Jemand nimmt eine Euromünze aus einem Portemonnaie.

Ihre Meinung zu Deflationsängste: Der Fluch der niedrigen Preise

Preise, die nicht so stark steigen - was Verbraucher freuen mag, sind für die Wirtschaft auf lange Sicht ein Problem. In der Eurozone liegt die Inflation derzeit deutlich unter dem von der Zentralbank angestrebten Wert. Und so wächst die Angst vor einer Deflation.

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38 Kommentare

Kommentare

ihoecken
Ja, das schüren von Deflationsängsten ist sehr beliebt

Dabei sind Inflationraten von 0,7 nicht beängstigend niedrig sondern für eine immer noch hoch.
Für eine funktionierende Wirtschaft ist eine Inflation überhaupt nicht notwendig nur für reiche Spekulanten, da Inflation immer eine Umverteilung bedeutet.

Gast
Geht es um "die Wirtschaft" oder um Menschen?

Jeder, der ordentlich privat gewirtschaftet hat und Ersparnisse besitzt, kann froh über Deflation sein. Nur unverantwortliches, spekulatives Investieren auf Pump wird bei Deflation bestraft.

Inflation vernichtet die Ersparnisse aus Lebensversicherungen und Renten.

Warum soll mir meine Kaufkraft über absichtliche Inflation weggenommen werden, nur damit ich noch mehr arbeiten darf/muss? Das ist doch absurd.

Der Lenz
verzerrung durch marktsegment überschreitende warenkörbe

das problem ist das die inflation die die masse der konsumenten spürt deutlich höher ist
bei den grundbedürfnissen liegt die inflation deutlich über den lohnsteigerungen, über der geldentwertung und erst recht deutlich über der gemessenen inflation.
das bedeutet für die masse das sie sich weniger aus dem rest-warenkorb leisten kann
egal wie billig dessen inhalt ist
darauf reagieren die marktteilnehmer, wie immer bei schrumpfenden märkten, mit agressiver preispolitik die so am limit gefahren wird wie möglich in der hoffnung das der atem länger ist als bei der konkurenz
- daraus folgt eine deflationsartige entwicklung, die aber keine deflation ist, sondern eine marktbereinigungsphase im sekundären marktsegment.
hätten die steigenden preise im primären marktsegment, bei nahrung, wohnen etc etwas mit steigenden lohnkosten etc zu tun währe das ja auch alles dufte
leider ist das problem eher die masse des anlagekapital das sich übeschlagend "kriesensichere" anlagen sucht.

Gast
Die Inflationsrate der Eurozone ist ein

Rein statistischer Wert. Den Staat Europa gibt es nicht. Folglich gilt die Inflationsrate von 0,7 Prozent auch für keinen Bürger der einzelnen Eurostaaten.
Die Bürger der Südstaaten werden sich über gesunkenen Preise freuen, ist doch deren Einkommen stark gesunken. Sofern sie noch Arbeit haben.
Auch ich freue mich, dass in Deutschland die Preise nicht so stark steigen, weil ich nicht an den tariflichen Lohnerhöhung Teilhabe, da mein Arbeitgeber keiner Tarifbindung unterliegt.

Oberstudienrat
Fundamental stabil

In puncto Werthaltigkeit ist der Euro unglaublich stabil. Und über Deflation würde ich mir erstmal nicht so viele Gedanken machen.

Das Vertrauen, das er genießt, hat sich der Euro konsequent erarbeitet.

michicu
Na Leute mal nicht so schnell mit den kurzsichtigen Argumenten

Eine echte Deflation ist eine grösseres Problem als eine Inflation. Bei einer echten Deflation setzt sich eine zerstörerische Abwärtspreisspirale in Gang, die am Ende Firmen und Arbeitsplätze vernichtet. Warum ist das so: Wenn Marktteilnehmer und Verbraucher merken das die Preise fallen, warten sie ob die Preise noch weiter fallen, weil keiner will ja zu teuer kaufen. Firmen und Verkäufer senken die Preise und machen Kampfangebote um doch wieder was zu verkaufen. Zum Schluß gibt es dann eine Pleitewelle. Siehe z.B. vor ein paar Jahren die US Autoindustrie. Die Rabatte werden immer höher bis zur Pleite und Arbeitsplatzverlust, das war eine begrenzte Deflation in einem Marktsegment. Eine kleine schleichende Inflation erhöht zwar die Preise entwertet aber die Schulden.
Gut für Schuldner und den Staat.
Die EZB will Minuszinsen für Banken machen, damit die ihr Geld nicht bei der EZB parken sondern wieder anderen Banken und der Wirtschaft leihen. Schlecht für Geldanlage weil Minizinsen

AlterSimpel
Angst essen Seele auf

Hauptsache irgendeine Angst wird geschürt, auch wenn sie noch so weit weg ist.

Angst macht übrigens auch gerne mal krank, zerstört Beziehungen und ganze Familien.

Vermutlich sollen wir uns jetzt auch noch freuen, daß wir bald teures Gas von überall her nur nicht mehr das billigere aus Russland kaufen dürfen.
Das sollte die Inflationsrate anziehen lassen.

Wem die Angst keine Angst macht und wer es gerne etwas knackiger mag, soll gerne die US-Medien einschalten: dort wird regelmäßig ein neuer "Krieg" ausgerufen: war on religion, war on christmas, war on job creators, war on gun owners, etc.

Unser Wirtschaftssystem wird immer über den grünen Klee gelobt, aber ohne Angst, Bedrohung, Feindbild und Krisen scheint es nicht mehr zu funktionieren.
Alles alternativlos, selbstverständlich.

Der zivilisatorische Fortschritt hat sich im Anhäufen von Reichtum erschöpft, momentan geht es nur um die Verteidigung dieses Reichtums.

Man möge mich zur letzten Runde wecken ...

Hegrü
Nur zum Verständnis

Der Kapitalismus muss also eine Inflation haben, sprich das Geld wird immer weniger wert, damit das weiter funktioniert?
Wer hat dann am Ende noch Geld?
Und allzuschlimm kann es mit der Deflation ja nicht sein, sonst hätte man ja keine Tarikstreiks und Debatten über Mindestlohn, da jeder dann ja mehr Geld übrig haben müsste. "Lebenskosten" sind davon doch überhaupt nicht betroffen. Was bringt den Leuten es wenn sie theoretisch mehr vom Geld kriegen, jedoch kein Geld haben, wegen keiner oder geringer Löhne? Meiner Meinung nach wären die deflationären Tendenzen für den Normalverbraucher kaum spürbar, da es sich um kleine Werte handelt. Ich denke nicht, dass plötzlich man die doppelte Menge Lebensmittel kaufen könnte.

MrEnigma
Deflation die logische Konsequenz

Merkel fordert von vielen Europäischen Staaten die Senkung ihrer Ausgaben, wozu soll diese Verringerung der Nachfrage führen?
Zur Deflation!
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Weniger Nachfrage = sinkende Preise.
Ergo ... versucht die EZB weiter mit sinkenden Zinsen die Nachfrage anzuheizen. Das wird auf Dauer nicht gut gehen, vorallem nicht in einem so heterogenen Wirtschaftsumfeld wie Europa.
Deutschland braucht steigende Zinsen, der Immobilienmarkt zeigt das - Spanien etc. brauchen niedrige Zinsen, damit überhaupt noch was geht.
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Die EZB dreht also an der Zinsschraube.. und pumpt weiterhin Geld in den Markt.
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Das wird nicht reichen.
Demnächst hat die EZB keine Handlungsoptionen mehr ... gleichzeitig entstehen Blasen der Überhitzung. Der DAX zeigt das auch eindrucksvoll.
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Da die Staaten sparen sollen, ist keine Fiskalpolitik möglich.
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Die Krise wird kommen und die Zins- und Fiskalpolitik wird ihr nichts entgegenuzusetzen haben. Da wird dann auch keine Abwrackprämie mehr helfen.
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Die Signale sind da!

MrEnigma
Deflation Folge von 50 Jahren Irrwitz

Ich muss schon sagen, dass ich einigermaßen irritiert bin. Was hat man denn gedacht soll passieren, wenn Staaten sparen müssen, wollen sie ihre Schulden angehäuft in 50 Jahren wirklich in den Griff bekommen?
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Wir haben 50 Jahre über unsere Verhältnisse gelebt, da reicht eine kleine Wirtschaftskrise wohl kaum aus, um das ganze wieder auf ein normales Niveau zu senken.
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2008 hat man gesehen, wie weit das System schon am wackeln ist. Mit ein wenig Glück und viel Geld, das man nicht hat, hat man den Status Quo erhalten. Das Geld, was man damals in die Hand genommen hat, muss erst verdient werden.
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Aber wir machen schon jetzt weiter als sei nichts gewesen.
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Man hatte die Chance 2008 wirklich was zu verändern, das System zu verbessern.
Aber wir alle wollen es ja nicht hören. Der Karren muss also erst richtig im Dreck sein, damit sich etwas verändert.
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Sparen und Geldausgeben geht nunmal gleichzeitig nicht.
Und unser System erfordert stetiges Geldausgeben.

Gast
Behauptungen

"Sie verschieben dann Einkäufe und verstärken den Rückgang der Nachfrage."

Das halte ich für Blödsinn... wenn man etwas braucht, kauft man es. Wenn es teuer ist wartet man vielleicht noch. Aber wenn es billig ist, wartet man doch nicht und hofft das es noch billiger wird? Wenn es eh schon billig ist und man es trotzdem nicht kauft, dann liegt das nicht daran, dass man auf niedrigere Preise spekuliert, sondern schlicht und ergreifend daran, dass man ARM ist.

Ich kann diese VWL-Aussagen einfach nicht ernst nehmen, die man mit etwas psychologischer Herangehensweise widerlegen kann.

marvin
Blaupause Japan

Der Verlauf der japanischen Krise hat immer alle "Monetaristen" widerlegt, die meinten, es gebe einen zwingenden Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflationsrate.
Eigentlich ist spätestens seit der Finanzkrise klar, dass die "japanische" Deflation zumindest das Ziel ist. Wie man dort seit inzwischen 25 Jahren, ebenfalls nach einem Crash spekulativ aufgetürmter Finanzen, in einer dauerhaften Deflation festhängt, gibt es gar keine Alternative, die das Bankensystem nicht endgültig zum Einsturz bringen würde - denn die Schulden sind nun einmal unbezahlbar. So wird nichts abgeschrieben, wie es eigentlich geschehen müsste. Denn damit würden ja auch die Guthaben vernichtet. Statt dessen werden sie unverzinst, oder kaum verzinst irgendwo versteckt.
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Kommt hinzu: Eine Deflation ist natürlich vorteilhaft für Leute, die Geld haben. Und sie bedeutet dauerhaft "billiges Geld" - für Spekulanten. Denn mit Arbeit, oder in der Realwirtschaft, ist dann kaum noch etwas zu verdienen.

Saubär
Ich hab auch schon richtig Angst,

mir ist zur Zeit einfach alles zu billig, ich trau mich wirklich nichts mehr zu kaufen.
Wann werden die Sachen endlich noch teurer, damit ich zufrieden und voller Panik shoppen gehen kann, dass das fällige Regal nächsten Monat schon unerschwinglich sein könnte?

Die armen Menschen in der EU verdienen zu viel und der Konsum ist einfach zu billig...

Löhne runter und Preise rauf ist das Heilmittel...zumindest kurzfristig für die ohnehin schon Gesunden und Fetten.

Gast
In Deutschland tabu

So was darf man doch uns Deutschen nicht erzählen. Wir haben ja gern vor vielem Angst, aber die Furcht vor der INFLATION ist doch noch immer unsere heilige Kuh, und wie die gereizten Reaktionen einiger Foristen auf den Artikel zeigen, lässt man sich die nicht verderben, auch zu Zeiten, wenn die Zahlen schlicht was anderes besagen. Das ändert nichts daran, dass vor allem für Arbeitsplätze eine Deflation wesentlich schädlicher sein kann als Inflation.

Sumpfhuhn
Zinseszinssystem

Solange das Zinseszinssystem für das Geld nicht als solches abgeschafft wird, ist das ganze Gerede von Inflation und Deflation reine Makulatur.
Unser derzeitiges Geldsystem braucht von Zeit zu Zeit immer wieder einen "Reset" (Krieg, Enteignung der Reichen, Geldentwertung oder ähnliches) , denn es liegt in sich selbst begründet, daß es nicht auf Dauer bestehen kann.
Der berühmte "Josephspfennig" (ein mit 5% verzinsten 0,01€ zu Lebzeiten Jesu Christi) wäre heute ca. 23 Sextilliarden EUR (23x10^39) oder umgerechnet einige Milliarden Erdkugeln aus purem Gold wert.
Zurzeit erleben wir die Phase des Geldsystems kurz vor einem solchen Reset.
Unternehmenskonzentration und Rekordgewinne auf der einen und prekäre Beschäftigung, Armut, immense Staatsschulden auf der anderen Seite weisen darauf hin.
Aber das System selbst anzuzweifeln, wird von dessen Profiteuren massiv verhindert..... Leider bislang mit Erfolg!

Archetype
Alles im Plan

Nein, natürlich spinnt Draghi nicht. Er weiß genau was er tut, schließlich hat er ja bei Goldman gelernt. Und was man einmal gelernt hat, vergißt man nicht. Insofern wird der Goldman-Mario auch heute noch brav seinem ehemaligen Arbeitgeber Bericht erstatten und in seinem Sinne Konzepte ausarbeiten. Das im störrischen Südeuropa übrigens legitim gewählte Regierungschefs aus dem Amt gemobbt und durch Schlipsträger von Goldman und anderen FInanzinstituten ersetzt wurden, hat bis heute niemanden interessiert. Wieso auch, schließlich wissen ''die da oben'' ja immer, was für uns am besten ist.
Armes Europa. Übersättigt und desinformiert auf die Schlachtbank. Das Deflationsgespenst wird natürlich nur herausgekramt, um die Notenpressen ab Juni massiv anzuwerfen. Mal sehen ob wir bald in einer Hyperinflation und einer von Notstandsgesetzen gestützten Autokratie aufwachen. Cool, oder?

harry.berlin
Deflation macht träge

@Jörg Dürre:
Jeder, der ordentlich privat gewirtschaftet hat und Ersparnisse besitzt, kann froh über Deflation sein.

Nein, das kann er als Arbeitnehmer jedenfalls nicht. Wenn die Erlöse eines Betriebes durch Deflation sinken, werden auch die Löhne sinken müssen.

Nur unverantwortliches, spekulatives Investieren auf Pump wird bei Deflation bestraft.

In einer vitalen Wirtschaft läuft vieles auf Pump, gerade bei jungen Unternehmen mit vielen Ideen und wenig Kapital. Die Deflation stärkt hingegen eher die Unternehmen, die träge und fest im Sattel sitzen.
Deflation betoniert die Verhältnisse, Inflation (in Maßen) begünstigt Innovationen.

Inflation vernichtet die Ersparnisse aus Lebensversicherungen und Renten.

Naja, nur einen ganz kleinen Teil davon, der sich leicht verschmerzen lässt. Die Preise sind im letzten Jahrzehnt im Euroraum beeindruckend stabil.

Tarantus
Lockerung dringend nötig

Es wäre sehr sinnvoll, die Geldpolitik weiter zu lockern z.B. durch massiven Ankauf von Staatsanleihen ähnlich der Fed.
Die Folgen wären:
Mehr Investitionen, mehr Arbeitsplätze, mehr Wachstum, höhere Löhne, und irgendwann wieder steigende Zinsen.
Die Südeuropäer haben teilweise harte Reformen durchgeführt, ein Investitionsschub wäre nun sehr hilfreich.

pkeszler
Angst vor einer Deflation?

"Aus Sicht der Währungshüter bleibt die Inflationsrate aber auf einem bedenklich niedrigen Niveau, wie schon seit Monaten. Das schürt in dem Währungsgebiet die Angst vor einer Deflation".
Ja, was ist denn nun besser für den sog. Normalbürger? Eine Inflationsrate auf einem niedrigen Niveau ist für die Bürger, deren Einkommen gerade für den Lebensunterhalt und für die Alterssicherheit reicht, immer besser, als eine stetig steigende Inflation. Sparguthaben, die für die Alterssicherung zurück gelegt werden, verlieren durch die Inflation immer mehr an Wert. Die Preise für Lebensmittel, Strom, Energie, Mieten usw. steigen, wenn die Einkommen nicht über der Inflationsrate liegen. Also, wovor haben die Währungshüter eigentlich Angst?

Gast
@Sumpfhuhn

Da es sowieso keine Zinsen gibt UND "Finanzanlagen" einen doch eher ramponierten Ruf haben, scheint es mal wieder Zeit das "Gesparte" in Sachwerten anzulegen ... Grundstücke, Wohnungen, Häuser, Gold, Schmuck ... die nach einem solchen Reset immer noch Bestand haben.

Es ist ja sowieso fraglich, wie lange wir mit unserer "selbstzerfleischenden Art zu wirtschaften" noch weiter überleben können, denn der Trend zu immer billigeren Arbeitsplätzen und immer höheren Unternehmensgewinnen kann nicht auf Dauer so weiter gehen. Dummerweise aber kapieren das unsere großen Parteien nicht, denn sonst hätten sie schon längst den Discountern, großen Verkaufshallen vor der Stadt und den Internetversandhändlern den Kampf angesagt. Da ist es klug einen Kartoffelacker zu haben ...

harry.berlin
Besser wir verzichten auf den Reset

@Sumpfhuhn:
Unser derzeitiges Geldsystem braucht von Zeit zu Zeit immer wieder einen "Reset" (Krieg, Enteignung der Reichen, Geldentwertung oder ähnliches) , denn es liegt in sich selbst begründet, daß es nicht auf Dauer bestehen kann.

Das halte ich für grob falsch. Klar kann es auf Dauer bestehen. Kriege haben ganz andere Gründe. Wenn man sich ansieht, wie lange unser Wirtschaftssystem im Auf und Ab schon funktioniert, dann sind das fast siebzig Jahre. Es ist nicht einzusehen, warum die Wirtschaft in Europa nicht noch einmal mindestens siebzig Jahre ohne Krieg weiter funktionieren sollte.

Allerdings müssen wir dafür auch das Richtige tun. Und dazu zählt eine disziplinierte Ausgabenpolitik und eine vernünftige Steuerpolitik.

Und noch was zu Ihrer abstrusen Rechnung mit dem "Josefspfennig": Man kann davon ausgehen, dass eine römische Sesterz zur Zeit Jesu heute etwa die Kaufkraft von etwa 15 - 20 Euro hätte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sesterz

michel56
Was denn nun?

Wenn Inflation schlecht u. Deflation schlecht ist, so sollten die Preise doch dann stabil in der Mitte liegen d.h. bei 0,0 % in beide Richtungen !
Vieleicht bekomm ich dann doch einmal was für meine Lohnerhöhung raus oder für meine 10€ Hz4 - Erhöhung?
Man kann aber auch viele wissenschaftliche Überlegungen machen um vom Eigentlichen abzulenken,das da wäre etwas zu verbessern wo es seit Jahrzehnten Defizite oder Ungerechtigkeiten gibt!!
Stattdessen zerfleischt sich Jung gegen Alt bei der Rente oder normale Steuerzahler untereinander u. Andere machen sich einen schlanken Fuß usw.

harry.berlin
Ein kluger Kopf

@Archetype:
Nein, natürlich spinnt Draghi nicht. Er weiß genau was er tut, schließlich hat er ja bei Goldman gelernt.

Da kennen Sie seine Biographie aber schlecht.
Gelernt hat Mario Draghi an der Universität La Sapienza in Rom und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Als er 2004 für ein Jahr zu Goldman Sachs nach London ging, war er vorher längst viele Jahre als Professor in Florenz tätig gewesen.

harry.berlin
2% Inflation

@michel56:
Wenn Inflation schlecht u. Deflation schlecht ist, so sollten die Preise doch dann stabil in der Mitte liegen d.h. bei 0,0 % in beide Richtungen !

Die meisten Ökonomen (linke wie konservative) halten etwa 2% Inflation für vernünftig. Bei 0% ist das ganze System sehr wahrscheinlich etwas labiler.

Über die EZB wird ja viel geschimpft. Aber immerhin hat sie die Inflation in den vergangen 12 Jahren relativ gut bei 2% gehalten.

b_m
Inflation ist das Problem nicht Deflation

Was soll der ganze Quatsch mit Deflationsängsten?

Inflation ist das wirklich Problem. Steigende Preise zerstören Ersparnisse und Altersvorsorgen. Sinkende Preise hingegen würden das Leben angenehmer machen!

Es kommt eben darauf an, in welcher Lage man sich befindet. Gerechter Weise müssen Zinsen immer so hoch bleiben, daß das Geld nicht entwertet wird.

Wir haben seit Jahren Inflation, da wird ein bischen Deflation niemanden umbringen. Bei den heutigen Zinsen brächten wir dringen 2% Deflation. Die Schuldner bereichern sich immer mehr auf unsere Kosten. Schluß mit den Dumpingzinsen!

b_m
@harry.berlin

"Naja, nur einen ganz kleinen Teil davon, der sich leicht verschmerzen lässt. Die Preise sind im letzten Jahrzehnt im Euroraum beeindruckend stabil."

Das kann ich nicht bestätigen. Immobilien gehen durch die Decke, Lebenmittel steigen stark. Löhne steigen ebefalls stark. Leicht verschmerzen läßt es sich nur für die, die davon nicht betroffen sind, weil sie Schulden haben. Jeder der mehr als ein Jahregehalt gespart hat, der verliert Geld. Und wenn Menschen schon ihr Leben lang gespart haben, dann ist das verherend.

Gerechtigkeit ist wichtiger als Wirtschaftswachstum. Schuldner haben schon viel zu viel Geld über die Inflation geschenkt bekommen.

Der Lenz
püschologie

abgesehen vom realen problem des deflationskolaps hatt das erhalten einer gewissen inflation auch psychologische gründe
wenn ich jemandem mehr geld für dieselbe arbeit gebe freut der sich
der freut sich sogar noch mehr wenn er feststellt das seine vergleichsware (die meisten haben da 4-5 eckwerte an denen sie sich orientieren) nicht im selben verhältnis teurer geworden ist(dank produktivitätssteigerungen geht das).
er hatt jetzt geld übrig für neue produkte, die auch schon am markt erhältlich sind (fahrad, telephon, auto, fernseher, computer, handy...), auch wenn er dafür ein wenig spaaren muss, aber dafür kriegt er ja sogar zinsen, was ihn freut.
das alles freut die menschen in der regelmehr als sie die preissteigerung ärgert
v.a. ist der lohnanstieg "verdient", die wirtschaft toll, weil man sich was leisten kann, aber schuld am preisanstieg irgendwelche verbrecher.
letzlich bleibt der proportionale wohlstand gleich, gefühlt steigt er.

Der Lenz
für die vergesslichen

bei der subprimekriese in den usa konnte man deflationsartige vorgänge beobachten:
die häuser normaler menschen fiehlen im preis
der grund ist erstmal irrelevant, entscheidend der vorgang
der preisverfall hatte zur folge das die hypotheken der kreditfinanzierten häuser notleidend wurden, da das haus als besicherung nichtmehr ausreichte
manche machten jetzt noch finanzierungspläne mit der bank (die kein interresse am imobilienbesitz hatt wenn sie auch geld bekommen kann), aber nachdem links und rechts lehrstand entstand fielen die preise ins bodenlose, und jeglicher plan war passe - und die exbesitzer saßen auf der straße
nun sollte man bedenken das die meisten arbeitsstellen,auch hierzulande, an kreditfinanzierungen hängen; vlt versteht man das problem deflation, auch wenn man selber keine kreditfinanzierte imobilie sein eigen nennt, dann.

Der Lenz
um 17:34 von b_m

wenn sie ihr geld nicht der wirtschaft entziehen, oder auf banken verschimmeln lassen sondern damit rals die wirtschaft fördern bekommen sie in der regel deutlich mehr als den inflationsausgleich
kreditzinsen für schuldner liegen in der regel übrigens ebenfalls deutlich höher
obs da einen zusammenhang giebt...?

Gast
Trefflich gestaunt ...

... hat der Schlandlaender bei bei diesem Artikel und der darin verborgenen Argumentation, die fallenden Preise könnten Schuld an der Deflation sein.

Ist es nicht vielmehr so, dass seit Jahren zu wenig Geld bei denen bleibt, die Konsumieren müssten bzw. würden (Arbeiter, Angestellte, Geringverdiener, Aufstocker etc.), wodurch die Binnennachfrage immer schön weiter sinkt?

In Zeiten der Krise werden übrigens vorwiegend Güter mit langlebigen Verfallsdaten gekauft, wie Möbel, Kühlschränke oder Autos. Da dies aber abgeschlossen scheint, kommt jetzt der richtige Einbruch und es wird nunmehr nur Konsumiert, was unbedingt sein muss.

Ein wenig mehr Wissen über die zusammenhänge des Wirtschaftskreislaufes hätte ich mir schon gewünscht.

Und wer gedacht hat, dass alleine Großunternehmen, durch ihre Investitionen den Staat am laufen halten, der darf ruhig weiter mit denen träumen, die in diesem Land seit Jahren so tun als würden sie für den Großteil der Bevölkerung Verbesserungen erwirken wolle

Gast
Die niedrigen Zinsen . . .

stehen vielen Arten des nachhaltigen
Wirtschaftens entgegen und sind so
maximal kurzfristig vertretbar;
je länger aber diese Niedrigzinsphase
dauert, desto mehr verschieben sich alle
Finanzprobleme in die Zukunft ohne gelöst
zu sein.
.
Die EU und ihre Mitglieder betreiben gerade
"Voodooh-Economics" oder "Reagonomics".
Verteilung von unten nach ganz oben ohne langfristige
Perspektive. Dazu werden die finanziellen Risiken
der Zinsoptimierung für Grossanleger auf den Bürger
abgewälzt der das, sieht man die Wahlergebnisse,
geistig wohl nicht realisieren kann.
.
Und das betrifft noch nichtmal nur die Geringverdiener.
Nicht Geiz ist derzeit "Geil"; wer bares Geld spart ist blöd
und lose Kohle muss raus. Ein Grund, warum "Betongold"
boomt. Ein Allheimittel ist aber auch das nicht.
Wer sein Geld über 20 oder mehr Jahre anlegt muss mit einer
"normalen" Rendite zufrieden sein. So war es schon immer.
Aber die ist mit 4-5% wenigstens sicher.
.
Dem "Kleinsparer" hilft das indess wenig.

Gast
Wer Inflation für Unfug hält.

Der schaue bitte nach Japan, eine Nation die gute Chancen hatte sogar die USA vom Wirtschaftsthron zu stoßen (vor ca 25 Jahren) hat sich so dermaßen selbst abgesägt das man in Japan von dem "verlorenen Jahrzent" spricht, inzwischen sogar schon von der "verlorenen Generation", da die Teufelspirale aus fallenden Preisen und sinkender Produktion nur mit hohen Staatlichen eingriffen gebremst,aber nicht gestoppt werden konnte.

Japan hat daher jetzt im Verhältniss zum BIP die höchsten Staatsschulden der Welt und für junge Menschen ist es unglaublich schwer in der immernoch stark wackelnden Wirtschaft gute Jobs zu finden.

Daher unterstützen die meisten auch den von vielen westlichen Ökonomen als Wahnsinn deklarierten Plan des quasi unbegrenzten Gelddruckens (bis eine Inflation entsteht) gepaart mit leichten Reformen und noch mehr Staatsschulden.

Die Japaner und die Regierung sind verzweifelt und greifen nach jedem Strohhalm.

Die meisten Leute hier können sich das nicht vorstellen.

Sumpfhuhn
@harry.berlin

1. Ihr Zitat:" Klar kann es auf Dauer bestehen. "
OK, und wie wollen Sie Herrn Jesus seine Milliarden von Goldkugeln mit Erdmasse auszahlen?
2. Was hat die römische Sesterz mit meinem Rechenbeispiel zu tun?
Die Ihrer Meinung nach "abstruse" Rechnung finden Sie im übrigen im Internet auf Wikipedia wie auch das folgende Zitat. "Als Beispiel zur Zinseszinsrechnung hat dieses Gedankenexperiment in die Lehrbuchliteratur Eingang gefunden, so zum Beispiel im Handbuch der Mathematik von 1879, herausgegeben von Oskar Schlömilch, und in dem 2003 erschienenen Lehrbuch Analysis für Fachoberschulen von Karl-Heinz Pfeffer."
3. siehe Heinrich Brüning! "Er erhob neue Steuern bei gleichzeitiger Senkung staatlicher Leistungen, und er wirkte auf eine Absenkung von Löhnen und Gehältern hin... diese prozyklische Politik verschärfte letztlich nur die Wirtschaftskrise in Deutschland." Quelle Wikipedia
Dann kam Hitler....

Der Lenz
um 19:19 von Sumpfhuhn

ihr beispiel ist nonsense
mathematiker lieben nonsense
v.a. wenn er berechenbar ist, daher der eintrag im lehrbuch
sie würden, um ganz vorne zu beginnen, schwierigkeiten haben ein 2000 jahre altes bankhaus zu finden
schon gar keines das ein festverzinsliches darlehen über einen derartigen zeitraum mit solchen zinsen bei ihnen aufnimmt.
dann hätte niemand ihre €-cent angenommen.
und schlieslich hätten ummünzungen, steuern, abgaben etc ihnen warscheinlich nicht nur keine zinsen hinterlassen sondern sie könnten sich über eine rechnung in höhe mehrerer golderden freuen (zumindest wenn auch nur einer der bankiers der 2000jahre sein geld wert gewesen ist)
fazit:
wenn vor 20mio jahren ein mensch mit dem bau einer treppe begonnen hätte könnte man heute zu fuß auf den mond gehen

harry.berlin
@b_m

Ich sagte: Die Preise sind im letzten Jahrzehnt im Euroraum beeindruckend stabil."

@b_m: Das kann ich nicht bestätigen. Immobilien gehen durch die Decke ...

Immoblien kann man ja nicht in die Inflation einrechnen. Sie behalten ihren Wert, steigern ihn vielleicht, wenn an sie wieder verkauft. Also führen sie ja nicht zur Geldentwertung.

harry.berlin
@Der Lenz

Ihr Beispiel zum Josefspfennig finde ich gut. Die Josefsbank, die zu Jesu Lebzeiten nicht einen Pfennig, sondern hundert Taler Kapital hatte, müsste - vorausgesetzt die Theorie des Sumpfhuhn würde stimmen - heute das ganze Universum besitzen.

harry.berlin
real and complex

@Sumpfhuhn:
so zum Beispiel im Handbuch der Mathematik von 1879, herausgegeben von Oskar Schlömilch, und in dem 2003 erschienenen Lehrbuch Analysis für Fachoberschulen von Karl-Heinz Pfeffer."

Hab gerade mal ins Regal gegriffen und ein Buch aus meiner Studienzeit heraus genommen: Walter Rudin, Real and Complex Analysis. Ziemlicher Wälzer. Da stehen zwar ein paar Beweise drin, die ich leider heute nicht mehr hin bekäme, aber vom "Josefspfennig" leider nix. Sorry, für mich hört sich das eher wie Hokuspokus an.

Gast
Realität auf den Kopf gestellt

Die Inflationsangst der deutschen ist trotz ihrer katastrophalen Austeritätspolitik Anfang der 30er Jahre ungebrochen. Mittlerweile liest man ja Vieles was einem fast die Strümpfe auszieht. Zum Beispiel, dass die Inflation, die Geld entwertet, hilft natürlich vor allem denjenigen die viel Geld besitzen. Da lernt man wirklich dazu. Und manch einer freut sich über das Mehr in der Lohntüte, denn der Arbeitgeber interessiert sich offenbar nicht für Inflation und Deflation.
.
Die Medien selbst haben es ja vorgemacht indem sie immer Wirtschaftswissenschaftler, Politiker und Unternehmer zitierten die eine deflationäre Politik befeuern. Trotz der Warnung wird man morgen auch hier weiter machen wie bisher (siehe Euroschau). Auch Anfang der 30er räumte man der Bekämpfung der Inflation, trotz katastrophaler Deflation, hohe Priorität ein. Hier zeigt wie Tief der Stachel von 1923 steckt. Nicht ohne zutun oben besagter Vermögender, die in einer Deflation risikolos immer reicher werden.