Julia Reda setzt sich für ein europaweites Urheberrecht ein.

Ihre Meinung zu Hier erlaubt, dort verboten: Piratenpolitikerin zum Urheberrecht

Das Internet ist grenzenlos - sollte es zumindest sein. Doch das Urheberrecht auf EU-Ebene stammt aus der Zeit vor Youtube. Komplett veraltet, meint Piratenpolitikerin Julia Reda auf der "re:publica". Im Gespräch mit tagesschau.de erklärt sie, was sich ändern muss.

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15 Kommentare

Kommentare

Tagesscheu
Liebe Julia Reda

Wenn diese Meldung auf Youtube kommt, weil jemand meine Musik hochgeladen hat, dann ist das erstmal gut. Genau dafür bezahle ich doch die Gema. Und stimmt, Geoblocking ist da viel zu wenig. Es sollte weltweit gelten. Ich kann das selber garnicht leisten als Urheber. Und ich möchte immer noch selber entscheiden, wer meine Inhalte wo und wie hochlädt. Wenn dafür eine Lösung gefunden wird, wäre es wunderbar . Aber einen Freibrief für jeden, meine Musik auf irgendwelche Seiten zu stellen - nein, danke.
Ich lege darauf keinen Wert. Man könnte über freiwillige "Freischaltungen" diskutieren, wo die Gema-gebühren auf freiwilliger Basis nicht eingezogen werden. Möglicherweise per Registrierung. Aber entscheiden muss das am Ende der Urheber, auf keinen Fall Politiker , Netzaktivisten oder sonstwer.

B.Conny
Als Urheber ist für mich das Urheberrecht sehr wichtig,

denn es sichert mir - zumindest teilweise - mein Einkommen. Doch es ist ja so, dass mir bereits die Einnahmen aus den Verkäufen meiner antiquarischen Werke entgehen, da diese aus der Buchpreisbindung heraus sind, auf Entscheidung meines Verlegers, der an der "Verramschung" noch etwas verdiente, die danach geforderten Preise auf dem Markt, die teilweise viel höher liegen als der Ladenpreis, bringen mir als Autor jedoch keinen Cent. Ebenso ist es im Internet: Wenn einer meiner Texte im Internet in einem anderen Staat heruntergelden wird, so verdiene ich daran nichts. Als Musiker oder Filmproduzent mag dies noch schlimmer sein. Es steht hier ein diffuses öffentliches Interesse (also die kostenfreie Nutzung eines Werkes oder seiner Teile) einer schöpferischen Tätigkeit gegenüber, für die der Urheber (oder Rechteinhaber) entlohnt werden möchte. Wenn Sie arbeiten, so möchten auch Sie wohl gerne angemessen entlohnt werden. Das geht aber nicht, wenn jeder Ihre Arbeit gratis erhält...

Gast

"Wenn wir das Rad der Globalisierung nicht zurückdrehen wollten" ... und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn die Globalisierung ist SCHLECHT ... nur wollen das viel zu viele Menschen nicht anerkennen. Eigentlich - wenn man eine bessere Welt haben will - MUß man also dafür sein die Globalisierung zurückzudrehen.

Dummerweise aber wird das von den Verharmlosern und den "Jüngern des Fortschritts" immer so dargestellt, als ob man dann in die Steinzeit zurückwollte. Ganz platte Diffamierung eben ...

DerBückspiegel
Julia Reda, eine kluge Frau

Sehr erfreulich hier mal ein Interview von einer klugen Person zu lesen. Ihre Antworten sind fachlich und sachlich korrekt. Ihre Antwort auf die Frage welche Note sie Günther Oettinger gibt ist ebenfalls hundertprozentig nachvollziehbar. In der Sache bringt der Mann gar nichts, und wenn man weiß auf sich Redas Aussage "Ich bin extrem entsetzt von dem Tonfall, mit dem Oettinger sich mit der Netzgemeinde auseinandersetzt." bezieht, wird man ihr hundertprozentig zustimmen müssen.

Günther Oettinger hat sich nämlich mehr als einfach nur im Wort vergriffen, als er die Menschen, die für ein freies Netz und Meinungsvielfalt eintreten, auf eine Stufe mit Terroristen gestellt hat, indem er sie als Taliban bezeichnet hat. (Siehe heise.de)

Gast
"Bildungskooperationen über Ländergrenzen hinweg zu machen."

Das ist doch eine Schnullifurz-Ausrede, denn auch das Argument mit den Universitäten funktioniert nicht! Gerade in der Forschung ist man auf Bücher angewiesen, da diese auch dann funktionieren wenn der Strom aus ist UND sorgfältiger recherchiert werden als bloße digitale Inhalte.

Von der Idee Vorlesungen ins Netz zu stellen halte ich GAR NICHTS, denn was passiert wenn erst einmal alle Vorlesungen digital verfügbar sind? Richtig ... dann werden die Professoren und Assistenten nicht mehr für diese gebraucht und man kann eine Menge Menschen entlassen! Insofern kann ich mich der Einschätzung von "DerBückspiegel" nicht anschließen ... die Frau ist nicht so klug wie sie glaubt!

Lest lieber das Buch als auf den Film zu warten!

Eine Vereinheitlichung des Urheberrechts ist sinnvoll, ABER man muß die richtigen Ziele dabei im Auge haben und wie üblich haben die Piraten die eigene Bequemlichkeit im Blick und nicht den Schutz des Urhebers.

MikLondon
Gratwanderung

Wie man sieht, ist fast jeder Blogger und Intensivnutzer des Internets bereits in der Realität angekommen. Auf der einen Seite steht die Forderung nach absoluter Medienfreiheit, auf der anderen Seite die Sorge um die Datensicherheit. Freiheit und Sicherheit - die scheinbaren Gegensätze aus dem realen Leben jetzt also auch in der virtuellen Datenwelt. Schutz und Chancen müssen sich aber nicht unbedingt ausschließen. Allerdings drängt sich dann der Faktor ins Spiel, der uns auch in unserer realen Welt oft das Leben schwer und teuer macht: die Industrie. Sie ermöglicht zwar vieles und macht das Internet schneller und überall verfügbar, will aber dann auch an jedem Geschäft beteiligt werden. Irgendwie nachvollziehbar. Ein Jonglieren mit sensiblen Rechten und Pflichten, ein Balanceakt zwischen Hier und der Pixelwelt, eine Gratwanderung in unsere Zukunft.

gast

Die Künstler haben im Internet den kürzeren gezogen. Ihnen sollte geholfen werden. Z.B. wer auf youtube&co 1mio views hat oder 200.000 Positivbewertungen sollte eine Künstlerprämie bekommen (das man nicht selbst diese Zahl hochklicken kann, dafür gibts technische Maßnahmen). So könnte die "Qualitätsicherung" funktionieren.
Dafür das Urheberrecht nur auf Künstlernennung&Sponsorennennung/Mitverantwortliche für die Schaffung beschränken.
Für bischen höhere Steuer erhält ein jeder soviel kulturelle Freiheit mehr.
Gema&co könnte auch solche youtubeähnlichen Server betreiben und nach googles Vorbild Geld verdienen und gleichzeitig zur Aufbewahrung und Verbreitung der Kultur beitragen.

tages.schlau
Europäische Regelungen heissen ja nicht kostenlos

in diesem Artikel geht es um eine einheitliche Regelung, nicht um ein pauschales, kostenloses anbieten. Ganz im Gegenteil: ist die rechtliche Situation sauber geklärt lassen sich Inhalte auch im Außland monetisieren. Eine sture Blockierung von Content führt nur zu einem blühenden Schwarzmarkt. Dies ist wohl nicht im Sinne eines Urhebers.

Gast
@Joshuas Friedlaender

Seit wann ist Alter ein Indikator für irgendetwas? Warum sollte der Integrationsprozess innerhalb der EU nicht fortgesetzt werden? Warum sollte es statt EINEM EINZIGEN Urheberrecht weiterhin 28 unterschiedliche, teilweise sich gegenseitig widersprechende Rechtslagen geben? Warum sollte der MP3-Standard abgeschafft werden, nur weil ein paar Idioten meinen, sie könnten die Distribution umgehen? Geht man nach dieser Logik, müsste eigentlich die komplette EDV und alles, was in irgendeiner Weise damit zu tun hat, abgeschafft werden. Hf mit dem volkswirtschaftlichen Schaden.

tages.schlau
die ein oder andere Person aus der Bildung...

würde sich bestimmt freuen mehr Zeit für Interaktionen und Forschung zu haben als die gleichen Inhalte immer wieder von neuem im Frontalformat zu präsentieren. Hoffentlich werden wissenschaftliche Mitarbeiter fürs denken und nicht für die Bühnenshow bezahlt.
Zudem werden in der Praxis führende wissenschaftliche Publikationen eh nur noch digital verbreitet.

RaZoR

@CE: Ich gebe ihn insofern recht, dass man Bücher etwas genauer als digitale Medien liest, wenn es wirklich ums Schmöckern geht. Wenn es allerdings um wissenschaftliches Arbeiten geht, wird es da kein Unterschied geben. Man kann sogar viel eher bestimmte Passagen in einem Artikel finden. Es mag auch zwischen den Fachbereichen Unterschiede geben, aber in den Naturwissenschaften sind digitale Zeitschriften eher der Normalfall, auch wenn es noch Druckversionen gibt, die allerdings eher in den Bibliotheken stehen und mE viel unnötiges Geld kosten. Dabei geht es mir nicht darum, dass der Verlag und die Autoren kein Geld bekommen sollen, sondern darum, dass man sich das Papier, den Farbdruck und den Transport um die ganze Welt sparen kann. Und wenn es ganz dumm kommt, hat die Zeitschrift gerade jemand anders, weil er einen anderen Artikel lesen will und ich warten muss. Oder es werden Kopierorgien gestartet.

Nachfragerin
@CE, DerBückspiegel

20:20 von CE:
"Gerade in der Forschung ist man auf Bücher angewiesen, da diese auch dann funktionieren wenn der Strom aus ist UND sorgfältiger recherchiert werden als bloße digitale Inhalte."

Ich weiß nicht, in welchem Forschungsbereich Sie tätig sind, aber in den Naturwissenschaften ist ein Buch schon fast veraltet, bevor es gedruckt wird. Den aktuellen Stand der Forschung gibt es in onlinebasierten Publikationen bzw. auf Fachtagungen. Das Urheberrecht ist dort ausschließlich eine Sache der Verlage. Als Autor ist man froh, von anderen als Referenz genannt zu werden - Geld verdient man damit nicht.

19:52 von DerBückspiegel:
"Sehr erfreulich hier mal ein Interview von einer klugen Person zu lesen."
Vielleicht gab's zu diesem Thema keinen "Experten", der die Regierungsmeinung vertritt. :)

RaZoR
@ Joshuas Friedlaender

Sie denken mE etwas zu kurz. Einerseits beklagen Sie sich darüber, dass sie in einem anderen Land keine Gebühren bekommen, wenn jemand urhebergeschützte Dokumente nutzt. Andererseits wollen Sie keine einheitlichen Regeln. Wenn die GEMA in allen EU-Ländern gelten und eingezogen werden würde, hätten Sie genau das unterbunden, was Sie gerade bemängeln.

Und was den MP3-Verbot angeht, frage ich mich, ob es Ihnen nur um MP3s geht, oder um digitale Formate? Wie wollen Sie eine CD erstellen, ohne digitale Formate? Dürfen die Nutzer sich ihre eigenen Playlists (meinetwegen auf CD) zusammenstellen oder muss ich dann immer 20 CDs mitschleppen, weil mir 2-3 Lieder auf der CD gefallen? Kaufe ich für 1 Song die CD oder warte ich auf einen Radiobeitrag (damals Kassettenmitschnitte).

Und Ihnen sollte auch bekannt sein, dass man für etwas mehr als ein Jahr gewählt wird. Die Piraten sind sicherlich kaum noch in den Medien präsent, die Gewählten sollen aber dann doch ihre volle Amtszeit arbeiten.

FreidenkerAD1

Für mich ein Widerspruch beim Urheberrecht ist, dass ich Abgaben zahle für jeden Brenner, CD, DVD usw. Aber selbst wenn ich mir eine DVD oder Blue Ray kaufe, darf ich keine Sicherheitskopie erstellen, denn ich darf den Kopierschutz nicht umgehen. Toll wenn meine Kinder mal wieder eine ihrer DVDs oder eine von meinen in den Händen hatten und zerkratzt haben. Und das lässt sich ja nun nicht immer vermeiden. Zu was zahlt man das also Abgaben? Vielleicht kann mir hier ja ein User erklären wieso das so sein darf? Das ein Musiker, Autor oder Filmproduzent Geld verdienen muss ist klar. Deswegen ist auch ein Urheberrecht wichtig. Also sollten beide Seiten zufrieden gestellt werden. Technische Möglichkeiten gibt es dazu. Z.B. das eine DVD nur einmal kopiert werden darf. War schon vor langem im Gespräch. Und nichts passierte. Nach wie vor zahlt man für Kopien die man nicht erstellen darf und kann.

najadenn
geo-blocking?

...man braucht doch im jeweiligen browser nur mal auf 'plugins' zu gehn und dort 'youtube' in die suchmaske einzugeben: da bekommt man z.b. beim firefox bereits an dritter stelle (von über 800 treffern) die digitale antwort - "YouTube Unblocker".

die grenzenlosigkeit des internets liegt nicht zuletzt im übertragungsprotokoll TCPIP...