Das Hauptwerk von VW do Brasil in São Bernardo do Campo.

Ihre Meinung zu Volkswagen in Brasilien: Kooperation mit der Militärdiktatur

VW-Mitarbeiter in Brasilien sind in den 1970er-Jahren vom Werksgelände aus verhaftet und der Geheimpolizei übergeben worden. Das zeigten Recherchen von NDR, SWR und SZ vor zwei Jahren. Jetzt versucht sich VW offenbar in Geschichtsklitterung. Von Stefanie Dodt.

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17 Kommentare

Kommentare

zacha
VW spezifisch

War das eine Besonderheit bei VW oder üblich bei großen Unternehmen in dieser Zeit?

sprachloser
VW stellt sich halt auf die Seite

von der VW am meisten profitiert und das ist nunmal die Regierung. Da wird geklungelt was die Portokasse hergibt...

Gast

Das war wohl bei allen Konzernen zu dieser Zeit üblich, um Marktzugang zu bekommen. Sicherlich haben sich amerikanische Konkurrenzunternehmen nicht anders verhalten.

Wir sind von unserer Autoindustrie wirtschaftlich zu einem hohen Maße abhängig
Ist es wirklich sinnvoll jetzt nur noch auf die Konzerne einzudreschen? Der Leumund ist wegen des Dieselskandals und der Kartellvorwürfe eh schon ruiniert. Manches Verhalten ist einfach auch dadurch erklärlich, dass es sich um einen weltweit hart umkämpften Markt handelt, der sich nicht nur mit Samthandschuhen verteidigen lässt. Die Arbeitsplätze und das mit Autos verdiente Geld wollen alle. Wie das Ergebnis erreicht wird, bestimmt aber ein mit allen Mitteln kämpfender Markt. Die Staaten, die da konkurrieren, USA, China, Japan, Korea, Brasilien, und die Kunden sind mit ihren Methoden nicht zimperlich. Das soll jetzt nichts entschuldigen aber erklären, warum man nicht sauber geblieben ist.

Gast
Peinlich ...und leider nicht überraschend

Machen wir uns doch nichts vor: DAX-Unternehmen und andere haben nicht Demokratie-Förderung, sondern Gewinnmaximierung als Ziel. Siehe Diesel-Gate und 1000 anderes. Schlimm ist nur, dass die Gesellschaft und unsere Politiker an vorderster Front (Niedersachsen ist Haupteigentümer!) dies nicht weiter kümmert. Da rollt kein Kopf, da fließt keine Entschädigung.
Alles was Arbeitsplätze kostet, ist böse, so schlimm kann der Skandal gar nicht sein. Das wissen Vorstände, und auch, dass es vermutlich erst Jahre nach dem Geldeingang auf dem Konto bekannt wird. Also ignorieren sie es. Damals. Und heute!

Gast
Schon wieder VW? Allein?

Hattte VW nicht bereits schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit einer Diktatur auf dem europäischen Kontinent sammeln können? Also nichts Neues im Umgang mit Schlächtern.
In den führenden Kreisen aus Wirtschaft, Religion und Gesellschaft - kurzum der Elite - wusste man schon immer, wie man sich mit den Mächtigen stellen muss,um im Geschäft zu bleiben.
Man kann daher mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass auch andere Konzerne und auch die Kirchen und andere Organisationen dem Business as usual folgenden, Menschen ans Messer geliefert haben. Das Phänomen ist damit sicher nicht allein auf VW beschränkt.
So sind sie halt, die Menschen.

Gast
auch Verbrechen durch Daimler - nicht nur VW

zu 19:19 von zacha

ob solche Mittäterschaft/Verbrechen "üblich" waren bei Konzernen, bei großen Unternehmen in Lateinamerika...

"War das eine Besonderheit bei VW oder üblich bei großen Unternehmen in dieser Zeit?"

kann ich nicht generell beantworten. Ich vermute eher ja.

Daimler zumindest hat sich ebenso schuldig gemacht in Lateinamerika, als Unterstützer der Folterer und letztlich Mörder

pnyx
um 19:19 von zacha

"War das eine Besonderheit bei VW oder üblich bei großen Unternehmen in dieser Zeit?"
Warum fragen Sie? Glauben Sie, das Verhalten der VW-Leute zurzeit der brasilianischen Militärdikatur - von Mercedes in der Videla-Zeit wusste man es ja schon - ist weniger verwerflich, wenn andere dasselbe getan haben?
Zum Tatbestand selbst; moralisch auf den Prüfstand gestellt worden und jämmerlich durchgefallen. Interessant wäre zu wissen, wie heutzutage das Verhältnis zu (Militär)diktaturen ist, z. B. in Thailand, Ägypten, Saudiarabien usw.

FalkoBahia
Die Deutschen Unternehmen in Brasilien

Damals wie heute kungeln die in Brasilien ansässigen deutschen Unternehmen mit Politikern auf allen Ebenen. Zu Zeiten der Militärdiktatur vor 40 Jahren war es allerdings vom nationalen Recht gedeckt, dass die Polizei verdächtige Bürger auch am Arbeitsplatz verhaftet hat, das war nicht nur bei VW so. Um hier Wiederstand gegen das Regime zu leisten, sah sich VW nicht zuständig. Anders haben das zu dieser Zeit übrigens die Goethe Institute in Brasilien gehandhabt, die durchaus Wiederstandsgruppen unterstützt haben.

Heute läuft die Zusammenarbeit zwischen deutschen Firmen und brasilianischen Polikern dagegen wie geschmiert, wie man an diversen Korruptionsprozessen z.B. gegen Siemens im Zusammenhang mit dem Ausbau der U-Bahn in Sao Paulo sehen kann.

krittkritt
Das trifft sich mit älteren Recherchen zu Mercedes/Argentinien

Wie sie ausführlich und mit vielen Hindernissen (Prozessen um Unterlagen etc.) die Journalistin Gaby Weber recherchiert hat.
Die Ergebnisse waren für einige in Deutschland nicht schmeichelhaft.

Brückenschänke

Leider keine Überraschung, wenn man die geschichtliche Entwicklung des ehemaligen KdF-Konzerns in Beziehung setzt.

birdycatdog
@pnyx

"Zum Tatbestand selbst; moralisch auf den Prüfstand gestellt worden und jämmerlich durchgefallen. Interessant wäre zu wissen, wie heutzutage das Verhältnis zu (Militär)diktaturen ist, z. B. in Thailand, Ägypten, Saudiarabien usw."
Um das Beispiel VW aufzugreifen: viel mehr interessiert es mich, wie es in den Ländern aussieht, in denen VW im großen Maßstab produziert - wie in China. Auch wenn VW dort nur an JV beteiligt ist. Ihre Beispiele in Bezug auf VW sind da eher Peanuts ;-)

Auf der anderen Seite denke ich, dass VW kein anderer Weg als der Rückzug aus dem Markt geblieben wäre und andere Autobauer diese Rolle übernommen hätten. VW hätte dann heute eine saubere Weste, aber den Arbeitern wäre es in anderen Konzernen an den Kragen gegangen.

weltoffen
Am 23. Juli 2017 um 20:24 von pnyx

Zum Tatbestand selbst; moralisch auf den Prüfstand gestellt worden und jämmerlich durchgefallen. Interessant wäre zu wissen, wie heutzutage das Verhältnis zu (Militär)diktaturen ist, z. B. in Thailand, Ägypten, Saudiarabien usw.

Das faengt aber beim Otto normal an,zb in Thailand leben tausende Deutsche,weil billig und warm.
Die scheren sich nicht was da fuer Politik betrieben wird,und wenn,dann waere die abfahrt gebucht!
Einige echauffieren sich hier im Forum wie schelcht doch alles im Westen oder Deutschland ist,totale Doppelmoral!

OrwellAG

Was schon schrecklich genug ist, aber noch erbärmlicher finde ich die Aufarbeitung - die Konzerne kommen immer gut weg. Letztlich darf man sie ja nicht zu sehr mit Strafen belasten. Sonst stehen inkl. Zulieferer schliesslich ca. 1 Millionen Arbeitsplätze auf der Kippe.

Wie bei den Banken. Immunisiert durch das "too big to fail". Das ist unsere Welt. Einfach nur widerliche und viel zu grosse Geldgeschäfte. Spannend fände ich, wie es heute aussieht. Vieles Heutige hinter den Kulissen werden wir wohl auch erst in 50 Jahren erfahren.

strolchi
Auch in Deutschland hat VW mit der Regierung gekungelt...

....weil so die Abgasanlage mit minimalem Aufwand zulassungs-fähig produziert werden konnte.

Alle Hersteller taten dies aus Wettbewerbs- Gründen.

In Mexiko ging's um eine gute Kooperation mit der Regierung, damit die Produktion dort billiger war und die Konditionen passten. Dazu mussten 'Wünsche' der Regierung durch Meldung von Oppositionellen im Betrieb erfüllt werden.

Eine Hand wäscht die andere...

Das gilt in Mexiko für alle Großfirmen.

florreknirb
immer pikanter...

...daher kann ich mir nur raten von VW keine waren und dienstleistungen entgegen zu nehmen.

FreidenkerAD1

VW ist ein Wirtschaftsunternehmen. Gewinn ausgerichtet. Wenn VW nicht kooperiert hätte, hätte man wohl das Werk geschlossen oder die Führung verhaftet. In diesem Sinne gab es in einer Militärdiktatur nur 2 Möglichkeiten: Schließen oder mitmachen. Als humanistische Persönlichkeit hätte ich mich wohl für ersteres entschlossen und anderswo eine Fabrik eröffnet. Es steht wohl weniger zur Diskussion das VW Brasilien die politische Polizei auf das Firmengelände gelassen hat (Wer hätte sie daran hindern sollen, es gab keine unabhängige Justitz), als dass sie sich aktiv durch einen Firmen internen Geheimdienst beteiligt haben. Das hätte man als Unternehmen bestimmt ablehnen können und ist zu verurteilen und wohl auch strafrechtlich relevant. Es tun sich manchmal Abgründe auf.

Schwarzbär
Die Anti-VW Kampagne läßt grüßen

Dass Firmen, wenn sie mit einem Land auf der ethischen Kippe agieren, fast zwangsläufig auf einer schwierigen Ebene zusammenarbeiten müssen oder das Land verlassen müssen und damit alle Investitionen abschreiben, ist eine Binse. Gleichzeitig erinnert mich diese Medien-Posse an Brent Spar, Bundespräsident Wulff oder ähnliche Geschichten, die mir dazu einfallen, wenn ich diese Story hier lese: obschon der Spitzenreiter in dieser seltsamen Konkurrenz nach wie vor der Spiegel ist, der erst am Wochenende eine Story als neu verkauft (Absprachen in der Autoindustrie), die weder neu (ein Jahr alt) noch bewiesen ist. Sehr geehrte TS. Wie arm ist das denn? Eine Story aus den Siebzigern soll jetzt dafür herhalten, im Wettstreit mit anderen Medien die Autoindustrie, insb. VW vorzuführen? Bitte recherchieren Sie noch die Geschichte des Automobils seit 1889, und schicken Sie mir bitte eine Postkarte, wenn Sie mit Ihrer Kampagne dort sind.