Ihre Meinung zu Wie ein türkisches Recycling-Projekt Not lindert
Die Istanbuler entdecken das Müll-Recycling im eigenen Haushalt - was mit zunehmender Armut in der Pandemie-Krise zu tun hat. Und mit einem neuen Punkte-System. Von Oliver Mayer-Rüth.
Die Istanbuler entdecken das Müll-Recycling im eigenen Haushalt - was mit zunehmender Armut in der Pandemie-Krise zu tun hat. Und mit einem neuen Punkte-System. Von Oliver Mayer-Rüth.
«In der DDR war dies auch kein System zur Ausbeutung von armen Menschen zur billigen Umweltrettung oder vorgeblich zur Armutsbekämpfung. Möglicherweise war es Teil dafür da Kinder in die gesellschaftlichen Prozesse zu integrieren die natürlich alle mehr oder weniger ideologisch verbrämt waren.»
In der Ex-BRD vor 1990 gab es auch Kinder.
Auch wenn Sie das nun überraschen mag.
Und Sie es so gar nicht erwartet hatten.
Eines dieser Kinder in Köln war ich.
Aufgewachsen im Stadtteil "Kalk", vor dem heutzutage so mache in DEU durch Medienberichte schon Angst bekommen, obwohl sie selbst niemals näher als 200 km an Köln dran waren.
Wir waren ideologisch komplett "unverbrämte" Kinder verschiedener Nationen. Aber alle Kölner. Wir hatten einen Bollerwagen im Gemeinschaftskeller bei den Fahrrädern.
Haben wir Altpapier + Metalle an Haustüren gesammelt + zum Schrottmann gebracht. Dann haben wir vom Geld Eis, oder Kinder-Knabberkram gekauft.
Abends sahen wir dreckig aus wie die Sau. Toll ne ?
Was ist an meinem Statement denn unspezifisch?
Es wird von einem Projekt in der Türkei berichtet, und Sie rücken mit 30 Jahre zurückliegenden Verhältnissen in der DDR an.
Sehen Sie nicht, dass Sie
a. am Thema vorbeiproblematisieren
b. diese Verhältnisse in der damaligen DDR hier und jetzt überhaupt nicht interessieren?
m 18:22 von Nachfragerin:
"Gegenfrage: Wen sollte es stören, wenn einige Privatpersonen den Müll anderer zu Geld machen?"
Ich weiß ja nicht, was Ihnen vorschwebt. Aber an der Abholung des Mülls hângen ja auch Arbeitsplátzd.
Ausserdem bezweifle i h, dass Sie genügend Bedürftige motivieren können, in anderer Leute Restmúll zu wühlen.
Ausserdem ist ja schon alles sortiert. Was soll es da noch rauszufischen geben?
um 18:57 von harry_up
@ Parsec, 16:55
re 15:36 von Nachfragerin
“Außerdem möchte ich nicht, dass jemand in meinen Mülltonnen wühlt...“
Sie haben ja Sorgen.
Schmeißen Sie nichts weg, das noch Wert hat, und das Problem ist bald erledigt.
Aber Sie haben Ihre Tonnen ja “safe“
//
Nicht nur ich. Das dürfte auf 95% aller Haushalte zutreffen.
Deshalb nochmal: wo ist der Sinn, das System bei uns zu etablieren? Wir haben ein fertiges, funktionierendes System. Die Türkei nicht.
Entweder schafft Erdogan wieder Devisen ins Land zu bekommen durch Tourismus oder Erschließung von Ölfeldern vor der griechischen Küste oder das Land wird in die Insolvenz rutschen. Anders wird er die Schulden in Euro oder Dollar nicht refinanziert bekommen.
m 19:13 von harry_up
@ aua am popo, um 18:35
re @ Parsec
Sie sollten sich vielleicht daran erinnern:
Es geht um ein Sammlerprojekt in der TÜRKEI, nicht um Altersarmut in Deutschland (die es gibt, hier aber nicht zur Debatte steht).//
//
Sie müssen das richtig lesen. Jemand fände es toll, dass das bei uns auch gemacht wird. Ich hatte Gründe genannt, dass das bei uns relativ sinnfrei ist.
wurde u.a. von Deutschland als Ersatzland für die Recyclingmüllentsorgung entdeckt, nachdem China nichts mehr abnehmen wollte. Dabei gibt es in der Türkei gar kein vernünftiges Entsorgungs- und Trennsystem. Müll wird i.d.R. nicht getrennt, oft illegal abgeladen oder verbrannt. Auch die in Deutschland getrennten Müllimporte wurden schon auf großen, illegalen Deponien gefunden. Ist wohl die neue Form von Entwicklungshilfe?
"Das mit den alten Leuten, die Flaschen sammeln ist wohl mehr so ein Narrativ, denn bei uns im Ort macht das niemand."
Schön und danke, dass Sie das mal ansprechen.
Ich beobachte es immer wieder, dass die große Mehrheit der Flaschensammler keine Rentner sind. Einige wenige gibt es, ja, aber wie gesagt, meistens sind es andere Menschen, die sich dadurch ein klein wenig Geld zusätzlich verschaffen.
Passt halt gut, dies immer zu behaupten, um alles in diesem Land schlecht zu reden.
«Möglicherweise war es Teil dafür da Kinder in die gesellschaftlichen Prozesse zu integrieren die natürlich alle mehr oder weniger ideologisch verbrämt waren.»
Wo haben Sie das denn her? Altstoffe sammeln war eine gute Möglichkeit sein Taschengeld aufzubessern, hat Spaß gemacht und alle machten mit. Viele Haushalte sammelten Zuhause Flaschen, Gläser, Papier und Lumpen. Das war selbstverständlich, aber für die Leute nicht wirtschaftlich notwendig. Die Industrie brauchte das Zeug und das war sehr vernünftig und ökologisch. Es war nicht alles schlecht und hatte mit individueller Armut nichts zu tun. Auch nicht mit Ideologie, sondern mit Umsicht und Ressourcenschonung.
Als erstes führen wir mal Pfand auf alles ein, was rumliegen kann. Das darf gesammelt und abgegeben werden. Der Hersteller zahlt.
Zb 5€ für irgendwas von Mac Donald. Das Zeug liegt überall rum. Mcd macht wohl nicht nur dick
Mal sehen, wie lange die dann noch massenweise Müll zum Lebensmittel ausgeben
Das geht auch mit Marlboro, Becks, Jägermeister, etc, was halt so gerne am Straßenrand rumliegt.
Dass nur Kinder gesammelt haben in der DDR, die für ihren Überfluss bekannt war, nehme ich Ihnen nicht ab.///
Doch. Meine Frau ist 1971, ich 1960 in Dresden geboren. Nur wir Kinder haben gesammelt. Unsere Eltern oder Großeltern wären nie auf so einen Gedanken gekommen. Warum auch. Miete, Lebensmittel waren spottbillig. Damalige Luxusartikel wie Fernseher, Auto waren teuer. Da hätte man ewig Flaschen sammeln müssen.
"Wer sich einen Beruf gewählt hat, der ihm keinen Spaß macht, der sollte sich mal Gedanken machen."
Warum? Vielleicht machen die das für sehr viel Geld. Zb als Schalke Trainer.
Und au h wenn der Job passiert macht, nicht arbeiten macht immer viel mehr Spass.
Deshalb Grundgehalt für Alle und Arbeit für die workaholics.
ist es einerseits, dass in der Türkei der Gedanke an Mülltrennung und Recycling, geschweige denn an Müllvermeidung, noch sehr zu wünschen übrig lässt. Auch deshalb sollte man diese Initiative positiv betrachten, auch wenn es sicherlich keine befriedigende Lösung ist. Aber auch durch solche Dinge kann ein Bewusstsein geweckt werden.
«Deshalb nochmal: wo ist der Sinn, das System bei uns zu etablieren?
Wir haben ein fertiges, funktionierendes System. Die Türkei nicht.»
Dieses System will doch in DEU gar niemand etablieren. Aber dort (wie am Ort TÜR), wo es noch kein großflächig organisiertes System zur Mülltrennung gibt. Ist doch besser, damit so zu beginnen, als "recyclingfähigen" Müll weiter wie gewohnt irgendwo auf die Mülldeponie zu kippen.
Nun ist es Corona + noch mehr Armut für eh schon finanziell Arme, die dafür den Anstoss gab. Krisenzeiten waren auch in der Vergangenheit nicht selten Auslöser / Beschleuniger von Entwicklungen, die heute selbstverständlich erscheinen / sind.
Nicht nur bei Trennung + Wiederverwertung von Abfallstoffen. Eines der größten Felder, die bei Ressourcenverschwendung noch wenig beackert sind.
Ob das in DEU alles so toll klappt. Da gibt es die Story vom Kölsche Klüngel + maga-überdimensionierter Müllverbrennungsanlage. Inkl. regelmäßiger Müll-Import aus den NL. Ganz toll …
"Olivia: «Möglicherweise war es Teil dafür da Kinder in die gesellschaftlichen Prozesse zu integrieren die natürlich alle mehr oder weniger ideologisch verbrämt waren.»
Wo haben Sie das denn her? Altstoffe sammeln war eine gute Möglichkeit sein Taschengeld aufzubessern, hat Spaß gemacht und alle machten mit."
Klar war es sinnvoll und mir hat es auch Spass gemacht doch wurde an sich jeder Handschlag "Arbeit" zum Werk für den Sozialismus stilisiert – nicht von den Bürgern sondern vom System.
Im Pionierausweis stand auch son Zeug, wie ich helfe alten Leuten. Ist wie bei der Kirche, die guten Taten der Schäfchen steigern das Renommee der Institution.
Dies Wort haben bestimmt die meisten hier schon mal gehört.
Und als ich noch Kind war, 60er und 70er Jahre, kam bei uns auf dem Dorf regelmäßig der "Alt-Eisen-Händler" vorbei, der mit Waage für "Altes Eisen" (nannte man damals alles metallische) einen Geldbetrag übergab. Nicht aus ökologischen Gründen, sondern einfach als Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Also gab es so etwas Ähnliches wie jetzt in der Türkei auch in der BRD, nicht nur in der DDR
also ich habe in meiner Jugendzeit Zeitungen ausgetragen
in meiner Studentenzeit gab ich Nachhilfe
und jetzt als Rentner - weil mir gelegentlich langweilig ist,
stehe ich in der Fabrik meines Freundes des nachts
an einer Fräsmaschine, wenn ein Auftrag eilt ...
gut ich gehe jetzt nicht Flaschensammeln, aber wenn ich eine sehe nehme ich die schon mal mit
ebenso wie ich ne Münze aufhebe ... auch wenn mir das Bücken neuerdings schwerer fällt
Ständig die wiederkehrende Berichte von der "schwierigen Wirtschaftslage" der Türkei. Frage: Gilt das nicht auch für andere Länder?
Das Virus ist überall und allen geht es schlecht. Bei jedem der (vielen!) Türkei-Berichte wird niemals vergessen die wirtschaftliche Lage zu erwähnen. Ähnliches wird bei anderen Ländern nicht berichtet. Für mich ist das eindeutig eine tendenziöse Berichterstattung.
PS: die Türkei ist eines der wenigen Länder, deren Wirtschaft im 3. Quartal 2020 gewachsen ist! Und 2020 war auch ein Rekordjahr für die türkische Exportwirtschaft. Die Bänder laufen, man produziert. Aber darüber erfahren wir ja nichts.
"Entweder schafft Erdogan wieder Devisen ins Land zu bekommen durch Tourismus oder Erschließung von Ölfeldern vor der griechischen Küste oder das Land wird in die Insolvenz rutschen."
Die Türkei ist nicht vom Tourismus abhängig wie etwa Griechenland. Die Insel Kastelorizo (dort wo man nach Öl sucht) liegt 4 Km (!) von der türkischen Küste, aber 400 Km von Griechenland entfernt. Man sucht also nicht nicht vor der "griechischen Küste", sondern vor der türkischen Küste. Besser gesagt auf dem offenen Meer, 40 Km vor Kastelorizo entfernt.
"Die Türkei wurde u.a. von Deutschland als Ersatzland für die Recyclingmüllentsorgung entdeckt, nachdem China nichts mehr abnehmen wollte. Dabei gibt es in der Türkei gar kein vernünftiges Entsorgungs- und Trennsystem. Müll wird i.d.R. nicht getrennt, oft illegal abgeladen oder verbrannt."
Da sind Sie falsch informiert. Türkische Firmen haben den Plastikmüll auf ihre Kosten aus Deutschland geholt. Das Plastik wurde dann in der Türkei zu Granulat weiterverarbeitet, ähnlich wie in China. Da wird nichts deponiert oder verbrannt. Das wäre auch wirtschaftlicher Unsinn, da Deutschland für den Müll keinen Cent bezahlt.
...gab es auch noch den Bruder meiner Mutter, der ein- bis zweimal pro Woche bei uns die Küchenabfälle abholte, um sie als Futter für seine Schweine zu nutzen.
Not macht erfinderisch.
Und als die Not nicht mehr so groß war ist man leider vielfach dazu übergegangen, jeglichen Müll einfach zu "entsorgen" statt sich Gedanken zu machen, ob man daraus noch Wiederverwendbares herrichten könnte.
Sie stehen dem Projekt offenbar sehr skeptisch gegenüber:
"So wird eine ganze notleidende Bevölkerungsschicht zu Müllsammlern gemacht."
Fethiye Alatas, Hauptperson des Berichts, sieht das völlig anders. "Selbst ein Brot mehr sei schon eine große Hilfe für sie und die Familie. Deshalb finde sie das Recycling-Projekt großartig."
Würden Sie Frau Alatas empfehlen, in Zukunft keinen Müll mehr zu sammeln?
auch wenn es sicherlich keine befriedigende Lösung ist.
(das Müllsammeln)
.
warum nicht
schafft Arbeitsplätze (zumindest Arbeit) ein gewisses Einkommen
allemal besser als betteln, seinen Lebensunterhalt selber zu bestreiten
//Lumpensammler
Dies Wort haben bestimmt die meisten hier schon mal gehört.//
Ja, hatte ich aber schon fast vergessen. Danke für die Erinnerung. Ganz viele Dinge fallen mir da noch aus dieser Zeit ein.
In den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (früher einfach nur Bethel) gab es eine "Brockensammlung".
Die Idee des Recycling ist nicht neu.
***Die Gründung geht auf eine Idee des damals in Bethel lebenden Karl Schnitger zurück. Er regte sich darüber auf, dass zu viele Dinge – obwohl nur leicht beschädigt – einfach weggeworfen wurden. Auf seine Anregung hin soll Pastor von Bodelschwingh im Herbst 1890 den Aufruf „Sammelt die übrigen Brocken, auf dass nichts umkomme” verfasst haben, der dann zum späteren Leitspruch wurde.***
"In der DDR war absolut Niemand zum Überleben auf Müllsammeln angewiesen doch gab es leider auch nicht viel zu kaufen für´s Geld, Luxusgüter waren unverhälnismässig teuer."
In der Türkei auch nicht. Bedürftige bekommen Lebensmittel, Strom u. Heizmittel kostenlos. Müllsammeln zum Überleben braucht niemand, sonst wären an den Anlaufstellen nicht einige Dutzend, sondern Zehntausende erschienen.
«Lumpensammler
Dies Wort haben bestimmt die meisten hier schon mal gehört.
Und als ich noch Kind war, 60er und 70er Jahre, kam bei uns auf dem Dorf regelmäßig der "Alt-Eisen-Händler" vorbei … einfach als Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Also gab es so etwas Ähnliches wie jetzt in der Türkei auch in der BRD, nicht nur in der DDR.»
Das gab es … was ja auch sehr verständlich war.
Beide die BRD + die DDR gingen aus der gleichen Zeit von Zerstörung + Verwüstung nach WK2 als Staaten hervor. Gerade noch in den 1960-ern waren die Lebensumstände gerade zur Müllverwertung gar nicht so verschieden.
Der "Lumpensammler" kommt weiterhin jährlich in Frankreich im Juli / August zum Einsatz. Dort sammelt er am Ende vom Fahrerfeld der Tour de France die Lumpen Fahrer + Fahrräder ein, die nicht mehr mitkommen, oder nicht mehr weiter fahren wollen.
Wenn ich mich nicht sehr täusche, werden aber anschließend weder Fahrer noch Fahrräder recycelt, oder gar der Müllverwertung zugeführt. Auch besser so !
20:31 von Parsec:
"Deshalb nochmal: wo ist der Sinn, das System bei uns zu etablieren? Wir haben ein fertiges, funktionierendes System."
Wir haben vielleicht ein funktionierendes Entsorgungssystem, aber das war es auch schon. Der meiste Müll landet einfach in der Verbrennung - auch der recyclingfähige.
Uns fehlt es am Müllbewusstsein. Das könnte sich mit solchen Projekten ändern.
Ja , ...aber doch nur für die Personen mit der D-Mark oder dem Dollar im Handgepäck !
Wer hatte dazu die passenden Pässe ?
Nee , Deutsche im Osten hatten davon in der Regel nichts ...
"Würden Sie Frau Alatas empfehlen, in Zukunft keinen Müll mehr zu sammeln?"
Menschen machen so ziemlich alles um zu überleben. Um das mal zu überspitzen erinnere ich an die frühidustrielle Zeit, speziell in GB, oder an die Sklaven in den USA, die sich trotz Befreiung wieder in recht ähnlichen Abhänigkeitsverhältnissen mangels Alternativen wiedergefunden haben.
Meine Problematisierung hat also nichts mit dem Individuum sondern ausschliesslich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun. Dieser Frau zu sagen Sie soll sich davon alleine emanzipieren wäre grotesk.
axo - es gab in der DDR keine Luxusgüter - aha
na gut - mir erklären ja seit 30 Jahren die "Zugereisten" aus dem Westen was ich alles in meinem Land erlebt habe und was nur meine eigene Einbildung war
*sarkasmus*
natürlich sind z.B. Diamanten-Ringe für einen (dekadenten) Millionär kein Luxusgut sondern ein "muss-ich-haben-weil-ohne-dem-kann-meine-Frau-nicht-leben" - in der Beziehung gab es in der DDR ja nicht mal das übliche für den täglichen Bedarf
*ironie off*
andererseits -> das Sammeln von Reststoffen/Lumpen/schrott usw. ist der erste schritt in Richtung Kreislauf-Wirtschaft
und
rein gar nix neues
übrigens:
Das beste Papier stellt man aus Lumpen her - die sollten aber zu 100% aus Naturfasern sein
so hatte man schon im Mittelalter aus "Abfall" hochwertigste Güter herstgestellt!
*mal zum Nachdenken*
Angesichts der Tatsache, dass ich ja nun auch einige Jahre auf diesem Planeten zugebracht habe:
Anfangs der 50er Jahre kam wöchentlich ein Lumpensammler mit Pferd und Wagen und bimmelte mit einer Glocke.
Sein Ruf:
"LUMPÄÄN! EISÄÄN! KANINÄFÄLLÄÄÄ!!!"
Ja, der sammelte tatsächlich auch Kaninchenfelle, die viele Leute nach dem Schlachten ihrer Karnickel sonst weggeworfen hätten.
Dass ich mit 12 Jahren zum Rübenvereinzeln, Kartoffellesen war und mit 15 in den Ferien auf dem Bau gearbeitet habe, würde heute meinen Eltern posthum einen Besuch vom Jugendamt bescheren.
Aber nochmal:
Es geht um das "türkische Experiment", an dem ich beim besten Willen nichts Negatives erkenne.
Stigmatisierung, Schubladen,
Herabsetzen von Berufen und der Menschen, die ihn ausüben.
Leider weit verbreitet.
Mrs. Dalloway
"Inter-Shops ....
Ja , ...aber doch nur für die Personen mit der D-Mark oder dem Dollar im Handgepäck !
Wer hatte dazu die passenden Pässe ?
Nee , Deutsche im Osten hatten davon in der Regel nichts ..."
Man konnte auch Ostgeld tauschen bzw. dort damit bezahlen, allerdings zu einem irren Wechselkurs. Um das mal zu verdeutlichen... eine Büchse Annanas hat etwas 15 Ostmark gekostet ;-) Dennoch sparten viele und leisteten sich ab und an mal was Kleines oder Grosses.
Vor einigen Jahren gab es hier noch Sperrmüll für umsonst raus zu stellen. Einfach so zum wöchentlichen Abfuhrtermin. Daher wurde das auch fleißig genutzt und es fuhren abends vor dem Termin immer diverse Menschen durch die Straßen um da noch etwas brauchbares oder zu Geld machbares zu finden. Das ist nun eher weniger, weil man Sperrmüll anmelden und bezahlen muss. Ob nun insgesamt weniger weggeschmissen und weniger neues gekauft wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
"Meine Problematisierung hat also nichts mit dem Individuum sondern ausschliesslich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun. "
Na ja, dass sie auf die "gesellschaftlichen Verhältnisse" hinauswollen, verstehe ich schon, und da würde ich Ihnen ja grundsätzlich durchaus recht geben.
Frau Alatas Problem ist aber sehr gegenwärtig: Wie ernähre ich meine Familie? Für sie ist das Projekt ein pragmatischer Ansatz, ihre Not zu lindern. Da denkt sie über gesellschaftliche Verhältnisse wahrscheinlich nicht so sehr nach...
„... Der meiste Müll landet einfach in der Verbrennung - auch der recyclingfähige.
Uns fehlt es am Müllbewusstsein. Das könnte sich mit solchen Projekten ändern...“
Das ist eine widersprüchliche Aussage, wir haben ja (in anderen Ländern kolportiert) ein Müllbewusstsein. Wenn aber die Sammelorganisation den getrennten Müll verbrennt, liegt das nicht am Sammler.
"Frau Alatas Problem ist aber sehr gegenwärtig: Wie ernähre ich meine Familie?"
Ich glaube nicht, dass es hier um Ernähren im Sinne von Überleben geht, sondern eher um Entlastung des vorhandenen Budgets. In der Türkei ist noch nie jemand verhungert.
Was die Flaschensammler in Deutschland angeht: ja, davon gibt es deutlich mehr als vor 30 Jahren (deutlich mehr!). Neu sind auch die vielen Rentner. Hierzulande stimmt etwas nicht mit dem Rentensystem. Das habe ich immer wieder erwähnt. Ich selbst kenne einen ehemaligen Mitarbeiter meines früheren Arbeitgebers, denn ich beim Sammeln gesehen habe (habe mich dann unauffällig verdrückt). War Hilfsarbeiter, jetzt Rentner. Trotzdem behaupte ich, dass er das nicht macht weil er hungert, sondern weil er sich vielleicht dieses oder jenes anschaffen möchte. Schade ist es trotzdem.
"In der DDR war absolut Niemand zum Überleben auf Müllsammeln angewiesen
.
hierzulande vielleicht ?"
Fragen Sie doch mal flaschensammelnde Rentner oder Bettler ob sie auf eine dicke Immobilie hinarbeiten oder es ihnen um die Erfüllung von Grundbedürfnissen geht.
Kein Mensch sagt, dass die DDR toll war doch sollte man die heutigen Probleme nicht wegreden. Die Systemauseinandersetzung ist vorbei, was nicht zuletzt der Grund ist, dass man sich im Westen weniger um soziale Belange kümmert als früher, weil eben keine DDR mehr da ist die, zugegeben manchmal auch nur so getan hat, als dass sie diesbzgl. viel besser funktioniert.
Dass man keinen Müll einfach in die Gegend wirft.
Traurig dass so etwas wie Müll aufsammeln erst gemacht wird,wenn es den Menschen nicht mehr so gut geht.
Ich sehe es beim Fahrrad fahren entlang der Straße oder an Parkplätzen immer wieder was für eine Gleichgültigkeit bei vielen immer noch herrscht.