Ein Amtsarzt erklärt im Lagezentrum des Gesundheitsamt Mitte eine neue Software (SORMAS).

Ihre Meinung zu Corona: Massive Software-Probleme in Gesundheitsämtern

Die Gesundheitsämter sollen flächendeckend eine neue Software zur Nachverfolgung von Corona-Fällen nutzen. Doch die Umsetzung stockt laut Kontraste-Recherchen weiter. Daten müssen noch immer per Hand abgetippt werden.

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96 Kommentare

Kommentare

Thor§§§§

Angenommem ein kleines Software Startupunternehmen hätte eine vielversprechende Lösung für die Digitalisierung der Gesundheitsämter. Welche Chance hat es mit dem zuständigen Ministerien Kontakt aufzunehmen. Der Kontakt geht nur über den Lobbyismus und das kostet Geld. Dann wird vielleicht die Software von einen unabhängigen Institut überprüft. Das kostet wieder usw. und die Zeit vergeht. Mit unserem derzeitigen System, wo jeder mitverdienen will, ist schnelles Handeln ausgeschlossen. Da kann eine einzelne Person nicht zur Rechenschaft gezogen werden, denn in diesem System ist jeder Mensch ersetzbar, ohne das sich das System verändert. Dieses System hat der mündige Bürger legalisiert indem er es bei der Wahl bestätigt. Deswegen sollte jede User hier in den Spiegel schauen, bevor er auf andere schimpft.

vweh
Ich bin u.a. Softwareentwickler

@Traumfahrer
und ich kann ihnen dazu was sagen:
1. Als Softwareentwickler in einer Behörde arbeiten funktioniert nicht. Man würde nach kurzer Zeit nicht mehr am Ball bleiben
2. Die Tarife sind unattraktiv verglichen mit der freien Wirtschaft
3. Bürokratie ist der natürliche Feind des Softwareentwicklers. Er fühlt sich dort nicht wohl
4. Software Herstellen und
Anpassen ist tatsächlich einfach. Sormas ist ok auch wenn es etwas angestaubt ist.
5. Softwareunternehmen wollen keine öffentlichen Ausschreibungen. Die sind finanziell unattraktiv und wahnsinnig viel Arbeit
6. Behörden können nicht definieren was sie überhaupt brauchen. Das ist so ein Henne/Ei Problem. Und wenn dann dauert es Jahre.
7. Die Zyklen in der Softwarebranche werden immer kürzer, von 5 Jahren vor 20, 30 Jahren auf 3 bis 5 Monate aktuell. Keiner der Politiker oder Beamten kann sich da auskennen.

Mein Fazit: Das wird nichts...

DeHahn
Wo gibt es denn keine Probleme?

G4 an jeder Gießkanne? Endlich Software für die Gesundheitsämter? Corona-Handy-App? Einsatzbereitschaft von Bundeswehrgerät? Bafin und Wirecard? Taktung des Zugnetzes? Beschaffung von Impfstoff und Impfung der Bevölkerung? - So geht es munter fort!

FritzF
Warum sind die Gesundheitsämter so dysfunktional ausgestattet?

Weil es bisher aus Kostengründen bewährt hat.
Der Weg aus der Steinzeit ist lang und steinig.

Wir sind gut vorbereitet
@vweh

> 2. Die Tarife sind unattraktiv verglichen mit der freien Wirtschaft

Wer nur Peantus bezahlt, bekommt Affen. Und damit sind wir wieder bei dem Problem.

0_Panik
Was soll das ? Wie kann das sein ?

Wie kann hier über ein Jahr lang ein olles Programm von 1990 beim RKI - bei einer PANDEMIE -im Einsatz sein, und die 400 Gesundheitsämter in D. versuchen mit einem neuen modernen Programm zu arbeiten und die Daten zu übermitteln, was aber durch das RKI offensichtlich - Programm technisch - geblockt wird.

Das hätte im Bundesgesundheitsministerium schon längst auffallen müssen.

Und wie so hat sich der Bundesgesundheitsminister hier nicht persönlich drum gekümmert ?
Er hätte davon wissen müssen, und er hätte sich um diesen Skandal persönlich drum kümmern müssen, - sozusagen Chef-Sache - .

Hier wird wieder einmal mehr deutlich, dass der effektive Kampf gg. Corona nicht funktionieren kann.

Wie viele Infizierte mögen wohl auf ihren - positiven PCR-Bescheid - gewartet haben ?
Und als aus den Gesundheitsämtern nichts kam, als Infizierte einfach weiter in der Öffentlichkeit oder gar in den Produktionsbereichen der Unternehmen, o. im Bauwesen/Handwerksbetrieben, Logistik, usw. arbeiten waren

rpph1963
Warum erst ab Februar 2021

"eigentlich hätte das Programme schon seit Ende Februar in allen Ämtern im Einsatz seine sollen" Warum muss alles so lange dauern? Wir wussten im März vergangenen Jahres, dass die Digitalisierung der Gesundheitsämter eine Priorität sein sollte. Während der normale Bürger den Lockdown mitgetragen hat, hat die Politik es versäumt ihre Aufgaben professionell zu lösen. Wenn wir da viel besser gewesen wären, würden wir heute nicht so schlecht da stehen. Bei besserer Digitalisierung ist auch die Nachverfolgung bei höheren Inzidenzwerten einfacher.
Gibt es eine Statistik wie viele Infektionen und Todesfälle hätten verhindert werden können wenn man dort etwas besser gearbeitet hätte?

Klärungsbedarf
um 16:26 von 0_Panik

>>
Nee. Ist voll falsch.

Richtig ist, dass es keine - fixe Programm technische - Schnittstelle zwischen dem 1990-Ollen-Programm im RKI und dem modernen Programm SORMAS in den Gesundheitsämtern gibt.
Die Datenübertragungen für die Statistiken für das RKI funktionieren offensichtlich nicht.
<<

Da liegen Sie wohl falsch. Wenn SORMAS eingesetzt wird, dann funktioniert auch die Datenübertragung. Und was soll denn wohl eine "fixe Programm technische Schnittstelle sein ? Mir scheint, Sie sind da nicht im Thema. Eine Schnittstelle ist eine Definition. Und einen Datenaustausch über so eine definierte Schnittstelle erarbeitet ein qualifiziertes Entwicklerteam in einer Nachtschicht.

Laskaris
Man schüttelt nur noch ungläubig den Kopf

Wie kann es sein, dass Herr Spahn für zwei Milliarden Euro völlig überteuerte Atemschutzmasken einkauft (die man für ein Fünftel des Betrages hätte bekommen können), aber nicht die acht Millionen Euro in ein Roll-out-Konzept investiert, damit die Gesundheitsämter mit einer dringend benötigten neuen Software arbeiten können?

Und obwohl das Schnittstellen-Problem zwischen Sormas und SurvNet seit einem Jahr bekannt ist, beharrt das RKI immer noch darauf, seine alte Software aus den 1990ern zu nutzen, und boykottiert das neue Programm?

Meine Frau arbeitet bei einem großen Unternehmen im IT-Management und kann angesichts solcher Meldungen nur noch ungläubig den Kopf schütteln: "Wenn bei uns einer als Bereichsleiter oder als Vorstand für so einen Schlamassel verantwortlich wäre, dann wäre der sofort weg vom Fenster."

Gassi
Fürsorgepflicht des Staates sträflich vernachlässigt

Ja, die Ämter arbeiten noch wie zu Kaiser's Zeiten. Jeder wusste, dass die 2. Welle kommen wird - und sie kam - und die Ämter ... standen da wir VOR der 1. Welle: Zeit verplempert, unnütz in den Lockdown geschliddert, weil keinerlei Alternativen betrachtet wurden. Selbst jetzt noch wäre es ein Fliegenschiss, z.B. die LUCA-App als Standard verpflichtend auszuloben. Überall angewendet, mit validierten Kontaktdaten, und im Ernstfall maschinell lesbar - verpennt, nicht mal drüber nachgedacht. Ob es daran liegt, dass man dafür keine Beraterhonorare mehr einstreichen oder via Bezugszettel protegieren kann? Diese App gab es letzten Sommer bereits, habe ich in München ausprobiert und für gut befunden. Ein Standard wie die Luca-App erspart auch das ständige Eintippen von ID-Daten - schnell, dicht, gut. Verstehe, erst muss ewig drüber diskutiert werden ... weder Mut, noch Pragmatismus, Schnelligkeit und Einigkeit: Nur über den EWIGEN LOCKDOWN sind sie sich einig. Eindimensional = Alternativlos

0_Panik
@ 16:36 von Klärungsbedarf

"... Und einen Datenaustausch über so eine definierte Schnittstelle erarbeitet ein qualifiziertes Entwicklerteam in einer Nachtschicht ... "

Schön wärs.

Ist aber so nicht.

SORMAS ist immer noch die "Roh-Software".

Und die muss für die Userinnen/er für die Erfordernisse zur Dateneingabe und gg. Automatisierung von Datenübertragungen angepasst werden.

Die Schnittstelle für die Datenübertragung kommt dann noch hinzu.
Nur macht das in diesem Fall überhaupt keinen Sinn, da das RKI mit einem 1990-Ollen-Programm arbeitet.
Das RKI hat mit SORMAS zu arbeiten. So ist es richtig.

zöpfchen
Verwaltung in IT-Steinzeit

Der Fairness halber muss gesagt werden, dass sich die Verwaltung allerorten mit Händen und Füssen gegen die Einführung von Software (ge)wehrt (hat). Zu leicht wäre offenbar geworden, mit welch miserabler Produktivität sie arbeitet.

Südbaden
Schonungslos zeigt Corona auf

in welchen desaströsen ("mittelalterlichen") Zustand deutsche Ämter und Behörden sind.

Die Einstellung der Behördenleiter und Amtsleiter muss sich zwingend ändern. In jedem Industriebetrieb würde eine derartige Verweigerung zur Moderne mit Kündigung abgestraft werden.

Für einen Exportweltmeister Deutschland und Hochtechnologie-Standort ist das schlicht weg beschämend.

Ohne ein schnelles Umdenken werden unsere nachfolgenden Generationen abgehängt werden von anderen aufstrebenden Nationen und der Wohlstand wird verschwinden.

Gassi
Fürsorge Fehlanzeige

In LKR Esslingen ist die Inzidenz wieder über 100 - innerhalb 5 Tagen von 65 auf 115 gestiegen. Das Umland und auch die Stadt Nürtingen leisten wenig Beitrag, die meisten Inf. kommen aus ES selbst. Ich schreibe deshalb das Ges-Amt ES an mit der Bitte, mir mitzuteilen, wo das Geschehen, die Hotspots sind. Denn nur wenn ich das WEISS, kann ich diese Bereiche meiden. Die Hochschule hat ZU, Kultur, Gaststätten und Vereine auch, also bleiben nur Heim, Firmen, Schulen ggf. Ortsteile mit "Großfamilien" übrig. Also woher kommt's? Und alle verbarrikadieren sich hinter dem Datenschutz: Das ist bitter, weil ich damit die Fürsorgepflicht stärflich vernachlässigt sehe. Offenbar steht jetzt plötzlich der Datenschutz über dem Grundrecht auf Unversehrtheit und Freiheit??? Ihr Gemeinden (damit Ges-Ämter), sagt UNS endlich, woher die Inf. kommen. Eine Zahl sagt nichts und steuert kein Verhalten.

Der Lenz
@von Laskaris um 17:20

Abgesehen von unsachlichem Rechtschreibungsgetrolle übersehen sie das angeführt Problem das eine Implementierung einen Faktischen Stillstand bis zum Abschluss der Datenübertragung bedeutete; Datenmengen und Übertragungsraten (auf was für Hardware glauben sie läuft ein 90er Jahre Program?) die uns beiden nicht bekannt sind.
Und das jetzt, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.
Nebenbei läuft da auch mehr drüber als nur Covid, alles Dinge die sich schlecht eben mal abschalten lassen.
Wie gesagt: deshalb ticken teilweise noch Datenverwaltungen aus den 80ern im Hintergrund : weil moderne Software oft ein Abwärtskompatibilitätsproblem hat
so wie diese offensichtlich auch.
Mit Adjektiven wie "unsäglich" und anderen Freundlichkeiten beseitigt man keine technischen Schwierigkeiten. Damit beseitigt man nur Höflichkeit im Komunikationsklima.

vriegel
@ 14:07_heribix-ohne Merkel wird schnell vieles besser

„Das einzig gute an Corona ist, das so langsam ans Tageslicht kommt das wir eben nicht der Klassenprimus sind sondern höchstens Mittelmaß sind. Wenn man bedenkt welche finanziellen Möglichkeiten Deutschland hat und hatte ist es einfach nur peinlich. Vielleicht wäre es ja ganz gut wenn wir uns mal eine Zeitlang nur um uns kümmern und nicht die Probleme der ganzen Welt lösen wollen.“

Das Problem ist längst erkennt. Die junge Politiker Generation hat da ein Buch zu geschrieben:

Neustaat

Die Blaupause für die Zeit nach Merkel.

Empfehle ich jedem Mal zu lesen...

Es sagt zwar noch keiner aus der CDU direkt, dass es wegen Merkel nicht voran geht.

Aber viele denken und wissen es...

gleichgewicht
Katastrophale Zustände

SORMAS hätte laut Helmholtz-Institut bereits im Frühjahr 2020 eingesetzt werden können. Stattdessen stritten sich Gesundheitsministerium und Länder, wer dafür zuständig ist. Wertvolle Zeit ist verstrichen und verstreicht weiter. Ein katastrophales Management.

Leipzigerin59
16:36 @ Klärungsbedarf

"... Datenaustausch über so eine definierte Schnittstelle erarbeitet ein qualifiziertes Entwicklerteam in einer Nachtschicht. "

Laut Artikel dauert diese Nachtschicht schon ein Jahr.

Software von 1990 kennen junge Entwickler kaum noch, müssen sich einarbeiten. Zudem steht auch im Artikel, dass das RKI ständig Datenfelder ändert. Sprich Eingriffe in die Datenbankstruktur sind i.d.R. mit viel Aufwand verbunden, teils "tödlich".

Es müssen also die DB-Modelle erst einmal angeglichen bzw. vereinheitlicht werden.

Sollten Sie wissen bzw. sollte Ihnen aufgefallen sein, wenn Sie vom Fach sind bzw. den Artikel gelesen hätten.

Laskaris
@ Der Lenz

Die von Ihnen genannten Probleme ("never touch a running system", veraltete Datenbanken, bestimmte Software-Relikte aus den 90ern usw.) gibt es in der freien Wirtschaft allesamt auch, z. B. bei Banken im Zahlungsverkehr. Über die Arbeit meiner Frau bekomme ich davon einiges mit, das Thema ist mir also vertraut (besonders, seit ich mir mit ihr im Homeoffice das Büro teile).

Bei den Privatunternehmen bekommt man die Probleme in den Griff. Oder man bekommt sie nicht in den Griff und wird dann von der Konkurrenz verdrängt.

Dieser Modernisierungsdruck existiert bei den Ämtern nicht. Zudem bekommen die nícht die fähigsten Leute, weil sich im Staatsdienst nicht so viel Geld verdienen lässt wie in der Wirtschaft. Neulich habe ich bei einem Amt eine Anfrage gestellt und bekam die Antwort: "Die Bearbeitungszeit beträgt 4 Monate. Sie haben Glück, letztes Jahr waren es 6 Monate!" Mit so einer Mentalität wären die auf dem freien Markt alsbald weg vom Fenster.

Leipzigerin59
Gesundheit - Ländersache

Ein Totschlagargument, wir haben eine epidemiologische Lage von nationaler Tragweite. In dieser hat der BMG laut IfSG weitreichende Ermächtigungen. Warum ordnet er also den Umstieg des RKI auf SORMAS nicht an?
Den Einsatz von DEMIS und SORMAS (stufenweise) hat er doch auch angeordnet. Allerdings hat er die Ausgangssituation nicht berücksichtigt.
Und eben kein Konzept für das Rollout bereitgestellt. Dazu die vielen proprietären Lösungen des GA nicht berücksichtigt, die auf Grund fehlender, einheitlicher langfristiger Konzepte entstanden sind.
Spätestens nach der Influenza-Welle 2017/18, in der Gesundheitsämter schon überlastet waren, hätte es den Start für diese Software-Projekte geben müssen.
Helmut Krcmar ist ein "alter Hase", dessen Bücher ich schon vor 15-20 Jahren gelesen habe. Solche Probleme sind kein Neuland, jedenfalls nicht für Informatiker, die wissen, dass es Zeit u. vor allem gute Pflichten- und Lastenhefte, gutes Projektmanagements braucht, keine Hauruck-Aktion.

Anna-Elisabeth
@19:53 von Laskaris @ Der Lenz

//Die von Ihnen genannten Probleme ("never touch a running system", veraltete Datenbanken, bestimmte Software-Relikte aus den 90ern usw.) gibt es in der freien Wirtschaft allesamt auch, z. B. bei Banken im Zahlungsverkehr.//

Das Problem ist aus meiner Sicht der Zeitpunkt. Wie ich weiter oben schon erwähnte, gab es bei uns im Krankenhaus während der Umstellungsphase viele Probleme. Eins davon war: Man war mit einer zeitaufwendigen Untersuchung fertig, klickte aus "Senden" (also Daten zum Server (später von dort samt Befund zu Krankenakte)). Statt "Senden" 2-3x täglich (von verschiedenen PC bzw. Untersuchungen) Programmabsturz, Daten im Orkus. Dann kam ein Programmierer der Firma und versuchte, die auf der Festplatte wüst verteilten Daten wieder zusammenzufügen, was nicht immer gelang. Dann wurde am Wochenende mit drei Leuten bis in die Nacht versucht, den Fehler zu finden.
So ein Theater jetzt mitten in der Pandemie? Ich weiß nicht so recht.