Ein Mann geht mit einer Zeitung in der Hand durch Istanbul.

Ihre Meinung zu Druck auf Medien: "Verbot den Türken einigermaßen egal"

Viele Türken kennen die Zeitungen und TV-Sender nicht, die nun verboten wurden. Auch deshalb gebe es kaum Proteste, sagt ARD-Korrespondent Baumgarten zu tagesschau.de. Kritische Medien stünden seit Jahren unter Druck, vielen Journalisten sei nur die Flucht ins Internet geblieben.

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22 Kommentare

Kommentare

suomalainen
und falls

"Das Problem ist, dass diese Medien natürlich viel weniger Leser und Zuschauer haben, als jene Blätter und Sender, die von der türkischen Führung im Laufe der Jahre auf Linie gebracht worden sind."

unnd falls diese internetportale mit kritischem journalismus doch mal aufmerksamkeit erregen, dann sperrt man sie einfach. Erdogan hat das ja schön öfter mal vorgemacht, wie das geht.

Herr Baumgarten, gerade von ihnen als journalist hätte ich mehr erwartet, wenn es darum geht ihre kollegen in der türkei zu verteidigen, auch wenn sie teile davon als "nicht gerade leuchttürme des türkischen qualitätsjournalismus" bezeichnen. im kleinem fängt es nun mal an...

"Ausnahmen sind die Nachrichtenagentur Cihan und die Zeitung "Taraf". Sie waren auch auf nationaler Ebene tätig, gelten aber schon länger nicht mehr als zuverlässige Referenzgrößen für objektiven Journalismus."

wann ist man denn eine "zuverlässige referenzgrösse"? wenn man nur noch propaganda für Erdogan macht?

Autograf
Regierungsnahe Journalisten nicht betroffen

Nun, das hätte ich auch nicht erwartet. Aber die Türkei ist beim Pressefreiheits-Ranking jetzt auf Platz 151 - also jetzt unter Gambia und über Russland, wahrlich kein Ruhmesblatt. Größe zeigt sich in Gelassenheit und Stärke in Besonnenheit. Doch davon keine Spur in Ankara, nur Dünnhäutigkeit, Misstrauen und schnelles Faktenschaffen. Vor einiger Zeit rätselte ich, ob Erdogan ein von seinem Volk getriebener ist, einfach ein Teil des Volkes, oder ein Fuchs, der wie Putin auf der emotionalen Klaviatur seines Volkes virtuos spielt. Jetzt bin ich von letzterem überzeugt. Gut Ding will Weile haben und der richtige Diktator putscht heutzutage nicht mehr, er nutzt die Verführungsmittel der Kommunikationsmittel um sich vom Volk die diktatorische Macht geradezu aufdrängen zu lassen. Unterdrücke uns, wir sollen nicht selbst die Verantwortung tragen, ruft das Volk. Erdogan ist Putings erfolgreichster Schüler.

Gast
Dem ist nichts hinzuzufügen.

"Reinhard Baumgarten: Die Maßnahmen richten sich gegen Medienunternehmen, die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung stehen ... nach den "Säuberungen" in Militär, Polizei, Justiz, Bildung und sogar der Religionsbehörde ist nun der Mediensektor dran. Bei den jetzt verbotenen Zeitungen, Fernsehkanälen, Radiosendern und Verlagen handelt es sich fast ausschließlich um thematisch oder regional sehr begrenzt arbeitende Medien.
Ausnahmen sind die Nachrichtenagentur Cihan und die Zeitung "Taraf". Sie waren auch auf nationaler Ebene tätig, gelten aber schon länger nicht mehr als zuverlässige Referenzgrößen für objektiven Journalismus ... Die meisten dieser gestern per Dekret verbotenen Medien sind den türkischen Zuschauern, Lesern und Radiohörern unbekannt ...[einer] Umfrage zufolge glauben mehr als 64 Prozent, dass die Gülen-Bewegung hinter dem Putsch steckt [Reuters]... Präsident Erdogan [hat]nicht die Leuchttürme des türkischen Qualitätsjournalismus zum Erlöschen gebracht."

Bundeswehropa
Wie die Tagesschau im April berichtete, stand damals..

die Türkei bei der Rangliste für die Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" bereits auf Platz 151 von 180 Staaten!

Anscheinend strebt die Türkei nun sogar den Platz 180 an!

Coachcoach
Was soll die Schönfärberei?

Bei Platz !180! gibt es keine Pressefreiheit mehr! Die Schere im Kopf scheint zu wirken.

Gast
Schon seltsam.

Ich hatte immer ein anderes Bild von der Türkei und ihrer Bevölkerung. Ich wusste zwar, dass es bedingt durch die politische Nähe zum Islam ein paar Probleme gab.

Mir war allerdings nicht klar, dass es der Mehrheit schlichtweg egal ist, dass Erdogan gerade die Demokratie abschafft - im Gegenteil - sie unterstützt ihn noch dabei.

Das ist erschreckend und ich möchte an dieser Stelle mal ein Dankeschön an alle Kurden senden, die auf eine Gegenveranstaltung zur Pro-Erdogan-Demo*1 in Köln verzichten, um den Frieden zu wahren. Auch eine Form von Demonstration.

*1 http://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/kurden-verzichten-auf-gegendem…

Was die Pro-Erdogan-Demonstration anbelangt, weiss ich erhlich gesagt nicht, warum diese jetzt unbedingt erlaubt werden musste. Man hätte sie auch wegen drohendem Unwetter oder Polizeimangel verbieten können, oder?

mal-anders-gesehen
ungesehene Sender und Programme...

Zitat "Viele Türken kennen die Zeitungen und TV-Sender nicht, die nun verboten wurden. Auch deshalb gebe es kaum Proteste...".-

Mich würde interessieren, ob man in der Türkei auch eine monatlichen Beitrag für´s Fernsehen und den Rundfunk zahlen muss/darf...

Mal angenommen, man schaltet bei uns die Hälfte der Programme ab, und zahlt nur noch die Hälfte.....

Ich bin jedenfalls dabei !!!

Sabbel
Haha

Zitat:" gelten aber schon länger nicht mehr als zuverlässige Referenzgrößen für objektiven Journalismus."
Naa- auf wieviele Zeitungen in Deutschland trifft das wohl zu? Sofort alle ganz demokratisch verbieten! Wer möchte noch gerne ein paar relativierende Freundlichkeiten über Herrn Erdogan und seine " Maßnahmen " lesen?

Werner40

Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Jeder sollte sich frei informieren und selber seine Meinung bilden können. Das könnte für viele jetzt gleichgültige Türken noch ein böses Erwachen geben.

Trans Atlantiker
Es bleibt nur der unkritische Mainstream

Wie während der Putin-Ära in Russland werden jetzt auch in der Türkei oppositionelle Medien zunehmend bürokratisch gegängelt oder verboten. Übrig bleibt nur ein Mischmasch von Mainstream-Medien, die den Mächtigen nicht mehr widersprechen werden. Und leider vermissen viele Menschen in der Bevölkerung die kritischen Medien nicht mal.

nathanistanbul
Gestern Täter, heute selbst Opfer.

Natürlich, Meinungsfreiheit ist zu allererst die Freiheit des Andersdenkenden. Und Gruppenzugehörigkeit darf keine Schuld sein.
Andererseits ist es aber auch richtig, da zu differenzieren, wo es eben nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern noch andere Aspekte:
Zeitungen wie z.B. Taraf und auch Zaman, letzlich das Gülen-Netzwerk waren, damals noch Verbündete Erdoğans, an vorderster Stelle, wenn es darum ging Regierungskritiker mit gefälschten Beweisen und konstruierten Zusammenhängen mundtot zu machen und auf Jahre im Gefängnis verschwinden zu lassen. Wer zu heftig kritisierte, schürte damit angeblich Unruhen, galt so als Unterstützer einer angeblichen Verschwörung (Ergenekon) für einen Militärputsch und war somit Terrorist. In der Türkei kann man bis zu 5 Jahre ohne abschließendes Urteil in U-Haft bleiben, was auch oft passierte. Erst später stellte sich heraus, dass die Beweise durch Beamte aus der Gülenbewegung gefälscht worden waren. Doch Pauschalverurteilung ist auch hier falsch.

Ohrenschlosser

Warum dürfen Erdogan-Anhänger hier in Deutschland demonstrieren?? Sie mögen das doch bitte in der Türkei tun!!
Ist zwar kein Kommentar zum Artikel, musste aber mal gesagt sein.

kommentator_02
Tagesschauundko..., 21:05

||Erdogan
... und wenn er in der Lanxess Arena in Köln wieder seinen Auftritt für seinen Bullsh... Haben will? Darf dat dat?||

Eventuell hat ja jemand ein Einsehen, z.B. ein Mitglied eines anderen islamischen Staates ;)

hofbericht1
was für eine Doppelmoral

Die öffentlich-rechtlichen Medien sind ein Paradebeispiel für regierungsnahen subjektiven Journalismus, explizit in den letzten Jahren am Flüchtlings-Thema zu studieren.
Und nicht nur in der Berichterstattung, selbst beim Einsatz roter Balken in der Kommentarfunktion.
Was für eine Doppelmoral, wenn nun Herr Erdogan kritisiert wird, der sich ebenfalls regierungsnahe Medien schafft.
( Selbstverständlich ist die Kritik berechtigt, nur sollte man die eigene Funktion als Hofberichterstatter auch hinterfragen. )

Gast
Schuldzuweisungen haben ein bekanntes Schema

Die Schuldzuweisungen gegen die Gülen-Bewegung haben ein Schema, das ich noch aus der Schule kenne: George Orwell - Farm der Tiere. Unbedingt mal wieder lesen!

Glückauf Ruhrpott
USA und Gülen-Bewegung

In den USA wird die Gülen-Bewegung kritisch gesehen: Experten zweifeln nicht, dass die Bewegung in den Putsch in der Türkei verstrickt ist. Auch in den USA selbst hatte die Bewegung mehrfach Probleme: Das FBI hatte in den vergangenen Jahren wegen des Verdachts der illegalen Finanzierung Razzien an US-Schulen der islamischen Gülen-Bewegung durchgeführt.

falco100
21:44 von hofbericht1

Den Journalismus bei uns und in der Türkei kann man aber nicht vergleichen. Vielleicht haben Sie sich zu sehr an den doch offenen Journalismus bei uns gewöhnt. Da können Sie mit hochtrabenden Worten, wie "explizit" und "hinterfragen" daher kommen, passen tut es trotzdem nicht. Wir haben eine offene Berichterstattung, und wenn Ihnen die eine nicht passt, nehmen Sie eine andere. Das geht bei uns. Sie müssen ja nicht die Tagesschau lesen, gucken, sehen. Nehmen Sie einen andere journalistische Quelle.

cordazor
2 millionen Gülen Anhänger

Es gibt in der Türkei ca 2 Millionen Gülen Anhänger... Fast alle sind in wichtigen Positionen oder sind sonstwie Einflussreich.
Es wird noch dauern bis keine Gefahr mehr von Gülen ausgeht. So lange wird auch der Ausnahmezustand andauern....

xmemo07
was zum teufel.....

Die meisten Beiträge signalisieren nur eins " der Feind meines Feindes ist mein Freund"
Herzlichen Glückwunsch an Europa jetzt habt ihr neben der PKK noch einen Gülen Sekte.

MeinungsMacher--
Medienverständnis

Man stelle sich mal vor, dass hier einige TV-Kanäle und Zeitungen geben, die Bundesweit ausschlisslich Propaganda für die eine gewisse politische Richtung und Regierungsfeindliche offeriert.
So was ist für unsere Erwartungen undenkbar. Denn die Gesetzgebung verordnet eine Unabhängigkeit der Medienorgane.

Wir tun falsch daran, wenn wir das Verhalten der Medienorgane in der Türkei mit der Hiesigen zu vergleichen. Dem ist aber nicht so.

In der Türkei gibt nur Medienorgane die entweder mit Herz und Seele für gewisse politische Richtung stehen oder mit allen Mitteln versuchen dagegen entgegenzuwirken, denn die Betreiber stehen dem jeweiligen Organisationen sehr Nahe.

Eine gewisse Einschränkung bringt sicherlich eine Dämpfung zur einer polarisierenden Gesellschaft.

Daher findet diese Einschränkung der Medien eine grosse Zustimmung in der türkischen Gesellschaft weil die Menschen die abhängigen Medienorgane es Leid sind.

Gast
04:48 MeinungsMacher

"Man stelle sich mal vor, dass hier einige TV-Kanäle und Zeitungen geben, die Bundesweit ausschlisslich Propaganda für die eine gewisse politische Richtung und Regierungsfeindliche offeriert.
So was ist für unsere Erwartungen undenkbar. Denn die Gesetzgebung verordnet eine Unabhängigkeit der Medienorgane."
Das ist für uns sehr gut denkbar, sondern erwünscht.
Jede politisch erlaubte Partei hat ihre eigene Informationsdienste. So lange nicht gegen demokratische Grundprinzipien verstoßen wird werden Zeitungen und andere Medien nicht verboten. Das ist Meinungsfreiheit.
Nur die Öffentlich Rechtliche Medien müssen neutral sein.
In Deutschland gibt es sowohl Links als rechtsgerichtete Medien, Katholische, religionsfreie, und andere Medien. Ich kann aber aussuchen was ich lesen/sehen möchte.
In die Türkei gibt es bald nur noch Erdogan-Propaganda.

Jürgen.Köln
Über die Demo in Köln,

wird die Türkische Erdogan Presse sicher Wunderdinge schreiben.
Gut das die Kurden da nicht mitmachen und sich nicht von der AKP und Erdogan provozieren lassen.
Zum Glück auch das die Demo im hintersten Winkel von Köln stattfindet, das wird kaum einer merken.
Hätte die HDP eine Demo gewollt wären mehr Menschen auf die Strasse gegangen als jetzt die paar Erdogan-Anhänger.
Glück für die AKP.