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Ihre Meinung zu Schnellere Facharzttermine: "Auf die Patienten wurde nicht gehört"

Ein Anruf bei der Servicestelle, und schon gibt es einen Facharzttermin? So einfach sei das nicht, sagt Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz, im tagesschau-Interview. Es gebe weder eine einheitliche Servicenummer noch einen einheitlichen Service.

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24 Kommentare

Kommentare

frosthorn
hat Herr Brysch das System nicht verstanden?

Durch die Einrichtung der Servicesstellen ist doch die Anzahl freier Termine bei den Fachärzten automatisch gestiegen (verstanden hab ich es zwar nicht, aber so hat es mir die kassenärztliche Vereinigung erklärt). Also kommt auch jeder schneller dran.
Wahrscheinlich werden auch Organtransplantationen schneller und unbürokratischer durchgeführt werden können, wenn man die Wartelisten um zwei bis drei Kopien erweitert.

Gast
Ein anderes Übel wird gefördert

Die Idee als solche war gut. Aber diverse Nebeneffekte wurden nicht bedacht.
Patienten wollen nicht nur möglichst schnell einen Termin haben, sondern sie wollen auch einen Arzt aufsuchen, der vertrauenswürdig ist.
Gerade im Facharztbereich ist die Vertrauenswürdigkeit aber oftmals ein erhebliches Problem. Ich brauche keinen Arzt, der nur oberflächliche und unbrauchbare Untersuchungen vornimmt, wenn ich diverse unnütze und teure Zusatzangebote ablehne. Und ich brauche auch keinen Arzt, vor dem sich Patienten hinter vorgehaltener Hand gegenseitig warnen. Gleichzeitig ist aber zu vermuten, daß gerade solche Ärzte (auch wenn diese nur eine kleine Minderheit sind) genügend Termine frei haben, eben weil dort niemand hingehen will.

meagain
@15:51 von frosthorn

Ich erkenne Ihre Ironie. Leider ist es in Wirklichkeit sogar genau umgekehrt. Jeder Facharzt muss eine gewisse Anzahl von Terminen an die Servicestellen melden. Diese gehen sicher auch dann nicht in die normale Vermittlung zurück, wenn sie von der Servicestelle nicht abgerufen werden.
Da Ort, Zeit und Arzt nicht wählbar sind, vermute ich, dass wir in einigen Monaten von einer großen Zahl abgesagter oder nicht wahrgenommener Termine hören werden.

Statt einfach mal unsere beiden Versicherungssysteme, die jedes für sich kränkeln, in ein funktionierendes System zu überführen, wird lieber ein weiteres Bürokratiemonster erschaffen.

Liberaldenker
Dummschwätzer

Ich habe einfach mal nach "Servicestelle KV" gegooglt - und schon hatte ich die Infoseite gefunden, in der neben den Aufgaben der Servicestelle auch die Telefonnummer und Erreichbarkeitszeiten meiner zuständigen KV angegeben ist.

Und was hat der Transport eines Pflegebedürftigen oder Demenzkranken zum Facharzt mit der beschleunigten Vergabe eines Arzttermins zu tun? Ich habe bisher nicht gehört, dass auf Grund der Terminvergabe bei einem Facharzt über die Servicestelle auch geregelt wird, dass der Facharzt zum Kranken kommt. Oder wie soll die Kritik des Herrn Brysch interpretiert werden?

Wenn ich einen meiner Meinung nach derartig unqualifizierten Patientenvertreter erlebe, so wundere ich mich nicht, dass er durch die KV auch nicht angehört wird.

Und ich finde es betrüblich, dass unser öffentlich-rechtliches Fernsehen nicht besser recherchiert und einen qualifizierteren Interviewpartner sucht, der wirklich etwas Belastbares zum Thema sagen kann.

Frosty Candyman
Traum & Realisierung

Für ein derart modernes, steinreiches Land, stellt sich Deutschland aber sehr blamabel an, was Gesundheitsservice angeht. Da machen die Krankenkassen Jahr für Jahr Millionen an Gewinnüberschuss- -- und das System kann sich immer noch keine Vereinheitlichung als Service für die Kunden leisten.

ERSTAUNLICH

Da ist jeder andere kundenorientiert denkende Dienstleistungsanbieter in DE viel schneller mit der kostenl. 0800-Nummer.

"Uns ging es darum herauszufinden, wie Pflegebedürftige diesen Terminservice erreichen. Und da stellen wir fest, dass alle 17 Kassenärztlichen Vereinigungen darauf keine Antwort wussten."

Tja das kommt von der Wirtschaftskonkurrent___ die Krankenkassen stehen nun mal im Wettbewerb zueinander. Und jeder will nun mal seien eigenen Kunden betreuen.

Ist ein Terminservice überhaupt zu realisieren, in Betracht des Wettbewerbs___ so eine linke Quatsch"hippietraum"idee-- schon wieder >;(

wega
Wen wundert es

das in diesen Land bei bestimmten Dingen Chaos entsteht.16 Bundesländer und jeder will seine Vorstellungen durch bringen.
Wenn ich einen Termin brauch wende ich mich an meine Hausärztin.Ich hab noch nie lange warten müssen.
Aber solangsam bekommt man das Gefühl die Menschen in diesen Land können oder wollen nichts mehr allein entscheiden.

Axel de Sax
Möglicherweise ganz anderes Problem?

Da bin ich als Privatpatient schon etwas besorgt ..
Soll es etwa für alle jetzt schnell gehen? Kann ich nicht glauben. Ich habe selbst auf meinen ersten Termin beim Augenarzt im Dezember 2015 etwa 6 Wochen gewartet, auf einen beim Hautarzt 5 Wochen.
Da stimmt was ganz anderes nicht!

Oder ich hoffe mal, dass es bei mir zukünftig auch alles viel schneller geht. Im Sinne von: "Von allem mehr"!

Gast
Einmal aus dem echten Leben...

Kurz vorangeschickt:
Wir betreiben eine ländliche Praxis, spezialisiert als Internisten.
Unsere Termine liegen regulär bei 6-7 Monaten, bei Akutfällen ruft der Hausarzt an - dann kommt der Patient sofort, davon wird rege Gebrauch gemacht.
Unsere Patientenzahl liegt pro Quartal und Tag bei 140% vom Durchschnitt. Trotzdem kümmern wir uns liebevoll und geduldig um unsere schwerkranken Patienten.
Aktuelle Gesetzeslage:
Wir sind komischerweise offiziell in einem "überversorgten Gebiet", und unsere Praxis müsste laut dem "Versorgungsstärkungsgesetz" geschlossen werden.
Gleichzeitig wurde in Niedersachsen ein Callcenter mit 50 Angestellten auf unsere Kosten geschaffen. Wir müssen von dort Patienten annehmen, egal, wieviel wir schon haben. Wir als Ärzte bezahlen das Callcenter.
So, mal ehrlich: Das ist doch wie im tiefsten Sozialismus hier. Die, die anständig arbeiten, werden permanent in den Allerwertesten getreten. Und die Deutschen gehen noch mehr zum Arzt...

DasBertl
Dummschwätzer (Glashaus)

Es geht genau darum, dass da eben nichts geregelt ist. Bislang kommen derartige Patienten zu bei Ärzten in der Nähe unter (müssen aber dementsprechend lang warten). Jetzt dürfen sie quasi quer durch den Landkreis rasen um zu dem Arzt mit dem Termin zu kommen. Wer das bezahlen soll ist aber unklar. Es geht eben nicht darum wie der Arzt zum Patienten kommt sondern eben umgekehrt.
Davon mal abgesehen heißt "Teilweise sind die Nummern im Internet nicht verfügbar" eben dass wohl einige Nummer eben doch im Internet verfügbar sind.
Das ist genau die Art, wie es zur Dauerempörung über vermeintliche Lügenpresse, fremdgesteuerte Regierung und Chemtrails kommt.
Erst lesen, verstehen und dann seinen Senf dazugeben.

Soviel zu unqualifizierten Dummschwätzern.

Tedd24
Ein Anruf

"Ein Anruf bei der Servicestelle, und schon gibt es einen Facharzttermin? So einfach sei das nicht, sagt Eugen Brysch von der Stiftung "

Sollte Herr Gröhe anrufen und er wäre Pflichtversichert, könnte es sein, dass er super schnell eine Termin bekommt.

steamtrain
@ Liberaldenker

Eben kein Dummschwätzer sondern eher mißverständlich ausgedrückt. Bei der Vergabe von Terminen kann es durchaus geschehen daß der Arzt 25 oder mehr km von meinem Wohnort zu finden und ggf. nicht oder nur bedingt per ÖPNV erreichbar ist. Es kann auch sein, daß die Praxis nicht barierefrei zugänglich sein kann. Es wird eben nur der Arzt mit entsprechendem Fachwissen und freiem Termin vermittelt, egal wo er sitzt und wie er erreichbar ist. Auch das fachliche Können spielt bei der Vergabe der Termine keine Rolle. Also ich werde es weiterhin so halten wie bisher. Habe ich einen Facharzt wirklich nötig, gehe ich zu einem meines Vertrauens in für mich erreichbarer Nähe und kann mir sicher sein, auch wenn ich Stunden zu warten habe, ich auch eine Behandlung bekomme.

Adelante
Unsere Funktionäre

Ich lebe in einer westdeutschen Grossstadt. Hier gibt es einen einzigen Rheumatologen und nur eine Praxis [mit zwei Ärzten] für Lungenheilkunde.
Wenn die keine schnellen Termine frei haben, dann gibt es eben keine. Daran kann auch das neue System nichts ändern.
Oder will man mich in eine andere Grossstadt schicken, wo ich erstmal einen Stadtplan brauche um zum Arzt hinzufinden, und wer zahlt mir die Fahrtkosten? Das kann z.B. für Sozialgeldempfänger oder Rentner mit 600€ Monatsrente durchaus ein Problem sein.
Das Grundproblem ist der strukturelle Fachärztemangel, und der wird nicht mit 'Kinkerlitzchen' behoben, die sich nur bei Lesern und TV-Zuschauern gut anhören, die medizinisch selbst (noch) nicht betroffen sind.

Fellmonster Betty
Alles nur Bürokratenquatsch

Als Hausarzt habe ich bei dringender Indikation den Fachkollegen über den Patienten informiert, ihnen die Befunde gefaxt und in der Regel innerhalb von 3 Tagen einen Termin bekommen. Wo das nicht reichte, musste der Patient sowieso dringend mit dem NAW ins Krankenhaus. Bitte was wird für die immensen Kosten jetzt schneller.

DerVaihinger
Ich habe meine Zweifel

ob diese Servicestelle das hält, was deren Erfinder versprechen.
Wo sollen den auf einmal die freien Kapazitäten herkommen, die bisher nicht vorhanden waren.
Die Ärztedichte verändert sich ja nicht.
Ich bin leider gesundheitlich sehr angeschlagen.
Wartezeiten:
Pulmologe - 3 Monate
Kardiologe - 3 Monate
Neurologe - 6 Monate

Darunter geht nur die Noteinweisung ins Krankenhaus.

Ach, ehe ich das vergesse: Ich bin Privatpatient

L. Aurisch
@ Notarzt:

"So, mal ehrlich: Das ist doch wie im tiefsten Sozialismus hier. Die, die anständig arbeiten, werden permanent in den Allerwertesten getreten. Und die Deutschen gehen noch mehr zum Arzt..."

Das mag ja sein. Ich finde es aber nicht fair, dass Sie auf den Sozialismus schimpfen. Ich bin in der DDR aufgewachsen, da gab es im Grunde ein gutes Gesundheitssystem, aber auf Untersuchungen mit Ultraschall hätte man als Arbeiter auch warten müssen, das war praktisch nur für die die hohen Parteikader bestimmt.

L. Aurisch
@ Adelante

"Ich lebe in einer westdeutschen Grossstadt. Hier gibt es einen einzigen Rheumatologen und nur eine Praxis [mit zwei Ärzten] für Lungenheilkunde.

Rheumatologie ist normalerweise keine eigene Fachrichtung. Sie können sich zu einem Orthopäden überweisen lassen oder zu einem Internisten, der sich mit Rheumatherapie auskennt. Da gibt es einige, denn Rheuma ist eine häufige Krankheit.

Ähnlich verhält es sich mit Lungenheilkunde. Die Pneumologie ist in den meisten Praxen ein Untergebiet der inneren Medizin. Praxen ausschließlich für Lungenheilkunde sind mir keine bekannt.

Bernburger49
@ 17:36 von Notarzt

Sie irren, im Sozialismus sollen alle arbeiten. Die, die nicht arbeiten (wollen) werden permanent in den Allerwertesten getreten.

fritzimaus
Muss gar nicht

Leider falsch! Wir müssen überhaupt keine Termine nennen. Es gibt sie ja auch gar nicht. Das System ist einfach nur unausgegoren und dumm. Es rufen bei mir als Neurologin täglich Patienten an, die zu einem Psychiater wollen. Meine Mitarbeiter sind geschult und können in die richtigen Bahnen lenken. Die Sekretärin der KV hat keine Ahnung, also warten die Patienten 4 Wochen, um dann falsch zu landen! Nur ein Punkt, der den Blödsinn zeigt

träumensollteerlaubtsein
Begriffskorrektur

Es ist nicht korrekt, in diesem Kontext von "schnelleren Facharztterminen" zu sprechen.

Nahezu alle niedergelassen tätigen Vertragsärzte (= "Kassenärzte") sind Fachärzte.
Auch der "Arzt für Allgemeinmedizin" hat eine mindestens 3,5-jährige Facharztweiterbildung absolviert.
Einzige Ausnahme sind die ehemals "Praktischen Ärzte" als einzige Nicht-Facharztgruppe.
Dieser wurde aber 1990 abgeschafft. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert erhält nur eine Kassenzulassung, wer Facharzt ist. Der Anteil der unter Bestandsschutz fallenden "Praktischen Ärzte" von vor 1990 an der Gesamtärzteschaft ist extrem niedrig.

träumensollteerlaubtsein
Fällt jemandem das Paradoxon auf?

D hat eine der höchsten Ärztedichten (ca. 4 Ärzte pro 1000 Einw.) der Welt.

Trotzdem wird (Fach-)Ärztemangel beklagt.

Wie kommt das?
Ist die deutsche Bevölkerung weit überdurchschnittlich krank?
Spielen (zu) hohe Erwartungen hinein?
Wird zu oft zum Arzt gegangen?
Wird überdiagnostiziert, -kontrolliert und -therapiert?
Usw.

Es ist nicht nur, aber auch ein Systemproblem.
Eine hohe Ärztedichte erfordert ebenfalls ein hohes Maß an Patienten, Diagnostik, Therapien, Kontrollen etc., um wirtschaftlich funktionieren zu können.
Ein Krankenversicherungssystem, welches für einen pauschal eingezahlten Beitrag beliebig viele Konsultationen, Kontrollen, diagnostische Maßnahmen, Therapien usw. abdeckt, lädt zu großzügiger Inanspruchnahme ein.

Da beißt sich die Katze doppelt in den Schwanz.

L. Aurisch
@ Bernburger49

"Sie irren, im Sozialismus sollen alle arbeiten. Die, die nicht arbeiten (wollen) werden permanent in den Allerwertesten getreten."

Sozialismus bedeutet vorallem eine zentrale und bürokratische Planung von Funktionären, denen es egal sein kann, ob die Planung gut oder schlecht ist.

laurisch._karsten
@Namensverwurschter

"Rheumatologie ist normalerweise keine eigene Fachrichtung. Sie können sich zu einem Orthopäden überweisen lassen oder zu einem Internisten, der sich mit Rheumatherapie auskennt. Da gibt es einige, denn Rheuma ist eine häufige Krankheit."

.

Trotzdem ist die
https://de.wikipedia.org/wiki/Rheumatologie
eine anerkannte Fachrichtung der Medizin und unterversorgt.

Farnwedel
Am 25. Januar 2016 um 17:36 von Notarzt Einmal aus dem echten L

Nee, wie im Sozialismus ist das nicht - da gab es keine Callcenter und es war selbstverständlich, dass man zum nächstgelegenen Arzt gehen konnte. Wenn nicht ein Spezialist weiter weg nötig war.
Ihre Meldung ist für mich aber der lebende Beweis, dass mit den "überversorgten Gebieten" etwas nicht stimmen kann. Welche Kriterien liegen diesen Einschätzungen zugrunde? Fragt man da auch mal die Mediziner zu ihren Erfahrungen?

Wanderfalke
@Notarzt - 17:36

Das große Problem in diesem Wahnsinns-System ist, dass Sie als Mediziner und ich als Krankenpfleger bei der Arbeit aus einem fachlichen Ansatz handeln. Aus der Erfahrung - durch Beobachtung und Diagnosen gestützt - ergeben sich die Maßnahmen, die für die Versorgung eines Erkrankten erforderlich sind.

Die Systeme über uns, bestehend aus Ärztekammer, Krankenkassen bis hin zum Gesundheitsministerium denken in wirtschaftlichen Dimensionen, wo die Gesundheit in eine Kostenstruktur gepresst ist und entsprechend verwaltet wird. So erklärt sich, dass wir Bedarfe haben, die regelmäßig weit über 100% liegen, während die über statistische Erhebungen und Faktorisierungsmodelle Überversorgung und andere Weisheiten ermitteln.

So sind die Terminagenturen nur ein Reflex auf eine der vielen systembedingten Störungen. An den strukturellen Verwerfungen ändert das überhaupt nichts.