Strickjackendiplomat, Einheitskanzler, Baumeister des Hauses Europa: Helmut Kohl hat sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Doch der Pfälzer bleibt auch durch die Parteispendenaffäre in Erinnerung. Ein Porträt von Vera Schmidberger.
mehr in Erinnerung durch beschönigende Rede (blühende Wiesen), durch pathetische Symbolik (Verdun), durch beständiges "Aussitzen"(Politik als Geduldsprobe) und eine rigorose Machtpolitik und sind die derzeitigen Schwächen der EU nicht in seiner Ära der behäbigen und vereinseitigenden konservativen Auffassungen zementiert worden??
Aber gut, Geschichtsbücher sind für Geschichten da ...
Dieser Mann hat wirklich viel erreicht, auch in dem er viele Lorbeeren anderer einsammeln konnte. Es war nicht nur Können, sondern auch viel Glück, das ihm vieles in die Hand fallen ließ und ihn zur rechten Zeit an den rechten Ort stellte. Trotzdem war sein Verdienst im richtigen Moment ohne zu zögern zu zugreifen, was uns die Einheit mit ermöglichte. So schuf er sich seine Sternstunden, die ihm aber letztlich, ebenso wenig, wie eine clanmäßige Absicherung seiner Macht, vor einem quasi Rausschmiss aus seinen Ämtern bewahren konnte.
Er bleibt mir auch als Vater des Euros in Erinnerung, eine Währung welche die Deutschen die Hälfte ihres Vermögens gekostet hat. Danke! RIP.
Kohls größte Leistung ist unzweifelhaft die Wiedervereinigung, die er, von den Umständen begünstigt, mit großer Zielstrebigkeit umsetzte.
Damit hat er sich in Deutschland und weltweit nicht nur Freunde gemacht, was die völlig aufgebauschte „Spendenaffäre“ zeigt. Da ging es um 2 Millionen. Die CDU hatte damals ca. 650.000 Mitglieder. 2 Millionen bedeutete also faktisch dreimal Briefporto an alle Mitglieder. Für eine solche Petitesse hat man sein Ansehen ruiniert.
Der Preis der Wiedervereinigung erscheint heute manchem im Rückblick auch als zu hoch: Eine völlige „Einbindung“ Deutschlands in die EU, d.h. faktisch die Aufgabe zahlreicher Souveränitätsrechte zugunsten einer demokratisch nicht legitimierten EU-Bürokratie.
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Kohl war immer forsch und wollte mit großem Willen Helmut Schmidt ablösen. Das Ergebnis ist bekannt. Es bedurfte eines häßlichen Tricks, Schmidt zu stürzen, in dem er in den Bonner Hinterzimmer einen Coup mit der FDP schmiedete. Kohl war prägend für dieses Land, in vielerlei Hinsicht. Seine "geistig-moralische-Wende-Rede" von 1983 ist vielen noch in guter Erinnerung. Was kam war eine neoliberale Wirtschaftsentwicklung, mit einem kruden Hang zu Geschichtsträchtigkeit. Kohl verstand, zu inszinieren. Mitterand und Kohl auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg ist nur eine davon. Sein Verdienst um die Deutsche Einheit ist umstritten; hat er doch lange nicht erkannt, was im Warschauer Pakt los war. Doch den Wiedervereinigungsvertrag hat er gut gemanagt. Sein politische Ende wollte er nicht erkennen und glaubte, dass gemachte Versprechen über dem Gesetz stehen. Nun ist er gegangen, diese große prägende Persönlichkeit.
Mein ehrliches Beleid an die Hinterbliebenen über den Verlust eines geliebten Menschen!
Unabhängig von dem Politiker Kohl.
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Aber ich kann leider nicht konform zu den von allen in den Medien benutzten Schlagwörtern sein, da ich leider die Ära Kohl live miterleben musste. Er gehörte noch zu der alten Liga wie ein Franz Josef Strauss. Ohne Herrn Gorbatschov hätte es nie eine Wiederverenigung gegeben und es ist nicht das Verdienst von Helmut Kohl. Aber er hat den Ausverkauf der DDR eingeleitet. Flick-Affäre? Er hat Frau Merkel das Essen mit der Gabel beigebracht? Orban ist ein persönlicher Freund? Parteispendenaffäre an die man sich nicht mehr erinnert? TV-Ausraster "Bitte reden sie mich korrekt an!" (als Dr. ehrenhalber, der keiner Dr. ist?)? Unsere übrigen Politiker sind auch nicht besser, aber man muss nicht jeden beweihräuchern........................
dem Steuerzahler hat ein Riesen Schuldenberg hinterlassen.
und Europa seinen Stempel aufgedrückt hat ist nicht mehr unter uns.
Helmut Kohl ist zu Lebzeiten viel kritisiert worden und man muss jetzt schon mal genau hinhören, wer jetzt ganz andere Worte findet als zu Lebzeiten.
Helmut Kohl mag nicht brilliant gewesen sein, aber er war fleißig, diszipliniert und nach außen hin nahezu unerschütterlich. Er hat es geschafft mit vielen Staatsmännern aus der ganzen Welt auszukommen. Mit François Mitterrand, mit Lady Margaret Thatcher, die ihn zwar nicht leiden konnte aber offenbar respektierte, mit George W. Bush sen. und natürlich Michail Gorbatschow, Boris Jelzin und Wladimir Putin. Es war Helmut Kohl, der immer davor warnte, die Beziehungen mit Russland zu vernachlässigen.
ER war wie er war, sicher nicht der blendende Diplomat, aber ein Mensch, der oft den richtigen Ton fand, wenn es darauf ankam. Ich werde ihn respektvoll in Erinnerung behalten.
Sie haben auf absolut treffende Art beschrieben, was ihn wirklich ausgemacht hat. Vielen Dank.
Laut der kulturellen Anpassungsfähigkeit müsste ich jetzt einschwingen in die Bekundungen, grosser, Riesen-, und sonstige Erinnerungen.
Ich denke gerade bei solchen Karriere-typischen Emporkommen auch an das, was für mich Wahrheit ist: Herr Kohl war nur einer von vielen. Er war in einer Zeit aktiv, die von Moderne geprägt war (ab 1980 zunehmend) und die Wiedervereinigung war das Werk dieser Moderne, nur haben wir Herrn Kohl oft als Kontrast zu dieser Moderne empfunden, als den Konservativen schlechthin. So blieb er uns in Erinnerung, hartnäckig in Erinnerung.
Ein sehr großer Staatsmann! Ich nehme in Trauer Abschied von einem Politiker der großartiges für die Wiedervereinigung geleistet hat!