
Ihre Meinung zu Sondierungsgespräche in Berlin: Von roten Linien und Fantasie
Zehn Stunden lang wollen SPD, Grüne und FDP heute ausloten, ob sie Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Die Teilnehmer pochen auf Vertraulichkeit. Doch rote Linien wurden vorab dennoch formuliert. Von Barbara Kostolnik.
Die Plaudertaschen im Sondierungsgespräch mit Grünen und Liberalen haben einmal mehr dokumentiert, wie wenig man sich auf Verschwiegenheit verlassen kann. Manche behaupten, das gehöre immer zum Risiko. Ist richtig, zeigt aber auch, wieweit man "vertraulich" sein kann. Der Union haben die unredlichen Teilnehmer kräftig geschadet, Laschet durch gezieltes Hintertreiben geschwächt und die ganze Partei zu einem Chaos geführt. Dass hier kaum Verlass auf Regierungsfähigkeit gegeben ist, muss man nicht betonen. Daher hat die Union selbst ihren Beitrag zum Niedergang geleistet. Dass etwas über ein Prozentpunkt in der Bundestagswahl zum Sieger fehlt, ist unter diesem Eindruck eher eine Kleinigkeit zu nennen. 16 Jahre Regierungszeit sollten reichen, um zu beweisen, dass Nachwuchs fehlt, Mitgliederverärgerung und -enttäuschung jetzt andere Maßnahmen verlangen, als irgendwie mit einem alles überlagernden internen Streit weitere Regierungsjahre mit geschleift zu werden statt deutlich zu regieren.