Ein Demonstrant hält während der Kundgebung einen Fisch aus Pappe mit der Aufschrift „Killed by Thames Water“

Ihre Meinung zu Probleme bei privatisierten Wasserversorgern in Großbritannien

Mehr Effizienz lautete das Versprechen, als in den 1980er-Jahren Wasserversorger in England und Wales privatisiert wurden. Nun steht das größte Unternehmen Thames Water vor der Pleite. Von Christoph Prössl.

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29 Kommentare

Kommentare

rolato

Probleme mit privaten Wasserversorgern war schon in der Vergangenheit problembehaftet, Beispiel Veolia. Städte wie Paris und Brüssel sowie einige südamerikanische und afrikanische Staaten haben sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

franxinatra

Wie kann etwas für Verbraucher billiger werden, wenn Investoren dabei kräftig absahnen wollen und die Verträge dazu intransparent sind; nicht, dass es soetwas bei uns nicht gäbe, von den Autobahn-Privatisierungen mit ihren Geheimverträgen über die Mautregelungen wird immer wieder, und nicht nachvollziehbar, mit Geheimverträgen gearbeitet.

Die Verantwortlichen in GB für diese Misere sind nach nunmehr 30 Jahren nicht mehr greifbar.

Wir sollten sehr aufpassen, dass wir durch unsere Privatisierungsenthusiasten nicht auch drauf zahlen; die britische Eisenbahn wird ja nun wieder rück.verstaatlicht...

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fa66

»die britische Eisenbahn wird ja nun wieder rück.verstaatlicht...«

Falls ich da nicht ganz falschliege, betrifft das »nur« die Infrastruktur, also Strecken und Streckenbetrieb, nicht aber die Bedienung durch Eisenbahnverkehrsunternehmen auf den Strecken. Die werden m.W., wie bei uns bei der Regionalisierung des Nahverkehrs, als Netzpakete mit zeitlicher Begrenzung  ausgeschrieben. Was etwa dazu führt(e), dass die bekannte »alten« Namen wie Southern Railway u.a. als Privatgesellschafte wieder aufleb(t)en.

pasmal

Wenn man die Wasserversorgung privatisiert ist das kriminell. Wer dies zulässt, agiert gegen Staat und Volk, weil natürlich in (eventuell absichtlich verursachten ) Notlagen die Menschen erpressbar gemacht werden, Nicht die sichere Versorgung, sondern der Profit sind das erste Ziel der Privaten . Die Folgen sind nun gut sichtbar. 

derkleineBürger

"Der Manager sprach im Mai vor einem Ausschuss des Unterhauses und führte dort aus, dass man Geldgebern versichern müsste, mit ihrem Investment Geld verdienen zu können."

->

Also der Manager gibt an, dass Geldgeber die marode Infrastruktur noch mehr in die Brüche gehen lassen müssten um halt mehr Geld rausziehen zu können,als sie reinstecken würden.

Klingt wirtschaftlich nachvollziehbar.

Allerdings wird damit weder die marode Infrastruktur aufgewertet,noch die Natur sauberer.

Anstatt die Firma zu verstaatlichen, sollte der Staat GB einfach die Infrastruktur für einen symbolischen Pfund übernehmen und einem staatlichen Konzern zuführen.

Immerhin hätte der so schon erhebliche Kosten zu tragen die Infrastruktur zu restaurieren und zu optimieren.

Lasst die Firma einfach Pleite gehen, die Gläubiger können sich an die Eigentümer wenden und von denen die Gelder eintreiben. Immerhin haben die ja ein Vielfaches aus der Firma rausgetragen

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schabernack

➢ Immerhin hätte der [Staat] so schon erhebliche Kosten zu tragen die Infrastruktur zu restaurieren und zu optimieren.

Der Staat Großbritannien hat dafür kein Geld. Mit der maroden privatisierten Bahn-Infratruktur im Land ist es nicht anders, und das Gesundheitssystem NHS ist auch krank.

derkleineBürger

"Der Staat Großbritannien hat dafür kein Geld."

->

GB könnte sich ja ein Sondervermögen zulegen...

Lucinda_in_tenebris

Auch in Deutschland gab es viele Gemeinden, die ihre Wasserversorgung teilweise an US Unternehmen verkauften. Ich kann mich erinnern, dass dies in Bochum nur durch den Protest der Bürger verhindert werden konnte. Schon damals warnten Experten vor dem Ausverkauf der kritischen Infrastruktur. In UK wird diese Warnung offenbar zur Realität, weitere Gemeinden könnten auch hier folgen.

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Mauersegler

Welche "viele Gemeinden"? Und welche US-Unternehmen? 

Teilweise Privatisierungen wurden meist wieder rekommunalisiert.

fa66

»Welche "viele Gemeinden"?«

Cross-border leasing (https://de.wikipedia.org/wiki/Cross-Border-Leasing) war besonders in den 1990ern der Heiße Scheiß in der Übertragung kostenträchtiger Kommunalaufgaben. Letztlich, bis 2004/08 für die Originalmodelle der US-Stecker gezogen wurde.

Mauersegler

Ich fragte nach der tatsächlichen Zahl der deutschen Gemeinden und den US-Unternehmen, an die "verkauft" wurde.

fa66

»Auch in Deutschland gab es viele Gemeinden, die ihre Wasserversorgung…«

Wasserversorgung hie, Stadtbahntunnelstrecken dort, … PPP-Steuersparmodelle zum Nachteil der US-Bürger. Und zur Enteignung des Souveräns in Deutschland. Wurde damals schon vor gewarnt. Und traf vielerorts auf taube Kommunalohren.

rolato

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gehören meiner Meinung in kommunale Hände. Wasser ist ein öffentliches Gut und keine Ware.

Während einige Freihandelsabkommen und die Privatwirtschaft versuchen, Wasser als Handelsware zu definieren, wird der Zugang zu Wasser, insbesondere Trinkwasser, international als Menschenrecht anerkannt. Die EU-Trinkwasserrichtlinie (Richtlinie 2020/2184) zielt darauf ab,

Demokrat@1962

Das kommt davon, wenn man alles privatisiert - dann zahlt der Bürger zweimal! Das erste Mal, wenn die gebührenfähigen Anlagen geschaffen werden (durch Gebühren und Beiträge), beim Verkauf erhält der Staat/die Kommune die Verkaufserlöse und verfrühstückt dieses. Dann werden - wie bei den Berliner Abwasserbetrieben - die Anlagen wieder rekommunalisiert und der Bürger zahlt das zweite Mal. Der Gewinner ist dann immer der verkaufende Konzern, der natürlich horrende Gewinne generiert. Der Bürger - der Steuerzahler ist dann wie immer der Loser (auf bayerisch - der Depp!). 

fa66

Genau vor und ziemlich genau ein Jahr nach der Privatisierung in London (also 1989+90) war ich dort zu B&B bei den gleichen Gastgeberfamilie. Sie war auf Thatcher nicht gut zu sprechen. Sie berichteten, dass alle in der Umgebung sich einen Wasserkocher anschaffen mussten, weil das »Trink«-Wasser schlagartig ohne Abkochen nicht mehr verwendet werden konnte. 

Es wurde schon damals berichtet, dass dieser Zustand einzutreten, bereits vór der Beschlussfassung im Unterhaus von Kritikern vorhergesagt worden sei. Bewirkt haben habe es damals aber nichts. Es habe wohl für die Thatchianer einfache viel zu viel zu verdienen gegeben.

Dass die rostige Eiserne Premierministerin ein Jahr später wegen Überdruss ihrer abgewählt worden sein würde, hatte dann leider keine Auswirkung mehr auf all die Privatisierungen, die sich fast ausnahmslos als Fehlschlag für die Bürger:innen erwiesen haben würden.

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fa66

»Die Wasserversorgung gehört zur kritischen Infrastruktur.«

Und unter Thatcher wurde sie sehenden Auges zu einer sehr kritischen Infrastruktur gemacht.

marvin

Von 2000 bis 2007 gehörte Thames Water übrigens der deutschen RWE. Sie hatte es noch mit einem Gewinn an andere Heuschrecken abstoßen können. Ich sehe das Ganze als globalen Finanz-Kannibalismus.

Ritchi

Wenn Privatunternehmen sich nicht an Auflagen halten, dann können Sie ihrer Aufgaben enthoben werden. Mit anderen Worten, die Wasserversorgung und -entsorgung kann, wenn die Regierung es will, bei einem Fehlverhalten der beteiligten Unternehmen ohne hohe Ausgleichszahlungen wieder an die öffentliche Hand zurückgeführt werden.

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fa66

»Wenn Privatunternehmen sich nicht an Auflagen halten, dann können Sie ihrer Aufgaben enthoben werden.«

Wenn denn die Übereignungsverträge auch so formuliert sind. Und wenn sie es sind, bedarf es für die öffentliche Hand stemmbarer Entgeltregeln.

Ein Problem, das mit der Wasserqualität, ist in London aber bereits 35 Jahre alt. Gewöhnlich würde man erwarten, dem Dienstleister eine Verbesserung oder Wiederherstellung der Qualität mit Datum einzufordern; danach würden Entgeltzahlungen gestrichen oder rückgefordert. So gesehen ist bemerkenswert, wie lange sich ThamesWater überhaupt hat halten können.

Juwa

Laxe Aufsichtsbehörden, Vorstände, die sich bereichern wollen obwohl kein Geld da ist, und niemand interessiert sich über das was in den Flüssen und Seen landet. Gut das damit Schluss ist.

Das Problem ist nicht unbedingt die Privatisierung, sondern die fehlende Regulierung und das fehlende Bewusstsein, dass Vorstände und Investoren es nur ums Geld geht. Was jetzt folgen muss, sind strenge Regulierungen und bei Verstoß empfindliche Strafen, damit es Geld für Vorstände und Investoren nur noch dann gibt wenn alle Verpflichtungen erfüllt sind.

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Bernd Kevesligeti

In den 1980er Jahren wurde die Wasserversorgung in Großbritannien privatisiert. Auch mit der Begründung, dass so finanzielle Mittel generiert werden können, um die marode Infrastruktur zu reparieren. Die Folge sind deutliche Erhöhungen der Wasserpreise, allein von 2005 bis 2010 um 24 Prozent. Investitionen wurden aber nur mangelhaft getätigt. Millionen Liter Trinkwasser versickern täglich in London. Aber deutsche Unternehmen sind auch dabei. Im Jahre 2000 kaufte RWE die Thamse Water. Mehr zu der Gemengelage in dem Artikel von Werner Rügemer unter dem Titel " Thamse Water und das schale Wasser in London".

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Bernd Kevesligeti

Unter "Wasser in Bürgerhand" findet sich noch mehr.

So kaufte RWE im Jahre 2000 Thames Water für 7,1 Milliarden Euro und verkaufte die Firma im Dezember 2006 für 11,9 Milliarden Euro an das australische Konsortium Kemble Water Limeted. 

Werner Ehlert

Das ist der Grund, warum der Staat Schlüsselbereiche wie Energie, Schiene, Nahverkehr, Wasserversorgung, Abwasser, Post und Telekommunikation inklusive Internet weiter kontrollieren und zumindest teilweise halten sollte. 

Tino Winkler

Wasserversorger müßen in öffentlicher Hand betrieben werden, Kontrolle durch verantwortliche Politiker ist unbedingt notwendig.

In Deutschland funktioniert das hervorragend, weil wir verantwortungsvoll mit diesem Lebensmittel umgehen.

Tino Winkler

Die Fehlschläge in GB werden sich durch den EU-Austritt massiv verstärken.

Carolus001

Was mir auffällt, dass im Artikel nichts zu den Preisen gesagt wird. Könnte es sein, dass diese viel niedriger sind als die bei uns? 

 

Wodurch vielleicht ein Teil der Probleme erklärt wäre, ohne das es die Absicht des Autors unterstützt, dass Privatisierungen doof sind. 

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