Ausbilder und Auszubildender in einer Behindertenwerkstatt

Ihre Meinung zu Inklusion und Teilhabe: Sind Behindertenwerkstätten gerecht?

Behindertenwerkstätten stehen derzeit massiv in der Diskussion. Der Vorwurf: schlechte Bezahlung und mangelhafte Inklusion. Kritiker fordern die Abschaffung der Werkstätten. Von Sandra Tzschaschel.

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57 Kommentare

Kommentare

Ritchi
Fragen über Fragen

"Deutschlandweit werden etwa 320.000 Menschen mit Behinderung in Werkstätten beschäftigt - ohne Anspruch auf Mindestlohn. Im Durchschnitt verdienen sie dort etwa 220 Euro im Monat, so die jüngste Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Die Werkstätten sind verpflichtet, 70 Prozent vom Arbeitsergebnis an die Mitarbeitenden auszuschütten."

 Wenn 70 % des Arbeitsergebnisses zu einem Monatslohn von 220 € führt, wie will man dann den Mindestlohn zahlen? Wer soll aufstocken? Wie hoch ist denn das monatliche Einkommen der Mitarbeitenden insgesamt (Erwerbsminderungsrente und sonstige Leistungen eingeschlossen)? Wenn auf den Mindestlohn aufgestockt werden sollte, wird dann die Erwerbsminderungsrente gekürzt?

Wie soll ich mir denn einen Eindruck machen können, was verbessert werden kann oder soll, wenn ich solche Fragen nicht beantwortet bekomme? 

Olaf
Es ist komplizierter

Toll wie derzeit Menschen aus geschützten Räumen gedrängt werden sollen, damit Ämter Geld sparen. Mein Sohn hat ADHS, einen IQ von ca. 51% und ist 70 % Schwerbehindert. Ich bin dankbar das er in den Werkstätten arbeiten kann. Natürlich bekommt er keinen Mindestlohn, dafür aber viele staatliche Transfer-leistungen. Er lebt abgesichert in einem geschützten Bereich. Ich habe selbst erlebt wie ich bei den Entwicklungsgesprächen ausgeschaltet werden sollte und Ihm Suggestivfragen gestellt wurden. Dort kommen Menschen die die betroffene Person nicht kennen und viel Unheil anrichten- Im Namen der Inklusion-. Er ist derzeit nicht in der Lage selbstständig zu wohnen, die tägl. pers. Pflichten umzusetzen, leicht beeinflussbar durch dritte und hat einen Hang zum Alkohol. Tolle Voraussetzung für ein "selbstbestimmten Untergang". Wurde vollkommen ignoriert. Welches Unternehmen kann diese Menschen eng begleiten, in der freien Wirtschaft? Inklusion so nein Danke

Gogolo
Alternativen

Aber genaue Alternativen werden von Tschaschel und Langensiepen nicht genannt. Nur vom reden wird es nicht besser.

Emil67
Oft Ausbeutung und Billigarbeit......

Nicht immer aber sehr oft gibt es eine unfaire Entlohnung. Das Personal ist meist nicht qualifiziert für eine gerechte Entlohnung zu sorgen, es sind meist Betreuer die nicht unternehmerisch Geschult sind wie ein Meister.......

Anderes1961
Fragwürdiger Umgang mit Behinderten

Ganz abschaffen können wird man die Werkstätten wohl nicht können. Dafür liegt zu vieles im Argen, was den sogenannten ersten Arbeitsmarkt betrifft. So mancher Behinderter hat eine bessere Qualifikation als ein nicht Behinderter, findet aber trotzdem keine Anstellung. Hier muß ein Umdenken bei den Arbeitgebern erfolgen, mehr Behinderten eine Chance zu geben. Notfalls muß man die Arbeitgeber eben per Gesetz zum Umdenken zwingen.

 

Der fragwürdige Umgang mit Behinderten hat in Deutschland leider Tradition. Da gibt es noch viel zu tun, was Inklusion betrifft. Andere Länder sind da schon sehr viel weiter.

 

Und was überhaupt nicht geht ist, daß den Behinderten kein Mindestlohn gezahlt werden muß. Das muß umgehend geändert werden. Gut, daß sich die jetzige Koalition dieses Problems endlich annimmt; hoffentlich kommt dabei auch was brauchbares heraus für die Behinderten Menschen.

Autograf
Mal wieder völlig die menschliche Natur ignorierend

Inklusion endet nicht beim Gesetzgeber sondern bei jedem Menschen. Behinderte werden - gerade wegen der Inklusion - schon von klein auf gemobbed. Autisten z.B. brauchen permanenten Schutz gegen Mobbing, da ihr andersartiges Sozialverhalten, ihre Unfähigkeit, non-verbale Signale zu verstehen oder sich gar zu wehren, sie sofort zum idealen Mobbing-Opfer macht. Wieviele Autisten landen, wegen schwerer Traumatisierung durch Mobbing in Kindergarten und Schule, später in solchen Behindertenwerkstätten? Kinder sind so - ja, denn Kinder müssen Sozialverhalten mit anderen Kindern einüben und in dem Prozess sind Autisten völlig fehl am Platze. Ändert erst einmal die Natur des Menschen, dann könnt Ihr auf den Schutz der Behinderten verzichten. Überkandidelte Menschenmodelle haben wir schon genug, Behinderte sind keine Versuchskaninchen für Ideologien. Klar, auch Behinderte müssen die Chance haben, sich weiterzuentwickeln, aber unter Schutz. Nicht in normale Schulen schicken und dann allein lassen

Tim vom Rhein
Gute Beispiele könnten helfen

Gute Ideen und Forderungen lassen sich am ehesten durch gute Beispiele untermauern. Es wäre sicher hilfreich, wenn - neben den berechtigten Forderungen aus der Politik - von dort auch gute Beispiele präsentiert würden, um zu zeigen, dass die Forderungen praktisch umgesetzt werden können. Ich bin sicher, dass Frau Langensiepen in ihrem beruflichen Umfeld zahlreiche Menschen mit Behinderung beschäftigt hat. Und zwar Menschen mit der kompletten Bandbreite an Behinderungen (köperlich, geistig, psychisch). Diese guten Beispiele öffentlich zu machen, könnte anderen zeigen, dass es funktioniert.

Kristallin
Oder wollen @11:44 Uhr von Olaf

>>> Welches Unternehmen kann diese Menschen eng begleiten, in der freien Wirtschaft? >>>

 

Vorallem, welches Unternehmen will das leisten? Stets Gewinn und Einspar orientiert (was normal ist)

Juergen
Was meinen die Betroffenen?

Dieses Thema ist ja schon länger "in der Mache". Ich habe mich natürlich nur mit denen unterhalten, die von der "Behindertenwerkstatt" kommen, um meinen Eltern z.B. im Garten zu helfen.

 

Von denen war keiner dabei, der eine Veränderung der derzeitigen Regeln will. Im Gegenteil, es waren Einige dabei, die regelrecht Angst davor haben, dass neue Regeln eingeführt werden sollen.

 

 

Anderes1961
@11:44 Uhr von Olaf

Toll wie derzeit Menschen aus geschützten Räumen gedrängt werden sollen, damit Ämter Geld sparen. Mein Sohn hat ADHS, einen IQ von ca. 51% und ist 70 % Schwerbehindert. Ich bin dankbar das er in den Werkstätten arbeiten kann. Natürlich bekommt er keinen Mindestlohn, dafür aber viele staatliche Transfer-leistungen. Er lebt abgesichert in einem geschützten Bereich. Ich habe selbst erlebt wie ich bei den Entwicklungsgesprächen ausgeschaltet werden sollte und Ihm Suggestivfragen gestellt wurden. Dort kommen Menschen die die betroffene Person nicht kennen und viel Unheil anrichten- Im Namen der Inklusion-. Er ist derzeit nicht in der Lage selbstständig zu wohnen, die tägl. pers. Pflichten umzusetzen, leicht beeinflussbar durch dritte und hat einen Hang zum Alkohol. Tolle Voraussetzung für ein "selbstbestimmten Untergang". Wurde vollkommen ignoriert. Welches Unternehmen kann diese Menschen eng begleiten, in der freien Wirtschaft? Inklusion so nein Danke

 

Sie haben insofern Recht, daß Inklusion natürlich nicht für jeden Behinderten Menschen komplett möglich ist. Es geht darum, diese so weit wie möglich zu realisieren. Viele Behinderte können (und wollen) sehr wohl ein selbstbestimmtes Leben führen, sie würden das sogar sehr gerne. Wollen Sie diesen Menschen die Möglichkeit verwehren, indem Sie Inklusion komplett ablehnen? Das Schicksal Ihres Sohnes ist tragisch und Sie haben mein Mitgefühl, aber es ist dennoch kein Grund Inklusion vollständig abzulehnen, auch nicht Ihre schlechten Erfahrungen mit Behörden.

Dr. Cat
Komplexerer Sachverhalt

So wie das Thema Inklusion , Teilhabe und Selbbestimmtes Wohnen in der Politik behandelt wird, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es gibt so viele Abstufungen und Behindertengrade und mehrfach Behinderungen, das es fast unmöglich ist , das diese Menschen im 1 Arbeitsmarkt zu Intrigen sind . Er müsste eng begleitet werden , wo meisten geschultes Personal und die Zeit fehlt. Eine Reform der Behindertenwerkstätten und die Entlohnung sollten besser reformiert werden . 

waldkauz
Viel zu tun

Behindertenwerkstätten sind in ihrer jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß! Der Mindestlohn muss für alle gelten, gleicher Lohn für gleiche Arbeit - auch für den Knacki und den Behinderten. Ein Großteil davon erspart Armut und Sozialausgaben des Staates. Vollerwerbstätige dürfen nicht mit einem Taschengeld abgespeist werden. Arbeit und Betreuungskosten müssen dabei auch getrennt gesehen werden. Behinderung hat sich niemand ausgesucht.

Behindertenwerkstätten müssen sich öffnen, anstelle die Parallelgesellschaft eines Arbeitslagers zu bilden. Die Qualifikation muss im Vordergrund stehen, der Ausgleich der Behinderung, die gleichberechtigte Teilhabe. Dann müssen Behinderteneinrichtungen wie auch Sonderschulen nicht unbedingt schlecht sein. Nicht jeder hat auf dem richtigen Arbeitsmarkt eine Chance.

Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden - von diesem grundgesetzlichen Anspruch sind wir noch meilenweit entfernt.

Der Nachfrager
Keine Ahnung...

Ich habe selbst in Behindertenwerkstätten erlebt wie dort gearbeitet und bezahlt wurde. Wer mehr leistete bekam mehr. Wer nichts getan hat bekam weniger. Aber jeder hat Geld bekommen. Es war nicht viel, aber auch die Werkstätten nehmen an Ausschreibungen teil. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn wären sie nicht konkurrenzfähig. Hier dürfen nicht alle Behinderte Menschen in einem Topf geworfen werden. Eine bessere Bezahlung ja, aber nicht auf Kosten der Behinderten. Wer Gleichberechtigung hier fordert, der hat absolut keine Ahnung von den Werkstätten.

Anderes1961
@11:44 Uhr von Olaf

Toll wie derzeit Menschen aus geschützten Räumen gedrängt werden sollen, damit Ämter Geld sparen. Mein Sohn hat ADHS, einen IQ von ca. 51% und ist 70 % Schwerbehindert. Ich bin dankbar das er in den Werkstätten arbeiten kann. Natürlich bekommt er keinen Mindestlohn, dafür aber viele staatliche Transfer-leistungen. Er lebt abgesichert in einem geschützten Bereich.[...]

 

Sehen Sie, das genau ist das Problem: Haben Sie eigentlich schon mal mit Ihrem Sohn darüber gesprochen, was er möchte? Ich weiß, Sie meinen es gut. Aber will er denn quasi abgeschottet leben und ständig betüttelt werden?

 

Zu einem möglichst selbstbestimmten Leben gehört auch das Recht und die Erfahrung des Scheiterns. Scheitern ist nicht schön, aber man lernt daraus. Steht auch im Artikel.

 

Meine Mutter war gehörlos, hochintelligent; sie hätte für ihr Leben gerne studiert. Das war ihr verwehrt, weil sie in einer Gehörlosenschule quasi versauern mußte, wie viele hochintelligente Gehörlose, die durften dann allenfalls Schneider/in, Besenbinder oder sonst was werden. Aber studieren? Fehlanzeige. Was sie wollte war, als ganz normaler Mensch behandelt zu werden. In den Angelsächsischen Ländern ist es völlig normal, daß Gehörlose auch studieren. An normalen Unis. Mit entsprechenden Hilfen.

Der Nachfrager
Warum wird nicht...

Warum wird der 3. Arbeitsmarkt angesprochen? Das ist der beschützte Arbeitsmarkt. Extra geschaffen für Behinderte. Vor 20 Jahren gab es Lohnzuschüsse bis 90 %.

Haben das die letzten Regierungen weggespart?

 

Sandra Nickels
Weltfremde Ansichten

Ich war die letzten 20 Jahre regelmäßig in WfbM und sozialen Einrichtungen. 

Grundsätzlich hat jeder Betreute die Möglichkeit, in den 1. Arbeitsmarkt zu wechseln. Die dort sind, haben es nicht geschafft. Aus verschiedenen Gründen. 

In der Wirtschaft steigt der Mindestlohn permanent. Einfache Arbeiten werden abgeschafft oder ins Drittland verlagert. Alles steht unter Vorgabe der Effizienz. 

Ich konnte beobachten, wie die WfbM um jede Investition kämpfen. Sie schwimmen nicht im Geld. 

Und in der freien Wirtschaft entstehen die Kosten für Subvention und Betreuung von Arbeitsplätzen für behinderte Menschen sicherlich genauso. 

Sicherlich wird der Bedarf an Betreuung von geistig und psychisch behinderten Menschen unterschätzt und die Leistungsfähigkeit überschätzt. 

Es ist auch nicht leicht, die Leute richtig zu betreuen, wenn der Vorgesetzte keine soziale Ausbildung hat.

Ich finde es gut, daß Deutschland diese Einrichtungen hat. Das sind ja keine Gefängnisse. Jeder kann raus oder bleiben.

Anderes1961
@12:28 Uhr von Juergen

Dieses Thema ist ja schon länger "in der Mache". Ich habe mich natürlich nur mit denen unterhalten, die von der "Behindertenwerkstatt" kommen, um meinen Eltern z.B. im Garten zu helfen.   Von denen war keiner dabei, der eine Veränderung der derzeitigen Regeln will. Im Gegenteil, es waren Einige dabei, die regelrecht Angst davor haben, dass neue Regeln eingeführt werden sollen.

 

Jeder Mensch hat mehr oder weniger Angst vor Veränderungen. Das gehört zu einem ganz normalen Leben dazu, wie Sie auch dem Artikel entnehmen können. Meine Mutter war gehörlos, Ich habe zwei Freunde, die im Rollstuhl sitzen, ein anderer ist blind. All diese Menschen wollten und wollen nichts anderes, als ein ganz normales Leben zu führen als ganz normaler Mensch, soweit das irgendwie möglich ist. Und auch als ganz normale Menschen von anderen wahrgenommen werden.

Account gelöscht
Was ist fair?

Die Forderung nach Mindestlohn ist eine sehr einseitige Fokussierung. In Behindertenwerkstätten gibt es mehr als nur den Lohn: Betreuung, sowohl fachlich, die Arbeit direkt betreffend, als auch emotional, wenn nötig. Die Arbeitsabläufe sind danach ausgerichtet, dass weitere Betreuung auch im Privaten, Medizinischen gut möglich ist und von der Arbeit nicht behindert wird. Nichts davon wird es in diesem hohen Maß im ersten Arbeitsmarkt geben. Auch das ist eine Form der Entlohnung.

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Dazu kommt die je nach Schweregrad der Behinderung leichte bis starke Reduzierung der Produktivität, die hohen Löhnen entgegensteht. Wenn jetzt einer einwendet, das Argument sei nicht fair, sage ich: Stimmt! Aber ich habe nicht das Geld in den Fokus gerückt, sondern diejenigen, die fern von jeder Praxisorientierung aus rein ideologischen Gründen Inklusion um jeden Preis fordern. Auch um den Preis, den die Leute zu zahlen haben, die aus dem geschützten Raum auf den freien Arbeitsmarkt gedrängt werden sollen.

Alter Brummbär
Sind Behindertenwerkstätten gerecht?

Einerseits finden Behinderte, auch je nach Grad, schlecht oder keine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt. Also bedürfen sie besonderen Schutz.

Andererseits ist die Bereitstellung, von Arbeitsplätzen und die Bezahlung besonders kostenintensiv. Dazu kommt noch die Aufsicht und Betreuung, je nach Fall.

Ob nun die bezahlung gerecht ist, kann ich nicht beurteilen.

Account gelöscht
Inklusion nur da, wo möglich

Inklusion ist nicht immer möglich. In den 80ern hatten wir in einem überhaupt nicht barrierefreien Schulgebäude einen stark gehbehinderten Mitschüler. Selbstverständlich haben sich Freunde und Lehrer gekümmert, dass das kein Hindernis darstellt, am Gymnasialunterricht teilzunehmen. Auch auf Hör- und Sehbehinderungen konnte eingegangen werden, ohne den allgemeinen Unterricht auszubremsen.

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Aber ich habe einmal die Klage gelesen, dass  Kinder mit Down-Syndrom nicht an Gymnasien angenommen werden. Hier beginnt der Dogmatismus: Sorry, die KÖNNEN nicht an Gymnasialunterricht teilnehmen. So wenig wie ich an der Olympiade teilnehmen kann.

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Es gibt angemessene Schul- und Arbeitsformen für Menschen aller möglichen Leistungsfähigkeiten. Das ermöglicht die Teilnahme an sozialem Leben. Niemand muss zu Hause vor sich hinvegitieren, lediglich mit Nahrung und Kleidung versorgt, aber mit sonst nichts. Auch das ist Inklusion.

Account gelöscht
@Waldkauz, 12.41 Uhr - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

"Der Mindestlohn muss für alle gelten, gleicher Lohn für gleiche Arbeit "

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Es ist aber eben nicht gleiche Arbeit. Wir haben eine große Einrichtung in der Stadt, mit einer Behindertenwerkstatt für Menschen, die stark in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, und mit einem Zweig, der Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt bietet, allerdings Rücksicht auf leichte Einschränkungen nimmt. Ich kenne Menschen, die dort arbeiten, sowohl Betreuer als auch Betreute. Es wird auf Menschlichkeit geachtet. Druck gibt es nicht wie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, allerdings Motivation, individuelle Motivation, bei der jeder die Anregung erhält, die ihn / sie voranbringt. Auch das ist ein Wert, mit dem entlohnt wird. Geld ist nicht alles.

AbseitsDesMainstreams
Sinn der Werkstätten

Ich habe mir einige Male Behindertenwerkstätten angesehen. Dort werden Gegenstände von Hand zusammengesteckt, was jede Maschine besser kann. Firmen geben diese eigentlich überflüssigen Aufträge, weil sie sonst Augleichsabgabe zahlen müssen. Das alles könnte man sich sparen!

Jetzt aber kommt der eigentliche Sinn der Werkstätten: Die Behinderten haben eine zweite Lebenswelt neben dem Wohnort, der Einrichtung oder den Eltern. Er gibt allen Seiten das Gefühl, gebraucht zu werden und nützlich zu sein. Es entlastet tagsüber die Familie und der Behinderte bekommt am Arbeitsplatz eine genau dosierte Herausforderung für seine Fähigkeiten.

Zudem sind die Behinderten voll sozialversichert und haben vollen Rentenanspruch. Jetzt auch noch Mindestlohn zu fordern ist wirklich unverschämt!

Anderes1961
@12:07 Uhr von Autograf

Inklusion endet nicht beim Gesetzgeber sondern bei jedem Menschen. Behinderte werden - gerade wegen der Inklusion - schon von klein auf gemobbed. Autisten z.B. brauchen permanenten Schutz gegen Mobbing, da ihr andersartiges Sozialverhalten, ihre Unfähigkeit, non-verbale Signale zu verstehen oder sich gar zu wehren, sie sofort zum idealen Mobbing-Opfer macht.

 

Und die Idee, den anderen Kindern beizubringen, daß man Menschen - ob behindert oder nicht behindert - nicht mobbt, die kommt Ihnen erst gar nicht? Auch nicht die Idee, daß für die anderen Kinder die "Andersartigkeit" in deren Augen erst dadurch entsteht, daß es in ihrem Umfeld, sei es Schule oder privat, es keine Behinderten gibt? Stattdessen möchten Sie - ich formuliere es mal absichtlich drastisch - Autisten lieber wegsperren.

 

Inklusion bedeutet Lernen für Behinderte und für nicht Behinderte. Eben wie in einem ganz normalen Leben auch.

weingasi1
@12:49 Uhr von Der Nachfrager

>>> Welches Unternehmen kann diese Menschen eng begleiten, in der freien Wirtschaft? >>>   Vorallem, welches Unternehmen will das leisten? Stets Gewinn und Einspar orientiert (was normal ist)

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Es ist ja auch eine versicherungstechnische Problematik. Je nach Behinderung, vor allem, wenn diese geistiger Art ist, müsste der Arbeitgeber quasi jemanden zur Seite stellen, ansonsten wäre das Geschrei wieder gross, wenn etwas passiert. Welcher AG kann das leisten ? Wenn man alle Leistungen addiert, wird vermutlich wesentlich mehr, als der Mindestlohn erreicht. Es gibt nur wenige Behinderungen, wo die gleiche u.U. sogar bessere/exquisite Leistungen erreicht werden können, wie die der "normalen" Kollegen. Bestes Beispiel der Physiker Stephen Hawking. Gerade bei behinderten Menschen muss man tatsächlich den Einzelfall prüfen !

wenigfahrer
@12:49 Uhr von Der Nachfrager

" Ich habe selbst in Behindertenwerkstätten erlebt wie dort gearbeitet und bezahlt wurde. Wer mehr leistete bekam mehr. Wer nichts getan hat bekam weniger. Aber jeder hat Geld bekommen. Es war nicht viel, aber auch die Werkstätten nehmen an Ausschreibungen teil. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn wären sie nicht konkurrenzfähig. Hier dürfen nicht alle Behinderte Menschen in einem Topf geworfen werden. Eine bessere Bezahlung ja, aber nicht auf Kosten der Behinderten. Wer Gleichberechtigung hier fordert, der hat absolut keine Ahnung von den Werkstätten. "

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Ich hab in der Nähe auch eine, etwas abseits des Dorfes, dort fertigen die Behinderten Kleinteile, hin und wieder gibt auch für eine andere Kategorie für 1 Jahr Arbeit.Die dort arbeiten dürfen, sind eigentlich sehr zufrieden, das sie unter Menschen kommen und was tun dürfen, die Leistung liegt so bei 50 Prozent, kommt nämlich auf die Behinderung an.

Vollzeit und Mindestlohn, würde keine Rente bedeuten, das liegt nicht in ihrem Sinne.

Anderes1961
Nicht die Behinderten sind das Problem sondern die Gesellschaft

Wenn ich mir die Kommentare meiner Mitforisten so durchlese, haben wir ein ganz anderes Problem. Nicht die Behinderten sind das Problem, sondern die Gesellschaft und wie die mit behinderten Menschen umgeht.

 

Ist ja auch schön bequem; man gibt einen Behinderten bei einer Einrichtung ab, das Gewissen ist beruhigt und man muß sich nicht länger mit den Behinderten auseinandersetzen. Sollen die Behinderten doch gefälligst froh und dankbar sein, daß sich jemand um sie kümmert? Mindestlohn? Unwichtig.

 

Und woher kommt solches Gedankengut? Richtig. Fehlende Inklusion. Studierende Behinderte an ganz normalen Unis? Fehlanzeige. Schon als Rollstuhlfahrer ist man dort ein Exot. Ein blinder Behördenchef? Wo gibt's denn sowas?

 

Genau. In anderen Ländern, die mit der Inklusion schon viel weiter sind als wir. Zeit zum Umdenken. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, daß Behinderte auch scheitern können am Alltag. So wie jeder andere ganz normale Mensch auch.

Anderes1961
@13:29 Uhr von AbseitsDesMainstreams

Ich habe mir einige Male Behindertenwerkstätten angesehen. Dort werden Gegenstände von Hand zusammengesteckt, was jede Maschine besser kann. Firmen geben diese eigentlich überflüssigen Aufträge, weil sie sonst Augleichsabgabe zahlen müssen. Das alles könnte man sich sparen! Jetzt aber kommt der eigentliche Sinn der Werkstätten: Die Behinderten haben eine zweite Lebenswelt neben dem Wohnort, der Einrichtung oder den Eltern. Er gibt allen Seiten das Gefühl, gebraucht zu werden und nützlich zu sein. Es entlastet tagsüber die Familie und der Behinderte bekommt am Arbeitsplatz eine genau dosierte Herausforderung für seine Fähigkeiten. Zudem sind die Behinderten voll sozialversichert und haben vollen Rentenanspruch. Jetzt auch noch Mindestlohn zu fordern ist wirklich unverschämt!

 

Sie finden es also unverschämt, Behinderte als ganz normale Menschen zu betrachten, die sich von anderen lediglich durch ein Handycap unterscheiden? Sie finden es vielleicht auch unverschämt, wenn Behinderte als ganz normale Menschen - soweit es eben möglich ist - leben wollen?

 

Das einzige, was unverschämt ist, ist Ihr Kommentar.

 

w120
Hallo Zunächst mein Sohn ist…

Hallo

Zunächst mein Sohn ist in einer Fördergruppe, Teil der WfbM der Lebenshilfe.

Hier erlebe ich personelle Kürzungen und auch den Versuch struktuelle Änderungen, geschuldet der Personaleffizienz, durchzusetzen.

Oft kann man durch Kenntnis der Gesetze dem Widerstand entgegensetzen.

 

Ich habe auch mal drei Monate in der Werkstatt gearbeitet.

In einem Bereich wurde für VW Zulieferer montiert.

Da habe ich auch jemanden kennengelernt, der durchaus am freien Arbteitsmarkt arbeiten könnte, aber der wollte das bewußt nicht.

Wie im wirklichen Leben, es gibt Gruppenleiter, für die sind die betreuten Menschen Trottel und andere setzen sich voll ein.

Eine Gruppe sortierte Blätter in einen Katalog ein.

Absolut easy, aber kaum angefangen, schon war Pause.

Nein, den da es ja keine Häftlinge sind, können sie frei umherlaufen und das ist nicht ohne (Aufsichtspflicht).

Es kann auch der Vertrag gekündigt werden.

Jetzt kommt aber das Ende der Zeichen.

 

 

Account gelöscht
@Anderes1961, 13.30 Uhr - Inklusion im besten Sinn

"Inklusion bedeutet Lernen für Behinderte und für nicht Behinderte. Eben wie in einem ganz normalen Leben auch."

.

Wir haben uns in den 80ern bei einer dreiwöchigen Ferienfreizeit das Landheim mit einer gemischten Behindertengruppe geteilt, Kinder in unserem Alter, mit allen möglichen Behinderungen. Damit die Scheu voreinander nicht die ganzen drei Wochen ruiniert, haben uns die Betreuer zwangsweise beim Frühstück gemischt an die Tische gesetzt.Tage später war der Umgang miteinander völlig selbstverständlich. Ich habe elementare Dinge für's ganze leben gelernt:

- Keine Scheu zu fragen, ob man helfen soll, aber fragen. Nicht ungefragt draufloshelfen.

- Normal miteinander reden: Dieses ganze Gedöns, was man aus politischer Korrektheit alles nicht sagen darf, erstickt jeden normalen Umgang miteinander. Ein dreizehnjähriger Mongoloider hat mir wörtlich gesagt: "Warum verarscht du mich nicht? Jeder hat ein Recht darauf, verarscht zu werden!" Eine große Weisheit, die ich da gelernt habe!

Rudolf238
Sie werden betreut und beschäftigt

in den Werkstätten. Jeder von ihnen könnte sich auf dem 1.Arbeitsmarkt eine Stelle suchen, ist nicht verboten.

Nur, wir haben ca.50 Wohneinheiten betreutes Wohnen. Diese Menschen haben Alle Betreuer, stellenweise gerichtlich bestellt oder Angehörige, und sie haben die verschiedensten Behinderungen. Die werden in den Werkstätten beschäftigt um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, da schafft nicht Einer den 1.Arbeitsmarkt.

Bekommen sie auch noch Mindestlohn, es wäre Ungerecht gegenüber den Arbeitnehmern die ihr Arbeitspensum zu 100% erfüllen müssen.

Anderes1961
@13:23 Uhr von Egleichhmalf

„Hier muß ein Umdenken bei den Arbeitgebern erfolgen, mehr Behinderten eine Chance zu geben. Notfalls muß man die Arbeitgeber eben per Gesetz zum Umdenken zwingen.“ . Sie haben insofern Recht, als dass ein Arbeitgeber notfalls gezwungen sein muss, die Bewerbung eines behinderten Menschen genauso ernsthaft zu berücksichtigen wie eine sonstige Bewerbung. Wie das allerdings überprüft werden soll, ist mir ein Rätsel: Wenn ich jemanden - vielleicht ja aus Sachfremden Gründen - nicht einstellen will, dann finde ich immer „Sachgründe“, um mich durchzusetzen. Notfalls wird die Stelle einfach derart neu ausgeschrieben, dass der Bewerber eben leider nicht passt. . Falls Sie aber meinen, der Arbeitgeber müsste gezwungen werden, auch Personen einzustellen, mit denen er nichts anfangen kann, dann sind wir im real existierenden Sozialismus a la DDR - also auf dem direkten Weg in die Pleite.

 

Sehen Sie, das genau ist das Problem. Sie machen sich mehr Gedanken darüber, ob Firmen pleite gehen, als darüber, was Behinderte wollen. Keine Firma geht pleite, nur weil dort auch Behinderte arbeiten. Die gehen Pleite, weil Produkte nicht mehr nachgefragt werden und/oder wegen eines unfähigen Managements.

De Paelzer
@12:31 Uhr von Anderes1961

 Viele Behinderte können (und wollen) sehr wohl ein selbstbestimmtes Leben führen, sie würden das sogar sehr gerne. Wollen Sie diesen Menschen die Möglichkeit verwehren, indem Sie Inklusion komplett ablehnen? Das Schicksal Ihres Sohnes ist tragisch und Sie haben mein Mitgefühl, aber es ist dennoch kein Grund Inklusion vollständig abzulehnen, auch nicht Ihre schlechten Erfahrungen mit Behörden.

Wer sagt, dass behinderten Menschen das Arbeiten auf dem 1. Arbeitsmarkt verwehrt wird. Bei vielen Ausschreibungen werden Behinderte bevorzugt. Das Problem ist, dass der größte Teil keine Arbeitsstelle auf dem Arbeitsmarkt bekommt und deswegen auf in Werkstätten für Behinderte aufgenommen werden. Es werden immer die "Vorzeige Behinderte gezeigt" ein großer Teil braucht ständige Betreuung und Hilfe im Alltag. Viele sind auch nicht im Stande alleine mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, brauchen auch Hilfe im Alltag. Die Auszahlungen sind auch so gering, weil ab einem bestimmten Einkommen zum eigenen Lebenunterhalt beigetragen werden muss.

Behinderte ist ein sehr breites Spektrum.

Autograf
@13:30 Uhr von Anderes1961

Jetzt spreche ich mal aus eigener Erfahrung: Sie können keinem Menschen, weder Kind noch Erwachsenen beibringen, wie man mit einem Autisten richtig im Alltag umgeht. Hierzu ist stets eine bewusste Konzentration auf des Problem des Behinderten notwendig. Das ist für Kinder unmöglich. Ein Autist wird immer anecken, er ist nicht in normale soziale Interaktion von Kindern integrierbar. Erst etwa im Alter von 15 Jahren, besitzen Jugendliche genügend Vernunft, dass sie bewusst sich mit Autisten abgeben können, ohne ihnen zu schaden. Ich spreche keinesfalls von Wegsperren, sondern von Beschützen. Autisten haben in der Schule Anspruch auf eine Begleitperson, die sie beschützen und bei der Interaktion mit anderen Schülern unterstützen soll. Wieviele gibt es davon in Deutschland? Können sie, wie erforderlich, mehrere Jahre lang bei ihrem Schützling bleiben? Es lohnt, sich Autisten haben Fertigkeiten, die uns alle bereichern können - wenn man sie lässt und nicht traumatisiert.

Michael O
Abschaffen????

Die Behindertenwerkstätten dürfen nicht abgeschafft werden.

Diese Einrichtungen erledigen meisten Arbeitsgänge an Teilen (sogenannte verlängerte Werkbank) die von Firmen in Auftrag gegeben wurden.

Ich habe erlebt das Arbeiten von Lebenshilfe abgezogen wurden weil Teile anstatt 40 Cent in Tschechien nur 30 Cent kosteten, was eine Einsparung von 25% war.

Es muss besser bezahlt werden, aber diese Einrichtungen nicht abschaffen da die Mensch in der freien Wirtschaft keine Stelle finden würden, in der Gesamtheit!!

Der Nachfrager
keine Behinderung gleicht...

Keine Behinderung gleicht der Anderen.

Behindertenwerstätten dienen als Beschäftigungstherapie, als Arbeitserprobung und vorbereitung auf den 1.,2., oder 3.Arbeitsmarkt.

Die Menschen in den Werkstätten können nicht auf dem 1. Arbeitsmarkt arbeiten.

Hier wird probiert über die 3-Stundenregel die Behinderten als begrenzt markttauglich einzuordnen. Das würde bedeuten, dass diese Menschen ihren Anspruch auf volle Erwerbsmindertenrente verlieren. Dazu kommt die Aufrechnung von Arbeitseinkommen mit den Sozialgeldern.

Was hier gefordert wird ist den behinderten Menschen Rechte und Sozialleistungen wegzunehmen.

Vielleicht wäre es besser, wenn die Forderer sich mal die Zahlen der Behinderten Menschen ansehen. Welche Behinderung haben sie? Ist eine Eingliederung überhasupt möglich? Und wenn ja, in welcher Form.

Psychisch behinderte Menschen sind nur bedingt für den 1. Arbeitsmarkt geeignet und nicht zuverlässig in Form von festen Arbeitszeiten oder Vorgaben.

Und die Liste der Probl. ist lang

heribix

Die Firma in der ich beschäftigt bin vergibt viele Aufträge an eine Behinderten Werkstatt. Der Grund dafür ist das sie so selbst kaum Behinderte einstellen muss und dadurch die Produktion dort viel billiger ist. So hatte ich das Glück dort einmal für 4 Wochen den Betreuer vertreten zu dürfen. Ich kann nur sagen den Menschen dort konnte man anmerken das sie viel Spaß an Ihrer Arbeit hatten, das sie aufblühten und der Kontakt mit anderen Menschen war sicher auch wichtig. Von daher finde ich Behinderten Werkstätten nicht schlecht. Die Entlohnung allerdings sollte angepasst werden. 1zu1 wird das aber nicht gehen da der Betreungs Aufwand um ein vielfaches höher ist und die Produktivität relativ gering. 

werner1955
Inklusion und Teilhabe?

bedeutet das alle weniger haben. Die leistungsstarken kommen nicht weiter und die Behinderten haben nie eine Erfolg.

 

Ich bin lieber oben in der zweiten Liga als immer kurz vor Abstieg in der ersten.

Anderes1961
@14:02 Uhr von M. Höffling

"Inklusion bedeutet Lernen für Behinderte und für nicht Behinderte. Eben wie in einem ganz normalen Leben auch." . Wir haben uns in den 80ern bei einer dreiwöchigen Ferienfreizeit das Landheim mit einer gemischten Behindertengruppe geteilt, Kinder in unserem Alter, mit allen möglichen Behinderungen. Damit die Scheu voreinander nicht die ganzen drei Wochen ruiniert, haben uns die Betreuer zwangsweise beim Frühstück gemischt an die Tische gesetzt.Tage später war der Umgang miteinander völlig selbstverständlich. Ich habe elementare Dinge für's ganze leben gelernt: - Keine Scheu zu fragen, ob man helfen soll, aber fragen. Nicht ungefragt draufloshelfen. - Normal miteinander reden: Dieses ganze Gedöns, was man aus politischer Korrektheit alles nicht sagen darf, erstickt jeden normalen Umgang miteinander. Ein dreizehnjähriger Mongoloider hat mir wörtlich gesagt: "Warum verarscht du mich nicht? Jeder hat ein Recht darauf, verarscht zu werden!" Eine große Weisheit, die ich da gelernt habe!

 

Großartig. Herzlichen Dank für Ihre Schilderung. Genau das trifft den Nagel auf den Kopf, was ich meine. Nichts war meiner gehörlosen Mutter mehr zuwider als ein nicht Behinderter, der glaubte, sie auf Grund ihres Handycaps irgendwie betütteln zu müssen. Und die besten Gehörlosenwitze - die habe ich von meiner Mutter. Die besten Blindenwitze erzählt mir mein blinder Freund. Darum geht es: alles normal.

 

Danke noch mal.

falsa demonstratio
@12:49 Uhr von Der Nachfrager

Zitat: ch habe selbst in Behindertenwerkstätten erlebt wie dort gearbeitet und bezahlt wurde. Wer mehr leistete bekam mehr. Wer nichts getan hat bekam weniger. Aber jeder hat Geld bekommen.

 

Und die Leistungszulage wird dann auf die Sozialhilfe angerechnet. Bei dem Mitarbeiter kommt nichts an.

 

werner1955
@12:31 Uhr von Anderes1961

können (und wollen) sehr wohl ein selbstbestimmtes Leben führen,

 

und wer hindert Sie denn daran?

Niemand.. Es sei denn ander sollen Verantwortung und Kosten übernehmen.

Dann muss man die auch fragen.
Und ich wünschte mir das gerade Politk, Verwaltung und alle öffentlich Betreib wie Stadtwerke usw. das mal 5 Jahre finazieren und vormachen.

Danach darf man auch das von andern vorden.
wie bei der Leih und Zeitarbeit bzw. Werkverträgen ist die öffentlich Hand der größte Arbeitgeber.

werner1955
@12:06 Uhr von Anderes1961

hoffentlich kommt dabei auch was brauchbares heraus für die Behinderten Menschen.

 

Also wenn diese Ampel es so macht wie bei vielen anderen Lösungen hätte ich gerne mein Problem zurück.

Niemand wird gezwungen in diesn Werkstätten zu arbeiten. Aber vorallem Angehörige sind sehr froh das Sioe Ihre liben dort gut betreut wissen.

Tada
11:44 Uhr von Olaf

So wie Sie die Situation beschreiben ist es keine Inklusion, so fern Gleichmacherei.

Am Ende heißt es womöglich noch, "solche Leute seien selbst schuld, wenn sie keine Arbeit bekommen". Kennt man ja.

Anderes1961
@14:13 Uhr von De Paelzer

 Viele Behinderte können (und wollen) sehr wohl ein selbstbestimmtes Leben führen, sie würden das sogar sehr gerne. Wollen Sie diesen Menschen die Möglichkeit verwehren, indem Sie Inklusion komplett ablehnen? Das Schicksal Ihres Sohnes ist tragisch und Sie haben mein Mitgefühl, aber es ist dennoch kein Grund Inklusion vollständig abzulehnen, auch nicht Ihre schlechten Erfahrungen mit Behörden. Wer sagt, dass behinderten Menschen das Arbeiten auf dem 1. Arbeitsmarkt verwehrt wird. Bei vielen Ausschreibungen werden Behinderte bevorzugt. Das Problem ist, dass der größte Teil keine Arbeitsstelle auf dem Arbeitsmarkt bekommt und deswegen auf in Werkstätten für Behinderte aufgenommen werden. Es werden immer die "Vorzeige Behinderte gezeigt" ein großer Teil braucht ständige Betreuung und Hilfe im Alltag. Viele sind auch nicht im Stande alleine mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, brauchen auch Hilfe im Alltag. Die Auszahlungen sind auch so gering, weil ab einem bestimmten Einkommen zum eigenen Lebenunterhalt beigetragen werden muss. Behinderte ist ein sehr breites Spektrum.

 

Selbstverständlich ist Behinderung ein sehr breites Spektrum. Das ist genauso wahr, wie der Himmel ist blau. Das Problem ist ein ganz anderes. Sie und einige andere hier im Forum machen sich mehr Gedanken darüber, was alles hinderlich sein könnte für die Einstellung eines Behinderten und darüber Gründe zu finden, warum es gut sein soll für Behinderte, isoliert zu werden, dazu gehören dann auch die "Vorzeigebehinderten" - sowas gibt es leider tatsächlich, als darüber, was Behinderte wollen: nämlich Normalität.

 

Das Problem sind nicht die Behinderten. Das Problem sind die Normalen und deren Umgang mit Behinderten.

Tada
@ 14:09 Uhr von Anderes1961

 

 

"Sehen Sie, das genau ist das Problem. Sie machen sich mehr Gedanken darüber, ob Firmen pleite gehen, als darüber, was Behinderte wollen. Keine Firma geht pleite, nur weil dort auch Behinderte arbeiten"

 

...

Dann ist es sicher kein Problem für Sie eine Firma aufzumachen und Behinderte einzustellen. Nur zu!

.

Wir hatten einmal jemanden, der nur wegen Rheuma nicht einmal durchgehend am PC arbeiten konnte, weil ihm das Arbeiten mit der Tastatur Schwierigkeiten machte. Da kann kein zweiter Mitarbeiter daneben sitzen und das diktierte abtippen.

 

Anderes1961
@14:24 Uhr von Autograf

Jetzt spreche ich mal aus eigener Erfahrung: Sie können keinem Menschen, weder Kind noch Erwachsenen beibringen, wie man mit einem Autisten richtig im Alltag umgeht. Hierzu ist stets eine bewusste Konzentration auf des Problem des Behinderten notwendig. Das ist für Kinder unmöglich. Ein Autist wird immer anecken, er ist nicht in normale soziale Interaktion von Kindern integrierbar. Erst etwa im Alter von 15 Jahren, besitzen Jugendliche genügend Vernunft, dass sie bewusst sich mit Autisten abgeben können, ohne ihnen zu schaden. Ich spreche keinesfalls von Wegsperren, sondern von Beschützen. Autisten haben in der Schule Anspruch auf eine Begleitperson, die sie beschützen und bei der Interaktion mit anderen Schülern unterstützen soll. Wieviele gibt es davon in Deutschland? Können sie, wie erforderlich, mehrere Jahre lang bei ihrem Schützling bleiben? Es lohnt, sich Autisten haben Fertigkeiten, die uns alle bereichern können - wenn man sie lässt und nicht traumatisiert.

 

Sehen Sie, die Lösung des Problems beschreiben Sie doch eigentlich selbst: Nicht Behinderte müssen auch den Umgang mit Behinderten lernen. Ist nun mal so. Dann muß man eben verdammt noch mal dafür sorgen, daß genügend Geld dafür zur Verfügung steht, daß eine Begleitperson für den Autisten bezahlt werden kann. Wir haben soviel Geld für allen möglichen Unsinn, aber für die Integration von Behinderten soll in Deutschland kein Geld da sein? Das kann mir keiner erzählen. Die Lösung ist nicht, Autisten zu isolieren. Das bringt niemandem etwas, weder dem Autisten noch den nicht Behinderten.

 

Tada
Ich kenne das zwar nur aus dem Bereich Schule

... aber auch da sieht man, dass nicht jedes Kind für Inklusion geeignet ist.

Es gibt behinderte Kinder, denen das gut tut und es gibt welche, die darunter leiden.

Man kann nicht alle gleich machen.

.

Belastend für die ganze Familie war stets, dass mit der Inklusion Therapiemöglichkeiten in der Schule  entfallen. Diese müssen nachmittags nachgeholt werden.

 

harry_up
@12:28 Uhr von Juergen

Dieses Thema ist ja schon länger "in der Mache". Ich habe mich natürlich nur mit denen unterhalten, die von der "Behindertenwerkstatt" kommen, um meinen Eltern z.B. im Garten zu helfen.   Von denen war keiner dabei, der eine Veränderung der derzeitigen Regeln will. Im Gegenteil, es waren Einige dabei, die regelrecht Angst davor haben, dass neue Regeln eingeführt werden.

 

Aber daran erkennt man, dass "Behinderung" ein recht pauschaler Begriff ist.

Mein Sohn war nach dem Abi für 1 Jahr als Zivi in einer nahegelegenen Behindertenwerkstatt und berichtete des öfteren davon, dass einige der dort beschäftigten Behinderten kaum Anzeichen einer Behinderung zeigten, während andere nicht ohne Begleitung/Aufsicht einfache Arbeiten zu erledigen vermochten.

Entsprechend ist der Wunsch nach Veränderung bei diesen Menschen auch breit gestreut.

 

Anderes1961
@14:24 Uhr von Autograf

Jetzt spreche ich mal aus eigener Erfahrung: Sie können keinem Menschen, weder Kind noch Erwachsenen beibringen, wie man mit einem Autisten richtig im Alltag umgeht. Hierzu ist stets eine bewusste Konzentration auf des Problem des Behinderten notwendig. Das ist für Kinder unmöglich. Ein Autist wird immer anecken, er ist nicht in normale soziale Interaktion von Kindern integrierbar.

 

Nur dafür, daß Sie mich einordnen können. Gerade bei Autismus weiß ich durchaus, wovon ich schreibe. Autismus ist keine Krankheit, sondern eine psychische Disposition. Genauso wie meine psychische Disposition; ich bin das, was man in der Psychologie eine High sensitive person nennt.

 

Autisten und HSP's haben einiges gemeinsam und ziemlich ähnliche Probleme, nur aus ganz unterschiedlichen Gründen. Als HSP hat man eine weit mehr als überdurchschnittliche soziale Intelligenz und Empathiefähigkeit. Das kann zu den gleichen Problemen führen wie bei Autisten. Und auch bei HSP's finden Sie häufig Menschen mit herausragenden Fähigkeiten, wie bei Autisten, sogenannte Inselbegabungen. Solche Menschen bezeichnet man in der Psychologie als Savants. Auch ich habe eine solche Inselbegabung: eine extrem erweiterte Farbwahrnehmung.

harry_up
Der Sohn einer Freundin hat Trisomie 21,

...die ja bekanntlich ganz unterschiedlich starke Behinderungsgrade zur Folge haben kann.

Der Sohn ist inzwischen 45 Jahre alt und: verlobt. Er lebt in einem Heim und möchte da nicht weg, er fühlt sich dort absolut wohl, ist stets gut gelaunt, und und er hat einen Humor, den man - z. B. in einem Forum, schon mal arg vermisst. :-)

Für mich ist es immer eine echte Bereicherung, ihn zu besuchen und zu sehen, was er sich inzwischen ausgedacht und ausgetüftelt hat.

Leider weiß ich nicht, wie er dort bezahlt wird, doch weiß ich, dass er seine Arbeit ausgesprochen gern macht.

 

Vector-cal.45
Komplett abschaffen

ist ganz bestimmt übertrieben. Wie einige hier bereits schrieben: Keine Behinderung ist wie die andere, man muss immer den Einzelfall betrachten, ob und inwieweit welche Arbeit angemessen ist und natürlich, was die betroffenen selber davon halten.

 

Ich habe auch regelmäßig mit Einrichtungen dieser Art zu tun und kann sagen, dass ein Großteil der Menschen dort  eher froh ist, einen Arbeitsalltag zu haben. Beschäftigung. Sozialen Umgang. Viele Beschäftigte in diesen Werkstätten sind nun mal leider im regulären Arbeitsmarkt nicht vermittelbar, ich finde das auch keine Schande. Inklusion ist eine gute und wichtige Sache und auch dazu da, auf Diskrepanzen hinzuweisen. Wie hier zum Beispiel auf die Bezahlung. Wobei ich da aber auch völlig legitim finde, dass weniger Effizienz etc. durch Förderung kompensiert wird.
 

Ab einem gewissen Grad wird Inklusion einfach zu Illusionär, also zum Wunschdenken. Inklusion mit der Brechstange ist Gleichschaltung, das hilft auch niemandem. 

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dumm aber deutsch
Mindestlohn

Warum zahlt man den Behinderten denn nicht den Mindestlohn? Bei anderen Arbeitnehmern geht das doch auch - in der Regel.

SinnUndVerstand

Der große Kontext dieses Themas ist grundsätzlicher Natur: In vielen Bereichen des Sozial- und Gesundheitsbereiches hat die Ökonomisierung zu sehr Platz gegriffen. Dass es Menschen gibt, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht nach den üblichen kapitalistischen Krititerien eingeordnet werden können und dürfen, verliert mehr und mehr an Selbstverständlichkeit. Hier geht es nicht um ökonomische Produktivität, hier geht es um die Orientierung am Wert des Menschen, um Teilhabe an der Gesellschaft, um die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und um Strukturierung des eigenen Lebens.

Anderes1961
Kranke Gesellschaft

Was ist das für eine Gesellschaft, die wir haben, in der sich mehr ums Geld gesorgt wird, als um Bedürfnisse von behinderten Menschen?

 

Die Gesellschaft ist krank, nicht die behinderten Menschen.

Initiative Neue Asoziale Marktwirtschaft
@15:38 Uhr von Initiative Neue Asoziale Marktwirtschaft

Der Begriff Behinderte ist stigmatisierend und diffamierend. Es wird eine begrenzter Zugriff auf die Welt unterstellt. Es wird suggeriert im Ergebniss wäre eine Behinderung von Welterfahrung gegeben. 
 
Handicaps sind aber nicht im Ergebniss behindert sondern lediglich von ihren Voraussetzungen. Ein Blinder Mensch hat z.B. das Handicap des fehlenden Sehsinn. Er hat aber einen geschulterenen und ausgeprägteren Höhrsinn oder Tastsinn. Der Begriff Behinderte unterschlägt dies. Ein halbseitig gelähmter Mensch muss wesentlich mehr Achtsamkeit und Geschicklichkeit zum Gehen antrainieren. Seine akustische Raumwahrnehmung im öffentlichen Raum ist wesentlich intensiver. 
 
Handicaps verwandeln ihre Behinderung meist in eine intensivere Wirklichkeitserfahrung. Dies muss zunächst sprachlich begriffen und dann in konkreten Arbeitssituationeb realisiert werden.
 

dumm aber deutsch
Privatisierung

Ich frage mich, ob es so gut ist, wenn Behinderten-Werkstätten in staatlicher Hand sind. Die AWO und andere Dachorganisation sind doch denke ich hier besser.

nie wieder spd
Immerhin 70%

„Die Werkstätten sind verpflichtet, 70 Prozent vom Arbeitsergebnis an die Mitarbeitenden auszuschütten.“

Das ist doch eine Regel, die sofort von der Wirtschaft für alle Arbeitnehmer übernommen werden müßte. 
Andererseits wurde in den letzten Jahren sogar hier davon berichtet, dass es Leiter von WfbM‘s gab, die sich selbst ein Gehalt von über 100.000€ im Jahr gegönnt haben bzw. diese von der sozialen Organisation, die sie eingestellt hat, gezahlt bekamen. Vieleicht sollten dahingehend sämtliche WfbM kontrolliert werden. Mir scheint, es gibt noch reichlich Luft nach oben für die Bezahlung behinderter Menschen. 
Aber auch ich sehe hier in erster Linie den Versuch, den Behinderten Dinge wegzunehmen bzw. einzuschränken, auf die sie bisher einen Anspruch hatten. In meiner Einrichtung leben solche Menschen rundum versorgt und der Lohn der WfbM ist das Taschengeld zur freien Verfügung. Und das ist mit ca 200€ gar nicht so schlecht, wenn alles andere nicht davon bezahlt werden muss.