Soziologe und Autor Jean Ziegler

Ihre Meinung zu Ziegler im Interview: "G20 ersatzlos abschaffen"

Jean Ziegler ist wütend. Der Soziologe, ehemalige UN-Diplomat und Autor wirft den G20 vor, sie hätten nichts erreicht. Ziegler fordert im tagesschau.de-Interview eine deutliche Stärkung der UN und Sofortmaßnahmen für die ärmsten Staaten - viele könnten umgehend beschlossen werden.

...mehr ...weniger
Dieser Artikel auf tagesschau.de
Kommentieren beendet
93 Kommentare

Kommentare

Willson
Selbst der liebe Gott

kann den Lauf der Finge nicht grundsätzlich ändern, also auch G20, UNO, Herr Ziegler und die G20 Gegner nicht.
Das soll aber nicht heißen, dass alles nur resignativ hingenommen werden muss. Neue Ideen einzubringen ist immer gut, nur gibt es keinerlei Gewissheit, dass gut gemeinte Änderungsvorschläge, ihre gewünschte positive Wirkung haben. Beispiel Vollständige Entschuldung: Glaubt jemand ernsthaft, dass das ,freigewordene' Geld anderswo landet, als in den Taschen der Herrschenden?

Auch wenn Herr Ziegler die ungerechten und unhaltbaren Zustände korrekt benennt, hat er keine wirksame und valide Lösung - weil es eine solche, so umfassend, leider gar nicht gibt. (Ein alles zerstörender Meteoriteneinschlag vielleicht?)

fathaland slim
10:10, LaFranceLibre

>>Herr Zieglers Sicht auf die afrikanische Problematik ist völlig einseitig. Der afrikanische Kontinent leidet in aller erster Stelle von seinen brutalen Diktatoren, Separatisten und lokalen Machthabern. An Innenpolitik um es kurz zu sagen. Der Mangel an schulischer Ausbildung und absichtlich verursachte Hungersnöte sind schon seit längerer Zeit politische Machtinstrumente geworden.<<

Die Reichen behaupten immer gern, daß die Armen an ihrer Armut selbst schuld seien. Ich empfehle in diesem Zusammenhang folgenden Tagesschau-Artikel:

http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-afrika-101.html

Außerdem sollte man sich mal mit Patrice Lumumba beschäftigen. Dann versteht man "unsere" Rolle in der dritten Welt vielleicht ein wenig besser.

>>Bei allem Respekt, ihre Darstellung ist vor allem dem Wahlkampf geschuldet. Und daher nicht ernst zu nehmen.<<

Sie meinen, Herr Ziegler betreibe Wahlkampf in Deutschland?

our-future
G20 nur ein Spiegelbild

Es nützt nichts, auf ein Spiegelbild verärgert zu reagieren. Weder Frau Merkel, noch Herr Macron oder Frau May haben sich an die Macht "geputscht", sondern sind von ihren Bevölkerungen frei gewählt worden. Das ist allerdings nicht bei allen G20-Teilnehmern so.

Die von vielen geäußerte Wut auf G20, dass diese die dringenden Weltprobleme nicht lösen, und das Eingeständnis, dass die UNO das derzeit auch nicht kann, sind ebenso verständlich wie sie nicht weiterführen. Natürlich sollen (müssen) sich Regierungen auch außerhalb von UN-Versammlungen beraten und treffen können. Sonst würde es noch schlimmer zugehen in der Welt.

Sie müssen aber auch die Mittel haben, etwas zu ändern - als allererstes den Wunsch ihrer Wählerinnen & Wähler. Siehe Trump, der unverantwortlich aus dem Klimaabkommen aussteigt, auf Wunsch der Öl- und Kohlebarone, aber mit dem Segen vieler seiner Wähler. Das müssen wir "zu Hause" verändern und Mehrheiten für eine neue Politik schaffen.

glokal
UNO, G20, Herr Ziegler

Worüber sind wir einig? Wer mit dem Zustand in unsere Weltgemeinschaft zufrieden ist, lebt für sich. Natürlich die Gründe warum es in der WG so viele Ungereimtheiten gibt, haben viele Väter. Wir die Menschen in der Wohlhabende Ländern haben unbewusst aber auch bewusst und billigend dazu beigetragen. Gibt es Armut in D, EU, USA? Ja. Wenn die WG bisher keine Model für eine faire Umgang in diese Vorbild Länder hat schaffen können, auf Grund was wollen wir glauben, dass es eine Nachahmungswürdige Model für Afrika, Asien, Süd Amerika gibt? NEIN, wir sind stattdessen dabei ernsthaft unser Universe zu forschen, gezielt eine neue Ersatz Planet zu finden. Eine Nachhaltige Model für die Bewohner unsere Planet Erde zu entwerfen, stand nie auf den Agenda. UNO sollte, weil keine der Modele ist tauglich. Nicht der Deutscher, Zu viel Export/Import heißt Leben auf Kosten der anderen. Was wir sozial bezeichnen, ist m.E. Almosengesellschaft. "Ehrenamt" ist zweckmäßig schön geredet. Tafel & Co, auch.

Gast
Herr Ziegler ist ein kluger Mensch.

(Ob es mir zusteht, das zu sagen?)
Die G20 haben eine Geschichte exobitanter Kosten und eklatanter Folgelosigkeit geschrieben.
Was Frau Merkel geritten hat, nach dem Spektakel in ihrer Zweitheimat mit einen superlangen Strandkorb und einem noch längeren Schutzzaun, jetzt auch noch ihre Erstheimat mit solch eine Show zu bedenken, ist nicht nachvollziehbar. Ich glaube sie ist doch eitel, auch wenn sie sich immer so bescheiden gibt. Diese Bescheidenheit gilt wohl nur für ihr Privalleben.

sapere aude
Jean Ziegler hat Recht - de Maizière hat die Macht

Sehr gelungener Nachrichtenblock, ARD! So treffend, dass Sie unter das Interwiew mit Jean Ziegler ein Foto von de Maizière platzierten, ein Bild, das Bände spricht. Die Entschlossenheit des Gesichtsausdrucks dieses Mannes symbolisiert den Willen der 20 herrschenden Nationen, ihre Macht unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, koste es was es wolle. Gewalt ist das, was Herr de Maiziére bestimmt, von struktureller Gewalt, die jährlich tausenden von Menschen das Leben kostet, will er anscheinend nichts wissen.

Asparagus
Actio und Reactio

>Alle anderen Behauptungen sind ebenso unfundiert, aber wenigstens nicht so gefährlich.<

Sg zacha,

ich stimme dem Gesamttenor Ihres Beitrages zu, weiß aber nicht, ob Sie mit Ihrer oben zitierten Aussage recht haben. Die überpauschalisierten Äußerungen Hrn. Zieglers wirken sich auf mich und vermutlich viele andere Leser tendenziell so aus, dass da gar nichts mehr ernstgenommen wird. Das ist selbstverständlich nicht richtig, auch "wir" können dazu beitragen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, aber eben nicht ausschließlich "wir".

Eine differenzierte Darstellung der Probleme und ihrer Verursacher könnte helfen zu erkennen, was "wir" tatsächlich tun können, und was nicht.

Die von Hrn. Ziegler vorgetragene plumpe Ideologie ist in dieser Hinsicht nicht nur nicht hilfreich, sondern m.E. kontraproduktiv, indem sie ein gehöriges Maß an Verärgerung und Gegenpauschalisierung induziert.

MfG A.

Laskaris
@ fathaland slim

"Die Reichen behaupten immer gern, daß die Armen an ihrer Armut selbst schuld seien."

Es sind weder die Armen noch die Reichen allein schuld daran, dass es Armut gibt. Oft geht es um Strukturprobleme und um gesellschaftliche Entwicklungen, die sich kaum steuern lassen und auf die wir Menschen auf der globalen Ebene viel weniger Einfluss haben, als wir gerne glauben.

Ein wesentlicher Grund für die Misere in Afrika liegt beispielsweise darin, dass im Zuge des Industriezeitalters moderne (Waffen-) Technologien nach Afrika gelangten, für die die dortigen Gesellschaften längst nicht reif waren.

schokoschnauzer
Ziegler im Interview zeigt die Diskrepanz zwischen

Theorie und Praxis überdeutlich. Mit Ideologien und Thesen und populistischen Kraftausdrücken für den Hunger und die Epidemien in Afrika einerseits und den Kosten für den G 20 Gipfel andererseits ist keinem geholfen. Das sich in und mit der Globalisierung grundlegende Strukturen ändern müssen - unbestritten. Das nach der Ziegler Ideologie die Umverteilung des Geldes und die Auflösung des G20 zu der Lösung des Hungers in der Welt führen würde, ist m.M.n. zu sehr vereinfacht. Das soll jedoch nicht heißen das für die Armen Menschen auf dieser Welt genug getan wird. Bei weitem nicht. Und da ist tatsächlich jeder einzelne in der Verantwortung - nicht nur beim Kreuz in der Wahlkabine sondern täglich im Umgang mit Ressourcen.

teachers voice
Legitim - illegitim

Immer wieder wird so getan, als wären "legitim" bzw. "illegitim" objektive Begriffe. Tatsächlich sind diese Begriffe rein subjektiv und damit ideologie- und/oder interessengebunden.
Objektiv sind lediglich legal bzw. illegal vor dem Hintergrund verbindlicher Gesetze. Aber was legal ist, muss noch längst nicht legitim sein. Was legitim ist oder nicht, liegt also ausschließlich in der Blickweise des Betrachters.

Wenn also Herr Ziegler die G20 für "illegitim" hält, dann muss er im Hinterkopf Vorschläge zu einer für ihn legitimen Lösung haben.
Diese habe ich nicht erkannt. Wenn er beispielsweise die auch von mir befürwortete Entschuldung der ärmsten Länder fordert, dann könnte das nur durch eine konzertierte Aktion der Geberländer gelingen. Diese sind aber in der G20, also kann man nicht gleichzeitig deren Handeln und deren Abschaffung fordern.

Inge N.
@10:10 von LaFranceLibre

"Der afrikanische Kontinent leidet in aller erster Stelle von seinen brutalen Diktatoren, Separatisten und lokalen Machthabern."

Also selber schuld? (" ... in aller erster Stelle")

Auf welchen historischen Hintergrund sind denn dies lokalen Machtaber an die Macht gekommen?

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden von den Imperien anderswo Grenzen mit dem Lineal quer durch Stammesgebiete gezogen. Und seit dem Ende des Kolonialismus in seiner ursprünglichen Form wurde von den alten Imperien darauf geachtet, dass solche in den ehemaligen Kolonien an die Macht kamen, die den eigenen Interessen dienen; da wird dann eher mal in Kauf genommen, dass diese nur ihren persönlichen Vorteil sehen.

Wenn Sie geschrieben hätten, dass es nicht ausreicht, wenn nur wir hier etwas verändern, würde ich Ihnen recht geben und Jean Ziegler sicher auch.

Werner40

Herrn Zieglerkann ich überhaupt nicht zustimmen. Ein G20 Treffen mit den Führern der wichtigsten Länder der Welt ist in einer globalen Welt unersetzlich wertvoll.

dondiegodieter

Haben wir nicht in diesem Forum genug kluge Leute? Also dieser Herr überzeugt mich nur dahingehend, dass er die richtigen Worte findet, um Menschen aufzuhetzen und zwar diejenigen, die nichts verstehen und meinen, Gewalt löse alle Probleme und den gar nicht denkenden Krawallmachern eine Rechtfettigung gibt. Wenn jeder für sich Beschlüsse sucht und keiner dazulernen will , weil ein einzelner reicht, der die Welt über die Tagesschau erklärt, könnten wir den G20 abschaffen. Dem ist aber nicht so. Und die Kravallmacher, nicht die friedlichen Demonstranten, gehören eingesperrt.

Schlagloch
Millionen für nichts!

Es fehlt in unserem Land hinten und vorn.
Kaputte Straßen, Brücken, unsanierte Schulen, wegen fehlendem Geld geschlossene Kinder-Spielplätze (Albertpark Dresden), schlechte Bezahlung für Pflegekräfte, fehlende Lehrer und Polizisten - die Liste ist ellenlang.
Aber für Treffen wie G7 und G20 - die außer Kosten nichts weiter bewirken - stehen plötzlich - und immer wieder - Millionen EUR zur Verfügung.
Und wer kommt eigentlich auf die Schnaps-Idee, ein solch aufwendiges Treffen wie jetzt G20 ausgerechnet in einer Großstadt wie Hamburg auszurichten?
Allein zur Gewährleistung der Sicherheit steigen dadurch die Kosten um ein Vielfaches!

fathaland slim
10:43, Laskaris

>>Zudem scheint es Ziegler mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Er hat jahrelang abgestritten, den „Gaddafi-Preis für Menschenrechte“ entgegengenommen zu haben, bis 2002 ein Video auftauchte, das ihn bei der Entgegennahme zeigte.<<

Er behauptet, er hätte den Preis innerhalb von 48 Stunden zurückgegeben.

Sie können ihn jetzt natürlich einen Lügner nennen, sollten aber auch Indizien dafür beibringen.

Ziegler hat sich von Gaddafi ausdrücklich distanziert, als dieser begann, sein eigenes Volk zu bombardieren.

Kontroverse Meinungen wie die Herrn Zieglers versucht man leider immer wieder gern auf der persönlichen Ebene zu diskreditieren.

Geerthe
G 20

Es wird in Maßen in Hamburg vorbereitet, daß es wirklich unglaublich ist.
Es werden ganze Luxushotels für Delegationen gemietet für wenige Tage , die noch nicht mal ausreichen.
Ich freue mich über so einen kritischen Beitrag der ARD zu diesem Gipfel.

Ernst-
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben?

Wenn Jean Ziegler fordert, G20 ersatzlos abzuschaffen und eine Wiederauferstehung der UN fordert, so treibt er meiner Meinung nach den Teufel mit dem Beelzebub aus.

Für Jean Ziegler ist Kapitalismus eine „kanibalische Weltordnung“.
„Es geht um systemische Gewalt und diese Gewalt ist für die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten mörderisch." (Pro & Contra - Fernsehtalkshow vom 12.06.2017 bei Plus4)

Für Ziegler geht diese Gewalt von Unternehmen aus. Doch diese haben aus sich heraus keine Macht. Gewalt geht von Regierungen aus!
Unternehmen sind Zusammenschlüsse von Menschen, die zusammen etwas erreichen wollen. Über Landes- und politische Grenzen hinweg. Menschen tun sich zusammen mit Kapital und Wissen um Ziele gemeinsam zu erreichen.
Die UN ist eine Art Weltregierung. Je stärker sie ist, je mehr nähert sich die Welt einer "Eine Welt Regierung". Das bedeutet absolute Macht in den Händen weniger. Für mich ist das eine Horrorvorstellung. Niemand kann mehr fliehen.

Ritchi
@ TS

Danke für dieses Interview.