Proteste im Iran gegen die Hinrichtung des Geistlichen Nimr in Saudi-Arabien

Ihre Meinung zu Interview zu Saudi-Arabien: "Es geht um die Vorherrschaft"

Der Iran und Saudi-Arabien befinden sich seit Jahren in einem Kalten Krieg, sagt Nahost-Experte Steinberg. Im Interview mit tagesschau.de erklärt er die Hintergründe des Konflikts, die Folgen für die Region und wie der Westen darauf reagieren sollte.

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59 Kommentare

Kommentare

Matrose

Ja, wer sind denn nu die "Guten" ? Also ich kenn mich nicht mehr aus.

Gast
Wir brauchen die Saudis

Für Stabilität in der Region, für Unterstützung, für Öl, für Energiepolitik....

...ja, aber das alles könnte doch der Iran auch liefern? Warum "brauchen" wir denn die Saudis so stark dass man den Iran - der in weiten Strecken gemäßigter ist - nicht brauchen kann?

Der Artikel beleuchtet das leider gar nicht. Das mit der Atombombe ist ja gestorben, welche No-Go-Kriterien hat denn der Iran die Saudi-Arabien nicht hat?

henry.berlin
Europas Problem mit Saudi Arabien...

... konnte man bisher bei den Regierungen nicht hören. Warum hrauchem die USA und wir SA wegem des Terrorismus. Afghanistan, Irak oder andere Kriegsschauplätze wurden auch anders behandelt. Bei 9/11 stammen nach offizieller Version 15 von 19 aus SA. Aber die USA haben SA weder Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, noch mit Terror in Verbindung gebracht. Und warum wir ohne Terror SA brauchen ist unverständlich. Ignorieren und keine Kriegseinsätze ist der beste Schutz vor Terror.

karwandler
Strange bedfellows, indeed

"in Saudi-Arabien gibt es eine andere Lesart des Abkommens: Durch die Aufhebung der Sanktionen stehen dem Iran zusätzliche Mittel zur Verfügung, Regionalpolitik zu betreiben und seinen Einfluss auszubauen."

Seine Majestät in Saudi-Arabien und Herr Netanyahu in Jerusalem haben nämlich nicht nur aus angeblicher Angst vor einer iranischen Atombombe gegen das Abkommen polemisiert und intrigiert, sondern weil sie beide die Sanktionen wollten, um die Iran wirtschaftlich abzuwürgen und folglich in seinem Einfluss zu beschneiden.

Im Nahen Osten gibt's interessenüberschneidungen, die auf den ersten Blick - aber nur auf den ersten - unmöglich scheinen.

Suworow
Klare Fronten

Die Front verläuft zwischen Sunniten und Schiiten, vertreten durch das Königreich Saudi-Arabien einerseits und den Iran andererseits. Die sofortige Parteinahme des Sudans, Bahreins und vor allem der UAE unterstreicht, welches Lagerdenken vorherrscht.

Die UAE sind hier auch deshalb Konfliktpartei, weil sie sich seit den 60er Jahren um einige Inseln im persischen (arabischen?) Golf zanken. Ansonsten war das Verhältnis der UAE zum KSA ja nicht gerade glänzend - man erinnere den Streit um die Al Buraimi Oase (heute Al Ain auf UAE-Seite der dort verlaufenden Grenze).

Bahrein hat seit seiner Unabhängigkeit (übrigens wurde damals der Beitritt zu den UAE abgelehnt!) mit schiitischen Unruhen zu kämpfen. Ansonsten ist auch hier das Verhältnis zu dem KSA gespannt und erfüllt von andauernden Grenzkonflikten.

Wenn es jedoch um die sunnitische Einheitsfront gegen den Iran geht, zählt offenbar alles andere nicht mehr.

DerRückspiegel
@Matrose

Wie im richtigen Leben, gibt es weder die "Guten" noch die "Bösen". Iran ist fortschrittlicher, Saudi Arabien moderater. Beide unterstützen Terrorismus und führen Stellvertreterkriege, um ihre regionale
Macht zu stärken. Beide verstoßen gegen Menschenrechte. Beide haben meines Wissens in jüngerer Zeit noch nie Angriffskriege geführt.
Kulturell ist Iran dem Westen näher als Saudi Arabien. Hätten die USA nicht die Diktatur des damaligen Schah unterstützt, wäre Iran heute ein potenzieller Partner.
Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zeigt jedenfalls, dass auch der Islam unterschiedliche Auslegungen kennt, die sich teils feindlich gegenüberstehen.

Gast
Es geht um die Vorherrschaft. GENAU.

Und das auch noch im größeren Stil.
Das Aufbegehren im Westen war sehr leise - man will dem Waffenbruder (in jeglichem Sinne) Saudiarabien nicht mit dem Finger drohen, egal, was der sonst noch so in Syrien oder Jemen treibt. Ist er doch die Plattform, die man braucht für andere Aktionen.
Es ist eine Schande, wie Deutschland hier agiert. Ein Trauerspiel , die Politik der letzten 20 Jahre.

adagiobarber
Immer die gleichen Verdächtigen:

Religiöse Ideologie, unverrückbarer politischer Herrschaftsanspruch, geschürter Hass, militärisch verteidigte Einflußwahrung, Anspruch auf die einzig gültige Wahrheit.

Alles nur möglich, solange die Analphabetenrate hoch bleibt.

alberosud1
Interessen versus Moral

"Außenpolitik hat nichts mit Moral zu tun; es geht dabei ausschließlich um die eigenen Interessen."
Ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, aber es trifft wohl den Kern auch in dieser Auseinandersetzung. Ein hartes Urteil fürwahr -aber wohl realistisch. Manch einer wird fragen: Wo bleibt da die Moral?
Aber die Guten und Bösen zu unterscheiden wird immer schwieriger: Die Welt ist kompliziert geworden, einfache Lösungen scheint es nicht mehr zu geben.

Deutschland und selbst die EU spielen bei den Konflikten im Nahen Osten kaum eine Rolle.
Damit wird auch klar, dass die Ursachenbekämpfung der Flüchtlingskrise a la Merkel in diesem Bereich eher ein Wunschtraum ist.

Und ohne Saudi-Arabien zu verteidigen: Möge es uns erspart bleiben, dass dieses Land ins Trudeln gerät und sich weitere Hunderttausende auf den Weg nach Westen machen. Das muss wohl unser Hauptinteresse sein.

Gast

Für die strategischen Weltmachtinteressen der USA scheint Saudi Arabien unverzichtbar. Aus europäischer Sicht sieht das anders aus. Unser Interesse ist es, Stellvertreterkriege schnellstmöglich zu beenden, damit sich die Flüchtlingsströme nicht weiter verstetigen. Dies können wir nur erreichen, wenn wir uns im Konflikt Iran - S.A. tatsächlich neutral verhalten. Eine Partnerschaft mit nur einem der Kontrahenten kann nicht zielführend sein. Dass bedeutet, wir haben hier auch andere Interessen wie die USA. Die EU Staaten sollten die Waffenlieferungen an S.A. umgehend einstellen. Auch die Handelsbeziehungen sollten sich nicht von denen zu Iran unterscheiden, d.h. wir sollten zu beiden Seiten gute Handelsbeziehungen unterhalten. Ziel der Verhandlungen muss sein, zwischen S.A. und Iran eine Machtbalance zu erreichen, keinem der beiden Kontrahenten eine Vorherrschaft in der Region erlaubt. Die religiösen Minderheiten müssen in den jeweiligen Ländern geschützt werden.

Bernd39
traurig, aber wahr

Wieder einmal kommt ein Wissenschaftler zu Wort, der ein Problem nicht vom wissenschaftlichen, sondern ideologischem Standpunkt betrachtet. (ohne Ideologie wird man nicht Berater der Regierung!)
Heizölrückstoßa... und henry.berlin haben das besser erkannt, als der Interviewer. Warum nur stellt dieser nicht die Fragen, die die User aufwerfen?
Am Öl kann es wohl nicht liegen!
Iran bei Öl Platz 4 und bei Gas Platz 2 in der Welt. Die USA könnten mehr aus Südamerika und Europa aus Russland beziehen. SA wäre dann nicht erst in 5, sondern in 2 Jahren insolvent. Ja wenn man nur wollte!

derdickewisser
Vorherrschaft

Bei Religionskriegen geht es immer um die Vorherrschaft und nie um konkrete theologische Fragen. Das war im 30jährigen Krieg ebenso wie in den vielen Kriegen zwischen Sunniten und Schiiten. Dennoch bleibt die Religion das auslösende weil in ihrer jeweiligen "konfessionellen" Spielart identitätsstiftende Element.
Die Konflikte sind daher auf keinen Fall von ihrem religiösen Hintergrund abtrennbar, das wären sie auch im 30jährigen Krieg nicht gewesen. Ohne religiöse Verwerfungen gäbe es diese Kriege nicht, weil es nicht die unterschiedlichen Gruppierungen gäbe, die um die Vorherrschaft streiten.

Langer Eugen
18:03 von Heizölrückstoßa

@Heizölrückstoßa...

wo ist denn der Iran gemäßigter?
Der ist sehr radikal

rossundreiter
@Heizöl, 18:03

Richtig. Das ist die Preisfrage.

Aber die kann uns scheinbar weder Herr Steinberg noch irgend jemand sonst auf tagesschau.de beantworten.

Politikanschauer
Sunna vs. Shia

In meinen Augen überwiegt der religiös-ideologische Konflikt mehr. Der wahabitisch-sunnitische Islam hat als Ziel, die Schiiten zu vertreiben, sie zu eliminieren. Das wiederum hat sicherlich auch wieder einen Machtzuwachs zur Folge, der beachtlich ist. Im Jemen geht es primär gegen die Huthi-Rebellen, die der schiitischen Glaubensrichtung anhängen. Assad ist Alevit, der wiederum von den Schiiten geduldet werden, da gewisse tendenzielle Ähnlichkeiten bestehen. Die Schiiten sind mit 15 % eine Minderheit im Islam, beherrschen aber Länder wie den Irak und Iran. Somit sind sie ein Dorn im Auge der Sunniten.
Tja, eine Assoziation zum 30jährigen Krieg ist durchaus erlaubt. Also Zeit für eine Aufklärung des Islam.

kommtdaher

Wer die Guten sind? Simpel. Klar, ich mach's mir einfach. Das geht aber, weil ich in einem Rechtstaat lebe mit ethischen und demokratischen und moralischen Grundsätzen, wenn nicht gar Fundament. Mitglied zahlreicher Organisationen, Menschenrechte, etc. Also schaue ich einfach darauf, an wen wir Rüstungsgüter liefer.Iran?Nein. Saudi-Arabien? Ja. Und dann erinnere ich mich, was einmal ein Präsident verkündet hat. Ein Präsident unseres Werteverbündeten mächtigsten Staates: Die Achse des Bösen...

Prof.
Cui bono?

Saudi Arabien wurde vom "Westen" hochgerüstet, um als traditioneller Feind des Irans zu agieren.

Denn der Westen will die Ölquellen wie im Irak in Besitz nehmen.

sprutz
Erstaunlich

Ich finde es Erstaunlich wie offen drüber gesprochen wird das Saudi-Arabien offen die "Rebellen" in Syrien unterstützt. Und das ohne irgendeiner Art von Konsequenzen. Macht das selbe Russland gibt es Wirtschaftssanktionen. Diese Bigotterie ist kaum zu fassen.

suomalainen
mal auf der zunge zergehen lassen:

die saudis halten u.a. den ölpreis niedrig um US-amerikanische (ein herr Steinberg sollte als experte wissen, dass AMERIKA ein kontinent ist!!!) vom markt zu drängen. merke: herr Steinberg spricht explizit davon, dass die USA auf SA angewiesen ist als strategischem partner. so gehen also wichtige partner miteinander um: der eine versaut dem anderen das geschäft und die selbsterkärte weltmacht hält still!

spannend wird sein, wenn sich die inneren spannungen in SA immer mehr aufbauen und sich irgendwann im öffentlichen protest gegen das königshaus entladen werden. das saudische königshaus wird mit aller militärischen macht gegen seine eigenen landsleute vorgehen. es wird spannend sein, dann zu sehen, wie weit es mit dem demokratieverständnis der westlichen welt her ist...

Eszet

Ich frage mich: Wie würde wohl SA (Regierung und Volk) reagieren, wenn man im Iran einen zum Gewaltverzicht aufrufenden Sunniten hinrichten würde?

Demokratien mögen in der Gegend/Kulturkreis Utopien sein. Dass die zivilisierte Welt jedoch nicht schon einschreiten wenn solche völlig absurden Gesetze (Todesstrafe bei Kleinigkeiten) verabschiedet werden, ist mir ein Rätsel.
Das lässt bei mir nur einen Schluss zu: Die Mächtigen Demokratien nehmen zwecks anderer Interessen alles bewusst in Kauf und begnügen sich mit der Rolle des Feuerwehrmanns wenn es mal brennt.

Zwicke
18:40 von alberosud1

"Interessen versus Moral..."
_
Oh nein - bitte hier keine moralphilosophischen Diskurse versuchen ... Moral ist der Realpolitik so fremd wie einer Kuh das Schlttschuhlaufen._
_
Beim Konflikt zwischen SA und Iran geht es um die "Reparatur" der gescheiterten US-Politik, den Iran schon 1953 durch einen CIA-Putsch, und später durch den Kauf des Shah-Regimes (Reza Pahlevi) unter ihre wirtschaftliche Kontrolle zu bringen. Beides mißlang, letzteres sogar fulminant durch unsere "französischen Freunde" und die Zahl "Elf", die Ayatollah Khomeini die "siegreiche" Heimkehr ermöglichten. Der aber allen einen Strich durch die Rechnung machte ... und erst so die Beduinenfürsten am anderen Ufer der Persichen Golfes zu neuen Freunden der USA machte. Daß dort - damals wie heute - politisch das brutale Mittelalter praktiziert wird, spielt politisch keine Rolle. Zumal - leider - auch der historisch und kulturell weit überlegene Iran (Persien) als Mullah-Republik wieder mittelalterlich wurde. Schade!

Bikky-kun

Wohl weniger ein religiöser (Shia vs. Sunna), denn ein ethnischer (Perser vs. Araber) Konflikt...
-
Wobei gerade die Golfmonarchien eine Riesenangst vor einem Iran haben, das aktiver Teil der Region ist.
-
Interessant ist auch, dass in Sachen Menschenrechten und Demokratie der Iran deutlich weiter (näher am westlichen Standard) ist, als alle Golfmonarchien... mit Ausnahme vllt. der VAE. (Wobei natürlich noch SEHR viel zu reformieren wäre)
Auch kulturell/historisch sind die Verbindungen zu Europa deutlich besser und tiefer, als die der Araber.
-
Daher ist die Angst der arabischen Despoten (dass der Westen sich eher dem Iran zuwendet) nicht ganz unbegründet.

Axtos
@Heizölrückstoßa...

""Das mit der Atombombe ist ja gestorben, welche No-Go-Kriterien hat denn der Iran die Saudi-Arabien nicht hat?""

Er lässt sich nicht von den USA ...helfen.

DD1962
Wir dürfen doch

...davon ausgehen, dass es keine Chance auf Frieden im Nahen Osten gibt, bis der Islam im 21. Jahrhundert angekommen ist. Solange die religiösen Führer dort das Sagen haben, geht mich Vernunft gar nichts. Ausser Israel ist es keinem Staat dort gelungen, einen solchen aufzubauen.

pnyx

"Deshalb werden sie kaum von Saudi-Arabien fordern, diese nicht gegen gefährliche Terroristen zu verhängen."
Darum geht es ja nicht. Es geht um die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen, der allenthalben als Vertreter des gewaltlosen Widerstandes angesehen wurde. Im Fall al-Nimrs von Terrorismus zu sprechen ist abstrus. Es handelt sich eindeutig um eine kalkulierte Provokation, mit dem Ziel dem Iran den Weg zur Normalität zu versperren. Der Westen - auch AI und verwandte Organisationen - macht wieder mal eine zweifelhafte Figur. Die Hinrichtung als solche war angekündigt. Ich hab niemanden gehört, der sich für al-Nimr so warm eingesetzt hat, wie für den - ebenfalls abstruserweise - zu Peitschenhieben verurteilten saudischen Blogger. Das grenzt an Komplizenschaft.

pkeszler
@Matrose

"Ja, wer sind denn nu die "Guten" ?
Wer nach unseren Vorstellungen zwischen "Gut" und "Schlecht" unterscheiden will, der erleidet Schiffbruch. Denn der Konflikt zwischen den Saudis und Iran ist ja in erster Linie ein Glaubenskonflikt, den ein Europäer kaum verstehen kann.
Also sollten wir uns im Wesentlichen auf Handelsbeziehungen ohne die Lieferung von Waffen beschränken. Gabriel hat ja wenigstens die Lieferung von Leopard-Panzern an Saudi-Arabien unterbunden.

bengelchen
Umschwenken....!

Eines ist klar.Unsere Politik muss umdenken. Bei den Saudis können wir etwas Waffen liefern sonst haben die alles. Aber 80 Millionen Iraner sind er kommende Markt.
Iran hat auch Öl,also jetzt Druck auf die Saudis und mit dem Iran Geschäfte machen.

AK47
Wie denn nun?

"Die Saudis sind fest entschlossen, iranische Einflussgewinne etwa im Libanon, in Syrien, im Irak und eben im Jemen mit allen nur möglichen Mitteln zu bekämpfen. Das will Teheran nicht zulassen und unterstützt deshalb im Gegenzug die Huthi-Rebellen."

"Das ist auch die Ursache des Konflikts im Jemen: Saudi-Arabien hatte Angst, dass das Land in die Einflusssphäre des Iran gerät und deshalb im März 2015 den Krieg begonnen."
Mit anderen Worten: SA hat den Krieg im Jemen begonnen, aus Angst, dass es keine SA-hörige Regierung mehr gibt?
Und die westl. Partner? Klatschen Beifall.
Wie sieht eigentlich die Unerstützung der Huthi-Rebellen durch den Iran aus? Im Norden und Osten ist das Land durch die Sunniten abgeriegelt. Im Süden und Westen ist Meer, welches ebenfalls abgeriegelt ist.

"Zum einen ist es [SA] einer der letzten starken Verbündeten in der Region."
Mir fallen da Israel, Jordanien, VAE, Kuweit, Bahrein, Oman, Pakistan, Afghanistan und die Türkei ein.

WM-Kasparov-Fan
@DD1962

"Wir dürfen doch davon ausgehen, dass es keine Chance auf Frieden im Nahen Osten gibt, bis der Islam im 21. Jahrhundert angekommen ist. Solange die religiösen Führer dort das Sagen haben, geht mit Vernunft gar nichts. Ausser Israel ist es keinem Staat dort gelungen, einen solchen aufzubauen."

Sie überschätzen die Vernunft im Allgemeinen.
Auch Israel wurde nicht wegen der menschlichen Vernunft gegründet und/oder aufgebaut.

Wenn es Vernunft im Allgemeinen, d.h. im menschlichen Wesen zu einem größeren Teil geben würde, gäbe es weltweit keine Staatsgrenzen - sondern nur eine einzige erdumspannende Gemeinschaft (jeder der 8 Mrd. ist per Du zu jedem anderen der 7.999.999.999).

Gast
um 19:26 von Prof

+++ Denn der Westen will die Ölquellen wie im Irak in Besitz nehmen +++
Zaehlen Sie zum Westen etwa China ???
Vielleicht sollten Sie mal googl'n wer aus dem Irak Oil rausholt !!!

um 18:45 von Bernd39
+++ SA wäre dann nicht erst in 5, sondern in 2 Jahren insolvent. +++
Wissen Sie was Insolvent bedeutet ???
Und was machen die Saudis mit ihren angelegten Geldern ( Milliarden $ ) in D, EU und auch bei uns ???

Правда
Gewaltloser Widerstand?

@ pnyx:
"Darum geht es ja nicht. Es geht um die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen, der allenthalben als Vertreter des gewaltlosen Widerstandes angesehen wurde."

Der Iran hat allerdings bisher auch nicht gezögert, Vertreter des "gewaltlosen Widerstandes" hinzurichten.

Правда
Wie nahe?

@ Bikky-kun:
"Interessant ist auch, dass in Sachen Menschenrechten und Demokratie der Iran deutlich weiter (näher am westlichen Standard) ist, als alle Golfmonarchien..."

Wieviel weiter denn?
Gute Frage. Dazu fällt mir ein Zitat ein:
Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge wurden im Iran zwischen dem 1. Januar und dem 15. Juli 2015 insgesamt 694 Menschen hingerichtet. Dies stellt einen beispiellosen Anstieg von Hinrichtungen in dem Land dar und entspricht mehr als drei Exekutionen pro Tag.

Правда
Strategische Interessen

Wenn sich Deutschland wegen der Menschenrechtslage von der Kooperation mit Saudi-Arabien abwenden würde, würden sich einige Strategen bei einer jetzt grad mal nicht näher genannten östlichen Großmacht freuen.

Правда
Westen ist ausnahmsweise unschuldig

@ Prof.:
"Denn der Westen will die Ölquellen wie im Irak in Besitz nehmen."

Hat der Westen die Ölquellen im Irak wirklich in Besitz genommen? Das würde mich wundern. So weit ich weiß, zahlt jeder Abnehmer für irakisches Öl den Weltmarktpreis, egal aus welcher Himmelsrichtung. Und der größte Abnehmer ist China.

AK47
21:00 von Правда

Fragen Sie doch mal nach Wahlen im Iran und in Saudi-Arabien.
Fragen Sie doch mal nach der Religionsfreiheit in den beiden Ländern und sie werden deutliche Unterschiede sehen.

Wohlstandsbäuchlein
@ AK47

"Fragen Sie doch mal nach Wahlen im Iran und in Saudi-Arabien.
Fragen Sie doch mal nach der Religionsfreiheit in den beiden Ländern und sie werden deutliche Unterschiede sehen."

Welche Unterschiede? Das habe ich jetzt nicht verstanden.
Hat der Iran mehr Glaubensfreiheit, oder Saudi-Arabien? Das haben Sie leider weggelassen.
Ich kann mich nur noch daran erinnern, mal gelesen zu haben, dass man in einem von beiden Ländern bei Abfall vom muslimischen Glauben gekreuzigt, im anderen gesteinigt werden kann.

Wohlstandsbäuchlein
@ Правда

Danke für Ihre Beiträge. Manche Menschen lassen gerne weg, dass der Iran im Schnitt mehr als drei Menschen pro Tag hinrichtet. Das Völkerrecht erlaubt die Todesstrafe - wenn ein Staat sie denn unbedingt für nötig erachtet - nur bei Tötungsdelikten. Dem Iran ist das einerlei, dort wird auch bei Ehebruch gesteinigt (aber nur die Frau).

pnyx
um 20:54 von Pravda

"Der Iran hat allerdings bisher auch nicht gezögert, Vertreter des "gewaltlosen Widerstandes" hinzurichten."
Erstens müssten sie diese Behauptung mit nachprüfbaren Beispielen belegen, zweitens ist es für die provokative Wirkung wesentlich, dass es sich bei al-Nimr um einen ranghohen schiitischen Geistlichen handelte.

anders
Langfristig ist Iran der bessere Partner für den Westen!

Die Macht von SA basiert allein auf Öl - damit wird mittelfristig kein Staat zu machen sein.
Die Clan-Gesellschaft in SA weist wenig Kompatibilität zum Westen auf und läßt kaum erwarten, dass die Menschen in SA eine ölunabhängige Wirtschaft aufbauen könnten.
Die Historie der letzten 120 Jahre Irans zeigt, dass die iran. Gesellsch schon lange auf dem Weg zur Bürgerlichkeit unterwegs ist.
Die iran Revolution war u.a. ein erfolgr. Aufstand gegen den unseeligen Einfluss der USA. Somit stehen die Iraner vom Grundansatz dem Westen deutlich näher als die Araber. Der Westen macht derzeit den Fehler, Iran mit schiitischen Mullahs gleichzusetzen - die derzeit dort das vordergründige Sagen haben , aber nicht langfristig.
Es liegt allein am Westen, dem Iran auf Augenhöhe zu begegnen; hieraus könnte sich eine unbequeme aber sehr vielschichtige Partnerschaft ergeben.
Schon heute ist Iran trotz langj. Embargo ein Schwellenland, SA ist davon noch sehr weit entfernt.

Gnom
Warum?

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir Saudi-Arabien als Partner brauchen, etwa bei der Bekämpfung von Terrorismus, in Syrien oder in der Energiepolitik.

Es wäre schön gewesen, wenn Herr Steinberg obigen Satz näher erklärt hätte. Ich sehe Saudi- Arabien, aus bekannten Gründen, nicht als verlässlichen Partner in der Terrorismusbekämpfung und der Syrien- Frage. Auch die Energiepolitik ist reine Marktwirtschaft und da ist Saudi- Arabien kein Monopolist!

Nachdenkender1952
Es ist kein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten.

Die Schiiten haben keinen "Führungsanspruch" im Islam, sie tolerieren durchaus sunnitische Muslime, ebenso wie die christliche und jüdische Religion. Im Iran können jüdische und christliche Menschen ebenso wie sunnitische Muslime unbehelligt ihre Religion ausüben.
In SaudiArabien sieht das völlig anders aus. Es geht den Herrschern von Riad dabei nicht um die Herrschaft von Sunniten, sondern ausschließlich um die Herrschaft ihrer eigenen extremen Auslegung des Islam, um den Wahabismus. In SA wird nichts Anderes toleriert, selbst gemäßigte andere Auslegungen des Islam von Sunniten nicht, und natürlich schon gar keine nicht-islamischen Religionen. Die Mehrheit der Sunniten weltweit sind durchaus nicht Anhänger des Wahabismus. Wenn der Konflikt zwischen SA und dem Iran religiös untermauert sein sollte, dann ist es ein Konflikt zwischen dem Wahabismus, der nichts Anderes neben sich duldet, und dem schiitischen Islam, der andere Religionsausübungen toleriert.

laurisch._karsten
@Wohlstandsbäuchlein

"Ich kann mich nur noch daran erinnern, mal gelesen zu haben, dass man in einem von beiden Ländern bei Abfall vom muslimischen Glauben gekreuzigt, im anderen gesteinigt werden kann."

.

Also im Iran wird der Präsident und das Parlament gewählt. In Saudi Arabien gibt es keinen Präsidenten der gewählt werden kann. Im Iran haben die Frauen das allg. Wahlrecht. in Saudi Arabien dürfen sie nur in den Kommunen wählen und gewählt werden. Im Iran ist es Christen und Juden möglich ihre Religion ungestört auszuüben. In Saudi Arabien sind diese Religionen verboten. Reichen Ihnen die Unterschiede für das erste?

Boris.1945
694 Hinrichtungen im Iran 2015?

Aber diese Hinrichtungen sind mit denen in SA selbstverständlich nicht vergleichbar.
*
Für die Beseitigung des Schahs haben unsere 68er schliesslich in München demonstriert.
*
Also ist die Vorherrschaft doch immer noch geklärt?
*
Man kann sich doch nach dem langen Marsch durch die Institionen nicht irren?

annette bauer
strategisch denken

"Steinberg: Ich glaube nicht, dass die jüngsten Ereignisse den Krieg in Syrien maßgeblich beeinflussen werden. "

Ich bin im Gegenteil der Ansicht, dass die jüngsten Ereignisse in Syrien die Hinrichtung der schiitischen Oppositionellen mitausgelöst haben.
Letzte Woche wurde dort Zahran Alloush, der islamistische Führer der Jaysh al Islam durch syrische (oder russische) Luftschläge getötet. Alloush war ein Protégé der Saudis.
Seine Tötung macht offensichtlich, dass Saudi-Arabien samt seinen sunnitischen Verbündeten (Türkei, Qatar) auf dem syrischen Schlachtfeld zurzeit das Nachsehen haben.
Die Saudier schulden es sich, das zu reparieren!
(nmA denken sie so)

Die Hinrichtung der Schiiten ist Teil einer Gegenstrategie, mit der die Verhandlungen in Genf torpediert und Russland geschädigt werden sollen.
Aus mit Putins kurzem Prozess in Syrien.

Herr Steinberg, Sie analysieren gut, aber Ihr strategisches Denken dürften Sie noch weiter entwickeln.

karwandler
re wohlstandsbäuchlein

"Welche Unterschiede? Das habe ich jetzt nicht verstanden.
Hat der Iran mehr Glaubensfreiheit, oder Saudi-Arabien?"

Googlen Sie doch einfach mal, in welchem Land es nicht-muslimische Minderheiten gibt.

Nachfragerin
@adagiobarber

18:25 von adagiobarber:
"Immer die gleichen Verdächtigen:
Religiöse Ideologie, unverrückbarer politischer Herrschaftsanspruch, geschürter Hass, militärisch verteidigte Einflußwahrung, Anspruch auf die einzig gültige Wahrheit.
Alles nur möglich, solange die Analphabetenrate hoch bleibt."

Falsch. Das ist reine Machtpolitik, die sich jedem Volk als notwendig verkaufen lässt. Das funktionierte vor vielen Jahrzehnten in Deutschland und es funktioniert heute noch in Staaten mit Weltmachtsanspruch. Die Propaganda macht's möglich. (Die Ideologien dahinter waren damals der Rassenwahn und heute das ewige Wirtschaftswachstum.)

Werner40

Solange Religion als Vorwand zur Durchsetzung von autoritären Machtinteressen sowohl im Iran als auch noch stärker in Saudi-Arabien benutzt und von der jeweiligen Bevölkerungsmehrheit akzeptiert wird, wird sich an der Verbesserung von Menschenrechten dort nicht viel ändern.

sprutz
@ 21:52 von Wohlstandsbäuchlein

"Welche Unterschiede? "

Nur mal zu ihrer Info. Im Iran lebt die größte Jüdische Gemeinde im Nahen Osten außerhalb von Israel.

Was meinen sie wohl wie viele Synagogen und Kirchen gibt es in Tehran und wie viele in Riad?

Nachfragerin
@Eszet

19:39 von Eszet:
"Die mächtigen Demokratien nehmen zwecks anderer Interessen alles bewusst in Kauf und begnügen sich mit der Rolle des Feuerwehrmanns wenn es mal brennt."

Die Länder, auf die Sie anspielen, würde ich eher als Tankwarte bezeichnen, die lieber Öl ins Feuer gießen als es zu löschen. Über moralische Aspekte lässt sich wunderbar lamentieren, solange die wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen bedient werden.

morus1500
Frage

"Die Verurteilung und Hinrichtung des Geistlichen Nimr ist sehr fragwürdig. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir Saudi-Arabien als Partner brauchen, etwa bei der Bekämpfung von Terrorismus, in Syrien oder in der Energiepolitik."

Die Hinrichtung ist "fragwürdig". Also vielleicht doch nicht völlig falsch?

Welche Terroristen sollen mit dem Partner Saudi Arabien in Syrien bekämpft werden? Außer denen die von SA unterstützt werden bleibt doch kaum noch etwas übrig? !

rr2015
nicht nur da

wir werden uns noch wundern. Die "König-Abdallah-Initiative für landwirtschaftliche saudische Investitionen im Ausland seit 2008" kennen sicher die Wenigsten. Denn die Saudis haben Ihre Wasserresourcen verschwendet und strecken nun die Hände nach den Senegal und anderen Ländern aus. Hier entstehen riesige Probleme- der Kampf ums Wasser in der islamischen Welt hat begonnen. Der Islam wird Mittel zum Zweck. Als ich las, dass der Islam das anlügen eines Ungläubigen erlaubt ist mir alles klar. Aber die Politik schweigt. Tja ,schön wenn Putin, Assad usw. an allen schuld ist bei vielen Foristen. Es wird immer schwieriger den Überblick zu behalten. Auch die Usa setzt ihre Interessen durch.

Nachfragerin
@Pravda

21:08 von Pravda:
"Wenn sich Deutschland wegen der Menschenrechtslage von der Kooperation mit Saudi-Arabien abwenden würde, würden sich einige Strategen bei einer jetzt grad mal nicht näher genannten östlichen Großmacht freuen."

Ein solcher Schritt sollte alle Menschen erfreuen, die keine Freunde von fanatisch-religiösen Regierungsformen sind. Man könnte in diesem Fall sogar Sanktionen verhängen, ohne die Gründe dafür erst erfinden zu müssen.

Matrose
20:26 von pkeszler

". . . denn der Konflikt zwischen den Saudis und Iran ist ja in erster Linie ein Glaubenskonflikt, den ein Europäer kaum verstehen kann."
Glaub ich kein Wort von. Ohne Religonswissenschaftler zu sein, wage ich zu behaupten das, genau wie bei den christlichen Konfessionen , der Unterschied zwischen Schiiten und Sunis kein Gähnen wert ist. Es wird wie bei den meisten Konflikten um regionale Machtpositionen und wirtschaftliche Uberlegungen gehen.

Nachfragerin
@DerRückspiegel

18:22 von DerRückspiegel:
"Beide [Iran und Saudi-Arabien] haben meines Wissens in jüngerer Zeit noch nie Angriffskriege geführt."

Saudi-Arabien führt derzeit einen Angriffskrieg im Jemen.

fathaland slim
19:18, Politikanschauer

"Assad ist Alevit, der wiederum von den Schiiten geduldet werden, da gewisse tendenzielle Ähnlichkeiten bestehen."

Nein, er ist Alawit. Das ist eine schiitische Sekte.

peter Schäfer
Nicht mit Wattelugeln

Es ist immer das gleiche. Auf Regime, die die Menschenrechte missachten wird aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen Rücksicht genommen.
Bevor Tausende sterben oder fliehen sollte man besser das Dutzend Verbrecher aus dem Verkehr ziehen.

BigShrimp
Irreführende Bilder als Illustration.

Im Beitrag "Abbruch diplomatischer Beziehungen zum Iran" wird eine arabische Delegation auf einer Wehrmesse gezeigt. Allerdings ist dort Muhammad bin Raschid Al Maktum, Emir von Dubai, zu sehen, der in seiner Funktion als Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate die Messe besuchte. Die Bilder haben keinen Bezug zum Beitrag, in dem es um die Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien geht (außer, dass es Araber in Landestracht zeigt).

derkleineBürger
von AK47: "Fragen Sie doch

von AK47:
"Fragen Sie doch mal nach Wahlen im Iran und in Saudi-Arabien."
Iran:
Neben den Abgeordneten des Parlaments wählen die Iraner auch den Expertenrat neu, der das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik nominiert und auch wieder absetzen kann.

Saudi-Arabien:
Erbmonarchie!

von AK47:
"Fragen Sie doch mal nach der Religionsfreiheit in den beiden Ländern und sie werden deutliche Unterschiede sehen."

Iran:
Obwohl der schiitische Islam Staatsreligion ist, werden in der Verfassung einige religiöse Gruppen – darunter auch die Christen & Juden – anerkannt.

Saudi-Arabien:
Das Land ist so intolerant in Sachen Religion, dass sogar Muslime, die nicht dem fundamentalistischen Wahhabismus angehören, Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Auf den Übertritt vom Islam zum Christentum steht die Todesstrafe, Bibeln sind verboten.

Gast

Man könnte sich auch einfach mal informieren, z.B. über den Iran.
Der Schutz aller religiösen Minderheiten hat Verfassungsrang (und es gibt ein altes Dekret von Chomeini, das es ausdrücklich vorschreibt), es existiert eine Reservierung von 5 Sitzen im Parlament für religiöse Minderheiten (Art. 64 der Verfassung).
Die größte Anzahl von Juden in der Region außerhalb Israels lebt - im Iran, und das weitgehend konfliktfrei, jedenfalls unter religiösen Aspekten.
Es leben ca. 300.000 Christen im Iran, es gibt ~ 600 Kirchen.
Man könnte Isfahan erwähnen, mit vielen wunderschönen Kirchen und Synagogen usw.

Ich zähle bewusst nur die "positiven" Seiten auf, da es um den Vergleich zu Saudi-Arabien geht, wo es im Vergleich in jeder Hinsicht finster aussieht.
Der Iran (Persien) ist eine jahrtausendalte Kulturnation - daran ändert auch das momentane klerikal-faschistische Regime nur wenig.