Ihre Meinung zu Interview zur Amtsenthebung in Brasilien: "Es ist ein abgekartetes Spiel"
Das Drama um Brasiliens suspendierte Präsidentin Rousseff steht vor dem finalen Akt: Am Nachmittag beginnt die Abstimmung über die Amtsenthebung der Mitte-Links-Politikerin. Warum sie kaum noch Chancen hat, erklärt Lateinamerika-Experte Kai Michael Kenkel im Gespräch mit tagesschau24.
Richtig ist, dass der ehemalige Vize- und wohl künftige Präsident Temmer keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat und nie eine Chance hätte vom Volk gewählt zu werden. Aber Dilma hatte auch keine großen Befürworter mehr und hat ihre Wiederwahl vor 2 Jahren nur gewonnen, weil sie 2 Wochen vor der Wahl für die ärmeren, kinderreichen Familien noch mal schnell das Kindergeld erhöht und ihren Wahlkampf mit Schmiergeldern der Petrobras finanziert hat. Ihr Vorsprung damals war auch nur denkbar knapp.
Temmer ist insofern kritisch zu sehen, da er insbesondere die Clique der korrupten Altpolitiker reprasentiert, die jetzt hoffen, dass ihre Korruptionsprozesse auf Eis gelegt werden. Sechs der von Temmer neu installierten Minister haben bereits Prozesse wegen Korruption am Hals. Dennoch werden wir vermutlich die nächsten 2 1/2 Jahre mit ihm als Präsidenten leben müssen, bis sich zur nächsten Wahl hoffentlich eine neue, junge poltische Kraft formiert und einen Neuanfang für Brasilien wagt.