Ein Arbeiter auf einer Baustelle in London

Ihre Meinung zu EU-Entsenderichtlinie: Ein Kompromiss gegen das Lohndumping

In Dänemark kostet eine Arbeitsstunde 42 Euro, in Bulgarien dagegen nur 4,40 Euro. Diese Unterschiede sorgen seit längerem für Streit - darüber, welche Standards bei entsendeten Arbeitern gelten. Dazu gibt es nun einen Kompromiss auf EU-Ebene. Von Karin Bensch.

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65 Kommentare

Kommentare

GeMe
Die Entsandten Leben hier und müssen die

gleichen Preise zahlen wie deutsche Arbeitnehmer also steht Ihnen auch der gleiche Lohn zu.
Vor ein paar Jahren hat mein damaliger Chef an einer Ausschreibung für einen Auftrag teilgenommen. wert ca. 20000 Euro, davon ca. 10000 Euro für Materialeinkauf.
Wir trafen uns beim Auftraggeber mit noch drei anderen Bietern hier aus dem Raum Aachen, die alle Gebote von ca. 20000 Euro abgegeben hatten. Dort wurde uns dann mitgeteilt, dass der Auftrag nicht an einen lokalen Bieter gegangen ist, sondern an eine Firma aus Bayern.
Diese hätte uns alle weit unterboten und bekäme den Zuschlag für 11000 Euro.
Ausgeführt wurde die Arbeit von einer tschechischen Subfirma. Woher die das Material bekommen hat und zu welchem Preis haben wir nicht erfahren.

Emil66
Das wurde aber auch Zeit.

Wenn es da nicht wieder Lücken gibt.
Das jetzige System ist gemacht für Ausbeuter und gegen die eigene Bevölkerung.

maphry

Es ist ein gutes Zeichen, dass die osteuropäischen Staaten hier nicht zustimmen können. Und es zeigt, dass die EU handlungsfähig ist auch trotz diesem Widerstand. Die Reform ist richtig und wichtig und zu verdanken haben wir sie Macron, denn die Bundesregierung hat einmal mehr auf diesem Feld versagt, da sie nicht in der Lage ist endlich eine Vision für ein zukünftiges Europa aufzubauen. So macht Deutschland wieder den Weg frei für die französische Führungsrolle, was bei dem schlechten Finanzpolitischen Entscheidungen der letzten Bundesregierungen nur gut sein kann.

tias
Ach ja

Nennt man soziales Verhalten , Hauptsache Lohn drücken egal ob Leiharbeit oder Migration.

marciaroni
ein schönes Beispiel

dafür, welch gigantischer Konstruktionsfehler der EU inne wohnt. Man hat einfach allen eine Währung übergestülpt (und zudem aus eher militärstrategischen Gründen den ehemaligen Ostblock assimiliert), ohne sich weitere Gedanken zu machen, was dies für Folgen hat, wenn nicht überall zumindest ansatzweise ähnliche Verhältnisse herrschen. Man hat hundertseitige Verträge generiert, die als Handlungsmaßstab gelten und die elementarsten Regeln dabei "vergessen". Und man hat natürlich auch nicht damit gerechnet, daß jeder sich auch weiterhin selbst der Nächste ist und den größtmöglichen Vorteil für sich einheimsen will, gerne auch auf Kosten anderer.
Die EU in dieser Form hat keine Zukunft! Und sofern man es nicht schafft, sie in eine Union der Menschen zu verwandeln - und dazu sind weder Bestrebungen noch überhaupt die Bereitschaft zu erkennen - steht nur noch zur Wahl, sie geordnet abzuwickeln, oder sie im Chaos kollabieren zu lassen.

Pflasterstein

"Doch Gewerkschafter kritisieren: Diese Beschäftigten werden häufig ausgebeutet. Mindestlohnsätze würden untergraben."

Nicht nur Gewerkschafter kritisieren dieses Lohndumping durch "Osterweiterungslöhne". Die EU muß sich entscheiden, ob sie die Osterweiterung ODER das Schengen-Abkommen behalten will. Beides zusammen funktioniert nicht, denn eine Freihandelszone macht nur dann Sinn, wenn alle Beteiligten in etwa die gleichen Voraussetzungen in Bezug auf Lohnniveau und Abgaben haben. So wie es jetzt ist, haben wir ein 100m Rennen, wo die Westeuropäischen Beschäftigten mit Betonklötzen an den Füßen laufen müssen.

Ein Mangel an Beschäftigten in bestimmten Bereichen kann auch auf eine Maßnahme zurückgeführt werden: Die Abschaffung der Wehrpflicht, denn damit fiel auch der Ersatzdienst weg, der in vielen Bereichen die Versorgung aufrecht hielt. Genau deshalb bin ich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht ... inklusive für Frauen.

Didib57

Es ist politisches Versagen auf höchster Ebene und ein Armutszeugnis für die EU, das bislang keine eindeutige Arbeitnehmerentsenderichtlinie geschaffen wurde. So was macht man vorher, bevor man seine Arbeitsmärkte öffnet. Die Folgen bekam bereits der einheimische Arbeitsmarkt zu spüren, gerne wird zum Mindestlohn gezahlt, anstatt einen branchenüblichen Lohn, mit dem Verweis des Arbeitgebers, er könne sich alternativ, Kolonnen von Osteuropäern beschäftigen. Da fragt man sich, wer hat in Europa das sagen: Die Wirtschaft oder der Bürger.

physio4u
Eine soziale EU

ist dringend nötig...Gemeinsame Standdarts die es den Regierungen erschwert, die Bevölkerung gegenseitig auszuspielen...
Nun braucht es noch eine gemeinsame Steuerpolitik, die mehr Gerechtigkeit in diesem Feld bring, und gerade den osteuropäischen Staaten noch einen unfairen Vorteil einräumt, natürlich auch den Niederlanden, Irland und Luxemburg, hier muss sich etwas tuen..Die EU ist eben nicht mehr nur ein Wirtschaftsverein zur Ankurbelung der Industrie und des Konsums, sondern eine visionäre Idee einer Gemeinschaft, die menschliches Zusammensein und leben auf gerechte Grundlagen stellen will, die durch einen Transfer von Geld in ärmere Länder auch hier ein würdiges Leben ermöglicht.Davon profitieren wir alle!

Deeskalator
@maphry

ich stimme ihnen zu,
die Handhabe der EU-Richtlinien unserer örtlichen Regierung befeuert die EU-Skepsis ungemein.

Die den Lobbys angenehmen Vorgaben und Richtlinien werden im Schweinsgalopp umgesetzt (siehe die gescheiterte Hochschulreform zum Bachelor-Master-System), die die es nicht sind werden es nicht und es wird auf Kosten der Steuerzahler Strafen gezahlt der Industrie zum Wohlgefallen (siehe Verordnung zur Nitratbelastung im Boden.

Sollte unsere Politik es schaffen sich noch weiter von den Interessen der Bürger zu entfernen, sollten wir darüber nachdenken unsere Staatsform offiziell von Demokratie (Herrschaft des Volkes) in Oikonokratie (Herrschaft der Wirtschaft) zu ändern.

Deeskalator
@marciaroni

Stimmt, in dieser Form wird die EU scheitern.

Es gibt 2 Möglichkeiten:

1. wir fahren die EU wieder auf die EG zurück als reines Zoll und Handelsbündnis

2. Wir wagen den Schritt hin zu den Vereinigten Staaten von Europa, mit allen Konsequenzen.

Dieses nicht Fisch nicht Fleisch wie es im Moment ist, wird nicht funktionieren und die Leute lehnen es daher auch ab.

Ich für meine Teil bin überzeugter Europäer und bin immer für Variante 2

Defender411
Ein weiterer Schritt wäre dann,

die Sozialstandards und Lohnstandards in allen EU Ländern anzugleichen. Das heisst, statt in nicht EU Ländern zu investieren, mehr in die EU verlagern. Das würde auch der Industrie ein besseres Image verleihen. Aber das ist wohl nur ein Traum von mir ;-)

Emil66

An dem was zurzeit möglich ist, in Sachen Ausbeutung der EU-Bevölkerung sieht man wofür diese EU eigentlich gedacht ist.
Wenn sich das nicht ändert ist diese EU bald Geschichte.
Sollte diese Änderung wirklich greifen, ist das der erste Schritt in die richtige Richtung.
Anders wer nämlich schlecht!

Pflasterstein
@um 06:46 von GeMe

"Die Entsandten Leben hier und müssen die gleichen Preise zahlen wie deutsche Arbeitnehmer also steht Ihnen auch der gleiche Lohn zu."

Das ist Unsinn, denn die Entsandten "leben" nicht hier.

- Bei uns um die Ecke gab es dieses Jahr eine Baustelle mit rumänischen(?) Arbeitern. Die hatten alle Wohnwagen auf der Baustelle und zogen dann weiter.

- Vor ein paar Jahren wurde ein Haus etwas weiter von Polen gebaut, die jeden Tag aus Polen herkamen; Berlin ist ja nicht so weit von der Grenze und mancher Deutsche fährt auch eine Stunde oder Mehr pro Weg.

- Ein Freund hatte mir von einem Call-Center berichtet, welches mit tschechischen Arbeitnehmern mit guten Deutschkenntnissen besetzt ist die auch jeden Tag dorthin fahren.

Es wird hier zwar gearbeitet und wenn sie an einer Bude etwas essen zahlen sie das Gleiche, aber die Gesamtkosten sind für diese Menschen immer noch viel viel niedriger.

Defender411
Wie hier schon angesprochen,

Werksverträge mit Scheinselbständigen, ist ein eben so großes Problem!

Pflasterstein
@um 06:50 von Emil66

Da gibt es keine Kompromisse:

- Entweder das Schengen-Abkommen wird gekippt und die "Reisefreiheit" wird beendet ...

- oder die Osterweiterung muß zurückgenommen werden.

Das mit der "Entsendefreiheit" und dem "Freihandel" funktioniert nur dann gut und vor allem fair, wenn die Grundvoraussetzungen wie etwa Lohn und Abgaben in etwa vergleichbar sind. So wie das jetzt ist ist es eine "vampirische Wirtschaft" die nur dadurch funktioniert, dass sie die niedrigsten (und unqualifiziertesten) Löhne aus dem Ausland besetzt. Genau deshalb sind Zölle und Abgaben an der Grenze nichts Schlechtes, sie müssen nur eine sinnvolle Größe haben.

DLGPDMKR
DK 42€ / BUL 4,4€

Die €U presst zusammen, was nicht zusammen gehört.

Ein Binnenmarkt braucht keine "Arbeitnehmerfreizügig-" und "Niederlassungsfreiheit", wie diverse Freihandelszonen weltweit belegen.
Niemand braucht "Entsenderichtlinien" um zu regeln, was keiner Regelung bedarf.

Die €U ist ein eben Ideologenprojekt, an dessen Ende eine gesichts- und idenitätslose Völkermelange stehen soll.

Darin ist sie gescheitert. Auch wenn einige Zeitgenossen es zum Unglück für Europa nicht begreifen wollen.

conversator educatus
Parallele: Deutsche Wiedervereinigung

Was für den Umgang mit wirtschaftlichem Gefälle zwischen den Einwohnern des einen und des anderen zusammenwachsenden Staates gilt, wird mit zusätzlichen Hemmnissen und Umwegen durch nationale Interessen letztlich auch für die EU gelten.
Sprich - die Staaten mit höherem Einkommensniveau werden drauflegen müssen in Form höherer Löhne für Arbeitnehmer aus den "ärmeren" Staaten.
Gleichzeitig müssen steigende Qualifikation bei vergleichsweise niedrigem Lohnniveau der Arbeitnehmer in den "ärmeren" Staaten als Anreiz für neue Investitionen und Arbeitsplätze dort dienen, mit der Folge eines steigenden Lohnniveaus.
Damit sollte sich das Lohngefälle langfristig ausbalancieren.

Duisburg
Ja, das sind die Schnellschüsse der EU.

So nach dem Motto, lass mal machen und wenn es nicht klappt, bessern wir nach.
Nur bis dahin, hat die EU wieder viele Gegner mehr.
Es gilt folgendes, von 100 Dingen, die man macht, erinnert man sich nicht an die 99, die man gut gemacht hat, sondern an die 1, die man nicht gut machte. Das sollte aber nicht heißen, dass die EU eine so gute Quote hat.
Egal was man beschließt, man muss auch die Sanktionen mit beschließen.
Wir hätten auch die Diskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen nicht, wenn man mit dem Beschluss auch die Sanktionen beschlossen hätte.
Sorry aber die EU verursacht im Moment mehr Probleme, als sie löst, zumindest gefühlt.

El Chilango

Na, gut ... dann werden eben weniger Osteuropäer hier einen Job finden.

Barthelmus
Dann geht die Fabrik zu den "billigen" Menschen

Wenn die Osteuropäer hier 'fair' , wie wir, bezahlt werden müssen, werden die Produzenten noch mehr Werke in Osteuropa aufstellen.
So wie jetzt schon VW und AUDI und viele andere mehr.
Dänische Lebensmittelproduzenten lassen in Deutschland schlachten. Für die sind wir billig.
Alles relativ auf dieser Welt.

Herr Frank
Lobby Interessen sind stärker

Vertreten in Brüssel als die der Europäischen Bevölkerung. Für mich daher eher ein Joch als etwas gutes. EU in dieser Form abschaffen, korrupte Beamte in Haft und etwas sinnvolles (im Sinne der europäischen Bürger) erarbeiten. Auf Basis gemeinsamer Werte und Kultur. Also klar begrenzt in der Anzahl der Mitglieder. Befreit von sog. NGOs und solchen Leuten wie Sorros.

AlterSimpel
Die Kritik der Osteuropäer

ist nachvollziehbar, denn anscheinend hat sich bei der Angleichung der Lebensverhältnisse wenig getan (Dänemark 42€/h, Bulgarien 4,40€/h).

In der Sache ist die Reform richtig, aber warum wird denn nicht das Entsenden an sich in Frage gestellt.
Welchen anderen Zweck als Lohndumping hat denn eine Entsendung von Arbeitnehmern für zB 1 Jahr in ein anderes Land?
Wir reden ja nicht von Ingenieuren, die den Aufbau eines Werkes organisieren, sondern von einfachen Dienstleistungen.

Zu klären wäre auch, ob die Kunden hier davon profitiert haben in Form niedrigerer Preise. Wenn nicht, haben nur die Zwischenhändler einen Reibach gemacht.
Wenn ja, dann müssten jetzt die Preise steigen. Das ist in manchen Bereichen, etwa der Pflege kaum noch durchzusetzen.

AlterSimpel
@maphry

"Die Reform ist richtig und wichtig und zu verdanken haben wir sie Macron, denn die Bundesregierung hat einmal mehr auf diesem Feld versagt, da sie nicht in der Lage ist endlich eine Vision für ein zukünftiges Europa aufzubauen."

Eine Abschottung der Arbeitsmärkte ist sicher keine populäre "Vision für ein zukünftiges Europa".
Und was Macron angeht: für seinen geplanten Kahlschlag im Sozialbereich muss er seinen Gewerkschaften auch etwas bieten.
Ich denke, sein Vorstoß ist v.a. strategisch und innenpolitisch motiviert.
Denn in den unzufriedenen osteuropäischen Mitgliedsstaaten wird diese Reform erst einmal Probleme schaffen und keine lösen.

Chili58
Wenn irgendjemand glaubte,

die offenen Märkte würden sich nicht auf die Beschäftigungsverhältnisse hier und in den anderen EU-Ländern auswirken, der muss wohl mit viel Naivität beschlagen sein.
Natürlich ist es ganz logisch, dass Staaten mit einem Lohnniveau, das bei weitem unter den hiesigen Hartz IV- Sätzen liegt, in vielen Bereichen Wettbewerbsvorteile haben. Während hier bei einem Stundenlohn von 7 € von Lohndumping gesprochen wird, ist das in Ru oder Bul ein kleines Vermögen. Jetzt zu versuchen, die hiesigen Arbeitsmärkte zu schützen, halte ich für falsch. Wenn Länder mit so unterschiedlichen Lebensstandards in eine wirtschaftliche Einheit gepresst werden, ist es klar, dass auch die Löhne in Konkurrenz treten müssen mit dem Ergebnis, dass hier abgegeben werden muss und in den wirtschaftlich schwachen Ländern zugelegt werden kann. Es funktioniert nicht, dass die reichen Länder zulegen und die ärmeren Länder noch stärker zulegen. Nein, wir müssen abgeben, damit die anderen zulegen können. Ob es jedem gefällt?

Emil66
@07:54 von Barthelmus "Dann

@07:54 von Barthelmus
"Dann geht die Fabrik zu den "billigen" Menschen"

Wo soll da steuerlich und Beschäftigungsmäßig der Unterschied sein?
Es ist allerdings dann kein Deutsches-Erzeugnis mehr!

@08:06 von Herr Frank
"Lobby Interessen sind stärker"
Weil die Lobbys die Politiker dafür bezahlen.
Wenn die Bevölkerung diese Politiker wählt die sich kaufen lassen, mit Pöstchen und Co.
Ist das halt so, ist aber nicht so das man das nicht ändern könnte.

Account gelöscht
EU-Entsenderichtlinie:Ein Kompromiss gegen das Lohndumping....

Ein Problem ist die Umsetzung:Wie oft werden Firmen,Baustellen,LKW´s kontrolliert ?
Da fehlen den vielfach kaputtgesparten deutschen Behörden die Kräfte.

Der andere Punkt:Länder wie Polen,Lettland,Litauen wollen diese Richtlinie nicht.Sie wollen,daß ihre "Gastarbeiter" zu allen Bedingungen,auch den schlechtesten in Westeuropa arbeiten können und damit auch müssen.Was für "Freiheits"-Regierungen sind das eigentlich ? Und dann bei jeder Gelegenheit die nationalistische Klaviatur spielen.

Emil66
08:18 von Chili58

" Nein, wir müssen abgeben, damit die anderen zulegen können. Ob es jedem gefällt?"

Entweder es wird eine EU für Bürger und Wirtschaft, oder diese EU wird zerfallen durch das Wahlverhalten der Bürger in den jeweiligen Ländern.
Siehe GB.

Es reicht nicht alle in eine Beschäftigung zu bringen, man muss auch gut davon leben können.
Sonst müssen wieder einige schimpfen, der Mob das rechte Pack…… die wollen raus aus der EU usw.

heimatplanetmars
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht

Es ist doch zur Zeit nur eine Idee. Bis alle involvierten Gremien und sonstige "Verantwortliche" ihre Änderungen dazu abgegeben und getan haben, ist die Idee ganz sicher pervertiert. Und schließlich oder sogar ausschließlich müssen letztlich doch alle in der EU dem Ganzen noch zustimmen. Das wird nicht passieren, zumindest nicht so, wie die Idee aktuell ist. Daher ist es nur amüsant, dass einige Kommentatoren hier von Fortschritten schreiben. Aber ja, dieser Artikel der Tagesschau ist ein Gleichnis der "Politik". Man wirft etwas Gutes in die Runde und beschäftigt die, die sich bereits vor der Umsetzung daran erfreuen. Am Ende, wenn es überhaupt wieder aufgegriffen wird, ist das Ding so vieler Lücken und Fehler, dass nicht selten genug größerer Schaden entsteht.

Marcus2
So geht EU

Marianne Thyssen: "Europe defends common social values. Clear sign that we deliver on fairer Europe"
Und mit wem unterhält sich so Frau Thyssen darüber. Mit Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Think Tanks ehemaliger Kommissare. Fast ausgewogen könnte man meinen. Schaut man auf die Treffen ihrer Kabinetts Mitglieder sieht es dann so aus dass Firmen (Nestlé, Alco, Kellog...) neben immer wieder den gleichen Verbänden Gewerkschaften, Versicherer, Arbeitgeber die Gesprächspartner abgeben. Unabhängige Experten aus Universitäten Fehlanzeige. Dafür stehen dann Stiftungen wie Bertelsmann bereit.
EU für die Bürger nicht einmal im Ansatz. Ein Club aus immer den gleichen Teilnehmern lässt sich sein privates Süppchen zum eigenen Vorteil kochen.

Kommentarkarsten
Pleiten durch Lohndumping

Das ist EU. Das ist offener Markt. Wer EU möchte muss ertragen, das nur wenige gewinnen.
Reformen hin oder her, es wird den ganz normalen Niveau-Ausgleich geben müssen. Das ist ein Naturgesetz. Wer hat denn geglaubt, dass die Osteuropäer arm bleiben wollen. In Deutschland und Co. werden die Produkte produziert, die die anderen Länder überschwemmen. Gewinn. Dafür kommen die Arbeiter dann zu uns, um auch etwas vom Kuchen zu bekommen. Verlust.
Aktionäre an Exportunternehmen gewinnen, Handwerk und Mittelstand verliert - stirbt aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den reichen EU-Ländern schließlich aus. Die eh schon Reichen gewinnen, die regional Arbeitenden verlieren. Da die EU durch die für die Reichen arbeitenden Politiker geformt wurde, ist die EU nun auch genau für diese klar umgrenzte Zielgruppe da: Uneingeschränkter Handel und Absenkung der Personalkosten. Perfekt! Ach so, man kann ohne Visum Urlaub machen. Wenn man es sich leisten kann.

harry_up
Noch schimpfen Polen und einige andere Länder...

...über die Entsenderichtlinie, doch diese Länder werden sehr schnell herausfinden, wie sich die Verhältnisse zu ihrem Vorteil ausnutzen lassen.
Entsprechendes ist von den hiesigen Arbeitgebern zu erwarten.
Die EU ist meilenweit entfernt von einem auch nur annähernd vergleichbaren Bund von Staaten, daran ändert auch diese Entsenderichtlinie keinen Deut.
Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.

lh
@marciaroni

Ich stimme Ihnen zu.
Von einer Union der Menschen ist dieses EU-Konstrukt Lichtjahre entfernt. Es sollen immer mehr moderne Arbeitssklaven geschaffen werden, regiert von Konzernen.
Ausbeutung der Menschen aus den ärmeren Ländern!
Diese EU hat es in den vielen Jahren auch nicht geschafft, den Gütertransport einheitlich auf Schienen zu bringen, die Verkehrsverhältnisse, gerade in D, sind doch eine einzige Katastrophe. Keine einheitlichen Mautgebühren, Falschfahrer werden in I und AT durch Leuchtschilder gewarnt, schafft man auch nicht in der EU einheitlich durchzusetzen.
Dieses EU-Konstrukt wie es derzeit exitiert braucht kein Mensch!

toto96
@geme

"Die Entsandten Leben hier und müssen die
gleichen Preise zahlen wie deutsche Arbeitnehmer also steht Ihnen auch der gleiche Lohn zu.
Vor ein paar Jahren hat mein damaliger Chef an einer Ausschreibung für einen Auftrag teilgenommen. wert ca. 20000 Euro, davon ca. 10000 Euro für Materialeinkauf.
Wir trafen uns beim Auftraggeber mit noch drei anderen Bietern hier aus dem Raum Aachen, die alle Gebote von ca. 20000 Euro abgegeben hatten. Dort wurde uns dann mitgeteilt, dass der Auftrag nicht an einen lokalen Bieter gegangen ist, sondern an eine Firma aus Bayern."

Das geht mir bei jedem 2. Auftrag so.

Allerdings leben die meisten Billiglohnarbeiter nicht wirklich hier, ich würde es eher temporäres Hausen nennen.
Viele schlafen zu 4. In kleinen Räumen oder gar in Containern etc.

Sie können ja mal den Zoll rufen und Schwarzarbeit melden oder die Unterschreitung des Mindestlohns nennen, der Zoll wird mit ihnen lachen... Sehr viel sogar, nicht ein einziges Mal ist wer nach einer Meldung....

c.schroeder
Wer sind die Entsender

Das Entsenden wird eingeschränkt, aber heißt das auch, dass man nicht mehr selbstbestimmt abwandern oder unbegrenzt reisen darf? Wohl nicht. Von Werkverträgen, Scheinselbstständigkeit und „schwarz“ Beschäftigten ist nicht die Rede, da wird es bleiben, wie bisher.
Weshalb gibt es überhaupt Firmen in Osteuropa, die diese Entsendungsverträge zu eigenen Konditionen abschließen können und dürfen? Haben nicht die einzelnen Menschen, die auf der Suche nach Arbeit und Einkommen in Westeuropa landen, das Recht, eigene (Vollzeit-)Arbeitsverträge abzuschließen? Diese müssten ähnlich wie die Verträge für geringfügig Beschäftigte gestaltet sein, natürlich unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben wie z.B. Mindestlohn, max. Arbeitszeit ... Dann wären sie wenigstens versichert.
Aber da sind die Gewerkschaften sicher wieder dagegen, denn ihnen geht es nicht um die abhängig beschäftigten osteuropäischen Arbeiter, sondern um den Schutz ihrer eigenen Klientel, ihres eigenen Einflussbereichs.

Rumpelstielz
erst wenn ...

es (zumindest) Euro Zonen/EU weite Mindeststandards der Sozialfürsorge gibt, werden sich auch die Billigen Jacobusse der EU langsam zu höheren Löhnen durchringen, oder eben wenn ihnen immer mehr (ausgebildete) Leute davon laufen ... insofern sind Ausbildung und höhere Löhne gut gegen Korruption auf der untersten Ebene.

c.schroeder
wer bekommt den Lohn

In der Pflege aber auch auf dem Bau sind es Beschäftigungsfirmen, die ihre Mitarbeiter in Osteuropa rekrutieren, Verträge mit ihnen zu den dortigen Konditionen abschließen und sie hier arbeiten lassen. Damit verdienen sich viele osteuropäische Unternehmer, die sicherlich eifrig Lobbyarbeit betreiben und entsprechend einflussreich sind, "eine goldene Nase". Die hier arbeitenden Menschen, osteuropäische Pflegerinnen, Bauarbeiter, Schlachthofarbeiter ... erreichen hier nie den ihnen zustehenden Lohn, abkassiert wird von denen, die sie vertraglich an sich gebunden haben. Das ist auch weiterhin ein einträgliches Geschäft.

karwandler
re lh

"Diese EU hat es in den vielen Jahren auch nicht geschafft, den Gütertransport einheitlich auf Schienen zu bringen, die Verkehrsverhältnisse, gerade in D, sind doch eine einzige Katastrophe. Keine einheitlichen Mautgebühren, Falschfahrer werden in I und AT durch Leuchtschilder gewarnt, schafft man auch nicht in der EU einheitlich durchzusetzen."

Alles was Sie hier aufführen liegt in den nationalen Zuständigkeiten. Aber natürlich, immer ist die EU schuld!

Und sobald die EU was regelt heult die Meute auch auf: Wir werden von Brüssel fremdbestimmt.

Man kann sich nur fremdschämen.

wenigfahrer
Ich nehme mal an

das es eher ein Wunsch ist.

" Künftig sollen für Entsandte und Einheimische grundsätzlich die gleichen Regeln zur Vergütung gelten - also nicht mehr nur Mindestlohn, sondern auch Weihnachtsgeld, Prämien oder Schlechtwettergeld. "

Einheimische in Deutschland haben schon unterschiedlichen Lohn und Weihnachtsgeld kennen viele nur vom Hörensagen.
Wird in dem Zusammenhang auch gleich mal in Deutschland für Einheitliche Löhne gesorgt ?.

Gruß

Sisyphos3
am besten ...

wir machen die EU noch größer,
noch unüberschaubare
noch komplizierter
ob Ausschreibungen EU weit oder hier aktuell mit der Bezahlung von Entsandten;
dann wird die Sache bestimmt "gerechter" und alle sind glücklich

paule2
Und die Auslands-Renten?

Die in Deutschland erworbenen Rentenansprüche müssen für im Ausland lebende Rentner, z.B. Türkei, Spanien, Griechenland, auch auf das dortige Niveau gekürzt werden.
Das wäre eine Entlastung für die deutsche Rentenkasse.

Ein anderer Punkt: Warum soll das Transportgewerbe ausgenommen werden?

Und noch ein anderer Punkt: Die Berufsqualifikation in Deutschland ist wesentlich höher als in anderen Ländern und sollte auch dementsprechend honoriert werden. Davon ist aber bei der Gleichmacherei leider keine Rede!

michel56
EWG=Europäische Wirtschafts Gemeinschaft.

So ist der historische Name der EG u. nichts anderes. Das S wie sozial kommt da nicht drin vor und wenn es so sein sollte mit mind.Verspätung von Jahrzehnten. Genau so wie oft nationale regulative Beschlüsse z.B. Steuern ;Mindest-Rechte für den Bürger erst mit mit viel ,viel Verspätung vom Staat als Regulativ aufgenommen u. beschlossen werden damit die herrschende vorherrschende .z.B. neoliberale Kaste;Lobby Vorteile in € schöpfen kann u. nichts mehr am besten zurückgefordert werden kann an Nachzahlungen Steuer oder Schäden die man verursachte für das Gemeinwesen;Umwelt oder auch nur irgendwie?
Und die EU wird so über den Ministerrat u. die Nationalstaaten beherrscht mit Einstimmigkeits-Prinzip das nur der Minimalkonsenz zu Stande kommt oder der gekaufte für den Verweigerer!
Aber tönen als ob die EU Bürger jemals ständig hättten Krieg führen wollen oder besonders hohe Grenzen oder Zäune;Mauern im Stande zu bauen?
Außer es kommt zur rechten Zeit gegen Flüchtlinge usw.für Deals mit ....

Quereinwerfer
Hauptsache, es brummt...

Das Entsendegesetz aus 96 war eine lasche, löchrige Antwort auf Arbeitsmigration, die in der heutigen EU Tür und Tor für massig Mißbrauch lässt, wovon auch fleißig Gebrauch gemacht wird. Die Ausbeutung osteuropäischer Arbeiter ist lange bekannt, ebenso die Folgen für einheimische Arbeiter-> niedrigere Löhne oder gar keine Arbeit. Und nun soll diese Reform Lösungen bringen, gilt jedoch nicht für Transportsektor (Poln. und bulg. LKW-Schlangen mit ausgebeuteten Fahrern werden bleiben), noch erkennen gerade die, für die es Besserungen bringen soll, es an. Und so ist und wird D. noch heute, als eines der reichsten Länder der Erde, dabei (sein), die EU-Nachbarn mit Lohndumping weiter zu bedrängen. Doch eine Kernregierung CDU, die seit 12 Jahren im möglichst freien und ungeregelten Kapitalismus das Heil der Welt sieht, scheint dies höchstens als kosmetisches Problem zu sehen. Hauptsache, es brummt die Wirtschaft...

Axtos
"Ausländische Arbeitnehmer würden oft ausgebeutet.."

Bei der letzten Großbaustelle die ich näher kennen gelernt habe waren alle Ungarn die vor Ort gearbeitet haben "Chef" ihrer eigenen "Firma".

Kein "Angestellter" wurde demnach auf dieser Baustelle durch einen Dumpinglohn ausgebeutet. Da war der Hauptauftragnehmer sehr stolz drauf.

Einfach Unglaublich
FDP will Lohndumping forcieren

Die gerade von den Scheintoten auferstandene FDP will Lohndumping weiter forcieren.

Durch die geplante massenhafte Anwerbung von Fachkräften aus Drittländern soll es zu einer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt für Qualifizierte kommen, so dass Arbeitnehmer nicht mehr an den Profiten der Unternehmen partizipieren können.

Was durch die SPD schon im gering qualifizierten Bereich eingeführt wurde - Niedriglöhne- soll nun auch im qualifizierten Bereich Standard werden.

Ernst-
Ausbeutung?

"Gewerkschafter kritisieren: Diese Beschäftigten werden häufig ausgebeutet. Mindestlohnsätze würden untergraben."

Solange jemand freiwillig für einen Lohn arbeitet, handelt es sich nicht um Ausbeutung.

Wenn Menschen aus ärmeren Ländern, wo die Löhne niedrig sind, und wo sie oft gar keine Arbeit finden, dort hingehen, wo sie eine Arbeit finden, zu deren Lohn sie freiwillig bereit sind zu arbeiten, und ihnen das verboten wird, werden sie vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und gezwungen weiter arm zu bleiben. Denn zu gleichen Bedingungen werden sie nicht eingestellt, sondern einheimisch Kräfte bevorzugt. Es wird ihnen also verboten ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Nicht zu unterschätzen ist auch, dass diese "ausgebeuteten" von ihrem Lohn durchaus in der Lage sind entweder ihre Familie im Heimatland zu unterstützen oder etwas zu sparen, um dann im Heimatland sich eine Existenz aufzubauen.

Emil66
@10:36 von Axtos

"Kein "Angestellter" wurde demnach auf dieser Baustelle durch einen Dumpinglohn ausgebeutet. Da war der Hauptauftragnehmer sehr stolz drauf."

Klar, waren ja auch keine Angestellten da, es waren doch alles Unternehmer!!

Und alle arbeiteten unter dem Tariflohn, waren selber für ihre Versicherung verantwortlich, also nix für Berufsgenossenschaft usw.
Diejenigen die in den Großstätten auf dem Arbeiterstrich stehen sind auch alle ihr eigener Chef!!
Das hilft den offiziell Arbeitssuchenden hier sehr wenig.
Die Regierung hat für faire Bedingungen zu sorgen für ihre Bürger, ansonsten ist diese eine reine Lobbyvertretung.

Ernst-
Diese Politik verurteilt Arme dazu arm zu bleiben

"Das Grundproblem ist, dass Löhne und Sozialstandards in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich sind."

Dabei sind es gerade Unterschiede, die Arbeitsteilung für alle Beteiligten sinnvoll machen. So können Menschen aus armen Ländern aus ihrer Armut heraus kommen. Denn bei gleichen Sozialstandards wird ihre Arbeitskraft aufgrund mangelnder Produktivität nicht mehr gebraucht.

Für die Bürger in reichen Länder lohnt sich diese Arbeitsteilung ebenfalls, denn so werden Güter preiswerter und sie können sich mehr Güter leisten, was ihren Wohlstand steigen lässt.

Ernst-
Verhinderung der Mehrung des Wohlstand der Bürger

"Die Reform der Entsenderichtlinie war vor allem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron gefordert worden, um einheimische Beschäftigte in Frankreich vor Lohndumping zu schützen."

Damit wird die heimische Wirtschaft vor dem Wettbewerb geschützt, was immer zum Nachteil der eigenen Bürger ist. Denn so kommen diese nicht in den Genuss von preiswerteren Gütern, für die Wettbewerb sorgt. Sie können sich weniger Güter leisten als wenn es Wettbewerb gäbe, der zu niedrigeren Preisen führt. Denn Wohlstand bemisst sich an der Menge der Güter, die sich jemand leisten kann.

Ernst-
EU-Entsenderichtlinie lässt ökonomische Kenntnisse vermissen

"Ungarn, Litauen, Lettland und Polen lehnten den Kompromiss dagegen ab. Vor allem osteuropäische Länder kritisierten, dass westliche Staaten ihre Arbeitsmärkte abschotten wollen."

Die Politiker dieser Länder haben offensichtlich mehr ökonomische Kenntnisse als diejenigen, die für ihre eigenen Bürger schädigenden Gesetze verabschieden. Sie haben erkannt, dass ihren Bürgern diese Art Arbeitsteilung, die auf unterschiedlichen Sozialstandards gründet, zum Vorteil gereicht. Während die EU-Politiker den Wettbewerb unterbinden wollen, was immer zum Nachteil für die betroffenen Bürger ist. Denn Wettbewerb sorgt für ständig bessere und preiswertere Güter. (Ökonomisch sind Dienstleistungen auch Güter)

Ernst-
Mit der EU-Entsenderichtlinie

wird von der Politik massiv in die Freiheitsrechte von Bürgern eingegriffen. Weniger Freiheit führt aber auch zu weniger Wohlstand.

Wie aus dem "Economic Freedom of the World - Annual Report" hervor geht, ist im Viertel der Länder mit der größten wirtschaftlichen Freiheit das Pro-Kopf-Einkommen siebenmal höher und die Lebenserwartung ca. zwei Jahrzehnte höher als im unfreisten Viertel. Mit anderen Worten: Die Politik bewirkt mit der EU-Entsenderichtlinie das Gegenteil dessen was sie beabsichtigt.

Emil66
@11:18 von Ernst-

"Denn Wohlstand bemisst sich an der Menge der Güter, die sich jemand leisten kann."

Und die kann sich der Bürger nur leisten, wenn er auch selber Verdient und nicht als H4 Schmar… tituliert wird auf Grund der für ihn / sie unfairen Wettbewerbsbedingungen.

teachers voice
re Ernst-: Ausbeutung?

"Solange jemand freiwillig für einen Lohn arbeitet, handelt es sich nicht um Ausbeutung."
Das Prinzip des freien Marktes setzt immer eine Wahlmöglichkeit auf beiden Seiten voraus. Wer keine Wahlmöglichkeit hat, hat auch keine Wahl und dann funktioniert ein Markt nicht mehr nach liberalen, skondern nach feudalen Gesichtspunkten.

Deshalb betont die Soziale MW die Idee einer sozialen Absicherung - damit auch ein AN eine Wahl hat und sich nicht schutzlos einer Ausbeutung ausgesetzt sieht. Der Mindestlohn zielt genau in diese Richtung und ist deshalb marktkonform, auch wenn das von den neuen (selbsternannten) Neoliberalen bestritten wird.

Eine Öffnung des Arbeitsmarktes muss deshalb immer einhergehen mit einer Öffnung der Gesellschaft, ansonsten geht es zwangsläufig in Richtung einer Sklaven- oder Ausbeutungswirtschaft.

Eine Soziale MW gibt es nie umsonst! Aber der Aufwand lohnt sich - aber eben für ALLE! Dies ist das positive Prinzip einer (Sozialen) MW, die der Gesellschaft dient!

Axtos
@Ernst-

Sinkende Löhne durch Dumpinglohn Konkurrenz sorgt also für mehr Wohlstand weil die Produkte dadurch billiger werden?

Ihr Modell würde in der Theorie zumindest teilweise funktionieren, wenn der durch die billig Löhne erworbene zusätzliche Mehrwert des Produktes auch tatsächlich voll auf den Endverbraucher Preis weitergeben würde.

Ich empfehle dazu den ZDF Bericht "Ein Mantel für 1 Euro".
Achtung Spoiler!: Der Mantel wurde zum Schluss bei C&A für 150,- Euro verkauft.

teachers voice
re Deeskalator: Bürgerinteressen?!

"Sollte unsere Politik es schaffen sich noch weiter von den Interessen der Bürger zu entfernen, sollten wir darüber nachdenken unsere Staatsform offiziell von Demokratie (Herrschaft des Volkes) in Oikonokratie (Herrschaft der Wirtschaft) zu ändern."

So einfach ist das nicht und die Verwendung von nicht hinterfragten Schlagwörtern dient auch nicht einer Deeskalation.

Es fängt damit an, "Bürgerinteressen" und "Wirtschaft" gegenüber zu stellen und schon hat man - gewollt oder nicht- den alten Klassenkampf, der so viel Unheil über die Welt gebracht hat, wiederbelebt.

"Bürger" sind immer die Handelnden in einer Wirtschaft, die Markt in ihrem Namen führt. Sie sind Ausgangspunkt und Ziel zugleich. Wir müssen aber die komplexen Rahmenbedingungen als positive Gestaltung unserer Gesellschaft begreifen, damit "Wirtschaft" als Zusammenarbeit und nicht als ein Gegeneinander funktionieren kann. Dieses Modell heißt nicht "Kapitalismus", sondern nennt sich "Soziale Marktwirtschaft".

Weiter so!

benni0279
Ich habe auch in einer solchen

Firma gearbeitet.
Die Produktion war komplett in Ungarischer Hand. Trotz allem immer Druck vom deutschen Chef.
Zich Männer in einer kleinen Unterkunft.
Ständig Angst morgen die Arbeit zu verlieren.
Täglich 10 Stunden und immer den halben Samstag.
Urlaub immer nur bis zum letzten Tag in der Luft.
Gut, Geld kam immer pünktlich.

Was heißt 12 Monate? 1 Monat zu Hause und dann wieder 12 Monate arbeiten?

ex_Bayerndödel
Am 24. Oktober 2017 um 12:25 von teachers voice

"Dieses Modell heißt nicht "Kapitalismus", sondern nennt sich "Soziale Marktwirtschaft"."

Wo ist die soziale Komponente in der Marktwirtschaft geblieben?

Kuchen

Ich habe letztes Jahr noch gesehen, wie osteuropäische Abbrucharbeiter nach eigenen Angaben 10 Std/Tag für 5€/Std. knüppelten. Das mitten im schönen Hamburg. Welcher faire hiesige Mitbewerber kann bei solchen Löhnen mithalten. Ausbeutung war viel zu lange einkömmliches Geschäftsmodell.

c.schroeder
Beschäftigungsfirmen als Subunternehmer auf dem Arbeitsmarkt

Wie weit reicht der mächtige Arm EU-weit agierender Beschäftigungsfirmen? Bis in die osteuropäischen Heimatorte. In das EU-Parlament? In die westeuropäischen Aufsichtsbehörden? Wichtig wäre es, die „Unternehmen“, die ihre Arbeiter nach Westeuropa entsenden, zu kontrollieren. Menschen werden in Osteuropa mit Arbeitsverträgen angeheuert, gleichzeitig wird hier für Wohnraum und Lebensunterhalt vieles wieder abkassiert, das hat Methode und wurde bereits in mehreren norddeutschen Städten aufgedeckt – leider fast ohne Konsequenzen für betrügerische Unternehmen, die meist selbst aus den Heimatländern der Arbeiter kommen.

Ernst-
@12:20 von Axtos

Dafür, dass der "erworbene zusätzliche Mehrwert des Produktes auch tatsächlich voll auf den Endverbraucher Preis weitergeben" wird, sorgt auf einem freien Markt - den wir nicht haben - der Wettbewerb durch Angebot und Nachfrage.

teachers voice
re ex-Bayerndödel: Soziale Komponente

"teachers voice
"Dieses Modell heißt nicht "Kapitalismus", sondern nennt sich "Soziale Marktwirtschaft"."

"Re: : Wo ist die soziale Komponente in der Marktwirtschaft geblieben?"

Der Platz reicht hier nicht aus, um die Vielzahl und Vielfalt unseres Sozialstaats darzustellen.

Interessant ist ja, dass gerade diejenigen, die sich über unseren Sozialstaat beklagen, auf der anderen Seite diesen selbst gegen die Zuwanderer abschotten wollen, die ja nach deren Ansicht nur an unsere "Fleischtöpfe" wollen.

Sehen Sie da keinen Widerspruch zu dem pauschalen Vorwurf einer "Ausbeutungswirtschaft"?

Ernst-
@11:55 von teachers voice

Es ist doch offensichtlich, dass diejenigen, die ihr Land freiwillig verlassen, davon ausgehen, dass sie ihre Lebensbedingungen verbessern können. Denn sie haben ja die Wahl auch in ihrem Land zu bleiben.
Diese Wahl hat jeder, wenn es einen freien Markt gibt. Denn auf einem freien Markt gibt es keine ungewollte Arbeitslosigkeit, da es immer zu einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage kommt. Dieser Ausgleich wird allerdings durch politische Intervention in das Marktgeschehen verhindert.

Ein großer Teil der Arbeitslosigkeit ist nämlich durch die Geldpolitik der Zentralbank (EZB) verursacht, die mit ihrer Inflationierung des Geldes verhindert, dass durch die Steigerung der Produktivität die Preise fallen. Ohne die Inflationierung könnten sich die Menschen mehr Güter leisten, die natürlich auch mit mehr Arbeitskräften produziert werden müssten.
Zudem verhindern noch die hohen Steuern und Abgaben, dass sich die Bürger mehr Güter leisten können.

Ernst-
@11:35 von Emil66

Unfaire Wettbewerbsbedingungen sind die Folge staatlichen Eingreifens in das Marktgeschehen. Auf einem freien Markt kann es nicht zu unfairen Bedingungen kommen, weil die Mitmenschen dann bestimmen, was die Güter, die jemand bereitstellt wert sind. Nur derjenige, der einen Beitrag zum Allgemeinwohl leistet, kann Einkommen erzielen. Und diese Einkommen unterliegen der Wertschätzung der Mitmenschen.
Es nützt nun mal nichts, wenn man sich bemüht aber das Ergebnis für die Mitmenschen nicht den entsprechenden Wert hat. Das ist doch sehr fair.

Ernst-
@11:55 von teachers voice

Marktwirtschaft = Kapitalismus ist aus sich heraus sozial, denn: "Der Kapitalismus ist in Wirklichkeit die „Wirtschaftsform des Gebens“. Er schafft Arbeit, hebt die Produktivität und damit Reallöhne und Lebensstandard. Es waren nicht die Gewerkschaften oder die Sozialpolitik, die das Leben der Massen verbesserte, sondern die wohlstandsschaffende Kraft der kapitalistischen Marktwirtschaft.
Die Auffassung, der Kapitalismus habe erst durch seine Zähmung durch Sozialpolitik Wohlstand für alle gebracht, ist eine sowohl theoretisch wie auch historisch widerlegte Geschichtslegende. Die vielfältigen Krisen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit waren nicht eine Folge von Kapitalismus und Laissez-faire; sie wurden vielmehr durch Staatsinterventionismus und politische Fehlsteuerungen und Fehlanreize verursacht. Das lässt sich anhand historischer Beispiele, auch der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise, zeigen." (Martin Rhonheimer, Professor für Ethik und politische Philosophie in Rom)

Emil66
@13:41 von Ernst-

"Es nützt nun mal nichts, wenn man sich bemüht aber das Ergebnis für die Mitmenschen nicht den entsprechenden Wert hat. Das ist doch sehr fair."

Also mit anderen Worten sagen sie das der Ansässige Arbeitnehmer „nicht den entsprechenden Wert hat“?
Das der Unternehmer der Ansässige beschäftigen möchte, das aber nicht kann, weil er von denen die mit Ausbeutung der Osteuropäer diesen weit unterbieten nicht mithalten kann, „nicht den entsprechenden Wert hat“?
Das die Politik der EU bisher die Menschen der EU immer mehr in Richtung Sklaverei steuert entspricht also dem Wert der EU-Bevölkerung?
Da habe ich aber eine andere Einstellung.

Gast
@Ernst- um 13:51

Das erzählen sie mal den millionen US-Amerikanern, die in Ghettos leben oder ganz obdachlos sind.