen Diamant.

État DE gauche
@ 14:47 von saschamaus75

"""Ähh, für "null" "Ahnung" hat er aber erschreckend oft (eigentlich IMMER) Recht behalten in den letzten >100 Jahren."""

Obwohl der Marximus im der Imagination viele "Erfolge" feiert und "Recht behält", ist er in der Realität die Blaupause für Scheitern und Massemarmut.
Wie wertvoll Risikobereitschaft, gute Ideen und Organisationsgeschick sind, hat Marx alles übersehen oder nicht verstanden. Mit ihm als Vorbild, ist das Scheitern garantiert. Siehe Realität.

Karl Maria Joseph Wüllenhorst Felleringe
16:21 von fathaland slim

das du nicht ideologisch unterwegs bist, glaubst aber selbst du doch nicht mehr. und sicher, sind viele nobelpreise ideologisch begründet. also obama, arrafat, jelinek, pinter und rubin. alle waren von linksaussen, wie grass, bei dem man es dachte. jetzt greta und luisa wäre aber wohl zu peinlich gewesen. deshalb hat die ard ja auch nicht über den friedensgewinner berichtet

Altaria
@spetzki

Ich verstehe Ihren Ansatz aber es deckt sich nicht mit meiner Erfahrung. Die breite Masse wird Deutschland nicht an die Spitze bringen. Masse statt Klasse hilft hier nicht. Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, keine Frage, um aber ganz an der Spitze zu stehen bzw. zu bleiben muss man "Überflieger" fördern. Diese Leute gibt es und Unternehmen wie Google wissen das. Diese Menschen machen den Unterschied. Die "Masse" ist dazu da diesen Leuten "einfache" Aufgaben abzunehmen und ihnen den Rücken freizuhalten.

Tada
@Bender Rodriguez

"Dieses Abwandern untergräbt zutiefst das kostenlose deutsche Bildungswesen. Die geben schließlich nix zurück." Am 11. Oktober 2021 um 16:33 von Bender Rodriguez

*

Da könnte man dem Beispiel der USA folgen und Steuern an die deutsche Staatsangehörigkeit knüpfen.

Sachse64
Wissenschaft allgemein

Das betrifft doch nicht nur die Volkswirtschaften, es ist ein generelles Problem der Wissenschaften. Fragen Sie mich: Mein erster befristeter Arbeitsvrtrag datiert aus dem Jahre 2001, mache also dieses Jahr 20 Jahre Befristung voll (und davon 90% halbe bzw. zweidrittel Stellen). Meinen letzten unbefristeten Arbeitsvertrag hatte ich übrigens zu DDR-Zeiten, das wäre heute nicht mehr vorstellbar. Wissenschaft ist etwas für Idealisten, deren Neugier sie dazu bewegt, Kenntnis über die Natur der Dinge zu erhalten anstatt auf einen festen Vertrag zu hoffen. Niemand sonst tut sich derlei an.
Wieviele kenne ich, die ins Ausland gegangen sind, weil es da bessere Arbeitsbedingungen gibt (Chicago, Sorbonne, ESRF, Wien, Zürich, auch China ist dabei). Deutschland bietet nun mal so ziemlich die schlechtesten Arbeitsbedingen für Wissenschaftler, die man sich vorstellen kann. Mein Sohn wollte auch kein Wissenschaftler werden. "Papa, bis du denn zu etwas gekommen?" war seine Frage. Mußte ich verneinen.

Edelfräulein Marylin
16:33 von Bender Rodriguez

"Dieses Abwandern untergräbt zutiefst das kostenlose deutsche Bildungswesen. Die geben schließlich nix zurück.
Da müsste sich ein BWLer mal Gedanken machen, wie man die Kohle zurück bekommt."

So betrachtet, untergräbt Deutschland bzw. die deutsche Politik und die deutsche Wirtschaft schon lange die Personalressourcen anderer Länder, wie etwa aus Süd- und Osteuropa, aus den akademischen und aus den nichtakad. Bereichen und bereichert sich so in großem Maßstab. Im Kapitalismus wirken diese ökonomisch-zentripetalen Kräfte ständig.

DeHahn
Bei uns wird eben VERwaltet und gespart

Schon an den Schulen mit kaputten Toiletten und leckenden Dächern kann man erkennen, warum junge Menschen sich nicht motiviert fühlen, denn die Eltern dürfen nicht ein Mal auf eigene Kosten renovieren, ohne eine Genehmigung von der Schulbehörde einzuholen.
.
Dann haben wir an Unis und Hochschulen für junge Forscher diese "wunderbaren" Zweijahresverträge, so dass sojemand nicht heiraten und eine Familie gründen kann.
.
Und auch bei der neuen Ampel geht man auf diese Misstände nicht dezidiert ein. In meiner Jugend, vor 60 Jahren, da war das anders. Da hat man Sozialwohnungen und neue Schulen gebaut, dass man stolz sein konnte. Wenn ich gehäuft schäbige Bahnhöfe und schlaglöcherige Straßen sehe, schäme ich mich!

eine_anmerkung.
Falsches Bild

Die wenigsten Absolventen gehen in die Forschung, genaugenommen so um die 5%. Es ist richtig das jedes Jahr so 130.000 High Potentials Deutschland den Rücken kehren, aber das hat primär was mir den sehr schlechten Rahmenbedingungen zu tun und der weitaus größte Teil geht auch nicht in die USA. Die schlechten Rahmenbedingungen resultieren zum Beispiel aus den, im EU-Vergleich, höchsten Steuerbelastungen in Deutschland. Aus diesem Grund wird mit diesem Bericht meiner Meinung nach ein falsches Bild suggeriert.

leider geil
@ Edelfräulein Marylin

So betrachtet, untergräbt Deutschland bzw. die deutsche Politik und die deutsche Wirtschaft schon lange die Personalressourcen anderer Länder, wie etwa aus Süd- und Osteuropa, aus den akademischen und aus den nichtakad. Bereichen und bereichert sich so in großem Maßstab. Im Kapitalismus wirken diese ökonomisch-zentripetalen Kräfte ständig.

Bei Gründung der DDR dachte man, dass der neue Staat für Arbeitskräfte aus kapitalistischen Ländern attraktiv sein muss. Man hat sich auf einen Strom von Zuwanderern eingerichtet. Dann kam es aber irgendwie anders. Und das liegt nicht etwa am "Kapitalismus", sondern am gesunden Menschenverstand der Bürger*innen.

ErebMacar
@eine_anmerkung [17:54]:

>>Die schlechten Rahmenbedingungen resultieren zum Beispiel aus den, im EU-Vergleich, höchsten Steuerbelastungen in Deutschland.<<

Da werde ich Sie enttäuschen müssen, aber Deutschland liegt bei der Abgabenquote sicher nicht auf Platz 1 in der EU.
[Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157383/umfrage/abgabenqu…]

Edelfräulein Marylin
re 17:55 von leider geil

Lag an den günstigeren ökonomischen Bedingungen, dagegen unternimmt der "gesunde Menschenverstand" meistens nichts. K. Marx hat das auch, obwohl er die DDR noch nicht kennen konnte, schon gewusst und sogar vor Versuchen, solchen historisch unreifen Sozialismen zu realisieren, gewarnt. Wo der Markt herrscht, herrscht er, bis er selber nicht mehr kann und aufgibt.