
Ihre Meinung zu Der neue Ton der Kanzlerin
Wir schaffen das? Eine Leerformel. 2015? Darf sich nicht wiederholen. Die Realpolitikerin Angela Merkel verändert ihre Tonlage und justiert ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik neu. Nach vier Wahlniederlagen und einer Union vor der Spaltung reicht Merkel ihren Kritikern die Hand. Von W. Börnsen.
Merkel hat in ihrer heutigen Rede eigene Fehler eingestanden. Das ist grundsätzlich zunächst erst mal gut. Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Jedoch muss man über eine Passage ihrer Rede mal ernsthaft nachdenken. Sie sagte sinngemäß: "Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen, um auf die Flüchtlingskrise 2015 besser vorbereitet zu sein." In diesem Kontext sagt sie auch, dass sie selbst und letztlich ihre komplette Regierung nicht vorbereitet war und, dass es zeitweise einen Kontrollverlust gegeben habe. Zudem solle sich das Jahr 2015 nicht wiederholen. Im letzten Jahr sagte Merkel, die Regierungschefin, dass es ihr nicht möglich sei, die deutschen Grenzen zu sichern, heute gesteht sie den zeitweiligen Kontrollverlust ein. Hier meine ernsthafte Frage jenseits des üblichen Merkel-Bashings, über die man nachdenken muss: Wenn eine Regierungschefin diese beiden Dinge sagt bzw. zugibt, können sie und ihre Regierungsmannschaft dann tatsächlich im Amt bleiben?